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Eine warmherzige wie heilsame Einladung, anders mit der eigenen Lebenszeit umzugehen. »Alle sollten dieses Buch haben. Also wirklich alle!« Axel Hacke Eine Entdeckung für unsere erschöpfte Gegenwart: Natürlich kann man leben ohne Smartphone und Hetze. Das weiß, wer jemals ein Kind spielen sah – tagelang fantastisch versunken mit einer einzelnen Kastanie, einem Stock oder einem selbstgemachten Bumerang. Robert Paul Smiths legendärer US-Bestseller richtet sich an alle in jedem Alter, die einfach für sich selbst Zeit haben wollen. Wie baut man einen Papierflieger? Was kann man mit dem herrlich geformten Kern eines Pfirsichs anstellen? Dieses Geschenk von einem Buch ist keine schlichte Bastelanleitung. Sondern eine so warmherzige wie heilsame Einladung, anders mit der eigenen Lebenszeit umzugehen. Es ist über ein halbes Jahrhundert alt und wie für heute geschrieben.
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Seitenzahl: 89
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Eine Entdeckung für unsere erschöpfte Gegenwart: Natürlich kann man leben ohne Smartphone und Hetze. Das weiß, wer jemals ein Kind spielen sah — tagelang fantastisch versunken mit einer einzelnen Kastanie, einem Stock oder einem selbstgemachten Bumerang. Robert Paul Smiths legendärer US-Bestseller richtet sich an alle in jedem Alter, die einfach für sich selbst Zeit haben wollen.Wie baut man einen Papierflieger? Was kann man mit dem herrlich geformten Kern eines Pfirsichs anstellen? Dieses Geschenk von einem Buch ist keine schlichte Bastelanleitung. Sondern eine so warmherzige wie heilsame Einladung, anders mit der eigenen Lebenszeit umzugehen. Es ist über ein halbes Jahrhundert alt und wie für heute geschrieben.
Robert Paul Smith
How to Do Nothing With Nobody All Alone By Yourself
Illustriert von Elinor Goulding Smith
Aus dem Englischen von Stephan Kleiner
Hanser
Für Nathalie, die meinen Spinat gegessen hat
Jedes Buch hat sein Schicksal. Das von HOW TO DO NOTHING WITH NOBODY ALL ALONE BY YOURSELF besteht darin, bei manchen Menschen glänzende Augen hervorzurufen. Wer in den USA in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein Kind war, der erinnert sich mit einiger Wahrscheinlichkeit an dieses schmale Buch, das von mehreren amerikanischen Kinder- und Elterngenerationen heiß geliebt wurde und ein nationaler Bestseller war. Und er oder sie erinnert sich voller Wärme vermutlich an noch etwas: an ein spezielles, einzigartiges Gefühl, wie nur große Kunstwerke sie vollendet zum Ausdruck bringen.
HOW TO DO NOTHING WITH NOBODY ALL ALONE BY YOURSELF erzählt vom Gefühl, unendlich viel Zeit zu haben.
Ein Lebensgefühl ist das, das den begeistert lesenden Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen schon beim Erscheinen des Buches 1958 überaus kostbar und gefährdet erschien. Was für ein Text, der auf seiner freundlichen Oberfläche so tat, als sei er einfach nur eine Anleitung für ein paar nette Spielchen und Bastelarbeiten! Dabei steckt viel mehr in Ideen wie der detaillierten Anleitung zum grundlosen Schleifen von Austernschalen an der Treppe vor dem Haus, zur Herstellung stumpfer Kreissägen aus Knöpfen und Fäden oder zum Anfertigen von Papierbumerangs, die nicht zurückkommen. HOW TO DO NOTHING WITH NOBODY ALL ALONE BY YOURSELF handelte schon vor fast siebzig Jahren für seine damaligen ersten Leser davon, sich von der Welt der Erwachsenen und ihrem Effizienzdenken abzuwenden.
Der Autor, Robert Paul Smith, war bereits über vierzig, als er es verfasste. Er muss über ein wunderbar liebevolles Gedächtnis für all die Techniken und Winzigkeiten der Dinge verfügt haben, die Kinder in seiner Kindheit so getan hatten — und zugleich über eine hellwache gesellschaftliche Wahrnehmungsfähigkeit, aus der heraus er in etlichen Büchern den schönen Blödsinn und die großartigen Kleinigkeiten eines guten Alltags propagierte. Ganz ohne große Worte und Thesen sprach Smith auf diese Weise von etwas, das die Soziologen in unserer heutigen hyperbeschleunigten, zerstrittenen, erschöpften Welt »Zeitpolitik« nennen. Und verwahrte sich gegen die gefühlte Nutzbarmachung all unserer Lebenszeit von der Krippe bis ins Altersheim — ein anderes in den frühen sechziger Jahren berühmtes Buch von ihm trägt den unschlagbaren Titel »WHERE DID YOU GO?« »OUT« »WHAT DID YOU DO?« »NOTHING«.
HOW TO DO NOTHING WITH NOBODY ALL ALONE BY YOURSELF wurde in einer Zeit in die Schreibmaschine getippt, in der Smartphone-Sucht und ständige Erreichbarkeit, alles spaltende soziale Medien und Cyber-Mobbing nicht einmal als düstere Science-Fiction denkbar waren. Liebevoll illustriert wurde es von Smiths Ehefrau Elinor Goulding Smith, die wie ihr Gatte noch bis in die siebziger Jahre hinein viele menschenfreundliche und humorvolle Bücher veröffentlichte. Im Vergleich zu damals sind heutige Spiele unfassbar viel lauter, bunter und greller — und zugleich zumindest auf den allerersten Blick vielleicht auch sicherer als Smiths alte Murmelpflock-Spiele mit einem echten Messer.
Die Gabe des Nichtstuns aber funktioniert noch immer genauso wie früher. Und erscheint sogar nötiger als jemals zuvor. Ob Kind oder Erwachsener: Man greife sich die willkürlichen, ausrangierten Dinge des Erwachsenendaseins oder die natürlichen Überbleibsel, die ohnehin niemand bemerkt, der eine feste Arbeit, einen Terminkalender und sowieso wie ein unendlich müder Sisyphos immerzu irgendetwas zu tun hat. Man nehme irgendwelche Dinge, untersuche sie, wende sie hin und her, werfe sie auf den Boden, mache sie kaputt oder starre sie einfach nur an. Man tue einfach endlich einmal nichts, mit niemand anderem, ganz für sich allein.
»Ich weiß, dass manche es mit Besorgnis sehen, wenn Kinder viel Zeit ganz für sich allein verbringen«, schreibt Smith in den Schlusszeilen. »Aber etwas anderes macht mir noch mehr Sorgen: wenn Kinder nämlich nicht in der Lage sind, überhaupt Zeit ganz allein für sich zu verbringen.« Wer nichts tun kann, mit niemand anderem, und das auch noch gut, der ist begabt fürs Leben.
Eigentlich würde es sich ja gehören, dass ein anderes Kind dir das alles erklärt oder dass du es einem anderen Kind erklärst. Aber weil ich das einzige Kind bin, das diese Sachen noch weiß — ich bin zweiundvierzig Jahre alt, aber was das angeht, bin ich noch ein Kind —, muss ich das wohl übernehmen.
Die Dinge in diesem Buch kannst du allein tun. Es gibt keine Baukästen dafür. Es gibt keine Kurse, in denen du sie lernen kannst, keine Lehrer, die sie unterrichten, du brauchst dafür keine Hilfe von deiner Mutter oder deinem Vater oder sonst irgendwem. Die Grundregel dieses Buchs lautet, dass du dir nirgendwo Hilfe zu holen brauchst. Wenn du die Anleitungen befolgst, wird es funktionieren, wenn nicht, dann nicht. Hast du die Sachen auf meine Art gebaut, findest du vielleicht noch eine bessere Art, sie zu bauen, aber mach es erst einmal so wie beschrieben.
Als Erstes bauen wir ein Garnrollen-Panzerfahrzeug. Dafür brauchst du eine leere Garnrolle. Das wäre jetzt eine Möglichkeit, deine Mutter in die Sache hineinzuziehen: Du könntest sie nach einer Garnrolle fragen. Hat sie keine leere, musst du warten, bis sie eine hat. Bau so lange etwas anderes.
Gut, jetzt hast du die Garnrolle. Außerdem wirst du eine Kerze oder ein Stück Kernseife, ein Gummiband und drei oder vier lange Streichhölzer brauchen. Wenn dein Panzer richtig nobel werden soll und du einen Reißnagel zur Hand hast, kannst du den verwenden, aber ein Garnrollen-Panzerfahrzeug kommt eigentlich auch gut ohne aus. Zuerst basteln wir die Zwischenscheibe. Nimm ein Küchenmesser oder dein Taschenmesser. Wir haben manchmal das heiße Wasser aufgedreht und die Klinge daruntergehalten, bis sie ziemlich warm war, weil wir dachten, dann würde sich die Kerze damit leichter durchschneiden lassen, aber ich habe es gerade ausprobiert und ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass es einen Unterschied macht. Du kannst ja beides einmal versuchen. In jedem Fall musst du vom unteren Ende der Kerze eine Scheibe abtrennen. Sie sollte nicht zu dünn sein, mindestens sechs Millimeter. Die fertige Zwischenscheibe braucht nicht so dick zu sein, aber ein dickeres Stück lässt sich einfacher von der Kerze abschneiden, ohne dass es zerbricht. Wenn die Kerze beim Durchschneiden aussieht, als würde sie wie eine Zwiebel aus vielen dünnen Schichten bestehen, dann vergiss es. Damit wirst du nie eine ordentliche Zwischenscheibe hinkriegen. Such dir entweder eine Kerze aus einem Stück, oder verwende Seife. Wenn du die richtige Art von Kerze hast, schneid so lange Scheiben ab, bis du eine schön feste hast. Du wirst vielleicht feststellen, dass sich die Scheibe einfacher entfernen lässt, wenn du den Docht nicht durchtrennst, sodass an der Stelle ein Loch bleibt. Hast du den Docht durchgeschnitten, drück das kleine Stück in der Mitte mit einem deiner Streichhölzer heraus, wenn es noch drinnen ist. Nun geh nach draußen, such dir eine ganz glatte steinerne Oberfläche wie einen Bürgersteig, und reib mit der Zwischenscheibe vorsichtig darüber, bis sie auf beiden Seiten schön flach ist. Du brauchst nicht unbedingt etwas aus Stein, du kannst das auch auf einem Holzboden machen, wenn deine Mutter gerade nicht da ist.
Solltest du Seife verwenden, trenn mit deinem Messer eine Scheibe ab — für Seife brauchst du das Messer ganz sicher nicht zu erhitzen —, und runde sie ab, und dann bohrst du mit der Messerspitze oder auch einfach mit dem Streichholz ein Loch hinein.*1 Mit dem Streichholz kannst du eine kleine Vertiefung in die Zwischenscheibe reiben oder sie behutsam mit dem Messer ausheben.
Dann fädle ein Gummiband durch das Loch, und steck das Streichholz durch die so entstandene Schlaufe. Nun zieh das Gummiband durch die Garnrolle. Ist es zu kurz? Dann nimm ein längeres. Ist es zu lang? Dann leg es in der Mitte zusammen. Nun brichst du ein Stück von einem weiteren Streichholz ab und steckst es durch die Gummibandschlaufe am anderen Ende der Garnrolle.
Zieh das Panzerfahrzeug auf, und setz es ab. Es wird über den Boden fahren, wird sogar beträchtliche Steigungen überwinden, und sollte es sich einmal selbst überholen, sodass der Stock vorne statt hinten ist, dann warte einfach ab. Der Stock wird langsam wieder hochkommen und nach hinten wandern, und sobald er den Boden berührt, läuft alles wieder nach Plan.
Hast du den Panzer aufgezogen, und fährt er nicht, weil sich die Zwischenscheibe nicht dreht, reib sie einfach dort, wo sie auf der Garnrolle aufliegt, hin und her, ohne den Panzer auseinanderzunehmen. Wenn das kleine Stück Streichholz am anderen Ende herumspringt, drück wie gezeigt Streichholzstückchen in das Loch, oder verwende einen Reißnagel.
Willst du ihn richtig bergauf fahren lassen, schneid in die Ränder der Spule rundherum kleine Kerben, dann werden sie schön griffig.
Nun da ich dir das gezeigt habe und du weißt, wie es geht, kannst du es natürlich auch einem anderen Kind beibringen, und dann könnt ihr Rennen oder Kletterwettbewerbe veranstalten oder einfach dein Fahrzeug gegen seines antreten lassen.
Was wir noch gern gebaut haben, ist eine sogenannte Knopfkreissäge. Die kannst du jederzeit innerhalb von fünf Minuten herstellen, wenn du gerade nichts weiter zu tun hast. Zuerst musst du dir einen Knopf suchen — je größer, desto besser. Es darf bloß keiner mit einer Öse sein, sondern er muss zwei oder vier Löcher haben wie dieser hier.
Besorg dir etwas Zahnseide oder Angelschnur oder irgendeine Art von dünner, reißfester Schnur, und fädle sie so durch die Löcher.
Die Linien sind gestrichelt, weil auf der Seite nicht genug Platz ist, aber die Schlaufe sollte ungefähr dreißig Zentimeter lang sein.