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Hubidu ist ein richtiger Griesgram. Er lebt ganz alleine in seinem kleinen blauen Bungalow, flucht und schimpft den ganzen Tag vor sich hin und möchte am liebsten mit nichts und niemandem etwas zu tun haben. Eine Zeit im Jahr stimmt Hubidu besonders muffelig. Weihnachten! Außer seinem Schokokalender verabscheut Hubidu alles was andere zur Adventzeit fröhlich stimmt. Ganz besonders deshalb, weil ihm Christkind und Weihnachtsmann keinen einzigen seiner Wünsche je erfüllt haben, obwohl er ihnen jedes Jahr seinen Wunschbrief hinterließ. Deshalb hat er diesem Fest abgeschworen und will weitum verkünden, dass alles eine Lüge ist und weder Christkind noch Weihnachtsmann wirklich existieren. Um dies zu verhindern und Hubidu endlich für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens die Augen zu öffnen, versprechen die beiden Hubidu in diesem Jahr endlich einen Wunsch zu erfüllen. Einzige Bedingung ist ein Weihnachtswichtel, der die gesamte Adventzeit nicht mehr von seiner Seite weichen wird um ihm die Schönheit dieser besonderen Zeit näher zu bringen. Für Hubidu beginnt nicht nur ein turbulenter Advent, in dem er in seiner seligen Ruhe gestört wird, eine Begegnung mit dem Krampus hat, bei einem Krippenspiel mitwirkt, eine gute Tat vollbringen muss oder zu einer Spritztour mit dem Rentierschlitten aufbricht... Er lernt auch was es bedeutet jemandem zu helfen und Hilfe zu bekommen, wie groß die Liebe einer Familie ist - sogar wenn man sich selbst manchmal wie ein Rüpel benimmt und welche Wünsche am 24. Dezember den höchsten Stellenwert haben. "HUBIDU der Weihnachtsmuffel" ist als 24- teiliges Adventkalenderbuch der richtige Begleiter für humorvolle Erwachsene mit und ohne Kindern, denen sie augenzwinkernd daraus vorlesen können. Wer ein Weihnachtsbuch der anderen Art - eines mit interfamiliären Anekdoten, ehrlichem Gefluche, kurios absurden Zusammenhängen, Reimen und ganz viel Herz sucht ist bei Hubidu und seinem Weihnachtswichtel genau richtig.
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Seitenzahl: 242
Veröffentlichungsjahr: 2025
Anita Margarita Berger
HUBIDU der Weihnachtsmuffel
Anita Margarita Berger
HUBIDU
der Weihnachtsmuffel
Ein Adventkalenderbuch für große Kleine
und kleine Große
von 9 bis 111 Jahren
Texte: © 2025 Copyright by Anita Margarita Berger
Illustrationen und Umschlaggestaltung: © 2025 Copyright by Anita Margarita Berger
Verlag:
Anita Margarita Berger
Schleinitzweg 9
9900 Lienz
Österreich
Herstellung: epubli – ein Service der neopubli GmbH,
Köpenicker Straße 154a, 10997 Berlin
Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung:
ISBN:
Alle Rechte vorbehalten.
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt.
Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des
Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung der Autorin unzulässig.
Alle Illustrationen wurden von Anita Margarita Berger gezeichnet. Technische Optimierungen und digitale Bildbearbeitung erfolgten mit Unterstützung von OpenAI.
„Christkind“ by Tamino Berger
Für meine Kinder,
die dieses Buch von Anfang bis Ende mit allen Phasen ihres Lebens begleiteten.
Für meinen Mann,
der MICH in allen Phasen meines Lebens
begleitet.
Und für meinen Bruder Hubert…
er weiß warum!
1. Dezember
HUBIDU… und der Brief ans Christkind
2. Dezember
HUBIDU… backt Weihnachtskekse
3. Dezember
HUBIDU… und der Weihnachtswichtel
4. Dezember
HUBIDU… sucht Barbaras Zweig
5. Dezember
HUBIDU… und der Krampus
6. Dezember
HUBIDU… stiehlt die Nikolosackerln
7. Dezember
HUBIDU… und die gute Weihnachtstat
8. Dezember
HUBIDU… empfängt Maria & Co
9. Dezember
HUBIDU… am Christkindlmarkt
10. Dezember
HUBIDU… und das Krippenspiel
11. Dezember
HUBIDU… träumt von seinem Weihnachtswunsch
12. Dezember
HUBIDU…schmückt das Haus
13. Dezember
HUBIDU… und der Stromausfall
14. Dezember
HUBIDU… trifft den Weihnachtsmann
15. Dezember
HUBIDU… auf Spritztour mit dem Weihnachtsschlitten
16. Dezember
HUBIDU… und Julenisse
17. Dezember
HUBIDU…entschuldigt sich
18. Dezember
HUBIDU… in der Geschenkewerkstatt
19. Dezember
HUBIDU… und die Weihnachtseinkäufe
20. Dezember
HUBIDU… hat Schnupfen
21. Dezember
HUBIDU… schreibt Weihnachtsgrüße
22. Dezember
HUBIDU… verteilt die Geschenke
23. Dezember
HUBIDU… und der Schneesturm
24. Dezember
HUBIDU… und das göttliche Kind
In einem kleinen blauen Bungalow sitzt Hubidu auf seiner selbstgebauten Ofenbank.
Die bunten Gummistiefel, die normalerweise tagein, tagaus, auf seinen klobigen Füßen stecken, hat er ausnahmsweise ausgezogen. Er drückt die nackten Zehen gegen die wärmenden Mauern des Kachelofens und süßlicher Käseduft verbreitet sich im Raum, während Hubidu unbeirrt an einer großen Schokoladentafel lutscht.
Eigentlich mag Hubidu die Adventzeit überhaupt nicht.
Das einzig Gute an ihr, so findet er, ist der Adventkalender. Deshalb hat er sich auch selbst mit einem beschenkt. Doch nicht mit so einem lächerlich kleinen Pralinenkalender, wie es ihn in jedem Supermarkt zu kaufen gibt. Nein, 24 ganze Tafeln sollen es sein. Für jeden Tag eine. Für sich ganz alleine.
Es gibt niemanden mit dem er sie teilen könnte. Und selbst wenn es jemanden gäbe, würde er sie trotzdem alleine essen.
So ist er eben, Hubidu.
Mit der Zipfelmütze, die er ebenso selten ablegt wie die bunten Gummistiefel sitzt er da und krault seinen langen Bart. Im Radio erklingt „Oh du fröhliche“. Hubidu erwischt einen seiner Stiefel und schießt knurrend das Radio von der Fensterbank.
Weihnachtslieder kann er nicht ausstehen. Ebenso wenig wie den Geruch von Weihrauch, das Blinken bunter Lichterketten oder das fröhliche Kinderlachen während einer Schneeballschlacht.
Ein Weihnachtsmuffel sei er, schimpfen ihn seine Verwandten bei ihrem jährlichen Besuch. Verwandtenbesuch. Genauso verhasst auf der Weihnachtsliste. Trotzdem stehen Tanten und Onkeln Jahr für Jahr am 8. Dezember, pünktlich um 8 Uhr morgens vor der Tür des kleinen Bungalows und läuten Sturm. Obwohl Hubidu Jahr für Jahr in seinem Brief ans Christkind den Wunsch äußert, diesmal seine Ruhe haben zu dürfen.
Generell geht nie einer seiner Wünsche in Erfüllung. Einmal wünschte er sich am Weihnachtsmorgen aufzuwachen und wieder völlig alleine in der Siedlung zu leben. Ohne Nachbarn mit ihren Kindern und Haustieren. Nur er, sein wirr bepflanzter Garten, sein Schwimmteich, und der kleine blaue Bungalow. So wie damals vor langer, langer Zeit, als er dieses Grundstück gepachtet hatte. Doch hatte sich sein Wunsch erfüllt? Er war aufgestanden, die bunt geschmückten Nachbarhäuser standen da in vollem Glanz, Kinder bauten Schneemänner, ihre Mütter und Väter wünschten ein schönes Fest und die Katzen trugen Weihnachtsglöckchen um ihre Hälse geschnürt.
Ein andermal hatte sich Hubidu einen 30 Grad heißen Winter gewünscht um weiter in seinem Schwimmteich baden zu können. Doch der Teich blieb bis April zugefroren. Und letztes Jahr schrieb er, er wolle in einer Badewanne voller Gold aufwachen, um nie wieder die Gärten fremder Leute pflegen zu müssen. Oder für sie Teiche zu graben. Doch alles, was er in seiner Wanne am Weihnachtsmorgen finden konnte, waren die Goldfische, die dort wie immer den kalten Winter verbrachten.
Hubidu spürt den Groll in sich aufsteigen. Je länger er über seine vergeudeten Wunschbriefe nachgrübelt, desto grantiger wird er. Er hatte ans Christkind geschrieben sowie auch an den Weihnachtsmann, da er sich nicht sicher war auf welchen der beiden mehr Verlass ist. Jedes Jahr war er sogar so trottelig gewesen, dem Weihnachtsmann einen Teller Kekse und ein Glas Milch bereitzustellen, da er gehört hatte, dass der Dickwanst vom Nordpol bestechlich sei. Und tatsächlich, die Kekse waren aufgegessen, die Brösel lagen überall verteilt und auch das Milchglas war leer getrunken, doch die Wünsche blieben unerfüllt.
Hubidu wird immer tamischer.
Eigentlich hat er sich vorgenommen heuer gar keinen Brief mehr zu verfassen, doch er will sich nun nicht mehr länger hinters Licht führen lassen. Er holt Zettel und Stift und beginnt zu schreiben:
Ob Christkind oder Weihnachtsmann
ob einer von euch lesen kann?
Mir scheint als ob dem nicht so wär,
denn keiner gibt Geschenke her.
Ein jeder Wunsch blieb unerfüllt
hat meine Laune abgekühlt!
Ob’s einen von euch wirklich gibt?
Mein Zweifel dran der hat gesiegt.
Zwar habt ihr Milch und Keks genommen
doch was hab ich dafür bekommen?
In diesem Jahr soll’s anders sein
genüsslich trink ich Punsch mit Wein
und warte bis ICH Kekse krieg
ihr zwei Banausen, das wird mein Sieg!
Nen Teller süßer Weihnachtsgaben
will ich schon morgen von euch haben!
Wenn nicht, dann nehm ich es als Zeichen.
Mein Weihnachtsglaube der wird weichen
und jeder in der Stadt soll’s wissen
der Weihnachtsmann ist echt beschissen
ein Lügenbold das Christkind ist
die Wette gilt, dass ihr es wisst.
Es grüßt euch herzlich HUBIDU
mein Sieg ist nah, oh schubidu!
Hubidu pfeift zufrieden vor sich hin, rollt den Brief zusammen und nagelt ihn außen an den Fensterrahmen. Erst jetzt bemerkt er, dass er die ganze Zeit über von zwei Nachbarjungen beobachtet wurde. Ihr Blick hängt auf den aufgefädelten Riesenschokoladen seines Adventkalenders. Die Burschen lecken sich über die Lippen und wischen mit ihren Handschuhen den triefenden Speichel vom Kinn.
Hubidu legt sich zurück auf die Ofenbank und nimmt einen großen Bissen von der Schokolade. Vergnügt wedelt er mit der Süßigkeit und grinst den Kindern übertrieben schmatzend zu. Er entblößt seine braun verschmierte Zunge. Ein Haselnussstück steckt in der Spalte zwischen seinen Vorderzähnen. Die Nachbarskinder leiden stumm. Und Hubidu ist der Genuss ins Gesicht geschrieben.
Bis die Schokolade aufgegessen ist und er zufrieden einschläft.
Am nächsten Morgen wacht Hubidu mit einem fahlen Geschmack im Mund auf. Das Verpackungspapier der Haselnussschokolade liegt zusammengeknüllt auf seinem Bauch und langsam fällt ihm wieder ein, dass er gestern einen Brief ans Christkind geschrieben hat. Er springt auf, schlüpft in seine bunten Gummistiefel und rennt ans Fenster. Tatsächlich kleben eine blonde Locke des Christkindes sowie ein Büschel langer, grauweißer Barthaare des Weihnachtsmannes am Fensterrahmen. Hubidus Brief ist verschwunden. Stattdessen hängt ein grün-rot karierter Umschlag neben den Haarsträhnen und Hubidu ist zum Platzen gespannt, als er das Kuvert vom Rahmen zupft. Er faltet den Brief darin auseinander und liest laut:
Hubidu mit Gummischuh
wir drehen durch gleich hier im Nu
das Christkind und der Weihnachtsmann
gemeinsam mit Rentiergespann
DU glaubst wir zwei wir sind nicht echt?
WIR glauben DU tickst wohl nicht recht!
Wenn wir deine Wünsche sehen
könnten wir glatt speiben gehen.
Ein Weihnachtsfest bei 30 Grad
das Jahresende lieblos naht
und die Wanne voller Gold
glaubst Glück ist, wenn der Rubel rollt.
Willst nun nen Teller voll Süßspeisen
wir werden dich in Schranken weisen
Lebkuchen, Vanillekipferl,
Orangenkeks und Schokozipferl
das alles sind ganz leichte Sachen
glaub uns, du kannst sie selber machen.
Die Anleitung kriegst du geschenkt
wirst in die richt’ge Bahn gelenkt
und wenn du bäckst, du wirst es sehen
der Duft der Weihnacht wird dich umwehen
und in Zimtsternstimmung tauchen
der Weihnachtswichtel wird dir hauchen
wozu wir wirklich fähig sind
ein Wunsch erfüllt dir sei geschwind
wenn du auf das Rezept hier hörst
und unsere Arbeit nicht mehr störst
erfüllen wir am Weihnachtstag
was Hubidu auch immer mag
ob Gold, ob Ruh, ob Weihnachtshitze
ob Süßspeisen, im Teich Geschwitze
es ist egal
wir sind gewillt
solang du bäckst
die Wette gilt!
Es grüßen Weihnachtsmann und Co
mit Christkind, Rentier
ho ho ho
Hubidu kratzt sich verwirrt am Kopf. Er riecht am Kuvert, schüttelt es fest und kann einfach nicht glauben, dass nicht ein einziger kleiner Kekskrümel in dem Umschlag versteckt ist. Alles was Hubidu neben dem Brief findet, ist wie befürchtet eine Backanleitung. Ein Rezept. Zum Selbstbacken. Lebkuchen. Frechheit!
Hubidu ist bestürzt. Eigentlich wollte er seinen Adventkalender plündern und sich für den Rest des Tages mit einem Glühpunsch auf der geschnitzten Ofenbank ausruhen. Stattdessen soll er in der Küche vor dem heißen Backrohr schwitzen? Er? Hubidu höchstpersönlich? Hubidu ist fuchsteufelswild. So ein Schwachsinn ist ihm ja noch nie untergekommen. Er reißt die Ofentür auf, gewillt den ganzen Papierkram einzuheizen, als sein Blick auf einer Strophe des Briefes hängen bleibt:
wenn du auf das Rezept hier hörst
und unsere Arbeit nicht mehr störst
erfüllen wir am Weihnachtstag
was Hubidu auch immer mag
Hubidu hält den Umschlag fest umschlossen. Seine Faust zittert nahe am Feuer. Die Qual der Unentschlossenheit steht ihm ins Gesicht geschrieben. Nach einem Moment intensivster Überlegungen knallt er erniedrigt die Ofentür zu und wirft zähneknirschend einen genaueren Blick auf die beiliegende Backanleitung.
REZEPT FÜR WEIHNACHTLICHE LEBKUCHEN
… und mehr…
ZUTATEN:
7 Kerzen
Duftöllampe mit Zimtbratapfelduft
1 Teelicht
Radio
Winterzauber Weihnachtstee
Honig
Wasser
Vanillezucker
Mehl
Zimt
Nelkenpulver
Muskatnuss
Anis
Ingwer
Fenchel
Koriander
Kardamom
Eier
Kandierte Früchte
Zuckerperlen
Christkinds Locke
Weihnachtsmanns Barthaar
Und nun zur Anleitung:
Zuerst, lieber Hubidu, zünde 7 Kerzen an und verteile sie im Raum.
Dann nimm eine Duftöllampe, fülle sie mit Wasser und 4 Tropfen Zimtbratapfelduft und erwärme die Mischung mit der Flamme eines Teelichtes.
Dann warte 3 Minuten…
Hubidu schlurft durch den Bungalow und sucht die beschriebenen Utensilien. Es ärgert ihn so einen Aufwand betreiben zu müssen. Mit Backen hat das ganze ja gar nichts zu tun. Doch er würde es nicht wagen einen Punkt der Anleitung auszulassen. Die Aussicht auf einen erfüllten Weihnachtswunsch ist zu verlockend.
Als Hubidu die ersten Schritte erledigt und 3 Minuten gewartet hat liest er weiter:
... Nun sollte sich der adventliche Duft im ganzen Raum verteilt haben. Schnupper mal…
Hubidu schnuppert und tatsächlich, der Geruch schwitziger Gummistiefel gemischt mit altem Schimmelkäse ist verschwunden.
Jetzt wird es Zeit dein heruntergeschossenes Radio wieder auf das Fensterbrett zurückzustellen. Suche die Frequenz 24-12 und weihnachtliche Musik wird dich bei deinem Backabenteuer begleiten.
Tief seufzend und mit hängenden Mundwinkeln führt Hubidu den Auftrag aus.
„In der Weihnachtsbäckerei gibt es manche Leckerei…“ ertönt sogleich in glockenheller Klarheit.
Der letzte Punkt, bevor es dann mit dem eigentlichen Backen losgeht, ist besonders wichtig. Nimm ein Barthaar des Weihnachtsmannes, zerschneide es in 7 Teile und verbrenne in jeder der 7 Kerzen jeweils ein Stück Barthaar. Wundere dich nicht Hubidu! Tu es einfach!
Und Hubidu tut es.
Die Haare verbrennen zischend und silbriger Rauch verteilt sich in der Luft. Der Rauch steigt nach oben, bis sich an die gesamte Decke des Bungalows ein glitzernder Nebel gehängt hat.
Hubidu nimmt einen tiefen Atemzug und ihm wird schwummrig. Ganz eindeutig nimmt er nun das Zimtbratapfelöl der Duftlampe wahr, hört das gemütliche Knistern des Holzes im Kachelofen und bemerkt, dass es draußen ganz sanft zu schneien beginnt. Hubidu knirscht nicht länger mit den Zähnen. Sogar seine Mundwinkel haben sich leicht nach oben gezogen. Fast sieht es so aus, als würde er lächeln und bereitwillig widmet er sich weiter dem Rezept.
Nun lieber Hubidu, geht es endlich ans Eingemachte…
Hubidu überfliegt die bodenständige Backanleitung, krempelt die Ärmel seines grünen Lodenpullovers nach oben, dehnt die Finger bis sie knacken und macht sich ans Werk.
Er patscht und matscht
rührt und gatscht
zerschlägt Eier und betet
dass der Teig aufgeht und knetet
mit euphorischem Fleiß
streut Gewürze, wischt Schweiß
und Mehl von der Stirne
hackt Datteln und Birne
und als er fast nicht mehr kann
schaut er sein Wunderwerk an.
Der Teig ist fertig im Nu
und Hubidu juchzt „schubidu“.
Zufrieden betrachtet Hubidu den riesigen Klumpen Lebkuchenteig und die gierige Aussicht auf warme, frische Weihnachtskekse lässt ihm schon jetzt das Wasser im Mund zusammenlaufen. Geschwind sucht er nach weiteren Anweisungen.
Nun, Hubidu, folgt der anspruchvollste Teil des Rezeptes. Forme aus dem Teig einen lebensgroßen Weihnachtswichtel und leg ihn auf ein Backblech. Jawohl! Du hast richtig gelesen! Wir wollen keine Herzen, Lebkuchenmänner oder ähnliches sehen. Sondern einen Wichtel. Einen lebensgroßen Weihnachtswichtel. Also dann Hubidu, ran an den Teig!
Hubidu krault verdutzt seinen langen Bart und starrt auf die klebrige, rohe Masse vor ihm. Es ist doch wirklich zum narrisch werden, denkt er. So nah hat er sich seinem Ziel gefühlt. Ein paar läppische Keksausstecher hätten gereicht und die Sache wäre erledigt gewesen. Aber nein! Ein Weihnachtswichtel soll es sein. Aufgebracht schüttelt Hubidu die Anleitung und schreit sie an. So, als würde er keinen einfachen Zettel, sondern das Christkind und den Weihnachtsmann persönlich am Kragen gepackt halten.
„Woher um alles in der Welt soll ich, Hubidu, wissen, wie so ein vertrottelter Weihnachtswichtel aussieht? In Lebensgröße! Nun sag schon! Woher?“ Und gerade als das bärtige Männlein in den bunten Gummistiefeln schon blaurot anläuft, erscheint auf dem Brief, wie durch Zauberhand, ein weiterer Anleitungspunkt.
Solltest du, Hubidu, du stinkiger alter Weihnachtsmuffel, keine Ahnung haben wie so ein lieblicher Weihnachtswichtel ausschaut, ist es nun an der Zeit, dir den – wie in der Zutatenliste geschriebenen – Winterzauber Weihnachtstee zu kochen. Lass den Tee 12 Minuten ziehen und lies dann weiter.
Genervt verdreht Hubidu die Augen, weiß aber keine bessere Lösung als der Anweisung zu folgen. Als die Eieruhr nach genau 12 Minuten Alarm schlägt nimmt er die Anleitung wieder zur Hand.
Hubidu, wir hoffen nun, du hast Christkinds Locke aufbewahrt. Diese musst du jetzt nämlich in winzig kleine Stückchen hacken. Und pass auf, dass du nichts davon verschwendest.
Ungläubig schüttelt Hubidu den Kopf. Die zwei Weihnachtsirren müssen doch total einen an der Waffel haben. Hubidu ist sich sicher, hier mächtig an der Nase herumgeführt zu werden. Trotzdem holt er Christkinds Locke aus dem Briefumschlag und beginnt wie wild drauflos zu hacken.
Jetzt wird es magisch, Hubidu. Streue nun die Hälfte des gehackten Haares in deinen Winterzauber Weihnachtstee, rühre das Ganze 7-mal im Uhrzeigersinn um und trinke anschließend 12 große Schlucke.
Und dann… Dann staune was passiert. Und glaub uns, es wird was passieren.
ACHTUNG Hubidu! Vergiss nicht den letzten und wichtigsten Punkt:
Bevor du den Lebkuchenweihnachtswichtel ins Backrohr schiebst, musst du ihn noch unbedingt von oben bis unten mit dem Rest der gehackten Christkinds Locke bestreuen!
Und dies, lieber Hubidu, ist unsere letzte Anweisung. Nun liegt es an dir.
Viel Freude und ein Ho ho ho
wünschen Christkind, Weihnachtsmann und Co!
„Na von mir aus“, sagt Hubidu mürrisch, nimmt einen Teil der nun fast pulvrigen Christkindslocke zwischen die Finger und streut ihn in den Tee. Zischende Funken sprühen aus der Schale, einem Feuerwerk winziger Sternschnuppen gleich. Wie schon zuvor, als Hubidu das Barthaar des Weihnachtsmannes verbrannte, verteilt sich auch jetzt silbriger Glitzernebel in der Luft. 7-mal rührt Hubidu um, genauso wie es ihm aufgetragen wurde und nimmt anschließend 12 große Schlucke von dem Gebräu, ohne einmal zwischendurch abzusetzen.
Plötzlich überfällt Hubidu wieder dieses seltsame Schwindelgefühl. Wohlige Wärme kriecht ihm in die Brust und in seinen Ohren erklingt das Lied „Fröhliche Weihnacht überall“. Hubidu nimmt einen tiefen Atemzug und der köstliche Zimtbratapfelduft vernebelt ihm erneut die Sinne. Wie in einem verzauberten Traum taumelt er zur Anrichte und beugt sich über den Lebkuchenpatzen. Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt beginnt er die Masse gekonnt zu bearbeiten. Mit glasigem Blick und mechanischen Bewegungen knetet, formt, drückt, rollt, zupft und drapiert er den Teig fast so, als hätte eine höhere Macht Besitz von ihm ergriffen.
Nach wenigen Minuten liegt ein zauberhafter Weihnachtswichtel am Blech und Hubidu schiebt ihn, noch immer wie in Trance, ins Rohr. Fast hätte er die Ofentür schon geschlossen, als sein Blick, welch ein Glück, auf die übergebliebene Christkindslocke fällt. Ohne Hast holt Hubidu das Blech noch einmal hervor, bröselt das Pulverhaar von oben nach unten über den Teig und verstaut dann alles in dem heißen Loch.
Mit einem seligen Grinsen knallt er die Ofentür zu, greift nach der Teeschale und macht die Musik ganz laut. Dann zupft er die zweite Schokotafel seines Adventkalenders von der Schnur und wankt benebelt zur Ofenbank. Draußen vor dem Fenster rieselt der Schnee und mit einem großen Klumpen Schokolade im Mund schläft Hubidu schließlich ein.
Das laute Klappern seiner eigenen Zähne reißt Hubidu plötzlich aus dem Schlaf.
„Kalt! Viel zu kalt“, jammert er benommen und zieht die Mütze tiefer ins Gesicht. Alles dreht sich in Hubidus Kopf und er versucht sich den nebligen Schlaf aus den Augen zu reiben. Die Teeschale liegt am Boden, inmitten einer Pfütze des Winterzauber Weihnachtstees. Verwirrt versucht Hubidu die vergangenen Stunden zu rekonstruieren während er die Hände wärmend aneinander reibt. Viele einsame Puzzleteile der Erinnerung schwirren durch seinen Kopf, die er verzweifelt zu einem Gesamtbild zusammenfügen will.
Und auf einmal… Da fällt ihm alles wieder ein.
Die Briefe, die Kerzen, der silbrige Nebel, das Duftöl, die Lieder und… der Lebkuchen. Im Backofen. Den er nicht mehr ausgemacht hat, bevor er einschlief.
Wie von einem Pomsky gebissen springt Hubidu von der Ofenbank und rast in die Küche, voller Panik jeden Moment mitsamt seinem geliebten Bungalow zu verbrennen. Doch wie kann das sein? Das Backrohr ist nicht nur aus, die Ofentür steht sogar offen. Vom Lebkuchen fehlt jedoch jede Spur. Nicht ein Krümelchen ist davon zu finden. Stattdessen schaut Hubidus Küche einem Schlachtfeld gleich. Überall klebt roher Teig. Gewürze, Mehl und Zucker sind verstreut. Kerzenwachs pickt auf der Anrichte. Keine einzige Schüssel ist ausgewaschen und Hubidu ist sich sicher, dass der Weihnachtsmann selbst, dieses Leckermaul, den gesamten Lebkuchen aufgegessen haben muss. Rasend vor Wut greift Hubidu nach allem was er an weihnachtlichem Krimskrams finden kann und schleudert es verächtlich schnaubend durch die Küche.
„Alter bärtiger Fetthaufen“, brüllt er „du kannst dir dein Rentiergespann sonst wohin stecken! Alles was ihr von mir wolltet hab ich gemacht. Ich hab sogar einen Wichtel gebacken. Einen lebensgroßen Weihnachtswichtel, ich erinnere mich genau daran. Und wo ist er jetzt? Wo? Nicht ein einziges Mal durfte ich davon abbeißen du glotzäugiger Keksefresser!“
Ein kalter Windhauch fährt Hubidu ins Gebein. Erst jetzt bemerkt er, dass die Haustür sperrangelweit offensteht. Für ihn ist alles klar. Natürlich konnte sich der fettärschige Geschenkeverteiler nach der Lebkuchenattacke nicht mehr durch den Kamin zwängen und ist daher durch die Tür geflohen.
Doch jetzt, wo Hubidu aufgehört hat wie ein wildgewordener Schlumpf durch die Gegend zu brüllen, ist da noch was anderes das ihm auffällt. Ein Geräusch. Ein schreckliches, ein verhasstes, ein würgereizheraufbeschwörendes Geräusch. Das Geräusch von Kinderlachen. Nah. Ganz nah. Viel näher als es jemals sein dürfte. Mit großen Schritten stürmt Hubidu in den Garten und er traut seinen Augen kaum. Kinder! Bei ihm! In seinem Garten! Auf seinem Teich! Mit Schlittschuhen an ihren stinkenden kleinen Füßen. Bestimmt sind es 15 Stück der Nachbarsbälger, die sich auf Hubidus Grundstück vergnügt tummeln. Wie eine wildgewordene Hornisse schießt Hubidu auf sie zu und fuchtelt mit den Händen, als würde er eine lästige Schmeißfliege verscheuchen.
„Hee, ihr da! Rotzlöffel grausige! Was habt ihr auf meinem Grund und Boden verloren?“
Alle Kinder bremsen ihr vergnügtes Schlittschuhrennen abrupt ab und starren entsetzt dem fluchenden Mann entgegen. Ein Junge ist sogar auf seinen Hintern geplumpst, so erschrocken hat er sich vor Hubidus übertriebenem Gebrüll. Es ist einer der Buben, der neulich durch Hubidus Fenster den Adventkalender bestaunt hat. „Du, sag schon! Mach den Mund auf!“, schnauzt Hubidu das zitternde Kind herablassend an. Der bummelige Bub reibt sich verlegen den pochenden Po und gibt stotternd zur Antwort:
„Na das nette Fräulein, das hat es uns erlaubt.“
„Wie was Fräulein“, fällt ihm Hubidu ins Wort. „Welches Fräulein? Das Chriskind, oder was? Und überhaupt, wo ist mein Lebkuchen? Sagt bloß ihr habt ihn geklaut?“ Schnell schüttelt der pausbackige Bub den Kopf. „Ach nein?“, sagt Hubidu. „Du schaust mir eher so aus als hättest du den ganzen Klumpen alleine verdrückt. Lebkuchen klauen und unerlaubt das Grundstück betreten. Na da wollen wir mal sehen, was euere Eltern davon halten.“
„Wirklich! Das mit dem Lebkuchen waren wir nicht, Mister Hubidu, Sir“, stammelt der Junge mit tränenverschleiertem Blick. „Und das mit dem Eislaufen hat uns das Fräulein, da drüben am Zaun, erlaubt. Sie sagt sie wär Ihre Freundin.“ Dann rappelt sich der kleine Klops hoch und alle Kinder ergreifen blitzartig die Flucht.
„Ja, haut bloß ab“, schreit Hubidu ihnen nach und wedelt mit der Faust. „Und lasst euch nie wieder hier blicken.“ Verdutzt zuppelt Hubidu an seinem Bart. „Sie sagt sie wär Ihre Freundin“, wiederholt er murmelnd. „Pfff… eine Freundin, dass ich nicht lach. Feiges Lumpenpack.“
Hubidu macht kehrt und will gerade zurück in den Bungalow stapfen, als plötzlich eine Stimme ertönt. Eine glockenhelle, fröhlich freundliche Stimme.
„Huhu Hubiduhu“, ruft sie „was machst du denn?“ Hubidu sucht – und er findet. Etwas, das ihm fast die Augen aus dem Kopf fallen lässt. Ein Fräulein, hatte der Klotzkopf am Eis gesagt. Doch das Wesen, das nun vor Hubidu am Gartenzaun sitzt, ist nicht einfach nur ein Fräulein. Hubidu ist sich sicher dieses Mädchen, Fräulein, Frau, was auch immer, vor nicht allzu langer Zeit schon mal gesehen zu haben. Doch er kann diese Erinnerung einfach nicht richtig zuordnen.
„Wer bist du denn?“ platzt es aus ihm heraus.
„Komische Frage“, lacht das Fräulein und balanciert nun auf spitzen Zehen am Zaun entlang. „Ich bin dein Weihnachtswichtel. Du hast mich gestern Abend selbst gebacken. Weißt du nicht mehr?“
Hubidu fällt das Kinn nach unten. Kopfschüttelnd taumelt er ein paar Schritte zurück.
„Nein, nein, das kann nicht sein. Ihr wollt mich wohl alle für verrückt verkaufen. Weiche von mir! Weiche!“ Hubidu schreit, rennt zurück in den Bungalow und versperrt die Tür. Verblüfft zuckt das Wichtelfräulein die Schultern und schlendert an Hubidus Fenster. Sie klopft und drückt das Gesicht gegen die Scheibe.
„Hubidu nun mach schon auf. Wir haben doch so viel zu besprechen.“
Hubidu hingegen macht die Lichter aus, duckt sich nahe an den Boden und robbt in Tarnhaltung ans Fenster heran. „Ich hab dich doch gerade ins Haus laufen sehen, wozu machst du die Lichter aus?“ Gelangweilt kaut die Wichtelin an einem Fingernagel ehe sie erneut gegen die Scheibe hämmert. „Hubidu ich sag’s dir ja nur ungern aber mich ins Haus zu lassen ist ein weihnachtlicher Auftrag und wenn du dich dem widersetzt, so wird das Konsequenzen haben.“
Hubidu zieht die Vorhänge zu. Das ist alles was er dazu zu sagen hat. Die Wichtelin seufzt tief. „Also gut“, sagt sie „dann zähl ich jetzt bis 4. 1… 2… 3… 4…“ Die Wichtelfrau legt die rechte Hand unters Kinn und haucht das Fenster an, so als wolle sie ihm einen Kuss zusenden. Was nun passiert ist völlig unerklärlich. Hubidus Fenster verschwindet geradeso, als hätte es nie zuvor existiert. Es löst sich regelrecht in Luft auf, denn übrig bleibt nichts weiter als ein Loch in der Wand, durch welches das Wichtelfräulein nun ganz selbstverständlich in den Bungalow klettert.
„Ich glaub ich spinn“, sagt Hubidu und streckt den Arm immer wieder durch das Loch.
„Hmm ja, das ist schon ziemlich cool.“ Das Mädl nickt.
„Wie cool, du tickst wohl nicht ganz sauber. Ich will eine Erklärung.“
„Steht im Brief“, erwidert sie gelassen und macht eine große Kaugummiblase.
„Was Brief? Welcher Brief?“ Schweißtropfen bilden sich auf Hubidus Stirn.
„Na der vom Christkind und dem Weihnachtsmann gemeinsam mit Rentiergespann, du kleiner Trotzkopf.“ Beschwingt hüpft sie in die Küche und kommt mit dem Brief zurück. Sie hält Hubidu das Papier vor die Nase und deutet auf eine bestimmte Zeile.
…der Weihnachtswichtel wird dir hauchen
wozu wir wirklich fähig sind…
„Verstehst du?“ fragt die Wichtelin. „Wenn du die weihnachtlichen Aufträge, wie zum Beispiel mich ins Haus zu lassen, nicht erfüllst, so wird der Weihnachtswichtel – also ich – dir hauchen – wie bei deinem Fenster – wozu sie wirklich fähig sind. Dir nämlich Dinge, die dich blind für den Zauber der Weihnacht machen, wegzunehmen.“
„Das kann doch wohl nicht ihr Ernst sein.“
„Oh, schon ja. Sie nehmen Weihnachten recht ernst eigentlich. Immerhin sind sie das Christkind und der Weihnachtsmann, gemein…“
„… jaja schon klar, gemeinsam mit dem Rentierzeugs. Doch ich werd dir was sagen, es ist mir Wurst wer sie sind. Ich bin Hubidu! Und was hab ich davon? Hohn und Spott. Zu ihrer Marionette wollen sie mich machen. Aber nicht mit mir. Ich werd ihnen noch einen Brief schreiben. Einen allerletzten und dann hat der Spuk ein Ende, ein für alle Mal.“
„Nein das würd ich eher bleiben lassen.“ Der Weihnachtswichtel deutet auf eine andere Stelle des Briefes:
…wenn du auf das Rezept hier hörst
und unsere Arbeit nicht mehr störst…
„Das Rezept bin ich, sozusagen“, erklärt sie. „Und mit dem >Arbeit nicht mehr störst< sind jegliche weitere Briefe deinerseits gemeint. Sei nicht dumm Hubidu, schließlich steht in dem Brief weiter...erfüllen wir am Weihnachtstag was Hubidu auch immer mag! Es sind bloß drei Wochen, die wir gemeinsam verbringen. Und glaub mir Hubidu, ich kann reizend sein. Ganz reizend. Außerdem, wenn du zustimmst, dann genügt ein Hauch von mir, dein Fenster ist wieder heil und deine Küche sauber.“
Hubidu reibt sich die Stirn, kratzt sich am Kopf, krault seinen Bart, zieht die Hose aus dem Hintern, rückt die Mütze gerade und starrt den Weihnachtswichtel lange an.
„Also gut“, sagt er „dann bleib halt hier. Aber dass du mir ja nicht von meinem Adventkalender naschst.“
„Oh wie schön“, jubelt die Wichtelin und drückt den überrumpelten Hubidu fest an ihre Brust. „Ich bin die Barbara!“
Am Morgen des 4. Dezembers holt das beschwingte Trällern einer glockenhellen Stimme Hubidu aus dem Schlaf. Dieser wendet das Gesicht grimmig den Kacheln seines Ofens zu und zieht die Zipfelmütze weit über Augen und Ohren. Er will sich nicht umdrehen. Will die Augen nicht öffnen, den Tag nicht begrüßen.
Und Barbara auch nicht.
Barbara. Würde Hubidu nicht eindeutig das weihnachtliche Singsang der Wichteldame wahrnehmen, die gestern so unverfroren in seinen Bungalow eingedrungen war, hätte er bereits jeglichen Glauben an seinen gesunden Menschenverstand verloren.
Langsam richtet er sich auf, rückt die Mütze zurecht und reibt sich die Schlafkörner aus den Augen.
Es bringt ja doch nichts, denkt er. Sie ist nun mal da. Und wenn ich meinen großen Weihnachtswunsch am Ende erfüllt haben will, wird sie auch noch eine Weile bleiben.
Eigentlich hasst es Hubidu erpresst zu werden. Entweder oder. Friss oder stirb. Aber nicht mit Hubidu. Denn ein Hubidu schwimmt nicht nur gegen den Strom, er gräbt sich sogar seinen eigenen Bach. So seine Devise. Und jetzt?
Jetzt steht so eine Barbara an seinem Fenster und… und… zupft an einem Zweig!? Der da auf einmal in einer grün-rot gestreiften Vase auf dem Fensterbrett steht!? Ober dem plötzlich eine Hängematte von der Decke baumelt!? Auf der bunte Weihnachtskugeln angebracht sind und die einen herrlichen Ausblick auf die gegenüberliegende Wand gewährt. Auf der plötzlich dutzende alter Weihnachtspostkarten mit gesegneten Glückwünschen kleben, die Hubidu im Laufe der Jahre von seinen gemiedenen Verwandten zugesandt bekommen hatte und aus Gewissensgründen nicht verheizen konnte!? Und mit einem Mal ist Hubidu hellwach.
„Ja bist denn du narrisch?“, knurrt Hubidu verärgert. Die Wichtelin zuckt zusammen, quietscht aber dennoch gut gelaunt:
„Hubidu, hast du mich aber erschreckt! Wollen wir frühstücken?“
„Nix da Frühstück. Was hat dieser ganze Firlefanz in meinem Bungalow zu suchen?“ Überrumpelt von so viel schlechter Stimmung blickt sich Barbara um.
„Ich weiß nicht was du meinst“, sagt sie.
„Dieser Schmarren da zum Beispiel.“ Hubidu rüttelt wild an der Hängematte. Die Weihnachtskugeln schlagen grob aneinander. Eine Goldene geht zu Bruch und fällt klirrend zu Boden. Schmollend wirft Barbara einen Blick auf ihre rechte Hand. Ihr kleiner Finger verschwindet einfach in dem Moment in dem die kaputte Kugel den Boden berührt. Hubidu jedoch ist viel zu aufgebracht um von alledem etwas zu bemerken. „Hängt einfach so einen Stofffetzen an die Decke. Ohne mich vorher um Erlaubnis zu fragen. Hier! In meinem Haus! Unerhört sowas!“
