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Beschreibung

Das Verhältnis des Menschen zum Tier stellt eine der großen Debatten der Gegenwart dar. Mit dem jungen Forschungsfeld der Human-Animal Studies leisten die Kultur- und Sozialwissenschaften einen wertvollen Beitrag zu dieser Frage der Zeit und weisen auf die Gesellschaftlichkeit der herrschenden Mensch-Tier-Verhältnisse hin. Dieser Band versammelt als eine der ersten deutschsprachigen Veröffentlichungen transdisziplinäre Beiträge, die nicht nur theoretische Fragen der Konstitution von Mensch und Tier erörtern, sondern auch daran anschließende Diskussionen über Geschlecht, Identität und politische Praxis aufzeigen. Thesen bekannter Denker_innen wie Foucault und Haraway sowie aktuelle Ansätze, u.a. aus der Intersektionalitätsforschung und den Queer Studies, werden neu rezipiert und durch eigene theoretische und empirische Analysen ergänzt.

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Seitenzahl: 602

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Das Verhältnis des Menschen zum Tier stellt eine der großen Debatten der Gegenwart dar. Mit dem jungen Forschungsfeld der Human-Animal Studies leisten die Kultur- und Sozialwissenschaften einen wertvollen Beitrag zu dieser Frage der Zeit und weisen auf die Gesellschaftlichkeit der herrschenden Mensch-Tier-Verhältnisse hin.

Dieser Band versammelt als eine der ersten deutschsprachigen Veröffentlichungen transdisziplinäre Beiträge, die nicht nur theoretische Fragen der Konstitution von Mensch und Tier erörtern, sondern auch daran anschließende Diskussionen über Geschlecht, Identität und politische Praxis aufzeigen. Thesen bekannter Denker_innen wie Foucault und Haraway sowie aktuelle Ansätze, u.a. aus der Intersektionalitätsforschung und den Queer Studies, werden neu rezipiert und durch eigene theoretische und empirische Analysen ergänzt.

Der Chimaira – Arbeitskreis für Human-Animal Studies hat sich der transdisziplinären Erforschung gesellschaftlicher Mensch-Tier-Verhältnisse verschrieben.

www.human-animal-studies.de

»Die nichtmenschlichen Tieren und Menschen zugewiesenen Positionen ins Wanken bringen zu wollen, erfordert es, an ihnen zu rütteln, den Geflechten gehörig die Fäden zu verdrehen, neue Knoten zu knüpfen und zu lösen – notfalls mit ›unlauteren‹ Mitteln. Ganz gewiss helfen dabei Steine werfende Primat_ innen. Und vielleicht nehmen sie dafür Steine, die bislang die Mauern zusammenhalten, zwischen denen sie eingesperrt sind.« (Andreas Stark 2010: 60f.)

Für Andreas

Chimaira – Arbeitskreis für Human-Animal Studies (Hg.)

Human-Animal Studies

Über die gesellschaftliche Natur von Mensch-Tier-Verhältnissen

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

eBook transcript Verlag, Bielefeld 2013

© transcript Verlag, Bielefeld 2013

Die Verwertung der Texte und Bilder ist ohne Zustimmung des Verlages urheberrechtswidrig und strafbar. Das gilt auch für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Verarbeitung mit elektronischen Systemen.

Cover: Kordula Röckenhaus, Bielefeld

Coverabbildung: tau*mh

Lektorat: Andrea Heubach, Markus Kurth, Sarah Lentz, Aiyana Rosen

Korrektorat: Alexandra Redmann, Maria Meierhofer

Konvertierung: Michael Rauscher, Bielefeld

ePUB-ISBN: 978-3-7328-1824-2

http://www.transcript-verlag.de

Inhalt

Chimaira Arbeitskreis

Eine Einführung in Gesellschaftliche Mensch-Tier-Verhältnisse und Human-Animal Studies

Sven Wirth

Fragmente einer anthropozentrismus-kritischen Herrschaftsanalytik

Zur Frage der Anwendbarkeit von Foucaults Machtkonzepten für die Kritik der hegemonialen Gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnisse

Markus Kurth

Von mächtigen Repräsentationen und ungehörten Artikulationen

Die Sprache der Mensch-Tier-Verhältnisse

Mieke Roscher

Where is the animal in this text?

Chancen und Grenzen einer Tiergeschichtsschreibung

Andre Gamerschlag

Intersektionelle Human-Animal Studies

Ein historischer Abriss des Unity-of-Oppression-Gedankens und ein Plädoyer für die intersektionelle Erforschung der Mensch-Tier-Verhältnisse

Sabine Hastedt

Die Wirkungsmacht konstruierter Andersartigkeit

Strukturelle Analogien zwischen Mensch-Tier-Dualismus und Geschlechterbinarität

Swetlana Hildebrandt

Vergeschlechtlichte Tiere

Eine queer-theoretische Betrachtung der Gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnisse

Andrea Heubach

Der Fleischvergleich

Sexismuskritik in der Tierrechts-/Tierbefreiungsbewegung

Aiyana Rosen

Vom moralischen Aufschrei gegen Tierversuche zu radikaler Gesellschaftskritik

Zur Bedeutung von Framing-Prozessen in der entstehenden Tierrechtsbewegung der BRD 1980-1995

Mieke Roscher

Gesichter der Befreiung

Eine bildgeschichtliche Analyse der visuellen Repräsentation der Tierrechtsbewegung

Markus Kurth/Tina Henschke/Andreas Stark/Maria Struppek

Zum Verhältnis von Hardcore-Szene und veganer Biografie

Eine qualitative Untersuchung

Glossar

Informationen zu den Autor_innen

Eine Einführung in Gesellschaftliche Mensch-Tier-Verhältnisse und Human-Animal Studies

Chimaira Arbeitskreis

»Unter den Nicht-Menschen, und getrennt von den Nicht-Menschen, gibt es eine immense Vielfalt anderer Lebender, die sich in keinem Fall – außer durch Gewalt und interessiertes Verkennen – in der Kategorie dessen homogenisieren lassen, was man das Tier (l’animal) oder die Tierheit (l’animalité) im Allgemeinen nennt.«

(Derrida 2010: 79)

Die philosophiegeschichtlichen Dimensionen der Mensch-Tier-Verhältnisse

Seit vielen Jahrhunderten zieht sich ein tiefer Graben durch die hegemoniale ›westliche‹ Philosophietradition, der bis zu ihren Anfängen im antiken Griechenland zurückreicht. Von Aristoteles bis Augustinus, von Hobbes bis Descartes, von Kant bis Heidegger, diese und fast alle weiteren ›großen Denker des Abendlandes‹[1] haben eine zentrale Unterscheidung in ihren Arbeiten vorgenommen. Alle haben sie eine starre Grenze zwischen ›dem Menschen‹ und ›dem Tier‹[2] gezogen. Diese stellt mehr noch – mal mehr, mal weniger explizit – das Fundament ihrer Ideen dar. Es ist sogar möglich, mit einiger Evidenz zu behaupten, dass die Mensch/Tier-Dichotomie eines der zentralen Momente, wenn nicht sogar das zentrale Moment, des ›abendländischen‹ Denkens darstellt. Diese Auffassung findet sich sowohl in der Kritischen Theorie – »die Idee des Menschen in der europäischen Gesellschaft drückt sich in der Unterscheidung vom Tier aus« (Adorno/Horkheimer 1988: 262) – als auch im Poststrukturalismus u.a. bei Jacques Derrida. Dieser bezeichnet den Mensch/Tier-Dualismus nicht nur als entscheidendste Frage und als zentralen Kritikpunkt seines Werkes (vgl. Derrida 2010: 62), sondern behauptet auch für die ›westliche‹ Philosophie als solche, dass

»alle Philosophen der Ansicht [waren], daß die Grenze einzig und unteilbar sei; und daß es auf der anderen Seite dieser Grenze eine riesige Gruppe gebe, eine einzige, in grundlegender Weise homogene Ganzheit, der gegenüber man das Recht, das theoretische und philosophische Recht auf Unterscheidung oder Entgegensetzung hätte, nämlich die des Tiers im Allgemeinen, des Tiers im allgemeinen Singular. Das ganze Tierreich mit Ausnahme des Menschen.« (Derrida 2010: 70, Herv. im Org.)

Derrida geht sogar noch weiter und bezeichnet das Denken vom ›Tier‹ im allgemeinen Singular als »vielleicht eine der größten – und systematischsten Dummheiten derer, die sich Menschen nennen« (ebd.). Die Subsumtion aller nichtmenschlichen Individuen* unter den Tierbegriff und den damit verbundenen Dualismus, welcher ›Tiere‹ in der Rolle des ›ganz Anderen‹ festschreibt, klagt Derrida als »ein erstes Verbrechen gegen die Tiere« (Derrida 2010: 80) an. Eine besondere Rolle in dieser Distanzierung spielt der Logos und dessen Begriffsgeschichte. Deshalb sollen zunächst einige der einflussreichsten Theoretiker und ihre Aussagen zur Frage des Logos in Mensch-Tier-Verhältnissen dargelegt werden.

Aristoteles beschreibt in seiner Politik, dass der Logos die Grundlage der politischen Gemeinschaft sei. Der Mensch könne lediglich deshalb ein zôon politikón, also ein politisches Wesen, sein, weil er ein zôon lógon échon sei, d.h. ein Wesen, das über den Logos verfüge (vgl. Aristoteles 1994: 1253a). Den Logos unterscheidet Aristoteles von der Phone, der bloßen Stimme, die im Gegensatz zum Logos nicht ausschließlich dem Menschen vorbehalten sei, sondern auch den ›Tieren‹ zukomme (vgl. zur Problematik dieser Trennung den Beitrag von Markus Kurth in diesem Sammelband). Die Bedeutung des Logos als erster Kategorie des sich Erhebens wird im Christentum mit Gott und dessen Weisheit, oder auch Gottes Wahrheit, in Verbindung gebracht: »Im Anfang war das Wort, der Logos, und der Logos war bei Gott, und von Gottes Wesen war der Logos. Dieser war im Anfang bei Gott. Alles ist durch ihn geworden.« (Joh 1,1-3) Die grundlegende Möglichkeit des Logos wird an die Menschen weitergegeben, indem Gott sie die ›Tiere‹ benennen lässt und diese den Menschen untertan macht. Die moralische Implikation dieser Hierarchisierung wird in der Argumentation von Augustinus, im 4. Jahrhundert n.chr.Z., deutlich. Dieser referiert über das Gebot Du sollst nicht töten und schreibt dieses als sich allein auf die menschliche Sphäre beziehend fest: »Darum hat auch die gerechteste Anordnung des Schöpfers ihr Leben und ihr Sterben unserem Nutzen angepasst: So bleibt also nur, das Gebot einzig auf den Menschen zu beziehen: ›Du sollst nicht töten.‹« (Augustinus 1979: 49) In die Neuzeit übertragen wird dieses Tierbild von Thomas Hobbes, der das Recht ›des Menschen‹ über ›das Tier‹ von einem ›Gottesrecht‹ in ein ›Naturrecht‹ überführt. Auch Hobbes definiert den Unterschied zwischen Menschen und nichtmenschlichen Tieren über den Logos der Sprache. Für ihn haben ›Tiere‹ keinen Willen, der sich in Sprache äußern kann. Ihre Laute deutet er vielmehr als aus ihrer zwanghaften ›Natur‹ heraus freigesetzt (vgl. Hobbes 1994: 14). An anderer Stelle seines Werkes ist zu lesen, welche moralischen und politischen Konsequenzen er daraus zieht: »Man kann also nach Belieben die Tiere, die sich zähmen und zu Diensten gebrauchen lassen, in das Joch spannen und die übrigen in stetem Kriege als schädlich verfolgen und vernichten.« (Hobbes 1994: 165) Eine Radikalisierung stellen die Ansätze von René Descartes dar. Aus seinem mechanistischen Tierbild folgt für ihn, dass Menschen die einzigen Wesen seien, die ›Geist‹ besitzen. Nichtmenschliche Tiere seien seinem Verständnis nach völlig ohne Verstand und eher mit Maschinen zu vergleichen, die aus ihrer ›Natur‹[3] heraus funktionierten, genau wie auch eine Uhr nach rein mechanischen Abläufen arbeite (vgl. Descartes 1960: 91ff.). Für Immanuel Kant bleibt ›das Tier‹ zwar der vernunftlose Teil der Geschöpfe (vgl. Kant 1914: 443) und der Mensch, der »in seiner Vorstellung das Ich haben kann, erhebt [sich] unendlich über alle anderen auf der Erde lebenden Wesen« (Kant 1917: 127), doch spricht er sich dafür aus, nichtmenschlichen Tieren gegenüber nicht roh und grausam zu sein. Dies begründet Kant nicht aus einem inhärenten Wert, den er ›den Tieren‹ zuspricht, sondern aus einer anthropozentrischen* Perspektive, da es die Menschen abstumpfe, wenn sie nichtmenschliche Tiere schlecht behandelten (vgl. Kant 1914: 443). Auch Martin Heidegger verneint die Frage nach einem Logos nichtmenschlicher Tiere. Sie seien, seiner Auffassung nach, der Fähigkeit des Seins als solchem beraubt (vgl. Heidegger 2004: 416) und werden von ihm als »weltarm« (Heidegger 2004: 263) benannt. Derrida, der sich in seiner Kritik vielfach auf Heidegger bezieht, bezeichnet daher dessen Figur ›des Tieres‹ als ein »alogon« (Derrida 2010: 41).

Mit diesen flüchtigen Schlaglichtern auf einige der einflussreichsten Theoretiker und ihre Aussagen zur Frage des Logos in Mensch-Tier-Verhältnissen verfolgten wir keineswegs den Anspruch, eine Genealogie des westlich-hegemonialen Tierbildes zu entwerfen – welche sicherlich sehr interessant für die weitere Beschäftigung mit Gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnissen wäre. Mit der skizzenhaften Darstellung sollte lediglich exemplarisch aufgezeigt werden, dass die Frage nach dem Logos in allen Epochen die zentrale Grenzlinie darstellte, durch die ›der Mensch‹ von ›dem Tier‹ abgegrenzt werden sollte. Das eben skizzierte hegemoniale Tierbild durchzieht selbstverständlich nicht linear ›die abendländische Geschichte‹. Vielmehr gab es immer wieder Brüche und Diskontinuitäten, auf die wir im Folgenden noch kurz eingehen werden. Der mit dem vorherrschenden Tierbild verbundene Mensch/Tier-Dualismus war und ist allerdings derart wirkmächtig, dass er die diskursive Textur der Gesellschaft wesentlich mitprägte und noch bis in die heutige Zeit ein äußerst dominantes Dispositiv verkörpert, das für die Welt, wie wir sie kennen, auf grundlegendste Art konstitutiv ist.

Mögen die Linien der Distanzierung der Menschen von den ›Tieren‹ auch lang sein, so gab es doch zu jeder Zeit auch Gegenstimmen. Der Philosoph Pythagoras soll bereits im antiken Griechenland im 6. Jahrhundert v. chr. Z. ethisch und religiös begründet vegetarisch gelebt haben, weshalb die vegetarische Ernährung lange Zeit als pythagoreisch bezeichnet wurde (vgl. Grube 2006: 23). In Erwiderung auf die Vorstellung, Vernunft oder Sprache seien Kriterien für moralische Berücksichtigung, äußerte sich Jeremy Bentham in seinem berühmt gewordenen Diktum »Die Frage ist nicht: Können sie denken? oder: Können sie sprechen?, sondern: Können sie leiden?« (Bentham 2000: 135). Hiermit richtet er sich zwar nicht gegen die Tötung nichtmenschlicher Tiere zur Produktion von ›Fleisch‹, er spricht sich aber gegen das Quälen von ›Tieren‹ aus und kritisiert das Ziehen einer starren Grenzlinie zwischen Menschen und nichtmenschlichen Individuen in Bezug auf ihre moralische Berücksichtigung (vgl. ebd.). Die Entgegnungen auf die dualistische, tierabwertende Philosophie und Praxis können in zwei Argumentationsstränge unterteilt werden. Auf der einen Seite sind dies Ansätze der Tierethik, die sich für eine moralische Berücksichtigung von ›Tieren‹ einsetzen. Auf der anderen Seite entwickelten sich auch Ansätze, welche die Mensch-Tier-Verhältnisse in einen gesellschaftspolitischen Rahmen stellen. Diese entsprangen beispielsweise der feministischen Bewegung: Unter anderem schlugen Teile der Suffragetten in Großbritannien Brücken zwischen dem Kampf um das Wahlrecht für Frauen und dem Kampf gegen die Vivisektion an nichtmenschlichen Tieren (vgl. Roscher 2009: 166ff.). Auch sozialistische Organisationen wie der Internationale Sozialistische Kampfbund, der in der Zeit des Nationalsozialismus im Widerstand gegen das Regime kämpfte, gehören zu den Vertreter_innen[4] gesellschaftstheoretischer Ansätze, die sich gegen die hegemonialen Gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnisse richteten: So wurde beispielsweise den Mitgliedern dieser Organisation eine strikt vegetarische Ernährung vorgeschrieben (vgl. Marin 2010: 137ff.). Weiter vertieft und theoretisch unterfüttert wurden diese Kritiken am herrschenden Umgang mit nichtmenschlichen Tieren durch die Ansätze der frühen Kritischen Theorie. Diese sahen die Beherrschung der ›äußeren Natur‹ – zu der sie auch nichtmenschliche Tiere zählten – nicht mehr, wie viele vorangegangene Marxist_innen, als Grundbedingung der Freiheit, sondern verstanden eine solche Beherrschung als Weg in die ›Barbarei‹ (vgl. u.a. Adorno/Horkheimer 1988). Zuletzt sei noch auf aktuelle Strömungen hingewiesen, die, neben den genannten, die heute aktive Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung beeinflussen. Zu diesen zählen unter anderem einige Vertreter_innen poststrukturalistischer, intersektioneller sowie queerer Positionen, die die Herrschaft über nichtmenschliche Tiere ablehnen und sie zu überwinden versuchen.

Auch wenn die widerständigen Praktiken dissidenter Positionen in der Einflusssphäre ›abendländischer‹ Philosophie immer wieder zu Verschiebungen in den Gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnissen geführt haben und immer noch führen, ist es notwendig, das Augenmerk verstärkt auf die hegemonialen Diskurse zu richten. Der dominante Mensch/Tier-Dualismus kann als eine logozentrische Struktur gelesen werden, die den Menschen als das rationale Wesen inthronisiert und damit alle anderen tierlichen* Individuen auf ›Instinkthaftigkeit‹ reduziert und sie als der Sphäre der ›Natur‹ zugehörig konstruiert. Derrida setzt die ›Tier-Frage‹ gar ins Zentrum des Logozentrismus: »[D]er Logozentrismus ist zuallererst eine These über das Tier, über das Tier, das des logos, des den logosHaben-Könnens beraubt ist.« (Derrida 2010: 52, Herv. im Org.)

Die Frage nach ›dem Tier‹ bzw. nach Gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnissen stellt eine der grundlegendsten ethisch-politischen wie philosophischen Fragen unserer Zeit dar. So provoziert die millionenfache Unterdrückung von nichtmenschlichen Tieren – »das beispiellose Ausmaß dieser Unterwerfung des Tieres« (Derrida 2010: 50, Herv. im Org.), ein Ereignis, das »niemand […] heute […] leugnen [kann]« (ebd.) – auf der ethischen oder politischen Ebene verstärkt Gegenwehr. Die Bedeutung der Gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnisse für die Philosophiegeschichte liegt darin, dass sie es möglich macht, die philosophische Historie bis in die Postmoderne als Fortsetzung der metaphysischen Tradition zu benennen. Die kritische Auseinandersetzung mit der Rolle ›des Tieres‹, das als logozentrische Abgrenzungsfolie dient, hilft dabei, aufzuzeigen, dass gerade dadurch, wie nichtmenschliche Tiere zum ›ganz Anderen‹ des Menschen gemacht werden, immer wieder auf Ursprünge und transzendentale Logiken rekurriert wird.

Wir schlagen deshalb vor, diese mächtige und grundlegende Form des Logozentrismus als einen Anthropologozentrismus zu begreifen. Diese Wortschöpfung – die mindestens so unschön ist wie das, was sie bezeichnet – soll auf die zentrale Stellung der Metapher ›des Tieres‹ als Ausgeschlossenem im logozentrischen Denken hindeuten. Wir können sogar in Anlehnung an Gilles Deleuzes und Félix Guattaris These zum Phallogozentrismus (vgl. Deleuze/Guattari 1992: 630) behaupten, dass der Logozentrismus von jeher dazu bestimmt war, den Anthropologozentrismus zu begründen und zu legitimieren.

Im folgenden Abschnitt möchten wir zeigen, wie die materielle Realität von ›Tieren‹ mit den philosophiegeschichtlichen Entwicklungen korrespondiert.

Die ethischen und politischen Dimensionen der Mensch-Tier-Verhältnisse

»Es läuft vielleicht alles auf eine Art anthropozentrischer Kolonisierung hinaus, wo alles und jeder immer noch an einem menschlichen und westlichen Maßstab gemessen wird. Im Kontext unseres Rechtssystems sind Tiere dazu verdammt, als dem Menschen Untergebene definiert zu werden. Trotzdem sind Tiere keine defizitären Menschen, sie gehören einer anderen Welt an und die Zugehörigkeit zu dieser anderen Welt sollte nicht entzaubert und auf unsere Größe reduziert, sondern für das, was sie ist, respektiert werden.«

(Noske 2008: 21)

Die Verhältnisse, welche die Realitäten einer Vielzahl nichtmenschlicher Tiere bestimmen, lassen sich als Gewalt- und Herrschaftsverhältnisse fassen. Zur Beschreibung dieser gewaltförmigen Verhältnisse entwickelte der britische Psychologe Richard D. Ryder 1970 den an Begrifflichkeiten für andere Formen der Unterdrückung wie Sexismus oder Rassismus angelehnten Begriff Speziesismus* (vgl. Ryder 1998: 320). Der australische Philosoph Peter Singer griff den Terminus Mitte der 1970er Jahre auf und verhalf ihm dadurch zu weltweiter Bekanntheit (vgl. Singer 2001). Das Konzept des Speziesismus wurde von der Tierrechts-/Tierbefreiungsbewegung in der Folge weiterentwickelt. Heute wird »Speziesismus […] im Zusammenhang mit der Beschreibung von Einstellungen und Handlungen verwandt, welche darauf zurückzuführen sind, dass Tiere als minderwertig erachtet werden« (Schubert 2005: 10).

Die Gewalt, die für die hegemonialen Gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnisse konstitutiv ist, lässt sich in drei miteinander verschränkte, sich gegenseitig stützende Ebenen unterteilen, die Sven Wirth in seinem Beitrag in diesem Sammelband als materielle, strukturelle und epistemische Ebenen der Gewalt identifiziert. Am augenscheinlichsten tritt die materielle Ebene der Gewalt hervor: die Gefangenhaltung, Ausbeutung und Tötung nichtmenschlicher Tiere, beispielsweise zu Zwecken der Nahrungsmittelproduktion, zu Versuchszwecken, zu Vergnügungszwecken (z.B. bei Pferderennen, in Zoos, in Zirkussen) oder zur Kleidungsproduktion. Nichtmenschliche Tiere werden in diesen Prozessen zu Ressourcen degradiert und dabei entindividualisiert und verdinglicht. Strukturell wird diese Gewalt nicht nur vom ökonomischen Nutzenkalkül eingefasst, sondern auch u.a. von Gesetzestexten, welche in einer doppelten Bewegung die ›Benutzung‹ nichtmenschlicher Tiere institutionell absichern sowie legitimieren und festschreiben. Diese Strukturen reichen jedoch auch in andere Sphären hinein. Im Alltagsverständnis werden nichtmenschliche Tiere zumeist als Besitz von Menschen betrachtet, nicht als Lebewesen, die einen Wert an sich haben sowie Interessen, die berücksichtigt werden sollten. Die Abwertung nichtmenschlicher Tiere ist gesellschaftlich tief verankert und Ausdruck der epistemischen Strukturen. Diese wiederum sind mit der Philosophiegeschichte verwoben. Monopolisierte Denkformen wie die Distanzierung von ›Tieren‹ durch Sprache begründen oder legitimieren gewaltförmige Verhältnisse nicht nur – epistemische Postulate üben selbst Gewalt aus, wenn sie den thematisierten Gegenstand als ›das Andere‹ konstruieren und dieses in einem hierarchischen Verhältnis als Negation oder Abweichung festschreiben.

Eine solche Einteilung sagt jedoch noch nichts über die Ausmaße der Gewalt in hegemonialen Mensch-Tier-Verhältnissen aus. Mit dem Begriff des tierindustriellen Komplexes, entworfen von der niederländischen Kulturanthropologin Barbara Noske, können die Strukturen gegenwärtiger Tierproduktion und die Lebensrealitäten sogenannter Nutztiere, u.a. der ›Schlachttiere‹, fassbar gemacht werden. Als tierindustriellen Komplex beschreibt sie eine Tendenz in der gegenwärtigen Massentierhaltung hin zur Bündelung (nahezu) aller Produktionsschritte in einem Großunternehmen: von der Zucht und Geburt eines ›Tieres‹ über die Futtermittelherstellung bis zur Auslage der einzelnen Körperteile in den Tiefkühlregalen der Lebensmittelgeschäfte. In diesen hochgradig technisierten und automatisierten Massenproduktionsbetrieben wird nichtmenschlichen Tieren die Kontrolle über ihre sozialen wie lebenserhaltenden Aktivitäten genommen. In Anlehnung an Marx begreift Noske die ›Tiere‹ in diesen Tierfabriken als in vielerlei Hinsicht entfremdet, als enttierlicht und zieht Parallelen zur Rationalisierung und Entfremdung menschlicher Arbeitskraft (vgl. Noske 2008: 40ff.). Die Lebensbedingungen und selbst die (in diesem Sinne gezüchteten) Körper der nichtmenschlichen Tiere werden hier allein unter der Prämisse der Produktivität betrachtet:

»Heutzutage werden Tiere zunehmend veranlasst, in riesigen Gebäuden zu produzieren, in Systemen, die von mäßiger bis totaler Haft reichen. Die physische umliegende Umwelt ist vollkommen vom Menschen geschaffen und vom Menschen kontrolliert, kein Draußen, kein Fühlen von Erde, künstliche Wärme, künstliches Tageslicht oder künstliche Dunkelheit, Maschendraht, Beton- oder Gitterboden und so weiter. Die Haftsysteme dienen einem doppelten Zweck: so viele Tiere wie möglich an einem Ort zusammenzupferchen und sie in Richtung immer größerer Produktivität zu manipulieren.« (Noske 2008: 44)

Der Widerstand gegen diese Formen der Tierproduktion steigt – gerade in Kreisen, welche diese Prozesse aus verschiedenen Gründen (meist ökologischer, gesundheitlicher oder verteilungspolitischer Art) als für Menschen problematisch ansehen. Aber an der Gewalt in den Mensch-Tier-Verhältnissen mehrt sich auch grundsätzliche Kritik, welche die gewaltförmigen Strukturen in ihren Grundfesten erschüttern will. So sind auch im deutschsprachigen Raum die Positionen von Tierrecht* und Tierbefreiung* seit über 20 Jahren zu vernehmen (vgl. zur Geschichte der Tierrechtsbewegung in der BRD den Beitrag von Aiyana Rosen im vorliegenden Band). Unversöhnlich stehen diese einer Nutzung von nichtmenschlichen Tieren zu menschlichen Zwecken gegenüber und befinden sich dadurch in einem teilweise antagonistischen Verhältnis zum Tierschutz*, der sich lediglich der Verwaltung und Reformierung dieser Verhältnisse verschrieben hat.

Was sind Mensch-Tier-Verhältnisse?

Unter Mensch-Tier-Beziehung verstehen wir die konkrete Beziehung zwischen einem menschlichen und einem tierlichen Individuum, unter Mensch-Tier-Verhältnis hingegen die Gesamtheit an Mensch-Tier-Beziehungen, ihre Einbettung in gesellschaftliche Strukturen und ihre Institutionalisierung – eine Einteilung, mit der wir an Regina Becker-Schmidts und Gudrun-Axeli Knapps Definition der Begriffe Geschlechterbeziehung und Geschlechterverhältnis anlehnen (vgl. Becker-Schmidt/Knapp 1995: 18).

Mensch-Tier-Verhältnisse sind nicht einheitlich oder monolithisch zu denken. Sie treten in vielfältigen Ausprägungen zutage und kennzeichnen sich auch teilweise durch innere Widersprüche. Die jeweils unterschiedliche Wahrnehmung und Behandlung von beispielsweise ›Heimtieren‹, ›Versuchstieren‹ und ›Nutztieren‹ verdeutlicht die Ambivalenzen, die das Verhältnis vieler Menschen zu ›Tieren‹ prägen. In verschiedenen gesellschaftlichen Sphären haben wir es folglich mit verschiedenen Mensch-Tier- Verhältnissen zu tun. Es existiert also nicht das eine Mensch-Tier-Verhältnis, sondern viele, sich durchkreuzende und miteinander in Zusammenhang stehende Mensch-Tier-Verhältnisse. Es bestehen jedoch trotzdem bestimmte Strukturen und Muster, die Mensch-Tier-Verhältnisse durchziehen, und diese sind nicht einfach zufällig oder beliebig. Hier sind zuallererst die Hierarchien zu nennen, bei denen die Machtpositionen asymmetrisch verteilt sind und auf menschlicher Seite liegen. Mensch-Tier-Verhältnisse sind zudem historisch gewachsene Verhältnisse, die nicht als starr und ›naturgegeben‹ betrachtet werden sollten. Sie sind stets in Bewegung und werden in ständigen Handlungen immer wieder neu produziert und reproduziert. Um den unterschiedlichen Ausprägungen von Mensch-Tier-Verhältnissen Rechnung zu tragen, wird der Begriff Mensch-Tier-Verhältnis im vorliegenden Sammelband meist im Plural verwendet. Zudem soll die Verwendung des Begriffs im Plural die Prozessualität und das Potenzial einer Veränderbarkeit der Verhältnisse zum Ausdruck bringen.

Zur Gesellschaftlichkeit von Mensch-Tier-Verhältnissen

»Die AkteurInnen, das sind nicht nur ›wir‹. Wenn die Welt für uns als ›Natur‹ existiert, dann bezeichnet dies eine Art von Beziehung, eine Leistung, an der viele AkteurInnen beteiligt sind. Nicht alle von ihnen sind menschlicher, nicht alle organischer, nicht alle technologischer Provenienz.«

(Haraway 2006: 15)

Der Begriff Gesellschaft ist, nach hegemonialer Definition, ein Konzept, in dem nichtmenschliche Tiere nicht vorkommen. Nicht nur in der bereits angeführten aristotelischen Definition des Menschen als zôon politikón wird die Gesellschaftlichkeit über den Politikbegriff an den Menschen geknüpft. Diese Deutungstradition setzt sich fort und so wird auch heute noch meist auf eine Definition von Gesellschaft zurückgegriffen, die nichtmenschliche Tiere ausschließt. Schubert und Klein definieren beispielsweise in ihrem Politiklexikon Gesellschaft als »Sammelbezeichnung für unterschiedliche Formen zusammenlebender Gemeinschaften von Menschen, deren Verhältnis zueinander durch Normen, Konventionen und Gesetze bestimmt ist« (Schubert/Klein 2006). Der Gesellschaftsbegriff rekurriert dabei auf den Natur/Kultur-Dualismus, der bedingt, dass nur Menschen als gesellschaftliche Wesen verstanden werden. Alle anderen Individuen, denen das aktive und produktive Potenzial abgesprochen wird, können traditionell nicht in Vergesellschaftungsformen mit eingedacht werden. Nichtmenschliche Tiere werden in diesem klassischen Dualismus der Sphäre der ›Natur‹ zugeordnet und sind so von der Sozietät ausgegrenzt.

Die Notwendigkeit einer Integration von nichtmenschlichen Tieren und Mensch-Tier-Verhältnissen in das Verständnis von Gesellschaft lässt sich jedoch an verschiedenen Bereichen verdeutlichen. So finden zwischen Menschen und nichtmenschlichen Tieren eine Vielzahl an Interaktionen statt, die in vielerlei Hinsicht institutionalisiert und für das konkrete Funktionieren von gesellschaftlichen Bereichen bzw. Abläufen verantwortlich sind. Als Beispiele seien hier die Interaktionen mit Hündinnen, Katern oder Pferden in der ›Tiertherapie‹ oder die Rolle von Spür- bzw. Blindenhunden genannt. Des Weiteren sind nichtmenschliche Tiere durch Rituale, Symbole, Werte und Normen auf vielfältige Weise in die Gesellschaft und die Kultur eingebettet. Unabhängig davon, ob ›Tiere‹ als Symbolträger, als Ersatz für zwischenmenschliche Beziehungen oder als Rohmaterial für Nahrung betrachtet werden, interagieren und agieren ›wir‹ mit ›ihnen‹, sie beeinflussen unser Leben und sind ein fester Bestandteil gesellschaftlicher Verflechtungen.

Die Art und Weise, wie wir tierliche Individuen wahrnehmen und mit ihnen umgehen, ist ebenfalls gesellschaftlich strukturiert. So sehen wir ›Tiere‹ beeinflusst durch Wahrnehmungsregime, die sich u.a. aus dem gesellschaftlichen Tierbild speisen.

Die Mensch-Tier-Verhältnisse sind zudem nicht einfach ›natürlich‹ gewachsen oder haben sich zufällig entwickelt. Weder sind nichtmenschliche Tiere ›Natur‹, noch sind die Mensch-Tier-Verhältnisse ›natürliche‹ Gegebenheiten, und somit lassen sich auch alltägliche Gewohnheiten vieler Menschen, wie Fleisch und Käse zu essen oder sich ›Tiere‹ als ›Heimtiere‹ zu halten, als gesellschaftliche Praxen begreifen. Derartige Praxen sind das Ergebnis verschiedenster historischer Prozesse, an denen eine Vielzahl von Akteur_innen beteiligt waren – auch nichtmenschliche Tiere, die nicht nur ihre eigene, sondern auch die menschliche Geschichte mitgestalten (vgl. u.a. den Beitrag Where is the animal in this text? von Mieke Roscher in diesem Band). Folglich sind Menschen nicht die einzigen Wesen, die Geschichte produzieren. Beispielhaft kann dies am vielschichtigen Verhältnis zwischen Menschen und Hunden dargestellt werden, dessen Entwicklung Donna Haraway in ihrem Companion Species Manifesto als »co-evolution« beschreibt: »Human life has changed significantly in association with dogs. Flexibility and opportunism are the name of the game for both species, who shape each other throughout the still ongoing story of co-evolution.« (Haraway 2003: 29)

›Tiere‹ sind folglich ein wesentlicher Teil ›unserer‹ Gesellschaften, sowohl auf der materiellen Ebene als auch auf der Ebene der historischen Grundbedingungen unseres Seins. Zudem ist weder die konkrete Art unseres Denkens noch unsere epistemische Praxis ohne den wesentlichen Einfluss von nichtmenschlichen Individuen denkbar. Um die Mensch-Tier-Verhältnisse jedoch als gesellschaftliche Verhältnisse verstehen zu können, ist es notwendig, wesentliche Grundannahmen des traditionellen Gesellschaftsbegriffs zu revidieren. Die Fixierung auf ›den Menschen‹ als einziges soziales Wesen muss folglich eine Dekonstruktion erfahren. Dafür müssen nichtmenschliche Tiere aus den Natur/Kultur-, Aktiv/Passiv- und Mensch/Tier-Dualismen herausgelöst werden. Nur so lässt sich der Gesellschaftlichkeit von Mensch-Tier-Verhältnissen gerecht werden, da es möglich ist, mit nichtmenschlichen Tieren in Beziehung zu treten. Von einer Beziehung lässt sich allerdings nur dann sprechen, wenn alle Beteiligten dieser Beziehung als aktive Entitäten angesehen werden. Mit einem Stein kann ich nicht in Beziehung treten, denn er verfügt nicht über die Möglichkeit zur Interaktion. Mein Gegenüber muss also grundsätzlich in der Lage sein, als Akteur_in in Erscheinung zu treten. Nur wenn nichtmenschliche Tiere als ›Natur‹ oder als passiv betrachtet bzw. konstruiert werden, können Mensch-Tier-Verhältnisse als nicht-gesellschaftlich aufgefasst werden. Derartige Betrachtungsweisen können als gewaltförmig-diskursive Praxen gelesen werden, die nichtmenschliche Tiere aus den Konzepten der Sozietät und der Aktivität ausschließen.

Human-Animal Studies

Die Human-Animal Studies (HAS), die seltener auch unter der Bezeichnung Animal Studies firmieren, stellen ein internationales, interdisziplinäres und multiparadigmatisches Forschungsfeld dar. In den Human-Animal Studies werden die kulturelle, soziale und gesellschaftliche Bedeutung nichtmenschlicher Tiere, ihre Beziehungen zu Menschen sowie die Gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnisse untersucht. Diese Untersuchungen werden, je nach Positionierung, aus einer kritischen oder einer sich selbst als rein deskriptiv verstehenden Perspektive vorgenommen. Im deutschsprachigen Raum ist dieses Forschungsfeld bislang jedoch nur marginal vertreten.

Die Human-Animal Studies entstanden aus der Kritik an der mangelnden Beschäftigung mit Mensch-Tier-Verhältnissen in der hegemonialen Wissenschaft. Sie kritisieren den dort vorherrschenden Anthropozentrismus: sowohl den Anthropozentrismus moralischer Ausprägung, der den Menschen als im Mittelpunkt stehend bzw. als einzige moralisch zu berücksichtigende Entität betrachtet, als auch den erkenntnistheoretischen Anthropozentrismus, der die Welt einzig und allein aus einer menschlichen Sichtweise heraus betrachtet.[5]

An den Human-Animal Studies beteiligen sich diverse wissenschaftliche Disziplinen und innerhalb dieser verschiedenste Traditionslinien bzw. Paradigmen. Forschungsfragestellungen aus dem Bereich der Human-Animal Studies werden in nahezu allen Geistes- und Sozialwissenschaften behandelt, u.a. in der Philosophie, in den Geschichts- und Kulturwissenschaften, in der Soziologie, in den Politik- und Rechtswissenschaften, in den Literatur-, Kunst-, Film- und Medienwissenschaften sowie in den Erziehungswissenschaften, in der Geografie und in der Psychologie.

Der Fokus der Human-Animal Studies liegt auf einer (eher den Geistes- und Sozialwissenschaften zuzurechnenden) Analyse der kulturellen, sozialen und gesellschaftlichen Komponenten einer Betrachtung von nichtmenschlichen Tieren sowie Mensch-Tier-Beziehungen und -Verhältnissen. Dennoch können auch innerhalb der Naturwissenschaften, beispielsweise in der Biologie, Medizin oder Zoologie, Fragen der Human-Animal Studies behandelt werden, insbesondere wenn Wissenschaftler_innen eine kritische Perspektive einnehmen und die bisherige naturwissenschaftliche Forschung über nichtmenschliche Tiere einer kritischen Relektüre unterziehen und diese entessenzialisieren (vgl. für Beispiele einer solchen Forschung Ebeling/Schmitz 2006; Haraway 1995c, 2003).

Im Folgenden wollen wir einen exemplarischen Einblick in die Human-Animal Studies geben. Da wir eine Etablierung der Human-Animal Studies im deutschsprachigen Raum vorantreiben möchten, legen wir in unserem Überblick einen Fokus auf Forschung im deutschsprachigen Raum, ohne hierbei jedoch einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Vielmehr wollen wir die Bandbreite an Disziplinen und Themenfeldern aufzeigen, in welche die Human-Animal Studies hineinreichen und in denen im hiesigen Sprachraum bereits Forschungsansätze bestehen. Der Übersichtlichkeit halber haben wir uns für diese Darstellung um eine Einordnung von Veröffentlichungen in einzelne Disziplinen bemüht. Eine solche Einteilung ist jedoch oft schwierig: Die Disziplinen sind kaum trennscharf voneinander abzugrenzen und Veröffentlichungen reichen mit der Behandlung verschiedener Thematiken vielfach in mehrere Disziplinen hinein.

Themen der Human-Animal Studies werden in der Philosophie behandelt: Die Tierphilosophie, die nicht als eigenständiges Forschungsfeld zu verstehen ist, sondern lediglich eine (teilweise anthropozentrismus-kritische) Auseinandersetzung mit ›dem Tier‹ in der Philosophie bezeichnet, tritt »[i]n der breiten Öffentlichkeit und im alltäglichen Leben […] am stärksten in der Form der Tierethik in Erscheinung« (Wild 2008: 29). Die Tierethik, zu deren bekanntesten Verfechter_innen der australische Moralphilosoph Peter Singer, der die tierethische Debatte mit der Erstveröffentlichung von Animal Liberation 1975 stark forcierte, und der US-amerikanische Philosoph Tom Regan zählen (vgl. Singer 2001, Regan 1985), wurde mittlerweile in den philosophischen Mainstream aufgenommen. Diese Etablierung ist u.a. an den Lehrplänen universitärer philosophischer Institute abzulesen. Doch nicht nur im anglofonen, auch im deutschsprachigen Raum regen sich schon seit längerem Stimmen, die dafür plädieren, nichtmenschliche Tiere als zu berücksichtigende Individuen in eine Ethik zu integrieren. So entwirft der Moralphilosoph Johann S. Ach in seiner Monografie Warum man Lassie nicht quälen darf. Tierversuche und moralischer Individualismus eine nichtmenschliche Tiere einbeziehende Ethikkonzeption (vgl. Ach 1999), ebenso wie die Moralphilosophin Ursula Wolf, die in ihrer Arbeit Das Tier in der Moral unter Bezugnahme auf Schopenhauers Mitleidsethik eine Moraltheorie »generalisierten Mitleids« konzipiert (vgl. Wolf 2004).

Ein weiteres Forschungsfeld der Human-Animal Studies stellen die Geschichtswissenschaften dar. Historiker_innen, die sich im Bereich der Human-Animal Studies betätigen, plädieren für eine weitergehende Einbeziehung nichtmenschlicher Tiere in die Geschichtsschreibung und setzen sich für das Schreiben einer Tiergeschichte ein – so auch die Sozialhistorikerin Mieke Roscher in ihrem Beitrag Where is the animal in this text? Chancen und Grenzen einer Tiergeschichtsschreibung in diesem Band. Diese Historiker_innen üben teilweise Kritik an den anthropozentrisch geprägten Geschichtswissenschaften, die nichtmenschliche Tiere lediglich in ihrer Funktion für Menschen wahrnehmen und sich bei der Betrachtung von ›Tieren‹ meist auf eine Untersuchung von für die menschliche Geschichte relevanten Zusammenkünften zwischen Menschen und nichtmenschlichen Tieren beschränken. Vielfach werden nichtmenschliche Tiere aus den hegemonialen Geschichtswissenschaften jedoch auch vollständig ausgeklammert und ihr Verhalten gar nicht erst als geschichtlich interpretiert. Um der Objektifizierung* und Ausklammerung von nichtmenschlichen Tieren in den hegemonialen Geschichtswissenschaften entgegenzuwirken, plädieren einige der in diesem Forschungsfeld tätigen Autor_innen dafür, ›Tiere‹ sowohl als Produzent_innen ihrer eigenen Geschichte wie auch als handelnde Akteur_innen in der gemeinsamen Geschichte zu betrachten. Erste Schritte hin zu einer Einbeziehung nichtmenschlicher Tiere in die Geschichtsschreibung unternahmen im deutschsprachigen Raum u.a. diverse Autor_innen in der von Dorothee Brantz und Christof Mauch herausgegebenen Anthologie Tierische Geschichte. Die Beziehung von Mensch und Tier in der Kultur der Moderne (vgl. Brantz/Mauch 2009), die Autor_innen in Clemens Wischermanns Anthologie Von Katzen und Menschen. Sozialgeschichte auf leisen Sohlen (vgl. Wischermann 2007) sowie die Autor_innen in Rainer Pöppingheges Anthologie Tiere im Krieg – Von der Antike bis zur Gegenwart (vgl. Pöppinghege 2009). Theoretische Perspektiven zum Thema legten Pascal Eitler und Maren Möhring in ihrem Aufsatz Eine Tiergeschichte der Moderne – Theoretische Perspektiven in Traverse – Zeitschrift für Geschichte dar (vgl. Eitler/Möhring 2008).

Ein weiterer Bereich der Geschichtsforschung, der einen Teil der Human-Animal Studies darstellt, ist die geschichtliche Betrachtung von Ansätzen und Bewegungen, die sich gegen die gewaltförmigen hegemonialen Mensch-Tier-Verhältnisse richten. Einen Beitrag zu einer solchen Geschichtsschreibung leistete beispielsweise die 2010 von Renate Brucker und Lou Marin herausgegebene Aufsatzsammlung Das Schlachten beenden! Zur Kritik der Gewalt an Tieren. Anarchistische, pazifistische, feministische und linkssozialistische Traditionen, in der Schriften u.a. von Leo Tolstoi, Clara Wichmann, Elisée Reclus und Magnus Schwantje zusammengestellt wurden (vgl. Tolstoi et al. 2010). Eine historische Betrachtung von Tierschutz-, Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung, wie sie beispielsweise Mieke Roscher in ihrer Dissertation Ein Königreich für Tiere – Die Geschichte der britischen Tierrechtsbewegung vornahm (vgl. Roscher 2009), ist ebenfalls Teil einer Geschichtsforschung, die zwar lediglich einen Beitrag zur menschlichen Geschichtsschreibung leistet, jedoch marginalisierte, die hegemonialen Mensch-Tier-Verhältnisse kritisch betrachtende Positionen sichtbar machen kann.

Eine weitere Disziplin, in der sich Forscher_innen mit Themen der Human-Animal Studies beschäftigen, sind die Kulturwissenschaften. Hier wird u.a. der Umgang mit nichtmenschlichen Tieren in verschiedenen Kulturen erforscht, beispielsweise in der (gleichsam den Geschichtswissenschaften zuzurechnenden) Anthologie Tiere und Menschen – Geschichte und Aktualität eines prekären Verhältnisses, die von Paul Münch in Verbindung mit Rainer Walz herausgegeben wurde und Aufsätze über Mensch-Tier-Verhältnisse verschiedenster Traditionen enthält: Mensch-Tier-Verhältnisse im Islam, im Buddhismus und in hinduistischen Traditionen werden ebenso betrachtet wie Mensch-Tier-Verhältnisse in ›abendländischen‹ Traditionen und modernen Debatten (vgl. Münch 1997). In dem bereits erwähnten Sammelband von Brantz und Mauch Tierische Geschichte. Die Beziehung von Mensch und Tier in der Kultur der Moderne (vgl. Brantz/Mauch 2009), findet sich u.a. ein Aufsatz von July A. Smith, die sich mit ›dem Tier‹ als Phänomen in der Kulturwissenschaft auseinandersetzt (vgl. Smith 2009). Bernd Hüppauf stellt in seinem 2011 erschienenen Werk Vom Frosch. Eine Kulturgeschichte zwischen Tierphilosophie und Ökologie Frösche in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen und erläutert u.a. Veränderungen in der kulturellen Bedeutung des Frosches in der Geschichte.

Einen spannenden Ansatz verfolgt auch der Sammelband Ich, das Tier. Tiere als Persönlichkeiten in der Kulturgeschichte, der von Jessica Ullrich, Friedrich Weltzien und Heike Fuhlbrügge herausgegeben wurde. In dieser Publikation werden nichtmenschliche Tiere als Subjekte, als einzelne Individuen betrachtet. Der Sammelband ist allerdings nicht allein den Geschichts- oder Kulturwissenschaften zuzurechnen, sondern reicht neben diesen beiden Disziplinen auch in verschiedene andere Disziplinen wie die Literaturwissenschaften und die Kunsttheorie (vgl. Ullrich/Weltzien/Fuhlbrügge 2008).

Human-Animal Studies werden zudem in den Sozialwissenschaften betrieben, insbesondere in der Soziologie. Jedoch wird die Gesellschaft auch in dieser wissenschaftlichen Disziplin immer noch vorrangig als rein menschliche Gesellschaft verstanden. Folglich findet die Gesellschaftlichkeit der Mensch-Tier-Verhältnisse meist keine oder nur marginale Berücksichtigung. Allerdings gibt es Ansätze einer Soziologie der Mensch-Tier-Beziehungen bzw. einer Soziologie der Mensch-Tier-Verhältnisse – ein Themenfeld, in dem in den letzten Jahren einige interessante Veröffentlichungen hervorgebracht wurden. Innerhalb der Soziologie der Mensch-Tier-Beziehungen bzw. Mensch-Tier-Verhältnisse gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, sich mit Mensch-Tier-Verhältnissen auseinanderzusetzen, sowie eine Reihe von theoretischen Ansätzen, die zur Analyse derselben herangezogen werden können. An allgemeinen soziologischen Arbeiten in diesem Themenfeld ist Birgit Mütherichs Monografie Die Problematik der Mensch-Tier-Beziehung in der Soziologie: Weber, Marx und die Frankfurter Schule hervorzuheben, in der sie die Bedeutung von nichtmenschlichen Tieren und Mensch-Tier-Beziehungen in klassischen soziologischen Theorien untersucht (vgl. Mütherich 2004). Voraussichtlich noch in diesem Jahr erscheint zudem die Anthologie Das Mensch-Tier-Verhältnis – Eine sozialwissenschaftliche Einführung (Arbeitstitel), welche einen Querschnitt der aktuellen Forschung bieten will (vgl. Brucker et al. 2011).

Ein konkretes Forschungsfeld innerhalb der Soziologie der Mensch-Tier-Verhältnisse stellt die Analyse der menschlichen Behandlung von ›Heimtieren‹ und ›Nutztieren‹ dar, z.B. in der Wissenschaft, Landwirtschaft und Industrie, sowie eine Analyse des Verhaltens dieser nichtmenschlichen Tiere. Eine Betrachtung der Orte, an denen nichtmenschliche Tiere ›genutzt‹, gehalten und getötet werden, sowie eine Analyse der Verhältnisse, die diese verschiedenen Formen der ›Nutzung‹ bedingen, ist ebenfalls von Interesse für soziologische Untersuchungen. Auch die Analyse von ›Heimtier‹-Mensch- und ›Nutztier‹-Mensch-Beziehungen ist Teil dieses Untersuchungsfeldes sowie die Ambivalenzen, die zwischen der Repräsentation und Behandlung von ›Heimtieren‹ gegenüber der von ›Nutztieren‹ und ›Wildtieren‹ bestehen. Einer Erforschung dieser Ambivalenzen in den Mensch-Tier-Verhältnissen widmen sich eine Reihe von Autor_innen im deutschsprachigen Raum u.a. Ulrike Pollack in ihrer Monografie Die städtische Mensch-Tier-Beziehung. Ambivalenzen, Chancen und Risiken (vgl. Pollack 2009), Rainer E. Wiedenmann in verschiedenen Publikationen, u.a. in dem Aufsatz Tierbilder im Prozeß gesellschaftlicher Differenzierung. Überlegungen zu Struktur und Wandel soziokultureller Ambivalenzkonstruktion (vgl. Wiedenmann 1997), sowie Birgit Pfau-Effinger und Sonja Buschka in der Anthologie Gesellschaft und Tiere – Soziologische Analysen zu einem ambivalenten Verhältnis (vgl. Pfau-Effinger/Buschka 2011), die voraussichtlich noch in diesem Jahr erscheinen wird. Esther Knoth analysiert im Aufsatz Die Beziehung vom Menschen zum Heimtier zwischen Anthropozentrismus und Individualisierung – Ein Gegensatz? ›Heimtier‹-Mensch-Beziehungen und legt dabei ihren Fokus auf den Widerspruch, der in der Parallelität von räumlicher und emotionaler Nähe zum ›Heimtier‹ auf der einen Seite und dem Fortbestehen anthropozentrischer Denk- und Verhaltensmuster auf der anderen Seite zu finden ist (vgl. Knoth 2008).

Eine Beschäftigung mit der Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung stellt innerhalb der sozialen Bewegungsforschung, die der politischen Soziologie zuzurechnen ist, ein weiteres Forschungsfeld der Human-Animal Studies dar. Einen Beitrag zur Erforschung leistete Roschers Dissertation zur Geschichte der britischen Tierrechtsbewegung (vgl. Roscher 2009). Der Beitrag von Aiyana Rosen im vorliegenden Band wendet den Framing-Ansatz aus der sozialen Bewegungsforschung auf die Tierrechtsbewegung in der Bundesrepublik an.

An der Schnittstelle zwischen Soziologie und politischer Philosophie befindet sich ein weiteres Forschungsfeld: die (Weiter-)Entwicklung theoretischer Ansätze, die bislang primär auf die Untersuchung von Menschen und innermenschlichen Verhältnissen ausgerichtet waren und ›Tiere‹ ausschlossen. So lassen sich die Gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnisse beispielsweise mithilfe von Foucaults Herrschafts- und Machtanalytiken (vgl. den Beitrag von Sven Wirth in diesem Sammelband), mithilfe der Ansätze der Kritischen Theorie (vgl. Witt-Stahl 2007) oder mithilfe von Niklas Luhmanns Systemtheorie (vgl. Wiedenmann 2009) analysieren und einer kritischen Betrachtung unterziehen. Eine Weiterentwicklung der Intersektionalitätsforschung, für die Andre Gamerschlag im vorliegenden Sammelband plädiert, lässt sich ebenfalls diesem Forschungsfeld zurechnen.

Lediglich allererste Ansätze einer Berücksichtigung von ›Tieren‹, die über gängige Tierschutzdebatten hinausgehen, finden sich im deutschsprachigen Raum in der Politikwissenschaft (vgl. u.a. Bujok 2007) und in der Rechtswissenschaft (vgl. u.a. Loeper 2007; Fischer 2007).

Zur Beschäftigung mit nichtmenschlichen Tieren und/oder Gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnissen in den Literatur-, Medien-, und Filmwissenschaften bestehen ebenfalls erste Ansätze im deutschsprachigen Raum. Hier wird beispielsweise eine Analyse der Repräsentation von ›Tieren‹ in Literatur (vgl. u.a. Eitler 2009), Film (vgl. u.a. Stephany 2010; Möhring/Perinelli/Stieglitz 2009), Fernsehen und anderen Medien vorgenommen. Eine kritische Auseinandersetzung mit ›Tieren‹ in den Kunstwissenschaften findet sich u.a. bei Jessica Ullrich und Jasdan Joerges (vgl. Ullrich 2004; Joerges 2004).

Auch in den Gender Studies und verwandten Feldern werden Gesellschaftliche Mensch-Tier-Verhältnisse untersucht, beispielsweise in Form einer Analyse der Ähnlichkeiten in den Strukturen, die Frauen- und Tierunterdrückung bedingen (vgl. u.a. Roscher 2007; vgl. auch den Beitrag von Sabine Hastedt in diesem Band). Insbesondere innerhalb der Queer Studies, die u.a. die verschiedenen Formen von Sexualität und Geschlecht bei nichtmenschlichen Tieren (vgl. Ebeling 2006) oder die Auswirkungen einer Einteilung von ›Tieren‹ in das Konstrukt der Zweigeschlechtlichkeit untersucht, steht die Erforschung von Themenfeldern der Human-Animal Studies jedoch noch am Anfang (vgl. den Beitrag von Swetlana Hildebrandt in diesem Band). Dafür ist das Innovationspotenzial in diesem Spektrum besonders hoch. So erweitert beispielsweise Marion Mangelsdorf in ihrem Buch Wolfsprojektionen: Wer säugt wen? im Spannungsfeld von Science und Gender Studies Haraways Mensch-Maschine-Komplex um die Kategorie des ›Tieres‹ (vgl. Mangelsdorf 2007).

Dieser kurze Überblick kann angesichts des bis zum Ende der 1990er Jahre äußerst geringen Veröffentlichungsaufkommens im Bereich der Human-Animal Studies im deutschsprachigen Raum exemplifizierend darstellen, dass das Interesse am Feld der Human-Animal Studies und das hiermit verbundene Veröffentlichungsvolumen im hiesigen Sprachraum in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat. Zudem gibt es hierzulande weitere erste Anzeichen eines Aufwärtstrends in den Human-Animal Studies: In Hamburg wurde 2010 die Group for Society and Animals Studies (GSA) gegründet, die erste deutschsprachige universitäre Forschungsgruppe, die sich diesem Thema verschreibt, und mit der Gründung von Chimaira, ebenfalls im Jahr 2010, bildete sich in Form eines überuniversitären Netzwerks ein weiterer neuer Akteur in den Human-Animal Studies heraus.

Dennoch sind die Human-Animal Studies im anglofonen Raum schon wesentlich etablierter als dies hierzulande bislang der Fall ist. So verfügt die anglofone scientific community der Human-Animal Studies inzwischen über einige Fachzeitschriften u.a. Anthrozoös: A Multidisciplinary Journal of the Interactions of People and Animals, Society & Animals: Journal of Human-Animal Studies, Humanimalia: A Journal of Human-Animal Interface Studies und Journal for Critical Animal Studies sowie über eine Reihe von Professuren und Universitätsanbindungen in Form von Forschungsnetzwerken und Zentren. Dazu zählen etwa das British Animal Studies Network an der Middlesex University, das New Zealand Centre for Human-Animal Studies, das Animals and Society Institute und das Animal Rights Law Center.

Zudem kam es im englischsprachigen Raum zu einer Ausdifferenzierung innerhalb der Human-Animal Studies, da diese von manchen der in ihr tätigen Wissenschaftler_innen als zu unkritisch gewertet wurden. Daraufhin formierten sich die Critical Animal Studies (CAS), die – eindeutiger als die Human-Animal Studies – Position für die Abschaffung der Ausbeutung nichtmenschlicher Tiere sowie gegen jegliche Formen von Unterdrückung und Herrschaft beziehen (vgl. The Institute for CAS o.J.).

Human-Animal Studies sollen neues Wissen schaffen, aber auch altes Wissen und alte Diskurse auf emanzipatorische Weise neu betrachten und verbinden. Hierbei gilt es, analog zu anderen Zentrismen wie dem Androzentrismus und dem Ethnozentrismus auch den vorherrschenden Anthropozentrismus zunächst offenzulegen und als solchen sichtbar zu machen, diesen kritisch zu hinterfragen und ihm entgegenzuwirken bzw. diesen zu dekonstruieren. Dabei sollen die Wissenslücken geschlossen werden, die diese verengte Perspektive verursacht hat. Das bedeutet etwa, dass Diskurse, welche nichtmenschlichen Tieren einen Objektstatus geben, Diskursen weichen sollen, in denen ihrer Akteursposition Rechnung getragen wird. Ferner soll der verwertungslogische Blick auf nichtmenschliche Tiere zugunsten einer Analyse der herrschaftsförmigen sozialen und kulturellen Prozesse, Mechanismen und Konstruktionen aufgegeben werden.

Für kritische Human-Animal Studies – das Selbstverständnis des AK Chimaira

Herausgegeben wird dieser Sammelband von Chimaira – Arbeitskreis für Human-Animal Studies. In der Mythologie ist eine Chimäre ein Mischwesen, welches meist aus Mensch und ›Tier‹ besteht. Im Kontext der Gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnisse wollen wir mit unserer Namensgebung auf die machtvollen Prozesse hinweisen, im Zuge derer die Grenzen zwischen Menschen und nichtmenschlichen Tieren gezogen und naturalisiert* werden (vgl. Haraway 1995b: 96; Haraway 1995c: 136). Es soll aber auch auf die Durchlässigkeit und Verschiebbarkeit der Grenzen aufmerksam gemacht und diese in ihren Entstehungszusammenhängen kontextualisiert und damit politisiert werden. Hierin sehen wir einen wesentlichen Grundpfeiler der Interventionsmöglichkeiten von Human-Animal Studies. Chimaira besteht aus Wissenschaftler_innen und Aktivist_innen, die sich mit Mensch-Tier-Verhältnissen auseinandersetzen und denen es ein Anliegen ist, im deutschsprachigen Kontext zu einer Etablierung der Human-Animal Studies beizutragen. Unsere Perspektive auf dieses neue akademische Feld ist sowohl transdisziplinär als auch kritisch angelegt. Die Gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnisse sind historisch gemachte Verhältnisse und können deshalb auch nicht als feststehende Phänomene verstanden werden, sondern nur als durch die aktuellen materiellen und diskursiven Gegebenheiten bedingt. Wenn wir die Gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnisse in ihrer Historizität analysieren, sie also nicht als naturgegeben, sondern als veränderbar begreifen, so geht damit auch gleichzeitig eine Politisierung dieser Verhältnisse einher.

Deshalb versteht sich Chimaira auch als akademischer und politischer Akteur, der die Gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnisse als in weitere Machtverhältnisse eingebettet begreift. Unsere Interventionen sind politisch, denn Wissenschaft ist, wie Bruno Latour treffend bemerkte, die Fortsetzung von Politik mit anderen Mitteln (vgl. Latour 1984: 257). Alle Wissenschaften sind mit Werten, Geschichten und Perspektiven beladen, die aus dem jeweiligen historischen, geopolitischen und normativen Kontext der Wissenschaftler_innen stammen, die sie produzieren. »Wissenschaftliche Erkenntnisse sind also eher als Resultat von Aushandlungsprozessen zu sehen und nicht Ereignisse unparteiischer, logischer Ableitungen.« (Felt/Nowotny/Taschwer 1995: 116) Dies ist auch und sehr grundlegend im Bereich der Wissenschaften der Fall, die sich explizit oder implizit mit nichtmenschlichen Tieren befassen. Wie bereits zu Beginn dieses Textes gezeigt wurde, ist der Mensch/Tier-Dualismus eine der basalen Kategorien der westlich-hegemonialen Philosophie-, Denk- und Wissenstradition. Eine neutrale, rein deskriptive Wissenschaft (über Mensch-Tier-Verhältnisse) zu proklamieren, verschleiert die diskurspolitische Herkunft der Forschenden und macht die eigenen Verwicklungen in anthropozentrische Denkweisen unsichtbar. Eine solche Wissenschaft schreibt die hegemoniale Geschichte der Gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnisse affirmativ fort. Chimaira bezieht deshalb Stellung, betreibt situierte Wissenschaft, und legt dabei ihre Einbettungen in theoretische sowie politische Kontexte offen, denn »[s]owohl Schimpansen als auch Artefakte machen Politik, warum sollten gerade wir darauf verzichten?« (Haraway 1995a: 38)

Insofern sind (kritische) Human-Animal Studies als eine Standpunktwissenschaft zu verstehen. Dies ist, wie deutlich geworden sein sollte, nicht die andere Seite oder das Gegenteil von Wissenschaften, die ihre Allgemeingültigkeit postulieren, denn ein solches Wissenschaftsverständnis ist ein Relikt des Positivismus und konnte in der jüngeren Geschichte durch geeignetere Ansätze ersetzt werden. Vielmehr wollen wir dadurch eine wissenschaftstheoretische Traditionslinie andeuten, die von den feministischen Standpunkttheorien (vgl. u.a. Hartsock 2003) bis hin zu Konzepten des marxistischen Standpunktdenkens in den Schriften von Georg Lukács, Karl Marx oder Friedrich Engels (vgl. u.a. Marx/Engels 1953) reicht. Die grundlegende Annahme in diesen Theorien lautet, dass das ›materielle Sein‹ das menschliche Bewusstsein nicht nur strukturiere, sondern auch begrenze. Unser Handeln und unsere materiellen Grundlagen prägen und beschränken, diesen Denker_innen zufolge, unsere Erkenntnisse. Diese Theorien erfuhren allerdings neben der Kritik, dass Sein und Bewusstsein nicht in einem hierarchischen, sondern in einem Wechselwirkungsverhältnis zueinander stünden, ihr notwendiges Korrektiv in postmodernen Arbeiten von Theoretiker_innen wie Haraway. Diese wies darauf hin, dass jegliche Formen der Wissenschaft situiert seien und die Perspektiven der Unterworfenen – die in den Standpunkttheorien einen wesentlichen Ausgangspunkt darstellen – keine unschuldigen Perspektiven seien (vgl. Haraway 1995b). Neben der genannten Traditionslinie verorten wir uns in einer theoretischen Freundschaft mit den Gender, Queer und Postcolonial Studies bzw. Politics, deren Annahmen und Kritiken, wie z.B. die Analyse der Konstruktion ›des Tieres‹ als ›das Andere‹ oder die kritische Sicht auf Repräsentation und Identitätspolitik, wir vielfach in unsere Arbeiten aufnehmen.

Human-Animal Studies – so wie wir sie verstehen – argumentieren ebenfalls von einem normativen Standpunkt aus, denn wie der israelische Mathematiker Philip Rosenau in einem anderen Zusammenhang treffend bemerkte: »Nie sind Koch und Huhn gleicher Meinung über den Bratspieß.« Und so wie Engels argumentierte, dass es bis zur Mitte der 19. Jahrhunderts nicht möglich war, die Klassengesellschaft von Bourgeoisie und Proletariat zu erfassen und die feministische Standpunkttheorie darauf insistiert, dass wir erst seit der Genese der Frauenbewegung Dinge wahrnehmen können, die zuvor nicht sichtbar waren (vgl. Harding 1994: 149), können wir für die Human-Animal Studies feststellen, dass es erst durch die kritischen Akzente der Tierrechts-/Tierbefreiungsbewegung und mit ihr sympathisierender Akademiker_innen möglich ist, die Gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnisse grundlegend zu hinterfragen und neu zu denken.

Chimaira ist der Auffassung, dass die Etablierung der Human-Animal Studies in der gegenwärtigen Forschungslandschaft notwendig ist – sowohl aufgrund der Verschiebung der Diskurse, durch die es leichter wird, nichtmenschliche Tiere in die Gesellschaftsanalyse mit einzubeziehen, als auch aufgrund der Notwendigkeit einer Intervention in die ausbeuterische Realität der hegemonialen Mensch-Tier-Verhältnisse. Wissenschaftlicher Fortschritt entwickelt sich nicht, weil die Forschung der Wahrheit immer näher kommt, sondern weil bestehende Ansätze in Krisen geraten. Die Ausblendung von nichtmenschlichen Tieren aus der (Analyse von) Gesellschaft stößt immer mehr auf Grenzen und auch auf Gegenwehr. Sie ist mit dem Fortschreiten von politischen, philosophischen, aber auch naturwissenschaftlichen und erkenntnistheoretischen Debatten, die nichtmenschliche Tiere in anderer Form theoretisieren, nicht mehr haltbar:

»Die letzten Brückenköpfe unserer Einzigartigkeit sind korrumpiert […]: Sprache, Werkzeuggebrauch, Sozialverhalten, Geist, nichts ist mehr übrig, das die Trennungslinie zwischen Mensch und Tier überzeugend festzulegen vermag – und viele sind auch nicht mehr von der Notwendigkeit einer solchen Trennungslinie überzeugt.« (Haraway 1995a: 36)

Nichtmenschliche Tiere nur in Bezug auf ihre Verwertbarkeit, auf ihre taxonomische Einordnung oder als Abgrenzungsfolie zum Menschen hin zu untersuchen und sie jenseits von Gesellschaftlichkeit oder Geschichte zu positionieren, ist ein Relikt einer speziesistischen Theoriebastion. Diese zurückzuweisen ist eine der zentralen Aufgabenfelder der (kritischen) Human-Animal Studies und damit von Chimaira.

Der vorliegende Sammelband

Mit dem vorliegenden Sammelband wollen wir die Debatte um Gesellschaftliche Mensch-Tier-Verhältnisse vorantreiben, darauf insistieren, dass diese Verhältnisse als gesellschaftliche Verhältnisse zu analysieren sind, und einen Beitrag zur Etablierung der Human-Animal Studies im deutschsprachigem Raum leisten. Mit unseren Texten, die eine große Bandbreite an Themenfeldern abdecken und einen transdisziplinären Einstieg in die Vielfalt der Human-Animal Studies bieten sollen, möchten wir sowohl auf empirischer als auch auf theoretischer Ebene Akzente setzen. Uns geht es dabei sowohl um eine Intervention in die akademischen Debatten als auch um eine Einmischung in den öffentlichen Diskurs. Wir möchten das Thema der Gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnisse nicht im luftleeren Raum und jenseits von anderen akademischen und politischen Debatten verorten, sondern suchen Anschlüsse an und eine gegenseitige Befruchtung mit anderen Disziplinen und Themenfeldern.

Da wir, jedenfalls im deutschsprachigen Raum, mit unserem Sammelband auf noch nicht weit erschlossenes Terrain vordringen, ist es notwendig, einige grundlegende theoretische Annahmen vorwegzuschicken. So möchten wir einige Vorschläge machen, wie sich dem Thema am besten sprachpolitisch zu nähern ist. Wir gehen nicht davon aus, dass durch sprachpolitische Interventionen ein Feld vollkommen umgedeutet werden kann, da sich auch diese Interventionen lediglich im Rahmen der zum gegebenen Zeitpunkt zur Verfügung stehenden diskursiven Grenzen und Denkmöglichkeiten bewegen können. Selbstverständlich können die Interventionen in die Gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnisse auch nicht auf sprachpolitischer Ebene enden. Dennoch finden wir es notwendig, kurz zu skizzieren, mit was für einer Art von Sprachpraxis wir uns den Verhältnissen nähern wollen, denn auch dadurch wird eine nicht unwesentliche theoretische Positionierung deutlich, die sich von der traditionellen Struktur der Denkweise über ›Tiere‹ entfernen kann.

Einleiten wollen wir diese Überlegungen erneut mit Jacques Derrida, der sich für die Dekonstruktion des Tierbegriffs im allgemeinen Singular ausspricht. Derrida erläutert, dass ›das Tier‹ im Singular für die Philosophie als solches konstitutiv zu sein scheint (vgl. Derrida 2010: 69f.). Er schlägt eine von ihm erdachte Wortneuschöpfung vor, um die philosophische Tradition des Mensch/Tier-Dualismus zu brechen, die sich in der verallgemeinernden Kategorie ›Tier‹ wiederfindet. Sein Neologismus animot, der in gesprochenem Französisch der Pluralform Tiere (animaux) gleicht, in der Schriftsprache jedoch den Begriff Wort (mot) enthält, soll die logozentrische Einheit ›des Tieres‹ als solches aufheben und u.a. die Möglichkeit bieten, ›Tiere‹ durch die betonte Vielheit der nichtmenschlichen Individuen aus dem singulär-herrschaftsförmigen Zugriff der Denktradition herauszureißen (vgl. Derrida 2010: 79ff.). An diesem Beispiel wollen wir deutlich machen, dass Sprache historisch formiert und machtpolitisch durchdrungen ist, dass sie aber auch Aushandlungsort der gesellschaftlichen Diskurse und damit zusammenhängend des politischen Geschehens ist.[6] Wir möchten nun einige weitere Andeutungen und Vorschläge machen, in welcher Form in die Konzepte des Denkens von Gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnissen interveniert werden kann.

Mithilfe der in Teilen der Philosophie, Biologie und der Human-Animal Studies verwendeten Begriffe nichtmenschliche Tiere bzw. nichtmenschliche Individuen soll auf das Kontinuum zwischen Menschen und anderen ›Tieren‹ aufmerksam gemacht und die dichotome Gegenüberstellung von Menschen auf der einen und ›Tieren‹ auf der anderen Seite kritisiert werden. Eine solche Dichotomie verschleiert die Gemeinsamkeiten zwischen Menschen und nichtmenschlichen Tieren und lässt zudem die Vielfalt der unterschiedlichen Tierarten außer Acht, die unter dem Begriff Tiere subsumiert werden.[7]

Die negative Konnotation des Begriffs tierisch sowie die dem Begriff inhärente Reproduktion des Mensch/Tier-Dualismus soll mithilfe der Verwendung der Bezeichnung tierlich, die in Anlehnung an die Bezeichnung menschlich in diesem Sammelband vorwiegend herangezogen wird, umgangen werden.

Abschließend möchten wir einen kurzen Überblick über die Beiträge geben, die in dieser Anthologie veröffentlicht werden. Wir haben den Band in verschiedene, miteinander korrespondierende Schwerpunkte unterteilt. Beginnen möchten wir mit theoretischen Texten, die sich mit dem Ausschluss nichtmenschlicher Tiere aus Theoriebildung und Gesellschaft auseinandersetzen; ein zweiter Schwerpunkt liegt auf dem Heranziehen (queer-)feministischer Theorien für eine Untersuchung von Mensch-Tier-Verhältnissen bzw. deren Ähnlichkeiten zu Strukturen der Unterdrückung von Menschen. Der dritte Schwerpunkt des Bandes liegt auf den Praxen der Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung und des Veganismus. Diese Bewegungen bzw. diese Lebensweise werden sowohl mit theoretischen Ansätzen als auch mithilfe von empirischen Studien untersucht.

Der Beitrag von Sven Wirth Fragmente einer anthropozentrismus-kritischen Herrschaftsanalytik – Zur Frage der Anwendbarkeit von Foucaults Machtkonzepten für die Kritik der hegemonialen Gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnisse erörtert, warum diese Verhältnisse als Herrschaftsverhältnisse begriffen werden sollten. Zur Entwicklung einer Herrschaftsanalytik, die nichtmenschliche Tiere mit einbezieht, unterzieht der Beitrag die Ansätze Foucaults einer dekonstruktiven Relektüre. Spezielles Augenmerk wird auf die den hegemonialen Mensch-Tier-Verhältnissen inhärente epistemische Gewalt gelegt.

Markus Kurth stellt in Von mächtigen Repräsentationen und ungehörten Artikulationen – Die Sprache der Mensch-Tier-Verhältnisse die machtvolle Verbindung von Subjektwerdung und Sprache heraus und argumentiert dafür, dass nicht das physische Vermögen zur Sprache, sondern die Beteiligung am Diskurs die eigentliche Trennlinie zwischen den Individuen darstellt. Damit wird Sprache als Kriterium der Grenzziehung zwischen Menschen und nichtmenschlichen Tieren unbrauchbar. Im Anschluss diskutiert er mit den harawayschen Konzepten der Konversation und des Kollektivs aussichtsreiche Gegenbilder zu den herrschenden Fremdrepräsentationen.

Um die Wahrnehmung und Sichtbarmachung der Rolle der nichtmenschlichen Tiere innerhalb der Geschichte der menschlichen Gesellschaft geht es Mieke Roscher in Where is the animal in this text? Chancen und Grenzen einer Tiergeschichtsschreibung. Durch das Primat der Vertextlichung, welches durch den linguistic turn unterstrichen wurde, wird die genuine Tiergeschichtsschreibung erschwert und den ›Tieren‹ wegen ihrer scheinbaren kommunikativen Nonverbalität ihre Geschichte versagt. Roscher illustriert in ihrem Text auch die Möglichkeiten von Quellenarbeit sowie die Perspektiven einer Tiergeschichtsschreibung.

Andre Gamerschlag führt in seinem Beitrag Intersektionelle Human-Animal Studies – Ein historischer Abriss des Unity-of-oppression-Gedankens und ein Plädoyer für die intersektionelle Erforschung der Mensch-Tier-Verhältnisse nicht nur in ein aktuelles und vieldiskutiertes Forschungsparadigma ein, sondern verweist auch auf bisherige Forschungen innerhalb der Human-Animal Studies. Er rekonstruiert die Genese des Triple-oppression-Konzeptes, die Erweiterung durch das Unity-of-oppression-Konzept* und die Intersektionalität. Zudem plädiert er für eine intersektionelle Öffnung der Human-Animal Studies, welche Reduktionen abbaut und Erkenntnisgewinne verspricht.

Dem Appell für eine intersektionelle Betrachtung der Mensch-Tier-Verhältnisse folgen die Aufsätze des zweiten Schwerpunktes mit Untersuchungen im Spannungsfeld der Kategorien Geschlecht, Sexualität und Spezies.

Den strukturellen Ähnlichkeiten der Unterdrückung von Frauen und ›Tieren‹ geht Sabine Hastedt in Die Wirkungsmacht konstruierter Andersartigkeit – Strukturelle Analogien zwischen Mensch-Tier-Dualismus und Geschlechterbinarität nach. Dabei zeigt sie, wie Unterdrückungsverhältnisse und -formen miteinander verwoben sind, sich gegenseitig befruchten und nur aufgelöst werden können, wenn das zugrundeliegende Prinzip von Hierarchisierung und Abwertung aufgelöst wird. Dabei wird unter anderem ein Überblick über die Bedeutung von Dualismen und der sozialen Konstruktion des Anderen gegeben und auf den Konstruktionscharakter von Spezies und Geschlecht verwiesen.

Diese Idee wird auch von Swetlana Hildebrandt in ihrem Aufsatz Vergeschlechtlichte Tiere – Eine queer-theoretische Betrachtung der Mensch-Tier-Verhältnisse aufgegriffen. Die Praxen der Zoologie und Primatologie kritisierend zeigt sie, dass auch die Gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnisse ein konstituierendes Moment von gesellschaftlichen Normen und Herrschaftsverhältnissen darstellen. Über eine kurze Einführung in die Queer-Theorie macht sie deutlich, dass diese Theorie nicht nur eine Kritik an den hegemonialen Geschlechterverhältnissen in ihren Fokus rückt, sondern sich generell gegen Normen und Herrschaftsverhältnisse wendet und zu dessen Dekonstruktion anregt. Daran anknüpfend macht sich Hildebrandt für eine stärkere Beschäftigung mit den Gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnissen in queerer Theoriebildung und Analyse stark.

Die letzten Texte der Anthologie widmen sich der Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung und der Praxis des Veganismus. Eine Scharnierfunktion zum vorangegangenen Themenfeld nimmt dabei die Untersuchung feministischer Diskurse innerhalb der Tierrechtsbewegung von Andrea Heubach ein. In Der Fleischvergleich – Sexismuskritik in der Tierrechts-/Tierbefreiungsbewegung werden in der Protestbewegung vertretene feministische Positionen entlang der artikulierten Sexismuskritik an Tierrechtskampagnen geschildert. Dabei nehmen die Positionen der feministischen Theoretikerin Carol J. Adams eine zentrale Rolle ein. Den von Adams und anderen Feminist_innen gezogenen ›Fleischvergleich‹ – der Vergleich der Reduktion von ›Frauen‹ und ›Tieren‹ auf einen Objektstatus – problematisiert Heubach als potenziell schädlich für ein umfassend emanzipatorisches Anliegen.

Mit der Untersuchung Vom moralischen Aufschrei gegen Tierversuche zu radikaler Gesellschaftskritik – Zur Bedeutung von Framing-Prozessen in der entstehenden Tierrechtsbewegung der BRD 1980-1995 leistet Aiyana Rosen einen Beitrag zur Erforschung der Tierrechtsbewegung in der Bundesrepublik Deutschland. Hierbei greift sie sowohl auf das Framing-Konzept der sozialen Bewegungsforschung als auch auf qualitative Interviews mit Mitbegründer_innen der Bewegung zurück. Der Fokus ihres Textes liegt auf der Darstellung und Analyse von Entwicklungen im framing der Gruppen und Vorläufergruppen der entstehenden Tierrechtsbewegung in der Bundesrepublik. Die Entstehungsgeschichte der Tierrechtsbewegung in der BRD wird in ihrem Beitrag ebenfalls exemplarisch skizziert.

Fotografien, auf denen Tierbefreier_innen mit ihren geretteten Schützlingen abgebildet werden, gehören zum Fundus der kollektiven Identität der Tierrechtsbewegung und besitzen einen hohen ikonografischen Wert. In dem Beitrag Gesichter der Befreiung – Eine bildgeschichtliche Analyse der visuellen Repräsentation der Tierrechtsbewegung macht Mieke Roscher deutlich, dass in der Ästhetik der Bildnisse der Tierbefreier_innen der Mensch als Retter durchaus im Vordergrund steht. Sie merkt kritisch an, dass so die hegemoniale Praxis der Objektifizierung von ›Tieren‹ reproduziert wird.

Die explorative Untersuchung von Markus Kurth, Tina Henschke, Andreas Stark und Maria Struppek Zum Verhältnis von Hardcore-Szene und veganer Biografie – Eine qualitative Untersuchung stellt den letzten Beitrag des Sammelbands dar. In dieser Untersuchung werden auf der Grundlage von narrativen Interviews die möglichen Zusammenhänge zwischen der Aufnahme eines veganen Lebensstils und dem Bezug zur Hardcore-Szene beleuchtet. Sind bereits sowohl die Jugendszene Hardcore als auch der Lebensstil Veganismus empirisch wenig untersuchte Forschungsfelder, so ist die Frage nach ihren potenziellen Verbindungen definitiv als Forschungslücke zu bezeichnen. Mit dieser explorativen Studie soll ein erster Schritt zur Schließung selbiger unternommen werden.

Der Sammelband schließt mit einem Glossar, in dem Begrifflichkeiten der Human-Animal Studies sowie weitere spezifische Termini, die in den Beiträgen Erwähnung finden, erläutert werden. Die * in den Beiträgen verweisen auf die im Glossar erläuterten Begriffe.

Wir als Herausgeber_innen wünschen uns, mit diesem Band Interesse für eine kritische Beschäftigung mit den Gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnissen zu wecken sowie einige Leser_innen zu eigenen Forschungsarbeiten in den Human-Animal Studies anzuregen.

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