Humoristische Episoden aus der islamischen Welt - Atilla Yakut - E-Book

Humoristische Episoden aus der islamischen Welt E-Book

Atilla Yakut

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Beschreibung

Bei der Betrachtung des Titels dieses Buchs würden viele Leser die Frage stellen, ob es im Islam überhaupt Humor gibt. Durch eine solche Frage sollte sich kein Moslem provoziert fühlen. Sie würde nur beweisen, daß der Islam in west-europäischen Ländern wenig verstanden wird. Dieses Buch stellt einen kleinen Versuch dar, etwas mehr Klarheit über das Bild des Islam herbeizuführen. Die einfache Tatsache ist, daß der Humor von der jeweiligen Kulturumgebung beeinflußt wird. Auch die islamische Kultur hat ohne Zweifel den Humor geprägt. Allerdings hat dies von Land zu Land in verschiedener Art und Weise stattgefunden. Die islamische Kultur selbst ist gleichfalls nicht in allen Ländern einheitlich. Das einzig einheitliche ist die Basis der Religion, d.h. der Koran und "Hadith", d.h. die Taten und Worte des Propheten. Die Kultur, die sich um diese Basis herum herausbildete, und sich mit den Traditionen und der Kultur des jeweiligen Landes vermischte, ist jedem islamischen Land eigen.

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Seitenzahl: 69

Veröffentlichungsjahr: 2025

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HUMORISTISCHE

EPISODEN

AUS DER

ISLAMISCHEN

WELT

Atilla Yakut

INHALT

Einleitung

Episoden vom Derwisch-Orden

Gebote des Islam

Gott entscheidet

Voll oder leer

Anfang

Wo ist die Moschee?

Schlimm zu gehen

Kein Platz

Stammkneipe

Charakterfest

Zehn Piaster

Werde zu Schnaps!

Fünfzig Peitenschiebe

Bestrafung

Kein Leben

Sünde im Tabak

Schulden

Heimlich machen

Fastenzeit

Darüber nachdenken

Durst

Gerechtigkeit

Krank

Durchreise

Öffentlichkeit

Kommen gut zurecht

Appetit

Regel

Getrocknete Pflaumen

Früchte des Paradieses

Verlassene Ecke

Brücke

Oh, Engel

Das Geld dafür

Zwei zeugen

Ein Goldstück

Schlag zu!

Großes Kalb

Zehn Tage früher

Ende der Fastenzeit Nichts eingefallen

Kommt und geht

Hemden waschen

Aus Lehm

Bei mir klappt es

Welche Richtung

Drei Tage

Vorübergehend

Auf den Namen Gottes

Schnapsgebet

Reparieren

Regelmäßiges Treffen

Kronleuchter

Der Rest

Er existiert nicht

Kein Verstand

Fanatisches Schwein

Enkel Gottes

Abrechnung

Mittendrin

Weltordnung

Ein Nichts

Geld vom Bäcker

Das Untere

Deine Gebete

Irren

Ein Moslem

Halsabschneider

Was macht Gott?

Dem Erdboden gleich

Reichlich gesegnet

Unterscheiden

Faule Oliven

Opfersumme

Gott ist groß

Helft mir!

Ohne Esel

Reihenfolge

Deine Kinder

Männchen erschaffen

Rätselstunde

Wasser

Kopfüber

Ein Wagen

Episoden von Nasreddin Hodscha

Kürbisbaum

Gebete formulieren

Katze und Fleisch

Wie erkennt man sich selbst?

Geburt eines Kochtopfs

Esel verloren

Auch du hast Recht

Leiter verkaufen

Unerfahrene Nachtigall

Wer ist glaubwürdiger?

Ich wollte sowieso absteigen

Links und rechts im dunkeln

Der Ochse weiß Bescheid

Frag’ meinen Hintermann

Trinkgeld

Neumond

Vier Leute in einem Bett

Hintertür

Das Rezept habe ich

Schuhe auf dem Baum

Wer soll reiten?

Mantel und Sattel

Gemüse verkaufen

Wenn der Esel weniger frißt

Gebetsruf wie im Bad

Fragt den Esel

Tut trotzdem Salbe darauf

Der Sultan kann nicht zählen

Draußen ist mehr Licht

Feigen vergessen

Wo ist das Gewürz?

Kindererziehung

Wenn man den Topf fragt

Passendes Gesicht

Fuchs für einen Geistlichen

Was abraham im Himmel speist

Ungehorsamer Sohn als Esel

Iß, mein Mantel, iß!

Liegen auf dem Bauch

Doch nicht gleichgestellt

Inschallah (So Gott will) weglassen

Schwanz ist nicht weit weg

Mekka ist hierher gekommen

Der Sarg kommt

Vom Dach herunter Entensuppe

Wen geht das was an?

So Gott will

Wenn die Hölle voll ist

Das Ende der Welt

In einem alten Sarg

Diejenigen, die es wissen

Ich war noch drin

Waschung nach einem Kuß

Wenn nicht mittendrin

Bin hier fremd

Der Turban kann nicht lesen

Mehl an der Leine

Nach dem Hügel kommt das Jammern

Wenn der See zu Joghurt wird

Küssen als Strafe

Spucken im Gebetshaus

Vorm Haus des Onkels

Die Last und die Lust

Baum ohne Äste

Fehler korrigieren

Genau das überlege ich mir

Wie wird ein Minarett gebaut?

Meiner denkt

Mit dem Rücken nach vorne

Früchte des Paradieses

Wie der Prophet in den Himmel stieg

Unterweisung

Sowieso nicht

Decke weg, Streit aus

Dein Sklave

Mein Turban spielt

Noch ein Goldstück

Brühe vom Kaninchen

Auf einem Fuß

EINLEITUNG

Bei der Betrachtung des Titels dieses Buchs würden viele Leser die Frage stellen, ob es im Islam überhaupt Humor gibt. Durch eine solche Frage sollte sich kein Moslem provoziert fühlen. Sie würde nur beweisen, daß der Islam in west-europäischen Ländern wenig verstanden wird. Dieses Buch stellt einen kleinen Versuch dar, etwas mehr Klarheit über das Bild des Islam herbeizuführen.

Die einfache Tatsache ist, daß der Humor von der jeweiligen Kulturumgebung beeinflußt wird. Auch die islamische Kultur hat ohne Zweifel den Humor geprägt. Allerdings hat dies von Land zu Land in verschiedener Art und Weise stattgefunden. Die islamische Kultur selbst ist gleichfalls nicht in allen Ländern einheitlich. Das einzig einheitliche ist die Basis der Religion, d.h. der Koran und „Hadith“, d.h. die Taten und Worte des Propheten. Die Kultur, die sich um diese Basis herum herausbildete, und sich mit den Traditionen und der Kultur des jeweiligen Landes vermischte, ist jedem islamischen Land eigen. So hat sich der Humor, dessen Beispiele in den folgenden Seiten zu finden sind, unter dem Einfluß des Islam in der türkischen Kultur entwickelt. Aber ähnliche Beispiele sind nicht nur in der Türkei sondern fast in der ganzen islamischen Welt zu finden. Der humoristische Charakter, Nasreddin Hodscha, ist sowohl in den Balkanländern als auch in der Provinz Sinkiang in China bekannt. Der Glaubensorden, aus dem der Charakter des Bektaschi-Derwisches stammt, ist mit dem Schiitum in Persien verbunden.

Der Humor, vor allem in der volksliterarischen Form, dient auch zu dem Zweck, Institutionen zu kritisieren, die für offene Kritik tabuisiert sind, wie z.B. die Herrscher oder den religiösen Dogmatismus. Insbesondere in den Kulturen, die vor dem Einfluß des Islam eine größere Liberalität in der Glaubens- und sozialen Struktur genossen haben, wie z.B. in der türkischen Kultur, hat sich gerade die Schaffung von humoristischen religiösen Figuren als ein nützliches Ventil erwiesen. Auch die Volksliteratur hat davon profitiert. Durch diese Figuren wurden, je nach den Realitäten jeweiliger Zeit, unzählige Anekdoten kreiert bzw. umerzählt. Eine vollständige Sammlung der volkshumoristischen Anekdoten über Derwische, über den Nasreddin Hodscha oder andere ist bis jetzt nicht erfolgt, und kann wahrscheinlich auch nicht unternommen werden. So unerschöpflich ist diese Quelle.

Manche Anekdoten werden auch in anderen (auch christlichen) Kulturen erzählt. Ob die Ähnlichkeit daher stammt, daß der soziale Kontext ähnlich ist oder solche Anekdoten den gleichen Ursprung haben, sei dahingestellt.

Viele der folgenden Anekdoten sind unter der Bevölkerung, vor allem in ländlichen Gebieten, weit verbreitet. Zu passenden Gelegenheiten wird die eine oder andere Episode erzählt. Die Erzähler füllen die Details aus eigener Fantasie aus. In schriftlicher Form gibt es unzählige Variationen derselben Anekdoten.

Zu Bektaschi-Derwischen:

Im 13. Jahrhundert wurde der islamische Glaubensorden, das Bektaschitum, gegründet; so genannt nach dem Namen des Gründers. Dieser Orden gehörte der nicht-orthodoxen islamischen Bewegung, wie sie heute im Iran als Schiitum oder in Anatolien als Alevitum bekannt ist, an.

Derwische, vergleichbar mit christlichen Mönchen, waren Mitglieder des Ordens (man erinnere sich an tanzende Derwische) und genossen ein hohes Ansehen in der Bevölkerung. Gegenüber orthodoxen „Moschee-Priestern“, die einerseits religiöse Moral predigten und andererseits sich bereicherten, bildeten sie einen Kontrast.

Durch die Gründung der Republik in der Türkei, die eine laizistische Staatsform schaffte, in der die Religion und die weltliche Macht voneinander getrennt ist, fanden alle Derwisch-Orden ihr Ende. Aber die Bektaschi-Derwische sind in der Volkskultur durch ihre gesellschaftliche Einstellung und ihren Humor lebendig geblieben. Heute noch entstehen neue Anekdoten, die den Bektaschi-Derwischen nachgesagt werden.

Für das Volk waren die Bektaschi-Derwische zu Figuren geworden, durch die Kritik an Obrigkeit und religiösen Fanatismus in Humor verkleidet ausgeübt werden konnte. Dieses Prinzip hat heute wie damals eine Gültigkeit.

Die Bektaschi waren durch ihre Lebensfreude, Naturliebe, Toleranz und das Gefühl für friedliches Zusammenleben ausgeprägt. In ihrer islamisch-religiösen Philosophie waren Spuren der indischen Kultur, des Buddhismus sowie der antiken Kultur zu finden.

Sie hielten streng am Koran fest; legten ihn aber genauso streng humanistisch aus. Gott ist nicht zum Fürchten da, sondern zum Lieben. Mensch und Gott bilden eine Einheit. Alle Wesen sind eins. Tod ist nur die Änderung der Schale, d.h. des Körpers. Wissen ist Selbsterkenntnis. Frauen sind ohne jegliche Ausnahmen gleichberechtigt.

Durch diese liberale Einstellung hatten es die Derwische beim Staat und den Vertretern der orthodoxen Religion sehr schwer. Ihre Ablehnung, dem generellen Verbot des Alkoholtrinkens zu folgen und alle Regel der religiösen Praxis streng einzuhalten, hat sie oft mit dem Gesetz in Konflikt gebracht, das damals in einer islamischen Staatsordnung herrschte.

Alkohol war beliebt, Betrunkenheit dagegen verabscheut. Sie veranstalteten Feste, in denen zeremoniell Alkohol getrunken wurde, und an denen auch Frauen teilnehmen durften. Sie liebten und spielten Musik. Sie waren Lebensphilosophen und Poeten.

Die Bektaschi-Derwische haben nicht geheiratet und trugen eiserne Ohrringe. Welch ein zeitgenössisches Aussehen hätten sie heute gehabt!

Sie waren gegen Krieg und Blutfließen; hatten ihre Glückszahlen (3, 4, 7, 9 u.a.) ; und vor allem stellten sie das Monopol der orthodox-moslemischen Priester in Frage und setzten sich damit für die individuelle Glaubensfreiheit ein.

Wir brauchen heute ihre Gedanken und ihren Humor im Islam mehr denn je.

Zu Nasreddin Hodscha:

Die Derwisch-Anekdoten werden nicht einer bestimmten Derwisch-Figur nachgesagt, sondern allen Bektaschi-Derwischen. Die Anekdoten über den Nasreddin Hodscha dagegen werden einem bestimmten Hodscha namens Nasreddin zugeschrieben. Nach türkischen Quellen soll er im 13. Jahrhundert in Anatolien gelebt haben. Es leben aber auch Nasreddin-Figuren und Anekdoten in Zentralasien bis hin nach China.