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Menschen lassen sich vieles einfallen, um Hunde zu erziehen und sie an uns Menschen und unsere Lebensweise anzupassen. Bei allen Methoden oder Trainingsprogrammen wird aber häufig die Individualität eines Hundes übersehen und seine Stärken, Schwächen und auch Kompetenzen werden meist nicht berücksichtigt. Hierin findet sich meist die Ursache vieler Probleme, an deren sichtbaren Symptomen sich viele Menschen abarbeiten. Übersehen wird dabei, dass Hund nicht gleich Hund ist und jeder Hund auch seine Eigenarten in sich trägt. Anstatt den Hunden alles hündische abtrainieren zu wollen, sollten wir Menschen wieder lernen, das Lebewesen Hund zu akzeptieren, all seine natürlichen Verhaltensweisen zu respektieren und lernen, mit diesen umzugehen. Beziehungen sind niemals eine Einbahnstraße und es ist an uns Menschen, unseren Hunden zu helfen, in unserer, für sie fremden Welt, zurechtkommen zu können. Erziehung bedarf es dazu nicht, sondern eine Persönlichkeit, die sich ihrer Verantwortung bewusst ist und die Führung durch eine klare innere Haltung übernimmt.
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Veröffentlichungsjahr: 2021
Marion Höft
Hunde wollen nicht erzogen werden
Auf die innere Haltung kommt es an
© 2021 Marion Höft
Deutsche Erstausgabe April 2021
www.problemmenschhund.de
Verlag und Druck:tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-347-27081-7
Hardcover:
978-3-347-27082-4
e-Book:
978-3-347-27083-
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
„Warum vergeuden wir so viel wertvolle Zeit, um ein Lebewesen erziehen zu wollen, das nicht erzogen werden will?“
Marion Höft
Marion Höft
Hunde wollen nicht
erzogen werden
Auf die innere Haltung kommt es an
Inhalt
Widmung
Einleitung
Auf der Suche
Elli kommt an
Ein neues Leben beginnt
Alles zu seiner Zeit
Kein Training
Angst
Der Aufbruch
Im Einklang mit der Natur
Hundetrainerin Elli
Normal – was soll das sein?
Elli und die kleinen Hunde
Sommer mit Elli
Endlich Urlaub
Aggressiver Kampfhund?
Die Augen
Ignorieren
Machen wir uns (wieder) ehrlich
Max – nicht vermittelbar?
Wunder geschehen
Elli
Danke Elli
Zu diesem Buch:
Dieses Buch ist weder ein Erziehungsratgeber, noch werden Sie darin Trainingsmethoden für Hunde finden.
Dieses Buch soll zum Nach- und vielleicht auch zum Umdenken anregen. Es soll motivieren, geplagten „Hundemenschen“ eine andere Sichtweise auf ihre Hunde aufzuzeigen. Wenn wir ehrlich sind, ist es nicht der Hund der Probleme macht oder uns ärgern will. Häufig liegt die Ursache der Probleme zwischen Mensch und Hund ganz woanders. Vielleicht liegt die wahre Ursache der sich mehrenden Problemen in der Beziehung von Mensch und Hund bei uns Menschen, weil wir verlernt haben, unsere Hunde als Hunde zu sehen. Anstatt uns auf unsere Hunde einzulassen und ihr, für uns störendes oder gar problematisches Verhalten, als Hilferuf zu sehen, beginnen wir, die Hunde zu trainieren oder auszubilden. Führung bekommen sie aber keine. Sie bleiben orientierungslos, weil niemand ihnen zeigt, wie sich in unserer Welt richtig verhalten.
Auf dem Weg zu einem entspannten Miteinander reichen Hunde uns häufig ihre helfende Pfote. Dieses Buch soll Menschen dabei unterstützen, diese Pfote anzunehmen, um einen neuen Weg einzuschlagen zu können. Sehen Sie in Ihrem Hund einen Lehrmeister und tauchen Sie ein in seine Welt.
Autorin:
Marion Höft, Jahrgang 1965, lebt seit ihrer frühesten Jugend mit Hunden. Sie hat deren Verhalten noch in ihrer Natürlichkeit erlebt, als es noch keine Hundeschulen oder Hundetrainer: innen gab und auch nicht geben musste. Für Marion Höft sind Hunde nicht nur Haustiere. Für sie sind Hunde Begleiter aber auch Lehrmeister, die ihren Menschen zeigen, dass weniger so viel mehr sein kann. Heute arbeitet Marion Höft als Hundetrainerin und zert. Problemhundtherapeutin. Auf Auslandsreisen und während ihrer Unterstützung von Tierschutzvereinen beobachtet sie regelmäßig Straßenhunde, deren Verhalten und Kommunikation noch ohne menschlichen Einfluss und daher natürlich ist. Doch ihre eigentliche Arbeit ist die mit den Menschen. Sie führt die Menschen wieder zu ihren Hunden und begleitet sie auf ihrem Weg, ihren Hunden die Persönlichkeit zu werden, die Hunde wirklich brauchen. Aus ihrer langjährigen Erfahrung heraus weiß Marion Höft, dass Hundetraining ohne Menschentraining niemals zu einem dauerhaften Erfolg führen wird.
Besonders ihre Hündin Elli war Marion Höft auf diesem Weg eine treue Begleiterin, manchmal Assistentin aber immer die beste Lehrmeisterin, um zu erkennen, wie wenig es manchmal braucht, um den Hunden in unserer Welt eine große Stütze sein zu können.
Liebe Leserinnen und Leser,
Auch in diesem Buch habe ich einige Beispiele aufgeführt, die auf real existierende Menschen und ihren Hunden aus meinem beruflichen Alltag beruhen.
Um deren Privatsphäre zu schützen, habe ich die Namen von Menschen und Hunden, die Orte, die Rassen und auch das Geschlecht der Hunde geändert.
Sollten Sie sich dennoch in so mancher Geschichte wiedererkennen, seien Sie unbesorgt. Ihres ist nur ein Beispiel von sehr sehr vielen, die ich tagtäglich in meiner Arbeit erlebe.
Als bekannt wurde, dass ich dieses Buch schreiben werde, wurde ich von vielen Kundinnen und Kunden gefragt, ob sie in diesem Buch vorkommen werden.
Vielleicht freuen Sie sich sogar, dass Sie es geschafft haben, Teil dieses Buches zu werden und so anderen Betroffenen bei ihren Problemen mit ihrem Hund Mut machen zu können.
Einen Rat möchte ich Ihnen noch an die Hand geben:
Wenn Sie Probleme mit Ihrem Hund haben, zögern Sie bitte nicht, sich professionelle Hilfe zu holen. Die Beispiele in diesem Buch zeigen Lösungswege auf, die auf das jeweilige Mensch-Hund-Team abgestimmt waren. Bei Ihnen und Ihrem Hund können die Ursachen für die Beziehungsprobleme ganz woanders liegen. Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht und da kann es sehr hilfreich sein, sich einen außenstehenden Profi zur Unterstützung zu holen.
Eine universelle Bedienungsanleitung, die für alle Hunde und ihre Menschen gleichermaßen gelten kann, gibt es nicht und kann es auch nicht geben. Jeder Mensch und auch jeder Hund, verfügt über individuelle Stärken, Schwächen und auch Kompetenzen.
Diese gilt es zu erkennen, um den Weg zu finden, den Hund und Menschen gemeinsam gehen können.
Seien Sie versichert: Sie haben nicht versagt. Sich Unterstützung zu holen, zeigt von einem großen Verantwortungsbewusstsein.
Widmung
Dieses Buch widme ich meiner Hündin Elli. Für mich war Elli nicht nur eine Hündin, sie war viel mehr. Sie war der ruhende Pol unserer Hundemeute, manchmal die Gouvernante aber auch ab und an diejenige, die für Ordnung gesorgt hat. Dies tat sie auf eine Art und Weise, die mir und auch anderen Hundebesitzern und Hundebesitzerinnen sehr viel gelernt aber auch gelehrt hat.
Ich habe, solange ich denken kann, mit Hunden gelebt, bin mit ihnen aufgewachsen und ich dachte, ich wüsste bereits alles oder zumindest sehr viel über Hunde. Diese Einstellung habe ich schnell revidiert, nachdem Elli bei uns eingezogen ist. Schnell war klar, dass Elli „anders“ war. Nach den Angaben, die ich von dem vermittelnden Verein bekommen habe, war Elli Zeit ihres Lebens in einem Tierheim. Eingesperrt in einen Zwinger mit einigen anderen Hunden und ohne jeglichen menschlichen Einfluss. Elli hatte nie Training oder irgendwelche Konditionierungsmodelle kennengelernt und das spürte man sofort.
Elli war noch sehr ursprünglich in ihrem Verhalten und auch in ihrer Kommunikation. Sie „sagte“ was sie meinte und meinte was sie „sagte“ und das war gut so. Mir und meiner Familie war Elli von Anfang an sehr zugetan und Streicheleinheiten hat sie genossen, am liebsten 24 Stunden am Tag.
Meine anderen drei Hunde aber hat sie in ihre Schranken gewiesen, wenn diese meinten, die Kompetenz dieser wundervollen Hündin ignorieren zu können. Dann stellte sie die Ordnung wieder her, auf ihre Art und Weise: klar, eindeutig und auch kompromisslos, wenn es sein musste.
Bei Elli war mir schnell bewusst, dass ich ihr ihre Souveränität bewahren und sie in ihrer Kompetenz unterstützen muss. Dies war meine Aufgabe in unserer neuen Konstellation: ein Leben mit drei Hunden und einer Elli.
Danke Elli, für alles was du mich gelehrt hast und was ich von dir und durch dich lernen durfte. Leider musste ich dich über die Regenbogenbrücke gehen lassen, doch deine Seele wird immer bei uns sein.
Einleitung
Wenn wir über Hunde hören oder lesen, fallen meist Begriffe wie Training, Konditionierung, Auslastung und nicht zu vergessen die Erziehung.
Durch die dauernde Berieselung, auch in den Medien, verlernt man gerne mal das eigenständige Denken und folgt häufig den falschen Propheten. Diese belegen ihre Erfolge mit eindrucksvollen Bildern oder kurzen Videos und diese Manipulation verfehlt ihre Wirkung nicht. Wer möchte nicht so einen tollen Hund, der aufs Wort hört, brav seine Befehle befolgt und scheinbar alle Menschen und Hunde liebt? Diese Aussicht auf den, von außen vorgegebenen, perfekten Hund, ist in der Tat verlockend und treibt mitunter seltsame Blüten.
In meiner Arbeit erlebe ich immer wieder, wie Mensch und Hund aneinander fast schon verzweifeln. Die Menschen sind genervt und arbeiten sich an einem Hund ab, der einfach nicht der Norm entsprechen will. Anstatt sich der schmerzhaften Frage nach dem „warum“ zu stellen, wird die vermeintliche Schuld dem Hund zugeschoben und er bekommt den Stempel „verhaltensauffällig“ oder gar aggressiv.
Was bei all diesen Bildern, Videos oder Anleitungen übersehen wird, ist die Einzigartigkeit eines jeden Lebewesens, sei es Mensch oder Hund. Natürlich braucht es im Zusammenleben eine Struktur, an der man sich orientieren kann. Fehlt diese Struktur, ist Chaos vorprogrammiert. Wir erleben es immer wieder und überall. Diese Struktur aber muss auch das Gegenüber berücksichtigen, seine Stärken, seine Schwächen, seine Kompetenzen und natürlich auch seine Eigenarten.
In meinem ersten Buch „Erst wenn der Mensch sich ändert!“ habe ich bereits über meinen Werdegang geschrieben. Auch wenn ich bereits von Kindesbeinen an viel von Hunden lernen durfte, bin auch ich durch die Manipulationen von außen kurz von meinem Weg abgekommen und habe einen Umweg beschritten. Dies war für mich aber nicht unbedingt ein Fehler, im Gegenteil. Dadurch wurde für mich noch offensichtlicher, welch eklatant falschen Weg wir in unserem Zusammenleben mit unseren Hunden beschritten haben. Wir wollen die Hunde uns anpassen und übersehen dabei, dass sie keine Menschen sind, dass sie ganz andere Bedürfnisse haben und vor allem, dass sie Hunde sind!
Wir bezeichnen Hunde schnell als problematisch, übersehen dabei jedoch, dass das für uns schwierige Verhalten häufig ein „Hilferuf“ des Hundes an seine Menschen ist. Kein Hund knurrt, beißt oder fletscht die Zähne einfach so, es hat immer eine Ursache, die mit einem Aus! Sitz! oder Platz! ignoriert wird.