Hundeerziehung in der Stadt - Kirsten Wolf - E-Book

Hundeerziehung in der Stadt E-Book

Kirsten Wolf

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Beschreibung

Träumen nicht alle Hundehalter davon, mit ihrem Hund jede Stadtsituation problemlos zu meistern? Davon völlig entspannt allen Stresssituationen von Verkehrslärm bis Menschenmassen entgegenzusehen? Mit den Informationen und Übungen in diesem Ratgeber können sich Halter und Hund souverän dem Abenteuer Stadt stellen. Im ersten Teil des Buches werden alle wichtigen Infos zum Leben mit Hund in der City gegeben: Wie nimmt mein Hund die Stadt wahr? Wie verhält es sich mit Hunden in der Wohnung oder beim Busfahren? Anschließend wird im großen City-Praxisteil anhand von Alltagssituationen erklärt, wie sich Hund und Halter an die Gegebenheiten der Stadt gewöhnen. Die Schritt-für-Schritt-Übungen sind dabei in verschiedene Themenbereiche wie etwa Begegnungen jeder Art oder Stressfrei durch jede Stadtsituation gegliedert. So ist es möglich, dass jeder Hundehalter die individuell auf seine Stadtsituation passenden Übungen auswählen kann, um diese unkompliziert in seinen Alltag zu integrieren.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 167

Veröffentlichungsjahr: 2016

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MIT DEM HUND IN DER STADT ZU HAUSE

Wo du bist, will auch ich sein: Diese Maxime bestimmt das Leben Ihres Hundes. City-Dog aus Liebe, das verdient echte Fürsorge. Es soll ihm gut gehen an Ihrer Seite! Zu Fuß unterwegs beim Shopping, als Mitfahrer in Bus und Bahn, daheim im Apartment oder Stadthaus, als Begleiter ins angesagte Café: Ein souveräner Hund macht (fast) alles mit. Wie das gelingt? Dank Infos, Tipps und City-Training!

URBANES LEBEN IST AUFREGEND

Eile, Lärm, Gedränge, das ist Stadtalltag. So viele Eindrücke, die für sensible Hundesinne ganz schön stressig sein können. Gut zu wissen, wie unser Vierbeiner diese Umwelt erlebt und wahrnimmt – und warum Gelassenheit so wichtig für ihn ist.

Stadtleben ist voll im Trend. Zur Lebensart vieler Städter gehört immer öfter auch ein Hund. In rund 16 Prozent aller Haushalte in Deutschland sind mindestens einer, immer häufiger auch zwei (oder mehr) der vierbeinigen Gefährten anzutreffen; laut Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) e. V. sind es fast acht Millionen Hunde insgesamt. Haus und Hof bewachen, das war einmal. Heute ist für viele Vierbeiner »urban lifestyle« angesagt. Mit Grünstreifen und Asphalt, mit Leine und Balkonblick. Ist das schlimm?

LEKTIONEN FÜRS STADTLEBEN

»Ein Hund gehört nicht in die Stadt«, hieß es früher oft, »der braucht doch einen Garten.« Das war noch zu Zeiten, da ein Hund eher Nebensache war – geliebt, aber oft reduziert auf sein Bedürfnis nach »draußen sein«. Heute weiß man, dass der Hund vor allem seinen Menschen braucht und Beschäftigung, nicht nur Auslauf (>) – und Training für alle Lebenslagen. Das Anpassen ist zwar das ganz große Talent unserer Haushunde. Aber ohne unser Verständnis und unsere Anleitung wird daraus kein entspanntes und glückliches Miteinander.

Für den City-Dog heißt das: Strategien kennenlernen und erproben, um in jeder Stadtsituation ein souveränes Verhaltensrepertoire abrufen zu können.

Und für uns heißt es: dem Vierbeiner ein Vorbild sein und Zeit nehmen für einen Stadtbummel mit Trainingsspaß für Hund und Halter (>).

SENSIBLE ANTENNEN

Ein Hund sieht, hört, riecht und fühlt anders als wir. Wer sich das klarmacht, kann besser einschätzen, was ein City-Tag für unseren Vierbeiner bedeutet, und sich dementsprechend darauf einstellen.

Mal ehrlich: Spüren Sie nicht auch eine gewisse Anspannung, wenn Sie den ganzen Tag in der Stadt unterwegs waren? Viel gesehen, viel gehört, viel erlebt – uff! Für den Hund ist ein Stadtgang je nach Trainingsstatus voller Stressfaktoren:

Straßenverkehr

Menschenmengen

Hektik

Hindernisse

Geräusche

Stadtklima

Weggeworfenes

Begegnungen

Untergründe

Bus-/Bahnfahrten

Und so nimmt der Hund seine Umwelt wahr:

Er hat gut 200 Millionen Riechzellen, der Mensch hingegen nur etwa 10 Millionen. Die beim Hund eher seitlich am Kopf gelegenen Augen verschaffen ihm einen Panoramablick von rund 250 Grad. Deutlich besser als Unbewegtes nimmt er Bewegung wahr, mit viel mehr Einzelbildern als der Mensch. Und er hört fantastisch, selbst hochfrequente Töne im Ultraschallbereich registrieren seine scharfen, gegeneinander beweglichen Ohren.

Jede Menge Sinneseindrücke also, nonstop – und aus einer ganz anderen Perspektive.

Entspanntes Warten, während sich der Besitzer mit jemandem unterhält: Mit etwas Übung gelingt das gut.

VIER PFOTEN AUF ASPHALT

Wann ist ein Hund überhaupt ein »Stadthund«? Das ist durchaus Betrachtungssache, aber auch abhängig von der jeweiligen Lebensphase von Herrchen und Frauchen. Schließlich entscheidet der Vierbeiner in der Regel nicht selbst, wo er leben möchte.

In Deutschland leben mehr als 70 Prozent der Einwohner in einem städtischen Umfeld. Asphalt & Co. sind also für viele Hunde mehr oder weniger Alltag. Es gibt welche, die mitten hineingeboren wurden in die Stadt, in den kleinen Garten oder Hinterhof am Haus. Sie erleben die typischen Stadtgeräusche als eine Art Hintergrundrauschen ihrer Welpenzeit und haben es später vielleicht etwas einfacher, sich ins Stadtleben zu integrieren. Doch letztendlich entscheidet auch hier die Sozialisation, wie gut das gelingt. Neben der Rasse bzw. der Mischung ist ausschlaggebend, ob die Kleinen eine städtische Umgebung langsam, aber sicher erobern durften und sich dabei an souveränen Vorbildern (Mutterhündin, Züchter) orientieren konnten. Sollten Sie sich die Anschaffung eines »Stadt-Welpen« überlegen, klären Sie vorab in einem ausführlichen Gespräch mit den Züchtern bzw. den Besitzern der Mutterhündin, wie diese Vorbereitung verlaufen ist.

Dann gibt es das genaue Gegenteil: auf dem Land geboren und mit zwei, drei Monaten in die Stadt verpflanzt, weil die neuen »Eltern« dort leben. Auch ein späterer Umzug ist nicht selten, zum Beispiel, wenn Herrchen oder Frauchen für den Job vom Land in die City wechseln. Gründe gibt es sicher viele. Jedenfalls kann so ein Tapetenwechsel für ein »Landei« durchaus zum Kulturschock geraten (>).

CITY IST IMMER WIEDER ANDERS

Am häufigsten sind wahrscheinlich die Gelegenheitsstädter. Sie leben mit ihren Besitzern in einer urbanen Umgebung, kennen »ihre« Straßen und Parks, die Nachbarshunde, die Geräusche im Viertel, die Gerüche. Vielleicht fahren sie morgens mit Herrchen oder Frauchen ins Büro, wechseln von der Autorückbank unter den Schreibtisch und düsen nach getaner Arbeit wieder mit nach Hause.

Andere leben ein beschauliches Vorstadt- oder Stadtrand-Dasein und werden nur bei Gelegenheit, also »wenn’s gar nicht anders geht«, in die Innenstadt mitgenommen; andernfalls drohen längere Wartezeiten allein zu Haus. Für sie ist ein solcher Stadtgang dann ein Ausflug in eine ganz andere Welt, was nicht selten zu Stress bei Hund und Halter führt.

Dabei könnte es so schön sein, gemeinsam mit dem Hund durch die Stadt zu bummeln! Außerdem ist es einfach praktisch, ohne Umweg nach Hause schnell mal eben noch was einzukaufen in der City. Ohne Zeitdruck, weil der Hund ja dabei ist und nicht daheim sehnsüchtig (oder gar unruhig) auf Frauchens oder Herrchens Rückkehr wartet (>).

Natürlich gibt es auch noch die Hunde, die es irgendwann einmal mit Herrchen oder Frauchen mitten ins pulsierende Herz einer Stadt verschlagen hat und die sich mit den meisten urbanen Herausforderungen »irgendwie« arrangiert haben. Doch in bestimmten Situationen fehlt vielleicht auch ihnen die passende Bewältigungsstrategie. Oder aber sie dürfen sich (Fahr-)Lässigkeiten und Marotten erlauben, die im falschen Moment richtig gefährlich werden können – unangeleint vom Gehweg auf die Straße wechseln zum Beispiel. Sei es, weil sie vor etwas Furchterregendem ausweichen wollen oder weil sie auf der anderen Straßenseite etwas besonders Interessantes entdeckt haben (>).

Niemand möchte erleben müssen, was dann passieren kann. Viel zu viele Hunde kommen jährlich bei einem Verkehrsunfall zu Tode, die Verletzungen im Straßenverkehr bleiben ungezählt. In den meisten Fällen hätten entsprechende Vorsichtsmaßnahmen und ein sinnvolles Stadttraining solche traurigen Vorfälle verhindern können. Auch dafür ist dieses Buch geschrieben: »Safety first« für alle!

SCHRITTWEISE

Wenn Hunde schwierige Lebensumstände hatten, kann es Geduld erfordern, sie an Neues zu gewöhnen. Dann sollten Sie die Übungseinheiten anfangs kurz und mit geringem Reiz gestalten, z.B. in einer ruhigen Seitenstraße. Ideal: Übung beenden, bevor der Hund Stress zeigt (> Tipp).

Ruhiges Miteinander und eine klare Orientierung am Halter: Da macht der Besuch im Möbelgeschäft gar keine Probleme.

HILFE, ICH WEIß NICHT WEITER …

Furcht oder Angst auslösende Situationen ergeben sich in der Stadt für einen Hund genügend. Da steht auf dem Gehweg eine verhüllte Vespa, der Wind treibt die Plane auf. In der Einkaufsstraße steht ein klotziges Kunstobjekt (>). Die vielen Fußgänger rücken dem Pfotengänger bedrohlich nahe, einem entgegenkommenden Hund kann er nicht ausweichen. Die Baustelle macht einen Mega-Lärm, Blaulicht heult los, ein Motorrad donnert mit einer Fehlzündung vorbei, beim Einsteigen in den Bus wird an der Leine gezerrt, überhaupt wirkt Herrchen bzw. Frauchen so angespannt! Und ständig ist man irgendwie im Weg … Ich will hier weg! Auch Verlockungen können unseren Vierbeiner durcheinanderbringen. Da ist der weggeworfene Hamburger-Rest am Straßenrand (>). Hundeliebende Menschen bleiben stehen und sagen etwas Nettes oder wollen sogar streicheln – nichts wie hin (>). Und die vielen anderen City-Dogs? Manche zerren kontaktfreudig Richtung Kollege, andere bellen mal eben eine Unfreundlichkeit rüber (>).

Wenn unser vierbeiniger Begleiter überfordert ist von den vielen verschiedenen Situationen und Sinneseindrücken, dann äußert er das durchaus unterschiedlich. Manche Signale sind auffällig, andere nehmen wir womöglich gar nicht richtig wahr als Zeichen für Stress (> Info). Daneben gibt es Verhaltensweisen, die eher mit suboptimaler Erziehung insgesamt zu tun haben und zumindest stören, manchmal aber auch richtig nerven (oder gefährlich werden). Wenn der Hund nie gelernt hat, locker an der Leine zu gehen, dauernd zieht oder von einer Seite zur anderen kreuzt (>). Wenn er ständig ruckartig stehen bleibt an irgendeinem Schnüffelobjekt (>). Wenn er Fußgänger grundsätzlich für beste Freunde hält und sich als Straßenschmuser gibt (>). Wenn die Stadt ihm gehört und andere Hunde gefälligst zu Hause bleiben sollen, was er wütend bellend vermittelt. Oder wenn er sie im Gegensatz dazu überschwänglich herzlich begrüßt.

Selbst wenn Herrchen oder Frauchen sich an »die paar Marotten« gewöhnt haben, dann sind da immer noch Passanten, unterwegs, im Café, in Bus und Bahn, am Bahnhof, im Kaufhaus. Souveräne Städter kümmern sich nicht nur um das Wohlergehen ihres Hundes. Sie achten auch darauf, dass ihre Mitmenschen mit dem City-Dog gut klarkommen (>).

Uups, was ist das denn?! Ein ruhiger Wechsel auf die abgewandte Seite bringt dem Hund die nötige Sicherheit.

GELASSEN, ABER GANZ GENAU

Ob und wie viel Stress ein Hund in bestimmten Situationen empfindet, hängt von einer Reihe unterschiedlicher Faktoren ab. Neben Alter, Naturell, Gesundheit, Vorerfahrungen und Trainingsstatus kann wie bei uns auch die Tagesform darüber entscheiden, ob die vielen Menschen oder das Motorengebrüll an den Nerven zerren. Somit kommt es darauf an, den eigenen Hund und die jeweilige Situation sehr genau zu beobachten und richtig einzuschätzen. Der Hund braucht uns, um zu lernen, dass die Stadt nicht Gefahr bedeutet (>). Er orientiert sich dabei vor allem an unserer Gelassenheit, sie gibt ihm Sicherheit. Die Sicherheit, um das Training mit der nötigen Ruhe und Konzentration absolvieren zu können – und die City Schritt für Schritt und mit allen Sinnen zu erobern.

STRESS ERKENNEN: SIGNALE

Ob ein Hund situativ Furcht vor etwas hat, erkennt man in der Regel recht gut. Er verweigert das Weitergehen oder passiert ein Hindernis nur zögerlich (oder mit einem plötzlichen Sprung). Vielleicht macht er sich klein (Kopf leicht gesenkt, Rücken rund), legt die Ohren an, trägt die Rute auf Halbmast oder klemmt sie ganz ein. Er beginnt zu hecheln (obwohl kein heißer Tag). Damit zeigt er: Die Situation ist mir unheimlich, ich weiß nicht, wie ich reagieren soll. Bei Panik zittert der Hund sogar, geht in die Knie, reagiert mit Fluchtverhalten. Dann ist, je nach augenblicklicher Lage, womöglich ein Rausgehen aus der Situation oder aus der Übung angesagt (>).

Andere Signale drücken eher allgemein Unsicherheit oder Angst aus. Der Hund wirkt fahrig und nervös, trippelt, blickt hektisch mal hier-, mal dorthin, ist deutlich angespannt. Er gähnt auffällig oft, streckt und kratzt sich häufig. Das sind Übersprungshandlungen, typisch für Konfliktsituationen. Und wenn Sie entdecken, dass Ihr Hund auf dem Gehweg kleine Schweißspuren hinterlässt – obwohl das Wetter nicht danach ist –, kann auch das eine psychosomatische Reaktion auf mangelnde Stressbewältigung sein; Hunde haben ihre wenigen Schweißdrüsen an den Pfotenballen.

Übrigens, nicht nur Welpen oder seltene Stadtbesucher zeigen solche Signale. Auch erfahrene City-Dogs haben mit der einen oder anderen Situation ihre Not, behelfen sich aber irgendwie, auf eigene Art. Weil Herrchen oder Frauchen es gar nicht so richtig mitkriegen oder meinen, »das schaffst du schon …«. Vorsicht, so kann aus dem vermeintlichen Stadthelden doch noch ein Stadtneurotiker werden, weil die Furcht langsam, aber sicher wächst!

AUF DIE SANFTE TOUR: CITY-NEULINGE BRAUCHEN ZEIT

Ob Azubi oder Stadthund mit Marotten: Langsam lernen bringt am meisten. Kurztrips in die City nur fürs Training, so starten Sie ohne zu viel Stress.

Auch das ist Stadt: Sonntagvormittag, ruhige Straßen, vielleicht hat irgendwo ein Deli geöffnet, sonst aber nicht viel. Ideal für einen kleinen Trainingsausflug. Denn der Hund an Ihrer Seite ist noch kein cooler City-Dog. Er kommt vielleicht vom Land oder aus der Vorstadt. Er kennt nur »seine« kleine Stadt, aber nicht die größere, wo Herrchen oder Frauchen auch gern mal einkaufen. Vielleicht ist er als Welpe oder Junghund gerade erst dabei, seine Umwelt jeden Tag ein bisschen besser kennenzulernen.

Das erste Mal in der Stadt – wie anstrengend! Leichte Übungen und Pausen sind für den Anfang ein gutes Programm.

HOME-TRAINING VOR CITY-TRAINING

Jeder Hund, ob Welpe, Junghund oder erwachsen, braucht Bewältigungsstrategien, um mit Neuem fertig zu werden. Einfach reinfahren in die Stadt und »mal schauen, wie er das so macht«, ist deshalb keine gute Idee. Trainieren Sie in kleinen Einheiten, vorausschauend – und immer mit der Bereitschaft, lieber erneut einen Schritt zurückzugehen. Das bedeutet: Sobald Ihr Hund wieder gestresst wirkt, schrauben Sie die Anforderungen an ihn (Dauer, Schwierigkeitsgrad der Situation) etwas zurück. Und: Selbst wenn vieles schon gut klappt, aber diese oder jene »Kleinigkeit« noch nicht (oder plötzlich nicht mehr), sollten Sie nicht darüber hinwegsehen. Denn ein Hund lernt in der Regel nicht auf die Weise, wie wir das vielleicht naheliegend finden. Nur weil er schon etliche Male mit Ihnen auf die Furcht einflößende U-Bahn gewartet hat und er die Situation notgedrungen durchstehen musste, wird seine Furcht nicht geringer.

Das allerbeste City-Training beginnt zu Hause. U-Bahn & Co. lassen sich dort zwar nicht simulieren. Doch was immer Sie später von Ihrem Hund in der Stadt erwarten, sollte er zunächst in stressfreier Umgebung sicher gelernt haben. Ob »Sitz«, »Platz« oder »Bleib«, ob »Bei mir« oder »lockere Leine«: Was gut gefestigt zu seinem Repertoire gehört, können Sie Schritt für Schritt in das Stadtleben integrieren. Glauben Sie Ihrem Hund: Es ist absolut nicht das Gleiche, bei einer gemütlichen Gassirunde im vertrauten Viertel ein »Sitz« zu absolvieren – oder auf einer Verkehrsinsel mitten im Großstadtdschungel.

Optimale Voraussetzungen haben Sie, wenn Ihr Hund jung ist und während der ersten Lebenswochen bereits ein abwechslungsreiches Umfeld erlebt hat. Deshalb ist es so wichtig, bei der Wahl eines Welpen auf eine gute Sozialisation zu achten. Dann kommt Ihr Part: Wenn Sie Ihren jungen Hund mit vielem vertraut machen, was einmal sein Leben ausmachen wird, erhöht das seine grundsätzliche Anpassungsfähigkeit. Eine gute Welpenschule oder ein Junghundtraining ist eine große Hilfe dabei. Doch auch ein erwachsener Hund ist durchaus gut trainierbar, er braucht vielleicht nur mehr Zeit und Wiederholung.

JEDER KANN STADTFIT WERDEN

Der Einstieg in das City-Training sollte für alle Hunde gleichermaßen sanft sein. Fahren Sie z.B. an einem ruhigen Sonntag in die Stadt, nur für das Üben. Nach 15 bis 20 Minuten haben Sie sich beide eine Pause verdient. Setzen Sie sich irgendwo gemeinsam hin, spielen Sie eine kleine Runde mit dem Hund (angeleint und nur, wenn er darauf eingeht), ansonsten genießen Sie einfach das Zusammensein. Wichtig: Verlangen Sie anfangs nur wenig von Ihrem Vierbeiner. Zunächst genügt es ihm, mit Ihnen an lockerer Leine (>) die Gegend zu erkunden (für einen Welpen ist das schon genug Programm). Der junge oder erwachsene Hund sollte je nach Können schon mal einige Schritte »Bei mir« gehen und ein »Stopp« am Kantstein zeigen, immer an lockerer Leine, versteht sich. Diese Kurztrips veranstalten Sie so lange, bis Sie einen deutlichen Fortschritt erkennen. Dann langsam steigern. Alles, auch ein Blickkontakt, hat die ersten Male ein freundliches Feedback (»Prima!«) und ein Leckerli verdient – auch wenn »Sitz« und »Stopp« an sich schon gut klappen. In der Stadt ist das etwas Besonderes! Erst später bauen Sie das Belohnen nach und nach ab, aber nie völlig: Die Stadt bleibt für Ihren Hund voller Überraschungen.

AUF EMPFANG

Für einen Hund entsteht Stress, sobald seine Anpassungsfähigkeit nicht ausreicht, um eine Situation gut zu bewältigen. Das kann z.B. der Fall sein, wenn er plötzlich Bus oder Bahn fahren muss. Oder wenn er im Gedränge der Einkaufsstraße ständig »Bei mir« gehen soll, obwohl er das nie richtig trainiert hat. Dann kann die Folge sein, dass sein Empfinden von Stresshormonen geradezu überschwemmt wird – für ein Training ist er dann nicht mehr empfänglich. Deshalb ist ein ruhiger Einstieg so wichtig: Damit Ihr Hund nicht »dicht« macht …

RUNDUM GLÜCKLICH IN DER STADTWOHNUNG

Ausgehen ist für die meisten Hunde die schönste Sache der Welt (außer, der Magen knurrt). Und vom Apartment aus ist es ein regelmäßiges Muss.

Für viele Menschen ist es eine schöne Vorstellung, einfach die Terrassentür aufzumachen und den Hund hinaus in den Garten zu lassen. Doch aus der Sicht unserer Vierbeiner ist das gar nicht immer so optimal. Vor allem dann nicht, wenn der Garten zu oft als Ersatz für Spaziergänge herhalten muss. Außerdem kann so ein eigenes Stück Grün durchaus Stress bedeuten, zum Beispiel, wenn ein ausgeprägtes Revierverhalten des Hundes ungebremst bleibt – und jeder Passant, Paketbote oder Briefträger zu heftigen Bellattacken führt. Zumindest unangenehm ist das für alle Beteiligten, manchmal auch Anlass für Nachbarschaftsärger. Ein Garten für den Hund erfordert eben auch ein klares und konsequentes Reglement.

Eine Wohnung hat durchaus Vorteile, z.B. regelmäßig Gassi gehen statt nur mal schnell in den Garten.

DER HUND IM MIETVERTRAG

Das Leben in einer Etagenwohnung ist für den Hund also nicht grundsätzlich die schlechtere Alternative zum Haus mit Garten. Ein paar Bedingungen sollten allerdings erfüllt sein, damit der vierbeinige Mitbewohner sich rundum wohlfühlt und weder Stress empfindet noch Stress bereitet.

Das beginnt mit der grundsätzlichen Frage, ob der Hund in einer Mietwohnung überhaupt erlaubt ist (oder in einem gemieteten Haus). Der Trend zum Stadtleben – und dort zur Lebensgemeinschaft mit Hund – ist in der Rechtsprechung angekommen. Seit März 2013 ist ein generelles »Nein« im Mietvertrag zur Hundehaltung nicht mehr erlaubt (Bundesgerichtshof, Az.: VIII ZR 168/12); das gilt für formularmäßige Standardmietverträge. Dieser Hinweis ist wichtig: Individuell vereinbarte Klauseln, wie die, dass der Mieter vor Anschaffung eines Hundes die Erlaubnis des Vermieters einholen muss, haben durchaus Gültigkeit. Die ganz große Freiheit bedeutet die aktuelle Grundsatzentscheidung also nicht, doch immerhin eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Hund zum Beispiel mit ins neue Apartment umziehen darf. Denn für ein »Nein« muss der Vermieter nachvollziehbare Gründe ins Feld führen, zum Beispiel, dass durch den Hund im Haus Interessen und Belange der anderen Mieter eingeschränkt würden. Oder dass die Beschaffenheit der Wohnung nicht geeignet erscheint für eine Hundehaltung. Auch die Nennung auf der Liste der gefährlichen Hunderassen, die je nach Landeshundegesetz unterschiedlich zusammengesetzt ist, kann für Ihren Hund ein »Hier nicht!« bedeuten. Vor Gericht gehen solche Einzelfallentscheidungen zwar mittlerweile oft gut aus für Hundebesitzer, doch so weit sollte man es besser nicht kommen lassen. Ein gestörtes Verhältnis zum Vermieter oder auch zu den Nachbarn ist sicher die schlechteste Basis für ein harmonisches Miteinander.

DARF ICH VORSTELLEN, MEIN CITY-DOG

Falls die Zustimmung in Frage steht, oder überhaupt, wenn Sie und Ihr Vierbeiner irgendwo »die Neuen« sind, überlegen Sie, wie Sie Überzeugungsarbeit leisten können. Wer zum Beispiel einen Hundeführerschein absolviert hat (>), punktet damit beim Vermieter bestimmt. Und wenn Sie mit einem Info-Blatt so genau wie möglich Auskunft geben über Ihren Vierbeiner, wird das sicher auch als vertrauensbildende Maßnahme gewertet. Darin könnten Sie beispielsweise schildern, wie eine typische Woche mit Ihrem Hund aussieht, von der ersten Gassirunde am Morgen, über das Hundetraining am Wochenende, den Einsatz als begehrter Sozialpartner auf vier Pfoten in Schule oder Kindergarten, als Bürohund oder ein-, zweimal die Woche als Gast in einer Hundetagesstätte (»Huta«). Damit präsentieren Sie sich als engagierter Hundehalter, der selbstverständlich offen ist für Rückfragen und eventuelle Bitten um Rücksichtnahme. Auch bei den sonstigen Mietern im Apartmenthaus kommt eine derartige »Öffentlichkeitsarbeit« in Sachen City-Dog sicher gut an. Auf diese Weise können Sie auch gleich freundlich mitteilen, was Sie selbst sich von Ihren Mitbewohnern wünschen, zum Beispiel, den Hund nicht ungefragt mit Leckerlis zu verwöhnen oder auch ihn nicht zu streicheln, wenn Sie das nicht möchten.

WER HILFT IM NOTFALL?

Eine dicke Erkältung zwingt ins Bett, im Job ergibt sich unerwartet ein längerer Termin: Da muss jemand einspringen für die Hundebetreuung. Stellen Sie ein entsprechendes Netzwerk zusammen, und halten Sie die Kontaktdaten übersichtlich parat, dann ist Hilfe rasch organisiert. Klar, dass Sie auch mal aushelfen …

WIE VIEL BELLEN IST ERLAUBT?

Nicht nur zwischen Hundehaltern und Nicht-Hundehaltern, auch untereinander bestehen hierzu verschiedene Ansichten. Die einen meinen, ein Hund muss sich auch lautstark äußern dürfen, anderen zerrt das Bellen grundsätzlich an den Nerven. Als gesichert gilt mittlerweile, dass Hunde das Bellen gezielt für die unterschiedlichsten Kommunikationsabsichten einsetzen, und zwar untereinander und im Austausch mit dem Menschen. Die Canidenforscherin Dorit Feddersen-Petersen am Institut für Haustierkunde der Universität in Kiel teilt die Lautgruppe Bellen in insgesamt zwölf Kategorien ein, zum Beispiel als freudige Äußerung beim Spielen oder als Spielaufforderung, als soziale Begrüßung, bei Isolation oder als abwehrende Lautäußerung. Fest steht aber auch: Im engen Zusammenleben mit dem Menschen – wie in einer Nachbarschaft – kann das Bellen zum Störfaktor werden, wenn es mehr oder weniger unkontrolliert zugelassen wird. Von der Rechtsprechung erlaubt ist ein »gelegentliches Bellen«, eine dehnbare Formulierung. Entscheidet das Gericht auf »Ruhestörung«, droht ein Bußgeld, im Ernstfall sogar eine Wohnungskündigung (>).

Vermitteln Sie darum Ihrem Hund, ob und wann ein Bellen okay ist – und wann es damit auch wieder gut ist. Am stressfreiesten ist es sicher, wenn gar nicht gebellt wird. Aber das ist Einstellungssache. Übrigens: Bellen empfinden Hunde als lustvoll und selbstbelohnend, genau wie das Jagen. Je länger und öfter Sie Ihren Vierbeiner gewähren lassen, desto hingebungsvoller wird er sich das Vergnügen gönnen.

So klappt es: Sicher an der Seite von Frauchen den Fahrstuhl betreten, damit die Türen nicht zu früh schließen.

(GAR NICHT) BELLEN?

Beide Sichtweisen haben etwas: Die einen Hundebesitzer sagen, wenn ich daheim bin, wird nicht gebellt, weil ich alles unter Kontrolle habe. Die anderen: Zwei-, dreimal bellen empfinde ich als Schutz, das darf mein Hund. In beiden Fällen brauchen Sie für das Training ein Abbruchsignal.

ENDLICH RAUS: ZEIT FÜR OUTDOOR

Ein paar »Poopbags« in die Jackentasche, Sneaker an, Schlüssel und Leckerlis nicht vergessen: »Komm, wir gehen eine Runde!« Meist braucht es diese Aufforderung gar nicht, Ihr Hund versteht die Signale genau und weiß, wann es wieder mal rausgeht. Dreimal am Tag sollte es wenigstens sein, damit der Hund alle Geschäfte in Ruhe erledigen kann. Wie lange insgesamt? Das hängt neben Alter und Gesundheitszustand vom (Rasse-)Temperament des Hundes ab. Ein Welpe muss mehrmals täglich raus und soll dabei auch spielerisch die Gegend erkunden dürfen. 15 bis 20 Minuten sind dafür ein gutes Pensum. Bei erwachsenen, gesunden Hunden können anderthalb bis zwei Stunden am Tag als Orientierung dienen. Abwechslungsreiche Spaziergänge bereiten Ihrem Vierbeiner die größte Freude und Auslastung. Längere Ausflüge ins Grüne sollten Sie immer wieder einplanen (>). Natur pur ist ein Abenteuer für alle Sinne, das gilt für Mensch und Tier gleichermaßen.

CITY-DOG-CHECK

Der richtige »Stadthund«? Entscheidend sind die jeweiligen Rasse(mix)-Bedürfnisse und Ihr Lebensstil. Ein großer, schwerer Hund ist nichts für ein Loft, wenn es keinen Lift gibt. Der kälteliebende Husky mag keine Fußbodenheizung. Und »Kurznasen« wie Mops & Co. sind nichts für leidenschaftliche City-Jogger… Wenn Sie also noch die Wahl haben, informieren Sie sich genau, was welcher Hund braucht!

Erst ein ausgedehnter Spaziergang und eine kleine Mahlzeit, dann kann man auch schon mal geduldig warten.

EIN SPIEL PASST IN DIE KLEINSTE HÜTTE

Aber auch Ihre Wohnung steckt voller Möglichkeiten für eine kleine Spielrunde. Schauen Sie sich um: Gestapelte Kissen mit Leckerlis dazwischen, eine Handtuchrolle, die fürs ordentliche Aufrollen mit der Hundenase eine leckere Überraschung bereithält, ein kurzes Suchspiel – das beschert dem Vierbeiner ein Erfolgserlebnis und Ihnen beiden Freude miteinander, was die Bindung stärkt. Voraussetzung ist, dass auch das Spielen gewissen Regeln folgt und nicht zu Frust und Überforderung führt (> Literatur). Zwei, drei Minuten pro Spielrunde können durchaus genügen. Bieten Sie das Spiel an, wenn Ihr Hund Entspanntheit signalisiert, und nicht, wenn er drängelt, denn dann würden Sie ihn genau dafür belohnen.

HUND ALLEIN ZU HAUSE? NUR KEINE SORGE!

Noch nicht wirklich fit für die Stadt? Termine, die nur ohne Hund möglich sind? Dann ist Daheimlassen die bessere Entscheidung. Auszeit ohne Trennungsangst: So geht’s.

Tja, von Herrchen ist offenbar nichts zu erwarten … Aber er kommt ja wieder, deshalb einfach mal entspannen.