Hundert Tage Glück - Fausto Brizzi - E-Book

Hundert Tage Glück E-Book

Fausto Brizzi

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Beschreibung

Lucio Battistini ist mit seinem Leben eigentlich zufrieden: Er hat eine Frau, die er liebt, zwei Kinder, die er vergöttert, und sein Schwiegervater backt die besten Doughnuts Roms. Doch dann wird bei Lucio Krebs diagnostiziert – und plötzlich hat er nur noch 100 Tage ... Um seine Frau dazu zu bringen, ihm seinen Seitensprung zu verzeihen. Um festzustellen, dass ein richtig gutes Eis besser hilft als jeder Psychologe. Um seinen Kindern Italien zu zeigen. 100 Tage, um nicht aufzugeben. 100 Tage, um anzufangen zu leben. 100 Tage, um glücklich zu sein.

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Seitenzahl: 478

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FAUSTO BRIZZI

HUNDERT TAGE GLÜCK

Roman

Aus dem Italienischen von Monika Köpfer

Die italienische Originalausgabe erschien 2013 unter dem Titel »Cento giorni di felicità« bei Giulio Einaudi editore, Turin.

1. Auflage

Deutsche Erstveröffentlichung Mai 2015 bei Blanvalet,

einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH, München.

Copyright © der Originalausgabe 2013 by Giulio Eindaudi editore s.p.a., Torino

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2015

by Blanvalet in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München

Umschlaggestaltung: © Johannes Wiebel | punchdesign, unter Verwendung von Motiven von Shutterstock.com

Redaktion: Angela Troni

ES · Herstellung: sam

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-15781-4www.blanvalet.de

Für Claudia, mein Ein und Alles

Wenn ich reich wäre, würde ich den lieben langen Tag in einem bequemen Sessel sitzen und über den Tod nachdenken. Aber da ich arm bin, kann ich es nur in meiner spärlichen Freizeit oder heimlich tun.

Cesare Zavattini

Von den wichtigsten Tagen in meinem Leben verdienen drei besondere Erwähnung. Um keinem davon Unrecht zu tun, will ich sie in streng chronologischer Reihenfolge nennen.

Der erste war der 13. Oktober 1972. Freitag der Dreizehnte.

An jenem Tag stürzte nicht nur in den Anden eine Fokker mit fünfundvierzig Passagieren ab, von denen nur einige wenige überlebten, weil sie sich vom Fleisch der Verstorbenen ernährten. An jenem Tag zeugten mich auch Antonio und Carla, also Mama und Papa, mit gerade mal achtzehn in einer lächerlichen beigen Citroën-Dyane. Die beiden Teenager fuhren mit dem Wagen, schon damals ein halber Oldtimer, auf einen großen, ungeteerten Platz am Stadtrand, der im Bebauungsplan von Rom als Knutschplatz für junge Paare ausgewiesen war. Um sie herum kosmische Leere – ein paar gelangweilte, durchgefrorene Kühlschränke, eine melancholisch flackernde Straßenlaterne und ein Schrottplatz mit aufeinandergestapelten ausgedienten Autos.

Die perfekte Szenerie für den Beginn einer Liebesgeschichte.

Antonio und Carla hatten sich am Nachmittag desselben Tages auf dem Geburtstagsfest eines gewissen Manrico kennengelernt. Der dickliche, schwitzende Streber aus Frascati war schon in der Mittelschule hinter Mama her gewesen – vergeblich. Sie hatte ihm gerade einen Korb gegeben, als er mit ihr einen Schieber zu einem Schmachtfetzen des jungen Elton John tanzen wollte. Da sah sie, wie Papa sie von weitem anstarrte und dabei beinahe an einem Thunfisch-Tramezzino mit Mayonnaise und Tomaten erstickt wäre. So jemandem wie Papa wäre es durchaus zuzutrauen gewesen, dass er an einem Thunfisch-Tramezzino mit Mayonnaise und Tomaten erstickt.

Groß, schlank und ein Klugscheißer, spielte er Elektrogitarre und komponierte Rocksongs, die er unzweifelhaft von den weniger bedeutenden Stücken der Stones kopiert hatte. Er sah gut aus und hätte ohne Weiteres als der hübschere Bruder von Sean Connery durchgehen können, allerdings ließ ihn eine Narbe auf der Wange schläfriger und geheimnisvoller wirken als James Bond. Er konnte seine Zuhörer stundenlang mit Geschichten über den Ursprung der Narbe unterhalten. Je nach Publikum hatte er sie sich wahlweise bei einer blutigen Schlägerei auf einem Markt in Mexiko-Stadt zugezogen oder als ihn ein eifersüchtiger Rugbyspieler aus Bergamo, dem er die Freundin ausgespannt hatte, mit einem Messer attackierte. Manchmal hatte ihm auch Frank Sinatra eine Flasche über den Kopf gezogen, weil er ihn um seine Stimme beneidete.

Papa war ein professioneller Nonsenserzähler und obendrein so sonderbar, dass er locker italienischer Regierungschef hätte werden können, wenn er nur gewollt hätte. Ich allein kenne die Wahrheit, die mir einst eine gefährliche Spionin aus Apulien im Vertrauen verraten hat: meine Tante Pina. Als Dreijähriger hat Papa mit dem Dreirad das Gleichgewicht verloren und ist auf den Gehsteig gestürzt.

Wie auch immer, der schöne Antonio nahm tagtäglich eine andere Beifahrerin in seiner beigen Dyane mit, und an jenem Abend war Mama an der Reihe. Er hat sie zwar genau wie alle anderen verführt, jedoch anschließend nicht wie ihre Vorgängerinnen gleich wieder verlassen. Just als er zum Höhepunkt kam, rammte nämlich ein roter Fiat 500 den Wagen meiner Eltern. Damit trugen zwei angetrunkene Zwanzigjährige aus Frosinone unwissentlich entscheidend dazu bei, dass ein Präservativ riss. Ein Ereignis, in dessen Folge ich die Bühne des Lebens betrat.

Also, ihr beiden Scherzkekse, egal wo ihr heute seid, ob in Frosinone oder auf dem Mars, was beides auf das Gleiche hinausläuft, herzlichen Dank dafür.

An jenem Freitag dem Dreizehnten bin ich also als ungebetener Gast auf dem Planeten Erde gelandet, was Antonio und Carla nicht davon abgehalten hat, mich zu mögen, jedenfalls solange sie ein Paar waren. Das ist allerdings eine andere Geschichte, noch dazu eine unendlich traurige. Falls ich in Stimmung bin, werde ich sie Ihnen später noch erzählen.

Der zweite wichtige Tag in meinem Leben war der 11. September 2001. Alle Welt hockte damals vor dem Fernseher und verfolgte wieder und wieder die Bilder der beiden Boeings 767, die in die New Yorker Zwillingstürme rasten, womit sie der Welt ein neues Rätsel und den Amerikanern einen neuen Feind bescherten. Unterdessen saß ich zusammen mit meinen ältesten Freunden und Paola, der Frau meines Lebens, in einem Restaurant am Meer. Es war eines von diesen typischen Abendessen zum Sommerausklang, zu dem wir uns schon vor Wochen verabredet hatten, und dennoch war es für mich mehr als nur ein Fischessen im Kreis meiner Freunde. Ich hatte nämlich vor, der völlig ahnungslosen Paola einen Heiratsantrag zu machen. Sie ahnte ebenso wenig, was ich vorhatte, wie meine Freunde.

Ich hatte mich mit einem der Kellner auf ein kleines, banales Schauspiel verständigt. Für zwanzig Euro Trinkgeld war er bereit, das Licht zu löschen und unser Lieblingslied aufzulegen (nur fürs Protokoll: Always On My Mind in der Version des unsterblichen Elvis). Dann sollte er in einem triumphalen Einzug eine gigantische Mimosentorte hereintragen, in deren Mitte auf einer Plakette aus Zartbitterschokolade der Verlobungsring prangte.

Es war eine ebenso ausgeklügelte wie vom Schicksal begünstigte Inszenierung: der Himmel von Sternen übersät wie bei einer Weihnachtskrippe, die Freunde so warmherzig wie in einem Werbespot für einen Amaro, die Meeresbrise so lau, als käme sie direkt aus Gottes Ventilator. Alles perfekt. Fast.

Ich hatte die Rechnung ohne Umberto gemacht.

Umberto ist mein bester Freund, seines Zeichens Tierarzt, von dem Sie auf den folgenden Seiten noch häufiger lesen werden.

Als die Torte serviert wurde, sprang er auf, schnappte sich die Plakette und rief: »Die gehört mir, Leute!«

So kam es, dass der filigrane Verlobungsring Umberto einen Backenzahn kostete.

Der Traum von einem unvergesslich romantischen magischen Moment endete damit in einer zahnärztlichen Notbehandlung.

Trotz dieses bedauerlichen Zwischenfalls sagte Paola Ja.

Bereits im Frühling des nächsten Jahres heirateten wir in einer kleinen gotischen Kirche in der Nähe von Mailand, ein Ereignis, das zu den wenigen Dingen zählt, die ich nie bereut habe.

Paola ist für mich der wichtigste Mensch. In meinen Augen hätte sie einen Oscar für ihre Darstellung … der besten Ehefrau verdient.

Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich Ihnen später mehr von ihr erzählen.

Der dritte unvergessliche Tag in meinem Leben war Sonntag, der 14. Juli 2013, genau eine Woche nach meinem vierzigsten Geburtstag. Eigentlich hätte ich erkennen müssen, dass es sich um einen ganz besonderen Tag handelte, da mir diesmal keine Flugzeugkatastrophe die Schau stahl.

Es war einer von diesen unnützen, tropisch heißen Sonntagen, an dem nichts Denkwürdiges passiert. Wenn man einmal davon absieht, dass ich um 13.27 Uhr den letzten Atemzug tat.

Ich weiß, Sie haben nun, da ich Ihnen das Ende verraten habe, keine Lust weiterzulesen. Aber selbst wenn ich Ihnen damit die Lektüre verdorben haben sollte, wäre es in Anbetracht der Tatsache, dass Sie das Buch bereits gekauft haben, ziemlich frustrierend, es schon auf Seite 13 zuzuschlagen. Deshalb will ich Ihnen auch gleich noch den Namen des Mörders verraten. Dieses Buch ist zwar kein Krimi im Stil von Agatha Christie, dennoch gibt es einen Mörder. Mehr noch, ich würde ihn sogar als Serienmörder bezeichnen, wenn man bedenkt, dass er nicht nur mich, sondern mehrere Millionen Menschen umgebracht hat. Eine Größenordnung, die selbst Adolf Hitler oder Hannibal Lecter vor Neid erblassen lassen würde. Jahr für Jahr gehen ungefähr ein Drittel aller menschlichen Todesfälle weltweit auf sein Konto. Die Statistiken besagen, dass er die häufigste Todesursache in der westlichen Welt ist. Ich bin also in guter Gesellschaft.

Der Mörder, um den es hier geht, hat keinen Nachnamen, er trägt lediglich eine schlichte Bezeichnung aus der Zoologie, die nicht besonders anheimelnd ist: Krebs.

Man spricht auch von »Neoplasie«, was auf Latein »Neubildung« bedeutet (Sehen Sie, Latein ist also doch zu etwas gut). Ich habe ihn jedoch von Anfang an »l’amico Fritz« – »meinen Freund Fritz« – genannt, weil es netter und weniger aggressiv klingt.

Die folgende Geschichte handelt davon, wie ich die letzten hundert Tage meines Aufenthalts auf dem Planeten Erde in Gesellschaft meines Freundes Fritz verbracht habe.

Und davon, wie es kam, dass sie entgegen aller Vorhersagen und jeder Logik zu den hundert glücklichsten meines Lebens wurden.

WAS BISHER GESCHAH

An dieser Stelle ist eine kleine Rückblende erforderlich, die eine kurze Zusammenfassung meines Lebens vor diesen letzten hundert Tagen beinhaltet. Andernfalls wären die Ereignisse für Sie nur schwer nachvollziehbar, fast ein wenig so, als würden Sie sich die sechste Staffel von Lost anschauen, ohne die vorherigen zu kennen.

Ich werde mich bemühen, Sie nicht allzu sehr zu langweilen. Als Erstes will ich die wichtigsten Ereignisse meines Lebens erzählen, danach stelle ich Ihnen die handelnden Personen vor. Dabei werde ich mir erlauben, den einen oder anderen Kommentar sowie ein paar Gedanken einfließen zu lassen, ehe wir dann recht schnell zum Wesentlichen kommen, nämlich zu jenem Tag, an dem der gute alte Fritz an meine Tür geklopft hat.

Ich heiße ausgerechnet Lucio. Damit trage ich einen Namen, der in der Hitliste der hässlichsten männlichen italienischen Vornamen den sechsten Platz einnimmt, gleich hinter Pino, Rocco, Furio, Ruggero, Gino und dem uneinholbaren Gennaro an der Spitze. Meine Mutter war ein Fan des guten alten Lucio Battisti, dessen »La canzone del sole« in ihrer Jugend aus sämtlichen Jukeboxen des Landes schallte. Damit war mein Name besiegelt: Lucio Battistini. Sie erkennen mein Problem, nicht wahr?

Mein Vater hieß zu allem Überfluss, die Ironie des Schicksals lässt grüßen, auch noch Battistini mit Nachnamen. Jetzt verstehen Sie bestimmt auch, warum es in meinem Leben stets bergauf gegangen ist? Stellen Sie sich bitte mal einen kleinen Jungen in den Sechzigern vor, pummelig, pickelig und ohne seine dicken Brillengläser blind wie ein Maulwurf, der fast genauso heißt wie der berühmteste Sänger Italiens. Geben Sie es ruhig zu, bestimmt hätten auch Sie mich bei jeder sich bietenden Gelegenheit gehänselt.

Ich gestehe, ich war damals voller Komplexe, unglücklich und linkisch. Heute gäbe es eine deutlich knappere, fast schon liebevolle Bezeichnung für mich: Nerd. Damit vereinte ich so ziemlich sämtliche Eigenschaften, um Mädchen in die Flucht zu schlagen. Hinzu kamen meine Vorliebe für Comics, Splatterfilme und die Songs von Liedermachern, die Selbstmord begangen hatten. Für jemanden wie mich gab es im Grunde nur zwei mögliche Werdegänge: Entweder entpuppte ich mich als Computergenie und erfand in einer Garage ein neues Betriebssystem, mit dem ich später etliche Milliarden Dollar verdiente, oder aber ich stürmte mit einem Maschinengewehr einen Supermarkt und richtete ein Blutbad an. Worauf meine Nachbarn, Verwandten und Freunde sicher ungerührt gesagt hätten: »Na ja, ein komischer Kauz war er ja schon immer.«

Ich machte jedoch einen dritten Weg für mich aus: Das hässliche Entlein, das ich war, verwandelte sich in einen Schwan. Vielleicht nicht gerade in einen wunderschönen wie im Märchen, aber immerhin in einen würdigen und ansehnlichen. Mit vierzehn Jahren nahm ich dank des hormonellen Chaos, das in meinem Körper tobte, gut zwanzig Kilo ab und ersetzte die Brille durch Kontaktlinsen. (Was kaum jemand weiß: Diese Erfindung hat zwar ein Genie des neunzehnten Jahrhunderts in die Tat umgesetzt, nämlich der griesgrämige deutsche Augenarzt Adolf Gaston Eugen Fick, doch eigentlich beruht sie auf einem Prinzip, das bereits gut vierhundert Jahre vorher kein Geringerer als Leonardo da Vinci entdeckt hatte.) Drei Jahre nach meiner Verwandlung wurde ich, noch nicht ganz volljährig, mit meiner Mannschaft jüngster italienischer Wasserballmeister in der Serie A, der höchsten italienischen Liga. Ohne Witz. Ehrlicherweise saß ich fast die ganze Saison über als Ersatztorwart im Bademantel auf der Bank, aber die eine oder andere letzte Spielminute habe ich in jenem Jahr durchaus bestritten und einmal sogar einen Elfmeter gehalten. Ich darf mich also völlig zu Recht mit dem Titel schmücken.

Schwimmen war schon immer meine Leidenschaft, insbesondere Schmetterling, das wir als Kinder »Delfin« nannten, weil Kinder nun mal einen angeborenen Sinn für Logik haben und wissen, dass Schmetterlinge nicht schwimmen können. Wenn ich es darin nie zu Spitzenleistungen gebracht habe, liegt das an meiner zweiten großen Leidenschaft, die mit der ersten leider auf Kriegsfuß steht: Brot, Butter und Marmelade. Eine Scheibe Brot mit 110 Kalorien plus eine Portion Butter mit 75 Kalorien und Marmelade mit 80 Kalorien macht 265 Kalorien. Ein ungleicher Kampf.

Zehn Jahre lang schaffte ich es, mir meine mühsam antrainierten Sixpacks zu erhalten – bis ich mit sechsundzwanzig mit dem Schwimmtraining aufhörte. Schuld war ein Vespa-Unfall, der mir einen Bänderriss im Knie bescherte, was wiederum meinen Taillenumfang unerbittlich wachsen ließ. Wenn man meiner unsympathischen Waage Glauben schenken darf, habe ich die zwanzig Kilo, die ich als Jugendlicher abgenommen habe, längst wieder drauf. Vielleicht sogar ein bisschen mehr. Damit bin ich ein eins neunzig großer und hundertzehn Kilo schwerer Chewbacca. Also reizen Sie mich lieber nicht, sondern lesen Sie einfach weiter.

Zurück zu meiner Laufbahn: Humanistisches Gymnasium, Wasserball, Sporthochschuldiplom. Mit achtundzwanzig dann Festanstellung als Personal Trainer in einem Fitnessstudio. Nicht in einem dieser Nobelclubs, die sich hervorragend als Kulisse für einen Film mit John Travolta eignen würden, sondern in einem ganz normalen Fitnesscenter um die Ecke im Untergeschoss eines trostlosen Wohnblocks aus den Fünfzigern. Immerhin gibt es dort auch ein winziges Schwimmbad mit ausgeblichenen blauen Kacheln, die von einer Wiedergeburt in einem Infinity Pool in einem Fünfsterneclub in der Karibik träumen.

Ich unterrichte – Tataaaa – Schwimmen, Aerobic, BBP (Bauch, Beine, Po) und vor allem Aquafitness. Hin und wieder stehe ich auch als Personal Trainer zur Verfügung, sofern ein Kunde das wünscht. In der Regel betreue ich verzweifelte Hausfrauen mit einigen überflüssigen Pfunden, die noch nicht bereit für die unvermeidliche Fettabsaugung sind. Kurzum, ich bemühe mich, mir meine Brötchen mit meinen eigenen Händen zu verdienen, die übrigens ständig nach Chlor riechen. Apropos Chlor. Wussten Sie, dass der typische Chlorgeruch, den jeder von uns von klein auf kennt, erst entsteht, wenn das Chlor eine chemische Verbindung mit dem Urin der Badenden eingeht? Je mehr das Wasser also nach »Chlor« riecht, umso weniger würde ich Ihnen raten, ins Wasser zu springen. Nicht dass Sie hinterher sagen, ich hätte Sie nicht gewarnt.

Ergo: Ausgerechnet ich, der ich viele Jahre davon geträumt hatte, eines Tages als Kapitän des berühmten Wasserpoloteams Settebello die Olympische Goldmedaille um den Hals gehängt zu bekommen, während die italienische Nationalhymne mir eine Gänsehaut über den Rücken jagt, musste mich mit dieser banalen Tätigkeit begnügen, die das Schicksal für mich bestimmt hatte. Das bedeutete sechs Stunden täglich in einem Fitnessstudio im Kellergeschoss, in dem sich der Geruch nach körperlicher Anstrengung mit dem Küchendunst des benachbarten Vietnamesen vermischte.

In meiner Freizeit ist es mir hingegen gelungen, mir wenigstens einen kleinen Traum zu erfüllen, indem ich eine Wasserballmannschaft trainiere. Alles Jungen zwischen vierzehn und fünfzehn, im schlimmsten Alter also. Ich habe sie an dem Gymnasium angeworben, an dem meine Frau unterrichtet, und trainiere sie an mehreren Nachmittagen in der Woche in einem städtischen Schwimmbad. Mit eher ernüchternden Ergebnissen, wenn ich ehrlich bin. Das letzte Jahr hat uns trotz aller Anstrengung vor allem eine Menge gegnerischer Tore eingebracht. Oder, anders ausgedrückt, den vorletzten Platz bei den Provinzmeisterschaften. Zum Glück können wir nicht weiter absteigen, weil es keine niedrigere Liga gibt. In diesem Jahr trudeln wir dagegen irgendwo im Mittelfeld herum, wo man sich weder Lob noch Tadel einhandelt. Aber ich will mich nicht beklagen, denn was gibt es Schöneres, als Kinder für den Sport zu begeistern.

So viel zu meinem Beruf. Daneben gibt es noch etwas viel Wichtigeres in meinem Leben, nämlich meine Familie. Paola lernte ich mit zwanzig in einem Bierlokal kennen. Sie war die Freundin einer Mitstudentin von der Sporthochschule. Die meisten Freundinnen meiner Kommilitoninnen waren spröde, uncharmante Bohnenstangen. Aber als Paola das Lokal betrat, stach sie unter den anwesenden Frauen heraus, wie mit einem gelben Textmarker angemalt. Eine fluoreszierende Linie, die ihre Umrisse hervorhob wie eine wichtige Textstelle. Wie einen Satz, den man auswendig lernen will.

Zehn Minuten später hatte ich sie bereits dazu überredet, zu einem Spiel meiner Mannschaft zu kommen (bei dem ich meinen Trainer auf Knien anflehte, mich wenigstens für zwei Minuten einzusetzen). Damals war ich noch Profi, während sie in der kleinen Pasticceria ihrer Eltern arbeitete, was später wesentlich zum Verlust meines Idealgewichts und meiner Sixpacks beitragen sollte. Die Spezialität des Hauses war und ist nämlich die ciambella fritta con lo zucchero, eine Art Doughnut, nur viel besser. Ein köstlicher, lockerer und zarter Kringel, der den Geschmack der Kindheit verströmt. Ein Gebäck, das auf eine gut dreißigjährige Tradition zurückblickt.

Schon um zwei Uhr morgens zieht Paolas Vater Oscar die Ladenjalousien halb hoch, damit die Nachtschwärmer und Vampire aus Trastevere die Zähne in die noch warmen, fettigen ciambelle graben können. Seit dem Tod seiner Frau ist er in der Backstube allein mit seinem singhalesischen Gehilfen, der immerzu lächelt.

Nachdem sie ihren Abschluss in Literaturwissenschaften und Philosophie gemacht hatte, bekam Paola nach einer Durststrecke mit wechselnden befristeten Arbeitsverhältnissen eine Festanstellung als Lehrerin an einem naturwissenschaftlichen Gymnasium. Nach ein paar Monaten stürmischer Liebe (die ersten beiden sind bekanntlich die schönsten), lieferte ich Paola leichtfertig, wie nur wir Männer sein können, einen Trennungsgrund. Ich flirtete mit einer gewissen Monica, einer flatterhaften Person aus den Marken, die Psychologie studierte und der Entfernung von Achselhaaren eher kritisch gegenüberstand.

Dadurch verlor ich Paola für acht Jahre aus den Augen. Die Liebe hat viel mit Synchronizität zu tun, und Paola und ich waren damals alles andere als synchron. Sie wünschte sich eine Familie, während ich mir wünschte, mich mit allen verfügbaren Frauen im fruchtbaren Alter zu paaren, egal ob enthaart oder nicht. Es war unmöglich, beide Anforderungen unter einen Hut zu bekommen.

Doch eines Tages führte uns das Schicksal erneut zusammen, und zwar in der Schlange vor einer Supermarktkasse. Um ehrlich zu sein, erkannte ich Paola zuerst nicht wieder, denn aus »blond und langhaarig« war ein brauner Pagenkopf geworden. Gut zehn Minuten plauderte ich mit ihr, in dem Glauben, sie sei die Enkelin einer Freundin meiner Großmutter. Aber das habe ich ihr nie verraten.

Am Ende lud ich sie zum Abendessen ein. Dabei kramte ich meine mittlerweile reichlich abgenutzte Kartenlesetaktik wieder hervor. Lassen Sie es mich Ihnen kurz erklären.

Auf der Piazza Navona gibt es eine alte Kartenleserin, Zia Lorenza, ein echtes Urgestein. Sie arbeitet mit einem abgegriffenen Tarockkartenspiel, hat schlohweiße, zu einem Dutt frisierte Haare und ist von großer Redseligkeit. Obwohl sie keinen blassen Schimmer von der Zukunft hat, gelingt es ihr, jeden um den kleinen Finger zu wickeln, insbesondere bei unserem abgekarteten Spiel. Wann immer ich ein Mädchen beeindrucken wollte, griff ich auf ihre Dienste zurück.

Die Taktik ist folgende (Sie können sie gern übernehmen, ich mache keine Urheberrechte geltend): Ein romantischer Spaziergang mit einer Frau auf dem schönsten Platz Roms, bei dem wir uns angeregt unterhalten. Sobald wir an dem Stand der Wahrsagerin vorbeikommen, werfe ich der alten Dame hinter meinem Rücken einen zusammengeknüllten Zettel zu. Darauf findet meine Komplizin alle relevanten biografischen Daten und Vorlieben meiner Auserwählten, kurzum das Wenige, was ich über sie weiß. Bei unserer zweiten Runde über den Platz habe ich in weiser Voraussicht bereits das Thema »übersinnliche Phänomene« angesprochen, wobei ich mich skeptisch gebe, wenn meine Begleiterin daran glaubt, und offen dafür, wenn sie es für Humbug hält.

Damit kommen wir zu Phase zwei meines Plans: Ich lade sie ein, sich die Karten legen zu lassen, einfach so zum Spaß. Noch nie hat sich eine Frau geweigert. An dem Punkt übernimmt Zia Lorenza. Auf wundersame Weise rekonstruiert sie das bisherige Leben ihrer ungläubigen Kundin. Die Vergangenheit und Gegenwart habe ich ihr souffliert, und da sich die Zukunft nicht überprüfen lässt, ist für den Kitzel des Mysteriösen gesorgt. Vor allem wenn die Wahrsagerin prophezeit, dass der Name ihres Traummanns mit einem L beginnt. L für Lucio. Hat die Versuchskandidatin ohnehin schon an eine fünfte Dimension geglaubt, entwickelt sich der Abend zu einem spirituellen Schlüsselerlebnis, war sie hingegen skeptisch, steht sie unter Schock.

In beiden Fällen profitiere ich von ihrer Verwirrung. Nachdem ich Zeuge ihres übersinnlichen Erlebnisses war, müssen sich unsere Seelen zwangsläufig vereinen – und für gewöhnlich auch unserer Körper. Ich weiß nicht, ob je eine Frau den Trick durchschaut hat, aber ich versichere Ihnen, er hat noch jedes Mal funktioniert. Wer behauptet, das Übersinnliche sei ein einziger großer Schwindel, dem gebe ich recht, denn die Zukunft kann niemand voraussagen … Außer mir, wenn ich mit einer Frau über die Piazza Navona schlendere.

Wie sonst auch wusste ich bereits, wie die Sache ausgehen würde. Paola war da keine Ausnahme. Aber ich schwöre, sie war die Letzte, bei der ich diesen Trick angewandt habe. Umschmeichelt von einer sanften Brise, küssten wir uns an jenem Abend ein zweites Mal zum ersten Mal. Kurz darauf verlobten wir uns und bezogen nach nicht einmal drei Monaten eine Einzimmerwohnung gegenüber der Tiberinsel. Ein klassischer Fall von einer aufgewärmten Beziehung. Diesmal waren wir allerdings wirklich synchron und obendrein sehr verliebt.

Wie bereits erwähnt, heirateten wir in der kleinen Kirche San Rocco vor den Toren von Mailand. Wir muteten unseren Gästen ein anstrengendes Auswärtsspiel zu. Unsere Wahl hatte allerdings einen romantischen Grund. Ungefähr fünfzig Jahre zuvor hatten in derselben Kirche meine Großeltern mütterlicherseits geheiratet, das einzigartige Pförtnerpaar Alfonsina und Michele. Nach dem Verschwinden meiner Eltern (ja, genau, sie waren eines Tages einfach weg, aber bitte sehen Sie von weiteren Fragen ab, vielleicht werde ich später mehr von ihnen erzählen) bin ich bei meinen Großeltern aufgewachsen.

Ich glaube ja, der liebe Gott hat sich am siebten Tag nicht ausgeruht, sondern die Großeltern erfunden. Als er bemerkte, dass es sich um seine genialste Schöpfung handelte, nahm er sich einen Tag frei, um ihn mit ihnen zu verbringen.

Fast fünfzehn Jahre lebte ich bei den beiden, und nie werde ich unsere denkwürdigen Abendessen zu dritt vergessen, bei denen es panierte Putenschnitzel und Püree mit geschmolzenem Mozzarella gab. Noch heute brauche ich nur die Augen zu schließen und daran zurückzudenken, und schon rieche ich den köstlichen Bratenduft, der aus der Küche wehte. Dazu höre ich Omas Stimme, die rief: »Zu Tisch, ihr beiden, sonst wird das Essen kalt!« Wann immer ich an dem Haus mit der Pförtnerloge vorbeikomme, wo sie arbeiteten und wohnten, meine ich sie zu sehen, meinen Großvater mit Brille, der die Post sortiert, und meine Oma, die hingebungsvoll ihre geliebten Geranien gießt.

Alfonsina und Michele waren meine Trauzeugen, und ich glaube, für sie war es der schönste Tag ihres Lebens. Noch nie habe ich zwei Achtzigjährige so vor Freude weinen sehen. Irgendwann unterbrach der Priester Don Walter, dünn wie ein Hering und mit breitem kalabrischen Akzent, die Zeremonie, um die beiden sanft zu ermahnen. Daraufhin lachten alle herzlich.

Vor ein paar Jahren sind meine Großeltern im Abstand von nur wenigen Wochen gestorben. Einfach so im Schlaf, als hätte jemand den Schalter umgelegt, ohne großes Trara. Sie konnten einfach nicht lange ohne einander sein. Sie hatten gerade noch Zeit, meine beiden Kinder kennenzulernen, Lorenzo und Eva.

Aber das ist nur ein schwacher Trost.

Großeltern sind wie Superhelden. Sie sollten unsterblich sein.

Als ich ein paar Monate später ihre Zweizimmerwohnung neben der Pförtnerloge auflöste, entdeckte ich auf dem Dachboden einen dieser Reisekoffer, wie Emigranten sie benutzten. Darin lagen unzählige Fotos. Nicht etwa Schnappschüsse von Urlauben am Meer, Geburtstagen von Leuten, die man nicht kennt, und solche Sachen. Nein, mein Großvater hatte an jedem Tag seiner letzten sechzig Jahre ein Foto von meiner Großmutter gemacht. An jedem einzelnen Tag. Ohne auch nur einen auszulassen. Jede Rückseite war mit einem anderen Datum versehen. Zuerst Schwarzweiß-, dann Farbaufnahmen, später Polaroids und zuletzt Digitalfotos. Alle waren sie an unterschiedlichen Orten aufgenommen, mal in der Pförtnerloge, mal auf der Straße, am Meer, beim Bäcker, im Supermarkt, vor der Sixtinischen Kapelle, auf der Piazza del Popolo, auf dem Riesenrad im Vergnügungspark Luneur, beim Petersdom, an allen möglichen Orten, an die das Schicksal die beiden in ihrem langen gemeinsamen Leben geführt hatte.

Ich konnte nicht aufhören, die Bilder zu betrachten. Zuerst Großmutter als junge Frau, dann mit ersten Lachfältchen, grauen Haaren, ein paar zusätzlichen Pfunden. Nur das Lächeln änderte sich nie. Doch nicht ihr Älterwerden erstaunte mich, sondern das, was hinter meiner Großmutter zu sehen ist. Die wechselnden Bildhintergründe sind ein Panorama des sich verändernden Italiens. Die Fotos schreiben im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte. Man sieht Symbole und Personen, die für verschiedene Epochen stehen: den Fiat 1100 und die Citroën DS, Langhaarige, die hedonistischen Paninari und Punks, Poster von Konzerten mit Paul Anka, Charles Aznavour und Robbie Williams, Lambrettas, Vespas und Scooterinos, Big Jims, Klappfahrräder und Zauberwürfel, SIP-Telefonkabinen, gelbe Taxen und Geschäfte mit handgemalten Ladenschildern. Eine melancholische Zeitreise.

Was für eine schöne Erfindung Fotos doch sind. Apropos Fotos, der erste Fotograf war ein weitgehend unbekannter Franzose namens Joseph Nicéphore Niépce, eines der großen Genies des frühen neunzehnten Jahrhunderts. Doch auch auf diesem Gebiet hat der gute Leonardo da Vinci die ersten Experimente ausgeführt, der Zehnkämpfer der ars inventandi. Manch einer behauptet sogar, das Turiner Grabtuch sei aus einem Experiment des hyperaktiven Toskaners mit einer rudimentären Fotoplatte hervorgegangen. Wahrlich eine faszinierende Hypothese.

Verzeihen Sie mir bitte, ich bin abgeschweift. Aber nach dem Tod geraten die Erinnerungen hin und wieder durcheinander, das können Sie mir ruhig glauben. Na gut, bringen wir ein bisschen Ordnung hinein.

Widmen wir uns zunächst den Personen.

MEINE FAMILIE

Fünf der wichtigsten Menschen in meinem Leben haben die Bühne bereits zaghaft betreten: meine Frau Paola, mein Schwiegervater Oscar, meine beiden Kinder Lorenzo und Eva und mein Freund Umberto, jener schokosüchtige Tierarzt, der einen Backenzahn eingebüßt hat. Damit fehlt nur noch Corrado, mein anderer enger Freund. Er ist Pilot bei der Alitalia, zweimal geschieden und völlig vorhersehbar (Typ charismatischer Flugzeugkapitän, der nichts anbrennen lässt.)

Doch vor allem Paola. Paola. Paola.

Meine Paola.

Paola ist wunderschön. Für mich jedenfalls. Für andere ist sie sympathisch. Sie ist das Mädchen aus der dritten Reihe mit den haselnussbraunen Augen, Zöpfen und weiblich runden Hüften, das verliebt in dich ist, während du Vollidiot es auf die unnahbare Blondine aus der ersten Reihe abgesehen hast. Nicht wissend, dass – und das ist nun mal ein Naturgesetz – die unnahbaren Blondinen aus der ersten Reihe mit den Sitzengebliebenen aus dem letzten Schuljahr schlafen. Jedenfalls nicht mit dir, und zwar auch dann nicht, wenn du extra sitzenbleibst, um dich interessant zu machen und so deine Chancen zu erhöhen.

Paola ist eine italienische Bridget Jones. Von sonnigem Gemüt, selbstironisch, herzlich, mit vollen Brüsten, die keine Unterstützung brauchen. Eine echte Seltenheit, so wie Schnee auf den Malediven. Sie ist ein richtiger Bücherwurm und verschlingt einen Roman nach dem anderen mit unbändiger Neugier. Ihr Lieblingsbuch ist Der kleine Prinz, von dem sie sämtliche Ausgaben in sämtlichen Sprachen sammelt.

Wie bereits erwähnt, ist sie Lehrerin an einem naturwissenschaftlichen Gymnasium. Mehr noch, sie ist der Maradona unter den Lehrerinnen. Sie unterrichtet Italienisch, Latein, Geschichte und Erdkunde, und zwar so genial, wie es ausnahmsweise nicht mal Leonardo da Vinci hätte erfinden können.

Das sage ich nicht nur, weil Paola meine Frau ist. Sie ist wirklich eine ganz besondere Lehrerin.

Lassen Sie mich Ihnen kurz erklären, warum.

Die wichtigste Arbeit der Welt ist nicht nur unterbezahlt, sondern auch die monotonste, die man sich vorstellen kann. Jedes Jahr erzählt ein Geschichtslehrer seinen Schülern zum x-ten Mal, wer die Phönizier waren und warum der Zweite Weltkrieg ausgebrochen ist. Ein Mathematiklehrer erklärt seinen Schülern Integralrechnung und Ableitung, ein Lateinlehrer bringt den Schülern die Deklination von Wörtern bei oder übersetzt mit ihnen Gedichte von Horaz, und mit den anderen Fächern geht es gerade so weiter. Nicht selten langweilen sich die Lehrer zu Tode, und irgendwann hängt ihnen der Job zum Hals raus. Als Folge davon sind sie weniger effizient und einfühlsam. Kurzum: Ihr Unterricht wird fade.

Paola, die sich dieses Problems sehr wohl bewusst ist, hat eine originelle Methode gegen Langeweile und Monotonie entwickelt. Jedes Schuljahr schlüpft sie in die Rolle eines anderen Lehrerinnentyps. Dabei betont sie stets bestimmte Eigenarten, zum Beispiel eine gewisse Art, sich zu kleiden oder zu reden, und behält diese Persönlichkeit das ganze Schuljahr hindurch bei, bis zur Notenkonferenz. Einmal mimte sie die unsympathische alte Jungfer, ein andermal die sportlich-joviale, dann wieder die hyperaktive und launische oder die ein wenig verruchte Zicke.

Ihre Schüler, die miterleben, wie sie sich von einem Schuljahr aufs nächste verwandelt, amüsieren sich königlich darüber. Die schauspielernde Lehrerin ist ihr absolutes Idol, selbst wenn sie ihnen beim Abfragen bloß eine deprimierende Vier gibt. Der Schulleiter, der meine Frau um ihre Beliebtheit beneidet, ist ihr allerdings nicht sehr wohlgesinnt. Dennoch zieht Paola seit fünfzehn Jahren unbeirrt ihre persönliche Didaktik-Show durch und erzielt stets das Ergebnis, das alle Schauspieler anstreben: die volle Aufmerksamkeit und den Beifall des Publikums (in ihrem Fall der Schulklassen).

Ich muss jedes Mal lachen, wenn sie nach Hause kommt, egal ob als sexy Lehrerin, die wirkt wie aus einem Siebziger-Jahre-Film entsprungen, oder als Fräulein Rottenmeier aus Heidi. Wie gesagt, sie ist eben ein Genie. Paola hätte eine fantastische Schauspielerin abgegeben, wäre sie nicht ihrer Leidenschaft gefolgt und Lehrerin geworden. Eine Leidenschaft, die uns verbindet, auch wenn ich meinen Jungs beim Wasserball nichts weiter als Finten und Überraschungsangriffe beibringe.

Paola ist eine ganz besondere Frau, was mich allerdings nicht davon abgehalten hat, sie vor ein paar Monaten mit einer anderen zu betrügen. Ja, ich weiß: Kaum haben Sie begonnen, mich ein wenig zu mögen, da enttäusche ich Sie auch schon.

Was kann ich zu meiner Entschuldigung vorbringen? Vielleicht sollte ich Ihnen ein Foto jener Vertreterin der weiblichen Spezies zeigen, wegen der ich in Versuchung geraten bin. Nein, ich fürchte, damit würde ich mein Image nur noch mehr ruinieren. Es ist müßig, um den heißen Brei herumzureden. Sagen wir daher einfach, dass ich elf Jahre nach unserer Heirat in die banale Falle des Ehebruchs getappt bin. Ich bedaure es zutiefst, allerdings kann ich ein paar mildernde Umstände geltend machen. Das müssen Sie mir bitte glauben. Doch immer schön der Reihe nach. Wir waren bei den Personen.

Lorenzo und Eva. Meine Kinder.

Unser zerzauster Lorenzo geht in die dritte Klasse und ist von den Noten her der Klassentrottel. Seine verzweifelte Lehrerin wird nicht müde, den klassischsten aller klassischen Sprüche zu wiederholen: »Ihr Sohn ist intelligent, aber er strengt sich nicht an.« Zu allem Überfluss ist mein Erstgeborener auch noch undiszipliniert. Paola behauptet, das sei meine Schuld, weil ich nie zu Hause bin, sondern entweder im Fitnessstudio oder beim Wasserballtraining, und ich widerspreche ihr nicht. Aber in Wahrheit hat der kleine Lorenzo andere Vorlieben. Es interessiert ihn einfach nicht, ob die Ägypter die Wüste mit dem Schlamm aus dem Nil fruchtbar gemacht haben oder wie die Sache mit den Assyrern und Babyloniern ausgegangen ist. Seine Hobbys kommen an erster Stelle. Die beiden wichtigsten sind: Klavierspielen und teure Elektrogeräte auseinandernehmen. Zwei ziemlich kreative Beschäftigungen. Manchmal aber auch lästige.

Das Klavier gehörte einst meinen Großeltern, dem Pförtnerpaar, und weder sie noch sonst jemand in unserer Familie konnte je darauf spielen. Vielleicht handelt es sich um ein altes Erbstück. Eines Tages drangen mehr oder weniger harmonische Akkorde vom Ende des Flurs unserer Dreizimmerwohnung herüber. Es war Lorenzo, der seine ersten autodidaktischen Versuche als Konzertpianist wagte. Heute ist er in der Lage, jedes Stück, das im Radio läuft, nach Gehör nachzuspielen. Ich will damit nicht sagen, dass wir unter unserem Dach einen neuen Wolfgang Amadeus Mozart beherbergen, aber unser kleiner Musiker macht sich wirklich gut.

Sein zweites Hobby ist wesentlich beunruhigender. Seit er mit seinen kleinen Händen greifen kann, zerlegt Lorenzo alle möglichen Gegenstände. Mit der Präzision eines Pathologen seziert er alles, was er in die Finger bekommt. Allerdings unterzieht er auch noch völlig funktionstüchtige Geräte einer Autopsie. Von Fernsehern über Waschmaschinen, vom Motor meines Kombis bis zum Pausensnackautomaten in der Schule, vom Stabmixer bis zur Ampel unter unserer Wohnung. Alles, was mit Mechanik und Elektronik zu tun hat, interessiert ihn. So unterhaltsam und lehrreich sein Zeitvertreib auch sein mag, das Problem besteht leider darin, dass er keines seiner Forschungsobjekte je wieder zusammenbaut. Stattdessen verwandelt er sie in Ikea-Bausätze ohne Bauanleitung und lässt überall eine Schneise der Verwüstung zurück. Klar, dass ihm dabei kaum Zeit zum Lernen bleibt.

Natürlich macht sich meine Frau Sorgen, zumal sie eine engagierte Lehrerin ist. Ich nicht. Eher mache ich mir Sorgen (oder sagen wir lieber, es wurmt mich ein bisschen), weil Lorenzo immer noch nicht schwimmen kann, mehr noch, eine ausgeprägte Angst vor Wasser hat. Seine Wasserlinie ist vergleichbar mit jener der Titanic. Kaum ist er drin, beginnt er auch ohne jede Einwirkung eines Eisbergs zu sinken. Ein Jammer.

Die sommersprossige Eva, die in die erste Klasse geht, ist hingegen der erklärte Liebling ihrer Lehrerinnen. Darüber hinaus ist sie eine angehende Ökoaktivistin. Seit sie uns das Einverständnis abgerungen hat, in der Wohnung Tiere zu halten, kommen wir uns vor wie auf einem städtischen Bauernhof. Wir leben nicht nur mit einem lahmen, schielenden Schäferhund zusammen (den wir der Einfachheit halber Lupo getauft haben), sondern auch mit einem weißen, inkontinenten und bissigen Hamster (Alice) sowie nicht weniger als drei ehemals streunenden und mittlerweile trägen Katzen (Bizet, Matisse und Minou).

Eva ist eine Quasselstrippe vor dem Herrn und redet jeden in Grund und Boden. Ehe sie jedoch zum Kern eines Problems kommt, spickt sie ihre Ausführungen mit zahlreichen Wies und Warums und Beschreibungen der Umstände. Ich bin sicher, dass sie später mal Fernsehmoderatorin oder Politikerin wird, was ungefähr aufs Gleiche hinauskommt. Ihre Leidenschaft für Ökologie erstreckt sich auf sämtliche Lebensbereiche, und angesichts der peniblen Mülltrennung, die sie uns auferlegt, könnte man meinen, bei unserem Hausmüll handelte es sich um eine liebevoll gehegte Sammlung. Alles wird nach Formen, Materialien, Gerüchen und Farben geordnet.

Abgesehen davon ist sie wirklich ein süßes Mädchen, versteht diesen Vorteil aber nicht für sich zu nutzen. Sie setzt ihr Lächeln und ihre großen, strahlend blauen Augen nur ein, wenn sie ihre Mitmenschen dazu bringen will, einen ähnlich stark ausgeprägten Bürgersinn zu entwickeln wie sie. Wenn sie jemanden grüßt, sagt sie »Miau« statt »Ciao« und beharrt darauf, in ihrem früheren Leben eine Katze gewesen zu sein.

Hin und wieder, wenn sie sich daran erinnert, dass sie erst sechseinhalb Jahre alt ist, kommt sie zu mir aufs Sofa und rollt sich auf mir zusammen, um sich mit mir einen Zeichentrickfilm im Fernsehen anzuschauen. In solchen Momenten verlangsamt sich für mich die Zeit, bis sie schließlich ganz stehen bleibt. Es heißt, die Liebe zu den eigenen Kindern sei die unverfälschteste, jene Liebe, für die man Berge überwindet und Lieder schreibt. Dem kann ich nur zustimmen. Wenn Eva mir entgegenläuft und nachts, etwa bei einem Unwetter, zu uns ins elterliche Bett schlüpft, dann jauchzt nicht nur mein Herz vor Freude. Meine Falten glätten sich, und meine Muskeln finden wieder zu der Form zurück, die sie hatten, als ich zwanzig war.

Eva ist die beste Medizin für mich.

Meine Tochter ist übrigens auch der Liebling eines anderen Protagonisten dieser Geschichte. Des umfangreichsten. Meines Schwiegervaters Oscar.

Es ist nicht schwer, sich Oscar vorzustellen: Er hat eine rundliche Figur, einen leicht watschelnden Gang und liebt es, vor sich her zu brummen und zu murren. Sein Leben teilt sich in die Zeit vor dem Unfall und die Zeit nach dem Unfall. Ungefähr vor zehn Jahren kam seine Frau Vittoria, die schweigsamste und beste Ehefrau aller Zeiten, ums Leben. Sie wurde von einem Wagen erfasst, während sie ihren bulimischen Labrador Gianluca Gassi führte. Der Fahrer beging übrigens Unfallflucht.

Oscar hat sich nie verziehen, dass er an diesem Abend nicht mit dem Hund hinausging, sondern faul vor dem Fernseher lag und sich ein Spiel der italienischen Nationalmannschaft gegen Dänemark ansah. Zumal die Azzurri das Spiel mit 0:2 verloren, wie er nie hinzuzufügen versäumt.

Seither hat sich mein Schwiegervater sehr verändert. Nach den ersten Monaten des Schocks und der Trauer wurde er allmählich geselliger. Er fing sogar an, Romane zu lesen, und verwandelte sich von einem einfachen Bäcker in einen Philosophen, Politiker und römischen Prediger. Tagtäglich hält er leidenschaftliche Reden vor seinen Kunden, als wären sie seine potenziellen Wähler.

»Leute, ich sage euch, wie man Italien wieder auf Vordermann bringen kann, anders als die vollmundigen Politiker mit ihren leeren Versprechungen. Gebt mir die Macht, und ich zeige es euch. Als Erstes bringen wir die öffentlichen Kassen in Ordnung. Die Lösung ist denkbar einfach. Wir rücken in San Marino und im Vatikan ein und verleiben uns die beiden Staatsgebiete ein. Ohne Blutvergießen versteht sich, werden doch die einen nur von einer Handvoll Schweizer Garden mit Federbusch verteidigt, während die anderen mit ihrer Briefmarkensammlung beschäftigt sind. Wir brauchen zwei Minuten, dann heißt es ›Alle Mann raus aus dem Versteck‹, und wir hissen die italienische Flagge auf der Kuppel. Dem Papst geben wir ein schönes Amt zum Repräsentieren, erfinden eigens für ihn ein unnützes Ressort, etwa das Religionsministerium. Davor konfiszieren wir sämtliche Schätze des Vatikans und geben einen Teil davon der Dritten Welt, damit wir ganz nebenbei auch noch bella figura dabei machen, und mit dem Rest sanieren wir den italienischen Staatshaushalt. Mit San Marino verfahren wir genauso: Wir vergemeinschaften den gesamten Besitz und verhökern ihn an die Japaner. Den Petersdom versteigern wir an den Meistbietenden – könnt ihr euch das gigantische Parkhaus vorstellen, das dort hochgezogen wird? Danach müssen wir nur noch darauf achten, dass Italien nicht gleich wieder ruiniert wird. Das verhindern wir am besten, indem wir die Steuerhinterzieher an den Pranger stellen, dann kann uns nichts mehr passieren, oder? Gut, kommen wir zu Rom, einem besonders komplizierten Fall. Das größte Problem dieser Stadt ist meines Erachtens der Verkehr. Aber die Lösung liegt direkt vor unserer Nase: Wir asphaltieren einfach den Tiber! Was brauchen wir dazu? Einen inneren Stadtring und einen Kreisverkehr um die Tiberinsel herum, und die Sache ist geritzt.«

Daraufhin lachen alle in der Pasticceria … und merken beim Verlassen des Ladens gar nicht, dass der gute Oscar, der Vollblutitaliener schlechthin, ihnen gar keinen Kassenbon gegeben hat.

Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, mich nicht mit meinem Schwiegervater zu zanken, auch wenn ich ihm mit großem Vergnügen zuhöre, wenn er sich mal wieder in die gewagtesten Thesen über den Sinn des Lebens versteigt. Ich bin mir sicher, eines Tages werden die Kinder seine Theorien im Unterricht durchnehmen und ihn ebenso hassen wie seine Kollegen Sokrates und Platon.

Oscars Steckenpferd ist übrigens das Thema »Das Leben nach dem Tod«. Seiner Theorie nach ist das, was wir für die Realität halten, nichts weiter als unsere zweite Runde auf dem Karussell der Wiedergeburt, das sich zwischen Himmel und Hölle dreht. Wer im vorigen Leben ein guter Mensch war, der kommt als Kind einer Industriellenfamilie zur Welt, gesund, intelligent und schön. Die schlechten Menschen dagegen werden hässlich, verkrüppelt, dumm und arm wiedergeboren, oder sie werden krank und sterben früh. Eine These, wonach alle Ungerechtigkeiten der Welt gerechtfertigt wären, denn: Wer Glück hat und im Wohlstand lebt, der hat es sich verdient, und wer ein armes Schwein ist, ebenso. Das Konzept klingt, als wäre es dem italienischen Dreikönigsbrauch entliehen: Wenn du brav warst, bringt dir die gute Hexe Befana was Süßes, warst du jedoch unartig, dann bekommst du Kohlenstücke. Ich habe jedes Mal einen Heidenspaß dabei, die Diskussion anzuheizen und Oscar ein bisschen zu foppen. Dann kann man es sich also schenken, sich anzustrengen, oder? Wenn alles sowieso schon vorbestimmt ist?, provoziere ich ihn.

Oscar schüttelt prompt den Kopf und holt ein Blech voll ciambelle aus dem Ofen. Er weiß die Antwort auch nicht. Im Grunde äußert er nur Zweifel und wirft Fragen auf, Lösungen bietet er dagegen keine – wie alle Philosophen.

»Letztendlich besteht der Sinn des Lebens darin, mein lieber Lucio, eine noch warme ciambella zu essen.«

Ich lächele und grabe die Zähne in einen Kringel. Wie immer hat er recht.

KURZER EXKURS, AUCH WENN DAS THEMA EIGENTLICH NICHTS ZUR SACHE TUT

Sie haben bestimmt schon bemerkt, dass ich ein Faible für Erfinder habe. Deshalb müssen wir die Personenbeschreibungen an dieser Stelle kurz unterbrechen, um eines der wichtigsten Geheimnisse der Menschheitsgeschichte aufzudecken, nämlich: Wer hat die ciambella erfunden?

War es ein Italiener? Vielleicht sogar der allgegenwärtige Leonardo da Vinci?

Falsch!

Leonardo hat zwar tatsächlich einen Ring erfunden, allerdings kann man damit eher schwimmen lernen. Leider hat er den dafür erforderlichen Kunststoff nicht gleich mit erfunden, weshalb es Schwimmreifen und Schwimmflügel vorerst nur in seinem Kopf gab.

Die Entstehungsgeschichte der ciambella fritta ist recht umstritten. Die Kringel kamen aus Holland nach New York (das damals noch New Amsterdam hieß), und zwar unter dem Namen olykoek, was »öliger Kuchen« bedeutet. Nicht gerade ein sehr einladender Name. Es handelte sich um ein Gebäck aus Mehl, Äpfeln und getrockneten Pflaumen oder Rosinen. Der Legende nach stolperte eine Kuh zufällig über eine Pfanne mit heißem Öl, woraufhin die Pfanne kippte und sich das Öl auf die vorbereitete Teigmischung ergoss, was die Geburtsstunde des Schmalzgebäcks einläutete. Ein kreatives Rindvieh, das ein Denkmal verdient hätte.

Schön und gut … aber was ist mit dem Loch in der Mitte?

Im Jahr 1847 wandelte eine gewisse Elizabeth Gregory, die Mutter von Hanson Gregory, dem jungen Kapitän eines Schiffes aus Neuengland, das Rezept des Ölkuchens ab, indem sie Muskatnuss, Zimt und geriebene Zitronenschale hinzufügte und in die Teigmitte eine Nuss drückte. Jener Teil des Teigs brauchte immer am längsten, um fest zu werden. Das Gebäck war unwiderstehlich lecker, weshalb die Mutter ihrem Sohn für die nächste lange Reise einen anständigen Vorrat backen musste, damit es für die ganze Besatzung reichte. Die Nüsse führten zu einer Namensänderung: Aus dem olykoek wurden die allseits beliebten Doughnuts.

Kehren wir nun zu der Frage zurück, wie das Loch in den Kringel kam.

Die Erfindung des Lochs in der Mitte und damit unserer ciambella scheint auf Elizabeths Sohn zurückzugehen. Angeblich mochte der Kapitän die Nuss nicht und drückte sie mit dem Finger heraus, woraufhin an der Stelle ein Loch entstand. Auf Befehl des Kapitäns backte der Schiffskoch von da an Gebäckstücke in Form eines Rings, indem er mit einer leeren Pfefferdose ein Loch in der Mitte ausstach.

Eine Erfindung, die offenbar nicht unbeachtet blieb. In der Tat gibt es in Clam Cove, Maine, eine Plakette zu Ehren von Kapitän Hanson Gregory, jenem Mann, »der das Loch im Doughnut erfand«. Im Jahr 1934 wurde der Doughnut schließlich auf der Weltausstellung in Chicago zum »erfolgreichsten Lebensmittel im Zeitalter des Fortschritts« gekürt.

Ob diese Legende nun wahr ist oder falsch, Tatsache ist, dass die Erfindung des Lochs in der Mitte für den internationalen Durchbruch der Doughnuts gesorgt hat.

Selbstverständlich ist diese Entstehungsgeschichte oder -legende für uns Italiener im Allgemeinen und meinen Schwiegervater Oscar im Besonderen inakzeptabel. Demnach wären die ciambelle oder graffe, wie sie in Neapel heißen, gar keine italienische Erfindung? Unmöglich!

Leute, es tut mir echt leid, aber auch bei den graffe scheint der kreative Impuls nicht aus Italien zu stammen, sondern von einer rotwangigen Bäckerin aus Wien. Genauer von einer gewissen Cäcilia Krapf, der das Gebäck seinen am weitesten verbreiteten Namen verdankt: Krapfen. Das von ihr kreierte Gebäck wurde später dann in den verschiedensten Geschmacksvariationen durchdekliniert: mal mit Vanillecreme, mal mit Schokolade oder Marmelade gefüllt und, vor allem, mal mit einem Loch in der Mitte. Letztlich konkurriert diese Version der Entstehungsgeschichte unserer ciambella mit jener, die sich um den amerikanischen Kapitän rankt, so ähnlich wie sich Antonio Meucci und Alexander Graham Bell um das Patent des Telefons stritten.

Wie auch immer die Wahrheit lauten mag, bestimmt haben Sie jetzt Hunger bekommen, und ehe Sie das Buch für einen Snack aus der Hand legen, will ich rasch dort weitermachen, wo ich meine Geschichte unterbrochen habe: bei den Personen.

MEINE FREUNDE

Meine Leidenschaft für ciambelle fritte teile ich mit meinen beiden besten Freunden Umberto und Corrado. Seit wir uns in der Sekundarstufe kennenlernten, sind wir befreundet, auch wenn sich Umberto in der achten Klasse auf dem Gymnasium der heiligen Pflicht einer Ehrenrunde verweigerte. Wir waren stets unzertrennlich, auch in den Ferien und im Pfadfinderlager. Die drei Musketiere aus Rom-Nord. Ich war der dicke Porthos, Umberto der pragmatische Athos und Corrado Aramis, der Frauenheld. Einer für alle, alle für einen. Tatsächlich begleiten wir uns gegenseitig durch sämtliche Höhen und Tiefen und haben keine Geheimnisse voreinander. Wir haben uns geprügelt, uns vor Lachen den Bauch gehalten, uns gegenseitig die Mädchen ausgespannt, uns Geld geliehen und auch mal geschmollt. Wir haben all das gemacht, was beste Freunde eben so machen. Zwanzig Jahre, nachdem wir uns kennengelernt haben, gibt es uns noch immer, genau wie die legendären Musketiere.

Wenn er gerade mal keine Verlobungsringe verschluckt, ist Umberto Tierarzt. Er ist ein eingefleischter Junggeselle, keine seiner Beziehungen hat länger als ein Jahr gehalten. Was verwunderlich ist, denn Umberto ist im Grunde der Prototyp des idealen Ehemanns. Er hat nie schlechte Laune, kann über sich selbst lachen und ist zwar nicht sonderlich attraktiv, aber gesund. Sein einziges Manko ist, wenn man so will, seine etwas ruppige und impulsive Art. Sein größter Fehler ist jedoch, abgesehen von seinem römischen Akzent, seine notorische Pünktlichkeit – in der italienischen Hauptstadt ein unverzeihlicher Makel.

Bestimmt haben Sie in Ihrem Bekanntenkreis auch einen von diesen Verrückten, die schon um fünf vor eins ungeduldig im Restaurant sitzen, obwohl man sich mit ihnen erst für eins verabredet hat? Oder die viel zu früh vor dem Kino auf einen warten und längst die Eintrittskarten für alle gekauft haben? Oder die bei einer Einladung zum Abendessen schon vor der Tür stehen, während man selbst noch in Unterhose und Bademantel herumläuft?

Manchmal kann Umberto ziemlich lästig sein, vor allem wenn man bedenkt, dass sich die Hälfte der römischen Bevölkerung gewöhnlich um circa eine halbe Stunde verspätet. Ich bin ein notorischer Zuspätkommer, was mir Umberto regelmäßig unter die Nase reibt. Angeblich hat er alles in allem schon ein Jahr damit zugebracht, auf mich zu warten. Sein Leben sei eine einzige Warterei, wobei er als perfekt organisierter Mensch die schwarzen Zeitlöcher mit einer sinnvollen Beschäftigung füllt. Genauer hat er sich aufs Lesen verlegt, diesen uralten, aber unsterblichen Rettungsanker. Er hat immer und überall einen schmalen Krimi in der Jackentasche, dessen Lesedauer in etwa der meiner durchschnittlichen Verspätung entspricht, wie er ausgerechnet hat.

Umberto verbringt seine Abende häufig bei uns. Meine Frau und meine Tochter haben eine ganz besondere Beziehung zu ihm. Paola sieht den Bruder in ihm, den sie nie gehabt hat. Sie vertraut ihm ihre Sorgen und Nöte an und verwöhnt ihn im Gegenzug mit Auberginenaufläufen und kalorienreichen Tiramisus. Die kleine Eva nennt ihn zio – Onkel – und plaudert mit ihm über ihre gemeinsame Leidenschaft, die Natur. Überflüssig zu erwähnen, dass er der Tierarzt unseres Vertrauens für unseren kleinen städtischen Bauernhof ist. Hin und wieder versuchen wir Amor zu spielen und organisieren für ihn ein Blind Date mit einer von Paolas Kolleginnen, bislang allerdings ohne Erfolg. Seine Traumfrau lässt noch immer auf sich warten.

Mein anderer bester Freund Corrado ist besagter Pilot bei der Alitalia. Mehr noch, er ist der Prototyp des Flugkapitäns, ein Exemplar wie aus dem Bilderbuch: groß, gutaussehend, gepflegter Spitzbart, Gentleman, glänzende, ebenmäßige Zähne, nicht übertrieben muskulös, kurz und gut, der Traum einer jeden Stewardess. Er hat keine Kinder und die Neigung, sämtlichen Frauen, denen er begegnet, den Kopf zu verdrehen, um sie bald darauf mit gebrochenem Herzen und am Boden zerstört sitzen zu lassen. Seinen Worten zufolge hasst er das weibliche Geschlecht, seit er zwei turbulente Scheidungen hinter sich gebracht hat. Beide sind ihm durch die monatlichen Unterhaltszahlungen an seine Exfrauen – »Parasiten«, wie er sie nennt – in bleibender Erinnerung geblieben.

Er stellt für sein Leben gern Unsinn an, aber seine große Leidenschaft ist seit unserer gemeinsamen Gymnasialzeit die Statistik. Wir saßen damals nebeneinander, doch während ich ein mittelmäßiger Schüler war und nur mit Mühe und Not einen mittelmäßigen Durchschnitt erreichte, glänzte er mit fast voller Punktzahl. Alles eine Frage der Statistik, wie er zu sagen pflegte. Er lernte nie, konnte jedoch mit der Hellsichtigkeit eines Nostradamus voraussagen, wann er abgefragt würde. Ebenso war er in der Lage, die Wahrscheinlichkeit zu errechnen, mit der ihm diese oder jene Frage gestellt würde. Er merkte sich alles, wertete sämtliche Daten aus und prägte sich das Wichtigste ein. Kein einziges Mal lag er daneben. Diese Methode wandte er auf alles an, vor allem auf Frauen, die seine große Schwäche waren und sind. Angesichts seiner beachtlichen Abschleppquote würde selbst Fonzie aus Happy Days vor Neid erblassen. Auch das reine Statistik.

Corrados persönliches Erfolgsrezept sah damals so aus: Sobald er bei einem Fest durch die Tür trat, begann er, der Reihe nach die anwesenden Frauen ins Visier zu nehmen, und zwar in abnehmender Reihenfolge, was deren Aussehen betraf. Als Erstes ging er zu der schönsten unter den Anwesenden und fragte sie dreist: »Möchtest du heute Abend mit mir schlafen?«

Mit Flirten und Komplimenten hielt er sich gar nicht erst auf, sondern kam direkt zur Sache.

Die Antwort war fast immer dieselbe: »Du hast sie ja wohl nicht mehr alle?«

Doch spätestens wenn er bei dem Stegreifwettbewerb »Die Schönste auf dem Fest« bei den Kandidatinnen auf den Plätzen zehn bis fünfzehn angekommen war, erntete er tatsächlich hin und wieder ein: »Warum nicht?«

Kurz darauf verzogen sich die beiden unter meinem traurigen Blick in den Nebenraum. Ein klarer Fall von statistisch kalkulierbarem Erfolg. Corrado hatte ausgerechnet, dass sich von hundert Frauen mindestens dreißig mit ihm einlassen würden. Optimistisch, wie er war, probierte er es zuerst bei der Attraktivsten, um sich dann mit der Erstbesten zu begnügen, die durch das Raster fiel. Es war übrigens nie die hässlichste unter den Anwesenden, sondern stets eine der hübscheren. Währenddessen mühte ich mich damit ab, der Schönsten den Hof zu machen, und handelte mir nach ausgiebigem Smalltalk, bei dem ich möglichst interessant und sexy rüberzukommen versuchte, einen Korb ein.

Für mich steht fest, dass man keinen mitreißenderen Freund haben kann als Corrado. Aber meinen Leserinnen sei gesagt: Sollten Sie ihm zufällig begegnen, dann meiden Sie ihn wie die Pest. Sie erkennen ihn bestimmt sofort: Er sieht aus wie Aramis.

WIR WÄREN FAST SO WEIT

Damit hätten Sie nun fast alle Zutaten beisammen, um sich auf diese Geschichte ohne Happyend einlassen zu können und jenem Moment beizuwohnen, in dem mein Freund Fritz die Bühne betritt. Nur noch ein paar wenige wichtige Informationen vorab, dann kann es endlich losgehen.

Bis vor wenigen Monaten glich mein Alltag farblosen Fotokopien eines einzigen Tages. Jeden Morgen gegen acht verließ ich unsere Wohnung in San Lorenzo und brachte zuerst Paola und dann die Kinder zur Schule. Dank der berüchtigten verkehrsberuhigten Zone in unserem Viertel stellte ich den Wagen am Lungotevere ab und ging die zehn Minuten zu Fuß zum Fitnessstudio. Den kurzen Spaziergang quer durch Trastevere nutzte ich, um mir einen zweiten Espresso zu gönnen. Fast jeden Morgen legte ich einen kurzen Zwischenstopp in Oscars Pasticceria ein, die auf dem Weg lag. Wir plauderten ein bisschen über das Wetter und die Politik, dann reichte mir mein Lieblingsschwiegervater unaufgefordert eine noch warme, köstlich duftende ciambella.

Mit dem süßen Kringel in der Hand setzte ich mich an einen der Tische auf dem Gehsteig vor dem Laden. Der kleine Holztisch mit dem abblätternden Anstrich schien noch aus der Nachkriegszeit zu stammen. Das waren die fünf schönsten Minuten des Tages.

Das Ritual ist immer gleich: Der Zucker, der an den Lippen kleben bleibt und nur darauf wartet, abgeleckt zu werden. Der Widerstand der goldbraunen Kruste, der nur einen Bruchteil einer Sekunde währt, ehe sie nachgibt und sich meine Zähne vampirgleich in den weichen Teig graben. Die Passanten, die vorbeieilen wie Schauspieler eines eigens für mich aufgeführten Stücks. Ich bleibe nie lange allein. Nur ein kurzer Augenblick, dann kommt auch schon ein kontaktfreudiger Spatz über den Tisch getrippelt und pickt die Krümel auf. Es ist immer derselbe, inzwischen kenne ich ihn gut. Enge Freunde sind wir zwar noch nicht. Aber gute Bekannte, würde ich sagen. Wie immer breche ich ein winziges Stück von meiner ciambella für ihn ab, und tatsächlich hat der kleine Vogel sich schon mehrmals ganz nah herangewagt und mir unerschrocken aus der Hand gefressen. Er tschilpt nie. Offenbar respektiert er mein gedankenversunkenes Schweigen und dass ich mich auf die kulinarischen Emotionen konzentriere, die sich an meinem Gaumen abspielen. Er bleibt gerade lange genug, um einen Happen zu sich zu nehmen, ehe er mir einen Blick zuwirft, als wollte er sagen: »Tut mir leid für dich, Kumpel, dass du nicht fliegen kannst, aber ich mache mich jetzt auf zu einem kleinen Rundflug.« Dann hebt er mit zwei gekonnten Drehungen ab. Wenn er davonflattert, ist es für mich, als würde zum zweiten Mal der Wecker klingeln: Der Tag beginnt.

Meine ciambella-Time ist ein Geheimnis, das für immer unter uns dreien – mir, meinem Schwiegervater und dem Spatz – bleiben soll. Paola gegenüber habe ich nie ein Wort davon erwähnt, da sie mich täglich ermahnt, mich ausgewogener und gesünder zu ernähren. Sie würde mir die kleine Sünde nie verzeihen.

Paola und ich haben während der letzten zehn Jahre so manche Höhen und Tiefen durchlebt. Vor wenigen Monaten erreichten wir den Tiefpunkt, dank eines banalen Ereignisses, das ich bereits erwähnt habe und das sich mit einem einzigen erbärmlichen Wort zusammenfassen lässt: Ehebruch. Ich hatte eine kleine Affäre mit einer neuen Kundin aus dem Fitnessstudio, Signora Moroni. Eine kleine Affäre, genau. Eine sehr kleine sogar. Wir haben uns vielleicht ein-, zweimal getroffen. Jedenfalls nicht mehr als fünfmal. Oder allerhöchstens zehnmal. Na gut, es waren zwölf Mal. Aber es ging nur um Sex. Für uns Männer macht das einen fundamentalen Unterschied. Das ist ein mildernder Umstand, hoffe ich.

All jenen Leserinnen, die das Buch noch nicht zugeschlagen und ins Kaminfeuer geworfen haben, will ich gerne erklären, wie es dazu kommen konnte.

Signora Moroni.

Sie ist sechsunddreißig und damit vier Jahre jünger als ich.

Sie hat die Maße eines Pin-up-Girls aus den Fünfzigern: 92-60-88 (die Angaben habe ich auf ihrer Karteikarte im Fitnessstudio entdeckt und prompt auswendig gelernt).

Das Gesicht wie das der Madonna von Raffael, nur mit aufgespritzten Lippen.

Heller Teint mit einem Hauch Sommersprossen.

Geistreich.

Auch sie ist seit einigen Jahren verheiratet, mit einem Mann, der beruflich ständig unterwegs ist.

Als sie mich als Personal Trainer haben wollte, dachte ich gleich: Au weia!

Verführerische Frauen, die mit häufig abwesenden Männern verheiratet sind, dürften meiner Meinung nach nicht frei herumlaufen. Schon gar nicht dürften sie sich in Fitnessstudios anmelden, in denen arme Trainer beschäftigt sind, die mit ihrer langjährigen, aber noch immer geliebten Ehefrau zweimal im Monat schlafen – wenn es hochkommt. Das sollte gesetzlich verboten werden. Kauft euch doch bitte einen Hometrainer und trainiert gefälligst zu Hause!

Zu Beginn habe ich mich gegenüber Signora Moroni sehr professionell verhalten. Sagen wir, einigermaßen professionell. In den ersten Trainingsstunden erlaubte ich mir allenfalls, sie leicht und zufällig am Oberschenkel zu berühren oder kurz zuzudrücken, um die Muskulatur zu überprüfen. Alter Grabscher, denken Sie jetzt sicher.

Eines Abends waren wir zufällig allein im Fitnessstudio, noch dazu außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten. Der Sekretärin hatte ich gesagt, ich müsse nur noch ein paar Übungen mit Signora Moroni durchgehen und würde dann abschließen. Laut Wörterbuch ist eine Übung ein »sportlicher Ablauf oder eine Serie von sportlichen Abläufen, die man wiederholt, um physisch und psychisch fit zu bleiben oder sich in einer bestimmten Disziplin zu verbessern«.

Genau das taten wir an jenem Abend: Wir machten in der ältesten Disziplin der Welt ausgiebig Übungen.

Und wir wiederholten diese Übungen fleißig über mehrere Monate hinweg. Das bedeutete mehrere Monate Lügen, Anspannung und die immerwährende Angst, verräterische Spuren zu hinterlassen. Meist übten wir bei der Signora zu Hause, wenn ihr Mann, ein Musiker, zusammen mit einer Evergreens-Sängerin auf Tournee war. Ein paar Mal verfeinerten wir aber auch mit großem Eifer unser erstes Training im Fitnessstudio. Niemals jedoch bei mir. Das wäre gar nicht gegangen. Aber das mindert meine Schuld auch nicht, ich weiß.

Das Allerschlimmste an der Sache ist, dass Paola uns auf die Schliche kam. Sie nahm ihre Nachforschungen eines Abends im Februar auf. Ich Idiot hatte beim Abendessen mein iPhone auf dem Tisch liegen lassen. Ich weiß, das war überaus naiv von mir, ein typischer Anfängerfehler eines frischgebackenen Ehebrechers. Aber ich war ja tatsächlich ein Anfänger. Während wir ein köstliches Hühnercurry mit Reis aßen, klingelte mein Handy. »DOKTOR MORONI« war für alle klar und deutlich auf dem Display zu lesen. Anfänger schon, aber nicht blöd.

»Willst du nicht drangehen?«, fragte Paola.

»Nein, es ist … Doktor Moroni, ein Bekannter aus dem Fitnessstudio«, stotterte ich. »Ein sterbenslangweiliger Typ, der will mir bestimmt nur die Zeit stehlen.«

»Wenn du magst, nehme ich ab und sage ihm, dass du nicht da bist …«

»Nein, es ist bestimmt nichts Wichtiges. Danke, Schatz. Ich rufe ihn morgen früh zurück. Das Curry ist wirklich ein Gedicht.«

Hatte sie es geschluckt?

War meine Version einigermaßen glaubhaft?

Oder hatte sie Verdacht geschöpft?

Puh!

Gerade mal achtundvierzig Stunden später sollte ich die Antworten erfahren, die da lauteten: nein – nein – ja. Darüber hinaus musste ich feststellen, dass sich meine Frau in jenem Moment in Inspektor Columbo verwandelt hatte, der selbst beim geringsten Verdacht bekanntlich nicht lockerlässt, ehe er den Täter dingfest gemacht und ihn zur Verantwortung gezogen hat.

Da der weitere Abend normal verlief, war ich vorerst beruhigt. Zusammen mit den Kindern sah ich mir im Fernsehen Die Schöne und das Biest an, wobei ich es diesmal jedoch nicht versäumte, mein Smartphone in den Flugmodus zu versetzen. Alles nur, um vor lästigen Anrufen gefeit zu sein. Unruhig, wie ich war, konnte ich in jener Nacht nicht einschlafen, also ging ich ins Bad und löschte sämtliche verräterischen SMS des ominösen »Doktor Moroni«.