Hundeturnen - Christine Streubel - E-Book

Hundeturnen E-Book

Christine Streubel

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Beschreibung

Mach mit, werd fit! Ein Hund mit einer guten Fitness und einem guten Körperbewusstsein wird sich seltender verletzen – sowohl im Alltag, beim Spiel mit seinen Kumpels, als auch im Hundesport. Dieses Buch hilft dir dabei, die körperlichen Stärken und Schwächen deines Hundes zu erkennen und seine Fitness durch gezielte Spiele oder Techniken zu fördern. Zu den konditionellen Grundeigenschaften gehören neben der Ausdauer auch die Bereiche Kraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koordination. Zu allen findest du Übungen, die so einfach sind, dass sowohl Welpen als auch ältere Hunde sie problemlos lernen und davon profitieren können. Damit das Nachturnen noch leichter gelingt, enthält das Buch mehrere Links zu Onlinevideos, in denen die Übungen gezeigt werden.

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Christine Streubel

Hundeturnen

SPIELERISCHE FITNESSÜBUNGEN

EINFACH ERKLÄRT

Haftungsausschluss: Autorin und Verlag haben den Inhalt dieses Buches mit großer Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Für eventuelle Schäden an Mensch und Tier, die als Folge von Handlungen und/oder gefassten Beschlüssen aufgrund der gegebenen Informationen entstehen, kann dennoch keine Haftung übernommen werden.

Impressum

Copyright © 2019 by Cadmos Verlag, München

Titelgestaltung: Gerlinde Gröll

Layout und Satz: DAS AGENTURHAUS Werbe und Marketing GmbH

Coverfoto: Katharina Gentgen

Fotos im Innenteil: Katharina Gentgen, Shutterstock.com

Lektorat: Madeleine Franck

Druck: Graspo CZ, a.s., Zlín, www.graspo.com

Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten.

Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.

Printed in EU

ISBN: 978-3-8404-2055-9

eISBN: 978-3-8404-6466-9

Inhalt

Einleitung

Warum Hundeturnen?

Trainingsverständnis

Grundlagen zum Training

Die konditionellen Grundeigenschaften

Hundeanatomie

Individuelle Voraussetzungen

So lernt der Hund am besten

Praktische Übungen

Das brauchst du zum Turnen

Spiele und Grundlagenübungen

Koordination

Beweglichkeit

Kraft

Ausdauer

Schnelligkeit

Trainingsplan

Gebäudeanalyse und Fitnesstest

Warm-up und Cool-down

Beispiele für Trainingspläne

Anhang

Videos zu diesem Buch

Über die Autorin

Danksagung

Buchempfehlungen

© Katharina Gentgen

EINLEITUNG

Hundeturnen – das sind Spiele, einfache Übungen und Tricks, mit denen du deinen Hund sinnvoll beschäftigen und körperlich fit halten kannst. Die Anregungen stammen aus der Hundephysiotherapie und aus verschiedenen hundesportlichen Bereichen, z. B. dem Spiel- und Motivationstraining, dem Agility, dem Dogdance, dem Trickdogging oder dem Dog Parcours.

Hundeturnen bietet nicht nur eine Ideensammlung zur Beschäftigung, sondern zeigt dir auch, wie du die passenden Übungen für deinen Hund aussuchen und zu einem Trainingsplan zusammenfügen kannst, mit dem du die Fitness deines Hundes verbesserst. Alle Übungen wurden in der Praxis ausgiebig getestet und mussten strenge Kriterien erfüllen: Sie sollten einfach zu erlernen und effektiv sein, durften nicht viel Platz oder besondere Geräte benötigen und mussten Hund und Halter Spaß bereiten.

Im ersten Teil des Buchs findest du Hintergrundinformationen zum Training und den konditionellen Grundeigenschaften (Koordination, Beweglichkeit, Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit). Um einen besseren Überblick und damit eine einfachere Auswahl zu gewährleisten, sind die praktischen Übungen diesen Teilbereichen der Kondition zugeordnet. Der Praxisteil des Buchs enthält neben den Übungsbeschreibungen auch Informationen zum Warm-up und Cool-down sowie Trainingsvorschläge. Zahlreiche Fotos zeigen nicht nur die Spiele und Übungen, sondern machen deutlich, wie viel Freude die Hunde dabei haben. Die umfangreiche Videosammlung soll es dir noch leichter machen, deinen Hund die Übungen nachturnen zu lassen.

Warum Hundeturnen

Du hast deinem Welpen „Sitz“, „Platz“ und „Pfötchen“ beigebracht und suchst nach weiteren Tricks, mit denen du ihn sinnvoll beschäftigen kannst? Du möchtest deinen Junghund optimal auf spätere sportliche Aktivitäten vorbereiten? Du suchst Alternativen für die täglichen Bällchenspiele, weil sie deinen Hund ganz verrückt machen? Du suchst praktische Übungen, um den Hund auch bei schlechtem Wetter im Haus auslasten zu können? Du möchtest die Fitness deines Sporthundes verbessern, weißt aber nicht genau wie? Du suchst abwechslungsreiche Spiele, Übungen und Tricks, um deinen Hundesenior fit zu halten?

Genau dafür und für vieles mehr findest du in diesem Buch die passenden Spiele und Übungen. Aus diesen lässt sich für jeden Hund ein individuelles Übungsprogramm entwickeln, das eine Reihe positiver Nebenwirkungen mit sich bringt.

Bindungsstärkung

Die Bindung zwischen Mensch und Hund ist wie ein unsichtbares Band und die Basis für eine gelingende Erziehung und ein harmonisches Zusammenleben. Eine vertrauensvolle Bindung zum Hund kann durch gemeinsame Spiele und Unternehmungen entwickelt und gefördert werden. Hundeturnen fördert die Kommunikation, ermöglicht viele schöne gemeinsame Erlebnisse und intensiviert die Bindung und damit auch die Beziehung zwischen Mensch und Hund.

Vorbereitung auf den Hundesport

Manche Hunde werden gezielt als zukünftige Wettkampfsportler angeschafft und leider beginnen Ausbildung und Training dieser Hunde sehr früh. Ich bin der Meinung, dass das sportartspezifische Training (z. B. das Springen, das enge Umrunden von Gegenständen mit hohem Tempo, das Durchlaufen von Tunneln und das Training von Running Contacts) nicht vor dem Abschluss des Längenwachstums begonnen werden sollte. Der heranwachsende Hund soll natürlich nicht nichts machen, sondern sinnvoll auf den Sport vorbereitet werden. Hundeturnen bietet dafür die passenden Ideen.

Verletzungsprophylaxe

Hunde sind heute in zahlreichen Sportarten wie Agility, Obedience, Hundefrisbee oder DogDancing unterwegs. Die dabei entstehenden Belastungen (z. B. hohe Sprünge, langes Laufen mit Blick nach rechts oben) machen sie anfälliger für Verletzungen oder Verschleißerscheinungen. Dabei macht es keinen Unterschied, ob der Sport wett-kampfmäßig oder „nur zum Spaß“ betrieben wird. Zur Verletzungsprophylaxe sind folgende Maßnahmen geeignet: regelmäßiges Training, ein gutes Warm-up und Cool-down, ein sorgfältiges Training der Tiefenmuskulatur, der Propriozeption und der Koordination und regelmäßiges Beweglichkeitstraining. Dazu findest du in diesem Buch Hintergrundwissen und zahlreiche Ideen, um ein auf die Bedürfnisse des Sporthundes zugeschnittenes Trainingsprogramm erstellen zu können.

© Katharina Gentgen

Hundeturnen stärkt nicht nur Muskeln, sondern auch die Bindung zwischen Hund und Mensch.

Leistungssteigerung für Sporthunde

Zusätzlich zum spezifischen Training muss die Kondition des Sporthundes trainiert werden. Unter Kondition werden verschiedene Grundeigenschaften verstanden: Koordination, Beweglichkeit, Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit.

Neben der Kondition und Fitness hat auch das Gebäude des Hundes für die Leistung in der Zielsportart eine große Bedeutung. Ich zeige dir, wie du das Gebäude deines Hundes analysieren und seine Stärken und Schwächen erkennen kannst. Dazu gibt es individuelle Übungsempfehlungen.

Auch das Warm-up und Cool-down vor und nach dem Training oder Wettkampf kann durch Hundeturnen optimiert werden.

Gesundheit und Fitness

Hundeturnen ist für alle gesunden Hunde geeignet, egal in welchem Alter: Für Welpen und heranwachsende Hunde findest du zahlreiche Spiele für ein langes gesundes Hundeleben. Nur wenige Übungen sind ausschließlich für erwachsene Hunde zu empfehlen und daher extra gekennzeichnet. Besonders Hundesenioren können mit Hundeturnen bis ins hohe Alter fit und agil bleiben. Im Kapitel Trainingsplan findest du für jede Zielsetzung einen passenden Trainingsvorschlag.

© Katharina Gentgen

Konditionstraining ist für Sporthunde wie Bond besonders wichtig.

Aber Achtung: Hundeturnen ist nicht als Therapie für verletzte Hunde geeignet und ersetzt nicht den Besuch bei einem Hundephysiotherapeuten oder Tierarzt, falls dein Hund Schmerzen hat. Hunde zeigen Schmerzen auf sehr unterschiedliche Art und Weise; wichtig zu wissen ist, dass Hunde Schmerzen niemals simulieren.

Deutliche Schmerzzeichen sind plötzliches Aufjaulen, Schreien, das Hochhalten einer Pfote, Winseln, Humpeln, Lahmen. Aber auch folgende Verhaltensweisen können durch Schmerzen verursacht werden:

–Schmatzen, sich die Schnauze lecken, die Lefzen hochziehen

–Mit den Augen blinzeln

–Zucken bei Berührung

–Den Rücken aufziehen (rund machen)

–Sich verkrampfen bzw. verkrampfte/harte Muskulatur

–Knurren, Schnappen/Beißen

Hast du den Eindruck, dass dein Hund Schmerzen hat, so sollte er unverzüglich einer fachkundigen Person vorgestellt werden. Der Tierarzt ist die erste Adresse, wenn es um akute Verletzungen und starkes Unwohlsein des Hundes geht. Zeigt der Hund nur leichte Probleme (z. B. eine längerfristig verspannte Muskulatur), kann ein Hundephysiotherapeut vielleicht besser helfen. Er ist auf den Bewegungsapparat des Hundes spezialisiert und nimmt sich viel Zeit für die Untersuchung und Behandlung. Dabei nutzt er vor allem seine Hände und untersucht und behandelt den Hund z. B. durch Palpation (Betasten), Bewegen, Dehnen und Massieren, durch aktive Bewegungsübungen oder verschiedene andere Therapien (z. B. Unterwasserlaufband, Therapielaser). Die Physiotherapie hilft bei Verspannungen, nach Operationen, im Alter oder prophylaktisch bei kleinen „Wehwehchen“, damit daraus keine größeren Probleme entstehen. Der Physiotherapeut wird den Patienten immer zu einem Tierarzt überweisen, wenn es um eine genauere Abklärung geht.

Ein weiterer Fachmann für Hundegesundheit ist der Hunde-Osteopath. Er betrachtet den Hund ganzheitlich und ist vor allem bei länger andauernden Problemen, deren Ursache nicht zu finden ist, die richtige Adresse.

Chronische Schmerzen sind länger andauernde Schmerzen, die stärker und schwächer auftreten können und nicht immer leicht zu erkennen sind. Sie weisen auf Schäden hin, die durch Überlastung, Fehlstellungen in Gelenken oder Übergewicht entstehen. Hierzu zählen Arthrosen, Spondylosen oder Degenerationen der Bandscheiben. Weitere typische Überlastungsschäden bei sehr aktiven Hunden sind Entzündungen der Bizepssehne (Schultergelenk), die Zerrung des Iliopsoas-Muskels (Hüfte) und die Entzündung des Ansatzes des Wadenmuskels (Musculus gastrocnemius) an der Rückseite des Kniegelenks.

Aber auch Krebs verursacht chronische Schmerzen.

Für folgende Hundegruppen ist Hundeturnen nur eingeschränkt möglich:

Für trächtige Hündinnen gelten – besonders ab dem zweiten Drittel der Trächtigkeit – besondere Voraussetzungen, und ein Trainingsprogramm sollte unbedingt mit dem Tierarzt abgesprochen werden.

Für Hunde mit starkem Übergewicht, krebskranke Hunde oder Hunde mit Handicap (z. B. einer fehlenden Gliedmaße) sollten die Übungen ebenfalls nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Tierarzt und/oder Physiotherapeuten ausgewählt bzw. angepasst werden. Dies gilt ebenfalls bei orthopädischen Vorerkrankungen wie Hüftdysplasie, Patellaluxation, Ellenbogendysplasie, Spondylose, Bandscheibenvorfall o. Ä.

Hunde mit akuten Erkrankungen (z. B. Infekt, Durchfall, Husten …) sollten geschont werden, in Ruhe ihre Krankheit auskurieren und daher nicht turnen. Die angegebenen Wiederholungszahlen, Belastungs- und Pausenzeiten sind Richtwerte und sollten ebenfalls dem individuellen Leistungsstand des Hundes angepasst werden.

Hundeturnen sollte außerdem niemals Stress verursachen. Hunde – auch Arbeitshunderassen – sollten nicht durch gut gemeinte Dauerbeschäftigung zur Unruhe und einer dauernden Erwartungshaltung erzogen werden. Für Hunde sind Ruhephasen besonders wichtig, um ausgeglichen und gesund zu bleiben, auch weil sie ein viel höheres Schlafbedürfnis haben als wir Menschen.

© Katharina Gentgen

© Katharina Gentgen

TRAININGS VERSTÄNDNIS

In diesem Kapitel werden Grundlagen zum Training erläutert. Dies hilft dir zu verstehen, was im Körper des Hundes bei einer sportlichen Aktivität passiert und wie man die Effekte nutzen kann, um eine Leistungssteigerung zu erreichen.

Grundlagen zum Training

Eine sportliche Aktivität bezeichnet man dann als Training, wenn sie mit einer gewissen Regelmäßigkeit (mindestens 2-mal pro Woche) und über einen längeren Zeitraum durchgeführt wird. Training kann körperliche und/oder technische Leistungen verbessern. Nach dem Training sollte eine Ermüdung eintreten. Das Training kann u. a. durch eine konkrete Zielsetzung und das Erstellen eines Trainingsplans optimiert werden. Trainingsziele hängen vom Alter des Hundes, seinen körperlichen Voraussetzungen und den geplanten Aktivitäten ab. Für einen Welpen kann das z.B. die Verbesserung der Koordination sein, für einen Junghund die Vorbereitung auf den Hundesport, für den Sporthund die Leistungssteigerung und Verletzungsprophylaxe und für den Familienhund oder Hundesenior die Gesunderhaltung und Verbesserung der Fitness. Trainingsziele können auf die Bedürfnisse des Hundes individuell zugeschnitten werden, wenn man z. B. den Körperbau und die konditionellen Voraussetzungen analysiert. Neben den trainingswissenschaftlichen Gesichtspunkten sollte die Freude am gemeinsamen Spielen und Üben „oberstes Trainingsziel“ sein.

Superkompensation

Der Trainingseffekt kann durch das Prinzip der Superkompensation erklärt werden: Während einer sportlichen Aktivität benötigt der Körper Energie, nach und nach werden die Energiereserven verbraucht und die Muskulatur ermüdet. Nach Trainingsende beginnt der Körper mit der Regeneration und füllt die Energiereserven wieder auf. Dabei füllt er sie zur Sicherheit ein kleines bisschen mehr auf als vorher. Dieser Prozess dauert unterschiedlich lange, je nach Intensität und Dauer der Belastung. Nun ist es wichtig, das nächste Training dann durchzuführen, wenn die Energiereserven vollständig aufgefüllt sind. Nach diesem Training werden die Reserven wieder etwas mehr aufgefüllt usw. So wird der Körper nicht nur durch das Training, sondern vor allem durch die optimale Länge der Pausen dazwischen leistungsstärker. Sowohl bei zu kurzen als auch bei zu langen Pausen findet keine Leistungssteigerung statt. Macht man dauerhaft zu wenig Pausen und trainiert zu intensiv, droht auch beim Hund die Gefahr eines Übertrainingszustands. Die Leistungsfähigkeit sinkt trotz Trainings und die Verletzungsgefahr steigt. Als Orientierung kannst du dir merken, dass die Regenerationszeit nach einem Training der Koordination, Beweglichkeit, Stabilisation oder Grundlagenausdauer und bei normalen Spaziergängen so kurz ist, dass sie jeden Tag durchgeführt werden können. Hast du mit deinem Hund dagegen ein Krafttraining, einen Fitnessspaziergang oder einen extralangen Spaziergang mit Rennspielen gemacht, braucht der Hundekörper etwa 36 Stunden zur Regeneration. Nach Übungen zur Schnelligkeit, Kraftausdauer oder einem Agilitytraining dauert es bis zu 48 Stunden, bis dein Hund sich vollständig regeneriert hat. Für alle Hunde, aber besonders für wachsende Hunde ist weniger Bewegung und Beschäftigung manchmal mehr. Vor allem nach einem „wilden Tag“ sind ein oder zwei ruhige Tage sinnvoll. So können sich eventuell entstandene Mikrotraumata regenerieren und ausheilen. Neben der körperlichen Regeneration lernen Hunde so auch zur Ruhe zu kommen und zu entspannen und das Gelernte zu verarbeiten.

© Katharina Gentgen

Die Galionsfigur macht deutlich, dass bei einer Übung mehrere konditionelle Eigenschaften benötigt werden.

Trainingsplan

Ein Trainingsplan ist sehr hilfreich, um für dein Trainingsziel die passenden Übungen auszuwählen und während des Trainings den Überblick zu behalten. Bei den Übungen zur Ausdauer und Schnelligkeit und in den Trainingsvorschlägen am Ende des Buchs findest du neben den aufgelisteten Übungen auch Angaben zu den Wiederholungszahlen bzw. der Belastungsdauer und den Pausenzeiten. Diese Angaben sind als Anregung zu verstehen und bieten dir einen Anhaltspunkt für dein Training. Du solltest sie aber immer überprüfen und gegebenenfalls den individuellen Voraussetzungen deines Hundes anpassen.

Die konditionellen Grundeigenschaften

Die fünf konditionellen Grundeigenschaften, Koordination, Ausdauer, Beweglichkeit, Kraft und Schnelligkeit, helfen im Training bessere Schwerpunkte zu setzen. Alle Bewegungen des Hundes sind jedoch komplexe Bewegungen, die immer mehrere konditionelle Eigenschaften erfordern. In den Übungsbeschreibungen findest du die entsprechenden Hinweise und Markierungen. Am Beispiel einer „einfachen“ Bewegung wie der „Galionsfigur“ soll dies kurz erläutert werden: Bei dieser Übung stellt sich der Hund auf die Hinterbeine und stützt sich mit den Vorderbeinen ab. Dabei muss er das Gleichgewicht halten (koordinativer Effekt), muss die Hintergliedmaße, besonders die Hüfte, strecken (Förderung der Beweglichkeit). Er braucht außerdem Kraft, um auf den Hinterbeinen stehen zu können.

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Koordinationsübungen sind auch für Welpen geeignet.

Koordination

Bei der Koordination spielt alles zusammen: Sinnesorgane, Nervensystem und Skelettmuskulatur. Mit einer guten Koordination lassen sich Bewegungen harmonisch und kontrolliert ausführen. Besonders junge Hunde müssen diese Fähigkeit trainieren und lernen dabei ihren Körper kennen und mit ihm umzugehen.

Gesteuert wird die Bewegung durch das Gehirn. Bevor es jedoch eine Bewegung startet, wertet es den „Iststand“ aus, also die Lage und Position, in denen sich der Körper und seine Gliedmaßen befinden. Hierzu nutzt es die Sinnesorgane, z. B. das Auge und das propriozeptive System, das aus der Oberflächen- und der Tiefensensibilität besteht.

Der erste Bereich der Propriozeption ist die Oberflächensensibilität oder taktile Wahrnehmung. Die Rezeptoren dieses Systems sitzen überall in der Haut und in den Pfotenballen des Hundes. Die Oberflächensensibilität hilft, die Grenzen des Körpers wahrzunehmen. Das Berühren des Hundes mit unterschiedlichen Materialien (z. B. mit Bürste, Igelball, Handtuch …) am ganzen Körper fördert diese Wahrnehmung. Die Sensoren in den Pfotenballen können durch das Laufen über verschiedene Untergründe stimuliert werden. Vor allem Welpen profitieren von diesem Training.

Die Tiefensensibilität besteht aus vielen Rückmeldeeinheiten, die in Sehnen, Muskeln, Gelenken und Faszien sitzen. Aus den Informationen dieser Einheiten kann das Gehirn die Position des Körpers bestimmen. Sitzt man beispielsweise an einem Tisch und sieht seine Füße nicht, weiß man trotzdem, in welcher Position sie sich befinden. Bei Verletzungen, wie z. B. einem Bänderriss, geht ein Teil dieser Rezeptoren verloren. Dies verursacht zusätzliche Unsicherheit in der betroffenen Gliedmaße.

Die Propriozeption lässt sich sehr gut auf instabilen Untergründen trainieren, da der Körper mit Ausgleichsbewegungen auf ständige Positionsänderungen reagieren muss. Dies trainiert die Rezeptoren, die Muskeln und deren Zusammenspiel. Propriozeptives Training wird in der Rehabilitation und zur Verletzungsprophylaxe eingesetzt. Um den Körper nicht zu überfordern, steigert man die Anforderungen schrittweise von großen zu kleinen Unterstützungsflächen, dann von stabil zu instabil und schließlich von statischen zu dynamischen Übungen.

Um das Gleichgewicht zu halten und sich im Raum zu orientieren, benötigt man das vestibuläre System. Es befindet sich im Innenohr und wird bei allen Gleichgewichtsübungen und Bewegungen des Kopfes trainiert. Man kann das Gleichgewicht auf einer verkleinerten Standfläche oder auf sich bewegenden Untergründen, im Stand und in der Bewegung trainieren.

Unter der Differenzierungsfähigkeit versteht man die Fähigkeit, Bewegungen achtsam und im richtigen Maß auszuführen. Vor allem Junghunden fällt es häufig schwer, sich zurückzunehmen und sich nicht wie ein „Elefant im Porzellanladen“ zu bewegen. Folgende Übungen und Bewegungserfahrungen helfen dem Hund, Bewegungen zu dosieren: Hindernisbahn, Pfötchengeben, Löwentrick, Löwentanz, Nase, Slalom um Hindernisse.

Die Rhythmusfähigkeit beschreibt die Fähigkeit, bei zyklischen Bewegungen, wie z. B. dem Laufen, einen bestimmten Rhythmus zu halten. Dabei wird auch die Balance trainiert. Besonders geeignet hierfür ist das Laufen über Cavaletti im Schritt und Trab.

Zu den koordinativen Fähigkeiten zählt außerdem die Reaktionsschnelligkeit. Sie hilft, auf Unvorhergesehenes geschickt und schnell zu reagieren, also z. B. einem anderen Hund beim Spielen rechtzeitig auszuweichen. Die Reaktionsschnelligkeit resultiert dabei aus einer schnellen Weiterleitung der Informationen ans Gehirn und von dort an die Muskeln.

Da es bei den koordinativen Übungen auch um eine bewusste Bewegungssteuerung geht, ist eine selbstständige Ausführung empfehlenswert. Die Übungsbeschreibungen sind daher umfangreicher als bei den übrigen konditionellen Eigenschaften.

Beweglichkeit

Beweglichkeit oder Flexibilität ist die Fähigkeit, Bewegungen in einem natürlichen Ausmaß auszuführen. Der Spielraum wird von der Beweglichkeit der Gelenke bestimmt. In einem Gelenk treffen mindestens zwei Knochenenden aufeinander und sind von einer straffen Gelenkkapsel umgeben. Die Gelenkkapsel sorgt für Stabilität und liegt wie eine dichte und feste Hülle um die mit Knorpel überzogenen Knochenenden.