Hunger - Jan Gardemann - E-Book

Hunger E-Book

Jan Gardemann

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Beschreibung

Dieses E-Books beinhaltet vier gruselig-erotische Horrorgeschichten aus der Feder von Jan Gardemann, die in verschiedenen Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht wurden. Nähere Angaben dazu befinden sich jeweils am Ende einer Kurzgeschichte.

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Seitenzahl: 57

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HUNGER

I M P R E S S U M

© 2017 Jan Gardemann

Alle Rechte vorbehalten

Herstellung: Federheld.com

Inhaber: Jan Gardemann

Gänsekamp 7

29556 Suderburg

Titelbild und Gestaltung: Jan Gardemann

weitere Informationen:

www.federheld.com

facebook: Federheld.com

Vervielfältigung und Nachdruck des Textes und des Covers (auch auszugsweise) nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors gestattet.

Dieses E-Books beinhaltet vier gruselig-erotische Horrorgeschichten aus der Feder von Jan Gardemann, die in verschiedenen Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht wurden. Nähere Angaben dazu befinden sich jeweils am Ende einer Kurzgeschichte.

Inhalt:

Vorbemerkung

Wohnzimmerkrieger

Hunger

Therapie

Metallprinzessin

Vorbemerkung

Dieses Horror Story E-Book des Federheld-Verlags richtet sich an ein erwachsenes Lesepublikum und an die Fans von so einschlägigen Film-Serien wie „American Horror Story“, aber auch an die Liebhaber der guten alten Grusel-Heftromane der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Das Gewicht dieser Erzählungen liegt auf dem Gruselfaktor und dem Erzeugen eines angenehmen erotischen Prickelns und weniger auf der Schilderung blutrünstiger Splatter-Effekte. Wir wollen die Leser gut unterhalten und nicht abschrecken.

Die Federheld Horror Reihe sorgt für angenehmen Grusel, lassen Sie sich also entführen in eine leicht verstörende Welt, die mit Ihren Ängsten und Sehnsüchten spielt, ohne diese für Sie zu einem unangenehmen Horror-Trip ausarten zu lassen.

In diesem Sinne wünscht der Verlag ein anregendes Gruseln bei der Lektüre der nachfolgenden Geschichten.

Wohnzimmerkrieger

Der Mann, der da mit gebeugten Rücken auf dem Stuhl des Alten kauert und auf den Monitor starrt, bemerkt mich nicht. Dabei stehe ich direkt hinter ihm und verströme den Geruch von Blut. Es sickert aus der Wunde, die der Mann mir heute Nachmittag mit seinem Jagdgewehr beibrachte. Aber er riecht und hört mich nicht. Stattdessen tippt er auf der Tastatur herum und stiert auf den Bildschirm.

Im Gegensatz dazu hätte der Alte meine Anwesenheit längst gespürt. Er hätte von seinem Buch aufgesehen und gesagt: »Na, Junge, ist es dir in deinem Wald wieder zu einsam geworden?« Dann hätte er auf das Wildschweinfell vor dem Kamin gedeutet: »Setz dich doch. Bestimmt willst du wieder etwas über die Aliens hören?«

Wenn der Alte doch da wäre! Ich würde mich vor seine Füße legen, wie es Raubein, sein Jagdhund, immer getan hatte, als er noch lebte. Der Alte würde sich in seinem Schaukelstuhl vorbeugen, mir über den Kopf streichen und Kiefernnadeln aus meinem Haar klauben.

»Hab keine Angst, Junge«, würde er mit ruhiger Stimme fortfahren. »Im Wald bist du sicher. Die Aliens haben deine Eltern getötet, als du ein Kind warst. Auch mich hätten sie beinahe erwischt. Aber sie kommen nicht in den Wald – und wenn doch, bleiben sie auf den Wegen. Sie mögen die Flora unseres Planeten nicht besonders.«

Aus diesem Grund mied ich die Waldwege gewöhnlich. Aber manchmal zog es mich doch zu ihnen hin: Ich beobachtete dann, wie die Menschen auf den Wegen gingen und versuchte zu erraten, welche echt und welche in Wahrheit Aliens waren.

»Einen Alien erkennst du erst, wenn du ihn in seinem Wohnzimmer triffst«, hatte der Alte oft erklärt. »Statt Bücher stehen dort Videos und DVDs in den Regalen. Sie besitzen Computer, die untereinander vernetzt sind und mit denen sie geheime Botschaften versenden. Doch hauptsächlich benutzen sie diese Computer, um Nahrung aufzunehmen. Wissen und Informationen sind für die Aliens nämlich genau so wichtig, wie für uns Menschen das Essen und Trinken.«

Ich lasse meinen Blick durch das dunkle Zimmer schweifen. Der Widerschein des Monitors, vor dem der Mann sitzt, wirft kalten, bläulichen Glanz auf die Möbel des Alten; er spiegelt sich in den Glasaugen der ausgestopften Tierköpfe, scheint ihnen unheiliges Leben einzuhauchen. Der Kamin ist erloschen, die Bücherregale sind leer. Die Werke von Poe, Lovecraft und King, mit denen der Alte mich einst lesen lehrte, sind alle fort. Stattdessen liegen zwei Videokassetten in dem Regal. Nackt und hemmungslos; Bumsgeile Nonnen im Kloster der Sünde, so lauten die Titel. Wo bisher der Schaukelstuhl des Alten stand, ist jetzt ein Fernseher aufgebaut. Neben der Tür türmen sich Umzugskartons.

Der Anblick des entseelten Zimmers versetzt mir einen Stich ins Herz. Der Alte ist fort – für immer! Diese Gewissheit schmerzt tausend Mal mehr, als die Schusswunde.

Ich hätte mir am liebsten mit den Zähnen ein Stück Fleisch aus dem Körper gerissen, weil ich den Alten so lange nicht besucht hatte und er allein gewesen war, als er mich brauchte. Aber es ist Herbst. Der Winter wird bald Einzug in den Wald halten. Wie jedes Jahr um diese Zeit war ich damit beschäftigt gewesen, Vorräte einzugraben, meine Höhle mit Moos und Laub auszukleiden und nach den Überwinterungsstätten der Tiere zu suchen, um auch im Winter frisches Fleisch finden zu können. Keinen Moment hatte ich geglaubt, dass sie den Alten holen könnten. Alles war wie immer gewesen – bis ich an diesem Nachmittag ein fremdes Bellen durch den Wald tönen hörte!

Mein erster Gedanke war, der Alte habe sich einen neuen Jagdhund zugelegt. Mit Tränen in den Augen rannte ich durch den Wald, um den Alten zu seinem Entschluss zu beglückwünschen. Denn eigentlich hatte er sich keinen neuen Hund anschaffen wollen. »Ich bin zu alt für einen jungen Hund«, hatte er erklärt, als wir in einer verregneten Nacht einmal an Raubeins Grab standen. Aliens fürchteten ihn, hatte ich als Grabspruch in den Stein geritzt. »Ich werde auch das Jagen aufgeben«, hatte der Alte angefügt und mit erstarrter Miene auf das Grab geblickt. »Ich bin es leid, Förster zu sein. Meine Knochen wollen nicht mehr.«

Danach war der Alte nur noch selten in den Wald gegangen. Er saß den ganzen Tag in seinem knarrenden Schaukelstuhl, las oder döste vor sich hin. Nun jedoch ließ mich das fremde Bellen hoffen, dass er sich besonnen und neuen Lebensmut gefunden hatte!

Doch dann erspähte ich plötzlich durch die Zweige des Unterholzes hindurch diesen fremden Mann. Ich war unvorsichtig gewesen und wie ein tobender Frischling durch den Wald gestürmt. Der Mann riss das Gewehr hoch und feuerte.

Die Kugel durchschlug meinen linken Oberarm. Ich rollte zur Seite weg, tauchte geduckt in ein Gebüsch aus Farnkraut und floh. Der Hund des Mannes hetzte kläffend hinter mir her. Er war unerfahren, ein erschrockenes Jaulen war sein letzter Laut, als ich ihn packte und mit einem kräftigen Ruck sein Genick brach. Rasch versteckte ich mich in einem hohlen Baum und wartete. Durch ein Astloch beobachtete ich, wie der Mann sich dem Hund näherte und den Kadaver untersuchte. Dann irrte er im Farn umher, auf der Suche nach einer Spur von mir. Aber natürlich fand er nichts. Ich lebe seit zehn Jahren in diesem Wald und habe gelernt, mich anzupassen. Schließlich nahm er seinen toten Hund und trug ihn zum Haus des Alten. Ich kroch aus meinem Versteck, gerbte die Wunde mit Eichenlaub und wartete, bis sich Dunkelheit auf die Lichtung senkte. Dann schlich ich mich ins Haus, um zu sehen, was aus dem Alten geworden war.

Er ist fort, wie ich nun weiß. Einer von ihnen ist in sein Haus gezogen – mitsamt Videokassetten und vernetztem Computer!