Ren Dhark – Weg ins Weltall 63: Gefahrenpotenzial Ter - Jan Gardemann - E-Book

Ren Dhark – Weg ins Weltall 63: Gefahrenpotenzial Ter E-Book

Jan Gardemann

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Beschreibung

Die beiden GSO-Ermittler Ömer Giray und Liv Sanders entdecken auf Blue Star endlich eine heiße Spur. Allerdings entpuppt sich der Planet auch als ungemütliches Pflaster für die beiden, denn ihre Widersacher sind ihnen offenbar äußerst dicht auf den Fersen. Etwa zur selben Zeit kommen Arc Doorn, Chris Shanton und Amy Stewart an einem ihnen völlig unbekannten Ort wieder zu sich. Fast zu spät erkennen sie das Gefahrenpotenzial Ter... Jan Gardemann und Andreas Zwengel schrieben diesen spannungsgeladenen SF-Roman nach dem Exposé von Ben B. Black.

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Seitenzahl: 362

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Ren Dhark

Weg ins Weltall

 

Band 63

Gefahrenpotenzial Ter

 

von

 

Jan Gardemann

(Kapitel 1 bis 8 und 15 bis 20)

 

Andreas Zwengel

(Kapitel 9 bis 14)

 

und

 

Ben B. Black

(Exposé)

Inhalt

Titelseite

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

16.

17.

18.

19.

20.

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Impressum

Prolog

Im Herbst des Jahres 2067 scheint sich das Schicksal endlich einmal zugunsten der Menschheit entwickelt zu haben. Deren Hauptwelt heißt längst nicht mehr Terra, sondern Babylon. 36 Milliarden Menschen siedelten auf diese ehemalige Wohnwelt der Worgun um, als die irdische Sonne durch einen heimtückischen Angriff zu erlöschen und die Erde zu vereisen drohte. Mittlerweile konnte die Gefahr beseitigt werden, und das befreundete Weltallvolk der Synties hat den Masseverlust der Sonne durch die Zuführung interstellaren Wasserstoffgases wieder ausgeglichen. Die Erde ist erneut ein lebenswerter Ort, auf dem allerdings nur noch rund 120 Millionen Unbeugsame ausgeharrt haben. Die neue Regierung Terras unter der Führung des »Kurators« Bruder Lambert hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Planeten nach dem Vorbild Edens in eine Welt mit geringer Bevölkerungsdichte, aber hoher wirtschaftlicher Leistungskraft zu verwandeln, und ist deshalb nicht bereit, die nach Babylon Ausgewanderten wieder auf die Erde zurückkehren zu lassen.

Allerdings haben auch die wenigsten der Umsiedler konkrete Pläne für einen neuerlichen Umzug innerhalb so kurzer Zeit. Es kommt die katastrophale Entwicklung hinzu, die Babylon seit dem Umzug der Menschheit nahm: Durch eine geschickt eingefädelte Aktion war es dem höchst menschenähnlichen Fremdvolk der Kalamiten gelungen, den Regierungschef Henner Trawisheim, einen Cyborg auf geistiger Basis, derart zu manipulieren, dass er zu ihrem willenlosen Helfer und Vollstrecker bei der geplanten Übernahme der Macht über die Menschheit wurde. Erst in allerletzter Sekunde gelang die Revolution gegen die zur Diktatur verkommene Regierung Babylons und damit gegen die heimlichen Herren der Menschheit, die Kalamiten. Während den meisten der Fremden die Flucht gelang, wurde Trawisheim aus dem Amt entfernt und in ein spezielles Sanatorium für Cyborgs gebracht.

Noch im selben Jahr nimmt Ren Dhark das Angebot des Industriellen Terence Wallis an und lässt seinen Körper mit Nanorobotern behandeln, die ihn und sieben von ihm Auserwählte unsterblich machen. Doch anstatt sich mit seiner nun vollständig veränderten Lebensperspektive beschäftigen zu können, muss sich Ren Dhark einer neuen Aufgabe stellen: Eine unbekannte Macht namens Kraval sorgt dafür, dass der Hyperraum nicht länger zugänglich ist.

Als man diese Herausforderung endlich gemeistert hat, tauchen die Wächter mit einer neuen Hiobsbotschaft auf: Im Zentrum der Milchstraße hat sich scheinbar aus dem Nichts ein Miniaturuniversum gebildet, das allerdings exponentiell wächst und schon in wenigen Jahren den Untergang unseres Universums herbeiführen könnte.

Mithilfe der Nomwarun – nur etwa 50 Zentimeter große Nachkommen der Worgun – gelingt es schließlich, der Gefahr zu begegnen. Allerdings spielen die Nomwarun nicht mit offenen Karten und zerstören das Miniuniversum, anstatt es wie versprochen in ein anderes Kontinuum zu versetzen, weil das anscheinend nicht möglich gewesen ist. Ren Dhark macht dieses Resultat sehr zu schaffen, doch es gelingt ihm nicht, die Nomwarun entsprechend zur Rede zu stellen.

Knapp zwei Jahre später, im Sommer des Jahres 2072, scheint endlich Ruhe in der Milchstraße eingekehrt zu sein und die Normalität zu herrschen, die sich jedermann wünscht. Da erhält Ren Dhark einen Notruf von der Erde: Arc Doorn, Chris Shanton, Amy Stewart und Jimmy haben eine uralte Einrichtung der Wächter unterhalb des Titicacasees erforscht. Dabei kam es zu einem folgenschweren Zwischenfall …

1.

Ein Wispern geleitete Amy Stewarts Bewusstsein aus der Finsternis der Ohnmacht hinaus in den hellen Bereich des Wachzustandes. Ein belebender Schreckimpuls riss sie schließlich gänzlich aus der Umnachtung, als ihr schlagartig klar wurde, dass das Wispern von ihrem Programmgehirn herrührte. Dieses war im Gegensatz zu ihrem biologischen Gehirn nicht ausgeknipst worden, während die grelle Lichterscheinung in der Höhle unter dem Titicacasee über sie und ihre beiden Gefährten hinwegflutete.

Blinzelnd öffnete der weibliche Cyborg die Augen. Doch der diffuse graue Schimmer, der Amy umgab, machte es ihr unmöglich zu bestimmen, wo sie sich befand. Sie lag auf dem Rücken, wie sie jetzt registrierte, Arme und Beine wie nach einem Sturz leicht von ihrem Körper abgespreizt. Ein pochender Schmerz jagte durch ihre Gehirnwindungen und erschwerte ihr das Denken.

Das Programmhirn führte aufgrund der eintreffenden Nervenimpulse eine Bestandsaufnahme des Zustands ihres Körpers durch. Die Diagnose des bohnengroßen Robothirns besagte, dass der Metabolismus bis auf eine leichte Überreizung der Neuronenknoten vollkommen intakt war.

»Gut zu wissen«, brummte Amy sarkastisch, stöhnte im nächsten Moment jedoch schmerzgepeinigt auf und griff sich mit beiden Händen an den Kopf, der sich anfühlte, als hätten sich Ameisen darin eingenistet. Es schien keine Gehirnwindung zu geben, die von den kleinen Krabbelbiestern nicht mit Beschlag belegt wurde, um darin zu wühlen und ätzende Methansäure zu versprühen.

Benommen setzte sich Amy auf. Wie lange sie weggetreten gewesen war, konnte ihr seltsamerweise auch das Programmgehirn nicht mitteilen. Irgendetwas schien das lineare Zeitempfinden des Implantats gestört zu haben.

Amy verdrängte den Schmerz und schraubte sich langsam empor. In lauernder Haltung verharrte sie und drehte sich langsam um ihre Achse.

Angestrengt horchte sie, während sie suchend in dem grauen Gewölk umherspähte. Ihre Sinne waren noch etwas angeschlagen, doch die Eindrücke reichten aus, um sie erkennen zu lassen, dass von ihrer Umgebung keine unmittelbare Gefahr ausging. Die Schemen, die sie zu erkennen glaubte, rührten sich nicht; die starren geometrischen Formen ließen auf künstliche unbewegliche Konstrukte schließen.

Das unterschwellige, gleichförmige Summen, das in der Luft hing, musste von irgendwelchen Apparaturen und Gerätschaften herrühren, wie Amy vermutete.

Was hattest du denn anderes erwartet?, fragte sie sich unwillkürlich. Ungeheuer oder Feinde, die danach trachten, sich aus dem diffusen Grau heraus auf dich zu stürzen? Du befindest dich in einer hermetisch abgeschlossenen Höhle voller grüner Technologie unterhalb des Titicacasees.

Mit der Hand fuhr sie sich über das Gesicht und versuchte, sich zu erinnern, was genau vorgefallen war, bevor sie das Bewusstsein verloren hatte.

Lange nachzudenken brauchte sie nicht. Ihr Erinnerungsvermögen arbeitete einwandfrei, obwohl der hämmernde Schmerz heftig danach verlangte, die Gehirnzellen so wenig wie möglich zu beanspruchen.

»Da war diese Stele inmitten der grünen Maschinentürme«, murmelte sie. »Arc Doorn und Chris Shanton fummelten an den Schaltflächen herum, in der Hoffnung, auf diese Weise mehr über den Zweck der gigantischen Anlage zu erfahren …«

Ihr Blick heftete sich auf einen kastenförmigen, niedrigen Umriss in ihrer unmittelbaren Nähe.

Es handelte sich um einen schlanken, etwa einen Meter fünfzig hohen Sockel.

Es muss sich um die Konsole handeln, an der die beiden Wissenschaftler sich zu schaffen gemacht haben, überlegte Amy.

Unwillkürlich wich sie einen Schritt von dem Schemen zurück, denn diese Stele war es gewesen, von der das grelle Lichtphänomen ausgegangen war, das ihr das Bewusstsein geraubt hatte.

Irgendetwas mussten Shanton und Doorn beim Hantieren an dem Sockel ausgelöst haben. Die Leuchterscheinung hatte sich explosionsartig nach allen Seiten hin ausgebreitet und die drei Gefährten in Sekundenbruchteilen eingehüllt. Amy hatte es gerade noch geschafft, ins Zweite System zu schalten. Viel genützt hatte ihr diese Instinkthandlung jedoch nicht, denn sie hatte trotzdem das Bewusstsein verloren …

»Chris! Arc!«, rief Amy mit aufkeimender Sorge. »Wo seid ihr?«

Sie erhielt keine Antwort. Alles, was sie vernahm, war das kaum hörbare, allgegenwärtige Summen.

Entschlossen, sich Klarheit über das Befinden ihrer Begleiter zu verschaffen, näherte sie sich der Stele.

Sie hatten einen Kreis um das Eingabemodul gebildet, als die verheerende Lichterscheinung über sie hereingebrochen war, erinnerte sie sich. Shanton und Doorn mussten hier also irgendwo in der näheren Umgebung liegen.

Den Blick auf den Boden geheftet schickte sich der weibliche Cyborg an, die Apparatur zu umrunden. Nach wenigen Schritten tauchte vor Amy eine auf dem Boden lang hingestreckt liegende, korpulente Gestalt auf.

»Chris!« Amy kniete neben dem Ingenieur nieder und tastete unter der Fettschicht des Halses nach der Schlagader. Erleichtert atmete sie auf, als sie den kräftigen Pulsschlag spürte. Mit der flachen Hand tätschelte sie Shantons feiste Wange. Doch erst nachdem sie die Schlagkraft etwas intensiviert hatte, fing der Wissenschaftler an, sich stöhnend zu regen.

Amy drückte Shanton auf den Boden nieder, als dieser sich plötzlich hin und her zu wälzen begann.

»Chris!«, rief sie eindringlich. »Chris, kannst du mich hören?«

»Mein Schädel – er explodiert gleich!«, ächzte Shanton und schlug die Hände vor das Gesicht.

»Der Schmerz wird bald vergehen«, beruhigte Amy ihn.

Kurz lauschte sie in sich hinein. Tatsächlich erinnerte sie der Schmerz in ihrem Kopf jetzt nur noch an eine leichte Migräne. Sie vermutete, dass ihre Cyborgimplantate sowie die Tatsache, dass sie fortwährend mit eingeschaltetem Zweitem System agierte, dazu beitrugen, in ihrem Körper die Nachwirkungen des Vorfalls schneller abklingen zu lassen, als es bei gewöhnlichen Menschen der Fall war.

»Bleib liegen und rühre dich nicht«, empfahl sie ihrem Freund. »Ich werde derweil nach Arc sehen.«

»Das kannst du dir sparen«, drang es aus dem grauen Schimmer gepresst zu ihnen herüber. »Ich bin bei Bewusstsein und versuche verzweifelt, vor Schmerz nicht lauthals aufzubrüllen.«

Amy musste unwillkürlich grinsen. Der Worgunmutant verfügte nicht nur über eine robuste Natur, sondern zählte auch zu den bärbeißigsten Männern, die ihr je begegnet waren.

»Bis auf die Kopfschmerzen solltet ihr den Vorfall körperlich eigentlich unbeschadet überstanden haben«, erklärte sie. »Es sei denn, dieses Lichtphänomen ruft bei Männern andere Begleiterscheinungen hervor als bei Frauen.«

Mühsam setzte Shanton sich auf. »Du hast es doch nur deinen Cyborgimplantaten zu verdanken, dass du schneller auf die Beine gekommen bist, als wir.« Er glotzte mit weit aufgerissenen Augen umher, rieb sich über die Lider und furchte dann besorgt die Stirn. »Stimmt etwas mit meinem Augenlicht nicht, oder sind wir wirklich von diesem grauen, diffusen Schimmer umgeben? Ich kann fast nichts erkennen.«

»Mir geht es genauso!«, rief Doorn übelgelaunt herüber. Auf allen vieren kam der Sibirier auf seine Freunde zugekrochen. »Dank deiner Cyborgimplantate vermagst du besser zu sehen als wir, Amy«, keuchte er und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Stele. »Kannst du irgendetwas Verdächtiges feststellen?«

»Ich glaube nicht, dass wir in unmittelbarer Gefahr schweben«, erwiderte der weibliche Cyborg unbestimmt und sah sich dabei noch einmal beiläufig um.

»Warum befiehlst du der Gedankensteuerung dieser verfluchten Anlage nicht einfach, das Licht wieder einzuschalten, Arc?«, erkundigte sich Shanton unleidig.

»Das habe ich bereits versucht«, entgegnete Doorn. »Aber entweder unterbindet der Kopfschmerz das Zustandekommen der gedanklichen Verbindung mit der Steuereinheit dieser Anlage oder das Programm hat auf stur geschaltet und ignoriert mich kurzerhand.«

Amy konzentrierte sich und rief die Gedankensteuerung an. Doch auch ihr gelang es nicht, eine Verbindung herzustellen.

»Da ist offenbar nichts zu machen«, wunderte sie sich. »Die Gedankensteuerung reagiert nicht.«

»Vielleicht ist sie eingeschnappt, weil wir versucht haben, ihre Befehlsgewalt mithilfe dieser Konsole da zu umgehen«, mutmaßte Shanton und deutete mit einer laxen Geste zur Stele hinüber.

Doorn erhob sich, indem er seinen Rücken am Eingabemodul hinaufschob und dann wankend auf die Beine kam. »He, Gedankensteuerung!«, rief er ungehalten ins Nichts hinein. »Was ist los mit dir? Wir gehören zum Kreis der Eingeweihten, wie du uns selber mitgeteilt hast. Warum ignorierst du uns jetzt?«

Mehrfach hallte der Ruf in der Halle wider und verlor sich schließlich in der Ferne. Doch die Gedankensteuerung reagierte noch immer nicht.

Shanton ließ sich von Amy auf die Beine helfen. »Wo ist Jimmy eigentlich abgeblieben?«, erkundigte er sich und stierte wie blind umher. »Jimmy, wo steckst du, verdammt?«

Die Gefährten horchten erwartungsvoll. Doch der Roboterhund gab keinen Laut von sich.

»Jimmy!«, rief Shanton jetzt mit mehr Nachdruck in der Stimme. »Verdammt, gib endlich ein Lebenszeichen von dir!«

Es blieb still in der Halle.

Amy stand auf und umrundete langsam die Stele. Aufmerksam suchte sie den Boden mit ihren Blicken ab. Doch nach dem schwarzen Scotchterrier hielt sie vergebens Ausschau.

»Vielleicht ist er weggerannt, um sich in Sicherheit zu bringen«, mutmaßte Doorn, als Amy bedauernd mit dem Kopf schüttelnd wieder auf sie zutrat.

Shanton aktivierte sein Armbandvipho und versuchte, über Funk Kontakt mit seinem Konstrukt herzustellen.

»Nichts zu machen.« Der Ingenieur schüttelte mit finsterer Miene den Kopf. »Diese Lichterscheinung könnte Jimmy schwer beschädigt haben. Womöglich sind seine sämtlichen Systeme ausgefallen.«

Amy berührte Shanton mitfühlend am Arm. »Ziehe keine voreiligen Schlüsse, Chris. Jimmy ist stabiler, als du denkst. Wir werden ihn suchen.«

Sie entfernte sich einige Schritte von ihren Gefährten, blieb dann aber abrupt stehen.

»Was ist?«, erkundigte sich Doorn, der mit zusammengekniffenen Augen zu Amy hinüberstarrte. Trotzdem nahm er von ihr nur einen verwaschenen, undeutlichen Schemen wahr.

»Ich … ich bin mir nicht ganz sicher, ob wir uns tatsächlich noch in derselben Höhle aufhalten, in der uns das Leuchtphänomen erwischte.«

»Wie kommst du denn darauf?«, fragte Shanton entgeistert.

»Dieser Maschinenblock, vor dem ich hier stehe – er sieht vollkommen anders aus als die schlanken, hohen Quader, mit denen die Halle unter dem Titicacasee vollgestellt ist!«

*

»Beschreibe uns, was du siehst, Amy!« Shantons Stimme klang rau und unheilschwanger. Es behagte ihm ganz und gar nicht, in dem grau-diffusen Schimmer, der ringsum herrschte, so gut wie nichts erkennen zu können. Obwohl sich Amy nur wenige Schritte von ihm und Doorn entfernt hatte, war ihre schlanke Gestalt nicht mehr auszumachen.

»Diese Maschine, oder um was auch immer es sich bei diesem turmähnlichen Ding handeln mag, ist mit drei etwa zwei Meter hohen, tonnenförmigen Füßen ausgestattet.« Das Echo ihrer Stimme ließ kaum erahnen, wo genau sich Amy zurzeit aufhielt. »Ich bin einmal um das Gebilde herumgegangen«, erklärte sie, wobei der Hall ihre sonst wohlklingende Altlagenstimme seltsam verfremdete. »Diese Füße, sie gehen in einen sich nach oben hin verjüngenden Turm über. Wie hoch dieser emporragt, vermag ich wegen der bizarren Lichtverhältnisse nicht zu erkennen. Die Füße, sie sind jeder für sich etwa fünf Meter lang und stehen dort, wo sie aufeinandertreffen, etwa eine Körperlänge vom Boden des Turms ab.«

»Kannst du bestimmen, aus welchem Material sie gefertigt wurden?«, rief Doorn.

»Sie sehen grau aus, wie eigentlich alles hier«, antwortete Amy, wobei sich ihre Stimme zu entfernen schien. »Dieser Turm könnte rot oder blau oder grün sein – das ist bei diesen Lichtverhältnissen nicht feststellbar. Es stehen hier gleich mehrere dieser Bauten herum. Die Füße sind jeweils auf die Füße des Nachbarn ausgerichtet.«

»Entweder halten wir uns tatsächlich nicht mehr in der Ursprungshöhle auf oder die grüne Technologie hat die Form verändert, als wir an der Konsole herumexperimentierten«, überlegte Shanton laut. Er hob die Hand vors Gesicht und versuchte, mit seinem Armbandvipho eine Verbindung nach draußen herzustellen, indem er eine der abgespeicherten Rufnummern aktivierte.

Als dies misslang, probierte er weitere Anschlüsse durch. Doch das Resultat blieb dasselbe, es ließ sich keine Verbindung mit der Außenwelt herstellen.

Beunruhigt versuchte Shanton daraufhin, Kontakt mit ihren Flash herzustellen. Doch auch dies misslang.

Weil der Verdacht in ihm aufkeimte, das Vipho könnte beschädigt sein, wählte er Amys Apparat an.

Der weibliche Cyborg meldete sich prompt. Auf dem Bildschirm erschien eine miniaturisierte, dreidimensionale Darstellung der muskulösen, schlanken Frau. Das blonde Haar und ihre blauen Augen wirkten im grauen Schimmer der Halle stumpf und ausdruckslos.

Mit knappen Worten teilte Shanton seinen Freunden das Resultat seiner Bemühungen mit.

»Komm zurück, Amy!«, forderte er anschließend. »Wir sollten besser zusammenbleiben.«

Kurz darauf tauchte Amys Schemen vor ihnen im grauen Dunst auf. »Könnt ihr euch einen Reim auf dieses Mysterium machen?«, fragte sie leicht angesäuert.

»Es spricht einiges dafür, dass wir uns nicht mehr in der Halle unter dem Titicacasee aufhalten«, teilte Doorn den anderen seine Überlegung mit.

Amy nickte beipflichtend. »Ich bin zu der gleichen Einschätzung gekommen. Dieses Lichtphänomen hat uns aus der Titicacasee-Halle hinaus in eine andere Anlage transferiert.«

»Und was wurde aus Jimmy?« Shantons Sorge um sein freches Konstrukt verhinderte augenscheinlich, dass er einen klaren Gedanken fassen konnte.

»Ich denke, ihm geht es gut«, mutmaßte Amy. »Wenn dieser Kugelblitz sich schädigend auf elektronische Systeme ausgewirkt hätte, dürften unsere Viphos auch nicht mehr funktionieren, doch das tun sie offenkundig.«

»Es gelingt jedoch nicht, mit ihnen eine Verbindung nach draußen herzustellen«, beharrte Shanton.

»Das ist entweder ein Anzeichen dafür, dass diese Anlage hervorragend abgeschirmt ist oder dass es dort draußen im Sendebereich des Viphos niemanden gibt, der uns empfangen könnte.«

Shanton verzog säuerlich das Gesicht. »Manchmal verabscheue ich deine Intelligenz und deine Gabe, komplexe Situationen intuitiv zu erfassen und richtig zu beurteilen, Amy«, murrte er. »Eigentlich war ich nur leicht besorgt, doch jetzt macht sich langsam Panik in mir breit. Wo um Himmels willen sind wir hier?«

»Immerhin können wir sicher sein, dass unser kleiner intelligenter Roboterhund quietschvergnügt ist«, warf Doorn aufmunternd ein, wobei der sarkastische Unterton in seiner Stimme die ermutigende Wirkung von vornherein zunichtemachte.

»Und warum ist Jimmy dann nicht mehr bei uns?«, fragte Shanton verzweifelt. »In einer solchen Situation wäre er uns nie freiwillig von der Seite gewichen!«

Der weibliche Cyborg zuckte vage mit den Schultern. »Darüber kann ich nur Vermutungen anstellen.«

»Die da wären?«, hakte der Ingenieur missmutig nach.

»Zum Beispiel könnte dieses Transportsystem nur für biologische Lebensformen ausgerichtet sein.«

»Transportsystem?!?« Shanton gab ein abfälliges Prusten von sich und deutete aufgebracht zu der Stele hinüber. »Du meinst, diese Konsole ist in Wahrheit die Steuervorrichtung für eine Art Transmitter, der ausnahmslos biologische Lebewesen transportiert?«

»Das wäre zumindest eine plausible Erklärung«, pflichtete Doorn seinem Freund bei.

»Und warum wurden mein Vipho und mein Hand-Suprasensor von diesem Transportsystem befördert, obwohl es sich bei diesen Geräten eindeutig nicht um biologische Lebensformen handelt?« Shantons Stimme troff vor Hohn.

»Weil sie sich innerhalb des bioenergetischen Feldes deines Körpers befanden?« Doorns Behauptung klang mehr wie eine Frage denn wie eine Feststellung. Entnervt winkte er ab. »Dieser Disput führt zu nichts.«

Shanton brummelte zerknirscht etwas Unverständliches vor sich hin.

Unterdessen wandte sich Amy ab und starrte unbehaglich in das diffuse Grau hinein. »Glaubst du, es handelt sich bei dieser Anlage um eine Einrichtung der Worgun, Arc?«

Doorn nickte gewichtig. »Davon gehe ich aus.«

»Über eine Gedankensteuerung verfügt diese Worgun-Hinterlassenschaft allerdings nicht«, gab Shanton bissig zu bedenken.

»Vielleicht kann sie nur via Spracheingabe gesteuert werden«, überlegte Amy laut.

Shanton schüttelte zweifelnd den Kopf. »Doorn hat die Steuerung vorhin doch bereits ohne Erfolg angesprochen.« Er reckte den Hals und schrie: »Die Lichtverhältnisse hier sind verdammt miserabel! Man kann kaum die Hand vor Augen sehen! Wir benötigen dringend mehr Licht!«

»Seht ihr?«, blaffte er, nachdem sich keine Besserung eingestellt hatte. »Ihr liegt mit euren Vermutungen vollkommen daneben!«

Nachdenklich rieb sich Amy den Nacken. »Bisher haben wir nur Angloter gesprochen.« Sie richtete den Blick hoch zur imaginären Decke und verlangte, indem sie sich des Worgun bediente, dass es in der Halle heller werden sollte.

Ihre Worte waren noch nicht ganz verhallt, da schien um sie herum plötzlich ein Licht auf. Ein kaltes, uncharakteristisches Leuchten breitete sich aus; es dehnte sich gleichförmig aus und schien von allen Richtungen her zu kommen. So sehr sich die Gefährten auch umsahen, vermochten sie doch keine Lichtquelle zu entdecken. Die Luft selbst schien illuminiert zu sein, sodass es überall gleichmäßig hell war und die Gegenstände keinerlei Schatten warfen.

»Also doch eine Worgun-Einrichtung«, gab Shanton sich geschlagen.

Dann machte er sich auf, um nach Jimmy zu suchen.

*

Doorn legte die Hand auf den »Fuß« der Maschine, vor der er und Amy standen. Die Konstruktion bestand aus grünlichem Material; es schien von innen heraus zu strahlen, da es von allen Seiten angeleuchtet wurde und das Licht matt reflektierte.

»Diese Maschine besteht eindeutig aus Ter.« Doorns Miene wirkte angespannt. Das lange rote Haar des kräftig gebauten, angeblich in Sibirien geborenen Mannes schimmerte im Licht der Halle, als würden die Strähnen aus Kupfer bestehen.

»Ter«, echote Amy nachdenklich.

Die Worgun-Bezeichnung für den Baustoff, aus dem die grüne Technik bestand, war ihr mehr als geläufig. Bisher war es den Menschen nicht gelungen, die Zusammensetzung dieses Kunstmetalls zu ergründen, denn es entzog sich jeglichem Versuch, es zu analysieren.

»Wir sind also von einer Halle voller grüner Technologie in eine andere transferiert worden«, konstatierte sie. »Die Frage ist nur, wo sich diese zweite Anlage befindet. Dass es uns nicht gelingt, mit unseren Viphos Kontakt zur Außenwelt herzustellen, lässt mich Schlimmes befürchten.«

Doorn ließ den Blick das Bauwerk hinaufgleiten. Eigentlich handelte es sich gar nicht um einen Turm, wie Amy zuerst vermutet hatte, denn der aufragende Teil der Maschine besaß dieselbe Ausformung wie die drei »Füße«, auf denen sie ruhte.

»Es ist ein Tetrapode«, murmelte Doorn. »Die vier Auswülstungen dieses Körpers sind auf die Ecken eines imaginären Tetraeders ausgerichtet.«

Amy warf einen Blick in die Runde. Wohin sie auch schaute, erhoben sich die seltsamen Maschinen, deren »Füße« aufeinander ausgerichtet waren und so ein symmetrisches Raster bildeten. Die Größe der Blöcke variierte stark. Manche, wie der, vor dem sie standen, maßen knapp zehn Meter, andere ragten über einhundert Meter in die Höhe, während es einige nur auf ein Ausmaß von einem halben Meter brachten.

Einzige Ausnahme stellte die Stele dar, in deren Nähe die Gefährten zu sich gekommen waren. Sie war ein fast exaktes Ebenbild der Konsole in der Anlage unter dem Titicacasee.

»Sind dir diese Tetrapoden in einer Worgunstation schon einmal begegnet, Arc?«, erkundigte sich Amy bei ihrem Begleiter.

Der Worgunmutant schüttelte den Kopf. »Diese Art von Maschinen ist mir genauso fremd wie das Lichtphänomen in dieser Halle. Die Photonen in der Luft scheinen direkt zum Leuchten gebracht worden zu sein. Man gewinnt den Eindruck, in einen von Scheinwerfern angestrahlten Nebel zu schauen, und doch ist die Sichtweite unbegrenzt.«

Amy rieb sich fröstelnd die Oberarme. »Die Form dieser Maschinen sagt dir also rein gar nichts? Ich hatte gehofft, ihre Formgebung könnte uns Aufschluss darüber geben, wo sich diese Halle in etwa befindet.«

»Tut mir leid«, erwiderte Doorn. »Tetrapoden sind mir bisher nur auf der Erde begegnet. Ein französisches Laboratorium hat sie etwa um 1950 entwickelt und patentieren lassen. Die aus Beton bestehenden Tetrapoden werden hauptsächlich als Wellenbrecher zum Schutz von Uferbefestigungen eingesetzt.«

Amy nickte verärgert. »Und im Krieg wurden sie als Panzersperren verwendet. Das ist mir alles bekannt, bringt uns aber nicht weiter.«

Doorn zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Ich bin nach eurer Zeitrechnung zwar schon zweitausendsechshundertsiebzehn Jahre alt und damit bedeutend älter, als ein Mensch unter normalen Umständen werden kann, trotzdem ist mir vieles unbekannt.« Doorn grinste entwaffnend. »Das ist auch kein Wunder, immerhin bin ich noch jung, wenn man bedenkt, dass ich zehntausend Jahre alt werden kann.«

Amy verdrehte die Augen. »Ich habe schon verstanden, Arc. Du hast keinen Schimmer, wo wir uns befinden.«

Doorn grinste sardonisch. »Das ist in etwa das, was ich dir sagen wollte.«

In diesem Moment stieß Shanton wieder zu ihnen. Der leicht schwergewichtig wirkende Ingenieur machte einen zerknirschten Eindruck. Grübelfalten zerfurchten die Stirnpartie seiner Halbglatze, und der Kinnbart sowie die buschigen Augenbrauen sahen zerrauft aus.

»Jimmy hält sich definitiv nicht in dieser Anlage auf«, stellte er bedrückt fest.

»Das haben wir die ganze Zeit versucht, dir klarzumachen«, erwiderte Doorn trocken. Aufmunternd tätschelte er die Schulter seines Freundes. »Jimmy ist wohlauf, da bin ich mir sicher.«

Shanton nickte kaum merklich. »Das möchte ich dir nur allzu gerne glauben, Arc.«

»Ist dir während deiner Suche irgendetwas aufgefallen, das uns weiterbringen könnte?«, erkundigte sich Amy.

Shanton zuckte vage mit den Schultern. »Diese Anlage wurde nicht wie die unter dem Titicacasee in einer natürlich gewachsenen Höhle installiert, sondern in einem künstlich geschaffenen Hohlraum«, erläuterte er und deutete zur Decke empor, die vollkommen glatt und ebenmäßig aussah, jedoch mehrere Kilometer hoch zu sein schien. Shanton schwenkte den Arm herum. »Man kann die Wände sehen, wenn man die Augen ein wenig anstrengt. Es hat ganz den Anschein, als hielten wir uns in einem Quader auf.«

»Eine interessante Beobachtung«, merkte Doorn an, wobei sich dem Klang seiner Stimme nicht entnehmen ließ, ob er nur spottete oder seine Bemerkung ernst meinte. Entschlossen wandte er sich der Konsole zu. »Ich schlage vor, wir nehmen das Kommunikationsterminal in Betrieb und versuchen, zur Station unter dem Titicacasee zurückzukehren. Jimmy wird dort sicherlich schon sehnsüchtig auf uns warten.«

»Halt!«, rief Amy dem Worgunmutanten zu. »Wir wissen doch gar nicht, was geschehen wird, wenn wir diese Stele aktivieren. Es erscheint mir viel zu riskant, auf blauen Dunst hin unser Glück zu versuchen. Eure jüngsten Experimente mit der grünen Technologie haben uns in diese ungewisse Situation manövriert. Wer weiß, was sich diesmal ereignet – und ob wir noch einmal so glimpflich davonkommen werden.«

»Ich gebe Amy recht«, bekräftigte Shanton. »Wir sollten diesmal bedachtsamer vorgehen. Warum sehen wir uns nicht erst einmal gründlicher in dieser Halle um? Eventuell entdecken wir einen Hinweis, wozu diese Einrichtung dient; vielleicht lassen sich während der Erkundung auch Rückschlüsse über ihr Pendant unter dem Titicacasee ziehen.«

Doorn nickte zerknirscht. »Eure Einwände klingen vernünftig«, musste er einräumen. Mit schwer zu deutender Miene sah er sich um. »Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich fühle mich in dieser fremdartigen Anlage mehr als nur unwohl. Ich möchte von hier so schnell wie möglich wieder verschwinden.«

»Reizt es dich denn gar nicht, diese Hinterlassenschaft deiner Artgenossen zu ergründen?«, wunderte sich Amy.

Leicht verärgert fuhr sich Doorn mit den Fingern durch das dichte rote Haar. »Ich bin bloß misstrauisch, Amy. Das Erbe der Worgun war bisher noch immer für eine böse Überraschung gut.«

»Oft haben sie aber doch auch etwas Gutes«, relativierte Shanton. »Denk doch nur an die Entdeckung der POINT OF.«

»Ren Dharks Raumschiff birgt noch immer etliche ungelöste Geheimnisse«, entgegnete Doorn in harschem Tonfall. Er deutete auf einen der Tetrapoden. »Diese Anlage steht zu der unter dem Titicacasee in einer Verbindung. Das zu wissen reicht mir vorerst vollkommen aus. Bevor wir die Rätsel der Anlage unter der Altiplano-Hochebene in den Anden nicht ergründet haben, wird uns eine Erkundung dieser Einrichtung auch nicht viel nützen.«

»In diesem Punkt hast du vermutlich recht«, lenkte Amy ein. »Und trotzdem – wenn wir ohne vorherige Sondierung an der Konsole herumspielen, wie ihr es schon einmal getan habt, laufen wir Gefahr, dass uns die Lichterscheinung womöglich an einen weitaus fremderen Ort schickt als diesen hier.«

Doorn winkte mürrisch ab. »Ihr habt mich überzeugt. Machen wir uns also an die Arbeit und sehen uns diese Halle genauer an.«

*

Shanton legte das Ohr an eines der klotzartigen Gebilde und horchte. Der Tetrapode erhob sich fünfzig Meter in die Höhe; das Gehäuse aus Ter schimmerte giftgrün.

»In dieser Maschine arbeitet es«, stellte er fest. »Ich vernehme ein deutliches Brummen und Klicken.«

»Das unterschwellige Summen in dieser Halle rührt also tatsächlich von den Bauten her.« Eine steile Falte bildete sich zwischen Amys Augenbrauen. »Die Frage ist, was diese Tetrapoden steuern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass all diese Maschinenblöcke notwendig sind, um den Transmitter am Laufen zu halten.«

»Womöglich bergen einige dieser Gehäuse Anlagen, in denen etwas hergestellt oder Energie generiert wird«, mutmaßte Doorn.

Der Worgunmutant stand vor einem Hundert-Meter-Klotz in unmittelbarer Nähe. Dort, wo die vier Arme sich vereinten, verlief eine Kette aus glimmenden Lämpchen, die langsam, aber unregelmäßig pulsierten.

»Man müsste einen dieser Tetrapoden öffnen«, sinnierte Shanton. Mit den Handflächen strich er über den Maschinenfuß. Doch das grünliche Material wies keinerlei Fugen oder Unebenheiten auf.

Unterdessen versuchte Doorn, sich auf den wuchtigen Arm der von ihm in Augenschein genommenen Maschine zu schwingen, um die glimmenden Lämpchen einer genaueren Untersuchung zu unterziehen. Doch er fand keinen Halt an der glatten, konvexen Oberfläche und rutschte an dem Maschinenteil immer wieder herab. Schließlich gab er es auf und kehrte zu seinen Gefährten zurück.

»Die Größe dieser Anlage zu bestimmen, ist fast unmöglich«, stellte er mürrisch fest. »Die mysteriösen Lichtverhältnisse werden für diesen Effekt verantwortlich sein. Ich könnte nicht einmal mit Sicherheit sagen, wie hoch die Decke genau ist.«

»Wir bräuchten ein Fortbewegungsmittel, einen Pullman«, ließ Amy verlauten. »Anhand der Geschwindigkeit und der Fahrzeit könnten wir dann die Strecke errechnen, die zwischen den gegenüberliegenden Wänden liegt.«

Doorn nickte, um Amy zu bedeuten, dass er ihre verblümte Aufforderung verstanden hatte. Auf Worgun und mit befehlender Stimme verlangte er von der Anlage, dass ihnen ein Pullman zur Verfügung gestellt wurde.

Abwartend und in der Hoffnung, jeden Moment könnte eines dieser nur in Worgun-Einrichtungen vorkommenden Transportmittel hinter den Tetrapoden hervorkommen, sahen sich die Gefährten um. Dieses aus einer Kette von vierzehn einen Meter durchmessenden und durch Metallstangen verbundenen Kugeln bestehende Gefährt bildete eines der vielen noch immer ungelösten Geheimnisse der worgunschen Hinterlassenschaften.

Doch auch nach mehrminütiger Wartezeit ließ sich kein Pullman blicken.

Doorn wiederholte seine Forderung, aber das Resultat blieb dasselbe. Vergeblich warteten sie auf das Eintreffen eines Pullmans.

Entnervt verschränkte Amy die Arme vor der Brust. »Entweder ist die Steuerung nicht gewillt, uns einen Pullman zur Verfügung zu stellen, oder es gibt hier keine. Die Gedankensteuerung der Titicacasee-Anlage behauptete ja auch, keinen Fuhrpark zu besitzen. Hier könnte es sich genauso verhalten.«

»Vielleicht ignoriert uns die Steuervorrichtung auch einfach nur«, überlegte Shanton laut.

»Sie hat die Beleuchtungsstärke erhöht, als wir es verlangten«, gab Amy zu bedenken.

»Ich werde es mit einigen anderen Befehlen versuchen«, verkündete Doorn.

In den folgenden Minuten trug der Worgunmutant der Steuervorrichtung auf, eine Sternenkarte auf die Hallendecke zu projizieren, die Temperatur im Quader um fünf Grad zu erhöhen und eine beliebige Klangkomposition abzuspielen.

Keine der Forderungen wurde erfüllt. Die Steuereinheit reagierte auch dann nicht, als Doorn die Befehle im Stillen wiederholte, in der Hoffnung, dadurch die Gedankensteuerung anzusprechen.

»Es ist zwecklos«, resümierte er schließlich. »Die Steuerung ignoriert uns. Das Einzige, was sie uns zugestanden hat, ist, die Lichtverhältnisse unserer Sehkraft entsprechend anzupassen.«

Shanton gab ein unzufriedenes Brummen von sich. »Wir beißen uns an dieser Anlage die Zähne aus. Langsam verliere ich die Geduld.«

»Und wir verschwenden kostbare Zeit«, setzte Doorn noch einen obendrauf. Eindringlich sah er den weiblichen Cyborg an.

Amy blies die Wangen auf. »Also gut«, gab sie sich geschlagen. »Versuchen wir, uns in die Höhle unter dem Titicacasee zurückzuversetzen.« Unbehaglich sah sie sich um. »Ich hoffe nur, die hiesige Steuerung ignoriert diese Bemühungen nicht ebenfalls.«

»Dazu wird es nicht kommen«, zeigte Doorn sich zuversichtlich. »In der Titicacasee-Anlage ist es uns mithilfe des Kommunikationsterminals ja auch gelungen, die Gedankensteuerung zu umgehen und unabhängige Befehle zu generieren. In dieser Einrichtung hier wird es sich nicht anders verhalten.«

Mit gemischten Gefühlen machten sich die Gefährten auf den Weg zur Stele.

*

Kreisförmig stellten sich die Gefährten um den grünen Sockel herum auf. Er reichte den Raumfahrern bis an die Brust; die obere Platte war abgeschrägt und mit matt schimmernden Schaltflächen bedeckt.

Das unterschwellige Summen der Maschinen ringsum nahm in den Ohren der Freunde einen unheilverkündenden Klang an, und die allgegenwärtige Helligkeit weckte in ihnen den Verdacht, sie könnte mit schädigender Strahlung versetzt sein. Die aus Ter bestehenden Tetrapoden muteten in ihren Augen bedrohlich und archaisch an. Die Fremdheit und Unwirtlichkeit der gesamten Einrichtung wurde ihnen jetzt, da eine Entscheidung kurz bevorstand, erst mit aller Härte bewusst.

»Mir gefällt das alles ganz und gar nicht«, merkte Amy mit tonloser Stimme an.

Doorn warf ihr einen verärgerten Blick zu. »Ist uns zu verunsichern alles, was du zur Bewältigung unserer Lage beizutragen gedenkst?«

»Du vertraust der grünen Technologie doch genauso wenig wie ich!«, fuhr sie den Worgunmutanten an. »Wer weiß schon, was passieren wird, wenn wir diese Stele aktivieren?«

»Vorhin warst du dir doch noch sicher, dass es sich bei diesem Gerät um eine Art Steuereinheit für einen Transmitter handelt«, warf Shanton ein.

»Diese Annahme beruht nicht auf gesicherten Erkenntnissen, sondern stellt lediglich einen Rückschluss dar, den ich anhand der Vorkommnisse gezogen habe«, stellte Amy richtig.

»Bisher hast du dich nur selten geirrt«, blieb Shanton standhaft. »Ich vertraue auf deine Gabe, komplexe Situationen intuitiv zu erfassen und richtig zu bewerten.«

»Selbst wenn es sich bei dieser Stele um die Steuereinheit eines wie auch immer gearteten Transmitters handelt, wissen wir dennoch nicht, wie sie korrekt gehandhabt und programmiert werden muss«, entgegnete Amy gereizt. »Wir könnten Gott weiß wohin versetzt werden, wenn wir uns jetzt an dieser Anlage zu schaffen machen.«

»Was gedenkst du denn, stattdessen zu tun?«, erkundigte sich Doorn genervt. »Abwarten, bis Rettung eintrifft? Du weißt selbst, wie aussichtslos das wäre.«

»Jimmy ist bestimmt nicht untätig geblieben«, brauste Amy auf. »Er wird Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um uns zu finden!«

Shanton schüttelte wenig überzeugt den Kopf. »Jimmy ist in der Höhle ganz auf sich allein gestellt, Amy. Er mag ja ein schlaues Bürschchen sein, doch ich fürchte, er hat momentan genug damit zu tun, sich um sich selbst zu kümmern. Ohne unsere Hilfe ist er in der hermetisch abgeschlossenen Höhle unter dem Titicacasee aufgeschmissen. Er ist ein Gefangener. Auf ihn zu zählen wäre ein verhängnisvoller Fehler.« Verbittert presste er die Lippen aufeinander. »Zumal wir nicht einmal genau wissen, ob er diese grelle Lichterscheinung tatsächlich unbeschadet überstanden hat …«

Mit einem flauen Gefühl im Magen starrte Amy die Stele an. »Also gut«, sagte sie zerknirscht. »Versuchen wir unser Glück. Doch ich habe euch gewarnt! Ich will von euch also keine Klagen hören, wenn wir in einer weiteren, uns unbekannten Anlage der Worgun herauskommen.«

Shanton und Doorn tauschten einen stummen Blick. Schließlich nickten sie sich aufmunternd zu und begannen, sich an den Schaltflächen der Steuereinheit zu schaffen zu machen. Dabei versuchten sie, dem Schema zu folgen, das sie in der Titicacasee-Anlage verwendet hatten. Allerdings mussten sie ein wenig improvisieren, da die Schaltflächen der beiden Stelen sich in Details voneinander unterschieden.

Jede Faser in Amys Körper stand unter Anspannung. Konzentriert beobachtete sie das Tun ihrer Freunde, darauf gefasst, dass die Stele in Kürze von innen heraus zu leuchten anfangen würde. Wie bereits in der Höhle unter dem Titicacasee geschehen, würde sich das Glühen explosionsartig nach allen Seiten hin ausbreiten, über die um die Konsole Versammelten hinwegfluten und sie an einen anderen Ort transferieren.

Mit etwas Glück würde die Anlage sie an ihren Ursprungsort zurückschicken, hoffte Amy. Doch wenn sie Pech hatten, landeten sie in einer weiteren unbekannten, mit grüner Technik vollgestellten Halle, die sich wer weiß wo befand.

Amy blinzelte verstört, denn es kam ihr so vor, als verschwämmen die Konturen der Stele plötzlich vor ihren Augen.

»Da tut sich was!«, rief Shanton warnend und wich erschrocken zurück.

Im nächsten Moment begriff Amy, dass ihr ihre überreizten Sinne keinen Streich spielten. Die Kontur der Stele verblasste tatsächlich. Und nicht nur das, auch die Umrisse der Tetrapoden ringsum verwischten. Das Ter wurde immer durchscheinender und verblasste schließlich ganz.

Von einem auf den anderen Moment war die quaderförmige Halle leer. Zurück blieben drei geschockte Raumfahrer, die sich ungläubig in dem riesigen, verwaisten Quader umsahen, der noch immer bis in alle Winkel hinein von dem unwirklichen hellen Schein erleuchtet wurde.

*

Doorns Gesicht lief vor Zorn rot an. »Mit allem habe ich gerechnet. Doch nicht damit!«, schimpfte er. Das Echo seiner Worte hallte raumgreifend und doch verloren in dem riesigen Quader wider. »Die Steuerung dieser Worgun-Anlage hat die Maschinen in den Raum neben dem Raum versetzt!«

Völlig perplex schritten Shanton und Amy die nähere Umgebung ab, tasteten mit vorgestreckten Händen wie verirrte Blinde umher, als hofften sie, die Tetrapoden wären nur getarnt worden, sodass sie sie nun nicht mehr sehen konnten, sie aber noch da waren.

Doch die Hände der Raumfahrer griffen ins Leere.

Schließlich befahl Shanton seinen Begleitern, mucksmäuschenstill zu sein. Er horchte angestrengt. Aber in der Halle herrschte absolute Stille – von den Atemgeräuschen des in Rage geratenen Worgunmutanten einmal abgesehen. Nichts deutete darauf hin, dass diese Halle vor Kurzem noch mit klobigen Maschinen vollgestellt gewesen war.

»Es ist also wahr!« Shanton schüttelte fassungslos den Kopf. »Die Tetrapoden sind alle fort.«

»Nicht nur das, die Stele ist es ebenfalls. Jegliche Möglichkeit der Einflussnahme ist uns somit genommen!« Frustriert ließ sich Amy auf dem Boden nieder. »Das war es dann wohl mit unserer Rückfahrkarte in die Titicacasee-Höhle!«

Noch wollte Shanton sich nicht geschlagen geben. Lauthals verlangte er von der Steuervorrichtung, die Maschinen wieder erscheinen zu lassen.

»Spar dir den Atem, Chris«, sagte Doorn voller Sarkasmus. »Die Anlage ist für uns unerreichbar. Damit müssen wir uns abfinden.«

»Die Steuervorrichtung hat uns offenbar als nicht autorisiert eingestuft und die gesamte Anlage unserem Einfluss entzogen«, resümierte Amy niedergeschlagen. »Möglicherweise, weil wir nicht den verborgenen Zugang benutzten, um zu ihr zu gelangen – was immer das auch bedeuten mag.«

Mit ihren Worten spielte Amy auf eine Bemerkung der Gedankensteuerung der Titicacasee-Anlage an. Als sie vor wenigen Tagen mithilfe des Mutanten Christopher Nev den Raum neben dem Raum aufsuchten, in dem die grüne Technik verborgen war, hatte sich die Gedankensteuerung überraschenderweise kooperativ gezeigt. Grund dieses Gesinnungswandels war den Angaben der Steuerung zufolge der Umstand, dass die Besucher den »verborgenen Zugang« benutzt hatten. Was genau es mit diesem Zugang auf sich hatte, hatten die Freunde nicht herausfinden können. Doch sie vermuteten, dass Nevs parapsychisches Talent dabei eine zentrale Rolle spielte.

Doorn beschäftigte sich offenbar mit ähnlichen Gedanken wie Amy, denn er sagte: »Zu dumm, dass wir Christopher wieder zurück nach Xing geschickt haben, anstatt ihn zu bitten, uns bei der Erforschung der Anlage zu helfen. Wir könnten seine Fähigkeit, den Raum neben dem Raum aufzusuchen, jetzt gut gebrauchen.«

Shanton lachte unfroh auf. »Hätte, wäre, könnte!«, giftete er mürrisch. »Das hilft uns jetzt auch nicht weiter.«

Resigniert ließ Amy den Blick schweifen. »Wir können nur hoffen, dass es hier irgendwo einen Ausgang gibt, denn andernfalls werden wir in dieser öden Halle in absehbarer Zeit verdursten.«

»Die Höhle unter dem Titicacasee war hermetisch von der Außenwelt abgeriegelt«, erinnerte Doorn seine Freunde an einen unschönen Umstand. »Sie war für uns nur mithilfe eines Flash zu erreichen. Wenn es sich mit diesem Hohlraum hier ähnlich verhält, sieht es für uns schlecht aus. Dann sitzen wir nämlich in einem ausbruchssicheren Gefängnis fest.«

Shanton nickte ernst. »Wir sollten keine Zeit vertrödeln. Am besten, wir machen uns sofort auf die Suche nach einem Ausgang.«

Amy erhob sich schwerfällig. Sie fühlte sich frustriert und abgekämpft. Seit die Lichterscheinung über sie hereingebrochen war, befand sie sich im Zweiten System. Die erhöhte Wachsamkeit ihres Geistes zehrte an ihren Nerven. Trotzdem schaltete sie das Robothirn nicht ab. Sie musste leistungsstark und aufnahmefähig bleiben, um einen Ausweg aus dieser hoffnungslosen Lage zu finden.

Den Blick in die Ferne gerichtet drehte Amy sich um ihre eigene Achse. Konzentriert spähte sie zu den quadratischen Wänden hinüber. Trotz ihrer verbesserten Sehfähigkeit gelang es ihr nicht, Einzelheiten zu erkennen. Im grellen Licht der Halle sahen die Wände alle völlig identisch aus. Ob sie von einer Tür oder einem Durchlass durchbrochen wurden, vermochte der weibliche Cyborg aus dieser Entfernung nicht auszumachen.

Die Quaderdecke und der Hallenboden schienen aus demselben weißen Material zu bestehen wie die Wände; sie sahen vollkommen glatt und ebenmäßig aus.

»Kannst du irgendetwas Markantes ausmachen, Amy?«, erkundigte sich Shanton, der seine Augen mit der Hand beschattete und umherspähte. Besser sehen konnte er dadurch jedoch auch nicht. Für ihn sah es so aus, als verschwömmen die Wände zu einem undefinierbaren weißlichen Nebel.

Amy schüttelte den Kopf. »Diese Wände scheinen alle vollkommen gleich zu sein. Es gibt keinen Unterschied. Die vertrackten Lichtverhältnisse lassen es nicht zu, Einzelheiten zu erkennen. Das einzige, was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass wir uns nicht im Zentrum der Halle aufhalten.« Mit ausgestrecktem Arm deutete sie zu der am wenigsten weit entfernten Wand hinüber. »Ich fürchte, uns bleibt nichts anderes übrig, als an den Rand des Quaders zu gehen und nachzusehen, ob sich dort vielleicht ein Ausgang befindet.«

Shanton blies die Wangen auf. »Wie weit schätzt du die Entfernung bis zu dieser Wand?«

Amy zuckte mit den Schultern. »Das lässt sich schwer sagen. Einige Kilometer werden es aber wohl sein.«

Shanton seufzte schicksalsergeben. »Uns steht also ein langer Fußmarsch bevor«, stellte er nicht eben begeistert fest.

Mit einer fatalistischen Geste bedeutete Doorn seinen Freunden, ihm zu folgen, und setzte sich in die von Amy angegebene Richtung in Bewegung.

»Warte!«, rief Shanton. »Ich denke, wir bewegen uns in die falsche Richtung, wenn wir auf diese Wand zugehen.«

Doorn blieb stehen und drehte sich zu seinen Gefährten um. »Bekommst du jetzt etwa selbstquälerische Anwandlungen, Chris?«, erkundigte er sich spöttisch. »Anstatt zur nächstgelegenen Seite aufzubrechen, bevorzugst du es, eine längere Strecke zurückzulegen und zu einer weiter entfernten zu gehen? Da es keinen Hinweis darauf gibt, welche der Wände die vielversprechendere ist, ist es doch völlig unerheblich, welche wir als Ziel auswählen.«

»Das sehe ich allerdings anders«, entgegnete Shanton und strich sich dabei mit der Hand bedächtig über den Kinnbart. »In der Anlage unter dem Titicacasee befand sich das Eingabemodul, an dem wir herumexperimentiert haben, relativ weit von der Stelle entfernt, an der wir mit unseren Flash in die Höhle eingedrungen sind. Während der Kartografierung der Anlage stellten wir dann fest, dass die Höhlenwand, vor der unsere Flash parkten, deutlich weiter von der Stele entfernt lag als die übrigen Wände.«

»Und wenn schon!« Doorn warf Amy einen hilfesuchenden Blick zu, doch diese bedeutete dem Worgunmutanten mit einer Geste, Shanton ausreden zu lassen.

»Wir hatten uns der Höhle mit unseren Flash aus der Richtung genähert, die von dem ausgedehnten, zusammenhängenden Höhlen- und Gangsystem unter dem See vereinnahmt wurde«, fuhr der Ingenieur unbeirrt fort. »Jenseits der hermetisch abgeriegelten Höhle endete dieses System. Folglich flogen wir an der Seite in die Höhle hinein, an der sich ein Zugang zu dem unterirdischen System hätte befinden können.«

»Den es jedoch nicht gab«, warf Doorn ein.

»Wäre die abgeschottete Höhle an das System angeschlossen gewesen, hätte sich in diesem Bereich logischerweise aber ein Zugang befunden«, beharrte Shanton. Mit einer laxen Geste deutete er mit dem Daumen über seine Schulter zur gegenüberliegenden Wand hinüber. »Da der innere Aufbau der beiden, die grüne Technik beherbergenden Hohlräume anscheinend identisch ist, sollten wir also in diese Richtung gehen, wenn wir in die Nähe des sich hypothetisch daran anschließenden Höhlensystems gelangen wollen.«

Doorn kratzte sich mit schwer zu deutender Miene am Kinn. »Mal angenommen, du liegst mit deiner Vermutung richtig und die beiden Anlagen ähneln sich wirklich auf die von dir beschriebene Weise, wird es uns trotzdem wenig nützen, in die Nähe des zusammenhängenden Höhlensystems zu gelangen, denn es existiert keine Verbindung zwischen dieser Halle und den unterirdischen Hohlräumen. Oder glaubst du etwa, die beiden Einrichtungen würden sich in genau diesem Punkt voneinander unterscheiden, weil uns dies das Leben retten würde?«

Shanton deutete auf den Handnadelstrahler, der in einem Holster steckend an Doorns Hüfte hing. »Wenn es keine Verbindung gibt, schaffen wir mit Gewalt eben selbst eine.«

»Chris’ Ausführungen klingen vernünftig«, schaltete sich Amy in den Disput ein. »Seine Annahme ist der einzige Anhaltspunkt, über den wir verfügen. Es wäre leichtsinnig, ihn einfach in den Wind zu schlagen.«

Doorn nickte gleichmütig. »Von mir aus. Marschieren wir also auf die am weitesten entfernte Wand drauflos.«

Nebeneinanderher schreitend machten sich die drei Gefährten auf den Weg.

2.

Schwer atmend hielt Shanton im Schritt inne, stützte die Hände auf die Knie und stierte an seinen beiden vorausgehenden Begleitern vorbei nach vorn. »Mir kommt es so vor, als wären wir unserem Ziel noch keinen Schritt nähergekommen!«, rief er kurzatmig.

Amy und Doorn blieben stehen und drehten sich zu dem korpulenten Ingenieur um.

»Wir sind doch gerade mal gut eine Stunde unterwegs«, erklärte Amy.

Shanton richtete sich wieder auf. »Hast du denn nicht auch den Eindruck, dass wir nur auf der Stelle treten?«

Prüfend sah sich Amy um. »Der Eindruck trügt. Lass dich von den hiesigen optischen Gegebenheiten nicht narren, Chris. Das angepeilte Hallenende liegt etliche Kilometer entfernt vor uns, und da das Auge in dem riesigen, leeren Quader kaum Anhaltspunkte findet, kommt es dir so vor, als würden wir nicht vom Fleck kommen. Die seltsamen Lichtverhältnisse tragen ein Übriges dazu bei, diese Täuschung zu verstärken.«

Shanton wischte sich die Schweißperlen von der Stirn. »Ich verspüre unbändigen Durst«, gestand er. »Ich habe das Gefühl, innerlich auszutrocknen.« Unstet ließ er den Blick zwischen seinen Gefährten hin und her schweifen. »Seid ihr euch wirklich sicher, dass ihr nicht doch eine Wasserflasche oder Proviant bei euch habt?«

Doorn schüttelte mit bitterer Miene den Kopf. »Hätte ich geahnt, was uns bevorsteht, hätte ich mich mit einer ganzen Batterie Wasserflaschen ausgestattet, bevor wir uns daran machten, die Stele zu untersuchen. Stattdessen habe ich die Erfrischungen im Flash zurückgelassen.«