7,00 €
Prometheus - vom Göttervater Zeus zu schrecklichen Qualen verdammt, hält der Vordenker der Zivilisation noch auf dem Gipfel aller Schmerzen am Feuer der Erkenntnis fest und erkennt sein Schicksal. In neuer Freiheit begegnet er bald den Menschen, denen er mit dem von Hephaistos gestohlenen Schmiedefeuer die Aufklärung bringen wollte. Jedoch scheint in aller Aufklärung ein Sichwenden und Verneinen versteckt zu sein, das Prometheus gleich zur einen, gleich zur anderen Seite seines Gemüts hin bewegt. Diese dichterische Erzählung berichtet von einem uralten Mythos in zeitgenössischer Erörterung, ohne das Uralte aus Stil und Struktur zu verbannen. Wer behutsam liest, wird dem Schicksal der Menschheit und des Menschseins selbst in Erkenntnis näher kommen können.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 57
Veröffentlichungsjahr: 2023
Diesen Schrecken muß, dies Dunkel der Seele notwendig nicht der Sonnen Strahl, noch die hellen Geschosse des Tages schlagen entzwei, vielmehr Naturbetrachtung und Lehre. Ihr Beginn aber wird von da den Ausgang uns nehmen, daß kein Ding aus nichts entsteht auf göttliche Weise. Hält doch drum die Angst in Banden die Sterblichen alle, weil geschehen sie vieles am Himmel sehn und auf Erden, dessen Gründe sie nicht, auf keine Weise erkennen können und zurück darum führen auf göttliches Walten.
– Titus Lucretius Carus
Talon
Hymne auf Prometheus
Buch I: Prometheus
© 2023 Talon
Verlagslabel: Wovon
Druck und Distribution im Auftrag des Autors:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland
ISBN
Paperback
978-3-347-87427-5
Hardcover
978-3-347-87428-2
e-Book
978-3-347-87433-6
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.
Teil I: Prologos
,,Ich bin ja so einsam", schreibt er.
Die Not treibt ihn zur Feder.
,,Ich bin ja so…fremd", meint er.
Die Eltern lieben ihn keinen Meter.
,,Ich trage schlimme Wunden", sagt er.
Hebt die Achseln und beginnt zu wein'n.
,,Die Welt lässt mich allein –
Und auch die Götter:
Keinen Tropfen voller Trauer
Kann ich mir selbst abgewinnen
All das Leben ist versiegelt
O ihr Teufel, kommet nun!
Pickt von meiner Leber, die so ewig schmeckt;
Oder kostet von meinen Schmerzen – die gehen nicht weg.
Weil glorreich sprech' ich kühne Worte aus,
Die all den Geiern nicht gefallen.
Und gütig ist kein Herrscher oben –
Nur die Frauen unten kennen mein Herz.
Und so werde ich Tag und Nacht gepeinigt,
Da kein Herrscher mich für würdig hält.
Weil die nämlich alle nur die Ware messen,
Nie aber den schonenden, friedvollen Willen.
Und so sehen sie im Effekt ihre Herrschersüchte bedroht,
Wo eben meine infiltrierenden Weisheiten allen die Dummheit rauben.
Ich gehe nicht davon, noch warte ich gemartert weiter, hier.
Die Sinne will ich kreuzen mit dem, an was ich Erinnerung hab'.
Brachte ich euch nicht Feuer und Flammen dar,
Sodass auch in finstersten Höhlen ihr Leben würdet sehen können?
So tat ich, schickte in der Botschaft an euch Herz und Vernunft – Damit ihr innen wie außen die Dinge würdet erkennen können.
So bleibt es euch nur übrig, selbst die Seele zu erfühlen;
Den Gedanken an das Sein in Friede aufzulösen…
Ihr aber poltertet und weintet schrecklich über alles Übel,
Und ihr ließt die Finsternis wieder Oberhand gewinnen –
Da im Herzen euch nicht der Sommer wohnte.
Mutter, für dich bin ich zu gütig.
Du, Vater, kannst mir nichts geben.
Also muss ich von euch scheiden…
Wie nur die Gründe das Sein voneinander verschieden machen, Habe ich gute Gründe, meinen Tod woanders zu vollbringen.
So also kam ich aus den einer Festung gleichenden Wolken,
Und ich ließ euch, – das mich im Stich lassende – Göttergeschlecht, zurück.
Ihr ward nämlich nie gütig geworden, immerzu nur Liebe vortäuschend.
So hänge ich – der, der ich von gefestigter Güte bin –
Am eisernen Pfahle des mich verstoßenden Göttergeschlechts
Und es ist edler, hier die vielen verstreichenden Tage lang zu hängen,
Anstatt nur einen weiteren verlogenen Aufgang der Sonne an eurer Seite zu erleben.
Einsam fristet der Mensch seine Weisheit.
Ich, Prometheus, will denen unten Selbsterkenntnis schenken."
So kam Prometheus noch nicht zur Einsicht ganz,
Dass der Bruder dem Bruder die größten Übel zuzufügen vermag.
Und er hing, wie ein Sklave, in der Seele noch diesem geliebten nach,
Und verspürte abgründige Bitterkeit über den Verrat seines halben Bruders.
Wohl wahr, nicht ganz von gleichem Blute waren beide abgestammt.
Sondern von verschiedenen Vätern.
Und also ist somit deutlich, warum Prometheus' Bruder diesen nicht begriff.
Des nachts, wenn die Götter oben im Himmel schliefen,
Verspürte Prometheus die Furcht aller Sterblichen:
Die Beendigung seiner Existenz, bevor sein Leben würde abgeschlossen sein.
Schutz- und hilflos fürchtete er den ungütigen Groll seines Halbbruders.
Bei flackerndem Fackellicht sieht Prometheus nachts überall die Schatten.
Hoch oben auf einem einsamen Felsen an den eisernen Pfahl verkettet –
Prometheus zittert und fragt in die Nacht:
„Bruder, bist du es? Bist du nun gekommen, um mich zu beenden?
Jetzt schon, obwohl der Welt doch so vieles noch zu sagen wäre?
Darf ich nicht mehr träumen von ehrlicher Liebe und gesundem Leben?
Musst du alles, was ich werden will, hier und nun vernichten?
Ich sage dir doch: alles kommt ja, wie es für das Größte nötig ist.
Und o, werde ich dies überleben, werde ich mein Leid in ein frohes Lied feuern!"
Und Prometheus hatte recht, als er seinen Halbbruder im Schatten vermutet hatte,
Und es ist auch dies wahr:
Jede dunkle Gegenwart kann sich noch zum Licht hinwenden:
Jeder letzte Rest Leben wäre gern ein großer Haufen.
Prometheus aber, erlitt nun den Stich.
Der Hasserfüllte spurtete zurück in die Schatten.
Sein Gesicht blieb unerkannt, doch der Dolch steckte in der Leber.
Das schwarze Blut quoll aus dem Leidenden.
Finster wie dieses Schwarz wurde sein Blick,
Dann seine Sicht.
Nach und nach verließ er die Welt.
Und er kehrte ein in die schmerzerfüllte Stille seines Herzens.
Unselig sind die, die in Schmerzen der Seele leiden,
Nie aber den Quell des Schmerzes ausmachen.
Unselig noch sind jene, welchen das Licht, die Quelle klar zu erkennen, gegeben ist,
Die aber in gottverdammter Ohnmacht noch verzweifelter leiden.
Jedoch – den Letzteren ist die Erlösung in einem von Licht aufgeklärten Pfad gegeben.
Die Erstgenannten hingegen werden alles Leben nur im Wahn, jede Güte nur in Irrsinn erleben können.
Wohl also sind jene weise zu nennen, deren Schatten sich im Lichte von Wahrheit auflösen,
Und so aber nie im Antlitz wahrhaftiger Selbsterkenntnis zurückschrecken vor dem Erblickten.
Der Groll ist, was die Freiheit ist –
Volle Einsicht in das Schicksal,
Verleumdung gegen das heuchlerische Gesindel.
Heuchelei in erhabener Sphäre –
Das Spiel der Bühnenkunst endet im Leben nicht,
Wo alles Scherz und wieder nicht Scherz werden kann.
Tod: Belächeln des Leidens.
Wer schützt die Freundlichkeit des Herzens vor dessen Untiefen?
Nicht verdiente Prometheus den Hass seiner einst geliebten Familie
durch eigene Taten.
Doch der gewaltige Berg, auf welchem er an eisernem Pfahle hing,
Gewahrte, die zerfließendsten Funken der Hölle aufwärts strömen zu lassen.
Und so war Prometheus' Halbbruder auf der Flucht vor vulkanischen Feuern zu ihm gedrungen.
Also weil die Schatten an des Berges Fuße schwanden,
Halbe Brüder jedoch letztlich nur aus Schatten gemacht sind.
Was geschieht mit den zerbrochenen Seelen?
Sie erstehen erneut.
Gib giftige Gase hinzu und einen letzten Funken von Sinnlichkeit–
Schon kriechen die Zerbrochenen aus ihren Malen des Versagens;
Schon sind sie der Vergangenheit überdrüssig und verlangen nach Lust.
Wer zeigt denen das Licht, wenn jener eine Pfad ein zu erkennender ist?
Aus Schande kann also doch nur erstehen, was sich selbst findet.
Einer Suche ist im Beginnen der Erfolg begründet.