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Die Janusschrift E-Book

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Beschreibung

Ein schroffer philosophischer Aufsatz, der im Zeichen der Janusköpfigkeit steht.

Das E-Book Die Janusschrift wird angeboten von tredition und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Politikkritik,Wissenschaftskritik,Sozialkritik,Gesellschaftskritik,Arthur Schopenhauer,Kritische Theorie,Frankfurter Schule,Existenzphilosophie

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Seitenzahl: 239

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Vorwarnung

Diese ist eine spartanische Schrift. Sie nimmt keine Rücksichten, nur den harten Weg schnurstracks geradevor. Wer sich daran stört wird sich in das letzte Drittel der Schrift zurückzuziehen beabsichtigen, welches mit größerer Sanftheit geschrieben, oder gar nicht erst mit dem Ganzen und seinem unumstößlichen gesellschaftspolitischen Ernst zu tun haben wollen. So oder so tut die Janusschrift ihren Zweck – sie trennt das gemeine, unphilosophische und der Philosophie gemeinhin feindliche Gesindel von jenen, die tatsächlich im Namen der Freiheit Wahrheit wollen, und im Namen der Wahrheit Freiheit zu entdecken beabsichtigen. Gemein sind auch die letzteren, denn sie beabsichtigen die Formierung einer wahrhaftig gemeinschaftlichen Gemeinschaft, einer durch und durch demokratischen Gesellschaft. Aufklärung ist ihr erster Stoß, selbst richtig zu leben ist der zweite. Man wird feststellen, dass nach dieser Schrift ich mich der Ergründung fundamentaler ethischer Tugend und wahrhaftiger Moraltheorie gewidmet habe, und überdies wird man feststellen, dass die Janusschrift nichts weniger darstellt als ein Bruch mit mir selbst, ein Bruch mit der Tradition der ich einst ausschließlich folgte. Eine Tradition aber, der ich genügend Wahrheit abgewinnen kann, um sie dennoch guten Gewissens in schärfster Polemik hier für die überwiegende Dauer der Schrift vortragen zu können. Der Bruch erfolgte hin zur Subjektivität, hin zur Erkenntnis in der Kunst, zur Lebensqualität durch Ästhetik, welche da nicht wenigen Einfluss, sondern sogar den größten auf die Konzeptionen und Erkenntnisse zur Moraltheorie meinerseits haben. Man lese diese Schrift als einen rügenden Lehrer, welcher immerzu auf die Finger haut, und dabei ebenso veraltet wie weise ist – denn er muss einmal hier mit intellektuellem Schmerz sich ausgelebt haben, bevor er ein besserer, weiserer Lehrer werden konnte.

Talon, der erste Juli 2022 Stuttgart

entstanden Januar – Juni 2022

Talon

Die Janusschrift

© 2022 Talon

Vertragslabel: Wovon

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland

ISBN

 

Paperback

978-3-347-83917-5

Hardcover

978-3-347-83918-2

e-Book

978-3-347-83919-9

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

Vorwort

Nun, habe ich mich doch selbst der Windbeutelei zu bezichtigen, gilt es nimmermehr etwas anderes mehr anzuerkennen als dies: der Schopenhauer wandelte mich. Er drang in mich ein als ein großer Geist der Geschichte, wütet einmal mit all seiner Klarheit, der Ergötzlichkeit literarischer Perfektion, mit dem Feingefühl eines Romanciers, und kehrte wieder aus in die große Welt, in den Wille der Sache selbst, zurück. Er drang ein als das, was den philosophischen Meister auszeichnet: Exzellenz. Und wer wäre ich, dem großen Meister nicht seine tadellosen, makellosen Erkenntnisse ehrerbietig zuzugestehen, und selbst meinen Wert daran zu gewinnen? Ein Narr wäre ich – es stünde gänzlich außer Frage! Nun mag mir doch auch einer sagen, es brächte ihn zum Schmunzeln, weil doch der vorliegende Autor selbst vom Koitus rede. Gewiss aber täuscht sich der, der nicht einmal über seine eigene Scherzhaftigkeit hinwegsehen kann, um den Ernst der Sache überhaupt zu begreifen – denn, ganz richtig, an solchem Scherze ist übermäßige Wahrheit! Der philosophischen Transzendenz haftet Sexualität an, unverkennbare Erotik, die die Seele und den Geist aus der Trübheit zu erretten vermag. Und da ist es also der Reflexionsmythos selbst, der Textblock eines Werkes, der die innerste seelische Empfindung zu ganz neuer Kreativität anzustiften vermag. Und Inspirieren will mir dies nicht heißen, Befruchtung in jeglicher Hinsicht aber ist es – ein größerer Mann bin ich nun, von aufrechterem Gang, von deutlicherer Entschiedenheit und harscherem Gedanke. Aber – ich möchte nicht blenden – es ist die Feinfühligkeit der Seele von der erst die Wahrheit gewinnt. Die Philosophie ist der Literatur längst unterlegen, und die Leserin will auf den kommenden Seiten entdecken, wie zunächst der philosophische Jüngling aufrührerisches Revoluzertum in Sachen der Philosophie, dann demütige Erbarmung vorm Denkriesen Schopenhauer beweist. Es ist ein Werk, das in zwei Hälften geteilt ist, ohne dass je Anspruch auf Ordnung bestand. Es ist ein Konglomerat, ein Sammelsurium, eine wahllose Reflexionsmasse, der die eine vielleicht eine gütige, befruchtende Reflexion abzugewinnen vermag, der andere aber vielleicht enttäuscht, erbittert und misstrauisch keine Lorbeeren je zu erbringen beabsichtigen wird. Ich erachte dieses Werk für äußerst gering, geradezu erbärmlich. Es wird die letzte ihrer Art sein, gleichermaßen als ein Abschluss für die nunmehr größere Schaffenskraft gelten. Ich kehre mich daher nicht ab von dieser Schrift, und ich meine sie auch nicht als etwas Geringeres als sie tatsächlich ist – für die allermeisten hat sie, ganz im Gegenteil als eine großartige Sache zu gelten, als ein beförderndes Vehikel moderner Schamlosigkeit. Für mich aber gilt das vorherige Werk, sobald es fertiggestellt, oftmals bereits als das Geringste, was auf meiner dann gegenwärtigen Stufe theoretischer Befähigung für möglich erachtet zu werden hat. Das heißt: Ich bin eben nun ein deutlich weiserer als zum Beginn der Schrift, und als ein solcher komme ich nicht umhin, als in Teilen bereits Formulierungsweisen und Satzstrukturen für dilettantisch zu erachten, wo ich eigentlich den Begriff des Dilettanten gar nicht grundlegend abwertig zu behandeln meine, aber als ein Dilettant hier war ich dann doch durchaus – ich erhebe Anspruch auf eigens kritische Retrospektivität – im pejorativsten Sinne einer; und, freilich, muss es mir ja geradewegs zustehen, mir eines überzubraten, wo es der gewissenhafte Reflexionskünstler für richtig und ehrlich erachtet. Also täusche man sich nicht: Überarbeitung fand durchaus statt, hernach eben der Text vervollständigt war – doch Überarbeitung selbst ist ein trostloses Öfelchen, ein kleiner Glimmer im Kohleversteck, der nicht zu entfachen vermag, wo doch der nun erbrachte, überarbeitende Luftstoß von außen, nimmermehr tief genug ins eigentliche Versteck selbst hineinzudringen vermag. Es ist zu viel bereits verbaut, und es sieht nicht einmal mehr der Autor selbst mit aller Klarheit deutlicher hinein, als er es zu beginn mit dem nun neueren Erkenntnisstand getan hätte. Darum bleibt ja ohnehin nichts anderes übrig, als das Schaffen der eigenen Vita für die Notwendigkeit biographischer Existenzialität zu erachten, aus der nichts anderes hätte hervorgehen dürfen, als eben jene junglichen Fehler, die nun erbracht wurden. Neueste Erkenntnis ist nicht etwa größere Wahrheit im Detail, wohl aber vollkommenere Stilsicherheit, Orientierung am Gefühl, mehr als an der spröden trockenen, rückwärtsgewandten Wissenschaftlichkeit, der ja doch oftmalig kaum mehr anzuheften vermag, als bloß irgendein trüber Gestaltensaft, eine sich beliebig verformende, dennoch gebundene, und darum eben heuchlerisch sophistische Substanz. Die Wahrheit, welche der zeitgenössischen Mode von Wissenschaftlichkeit ganz abträglich zu werden drohen kann, hat gar nichts mit der bloßen Faktizität zu tun, rührt gar nicht aus der bloßen Erkenntnis her. Bloß aber die reine, wahre, eindeutige Erkenntnis im Unendlichen ist der Zeitgenosse des wahrhaftigen Ausdrucks, und so muss der von vielen bedrängte Philosoph seine unbekümmerte, unverrückbare Erkenntnis im Gefühl, der Zärtlichkeit der Seele suchen, nimmermehr im sich überhöhenden Dogma der kontemporären Wahnsinnigen – seien es da nämlich die Götzen der Christen, Moslems, usw. oder seien es sonstwie geartete Ersatzreligionen, die gar nichts über die Wahrheit erzählen würden, kämen sie nicht ohnehin schon aus der Wahrheit. Religionen aber sind seit Jahrtausenden mehr Wirklichkeit geworden, als ihnen der eine, richtungsgebende Philosoph spiritueller Führer, Vereiner aller friedliebenden Wesen hätte sein können. Man erbaute Heere, Reiche, Rüstungen, Festungen – man vergrub sich gleich noch im Sand der trockenen Wüste, im Äther der eigenen gierigen Bosheit, und ermordete, erschlug zugleich den anderen Wolf, den diametralen Räuber. Gleichermaßen also erdachte ein jeder sich als willkürlicher Held der Gesamtheit, als Erretter aus dem Wahnsinn, und ertränkte somit die Reinheit von Idealität in völkischer Ideologie, in kolonialistischer Eroberung. Ich gedenke es von hier an kürzer zu machen: Eine Philosophin kann bloß reif sein, wenn sie überhaupt nach der Reife fragt; sich überhaupt fürs Geschehende interessiert; sich gar auf jeden Fall nach der Sache, dem Wahren juckt. Kann sie sich nicht, frei der Irrtümer und Unsinnigkeiten, zur ehrlichen Reflexion hingeben, erscheint ihr ja doch freilich auch nichts mehr als wahrhaftig gegeben, und der Irrweg ist erneut offen für die Tödlichkeiten und Teufel der Idiotien. Nur ein alles vereinender philosophischer Gedanke muss sich ergeben lassen, in der Ausrechnung der seelischen Reflexion überhaupt. Und wenn er nicht zustandekommt, dann ist der Mensch wohl noch gar nicht würdig genug, als dass er sich der überaus höherrangigen Aufgabe so allzu arrogant annehmen könnte. Es trennt mich diese Erkenntnis von den allerlei großmäuligen Dummschwätzern, die sich ganz unverhohlen und mit kindischer Selbstbeweihräucherung Philosophen nennen – denn ich buhle um keiner Liebe willen nach mehr als nach der Wahrheit, und der Liebe, die aus der Wahrheit rührt. Nichts als das, alles andere ist Unsinn, Irrtum. Wer nicht zu lieben fähig ist, der soll verschwinden, sich auflösen. Denn wenn er nicht einmal zu lieben probieren kann, wird er sich selbst wie ein ewiger Parasit vorkommen. Sein Verschwinden wird er also selbst höchstwahrscheinlich schon bezweckt haben: er versteckt sich vor der Argwohn seiner eigenen Augen. Der andere versucht den Mord an sich, scheitert aber, weil er das Wesen seiner selbst dabei schon verirrt vorfinden muss. Es gibt keine Gewalt gegen sich selbst, die der Gewalt gegen Außen entspräche. Jedes Schlagen und Stechen gegen sich selbst ist die Entehrung der Selbstabgeschlossenheit, die erhebliche Schändigung innerer Tempel. Man läutere sich durch den Versuch zur Liebe. Es mögen die Freunde versuchen, zu läutern. Die Gesellschaft soll läutern, alle sollen einander zur Liebe bereitstehen versuchen. Der aufrichtige Mensch braucht zur Veränderung der Welt aber nicht mehr, als eine handvoll weniger Freunde, die von seelischer Feinfühligkeit sind, und eine permanente Konfrontation mit der ungeahnten Reichhaltigkeit der Menschen. Gütig ist der Wille dieser Welt in den lernenden Individuen, in den erstrebenden, aufklärenden Herzen. Ihre Reinheit ist die Jugend selbst, und nirgends wird so sehr das Herz und dessen Wärme deutlich als in der Liebe der Gleichgesinnten zueinander. Ich schließe, man rüste sich zur Gelassenheit und verdenke es mir, dass ich nicht schon ein anderer war, als ich einst begonnen.

Talon, der dreiundzwanzigste Mai 2022 Stuttgart

Janusschrift

Denken, das sich festhält, ohne sich weiterzuknüpfen, verrückt sich. Dass es, mit aller Gewalt, der Aktualität seiner Essenz nach, passivisch ist, macht es des Überholtseins schuldig. Solches Denken nennt sich Philosophie, die sich für ihre Anmaßungen selbst ausschimpft – das ist auch die andauernde Ermahnung der Fachschaft an sich selbst, nicht den Faden des Wesentlichen zu verlieren.

Die Formalisierungen des Diskurses helfen nicht über die Eingeschränktheit der Subjekte hinaus. Indem sie nicht sie selbst sind, sondern Angekettete intellektueller Apparaturen, die sich noch bei allem Pazifismus der Resemblanz zu militärischen think-tanks nicht entziehen können, sind sie so schuldig wie die Probleme, die sie in Mühseligkeit nacheinander abzuarbeiten beabsichtigen. Das Philosophische ist darin wissenschaftlich geworden, dass es nicht sich erlauben will, dem Rest fremd zu werden, weil seine eigene Geisteskraft noch alle Müßigdenkenden abhinge – nein, es erlaubt sich nicht Idiosynkrasie, indem es schon der akademischen Schulung nach zum Verstand der Prüfenden kommensurabel zu sein hat. Freilich kann also Denken nicht sublimiert werden, weil es an negative psychologische Bedingungen gebunden ist. Das Philosophische misst seine eigene Gewalt, das Gewöhnliche, um der Wahrheit willen, als Form von Inferenz abzulehnen, weil es sonst der Ausgestoßenheit im gleichen Moment sich zuneigen müsste. Dass Denken anders zu sein hat, ja dass es von der Idiosynkrasie geistiger Impulse und geschulter Muster abhängig ist, das ist jene Essenz, an welcher es den bloß Hörigen, unmündigen Wissenschaffenden mangelt; es erzählt ihnen niemand, wie es geht, nicht nur zu hören, sondern auch zu begreifen. Einzig die Erzählung verbleibt in ihren Ohren, sodass die Lernenden allsamt unbegreifende Hörigkeit als Verlängerung ihres Körpers durch die Welt tragen – darum ist Ideologie Technologie. Jener blinde Aktionismus, den man einmal bloß in Studentenbewegungen und resultierenden Revolten gesehen hat, zeichnet sich freilich längst in den demokratischen Formen unseres Daseins ab, das seine bürgerliche Unvollkommenheit versucht, in der Wissenschaft reinzuwaschen, die aber ursprünglich nichts mit der Herrschaftsform des Volkes zu tun hat, sondern bloß mit der Sache selbst. Die Sache an sich ist, wenn theoretisch begriffen, das praktische Instrument von solchem Dasein, das sich von den Zwängen der Natur emanzipieren möchte. Wissen als Technologie erfährt darin wesentlich solche Instrumentalisierung, die noch in der Sophisterei von Politik sogar denen völlig offensichtlich ist, denen der Begriff von Sophisterei zunächst gar nichts sagt. Die Wissenschaft als Technologie hat den Wesenszug von Ideologie, den sie im Gebrauch unmittelbar missbrauchbar macht, aufdass nämlich sie selbst, die Wissenschaft, missbrauchbar werde. Ihre Form ist ideal, und die Tendenz der affizierten, unreinen Vernunft ist es, solche Idealität ideologisch zu machen, sie instrumentalisiert auszunutzen. Das zeigen uns die großen, tyrannischen Demagogen und das hörige, unterdrückte Volk. So grausam und falsch die Führer sind, so eingelullt und schwach machen sich die Bevölkerungen selbst. Ihre Aufgeklärtheit besteht nicht im Reich der autoritären und autokratischen Vernunft – das Reich jener Vernunft, die nicht frei von Unvernünftigkeit ist, weil sie sich selbst überhöht und zum Absoluten stilisiert. Den Ursprung dafür meint man in der Disparität zwischen Vernünftigkeit und Triebigkeit zu finden – dass wir biologisch auf uns selbst basieren, muss uns nicht unbedingt davon abhalten, einen subtilen aber wahnsinnigen Gottkomplex zu entwickeln, der sich daran festhält, dass das Menschsein mehr als Tiersein bedeute – freilich, o wir armen trübseligen Menschen, welchen uns doch gar nie mehr als bloß die argwöhnische Dummheit unserer Vorfahren verliehen ist. Dass die Vernunft versucht, die eigene innere Natur zu unterwerfen, ja sie gewissermaßen zu zwingen versucht, ist Rekurrenz auf dieselbe. Indem der Gedanke lustvoll ist, macht der den Geist wiederum unfrei. Und dass sich der Wahnsinn an biologische Positivität bindet, ist noch alles Fundament von Faschismus, dem die ideologische gesellschaftliche, und damit soziologische Abgeschlossenheit, ganz essenzielle Befriedigung ist.

„The Nazis manipulated the suppressed desire of the German people."1 Nicht nur dies aber, sondern damit integrierten sie Manipulation selbst in völkische Ideologie, dass das menschliche Wesen also an sein eigenes paradoxes Verhältnis zu sich gebunden sei; der völkische Trottel ist ein ganz ausgezeichneter Narr, denn er eifert und treibt sich um, damit in aller Besinnungslosigkeit endlich freilich das dümmliche, Dünkelwissen vom eigenen, zu erbringenden Geständnis, aufgehoben werde. Die psychologische Unbewusstheit hat die Menschen unter die Fittiche von kühnen Männern gezwungen, die bereit waren, alle ihnen zur Verfügung stehenden Mächte zum Wahnsinn aufzubrauchen. Das hat unerbarmungsvolles Todesschlachten mit sich gebracht, Greuel unvergleichlicher Perversion, geschichtliche Quellen zeitgenössicher, durchaus zur Gerechtigkeit strebender Wut.

Hielte Denken sich seine Unbeugsamkeit offen, wäre es seiner eigenen inneren Striktheit nicht a priori abgeneigt, bloß weil da die Blicke von außen den mächtigen Schein, als nichts anderes als bloß ,autoritär', zu necken meinen wollen. Der autoritäre Schein kann den freien Individuen inne sein – der tatsächliche Autoritarismus dagegen ist vom Schrecken der Ungerechtigkeit gezeichnet. Der Wille vom Demokratischen verschärft sich an den Befreiungsfronten gegen das Militante und Unterdrückerische zum Missverständnis über das Natürliche in der Falschen Welt: In der Falschen Welt sind die Menschen nicht gleich, und sie scheinen Krieg führen zu müssen, um Krieg zu beenden; die Vermeidung von Krieg gibt es nicht, solange nicht demokratische Vernunft und Liebe herrschen, sondern Unbewusstheit und die Kleinlichkeit der Unbewussten.

Die Ungleichen tauchen zudem nicht mit selbem Maß an Selbstbegriffenheit in sich ein, noch wäre es eine blanke Lüge, zu sagen, die realistische Betrachtung würde zu erkennen geben, dass alle dieselbe Zeit hätten, um zu denken, um sich und das Dasein, was geführt wird, tatsächlich und unverfälscht zu erkennen. Die Menschen verlieren ihre Zeit im Getriebe der verwalteten Welt; im Verhängnis, dass immer vieles zugleich ist, aber in dem man dann mit leerem Kopf zurückbleibt, stellt einen der Entzug vom Trubel vor den Wahnsinn einer a-materiell augenscheinlichen Leere – selbst dass noch vieles ist, wird dem an Überfluss gewohnten Leben zu wenig, nachdem es sich der Vernunft wegen zu reduzieren gewagt hat. Könnte Leben von dort kraft der Barmherzigkeit seines spontanen Metaphysischen in raffinierte Existenz einkehren, wäre die Zukunft von Leben richtung Wahrheit erneut gerettet. Bloß, dass das archaische Metaphysische außerhalb aller aufgeklärten Anthropologie gedacht wird, und freilich weitestens auch muss, ist der ideologische Schleier, zu dessen Aufhebung kritische Theorie auf heiße Spuren kommen konnte, aber gegen den sie bislang noch nicht den endgültigen und vollkommenen Sieg in die Moderne zu tragen wusste.

Denker wie Adorno wussten schamlos vom Metaphysischen, evozierten es noch aller Mäßigung nach in Form von ultimativer Präzision von Idealität im Negativen – Kritik durch Dialektisches ist die Denkung von Göttlichkeit im Ganzen, so atheistisch die verstockten Wissenschaften auch sein wollen. Das Göttliche hat im Dasein der Menschen, von Schöpfungsvätern wie Platon weitergegeben, nur eine einzige erkennbare Form: die Wahrheit. Das Gebrauchen der Idee vom Wahrhaftigen hat schon das Theologische à la mode de petitio principii inne, meinen die einen; die anderen werden antworten, dass die theologische Schlusskraft daran von absoluter Ideologielosigkeit sei, und damit die undogmatische Dogmatik, die rein aus dem Denken von freiem Geist wird, und keiner Religion bedürfe. Die letzteren hätten Recht, müssten sie ihre Denkakte nicht selbst wieder als verwandt zum Wesen von Ideologie erkennen. Alles Theologische ist Buhlen um die Gunst tyrannischer Göttlichkeit, weil es sonst einfach vernunftgemäßes Denken und nicht Denken auf Göttlichkeit wäre. Theologie hat dahingehend abduziert zu werden, weil sie nicht sich an Philosophie messen kann – weder als Gleichgesonnenes, noch als Gleichwertiges. Die Philosophie hat das Primat der Vernunft inne, und das auch nur, weil sie selbst aus der reinen Vernunft entsteht, und nicht diese aus der Philosophie. Der einzige Gott ist das Ganze, das nicht mehr darauf beharren will, bloß männlich und trotzdem unmenschlich zu sein. Die reale Kosmologie lebt vom Erschaffenen wie das Erschaffene vom Raum lebt, in dem es Platz findet. Von was genau erschaffen wird scheint bislang bloß an die Naturwissenschaften gestellt eine legitime Frage zu sein, wo sich doch die Anthropologien und ihre Idiosynkrasien wie Religionen auch nur aus dem Faktum materieller Existenz zu ergeben scheinen. Was ist in uns? Woher stammt Potential im Materialisiert-Sein? Wäre das Material nicht vom Universum begeistert, hätte alle Seele des Lebendigen keine Macht, sich in Harmonie mit kritischer Vernunft zu versöhnen, sie zumindest als durch Gefühle herausgefordert bloßzustellen. Ja, der Begriff der Begeisterung ist ausdrücklich bewusst gewählt, weil er den transzendenten Sinn von Lebensfreude innezuhaben scheint. In diesem Sinne hat das Leben sein Potential zum Glück in mentaler Stimulation. Die mentale Stimulation aber drückt aus: 1) Das, was stimuliert wird, sei, was wir als Bewusstsein konzipieren, also Geist 2) dahingegen aber hat der sogenannte Geist seine biologische Grundlage, sozusagen Sinneswahrnehmung, die Reize in das Bewusstsein transportiert, oder welche schlicht als Teil von Bewusstsein zu begreifen wären, und 3) das Konzept Lebensfreude ist Impetus zur Sache des Ganzen, während das Ganze den Impetus konstituiert. Geist und Materie sind hier unweigerlich ineinander verwoben, sodass nicht nur ein analytischer Dualismus falsch sein muss, sondern auch jegliche normative Beurteilung beider Aspekte für sich genommen – weil sie analytisch eben nicht voneinander zu trennende Aspekte sind, sondern einen einheitlichen Aspekt darstellen, das Ganze. Das kann auch verdeutlichen, wieso die Philosophie als Lebensratgebung lange Zeit scheinbar in solche Ferne zum wissenschaftlichen Denken gerückt ist. Man konnte sich das Anthropologische nicht mehr als Einheit denken, die aus der Einheit des Universalen, Kosmischen stammt – das Ganze wurde aus der kritischen Reflexion auf sich selbst verdrängt, und in wissenschaftliche Fachrichtungen, Psycho-Paralogismen und beschnittenes, reduziertes Einheitsdenken zersplittert. Das alles sind nicht nur die immernoch präsenten sogennanten Lifestyle-Phänomene, wie etwa Astrologie oder Kartenlesen, oder etliche hundsgemein unwahre esoterische Praktiken. Sondern diese Verfremdung der Vernunft fand freilich auch schon stets dort statt, wo der wissenschaftliche Fortschritt um jeden Preis das Neue glorifizieren und anbeten wollte. Immerzu hat man den Tellerrand geduldet, solange man von dem, was auf dem Teller lag, eine Weile satt wurde. Das bedeutet nicht nur die Hemmung von Vernunft in sozialen demokratischen – viel zu oft ausbleibenden – Prozessen, sondern auch die Fortschrittsmüdigkeit der Wissenschaften selbst, wo doch ihre Subjekte auch nur Bürger und Bürgerinnen der zu emanzipierenden Welt sind. Der soziologische Schatten liegt da freilich auf allen, nicht nur auf denen, von denen man annimmt, dass sie der Bildung sozusagen am fernsten seien. Und weitergehend hat der momentane wissenschaftliche Geist sicherlich einzeln in den Fachrichtungen analyisiert zu werden, um festzustellen, wie stark die Motivationen zum etwaig als Fortschritt perzipierten Treiben sind. Zu attestierende Verschiedenheit an Motivation hat freilich dazu anzuleiten, Ursprünge zu suchen, so sicher wie man wohl Soziologisches schwer verantwortlich für solchen Sachbestand machen muss. Die soziologische Dimension der anthropogen mangelhaften Verbundenheit von Analyse und Empirie; Theorie und Praxis; Geistes- und Naturwissenschaften, hat darüber hinaus zu bedeuten, wie fundamental kritisch die gesellschaftlich demokratische Struktur im Wissenschaffen beleuchtet werden muss, ohne dass die Wissenschaft als Instititution mit undemokratischem Objekt infragezustellen sei. Sozusagen hat Suchen und Streben nach Wahrheit in seiner demokratischen Konstitution, ja in seinen soziologischen und damit politischen Konditionen untersucht zu werden, ohne dass dadurch irgend das Ziel der Wissenschaften relativiert wäre. Welches eigentliche Ziel der Wissenschaft inne ist, das ist nur das Wissen, mit dem sie selbst zu tun hat. Die Menschen, als Subjekte zu objektifizierbaren Technologien, haben die Verantwortung, das Objektive auch zu objektivieren; das heißt, dass Wissen weise ge-, und nicht missbraucht werden dürfe, niemals einer Barbarei des Sach- und Haltlosen zur Waffe anfallen dürfe. Solche demokratische Fundierung drückt aus, wohin die Wissenschaft als die scheinbar abstrakte Dimension von Gesellschaft, ja von Zivilisation schlechthin führt. Sie ist nur die Bereicherung durch Fähigkeit an der Wirklichkeit; Fähigkeit rührt daher, ob das Gedachte wahr ist, und zu erfolgreicher, – das heißt im Sinne der wünschbaren Ziele – effektiver Praxis anleitet. Die fähigen Individuen der fortgeschrittenen, aufgeklärten, emanzipierenden Zivilisation sind kritische Akteure, weil ihr Denken schon die Fehlerhaftigkeit undemokratischer und schlicht unwahrer Umstände durchdringt. Das macht sie dazu fähig, Begeisterung als Modus von Existenz auszuleben. Das Richtige ist in diesem Sinne immer positive Inspiration. Gleichermaßen ist der Geist weniger als die Seele.

Dass Theologie sich in einzelnen, vom theologischen Urkern abgetrennten Elementen im Denken einfindet, hat nicht den Skeptizismus an Kritizismus zu wecken. So augenscheinlich nämlich das Denken von Göttlichkeit gefährliche Dogmatik, historisch belastet, mit sich bringt, mobilisiert, so sehr ist es fern vom Schlag der sektiererisch sich aneinanderlehnenden Agitatoren und Verschwörer, denen im Konspirieren mit sich selbst nichts außer Unfug in die schmutzigen Hände gelangt. Das macht aber deutlich, wie falsch Religion im wesentlich sein kann. Sofern sie politisch objektifizierbar ist, bleibt sie bis auf die Knochen profan und menschlich, egal wie absurd das Göttliche darin auch dogmatisch aufrechtzuerhalten versucht wird. Freilich beugt sich die Irrationalität selten vor solchem Argument, weil sie immer sich auf Ja, aber beruft, sobald man etwas gegen das einwendet, was von Gläubigen als das Vollkommene wunsch-gedacht wird. Das Göttliche hat dahingehend im Wissenschaftlichen wesentlich nichts Theologisches mehr an sich, das die Vernunft infizieren könnte. Die Theologie ist in der philosophischen Vernunft erst sublimiert, von ihrer Crux aufgehoben, und zur rationalen Primitivität hin überholt, sodass dann kritischem Gedanken und kritischer Tat kein metaphysisches Ad Hoc mehr im Wege stünde.

So rein wie die Denkenden sein müssen, um überhaupt die Wahrheit mit erforderlichem Mut denken zu können, so unbelastet ist das Unideologische Göttliche in seinem wesentlichen Kern, weil es nichts als die Komplexartigkeit ewiger Weisheiten inhäriert. Das intellektuelle Schweben zwischen Gleichnissen, das uralten Traditionen nach Denkern wie Kung Fu Tse2 als die geistige Erhabenheit über Dinge beiliegt, litt überdies an denselben Subjekten, indem sie nicht ihre Lehren an die gesellschaftliche Gewissenhaftigkeit weitergeben konnten, ohne dass sich das Denken in seiner zur Kritik sich anbietenden Beschaffenheit je einer, in gesellschaftlichen Verhältnissen entschiedenen Überzahl an ebenso intellektuellen Geistern, hätte untertänig zeigen können. Die Weisheit ist dort roh, und noch unangepasst an die gesellschaftliche Umständen, unter denen sie selbst leidet. Würde sie in Spezifikationen je und je deutlich ausformuliert werden, könnte sie zur kritischen Praxis anleiten, die nicht nur die großen Fragen beträfe, sondern insbesondere das durch Unterdrückung und Ungleichheit infragegestellte Individuum. Das Intellektuelle blieb schon immer vorerst seiner eigenen Entschiedenheit und Selbstkritik überlassen wo es weder genügend begreifende Anhängerschaft fand, noch aus eigener Kraft gewünschten Wandel evozieren konnte, wodurch es im Bloßgestelltsein in vergesellschafteter und konzentrationsloser Gesellschaft sich zur eigenen Aufreibung hat hingeben müssen – um zumindest dann also im Grunde als Sklave der Dümmeren zivilisatorisch in die hoffentlich befruchtbarere Zukunft tradiert zu werden.3

Dass die Gleichnisse sich dem Geist verwissenschaftlichter Gegenwart nunmehr bloß noch als Scheinbildnerei verständlich machen können, weist die Vehemenz auf, mit der das gegenwärtige Denken, ja von der Industrie augenscheinlich geradezu abgekupfert, versucht zu konstituieren, dass durchaus und in jedem Falle etwas sei: Das Denken, das sich überall die absoluten Geltungen als Existenzversicherungen herbeiholt, ist derselbe teuflische Anklang von falscher Rationalisierung, aus dem das Propagandistische unverhohlen heraufsiecht. Peinlich wäre sich die intellektuelle Erkenntnis, man habe andauernd alles überbestimmt, und dadurch den eigentlichen Begriff der tatsächlichen Beschaffenheiten darunter überdeckt – nichts ist dem geistig Verbauten unangenehmer, als Kritik an sich zuzulassen, weil seine bewusste Umständlichkeit aus Lügen über die Welt besteht, deren Zusammenbrechen mit dem Niedergang des falschen Denkens und Lebens eben gleichermaßen erwartet sein muss.

Die Unsicherheit im Geist rührt von der alten, tief unten aufwartenden Gewissheit, dass etwas nicht stimme, wie es ist. Menschen, die nicht wahrlich sie selbst sein können, unter denen, die sie lieben, erfahren die eigene Unsicherheit als von bloß scheinbarer Aufrichtigkeit untereinander, ihnen selbst eingeflößt. Der törichte Mensch ist sich selbst das Gift. Der Eifer tötet den Verstand.

Denken, das, seiner kritischen Gesinnung nach, seine Missverständlichkeit kritisch zur Kenntnis nimmt, ist nichts anderes als Wortsinn, wie jener im Existentiellen, den zu sehen – ja, es so zu sagen ist mit berechtigtem Pathos – den Menschen eine Aufgabe reinen Herzens ist; weil nur das Geistige, das sich von der ursprünglichen Existenzpositivität der einander begreifenden Liebe durchdringen lässt, sentimental und von Glück erfüllt genug ist, um die Macht der Worte weise sinnbildend in das eigene Psychische aufnehmen zu können.

Derselbe intellektuell motivierte Versuch zur Liebe aber, wartet mit dem Schweben durch Gleichnisse auf, und das Individuum hat sich also erst von der dialektischen Logik zu separieren, bevor es differenziert und mit Forschungsdrang lieben kann. Denn das dialektische Denken in Gegensätzen und Widersprüchen vermag zwar Kritik an objektiven Dingen offenzulegen – wenn aber das eigene Gefühl Gegenstand von dialektischer Analyse gemacht werden will, ist es als vergleiche man recht ungenügsam bloß in der Vorstellung immerzu etwas mit der eigentlich inbrünstigen Empfindung. Das wäre schon die kühle Distanz zum Empathischen, das Fundament intellektueller, wissenschaftlicher Chauvinistik. Die Wahrheit ist nur als göttlich zu betrachten, entbindet man sie vom irrationalen Denken aller herkömmlichen Religion, und werde Aufklärung zum demokratischen Akt permanenter Wohlgesonnenheit – Irrtum! Sie vermag nicht zu sein, was sie nicht bereits ist. Sie erscheint bloß, als was sie noch nicht gedacht wurde.

Die Wissenschaften haben diese Empathie, diese tiefste Liebe als das rechtmäßige Fundament von Dasein überhaupt aufzunehmen, und es scheint nicht als könnte das irgendetwas anfechten. Denn wenn Liebe integraler Bestandteil menschlicher Glücklichkeit ist, und wenn die kühle Geistigkeit in Wahrheit bloß die sich dagegen wehrende Abgestumpftheit sei, käme keine Erfüllung als Glück aus einem wissenschaftlichen Diskurs, dem selbst schon die Humanität, und damit auch der wesentliche Bezugspunkt von Wissen abhandengekommen ist. Wissenschaft ist nicht einfach ein Abstraktes, etwas Überhöhtes oder Unmenschliches; Wissenschaft ist die Technologie, die Menschen von den Zwängen der Herrschaft der Natur zu emanzipieren.4 Diese Emanzipation kann unter anderem nur stattfinden, wenn die Wissenschaffenden nicht selbst irrationale Autorität reproduzieren, indem sie sich etwa instrumentalisieren lassen – sowohl soziologisch in der Gemeinde, in der Wissen geschaffen wird, wie auch globalpolitisch. Die Wissenschaft ist in unserer Welt a priori das Fundament von Politik, und damit Herrschaft, weil darin alles Wissen und alle Wahrheit gefunden wird, die auf allerlei Weisen von den Mächtigsten ge- und missbraucht werden kann. In der Sphäre der Politik erfährt alles Wissen eine Relativierung hin zum Nutzen in einer Zielfunktion. Die Aufgabe der Philosophie ist es, öffentliche Diskurse zu durchherrschen, in denen Wissen angewandt wird, ohne auf Ideologien zurückzufallen. Den Menschen kann geholfen werden, als erstes, Wahrheit und Wirklichkeit aus sich selbst zu evozieren. Die psychologische Komponente der Philosophie ist darin die Empathie und die Geduld als tatsächliche und gerechte Autorität. Die Wahrheit der Individuen hat ihren Platz als ihr jeweiliges Empfinden zu den Glaubenseinstellungen, die sie besitzen – die Wirkung von täuschender Wirklichkeit zeigt sich darin. Die Wirklichkeit der Individuen hat ihren Platz als die kritisierbare Grundlage von Fehlannahmen. Wenn von einer Dissonanz zwischen Individuum und tatsächlicher, wahrer Wirklichkeit auszugehen ist, wird Philosophie therapeutisch, indem sie die Unwahrheiten durch Kritik, aber vorerst durch Hilfe zur Selbsterkenntnis anleitet. Die Kritik ist mehr Brecheisen als Rohrzange – sie hat ihre Härte im schonungslosen Konfrontieren mit der Wahrheit, was Menschen Furcht und Ängste einflößen kann. Freilich will die kritisch motivierte Philosophie vermeiden, ihre Patienten zu vergraulen.