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»Ich möchte stolz auf mein Leben sein« »Liebe dich selbst und dein Leben« – das vermittelt der koreanische Bestseller. Im Laufe unseres Lebens trifft uns früher oder später die Erkenntnis: Ich bin ein ganz normaler Mensch, in einem ganz normalen Leben. Und gerade dann, sagt Kim Suhyun, darf man stolz auf sich sein. Auch wenn es in einer chaotischen Welt voller Herausforderungen schwerfallen mag, ist es wichtig, fürsorglich mit sich umzugehen, sich selbst zu respektieren, und sich nicht vor anderen klein zu machen. In kurzen klugen Anekdoten schenkt der moderne Ratgeber Raum, sich darüber klar zu werden, wer man ist, um ein eigenes, selbstbestimmtes Leben zu führen.
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Seitenzahl: 134
Veröffentlichungsjahr: 2024
Als Erwachsene habe ich die Welt als kalten und grausamen Ort erkannt. Ihre Sitten sind völlig absurd und die Menschen so wertend, dass selbst die Mittelmäßigen unter uns es genießen, auf andere herabzuschauen. Lange machte ich mir große Sorgen um mein fehlendes starkes Sicherheitsnetz, also ignorierte ich meine wahren Bedürfnisse, um Geld zu verdienen. Doch irgendwann verstand ich, dass ich nicht ein weiterer armseliger und zynischer Schatten sein wollte, der durch diese grausame Welt schlich. Also überlegte ich, wie ich mein Leben leben sollte und stellte mir viele Fragen. Wofür musste ich wirklich Scham fühlen, und wo war Scham völlig fehl am Platz? Wo lagen meine größten Unsicherheiten? Was könnte man durch Herabsetzung und Diskriminierung gewinnen? Und warum waren so viele Menschen so unglücklich?
Kim Suhyu
I decided to live as me
Lebe nicht, um die Erwartungen anderer zu erfüllen
Aus dem amerikanischen Englisch ins Deutsche übertragen von Anne Rudelt
Die Zeit vergeht und alles ändert sich, doch du wirst immer du selbst sein.
Fünf Jahre sind vergangen seit dem erstmaligen Erscheinen von I Decided to Live as Me. Eine der meistgestellten Fragen seitdem ist: »Was brachte Sie dazu, dieses Buch zu schreiben?» Ich hatte eine Art Checkliste für das Leben: studieren, einen guten Job finden, heiraten, eine Wohnung kaufen, Kinder bekommen und eine Erwachsene mit gutem Geschmack und einem bequemen Lebensstil werden. Oder anders ausgedrückt: Ich wollte so leben wie alle anderen oder als würden alle anderen zuschauen.
Doch merkwürdigerweise (heute verstehe ich die Gründe natürlich), kam es nie dazu. Ohne die ersten meiner Punkte abzuhaken, konnte ich nie die darauffolgenden erreichen. Ich schämte mich dafür, die Checkliste meines eigenen Lebens nicht abarbeiten zu können.
Was hatte ich falsch gemacht? Hätte ich mehr auf den Rest der Welt hören, mich besser konzentrieren oder zu mehr Disziplin zwingen sollen? Oder hätte ich gar eine gänzlich andere Person sein müssen?
Während ich mich all das fragte, dachte ich plötzlich: »Was, wenn es das nicht ist?«
In dem Moment, als ich dachte: »Was, wenn es nicht an mir liegt?« begann ich, die Probleme unserer Gesellschaft wahrzunehmen.
In dem Moment, als ich dachte: »Was, wenn meine Idealvorstellung von meinem Leben nicht die einzige Wahrheit ist?«, begann ich, nach anderen Wahrheiten zu suchen.
In dem Moment, als ich dachte: »Was, wenn die Mehrheit falschliegt?«, entwickelte ich den Mut, als Schriftstellerin zu leben.
Dieses Buch begann mit dem Gedanken »Was, wenn es das nicht ist?«und mit all den Fragen und Antworten, die darauf folgten.
Dank dieser einen Frage fand ich viele Antworten und auch die Stärke, die Lügen, die mein Leben umgaben, loszulassen und mich selbst als diejenige anzunehmen, die ich war. Diese Erfahrung war derart befreiend, dass ich sie unbedingt mit Leserinnen und Lesern teilen möchte.
Dennoch hoffe ich, dass dieses Buch dir nicht das Gefühl vermittelt, als wollte ich dir etwas aufdrängen. Ich möchte nur, dass du anfängst, die Dinge zu hinterfragen, so wie ich es getan habe. Dass du einen Schritt zurücktrittst von den Konventionen unserer Gesellschaft und dich auf die Suche nach deinen eigenen Antworten machst.
An Tagen, an denen ich an diesem Buch gearbeitet hatte, machte ich mich abends ganz beschwingt und leicht im Kopf auf den Heimweg. Dieses Gefühl war so belebend, dass ich noch immer daran zurückdenke.
Ich hoffe, dieses Buch bringt auch dich zu diesem Gefühl. Auch nach fünf Jahren feuere ich euch alle auf den Wegen eures Lebens an. Viel Erfolg, ihr alle, habt weiterhin ein gutes Leben!
Kim Suhyun
Rückblickend wird mir klar, war ich schon immer neugierig auf das Warum.
Wenn ich in der Schule aufgefordert wurde, etwas Bestimmtes zu tun, wollte ich stets wissen, warum. Damit galt ich als unbequem, aber es war die bloße Neugier, die mich antrieb. Ich musste einfach Fragen stellen und Antworten einfordern.
Dann wurde ich erwachsen und ich begann, mich klein und armselig zu fühlen. Eine Frau in unbestimmtem Alter mit unbestimmten Fähigkeiten. Ein schwammiger menschlicher Ausrutscher, ohne wirkliche Vorzüge oder Lorbeeren, auf denen ich mich hätte ausruhen können. Wie in aller Welt war ich zu solch einer schwammigen Erwachsenen geworden?
Ich überlegte, was schiefgelaufen sein könnte. Hatte ich in der Schule die falschen Fächer gewählt? Hätte ich mich an der Uni mehr bemühen müssen? Oder lag es daran, dass ich bestimmte Jobs hingeworfen hatte, anstatt einfach durchzuhalten?
Wie sehr ich mir auch das Hirn zermarterte, nichts von dem, was ich getan hatte, war wirklich falsch gewesen.
Natürlich hatte ich gelegentlich Fehler gemacht und war auch mal ziellos gewesen, aber gehörte das nicht einfach zum Heranwachsen dazu?
So wie ich als Schülerin immer nach Antworten verlangt hatte, wollte ich nun herausfinden, weshalb ich mich heute so armselig fühlte, obwohl ich auf den ersten Blick nichts falsch gemacht hatte.
Also las ich viele Bücher, nicht etwa, weil Lesen mein Hobby war, sondern weil ich Antworten finden wollte.
Warum kam ich mir selbst so unbedeutend vor? Warum genügte ich nicht? Und weshalb war ich so ein Niemand?
Schließlich kam ich zu dem Schluss, dass ich– auch wenn die Welt mir keinen großen Wert zuschreiben würde– doch Selbstrespekt haben und selbstbewusst als ich selbst leben muss.
Dieses Buch beleuchtet die Gründe für meine ursprünglichen Selbstzweifel und meine Reaktionen auf all das, was zu diesem Selbstbild führte.
Was ich im Lauf meiner Karriere geschrieben habe, mag schon dem einen oder der anderen Lesenden geholfen haben, in unterschiedlichem Maß. Was ich aber wirklich immer schaffen wollte, war eine Quelle für Heilung und Hilfe, die ein langfristiger Begleiter sein würde.
Ich möchte all jenen, die so wie ich sich selbst an allem die Schuld geben, sagen: Wir sind nicht schuld.
Es ist richtig, als du selbst zu leben.
Ziel
Für einen gewöhnlichen Menschen isteswichtig, loszulassen, was er nicht ist, sich vom Urteil anderer nicht beeindrucken zu lassen undgenau so zu leben, wie es ihmentspricht.
Checkliste für ein Leben, das dich annimmt, wie du bist
Medizin, Jura, Wirtschaft und Technik sind zwar durchaus edle Ziele und auch notwendig, aber Poesie, Schönheit, Romantik, Liebe sind die Freuden unseres Lebens.
Der Club der toten Dichter
Direkt nach dem College habe ich ein Praktikum gemacht. Die erste Chefin in meinem allerersten Job behandelte mich… ja, wie ihre persönliche Dienerin. Es war reine Schikane. Ich sollte den Bildschirm, der direkt vor ihrer Nase stand, um zehn Zentimeter verrücken. Sie beschimpfte mich auf das Übelste für die kleinsten Fehler. Es war mein erstes Angestelltenverhältnis, und weil ein Festvertrag in Aussicht stand, saß ich in der Patsche. Täglich erinnerte mich dieser Job daran, dass der homo practicus ganz unten in der Angestelltennahrungskette stand.
Lange nachdem ich dieses Praktikum beendet hatte, lag ich abends im Bett und blanke Wut überkam mich bei der Erinnerung daran.
Was mich am meisten empörte, war weniger ihr Verhalten als die Tatsache, dass ich einfach alles so hingenommen hatte. Sie war nicht über die Maße einflussreich gewesen, und dennoch hatte ich mich mit keinem Wort verteidigt. Damit hatte ich ihr Verhalten mir gegenüber nur noch zusätzlich befeuert.
Der Vergleich mag etwas hinken, aber diejenigen, die für ihren Einsatz in Südkoreas Demokratiebewegung gefoltert worden sind, quält nicht die Erinnerung an die erlittenen Schmerzen am meisten, sondern die an ihr eigenes Verhalten im Versuch, ihre Peiniger zu besänftigen.
Wir können nichts dafür, aber für unser Selbstwertgefühl ist unser hilfloses Hinnehmen von Ungerechtigkeiten viel schädlicher, als es die Ungerechtigkeiten an sich sind.
Denjenigen, die uns nicht freundlich begegnen, die uns nicht respektieren– denjenigen brauchen auch wir keinerlei Freundlichkeit entgegenzubringen. Selbst in erniedrigenden Situationen können wir uns einen Rest unserer Würde bewahren.
Selbst wenn wir die Situation nicht ändern können, müssen wir ein wenig Widerstand leisten, um unsere Würde vor den schlimmsten Menschen zu schützen.
Was Mobbern ihre Macht gibt, ist nicht so sehr ihre Stellung, sondern die hilflose Freundlichkeit ihrer Opfer.
Als ich erstmals in die schöne neue Welt namens Instagram eintauchte, spielte mir mein Feed zufällig eine Frau ein, deren riesige Brüste praktisch ihren gesamten Oberkörper bedeckten. Ihre Postings schrien Luxus. Sie war hübsch, dünn, teuer gekleidet und immer auf Reisen. Was mich dann aber schockierte, war weniger ihr ausschweifender Lebensstil als die Anzahl ihrer Follower.
Warum faszinierte sie so viele Menschen? Beim Anschauen ihrer Bilder dachte ich eher traurig an mein leckeres Kimbap aus dem Spätkauf, das es bei mir heute gegeben hat, oder an die Glitzertasche, die ich letztensfür nur 8900 Won (=5,94€) ergattert hatte.
Die Sozialen Medien machen es uns zu leicht, bei anderen Menschen und in deren scheinbar perfekten Leben herumzuschnüffeln.
Aber zahlen wir nicht doch auch einen Preis für unsere Neugier?
In seinem Buch Mach’s dir leicht: Die Kunst, sich das Leben nicht zu vermiesen beschreibt Rafael Santandreu die voyeuristische Teilhabe am Leben anderer Menschen und den Vergleich des Gesehenen mit den eigenen Umständen als den einfachsten Weg, sich mies zu fühlen.
Möglicherweise betrachten wir aus reiner Neugier das Social-Media-Profil einer anderen Person, doch wir bezahlen dafür mit Frust. Die Befriedigung von Neugier bringt keine Zufriedenheit. All die Energie und Neugier sollten wir besser auf uns selbst verwenden.
Also sei jemand anderem ein Freund, aber nicht sein Publikum.
Mit Sicherheit ist die Realität unserer eigenen Erlebnisse wertvoller als die oberflächliche Zusammenfassung der Leben anderer.
Bleib bei dir selbst, um dich nicht mies zu fühlen.
Je älter ich werde, desto häufiger stelle ich fest, dass sogar die Menschen, die man wirklich gerne sehen möchte, es kaum schaffen, Zeit für ein gemeinsames Mittagessen aufzubringen. Ganz zu schweigen von denjenigen, die man nicht mag oder anstrengend findet– wie meine Klassenkameradin Eunkyung oder Mr Park aus der Buchhaltung. Im Endeffekt sind sie alle Menschen, die nur vorbeiziehen.
Dennoch erlauben wir es uns, verletzt zu sein, wenn Menschen uns nicht treffen können, weil sie zu viel Arbeit haben oder wenn sie uns kritisieren– angeblich aus Sorge– und Beleidigungen als Fragen tarnen.
Verschwendung ist nicht nur, wenn man das Doppelte seines Gehalts für eine Luxustasche ausgibt oder seine Zeit damit verbringt, fanatisch das Leben eines Stars zu verfolgen. Auch die Zuwendung der eigenen mentalen Energie an diejenigen, die im eigenen Leben nur vorbeiziehen, ist Verschwendung.
Verschwende nicht deine Energie auf irgendeinen Chef, an dessen Namen du dich nicht einmal mehr erinnern wirst, wenn du gekündigt hast, oder an einen Verwandten, den du nur alle Jubeljahre triffst; nicht an irgendeine Zicke, die dich mit einem Lächeln auf den Lippen beleidigt und nicht an einen Kollegen, der ganz offensichtlich gegen dich arbeitet– und auch sonst an niemanden, der dir nichts bedeutet.
So ermüdend, ärgerlich und abscheulich diese Leute auch sein mögen, im Endeffekt sind sie in deinem Leben nurRandnotizen.
Als ich einmal durchs Netz surfte, fiel mir eine Werbung auf, die mir anbot, meinen »Heiratswert« zu ermitteln. Entgegen meiner ersten Annahme handelte es sich dabei nicht um eine Wahrsagerseite, sondern um einen Heiratsvermittler. Man gibt sein Alter, seine Größe, sein Gewicht, sein Vermögen, das Einkommen usw. ein, um dann wie ein Rind auf der Auktion bepreist zu werden. Gibt es irgendeine KI, die koreanischer ist als das?
Wir versehen Dinge so gerne mit Zahlen, dass wir es einfach hinnehmen, uns selbst in Zahlen zu bemessen.
In diesem Leben-nach-Zahlen sind wir davon besessen, die richtigen Zahlen auf unseren Zeugnissen zu finden, unsere Zeit an denjenigen zu verschenken, der das größte Haus hat, und bei Streiks oder Protesten nicht die zugrunde liegenden Probleme zu beachten, sondern lediglich die Kosten, die entstehen. Wahre Werte gehen verloren, wenn nur noch Zahlen wichtig sind.
Die Sache mit Zahlen ist, dass man sie so wunderbar vergleichen kann. Für einen Kreis und ein Dreieck funktioniert das weniger gut als für die Eins und die Zwei. Im Endeffekt möchte das in Zahlen bemessende Leben uns miteinander vergleichen und aneinander messen.
Wir möchten in diesem Konstrukt mithalten, und überprüfen daher ständig unseren eigenen Platz in der Rangliste. Doch kann wirklich alles im Leben in Zahlen bemessen werden?
Ein Intelligenzquotient sagt nichts über Weisheit aus, die Anzahl von Freunden nichts über die Intensität unserer Freundschaften. Die Anzahl der Zimmer in einem Haus steht nicht automatisch für eine glückliche Familie, und jemandes Jahreseinkommen ist kein Spiegel seiner Integrität.
Wahre Werte lassen sich nicht in Zahlen messen. Streiche die Zahlen aus deinem Leben, wenn du du selbst sein möchtest und nicht jemand, der lediglich anderen ›überlegen‹ sein will.
Das, was im Leben wirklich zählt, lässt sich nicht in Zahlen ausdrücken.
Wer bist du ohne deine Zahlen?
Jungmi, eine meiner Leserinnen, die ich über Social Media kennenlernen durfte, ist eine wundervolle und warmherzige Person. Oft postet sie über ihren liebevollen Partner, und ihre Liebe hat meinen schwindenden Glauben an Beziehungen wiedererweckt. Dann aber hat irgendein Fremder einen Kommentar gepostet, in dem er fordert, sie möge »aufhören mit all dem Kuschel-Content«, es gebe auch Menschen, die nicht so viel Glück hätten wie sie.
Natürlich posten manche zu viel auf Social Media, aber ich versichere dir, sie ist keine von denen. Dieser Kommentar löste Zweifel in ihr aus. Doch der Fehler liegt beim Kommentierenden, der seine eigenen Themen nicht angegangen ist.
Es wird immer Menschen geben, die uns auf Basis ihrer Fehldeutungen missverstehen und angreifen. Früher waren sie beschränkt auf die Kommentarfunktion von Onlinemedien, heute ist es die Kommentarfunktion der Sozialen Medien.
Hier mein Rat, wie man mit solchen Menschen umgehen sollte: Wenn dich jemand kritisiert, mach dir bewusst, dass das nur die Meinung eines Einzelnen ist– und diese Einzelperson ist nicht unbedingt König Salomon oder Freud. Zweitens, anstatt wütend oder traurig zu sein, überlege, ob in der Kritik ein Körnchen Wahrheit steckt. Wenn dem so ist, sieh es als Chance für dich, an dir zu arbeiten. Wenn es aber etwas ist, das sich aus Themen desjenigen selbst ergibt, betrachte es einfach als das Bellen eines Hundes. Und wenn der Hund immer weiter bellt? Hör einfach nicht hin, sondern unternimm etwas dagegen.
Weswegen? Wegen Beleidigung? Nein, wegen Lärmbelästigung.
Zeige diese Seite einfach den Online-Trollen. Merke: Ich weiß, wer du bist, aber wer bin ich?
Kürzlich sah ich ein Online-Posting voller Rechtschreibfehler. Sofort stürmten die Menschen die Kommentarspalte mit dem Wort »geukhyeom«, eine Kurzform für »extrem widerlich«. Es erschloss sich mir nicht, was daran so widerlich sein sollte. Es ist ja nicht so, als seien ein paar Rechtschreibfehler persönliche Beleidigungen gegen König Sejong, den Erfinder des Hangul-Alphabets. Waren die Fehler des Schreibenden wirklich diese Art von Empörung wert?
Es fällt uns heute viel zu leicht, einander zu hassen.
Dieser neue Zuwachs an Hass wird oft mit dem Zusammenbruch der Mittelschicht in Verbindung gebracht. Dabei wird angenommen, dass diejenigen, die sich selbst bedroht fühlen, anderen drohen, um den eigenen Status zu erhalten. Doch das ist nicht alles. Der Hass ist zu umfassend und zu willkürlich, um nur darin begründet zu sein. Schon für mein bloßes Dasein als koreanische Frau werde ich als Kimchi-Bitch betitelt, als karrieregeil, wenn ich nach meiner Eheschließung weiterhin arbeite, anstatt meinen Job irgendeinem Mann zu überlassen, als Übermutter, wenn ich ein Kind in den öffentlichen Raum mitbringe, oder als Besserwisserin, wenn ich versuche, etwas zu erklären.
Der Autor Kim Chanho sagt, Menschen würden andere herabsetzen, um die Leere zu füllen, die sie fühlen, weil gut heute nicht mehr gut genug sei. Diese Beleidigungen entstünden aus dem Drang, sich überlegen zu fühlen, ein Gefühl von Unterlegenheit auszugleichen und die eigene Existenz zu rechtfertigen. Ist das nicht mitleiderregend?