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Eine ehrgeizige Journalistin und ein berühmter Eishockeystar treffen aufeinander und lassen die Funken sprühen
Die romantisch-prickelnde Sports Romance mit viel Gefühl und Happy End
Wenn Journalistin Hayley eines nicht ausstehen kann, dann sind es arrogante Schnösel, die ihr den Parkplatz vor der Nase wegschnappen. Schlimmer ist nur, wenn sich der unverschämte Kerl als ihr Jugendschwarm Dean entpuppt, der inzwischen ein berühmter Eishockeyspieler ist und sie nicht einmal wiedererkennt. Um ihr Glück perfekt zu machen, muss sie natürlich ausgerechnet mit ihm ein Interview führen – und Dean ist immer noch so attraktiv wie früher …
Dean staunt nicht schlecht, als ihm nach einem gewonnenen Spiel die unscheinbare Hayley aus seinem Heimatort gegenübersteht. Er hat nur trübe Erinnerungen an sie, kann sich aber angesichts der hübschen und quirligen Journalistin nicht erklären, warum er nicht damals schon auf sie aufmerksam geworden ist. Die Anziehungskraft zwischen ihnen ist nicht zu leugnen, doch für Dean kommt eine Beziehung nicht in Frage. Trotzdem scheinen sich die beiden nicht aus dem Weg gehen zu können …
Erste Leser:innenstimmen
„Die Dynamik zwischen Hayley und Dean ist einfach elektrisierend und ihre knisternde Chemie springt förmlich von den Seiten.“
„Natascha Kribbeler schafft es, die Emotionen so einfühlsam und eindringlich zu beschreiben, dass ich richtig mitgefiebert habe.“
„Die prickelnde Spannung zwischen Hayley und Dean ist zum Greifen nah und ihre Dialoge sind so humorvoll und scharfzüngig, dass ich mehr als einmal laut auflachen musste.“
„Ein wundervoller Mix aus Romantik und Humor!“
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Seitenzahl: 391
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Wenn Journalistin Hayley eines nicht ausstehen kann, dann sind es arrogante Schnösel, die ihr den Parkplatz vor der Nase wegschnappen. Schlimmer ist nur, wenn sich der unverschämte Kerl als ihr Jugendschwarm Dean entpuppt, der inzwischen ein berühmter Eishockeyspieler ist und sie nicht einmal wiedererkennt. Um ihr Glück perfekt zu machen, muss sie natürlich ausgerechnet mit ihm ein Interview führen – und Dean ist immer noch so attraktiv wie früher …
Dean staunt nicht schlecht, als ihm nach einem gewonnenen Spiel die unscheinbare Hayley aus seinem Heimatort gegenübersteht. Er hat nur trübe Erinnerungen an sie, kann sich aber angesichts der hübschen und quirligen Journalistin nicht erklären, warum er nicht damals schon auf sie aufmerksam geworden ist. Die Anziehungskraft zwischen ihnen ist nicht zu leugnen, doch für Dean kommt eine Beziehung nicht in Frage. Trotzdem scheinen sich die beiden nicht aus dem Weg gehen zu können …
Erstausgabe Juli 2024
Copyright © 2025 dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Made in Stuttgart with ♥ Alle Rechte vorbehalten
E-Book-ISBN: 978-3-98998-271-0 Taschenbuch-ISBN: 978-3-98998-268-0
Covergestaltung: Jasmin Kreilmann unter Verwendung von Motiven von depositphotos.com: © TanyaBond2019 Shutterstock.com: © yuutsu, © ButPhoto, © detchana wangkheeree Lektorat: Manuela Tengler
E-Book-Version 17.06.2025, 11:43:30.
Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.
Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
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Dieser Roman enthält potenziell triggernde Inhalte
Wenn du mehr erfahren willst, dann gehe ans Ende des Romans (Achtung Spoiler!).
Wenn es eins gab, was Hayley Jones die Laune verhageln konnte, war es ein Regenschauer, der quasi aus dem Nichts kam. Auf den sie nicht vorbereitet war, weil die Wettervorhersage es nicht für nötig gehalten hatte, ihn zu erwähnen. Das bedeutete nämlich, dass sie weder einen Schirm noch eine Regenjacke dabeihatte, und weil es ein warmer Tag war, hatte sie überhaupt keine Jacke dabei, nicht einmal ein Halstuch. Und das wiederum hieß, dass die stundenlange Glätteisen-Prozedur ihrer Haare für die Katz war. Wenige Feuchtigkeitsmoleküle genügten, um ihre Naturlocken förmlich explodieren zu lassen wie die Vegetation in der Wüste nach einem Wolkenbruch.
Eigentlich mochte sie Regen. Und der konnte im Grunde ja auch nichts dafür, dass ihre Haare über ein Eigenleben verfügten. Er konnte nicht wissen, dass sie unterwegs zu einem Treffen mit ihrer besten Freundin Sue war und sie ausgehen wollten. Dass Hayley auf dem Weg zu ihrer Freundin nur noch kurz in den Supermarkt gegangen war, um ein paar Sachen für morgen einzukaufen, denn eventuell – wahrscheinlich – würde sie länger schlafen und sich morgen nicht dazu aufraffen können.
All das schoss ihr in Sekundenbruchteilen durch den Kopf, als sie den Supermarkt verlassen wollte und feststellte, dass es in Strömen goss. Sie blieb wie angewurzelt stehen.
„Das kann ja wohl nicht wahr sein!“
Vielleicht war es ja nur ein kurzer Schauer? Prüfend sah sie in den Himmel. Er wirkte eintönig grau. So schnell würde es nicht aufhören. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass sie sich beeilen musste, wenn sie pünktlich sein wollte. Sue hatte einen Tisch beim Asian Dream, dem neuen Restaurant, reserviert. Das hatte sich binnen kürzester Zeit zum beliebtesten Treffpunkt von Brookfield gemausert, und wenn sie da nicht rechtzeitig ankamen, wurde der Tisch ruckzuck anderweitig besetzt.
Also holte Hayley tief Luft, hielt sich ihre Handtasche über den Kopf und huschte in den Regen hinaus. Sofort spürte sie das Wasser eiskalt auf ihrer Bluse, und natürlich trat sie genau in eine Pfütze.
„So eine Scheiße!“, fluchte sie.
Endlich hatte sie ihr Auto erreicht, aber um an den Schlüssel zu gelangen, musste sie die Handtasche von ihrem Kopf nehmen. Nicht, dass die viel geholfen hätte. Erbittert schloss sie kurz die Augen, als die schweren Tropfen auf ihren Kopf prasselten. Dann drückte sie hastig den Knopf für die Zentralverriegelung, riss die Tür auf, ließ sich auf den Sitz fallen und schlug erleichtert dem Regen die Tür vor der Nase zu.
Sofort beschlugen die Scheiben wegen der Feuchtigkeit. Hayley wagte einen kurzen Blick in den Spiegel und seufzte schwer. An den Spitzen begannen sich ihre Haare schon wieder zu kringeln. All die Mühe für nichts.
Okay, ihr Jammern änderte nichts. Wenn sie gleich etwas Leckeres zu essen haben wollte, musste sie sich beeilen. Sie stellte die Lüftung auf Höchststufe, startete den Motor, fuhr vom Parkplatz und bog in die Straße ein, die zu Sues Wohnung führte. Es war ihr Ritual geworden, dass sie einmal im Monat zusammen essen und anschließend ein wenig feiern gingen.
Sue wartete bereits im Hauseingang. Sobald sie Hayleys Auto erkannte, sprintete sie los. Immerhin war sie im Gegensatz zu ihr so schlau gewesen, eine Jacke mit Kapuze anzuziehen.
„Hallo, Hay!“, rief Sue und ließ sich auf den Beifahrersitz plumpsen. „So ein Sauwetter! Wo kommt das so plötzlich her?“
„Hi! Wenn ich das wüsste, hätte ich einen Regenschirm mitgenommen. Schau dir meine Haare an! Die sehen schon wieder schlimm aus, oder? Sei ehrlich!“
Sue betrachtete sie und lächelte mild. „Du weißt, dass ich deine Locken liebe. Sehen wie immer toll aus.“
Hayley hob skeptisch eine Augenbraue. „Du bist eine fantastische Freundin, aber leider eine miserable Lügnerin.“
„Ich meine das genauso, wie ich es sage! Ich wünschte, ich hätte zumindest etwas von deinen Locken. Um deine wilde blonde Mähne hab ich dich schon in der Schule beneidet! Meine Haare hängen runter wie nasse Spaghetti.“
„Wunderschöne Spaghetti! Glänzend und glatt.“
„Jetzt komm, lass dich davon nicht runterziehen, Hay. Ich hab Hunger!“
„Ich auch!“ Hayley lachte, und schon war die Welt wieder in Ordnung. Ihre Freundin hatte ja recht. Wegen der ruinierten Glätte-Prozedur ging die Welt nicht unter. Sie fuhr los.
Wenige Minuten später kam das begehrte Restaurant in Sicht, und ebenso plötzlich, wie er angefangen hatte, hörte der Regen auf. Das war so typisch.
„Da ist ganz schön was los.“ Hayley ließ ihre Blicke prüfend über die vielen Autos gleiten. „Hoffentlich finden wir noch einen Parkplatz“, meinte sie, während sie langsam an den vielen Fahrzeugen vorbeifuhr.
„Da!“ Sue wies mit dem Finger. „Siehst du? Da vorn ist noch einer frei!“
„Das ist unser!“ Entschlossen gab Hayley Gas und steuerte darauf zu. Noch fünfzehn Yards, noch zehn, fünf …
Erschrocken zuckte sie zusammen, als in ihrem Augenwinkel ein Schatten auftauchte. Instinktiv trat sie auf die Bremse. Woher kam plötzlich dieser dunkle Wagen? Schon fuhr er direkt in ihre Parklücke hinein!
„Das ist ja wohl eine Unverschämtheit! Ich fasse es nicht!“, schimpfte Hayley erbost.
„Der traut sich was!“, pflichtete Sue ihr bei. „Und jetzt? Suchen wir weiter?“
„Von wegen! Der kann sich jetzt was anhören!“ Irgendwo in den Tiefen ihres Hirns nistete noch ein Rest Ärger wegen des unerwarteten Regengusses. Da hatte ihr so ein Parkplatz-Rowdy gerade noch gefehlt. Entschlossen löste Hayley ihren Gurt, öffnete die Tür und stieg aus.
Der Fahrer des dunklen Autos verschloss gerade seelenruhig die Wagentür.
„Was fällt dir ein? Das ist ja schon mehr als dreist!“, empörte sich Hayley.
Ein Kerl mit breiten Schultern und dunklem Haar drehte sich viel zu langsam zu ihr um. Der hielt sich wohl für besonders cool. Immer heißer rauschte die Wut durch Hayleys Adern. Dann traf sie sein Blick aus gletscherblauen Augen – und plötzlich schien die Welt stillzustehen.
„Was denn?“, fragte er offenbar belustigt und hob eine Augenbraue. Von dem Aufruhr, den sein Anblick in Hayley ausgelöst hatte, schien er nicht das Geringste zu bemerken.
Das konnte doch nicht sein, oder? Dean Walker? Ihr Schwarm aus Jugendtagen! Und nicht nur das! Ganz nebenbei war er inzwischen Feldspieler bei den Calgary Hunters, der rasant aufstrebenden Eishockeymannschaft. Er hatte schon vor Jahren sein Heimatkaff verlassen. Was hatte er hier zu suchen?
„Na … das da“, stammelte sie überfordert und wies mit dem Kinn auf sein Auto. „Das ist mein Parkplatz.“
„So?“ Dean machte einen Schritt nach vorn zur Kühlerhaube seines Wagens und sah sich suchend in alle Richtungen um. „Ich sehe nirgendwo ein Schild, dass der Parkplatz reserviert ist.“
Unwillkürlich ballte Hayley die Fäuste. Wenn es neben haarkrausendem Regen noch etwas gab, das sie absolut nicht ausstehen konnte, dann waren es arrogante Schnösel wie dieser hier, die sich für oberschlau hielten und keinerlei Anstandsregeln kannten.
„Ich war vorher hier“, beharrte sie und zeigte auf ihren Wagen, den sie unmittelbar vor der vermeintlichen Parklücke abgestellt hatte. Sue beobachtete das Geschehen mit großen Augen. „Meine Freundin kann es bezeugen.“
Der Kerl wagte es, frech zu grinsen. „Tja, ich würde eher sagen, dass ich zuerst hier war. Immerhin parke ich und nicht du, stimmt’s?“
„Das ist eine Frechheit!“
Wie es schien, erkannte Dean sie nicht. Ob sie sich ihm zu erkennen geben sollte? Vielleicht würde er um der alten Zeiten willen ein Auge zudrücken und wieder wegfahren. Andererseits …
Er hob die Schultern. „Selbst wenn es so sein sollte, kann ich es nicht ändern. Ich brauche diesen Parkplatz. Wenn du mich dann jetzt entschuldigen würdest.“
„Nein, das tue ich nicht! Es …“
Er schob sich an ihr vorbei, so nah, dass sie sein Aftershave riechen konnte. Das schwarze T-Shirt betonte seinen muskulösen Oberkörper, als wenn er nichts anhätte. Verdammt, ihr wurde ganz heiß! Machte der Kerl das mit Absicht?
„Sorry!“, rief er grinsend über die Schulter und verschwand zwischen den anderen parkenden Fahrzeugen.
Hayley stand da und starrte ihm hinterher, während sich in ihrem Kopf die Gedanken herumdrehten wie Teig in einer Rührschüssel. Endlich gelang es ihr, sich in Bewegung zu setzen und wieder in ihr Auto zu steigen.
„War das etwa Dean Walker?“, fragte Sue aufgeregt.
Hayley nickte finster. „Ja, leider. Seit damals sind sechs Jahre ins Land gegangen. Man sollte meinen, dass er in der Zwischenzeit erwachsen geworden und etwas, na ja, menschlicher geworden ist. Aber was seine Arroganz betrifft, die hat sich seit damals eher vertausendfacht.“
„Du meine Güte! Was hat er denn gesagt?“
In knappen Worten berichtete Hayley ihrer Freundin von ihrem kurzen Wortwechsel mit ihrem ehemaligen Schwarm.
„Das ist ja nicht zu fassen!“, empörte sich Sue.
„Ja, das ist eindeutig Dean.“ Hayley seufzte genervt.
„Und er hat dich nicht erkannt?“
„Nö. Hast du etwas anderes erwartet? Der hatte doch damals schon nur sich selbst im Sinn.“
„Klar. Aber damals hat dich das nicht gestört. Im Gegenteil, du hast pausenlos von seiner geheimnisvollen Distanz geschwärmt, die dich magisch angezogen hat.“
Sie wechselten einen Blick und lachten.
„Hör bloß auf, Sue! Und klar hatte es mich damals schon gestört. Ich hätte mir nur eher die Zunge abgebissen, als es zuzugeben. Wie dämlich muss ich gewesen sein?“
„Na ja, du warst sechzehn. Ich glaube, in dem Alter ist das noch verzeihlich.“
Lautes Hupen hinter ihnen schreckte Hayley auf, und schnell startete sie den Motor und fuhr zur Seite.
Sue warf einen Blick auf die Uhr. „In drei Minuten haben wir reserviert! Das schaffen wir nie! Pass auf, soll ich schon mal vorlaufen und Platz nehmen? Ich könnte uns inzwischen Getränke bestellen, damit wir den Tisch sicher haben.“
„Super Idee! Für mich bitte ein Root Beer.“
„Wird gemacht! Bis gleich!“ Damit stieg Sue aus und lief in Richtung Restaurant davon.
Während Hayley eine weitere Runde über den Parkplatz drehte, wurde sie immer ärgerlicher. So ein Vollidiot! Sie könnte bereits mit Sue gemütlich am Tisch sitzen und die Speisekarte studieren. Stattdessen … Nein! Dieser Kerl war keinen einzigen Gedanken wert. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Umgebung, und tatsächlich hatte sie Glück. Ganz am Rand fuhr gerade ein Auto weg. Rasch steuerte sie ihren eigenen Wagen hinein, ehe ihr wieder irgendein Vollhonk zuvorkam. Bevor sie ausstieg, warf sie noch einen Blick in den Rückspiegel. Und erschrak! Ihre Haare sahen aus, als hätte sie in eine Steckdose gefasst! Genau das hatte sie für heute Abend verhindern wollen. Dann fiel ihr ein, dass sie in diesem Zustand Dean, dem Star der Calgary Hunters, gegenübergetreten war, und lief feuerrot an. Wie peinlich war das denn! Kein Wunder, dass er sie so von oben herab behandelt hatte. Rasch wühlte sie in ihrer Tasche, holte eine Haarspange heraus und klemmte einen Teil ihrer Mähne ein. Schon besser. Etwas jedenfalls.
Aber jetzt hatte sie keine Zeit mehr zu verlieren. Hayley schob den unangenehmen Gedanken beiseite, stieg aus und lief zum Restaurant. Sie entdeckte Sue, die ihr zuwinkte, an einem Fensterplatz. Erleichtert setzte sie sich zu ihr an den Tisch. Als sie sich umblickte, stellte sie fest, dass das Restaurant bis zum letzten Platz besetzt war.
„Es hat alles gut geklappt“, berichtete ihre Freundin und schob ihr eine Speisekarte hin. „Die Getränke hab ich schon bestellt.“
„Super. Dann kann ja endlich der gemütliche Teil des Abends beginnen.“
Während Hayley das Speiseangebot studierte, ging die Eingangstür auf. Automatisch warf sie einen Blick hin – und sofort verdoppelte sich ihr Herzschlag.
Dean kam mit einem weiteren Mann herein, einem blonden Schönling, der ebenso hochnäsig dreinschaute.
Hayley erkannte in ihm Ryan, einen seiner Eishockeykollegen. Sie kannte ihn nicht persönlich, war aber aufgrund ihres Jobs als Journalistin im Bilde. Da Dean, der Oberwiderling, wie sie aus Brookfield stammte, berichtete ihre Zeitung Brookfield News mitunter über seine Eishockeymannschaft im urbanen Calgary. Nein, eher sogar ziemlich häufig, denn leider war es so, dass Dean der prominenteste Einwohner Brookfields war, und Will, ihr Chef, hob diese Tatsache nur allzu gern hervor.
In der Tür blieben beide Männer stehen und sahen sich um.
Hayley musste grinsen. „Tja, mein Lieber, das nenne ich mal ausgleichende Gerechtigkeit. Dieses Mal war ich schneller“, sagte sie leise zu sich selbst.
Neugierig sah Sue von der Karte auf und folgte ihrem Blick. Auch sie schmunzelte. „Das Karma hat sie ja schnell ereilt, was? Die beiden werden wieder gehen müssen.“
„Scheint so. Ich muss sagen, mein Mitleid hält sich in Grenzen.“ Amüsiert beobachtete Hayley, wie sich eine Kellnerin an die beiden Hockeyspieler wandte und ihnen mit einer ausgreifenden Armbewegung und einem Kopfschütteln das Offensichtliche erklärte.
„So etwas hab ich noch nie erlebt!“, empörte sich Ryan lautstark. „Wissen Sie nicht, wer wir sind?“
„Und wenn Sie der Kaiser von China wären“, entgegnete die Bedienung seelenruhig. „Hier ist nichts zu machen. Wenn Sie nicht reserviert haben, müssen Sie leider wieder gehen.“
„Das ist eine Unverschämtheit! Und das in diesem Provinzkaff!“
Auf ihrem demütigenden Rückweg zur Tür kamen die beiden Spieler unmittelbar am Tisch von Hayley und Sue vorbei.
„Ach, das nenne ich aber Pech“, sagte Hayley sarkastisch, als Dean und sein Freund genau neben ihnen waren.
Dean fuhr zu ihr herum. Der Ärger in seinem Gesicht wich Überraschung, als er sie erkannte.
„Ich bin schon wieder zuerst hier“, sagte Hayley und jedes einzelne Wort bereitete ihr ein diebisches Vergnügen. „Diesmal habe ich sogar tatsächlich reserviert.“
„Schön für dich. Glückwunsch.“
„Danke! Tut mir ja echt leid für euch.“ Hayleys Stimme troff vor Ironie. „Das Essen ist wirklich köstlich. Da entgeht euch was.“
In Deans Gesicht arbeitete es. Plötzlich wandte er sich an seinen Kumpel. Die beiden unterhielten sich kurz, dann drehte er sich wieder zu Hayley um. „Ihr habt doch reichlich Platz am Tisch. Da passen wir bestimmt noch mit dran, oder?“
Hayley wechselte irritiert einen Blick mit Sue und schüttelte den Kopf. „Nein.“
„Warum nicht? Bist du etwa immer noch sauer wegen des Parkplatzes?“
Hayley lächelte zuckersüß. „Rate mal!“
„Ich hab mich doch entschuldigt.“
„Wir sind eben gern unter uns.“
„Ihr wisst aber schon, wer wir sind, oder?“, mischte sich Ryan ein und wirkte außerordentlich fassungslos.
Hayley bedachte ihn mit einem freundlichen Lächeln. „Natürlich. Wer könnte euch nicht kennen? Die großen Stars auf dem Eis.“ Damit widmete sie sich wieder der Speisekarte, während sie sich zusammenreißen musste, um nicht loszulachen. „Wenn ihr uns dann jetzt entschuldigen würdet.“
„Ist das alles, was ihr dazu zu sagen habt?“, fragte Dean nicht minder von der Rolle.
„Nein“, erwiderte Hayley höflich. „Wir haben Hunger und möchten jetzt gern den Abend genießen. In Ruhe. Sorry!“, setzte sie in derselben Betonung und mit gleichem Grinsen hinzu wie Dean vorhin auf dem Parkplatz und wandte sich ab.
„Sowas hab ich echt noch nie erlebt! Lass uns verschwinden!“, zischte Ryan Dean zu.
Mit angehaltenem Atem wartete Hayley, bis die Tür hinter den beiden Männern zugefallen war. Dann sah sie Sue an, und sie beide prusteten los.
„So etwas hat garantiert noch niemand zu denen gesagt!“ Sue hielt sich den Bauch.
„Ein bisschen taten sie mir ja schon leid.“
„Hatte der Kerl etwa Mitleid mit uns auf dem Parkplatz? Na, siehst du! Dazu besteht kein Anlass. Das geschieht diesen Großkotzen ganz recht.“
„Okay, da kann ich dir nicht widersprechen.“
„Ob die wegen des Spiels nächste Woche hier sind?“, mutmaßte Sue. „Die Calgary Hunters spielen gegen die Vancouver Bears. Allerdings in Calgary, nicht hier in Brookfield. Das ergibt keinen Sinn.“
„Kommende Woche hat Nathan ein Interview mit dem Trainer der Hunters“, überlegte Hayley. „Dass auch Spieler kommen, ist mir nicht bekannt. Die Rede war nur vom Trainer.“
„Vielleicht besuchen sie Verwandte. Dean wohnt seit einer Ewigkeit nicht mehr in Brookfield. Ryan kommt doch auch aus der Gegend, oder?“
„Ja, aus einer Kleinstadt, ein Stück entfernt. Möglich wäre das. Weißt du was? Ist doch völlig egal. Wer weiß, vielleicht sind die beiden ja aus der Mannschaft geflogen und sind hier auf Wohnungssuche.“
„Stimmt, bei deren Verhalten würde mich das nicht wundern!“
Sie lachten fröhlich und dann gaben sie ihre Essensbestellung auf. Im Wissen, diese kleine Schlacht gewonnen zu haben, schmeckte es gleich noch mal so gut. Trotzdem ging Hayley Deans Gesicht nicht aus dem Sinn. Wie verliebt sie damals in ihn gewesen war! Seitdem war er älter geworden, reifer. Jedenfalls von der Optik her. Sein Charakter hingegen schien um keinen einzigen Tag gealtert zu sein.
Was zum Henker wollte er in seinem Heimatkaff?
„Das ist unglaublich!“, schimpfte Ryan vor dem Eingang des Restaurants. „Was bildet dieser billige Schuppen sich ein? Die haben echt nicht die leiseste Ahnung, wer wir sind, oder? Die werden es ja wohl fertigbringen, einen Tisch für uns freizumachen.“
„Ärgere dich nicht, Ryan. Denen ist ein gutes Trinkgeld entgangen. Selbst schuld.“
Während Dean neben Ryan zu seinem Auto lief, ging ihm diese Kleine nicht aus dem Kopf. Wie wütend sie ihn angefunkelt hatte. Mit ihren blonden Locken hatte sie ausgesehen wie eine zornige Löwin. Okay, wie eine nasse, zornige Löwin. Er grinste.
„Was ist denn mit dir los?“, erkundigte sich Ryan verwundert. „Du siehst aus, als würdest du dich über irgendwas freuen, statt sauer zu sein.“
„Du hast doch die beiden Mädels an dem Tisch gesehen, die uns angesprochen haben.“
„Ganz schön freche Tussis!“
„Die eine davon kommt mir irgendwie bekannt vor.“
Neugier löste den Ärger in Ryans Gesicht ab. „Die hübsche Dunkelhaarige oder die blonde Mähne?“
„Ja, die.“
„Hattest du mal was mit ihr?“
Dean schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht.“
Ryan grinste. „Du glaubst? Klingt nicht sehr überzeugend. Aber du hast recht, die beiden waren schon interessant. Und überaus bissig.“
„Das ist ja gerade das Spannende, oder?“ Dean erwiderte das Grinsen seines Freundes.
„Stimmt. Ist mitunter ziemlich öde, wenn man sich nicht anstrengen muss. Wo bleibt denn da der Spaß?“
„Eben.“ Es war eher so, dass die Frauen ihnen reihenweise hinterherliefen und wie reife Pflaumen in den Korb fielen.
Klar genoss Dean die Bewunderung seiner Fans, auch oder gerade die der weiblichen. Gelegentlich spielte er auch ein wenig mit dem Feuer. Etwas Ernstes hingegen hatte sich bisher nie ergeben. Und das sollte auch so bleiben. Für eine Frau war in seinem Leben kein Platz. Alles, was zählte, war seine Karriere als Eishockeyspieler bei den Calgary Hunters. Schon als Kleinkind hatte er auf Kufen auf dem Eis gestanden, hatte in verschiedenen Schulmannschaften gespielt und immer mehr trainiert. Am Ende hatten sich die Mühen ausgezahlt. Seit Jahren spielte er jetzt schon für seinen Verein und der stieg in der Liga immer weiter auf. Das Beste am Eishockey war, dass er deswegen vor Jahren seinen Heimatort verlassen konnte.
Dass er jetzt ausgerechnet wegen dieses Interviews wieder herkommen musste, passte ihm gar nicht. Aber da musste er jetzt durch.
„Was machen wir denn jetzt?“, meldete sich Ryan wieder zu Wort. „Ich hab Hunger.“
„Ich auch.“
Dean hatte seinen Eltern bislang nicht Bescheid gegeben, dass er wieder in Brookfield war. Mom wäre bestimmt außer sich vor Freude und würde stundenlang am Herd stehen, um etwas Gutes für ihn zu kochen. Beim Gedanken an sie verspürte er ein schlechtes Gewissen. Allerdings bewirkte der Gedanke an seinen Vater sofort, dass sich sein Magen zusammenzog. Er war ein Despot, wie er im Buche stand. Und auch auf ein Wiedersehen mit seinem Bruder Justin konnte er gut verzichten, denn der war nicht viel besser.
„Das Interview ist übermorgen, oder?“, hakte Ryan nach.
„Ja. Damit haben wir noch Zeit.“
„Ich finde, dass wir uns nach der Enttäuschung eben was gönnen könnten.“
„Zum Beispiel?“
Ryans Augen begannen zu glänzen. „Einen richtig schönen, dicken, saftigen Burger. Morgen laufe ich dafür mit dir auch fünfzehn Meilen, versprochen.“
„Hört sich verführerisch an, muss ich gestehen.“
„Der Gedanke an so viel Zeit mit mir?“ Ryan zwinkerte fröhlich.
Dean musste lachen. „Das auch. Aber wie lange hatte ich keinen Burger mehr?“
Michael, ihr Trainer, achtete akribisch auf die richtige Ernährung aller Spieler. Ein fetttriefender Burger kam dabei dem Leibhaftigen gleich.
„Sag ich doch. Also, was meinst du?“
„Lass uns gehen!“
Kurz darauf saßen sie in Annies Burgerbar, die es zu Deans Erstaunen immer noch gab. Und natürlich fielen sie hier auf wie bunte Hunde. Noch bevor die Burger vor ihnen standen, drängte sich ein Haufen Fans um sie herum.
„Dad und ich kommen zu eurem Spiel nächste Woche“, versprach ein vielleicht zwölfjähriger Junge mit glänzenden Augen, während Dean sein Autogramm auf eine hingehaltene Serviette schmierte.
„Super“, gab er zurück. „Viel Spaß!“
„Danke! Ihr werdet haushoch gewinnen.“
„Na, das wollen wir doch hoffen!“
Endlich zogen die Fans ab, und die beiden konnten sich ihren Burgern widmen.
Beim ersten Bissen stöhnte Dean wohlig auf. „So was Gutes hab ich seit einer Ewigkeit nicht gegessen.“
„Frag mich mal. Was für eine Schande. Ich glaube, ich geb meine Profikarriere auf.“
„Da bin ich sofort dabei!“
Sie lachten, dann aßen sie schweigend weiter, und Dean genoss jeden Bissen im Wissen, dass es für lange Zeit der einzige Genuss dieser Art bleiben würde.
„Was meinst du, wollen wir heute mal richtig auf den Putz hauen?“, fragte Ryan, nachdem sie aufgegessen hatten.
„Wie meinst du das?“
„Na, du bist zum ersten Mal seit einer Ewigkeit wieder zu Hause, oder? Und wie ich dich kenne, willst du bestimmt nicht am Samstagabend bei deinen Eltern auf dem Sofa hocken, hab ich recht?“
„Nee, ich kann mir Schöneres vorstellen. Du weißt ja, wie mein Verhältnis zu meinem Vater ist.“
„Ja, der Kerl ist ein Drecksack, aggressiv und damals sogar gewalttätig. Ich versteh dich sehr gut.“ Ryan musterte Dean prüfend. „Du hast aber nicht immer noch Angst, so zu werden, wie er damals war, oder?“
Zweifelnd hob Dean die Schultern. „Na ja, ich habe seine Gene, die Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen. Natürlich mache ich mir Sorgen, daran hat sich nichts geändert.“ Rasch schüttelte er den Kopf. „Lass uns lieber das Thema wechseln. Ich werde nachher bei meinen Eltern anrufen. Natürlich muss ich sie besuchen, wenn ich schon hier bin. Wahrscheinlich werde ich morgen zum Mittagessen dort sein.“
„Super! Ich mach auch erst morgen einen Abstecher nach Hause. Wir könnten ein bisschen feiern gehen. Hier gibt’s doch bestimmt irgendwo einen Dorfclub oder so etwas.“
Dean lachte. „Damals gab es zumindest einen. Im Lunas Light war es immer proppenvoll.“
Sofort erschienen Bilder vor seinem inneren Auge. Er tanzend mit Mary, seiner ersten Freundin, eng umschlungen und mit geschlossenen Augen der Musik lauschend und ihre Nähe spürend. Später ein Drink vor ihm und seinen Kumpels auf dem Tresen, die Gläser nass vom Kondenswasser. Mädchen, die ihn anhimmelten. Irgendwo in der Menge eine blonde Löwenmähne.
War das womöglich die junge Frau von vorhin? Kannte er sie von damals? Oder sah sie ihr nur ähnlich?
Egal. All das war lange her. Mary war mit einem anderen abgezogen, und das war seine Schuld gewesen. Seitdem hatte es keine feste Freundin mehr für ihn gegeben. Und auf wilde Partys verzichtete er, seit er sich ernsthaft dem Profisport verschrieben hatte. Es sei denn, es handelte sich um eine Siegesfeier mit seinen Teamfreunden.
„Dann lass uns hingehen, wenn es den Laden noch gibt“, schlug Ryan vor. „Wir müssen es ausnutzen, dass wir mal kurz aus Michaels Reichweite raus sind. Dafür trainieren wir die nächsten Tage umso mehr.“
„Du hast recht. Heute gönnen wir uns das mal.“
Nach einer entspannenden Pause im Hotel und einer ausgiebigen Dusche rief Dean kurz zu Hause an, um mitzuteilen, dass er in Brookfield war. Zu seinem Leidwesen ging nicht Mom, sondern sein Vater ans Telefon, und nach ein paar knappen Fragen zum Verlauf seiner Sportlerkarriere lud er Dean wie erwartet für den nächsten Tag zum Mittagessen ein. Selbst dabei klang seine Stimme wie gewohnt harsch und streng. Dean war froh, als er wieder auflegen konnte.
Anschließend machte er sich gemeinsam mit Ryan auf den Weg zum Lunas Light. Tatsächlich gab es den Laden noch, aber zu dieser frühen Stunde war noch nicht allzu viel los.
„Okay, so viel zum Thema auf den Putz hauen“, meinte Ryan lakonisch und stieß mit seinem Bierglas – selbstverständlich alkoholfrei – gegen Deans. „Hier tobt ja im wahrsten Sinne des Wortes der Bär.“
„Ja, sehr aufregend. Wenn wir beide schon mal Party machen wollen.“
Zwei Mädels tanzten miteinander, ein paar junge Kerle hielten sich am Tresen an ihren Drinks fest. Bunte Laser huschten hin und her. Während Dean und Ryan überlegten, welche Fragen ihnen beim Interview wohl gestellt werden würden, trudelten ein paar weitere Gäste ein, nahmen an den Tischen Platz oder gesellten sich zu den beiden einsamen Girls auf die Tanzfläche.
„Lass uns mal bei den Jungs anrufen“, schlug Dean schließlich vor. „Die malen sich bestimmt die wildesten Sachen aus, was wir hier treiben.“
Ryan lachte. „Sie werden sehr ernüchtert sein, wenn sie diese Provinzwüste hier sehen.“
Grinsend startete Dean einen Videoanruf über FaceTime. Nur wenige Sekunden später erschien sein Teamkollege Adam im Display.
„Hi!“, rief Dean. „Ryan und ich wollen euch mal teilhaben lassen an all den Aufregungen unseres Ausflugs.“
Adam drehte sich um. „Robin, Al, Todd, kommt mal her. Dean und Ryan sind dran.“
Binnen weniger Augenblicke drängten sich die Kameraden um Adam. Alle grinsten erwartungsvoll in die Kamera.
„Hallo“, grüßte Dean erneut. Ryan neben ihm winkte, und vom Display winkten alle zurück.
„Wo seid ihr denn da?“, fragte Robin neugierig. „Was sind das für Lichter?“
„Wir befinden uns hier im großartigsten Club Brookfields.“ Dean aktivierte die Außenkamera. „Um nicht zu sagen, im einzigen. Hier ist buchstäblich die Hölle los, seht ihr?“
Seine Freunde in Calgary lachten. „Fuck, wie viele Leute sind da, drei? Hast recht, das ist wirklich die Hölle!“
„Ihr tut uns echt leid“, pflichtete ihm Adam prustend bei. „Aber ich fürchte, da müsst ihr jetzt durch. Versucht, wenigstens nicht einzuschlafen.“
„Gibt’s wenigstens was Anständiges zu trinken?“, erkundigte sich Al.
Mit leidender Miene hob Dean sein Glas vors Display. „Alkoholfrei. Schmeckt wie Seifenlauge.“
Seine Teamkameraden seufzten bedauernd.
„Da habt ihr endlich mal frei, und dann ist euch trotzdem kein Spaß vergönnt. Ach herrje.“ Todd sah drein wie bei einer Beerdigung.
„Ihr seht also, Jungs, kein Grund zum Ärgern, weil ihr die Stellung halten müsst, während Ryan und ich unterwegs sein können. Ihr habt nichts verpasst!“
„Ja, Spaß sieht anders aus“, gab Robin ihm recht.
„Wir sind auch froh, wenn wir wieder zurückfahren können“, erklärte Ryan.
„Na, dann seht mal zu, dass ihr die Zeit bis zum Interview irgendwie totschlagt. Ihr habt auf jeden Fall unser Mitgefühl.“ Adam hob aufmunternd lächelnd seinen Daumen, und die anderen taten es ihm gleich.
„Danke. Okay, viel Spaß beim Training. Wir sehen uns übermorgen.“ Damit beendete Dean die Videoübertragung.
„Bin ich froh, wenn wir wieder zurück in Calgary sind“, sagte Ryan und seufzte aus vollem Herzen.
„Wem sagst du das!“
Dean war inzwischen bei einem Wasser angelangt, als sein Blick automatisch zum Eingang gezogen wurde. Das Erste, was ihm auffiel, war die pink und grün angestrahlte Haarfülle einer jungen Frau, die gerade mit ihrer Freundin hereinkam.
Ryan folgte seinem Blick. „Na, sieh mal einer an. Die frechen Ladys aus dem Restaurant.“
Ehe sich Dean versah, hatten die beiden sie entdeckt und steuerten auf seinen Freund und ihn zu.
„Stalkt ihr uns?“, fragte die Hübsche mit der Löwenmähne und zog missbilligend eine Augenbraue hoch. „So langsam kann das ja kein Zufall mehr sein.“
„Ja, das ist wirklich sehr auffällig“, stimmte ihre brünette Freundin ihr zu.
„Eher das Gegenteil“, brummte Ryan. „Ihr stalkt uns!“
Die beiden Mädels sahen sich an und lachten überaus fröhlich.
„Ja, ganz bestimmt“, sagte die Blonde ironisch.
„Vielleicht ist es Schicksal“, warf Dean ein, ohne zu wissen, warum, und ignorierte dabei Ryans verwunderten Gesichtsausdruck. Das löwenmähnige Raubkätzchen interessierte ihn wirklich. Sie war völlig anders als die Frauen, mit denen er sonst zu tun hatte. Das reizte ihn.
„Ich bin nicht sicher, ob mir das gefällt“, gab sie kühl zurück.
„Möglicherweise ändert ein Drink eure Meinung“, bot Dean an.
„Ihr habt die freie Auswahl“, stimmte Ryan überraschend zu und wandte sich mit einem strahlenden Zahnpastalächeln an die Dunkle.
Die beiden wirklich sehr attraktiven Mädels sahen sich fragend an. Für Dean stand felsenfest fest, dass sie einwilligen würden. Noch nie hatte eine Frau seine Einladung ausgeschlagen. Doch sein siegessicheres Lächeln gefror, als beide synchron den Kopf schüttelten.
„Nein, danke“, erklärte die Blonde. „Wir sagten ja bereits, dass wir heute unsere Ruhe haben wollen.“
„Vor allem vor Kerlen, die Frauen den Parkplatz klauen“, fügte ihre Freundin spitz hinzu.
„Au, das tat weh!“, sagte Dean und hob verwirrt die Brauen. Ließen sie ihn tatsächlich gerade abblitzen? Das war ihm noch nie passiert. „Ihr verzeiht mir nicht, oder?“
Erneut schüttelten beide Mädels die Köpfe. „Das macht man nicht. Es ist extrem unhöflich.“ Die Lockenmähne warf ihm einen vernichtenden Blick zu, griff zum Arm ihrer Freundin und zog sie weiter.
Dean sah ihnen überrascht hinterher. Die beiden gingen zum Tresen und gaben ihre Bestellung auf.
„Die hat es dir aber gegeben.“ Ryan grinste. „Weißt du was? Langsam gefällt es mir in diesem Kaff. Es ist nicht so langweilig, wie ich dachte.“
Auch Dean begann zu grinsen. „Ich bin ganz deiner Meinung. Vor allem bin ich gespannt, was der Abend noch bringt.“
Gerade nahmen die Freundinnen ihre Drinks entgegen, gingen zu einem Tisch und setzten sich. Sofort begannen sie sich zu unterhalten und zu lachen. Und sie sahen genau zu ihnen herüber.
Machten sie sich etwa über Ryan und ihn lustig?
Eine Horde Fans lenkte Dean zum Glück ab. Binnen eines Moments waren Ryan und er umringt und wurden mit Bitten um Autogramme und gemeinsame Selfies bombardiert. Die Fans himmelten Ryan und ihn regelrecht an. Gut so! Den beiden Mädels würden die Augen übergehen, wenn sie sahen, wie begehrt sie waren. Dann würde sicherlich auch deren Mauer Risse bekommen und …
Die beachteten sie ja gar nicht! Stattdessen saßen sie nicht mehr allein am Tisch, sondern eine Handvoll junge Leute hatten sich zu ihnen gesellt, zwei weitere Frauen und ein paar Männer. Doch auch die sahen jetzt neugierig in ihre Richtung. Schnell wandte sich Dean einem jungen Mädchen zu, das mit strahlendem Lächeln nah neben ihn trat und ihr Smartphone für ein Foto hob. Kurzentschlossen legte Dean ihr den Arm um die Schulter. Zu seiner Freude schmiegte sie ihren Kopf an seine Brust und machte ihr Foto.
„Danke! Hier, ich zeig es dir. Ist es nicht toll geworden?“, hauchte sie glücklich.
Dean rückte so nah an sie heran, wie es ging, und tat so, als würde er das Bild bewundern, während er verstohlen zu den Frauen am Tisch hinüberlinste. Bemerkte die Blonde wenigstens jetzt, wie begehrt er war?
Ja, eindeutig. Er erwischte sie noch gerade, ehe sie rasch wegsah und etwas zu ihren Freunden sagte. Dean schmunzelte befriedigt. Frauen waren ja so leicht zu durchschauen. Am Anfang gaben sie sich kratzbürstig und unnahbar, nur um dann schnell einzuknicken und nachzugeben. Im Grunde waren sie alle gleich. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würde auch sie ankommen, ihn um ein Autogramm bitten und seine Einladung zum Drink nur zu gern annehmen.
Die Fanhorde zog ab wie ein Heuschreckenschwarm.
Ryan grinste zufrieden. „Hast du die kleine Rothaarige gesehen? Die hat mir regelrecht aus der Hand gefressen. Ich wette mit dir, die hätte sofort zugesagt, heute Abend zu mir ins Hotel zu kommen.“
„Ja, möglich.“
„Deine war ja auch ziemlich anschmiegsam, was? Wie sie ihren Kopf gegen dich gelehnt hat …“
„Kann schon sein.“
Dean war mit seinen Gedanken ganz woanders, was auch Ryan nicht entging. „Ist es möglich, dass du nicht ganz bei der Sache bist, Dean? Dir spukt immer noch die Abfuhr der blonden Zicke im Kopf rum, was?“
„Sie ist wenigstens eine Herausforderung. Reife Äpfel, die mir in den Schoß fallen, hatte ich schon genug.“ Dean nippte nachdenklich an seinem Glas. Ja, sie reizte ihn, das konnte er nicht leugnen. Sie sah hinreißend aus, wie sie den Kopf in den Nacken warf und laut lachte. Ihre langen Beine steckten in einer engen schwarzen Jeans, und ihre dünne Bluse betonte ihren sexy Busen.
Unwillkürlich hielt er den Atem an, als sie aufstand und ein paar Schritte in seine Richtung ging. Sein Gesicht hellte sich auf. Er hatte es ja gewusst! Keine Frau konnte ihm auf Dauer widerstehen. Am Ende waren sie alle zu knacken, auch diese gelockte Supermähne. Er holte tief Luft, um sie mit einem gebührenden Spruch zu begrüßen, und dann erstarrte er.
Die Blondine blieb abrupt stehen, mitten auf der Tanzfläche, und wandte sich mit strahlendem Lächeln an einen jungen Mann. Beide begannen zu tanzen und schienen sich hervorragend zu verstehen.
Ryan grinste. „Das war wohl falscher Alarm. Dachtest wohl, du hast sie schon in der Tasche, was?“
„Soweit ich sehe, stehst du auch noch allein hier rum, während deine Brünette drüben am Tisch ihren Spaß hat.“
Sie unterhielt sich angeregt mit ihren Freunden am Tisch, und zwei junge Männer hingen geradezu an ihren Lippen.
Die ganze Sache begann langsam an Deans Stolz zu kratzen. Wäre er heute allein unterwegs gewesen, hätte er es vielleicht auf sich beruhen lassen. Aber Ryan war Zeuge seiner Niederlage geworden. Das konnte er nicht auf sich sitzen lassen. Auch auf dem Eis schenkten sie sich nichts.
„Ich warte nur auf den richtigen Augenblick“, gab Ryan zurück.
„Ich auch.“
Und jetzt war er gekommen. Die Blonde und der Typ kehrten zu ihrem Tisch zurück.
Dean atmete tief durch und setzte sich in Bewegung.
„Ach du Scheiße“, flüsterte Hayley und starrte zu Dean, der sich ihr forschen Schritts näherte. „Kommt der etwa her?“
„Sieht so aus“, gab Sue ebenso leise zurück. „Ich würde sagen, er hat angebissen.“
„Angebissen? Ich hab doch gar keinen Köder ausgeworfen.“
Sue grinste. „Er scheint das etwas anders zu sehen. Der hat schon die ganze Zeit zu dir rüber gestarrt.“
„Das hab ich versucht, zu ignorieren.“
Schon stand Dean vor ihrem Tisch. Er grüßte in die Runde und lächelte Hayley ungewohnt freundlich an. „Hast du Lust auf einen Drink? Oder zu tanzen?“
Hayleys erster Impuls war, ihm erneut eine Abfuhr zu erteilen. Genau das hätte er verdient! Als sie jedoch in seine gletscherblauen Augen sah, die im Licht der Laser glänzten, und nicht die Spur von Schalk darin erkennen konnte, zog ihr Widerstand ab wie Rauch im Wind. Irgendwann war es auch mal gut mit Schmollen.
„Geht auch beides?“
Sein Lächeln wurde noch strahlender. „Klar! Alles, was du willst.“
Oje, er war tatsächlich ein Großkotz.
„Ich habe etwas wiedergutzumachen“, fügte er verlegen hinzu. Plötzlich wirkte er wie ein Schuljunge im Büro des Rektors.
„Da kann ich dir nicht widersprechen.“ Hayley bemühte sich um eine strenge Miene, aber es missglückte. Stattdessen schlug ihr Herz plötzlich Purzelbäume, als sie aufstand und zur Tanzfläche ging. Im Rücken spürte sie die neugierigen Blicke ihrer Freunde.
Der Song, der gerade gespielt wurde, gefiel ihr, und sie begann zu tanzen. Dean tat es ihr gleich. Als er ihr ein herzliches Lächeln schenkte, fühlte sich Hayley plötzlich sechs Jahre zurückkatapultiert. Sie war sechzehn und zum ersten Mal hier im Lunas Light, tanzte mit Sue und weiteren Freundinnen. Besser gesagt, sie drehten sich, hüpften und kicherten vor Freude, hier zu sein. Und dann kam er herein – Dean. Er war zwei Jahre älter als sie und in seiner Schulmannschaft schon damals so etwas wie ein Star auf dem Eis. Hayley erinnerte sich noch sehr gut, dass sie mitten in der Bewegung erstarrt war, denn sie war bereits seit etlichen Jahren in ihn verknallt. Er jedoch hatte sie kaum eines Blickes gewürdigt. Das tat er auch an jenem Abend nicht, während er sich mit seinen Kameraden an den Rand der Tanzfläche stellte. Stattdessen streckte er seine Arme aus und Mary warf sich hinein. Oh, wie das damals wehgetan hatte! Der Spaß war Hayley vergangen, bald darauf war sie nach Hause gegangen.
Und jetzt stand sie genau auf dieser Tanzfläche, wieder war Dean hier, und dieses Mal tanzte er mit ihr! Damals hätte sie sich dafür noch ein Bein ausgerissen. Und jetzt? Was empfand sie? Ihr Start heute war alles andere als gut gewesen. Trotzdem war er immer noch Dean – ihr erster, heißer Schwarm.
Verstohlen musterte sie ihn. Er tanzte gut, besaß ein natürliches Rhythmusgefühl und war in den Hüften sehr beweglich. Man sah ihm an, dass er extrem viel Sport trieb. Sein Bauch war flach, seine Beine lang und schlank, seine Brust und Schultern breit und muskulös. Sein dunkles Haar war kurz geschnitten, aber noch lang genug, dass man mit den Fingern hindurchfahren konnte, seine Nase gerade, das Kinn kantig und glattrasiert.
Er sah sie an und lächelte. Und wenn Hayley ganz ehrlich zu sich war und ihren Groll von vorhin mal außer Acht ließ, musste sie zugeben, dass er einfach hinreißend aussah. Ach was, überwältigend attraktiv. So fantastisch, dass es ihr schwerfiel, ihn nicht permanent anzustarren. Und seltsamerweise wirkte er kein bisschen mehr überheblich.
Sie hielt den Atem an, als er näher herankam und sich zu ihr beugte. „Du tanzt super!“, lobte er.
„Danke!“ Das du auch verkniff sie sich. Womöglich bildete er sich darauf auch wieder etwas ein.
Kaum war der Song zu Ende, nutzte Dean die Gunst der Stunde. „Wollen wir was trinken?“
„Gern.“
Hayley folgte ihm zur Bar. Ryan stand immer noch da, allerdings einige Yards entfernt und in ein Gespräch mit einem Pärchen vertieft.
„Was möchtest du?“, erkundigte sich Dean und wies zur Tafel hinter dem Tresen.
„Einen Mojito, bitte.“
„Gute Wahl. Da schließe ich mich an.“
„Du trinkst Alkohol?“, entfuhr es ihr erstaunt.
„Du hast mich ertappt. Üblicherweise nur sehr selten. Aber heute wollen Ryan und ich mal ein paar Regeln außer Acht lassen und einfach nur einen schönen Abend haben.“ Er beugte sich vor und gab seine Bestellung auf.
„Gibt’s denn einen Anlass dafür?“, erkundigte sie sich.
„Keinen speziellen. Obwohl … eigentlich schon.“ Dean lächelte so entwaffnend, dass es Hayley ganz heiß wurde. „Wir sind endlich mal für paar Tage fern der Adleraugen unseres Trainers. Das ist tatsächlich ein Grund zum Feiern.“
„Ist er etwa so streng?“ Hayley beobachtete, wie der Barkeeper ihre Drinks mixte, und wandte sich wieder an Dean.
„Mehr als das. Er macht es uns nicht leicht. Aber das ist auch gut so. Anders kommt man nicht dahin, wo wir inzwischen sind.“
Das klang jetzt doch wieder leicht arrogant, oder? Oder meinte er es gar nicht so?
Die Cocktails waren fertig, Dean nahm sie entgegen und wies mit einer Kopfbewegung zu einem freien Tisch an der Wand. „Wollen wir uns hinsetzen? Da ist es nicht so laut.“
„Okay.“
Sie gingen hin und Hayley nahm Platz. Dean setzte sich ihr gegenüber und schob ihr einen Mojito zu.
„Auf einen schönen Abend“, sagte er und hob sein Glas.
„Auf einen schönen Abend“, wiederholte sie und stieß mit ihm an.
„Sorry noch mal wegen vorhin. Das war nicht okay von mir“, gab er zu.
Hayley versuchte, sich ihr Erstaunen nicht anmerken zu lassen. „Da kann ich dir nicht widersprechen. Aber Schwamm drüber.“ Sie musste grinsen. „Die Strafe habt ihr ja sofort danach bekommen. Habt ihr denn noch irgendwo was zu essen bekommen? Verhungert wirkt ihr nicht.“
Dean nickte und wirkte fast verschämt. „Wir haben einen Burger gegessen. Wenn Michael das wüsste! Gut, dass er es nicht mitbekommt.“
Eben dieser Michael würde übermorgen in der Redaktion sitzen. Und auch wenn nicht sie, sondern Nathan das Interview mit ihm führte, könnte sie ganz einfach ein paar Worte mit Deans Trainer wechseln. Ob Dean auch so entspannt wäre, wenn er davon wüsste?
„Keine Sorge. Dein Geheimnis ist bei mir sicher“, sagte sie. „Hört sich allerdings nicht gerade nach einem Traumjob an, oder? Keine Burger, kein Alkohol …“
„Ja, das Leben als Profisportler kann ziemlich hart sein. Ich möchte mich nicht beklagen, versteh mich nicht falsch! Um keinen Preis würde ich tauschen wollen. Hey, ich lebe meinen Traum und bekomme auch noch Geld dafür. Meine Teamkameraden sind fantastisch, wir sind wie eine große Familie. Ich weiß, dass ich mich jederzeit auf jeden von ihnen verlassen kann.“
„Ja, man kann es bestimmt schlechter treffen.“
Mit einem Mal betrachtete er sie so durchdringend, dass Hayleys Herz einige Schläge aussetzte.
„Das hört sich jetzt bestimmt vollkommen dämlich an und es soll auch kein blöder Anmachspruch sein, okay? Aber kann es sein, dass wir uns kennen? Ich kann dich nicht unterbringen, aber irgendwie kommst du mir bekannt vor.“
„Mountainlake Highschool Brookfield. Du warst zwei Stufen über mir.“
„Echt?“ Erneut unterzog er sie einer Prüfung.
Sofort wurde ihr ganz heiß unter seinem intensiven Blick und sie nickte. „Allerdings hast du mich nie wahrgenommen. Dabei fing ich extra deinetwegen mit Schlittschuhlaufen an.“ Sie verstummte und hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Wieso hatte sie das gesagt? Was sollte er denn jetzt von ihr denken? Dass sie am liebsten sofort in sein Bett springen würde?
Seine Augen weiteten sich. „Im Ernst?“
Sie winkte ab. „Ach, das ist etliche Jahre her, vergiss es.“
„Nee, wirklich, ich finde das echt süß. Bist du nur so zum Spaß gelaufen oder war es dir ernst damit? Eiskunstlauf oder Hockey?“
„Hockey. Ich wollte …“ So sein wie du, hätte sie fast gesagt. Dir nah sein. Zum Glück konnte sie es sich gerade noch verkneifen. Was war bloß los mit ihr? Vorhin hätte sie Dean am liebsten das Gesicht zerkratzt, und jetzt fühlte sie sich in seiner Gegenwart ganz schwach und hatte ihre Zunge nicht mehr unter Kontrolle.
„Krass!“, rief er, als sie nicht weitersprach, und musterte sie prüfend. Dann riss er die Augen auf. „Ja! Jetzt weiß ich wieder! Du warst das kleine … Du warst das Mädchen mit der Lockenmähne, die unter ihrem Helm hervorgeschaut hatte. Natürlich erinnere ich mich an dich. Spielst du noch?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich hatte leider einen Unfall. Kreuzbandriss. Danach machte ich nicht mehr weiter.“ Danach sah sie ihn öfter mit Mary. Was hätte es da noch für einen Sinn gemacht?
„Oh nein, das tut mir total leid! Wer weiß, wie weit du es gebracht hättest? Das ist der Albtraum eines jeden Sportlers. Ein Unfall, der alles beendet und den Lebenstraum zerstört.“
„Da hast du wohl recht.“ Hayley nippte an ihrem Cocktail. „Und du? Was treibt dich in die Einöde? Ich meine, du wohnst ja schon lange nicht mehr hier, oder?“
„Nein. Nicht lange nach meinem Highschool-Abschluss ging ich fort. Ich lebe schon seit Jahren in Calgary.“
Verstohlen betrachtete sie seine Finger. Mit Mary? Er trug keinen Ehering, aber hatte das etwas zu sagen? Vielleicht durfte er ihn wegen seines Sports nicht tragen? Außerdem war er ja auch noch sehr jung. Stopp! Was für seltsame Gedanken machte sie sich da eigentlich?
„Klingt super“, erwiderte sie. „Ich bin bisher nie aus Brookfield weggekommen. Ach, im Grunde ist es ja herrlich hier. Wir haben die Rockys, wunderbare Flüsse und Seen, eine wilde Natur …“
„Du magst die Natur?“
„Ich liebe sie und ich gehe gern wandern. Total altmodisch, ich weiß. Aber ich mag es einfach.“
„Ich auch. Klar, nichts gegen das Großstadtleben. Es ist fantastisch, Restaurants, Bars und Kinos in unmittelbarer Nähe zu haben. Mitunter fehlt mir aber doch die Weite. Und die Freiheit.“
Hayley war positiv überrascht. Das hätte sie Dean nicht zugetraut. Ohnehin erinnerte in diesem Moment nichts mehr an den arroganten Schnösel von vorhin, der ihr kaltblütig den Parkplatz abgenommen hatte. „Ja, das glaube ich. Ich …“
„Hey, du bist doch Dean Walker, oder?“
Drei junge Typen standen vor dem Tisch und wirkten äußerst aufgeregt.
Dean nickte. „Was kann ich für euch tun?“
„Hättest du ein Autogramm für uns?“
„Selbstverständlich.“
Die Jungs hielten Bierdeckel in den Händen, die sie Dean gaben, und Hayley holte einen Kugelschreiber aus ihrer Tasche. Sicherheitshalber hatte sie immer etwas zum Schreiben dabei. War wahrscheinlich berufsbedingt. Schwungvoll unterschrieb Dean und seine Fans zogen freudestrahlend ab. Allerdings schien sich jetzt herumzusprechen, wer heute hier war. Es dauerte keine Minute, da traten weitere Fans an ihn heran, und dann wieder welche.
Mit dem nächsten Grüppchen erschien Ryan. Er drängelte sich zu Dean durch. „Lass uns verschwinden. Das wird mir hier zu voll.“
„Ja, du hast recht.“ Dean wandte sich Hayley zu und wirkte enttäuscht. „Wir hauen lieber ab. Tut mir leid, aber jetzt kommen einfach zu viele Leute.“
„Kein Problem.“ Das Lunas Light hatte sich inzwischen gut gefüllt. Als Hayley bemerkte, wie viele Gäste in ihre Richtung starrten und tuschelten, konnte sie sich ausrechnen, dass sie nicht mehr groß zum Unterhalten kommen würden.
„Hat mich echt gefreut“, sagte Dean. „Vielleicht sehen wir uns ja mal bei einem Spiel. Nächste Woche treten wir gegen die Vancouver Bears an.“
Sie nickte lächelnd. „Ich weiß. Ja, mal sehen. Danke für den Drink.“
„Gern geschehen.“ Dean stand auf, lächelte ihr zu und folgte Ryan durch das Gedränge hinaus.
Hayley ging wieder zu ihren Freunden hinüber, die sie neugierig erwarteten.
„Ihr habt euch ja gut unterhalten“, stellte Sue fest. „Dean ist wohl gar nicht so ein Kotzbrocken, wie wir vorhin dachten, oder?“
„Nein. Tatsächlich war er echt nett. Wer hätte das gedacht?“
Während der nächsten Minuten musste Hayley eine Menge Fragen beantworten. Dann holten sie sich noch einen Drink und tanzten wieder. Es wurde spät, ehe Hayley nach Hause kam.
Der nächste Morgen begann nicht so schlimm wie befürchtet. Nachdem Hayley mit neunzehn einmal einen richtig üblen Kater gehabt hatte, hatte sie sich angewöhnt, zwischen den Drinks immer ein Glas Wasser zu trinken. Das hatte auch diesmal geholfen. Sie hatte nur leichte Kopfschmerzen und fühlte sich matt, aber das machte nichts. Schließlich war Sonntag und sie hatte frei.