Ich bin immer noch heiß, es kommt jetzt nur in Wellen - Renée Toft Simonsen - E-Book
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Ich bin immer noch heiß, es kommt jetzt nur in Wellen E-Book

Renée Toft Simonsen

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Beschreibung

"Die Hitzewallungen trafen mich völlig unvorbereitet. Wie eine irre Tabledancerin begann ich, mich an den unpassendsten Orten zu entblättern." In ihren Augen viel zu früh kommt Renée Toft Simonsen in die Wechseljahre. Plötzlich sind ihre Nächte heiß und unruhig, ihre Gefühlswelt ist eine einzige Achterbahnfahrt. Ständig steht sie im Schweiß und den Kindern sind ihre Gefühlsausbrüche unangenehm. Zuerst schämt sie sich, doch nach und nach lernt sie, ihre neue Lebenssituation anzunehmen. Sie beginnt zu ergründen, was in ihrem Körper und ihrer Seele geschieht, das ihren Alltag zum Abenteuer werden lässt. Und sie lernt, sich selbst anzunehmen, so wie sie ist – emotional und am Schwitzen. Ein Buch wie eine gute Freundin – ehrlich, empathisch und wunderbar humorvoll.

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Seitenzahl: 241

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Renée Toft Simonsen

Ich bin immer noch

heiß, es kommt

jetzt nur in Wellen

Das Leben in den Wechseljahren

Aus dem Dänischen

von Anne Mette Schrade

Die Originalausgabe erschien 2018 unter dem Titel Jeg er f*cking hot! bei Politikens Forlag, Kopenhagen.

Der Verlag dankt der Danish Arts Foundation für die großzügige

Förderung der Übersetzung.

Alle in diesem Buch veröffentlichten Aussagen und Ratschläge wurden von der Autorin und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann jedoch nicht übernommen werden, ebenso ist die Haftung der Autorin bzw. des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und

Vermögensschäden ausgeschlossen.

Wir haben uns bemüht, alle Rechteinhaber ausfindig zu machen, verlagsüblich zu nennen und zu honorieren. Sollte uns dies im Einzelfall aufgrund

der schlechten Quellenlage leider nicht möglich gewesen sein, werden wir begründete Ansprüche selbstverständlich erfüllen.

Bei der Verwendung im Unterricht ist auf dieses Buch hinzuweisen.

echtEMF ist eine Marke der Edition Michael Fischer

1. Auflage

Alle Rechte der deutschsprachigen Ausgabe bei

© 2019 Edition Michael Fischer GmbH, Donnersbergstr. 7, 86859 Igling

Copyright der Originalausgabe: © 2018 Renée Toft Simonsen und Politikens Forlag in agreement with Politiken Literary Agency

Illustrationen: Michael Baastrup Chang

Covergestaltung: Michaela Zander

Umschlagmotive: © Shutterstock/LenLis, © Shutterstock/Kolesov Sergei

Satz: Michaela Zander

Herstellung: Open Publishing

ISBN 978-3-96093-965-8

www.emf-verlag.de

Für alle heißen Frauen, die ich in meinem Leben kennengelernt habe, und all die, die mir noch nicht begegnet sind. Für meine Mutter und meine Schwester.

Für meine Töchter und die anderen wunderbaren Frauen, die vielleicht reinschmökern, obwohl sie noch nicht ganz so heiß sind wie wir um die fünfzig.

Inhalt

Vorwort

Verdammt heiß

Bluten oder nichtBluten

Bin ich jetzt etwa depressiv?

Kindheitsgeister

Café Noviembre

Mit offenem Herzen

Dem Gehenden legt sich der Weg unter die Füße

Willkommen in der Tretmühle

Schäm dich!

Ältere Frau, was nun?

Ins Innere hineinhorchen

Die vier Typen und das gestresste Ego

Einmal Mama, immer Mama

Amselkinder

Erkenntnisse aus Nordjütland

Das gute Geschirr

Hässliche Steine

Carpe Diem

Scheu wie ein Reh, stark wie ein Bär

Epilog

Literaturverzeichnis

Dank

Caminante, no hay camino, se hace camino al andar.

Antonio Machado

Vorwort

Sich verletzlich zu zeigen bedeutet nicht, traurig oder bedrückt zu sein oder die Tränen kullern zu lassen, wenn andere das mitkriegen. Das bedeutet es auch, aber es ist noch so viel mehr. Sich verletzlich zu zeigen bedeutet, den Mut zu haben, sich anderen so zu zeigen, wie man wirklich ist, mit all seinen Fehlern und Mängeln, ohne sich zu verstellen, ganz nackt. Es bedeutet, den Mut aufzubringen, auf das, was man nach außen hin so gerne darstellen möchte, zu verzichten, und so zu sein, wie man tatsächlich ist.

In diesem Buch beschreibe ich die ungewisse Reise in meine Gefühlswelt, unternommen zu nächtlicher Stunde, während ich wechselweise schwitzte und dann wieder fror wie ein Schneider, Tee trank und auf der Terrasse im Mondschein heimlich eine rauchte. Anfangs schrieb ich aus reiner Frustration und um meine verworrenen Gedanken festzuhalten, aber langsam entwickelte sich eine Art Bestandsaufnahme meiner Wechseljahre, und ich schwor mir, allem, was mich so beschäftigt, so viel Raum zu geben, wie es braucht.

Verdammt heiß

Ich reiße mir die Decke vom Leib und drehe mich schnell von meinem Mann ab, während ich verzweifelt nach einem kalten Flecken auf dem Bettlaken taste. Ich finde eine Stelle, strecke mich mit leicht gespreizten Armen und Beinen auf dem Rücken aus, wie ein Engel im Schnee. Ich starre Löcher in die Decke, ohne einen einzigen Fetzen am Körper, ganz still, während die Nacht mich umhüllt. Eine dünne Schweißschicht benetzt meinen ganzen Körper und versucht vergeblich, meine Temperatur zu senken. Schweißtropfen verlaufen sich zwischen meinen Oberschenkeln, in meinen Kniekehlen, unter meinem Busen, am Rücken entlang, am Hals und am Haaransatz. Mein Kopfkissen ist klitschnass. Mein Herz hämmert in der Brust, und ich verspüre eine leichte Übelkeit, während mein Gehirn sich alle Mühe gibt, mich zu beruhigen: Das vergeht gleich wieder … Ich blicke mich im Schlafzimmer um, graue Schatten tanzen an der Wand, ich lausche den regelmäßigen, tiefen Atemzügen meines Mannes, dem Hund, wie er sich in seinem Korb umdreht, und den nächtlichen Geräuschen unserer alten Wohnung. Ich schaue auf den Wecker, 3:49 Uhr – ich kann ebenso gut aufstehen.

Ich bin in die Wechseljahre gekommen, und ich glaube, das fing bei mir so mit 48 an, aber ganz genau weiß ich es nicht mehr. Es war eine behäbig heranschleichende Veränderung, nichts Gewaltsames oder Plötzliches. Eher wie ein stiller Dieb in der Nacht. Denn es war in der Dunkelheit, dass ich zuerst feststellte, wie Merkwürdiges mit meinem Körper passierte. Vielleicht, weil ich im Gegensatz zu tagsüber, wo ich andauernd in Bewegung bin, mich des Nachts ruhig verhalte und daher nachspüren kann.

In der ersten Zeit, als meine äußerst regelmäßige Menstrua­tion unregelmäßig wurde, überwand ich die Hitzewallungen, indem ich die Bettdecke wechselweise über mich zog und dann wieder ablegte. Meine typische Nacht gestaltete sich folgendermaßen: Ich wachte schweißgebadet auf, warf die Bettdecke zur Seite, schlief noch ein wenig. Wachte noch mal auf, frierend wie ein Schneider, und legte die Bettdecke wieder über mich. Wachte schweißgebadet auf, zog die Bettdecke erneut zur Seite, schlief wieder ein, wachte frierend wieder auf, zog die Bett­decke erneut über mich, döste wieder weg …

Aber dann nahmen die Dinge ihren Lauf, und die nahende Menopause, die zuvor lediglich leichte Irritationsmomente in meinem Leben hervorrief, manifestierte sich in albtraumartigen tropischen Nächten, mitten im Februar, in denen ich oft spät nachts aufwachte und nicht mehr einschlafen konnte. Dann lag ich da, hellwach und gar nicht ausgeruht.

Ich dachte eigentlich, das Älterwerden könnte mich nicht kleinkriegen. Die grauen Härchen, die plötzlich zum Vorschein treten, das Fett, das sich an den knirschenden Knien absetzt. Ha, ich lass mir die Haare färben, esse keine Schokotrüffel mehr und ziehe Knieschützer an, wenn ich durch den Wald jogge – ein Klacks!

Klar hatte ich hin und wieder Beschwerden von älteren Frauen aufgeschnappt und insbesondere die geröteten Wangen meiner Mutter bemerkt, wenn wir alle zusammensaßen und der Raum sich aufheizte. Oder wenn wir an den Weihnachtsfeiertagen zusammen tanzten. Und ja, es gab auch ein paar Artikel in Frauenmagazinen, aber schwitzende Fünfzigjährige stehen nun mal nicht so im Fokus der Medien. Wahrscheinlich spürt man die Kraft des Windes auch erst, wenn man sich mitten im Orkan befindet. Und ganz ehrlich: Dieser Orkan namens „Wechseljahre“ sollte einen viel gewaltigeren Titel tragen, wie Gudrun oder El Niño.

Kurz: Ich hatte keine Ahnung, wie sehr die Wechseljahre mein Leben auf den Kopf stellen würden. Die Hitzewallungen trafen mich völlig unvorbereitet. Wie eine irre Tabledancerin begann ich, mich an den merkwürdigsten Orten zu entblättern. Plötzlich empfand ich meinen Körper als Verräter. Ich hatte keine Vorstellung, wie sehr es sich auf mein Wohlbefinden auswirken würden, Nacht für Nacht wach zu sein.

Auch jetzt gerade hocke ich wieder auf meiner Fensterbank und schaue in die tiefe Nacht, den Autos hinterher, die unten auf der Straße vorbeifahren, bis ihre roten Rücklichter in der Ferne verschwinden. Ich betrachte die verregneten Straßen, die Bäume im Park, die sich im Wind wiegen, Jugendliche auf dem Nachhauseweg von einer Party in einer Stadt, die offensichtlich nie ganz schläft.

Mittlerweile habe ich schon viele solcher langen Nächte hinter mir, in denen ich erfolglos versuche, zu arbeiten. In denen ich überlege, wieder mit dem Rauchen anzufangen, als kleines Trostpflaster beim nächtlichen Teetrinken. Ich habe unendlich viele Artikel und Bücher gelesen und weiß schon am nächsten Morgen nicht mehr, wovon sie handeln. Kämpfe mich durch die Nebelschwaden des restlichen Tages, genau wie in der Zeit, als die Kinder klein waren.

Was soll das eigentlich? Wird mein Leben in den nächsten Jahren zu einer einzigen schlaflosen Hölle werden? Leider kann einem ja niemand so genau sagen, wie lange man das aushalten muss.

Meine Mutter soll ich fragen, haben mir schon viele vorgeschlagen. Der Verlauf der Wechseljahre wird wohl oft vererbt. Aber meine Mutter wurde schon im Alter von 40 Jahren mit Hormonen vollgestopft, nachdem ihr die Gebärmutter ent­fernt worden war. Mit 65 erkrankte sie dann an Brustkrebs, und als die Hormonzufuhr plötzlich eingestellt wurde, fing sie so richtig zu schwitzen an. Das hilft mir nicht bei der Vorhersage, welchen Verlauf nun mein eigener Wechsel einschlagen wird.

Wenn wir in die Wechseljahre kommen, sinkt die Produktion von Östrogen. Darum geht’s, vereinfacht ausgedrückt. Das Problem ist nur, dass Hormone uns in höchstem Maße beeinflussen und schon die verringerte Produktion von nur einem einzigen Hormon große Auswirkungen nicht nur auf unseren Körper, sondern auch auf die Psyche hat.

Die Liste der möglichen Symptome ist lang: unregelmäßige Blutungen, Hitzewallungen, innere Unruhe und Muskelzittern, Brustspannung, Kopfschmerzen oder Migräne, Konzentrationsschwierigkeiten, Niedergeschlagenheit, Verdauungsprobleme, schmerzende Gliedmaßen, erhöhtes Sturzrisiko, veränderter Körpergeruch, Gewichtszunahme, Haarausfall, Kribbeln unter der Haut, entzündungsähnliche Zustände im Rachen und auf der Zunge, beeinträchtigtes Sehvermögen, trockene Augen und nicht zuletzt Schlafstörungen.

Willkommen in einem neuen Lebensabschnitt!

Jetzt, um 4:00 Uhr auf der Fensterbank, denke ich wieder einmal darüber nach, ob ich all diese Probleme nicht leicht lösen könnte, indem ich meinem Körper einfach künstlich zuführe, was er selbst nicht länger produzieren kann. Aber an dem Punkt war ich schon einmal, und es ist ordentlich schiefgegangen.

Ich kenne viele schreckliche Geschichten darüber, was eine Hormontherapie im weiblichen Körper anrichtet. Meine Oma bekam ab ihrem vierzigsten Lebensjahr einmal im Monat eine Hormonspritze. Mit 75 starb sie an Krebs. Meiner anderen Oma musste nach jahrelanger Hormongabe die Gebärmutter wegen einer Krebserkrankung entfernt werden, und ja, meine eigene Mutter bekam Brustkrebs und bezweifelte keine Sekunde, dass die verdammte Hormontherapie schuld daran war.

Die Lager sind da klar aufgeteilt. Auf der einen Seite die Fürsprecher von Hormonbehandlungen, die davon ausgehen, dass man sie unbesorgt durchführen kann. Auf der anderen die Gegner, die der Meinung sind, es sei falsch und unnatürlich, den Körper künstlich mit etwas zu versorgen, das er selbst nicht produzieren kann, wenn es eine natürliche Erklärung hierfür gibt. Manche setzen stattdessen auf Ernährungsumstellung, andere auf Naturheilkunde.

Nun ja, und dann gibt es die dazwischen, die zwar unsicher sind, sich aber denken: Mach es, wenn du im eigenen Schweiß fast ertrinkst. Dazu gehörte ich.

Nach vielen schlaflosen Nächten, in denen ich wirklich alles über Hormone gelesen hatte – über solche, die bleiben, jene, die ausbleiben, und die, die man in der Apotheke kaufen kann –kam ich zu der Erkenntnis, dass Hormontherapien heutzutage gar nicht mehr so gefährlich sind. Unter anderem hatte ich gelesen, dass die Studien, auf der die Annahme basierte, sie lösten Brustkrebs aus, nicht gründlich genug gewesen seien.

Ich ging also zu meinem Hausarzt und verlangte nach dem Hormonpräparat. Mit dem ersten Pflaster auf dem Hintern und die Taschen voller weiterer flog ich anschließend nach Málaga. Ich wollte einige Zeit allein in unserer Ferienwohnung verbringen und etwas arbeiten. Allein sein zählt zwar keineswegs zu meinen Kernkompetenzen, aber als 52-jährige Frau sollte ich es langsam können. Also nichts wie weg!

Mein Mann brachte mich zum Flughafen, wir verabschiedeten uns mit Küsschen, und ich ging durch die Passkontrolle. Schon im Auto hatte ich mich komisch gefühlt, es aber nicht weiter ernst genommen. Wir waren uns einig gewesen, dass es sich wahrscheinlich um eine Art Reisefieber handelte. Ich mag Fliegen nicht besonders gerne. Außerdem quälte mich der Gedanke, mitten in der Nacht alleine anzukommen, alleine in die Wohnung zu fahren und am nächsten Tag alleine aufzustehen.

Am Gate kaufte ich eine Flasche Wasser und trank einen Schluck von der klaren, kalten Flüssigkeit. Noch während ich darüber nachdachte, wann ich das nächste Hormonpflaster auf meinem Allerwertesten platzieren sollte, überkam mich eine leichte Übelkeit. Ich streckte mich auf meinem Stuhl aus und lehnte den Kopf an die Wand. Zusehends ging es mir schlechter. Als mein Mageninhalt plötzlich hochkam, schaffte ich es nicht ganz bis zur Damentoilette. Es war in jeder Hinsicht äußerst unangenehm. Irgendwie erklomm ich das Flugzeug, konzentrierte mich drauf, nicht jeden Moment zusammen­zubrechen, und wünschte mir innigst, dass, was auch immer die Übelkeit verursacht hatte, in Dänemark zurückbleiben möge.

Ich landete spät abends in Málaga und schleppte mich ­zu einem Taxi. Erschöpft kühlte ich meine Stirn am Auto­fenster, während das schöne weiche Licht der Stadt mich willkommen hieß.

Am nächsten Morgen verspürte ich zuerst nur eine leichte Müdigkeit, dann fühlte ich mich seltsam verwundet, weil mich eine simple Übelkeit so dermaßen mitgenommen hatte. Es fällt vielen Menschen schwer, sich die eigene Schwäche einzuge­stehen. Ich bin da keine Ausnahme. Ich möchte als jemand wahrgenommen werden, der alles mit links schafft: Familie, Arbeit, Haus und Garten und ja, selbstverständlich auch die Wechseljahre. In der Realität steht Feinfühligkeit aber keineswegs im Widerspruch zu Stärke.

Warum also war es nicht okay, dass ich mich nicht wohl fühlte? Hätte ich die Reise nicht abbrechen können? Was wäre gewesen, wenn ich storniert und ein paar Tage abgewartet hätte? Solche Gedanken schossen mir durch den Kopf, wie Bienen, die unaufhörlich summend um ihr Nest fliegen.

Ich setzte mich auf die Fensterbank und beobachtete das Treiben auf dem kleinen Dorfplatz vor dem Haus, auf dem Leute vorbeischlenderten, sich ins Café setzten oder hastig vorübereilten. Mir ging es wieder gut, und ich fragte mich, warum ich nicht besser auf meinen Körper gehört hatte. Warum hatte ich mein Unwohlsein auf der Fahrt zum Flughafen mit allen möglichen psychologischen Erklärungsversuchen abgetan und dabei verkannt, was es in Wirklichkeit war – eine Art Vergiftung, die mein Körper loswerden wollte?

Ich genoss meine Tasse Kaffee, atmete das südländische Temperament ein, öffnete die Packung mit den Hormonpflastern und entfaltete den Beipackzettel.

Mich traf der Schlag. Die ellenlange Liste der Nebenwirkungen reichte locker, um einen ganzen Kontinent umzuhauen: Brustkrebs, Thrombosen, Herzerkrankungen, Atemnot, Lähmungserscheinungen, Epilepsie, um nur wenige zu nennen. Am häufigsten waren Hautirritationen, Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen und eben Übelkeit.

Ich blickte auf den Platz hinunter. Die Eingangstür zur Kirche stand offen. Hübsch gekleidete Frauen und Männer in einem Alter, in dem viele noch an Gott glauben, strömten hinaus. Wer jünger ist, hat heutzutage andere Götter gefunden, oft leider nur das eigene Spiegelbild. Wir haben es kläglich verschlafen, ihnen andere Werte mitzugeben.

Eine hübsche Spanierin stolperte über die hohe Tür­schwelle, damit beschäftigt, ein paar Münzen zu suchen, die sie dem Bettler am Eingang geben wollte. Ich fragte mich, ob sie hi­neinwollte, um einen Gefallen zu erbitten oder Vergebung für etwas, das sie getan hatte. Letzteres gehört zu den Dingen, die ich an der katholischen Kirche sehr schätze. Man kann direkt von der Straße einkehren und beim Beichtvater sofortige Vergebung erlangen. Das finde ich ausgesprochen schön, erfüllend und äußerst praktisch.

Ich betrachtete die Packung mit den Hormonpräparaten, und plötzlich spürte ich im ganzen Körper, dass dies nicht mein Weg war. Es war mir ein Bedürfnis, all das, was in meinem Körper und in meinem Inneren passierte, zu erspüren. Ich wollte einen so wichtigen Teil meines Lebenszyklus nicht mit einer Pille oder einem Pflaster bekämpfen. Ich würde lernen müssen, auf meinen Körper zu hören. Die einzige Möglichkeit, die Zeit der Wechseljahre zu überleben, bestand für mich darin, sie positiv anzunehmen. Und genau das tat ich dort auf der Fensterbank über dem eiligen Treiben Málagas.

Letztlich sind die Wechseljahre nur eine zeitlich begrenzte Lebensphase, so wie es unsere Jugend war, mit ihren rauschenden Partys – einen Joint in der einen und eine Flasche Wodka in der anderen Hand. Oder der Lebensabschnitt, in dem unsere Kinder noch zu Hause wohnten.

Wir müssen uns entscheiden, ob wir sie als etwas Natürliches annehmen, dem wir Raum geben, oder ob wir unseren Körper bekriegen wollen. Wir sind schließlich nicht krank, nur weil wir heftig transpirieren, aus Schlafmangel herumlaufen wie Zombies und in gänzlich unangebrachten Momenten anfangen zu heulen. Ich zum Beispiel immer dann, wenn ich sehe, dass meine wunderbare Mama gerührt ist. Ich kann auch keinen Alkohol mehr trinken, ohne dass mir schwindelig wird, und keinen Marsriegel essen, ohne dass er sich sofort als Fettpölsterchen an meinen Hüften festtackert.

Wir fühlten uns ja auch nicht krank, als wir in jungen Jahren zu Musikfestivals fuhren oder Mütter wurden und eine Familie gründeten. Als wir uns zum ersten Mal unsicher auf den Arbeitsmarkt begaben, oder uns nach vielen Jahren im Vorstadthaus mit der Ligusterhecke von dem Langweiler scheiden ließen, der mit dem Bierchen auf dem Sofa hockte und Fußball schaute, und uns dann eiligst auf den Weg zurück in die Stadt machten.

Verschiedene Phasen gehören zum Leben dazu, und auch sonst mussten wir lernen, in dem Gestrüpp aus Gefühlen zu navigieren, das daraus hervorgeht. Nie wären wir auf die Idee gekommen, diese Gefühle zu unterdrücken. Nur bei der Menopause verhält es sich anders. Dagegen gibt es Pillen und Pflaster.

Ich verlasse meine nächtliche Fensterbank in Aarhus, gehe ins Bad und mache das Licht an. Das ganze Haus schläft tief und fest. Ich schaue mich im Spiegel an und sehe die feinen Linien in meinem Gesicht und die leicht dunklen Augenringe. Die letzten Nächte waren anstrengend. Zwischen meinen Augenbrauen verlaufen zwei tiefe Furchen, wie Zuggleise. Ich spüre mein Alter nicht nur in den Knochen und Gliedmaßen, sondern entdecke seine Spuren auch in meinem Gesicht und an meinem Körper.

Niemand hat Bock darauf, sich alt zu fühlen. Darüber redet man bitte schön erst jenseits der 80. Und alt auszusehen scheint heutzutage gleichbedeutend damit, im Leben komplett versagt zu haben. Unsere Einstellung zu äußerlich erkennbaren Alterserscheinungen hat sich dramatisch geändert. Ich kann mich nicht entsinnen, dass meine weiche, runde Oma jemals negativ über ihren Körper sprach oder dass sie auf der Waage wegen der ausgewiesenen Kilos zu seufzen anfing. Ich kann mich vielmehr erinnern, wie sie zum Nachmittagskaffee Kuchen vorbeibrachte und sich mit größtem Vergnügen nach Herzenslust bediente.

Heutzutage rennen die Frauen in Botox-Kliniken, lassen sich Fett absaugen, Schlupflider wegoperieren, Fältchen glätten und neue pralle Brüste machen. Bemerkungen wie „Du schaust fabelhaft aus – in Anbetracht deines Alters“ halten viele für ein Kompliment. Wie schon Madonna sagte: „Altere nie. Denn älter werden ist eine Sünde!“

Von klein auf sind wir so erzogen, dass Fertilität und sexuelle Ausstrahlung die Existenzberechtigung der Frau sind. Ab dem Moment, wo wir in die Wechseljahre kommen, ändert sich dieses Selbstbild. Die Ära des gebärfähigen Sexualobjekts ist unwiderruflich vorbei, wenn der Schweiß perlt. Es ist klar: Wir können keine Kinder mehr bekommen.

Als ich in den Wechsel kam, fingen meine Kinder außerdem an, flügge zu werden. Meine Mutterrolle war also unwiederbringlich Geschichte, und ich stellte mir die Frage: Wer oder was bin ich dann?

Als ich aus Málaga zurückkehrte, hatte sich irgendetwas in mir verändert. Ich kam mit einer neuen inneren Ruhe an, einer Klarheit und einem Gefühl von Stärke. Ich betrachtete meinen Körper nun liebevoller, ohne den Wunsch, die eintretenden Veränderungen zu unterdrücken, und erkannte meine Verletzlichkeit als einen Teil von mir. Dieses Gefühl konnte ich mir bewahren. Zum ersten Mal erlebe ich einen körperlichen Prozess dermaßen bewusst.

Bluten oder nichtBluten

Ich schlendere durch die ruhigen Zimmer, der Hund trottet mir hinterher. Ich fülle ihm ein wenig Wasser in seinen Napf, stelle den Teekessel auf den Herd. Durchsuche das Sortiment: Rooibos, grüner Schlaf-gut-Tee oder vielleicht Ingwer und Zitronengras? Pfefferminz-Lakritz-Mango-Papaya, hmm, oder vielleicht nehme ich einfach meinen stinknormalen Morgentee. In zweieinhalb Stunden könnte man dann auch vom „Morgen“ sprechen.

Ich lande schließlich in meinem Arbeitszimmer vor dem Bildschirm, wie so oft, wenn die Nächte zu heiß werden. Ich trinke ein Schlückchen von meinem Tee, habe mich für Rooibos entschieden. Den trinke ich besonders gerne.

Wenn ich mucksmäuschenstill auf meinem Bürostuhl sitze, spüre ich den Puls dieses Hauses. All die Menschen, die in ihren Wohnungen ringsum tief und fest schlafen, von Morpheus eng umschlungen. Ich hatte mein Leben lang Angst vor der Dunkelheit. Meine Fantasie kennt keine Grenzen, wenn es um nächtliche Schrecken geht. Für mich kann die Nacht daher furchtein­flößend sein, auch jetzt noch als Erwachsene.

Mit 13 war es mein innigster Wunsch, meine Tage zu bekommen und einen schönen Busen noch dazu. Ich war lang und dünn, mit einer flachen Brust und nicht im Entferntesten etwas, das nach einer Taille über meinen knöchernen Hüften aussah. Das fühlte sich gar nicht gut an. All meine Gedanken kreisten nur darum, endlich eine Frau zu werden, wie meine große Schwester und meine beste Freundin. Letztere hatte sowohl Busen als auch Menstruation, im Vergleich zu ihr war ich ein Spätzünder. Als sie ihre Tage das erste Mal bekam, zeigte sie mir voller Stolz das blutverschmierte Toilettenpapier, als wir zu zweit auf der Toilette waren. Und ich sah es mir ganz genau an, um zu prüfen, ob das Blut auch echt war.

Ich war so neidisch, dass ich zu sinnlosen religiösen Handlungen griff. Ich kniete mich vor das Bett, richtete den Blick ehrfürchtig nach oben an die Dachschräge des Zimmers, so wie ich es die Menschen auf den Gemälden an den Wänden meiner tiefgläubigen Oma hatte tun sehen, und betete für meine Menstruation.

Es vergingen Jahre, bis sich etwas tat zwischen meinen Beinen. Der liebe Herrgott war mir ganz offensichtlich nicht wohlgesonnen. Jetzt – 38 Jahre später – kommen meine Tage wieder. Nach siebenmonatiger Pause – heilige Scheiße, ist denn auf nichts mehr Verlass im Leben?

Die Menstruation ist noch immer ein kontroverses Thema. In Dänemark etwa echauffierte sich im Jahr 2016 eine bekannte Politikerin in einem Zeitungsartikel über zwei junge Autorinnen, Maja Nyvang Christensen und Sine Cecilie Laub, die dem Thema ein ganzes Buch widmeten. Sie fand es lächerlich, selbstgefällig und erbärmlich und hielt die Autorinnen für verwöhnte Gören, die mit etwas Alltäglichem Aufmerksamkeit heischten. Das Buch hatte sie nicht einmal gelesen.

Als ich den Artikel las, kochte alte feministische Wut in mir hoch, und ich hatte nicht übel Lust, der Dame einen persönlichen Brief zu schreiben. Halten Sie doch einfach mal das Maul, Sie alte Meckerziege, hätte ich geschrieben. Ihre ewige Nörgelei ist nicht zum Aushalten. Lernen auch Sie, in Würde zu altern, sich im Spiegel anzuschauen und zu spüren, wie Wohlgefühl und Gelassenheit Sie erfüllen. Die beiden jungen Frauen haben dieses moderne Manifest geschrieben, weil es mehr als wichtig ist. Wie kommen Sie eigentlich dazu, es derart lächerlich zu machen?

Gott sei Dank gab ich dem Impuls nicht nach. Die Politikerin war übrigens nicht die Einzige, die fand, das Buch sei eine Provokation. Die sozialen Medien wimmelten von garstigen Kommentaren alter, weißer Männer. Einer davon reüssierte, es sei in etwa so wichtig wie Bücher über seine Zehennägel.

Ich kann mich allerdings nicht entsinnen, dass ein Mann sich je in eine Burka hüllen musste, weil sein Zehennagel blutete, oder dass Zehennägel Männer irgendwo auf der Welt um ihr Wahlrecht bringen, sie außerhalb des trauten Heimes nicht arbeiten oder Sport treiben lassen, ihnen verwehren, zur Schule zu gehen oder eine Ausbildung zu machen. Eben sowenig habe ich von einem Fußnagel gehört, dessen Bild auf Instagram einen Skandal auslöste. Eines von Rupi Kaur, auf dem sie eine graue Jogginghose mit einem großen Blutfleck zwischen den Beinen trägt, hingegen schon. Angeblich verstieß es gegen die Gemeinschaftsregeln des sozialen Netzwerks, obwohl es weder Sex noch Nacktheit oder Gewalt zeigte.

Ein Buch über die Menstruation ist also immer auch politisch. Und wenn sich eine Frau, wie eine der beiden Autorinnen, dafür entscheidet, weder Tampons noch Binden zu nutzen, so ist das ihr gutes Recht. (Unter uns: Am Anfang der Wechseljahre ist das wirklich keine gute Idee, weil das Blut so kräftig strömt wie ein norwegischer Fluss.) Dennoch regte sich eine breite Öffentlichkeit in Dänemark darüber auf und verhielt sich, als könnten sie über den Körper der jungen Frau verfügen. Viele meinten, es sei ekelhaft. Ein Mann fragte schön anonym hinter seinem Bildschirm, ob er denn nun auch frei ejakulieren sollte. Das hatte damit nur rein gar nichts zu tun!

Dass sie bluten, sollen Frauen bitte diskret für sich behalten. Schon als Jugendliche habe ich meinen Tampon versteckt, wenn ich in der Öffentlichkeit, in einem Lokal, in der Schulklasse oder im Büro, zur Toilette musste.

An und für sich ist das merkwürdig. Ein Tampon oder eine Binde ist so sauber, weiß und fein wie eine Serviette, und die legen wir sogar zum Abendessen auf den Tisch.

Dass Frauen ihre Tage haben, ist von immenser Bedeutung. Es ist schlichtweg unabdingbar für das Überleben der menschlichen Spezies. Deswegen widmen zahlreiche Völker der ersten Monatsblutung Rituale. Das großartige Internet öffnet einem hier das Fenster zur Welt. Ureinwohner im westlichen Nordamerika etwa zelebrieren die erste Menstruation mit einem großen Fest, das vier Tage dauert und zu dem Hunderte von Gästen kommen. Die Feier wird begleitet von vielen Ritualen, die markieren, dass das Mädchen zur Frau geworden ist, und sie als ein Symbol des Schöpfers huldigen. Es legt sich zum Beispiel auf den Boden in seinem neugebauten Tipi und lässt sich von der Sonne bescheinen oder tanzt mit dem Gesicht zur aufgehenden Sonne, um so deren Schöpfungsfähigkeit zu erlangen.

Woanders in der Welt, bei den Newar, den Ureinwohnern des Kathmandu-Tals in Nepal, werden die Mädchen zu Beginn ihrer Periode symbolisch mit der Gottheit Vishnu verheiratet. Der Vater des Mädchens kniet sich vor es und legt Gaben wie Geld, Blumen oder Blätter in eine Schale voll Obst und einem schwarzen Stein, der die Gottheit symbolisiert. Die Mutter gießt heiliges, reinigendes Wasser über die Hände der Tochter. Dann berührt diese den Stein, um die Verbindung einzugehen. Später wird das Mädchen mit dem Sonnengott Syria und zu guter Letzt mit einem echten Mann verheiratet. Nun kann es den Stamm weiterführen.

Es ist aber nicht nur die junge Frau, die in mehreren Kulturen gefeiert und der gehuldigt wird. Auch das Menstruationsblut kann Gegenstand von Anbetung und Ehrerbietung sein. Die Taoisten und die alten Ägypter tranken das Blut, weil sie glaubten, es steigere ihre spirituelle Kraft. Im Alten Griechenland goss man das Menstruationsblut im Frühling auf die Felder, um die Fruchtbarkeit zu steigern. Die alten Hindus glaubten, dass alles Leben auf Erden aus dem verdickten Menstruationsblut der Großen Mutter hervorgehe. Und manche native Völker Nord­amerikas glaubten, dass eine Frau am kraftvollsten sei, wenn sie ihre Tage habe. Sie sollte in dieser Zeit auf ihre innere Stimme hören, die oft Weisheit zum Wohle des ganzen Stammes bereithielt.

In der modernen westlichen Kultur scheint diese Würdigung der menstruierenden Frau verlorengegangen. Alles, was keine lineare Produktivität und Effektivität darstellt, wird als Zeitverschwendung abgestempelt. Manchmal wird die mens­truierende Frau sogar als unrein betrachtet.

Meiner Meinung nach ist damit etwas Wertvolles verloren gegangen. Denn der Zustand, in dem der Hormonspiegel fällt oder steigt, kann tatsächlich zu einer neuen Form der Aufmerksamkeit, Sensibilität und Sinneswandlung führen. Eigentlich müssten wir in dieser Zeit besonders gut auf uns aufpassen, für mehr Schlaf sorgen, mehr Entspannung, mehr Rücksicht auf uns selbst nehmen und die Veränderungen, die die Hormone bewirken, aufmerksam verfolgen. Wir bräuchten mehr Zeit, in uns hineinzuhorchen, aber das passt natürlich so gar nicht in unserer modernen Welt.

Die wichtige Zeit kurz vor der Periode wird heutzutage auf das negativ besetzte PMS reduziert, wo Frau viel zu sensibel und schwierig ist und für nicht wirklich zurechnungsfähig gehalten wird. Als hätten wir eine vorübergehende Geistes­erkrankung.

Männer machen über diese Zeit besonders gerne Witze. Im Präsidentschaftswahlkampf 2016 etwa attackierte Donald Trump die Journalistin Megan Kelly im internationalen Fernsehen. Er witzelte, ihr triefe ja Blut aus den Augen. Mens­truierende Frauen gelten als Hysterikerinnen, die man nicht ernst nehmen kann. Wir werden für unsere Natur getadelt und unterdrücken die Zeit im Monat, in der wir am kreativsten und einfühlsamsten sein könnten, mit Schmerztabletten und Tampons. Dabei können Frauen stolz darauf sein, dass sie menstruieren. Das brauchen wir nicht zu verstecken oder uns gar dafür zu schämen.

Als eine meiner Töchter in den Sommerferien auf unserer Finca in Spanien ihre Tage bekam, trat sie zu uns auf die Terrasse und erzählte etwas schüchtern, dass „es“ jetzt passiert sei. Ob ich eine Binde hätte? Sie war 15 und hatte schon lange darauf gewartet. Ich schaute sie voller Stolz an. Ihre blonden Haare, die braune Haut, ihre kleinen Brüste unter dem Kleid, die langen Arme und Beine, die noch nicht fertig ausgewachsen waren. Ich sah diese wunderschöne Zartheit, vielleicht auch einen neuen Schimmer in ihren leuchtenden blauen Augen? Ich schlug sofort vor, dass wir das feiern müssten. Die Familie fand das etwas abgefahren, aber alle machten mit.

Wir kauften eine Flasche Champagner. Zum ersten Mal durften auch ihre kleinen Brüder einen Schluck Alkohol probieren, und wir warfen uns alle in Schale. Sie und ich zogen lange Kleider an und steckten die Haare hoch. Danach spielten wir Die Siedler von Catan. Sie durfte natürlich die roten Spiel­figuren haben. Mein Mann kaufte rote Servietten und stellte eine rote Blume neben ihren Teller zum Abendessen. Wir prosteten uns feierlich mit Champagner zu und beglückwünschten sie, dass sie ab jetzt unsere Familie in die nächste Generation fortführen könnte. Dann knipste ich ein Foto von uns mit den Champagnergläsern in der Hand.