"Ich bin, wo der Eichelhäher ..." – Günter Eichs Verhältnis zur Natur - Jens Junek - E-Book

"Ich bin, wo der Eichelhäher ..." – Günter Eichs Verhältnis zur Natur E-Book

Jens Junek

0,0
15,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Friedrich-Schiller-Universität Jena (Institut für Germanistische Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Hauptseminar: Deutsche Lyrik in Ost und West 1945 - 1990, Sprache: Deutsch, Abstract: „ach, Himbeerranken aussprechen,/ dir Beeren ins Ohr flüstern,/ die roten, die ins Moos fielen.“ – Der Gedanke der absoluten Verbundenheit mit der Natur, ja geradezu ein Aufgehen in ihr, ist zum einen ein Versuch der modernen Literatur in einer pluralistischen Welt wieder eine Mitte, einen festen Halt zu finden. Zum anderen ist er aber auch die ganz persönliche Suche nach dem Lebenssinn des großen Lyrikers und Erzählers Günter Eich. Was diesen Prozess so spannend macht, ist der Umstand, dass die Suche Eichs nach einer „tieferen Wahrheit“ in der Natur äußerst kritisch und reflektiert verläuft. So heißt es im erwähnten Gedicht weiter: „Dein Ohr versteht sie nicht,/ mein Mund spricht sie nicht aus,/ Worte halten ihren Verfall nicht auf.“ Diese Arbeit untersucht Günter Eichs Verhältnis zur Natur anhand ausgewählter Gedichte. Sie geht dabei weder streng chronologisch vor, noch erhebt sie Anspruch darauf, sämtliche bedeutsame Lyrik besprechen zu wollen. Vielmehr ist es das Ziel, durch die Interpretation bekannter wie auch nahezu unbekannter Texte den Wandlungsprozess in Eichs Haltung gegenüber der Natur nachvollziehen, vielleicht auch verstehen zu können. 1965 schreibt Günter Eich in einem Brief an das Goethe-Institut München: „Ich habe als verspäteter Expressionist und Naturlyriker begonnen, heute enthält meine Lyrik viel groteske Züge, das liegt wohl an einem Hang zum Realen, es ist mir nicht möglich, die Welt nur in der Auswahl des Schönen und Edlen und Feierlichen zu sehen.“ Diese Entwicklung weg von der Natur, hin zum Realen und darüber hinaus bis ins Groteske und Unverständliche soll Gegenstand dieser Arbeit sein. Es gilt, Eichs Haltung gegenüber der Natur auf verschiedenen Stufen seiner schriftstellerischen Entwicklung genau zu untersuchen und zu beschreiben, und möglichst Motive für den Wandel in dieser Beziehung herauszuarbeiten. Die vorliegende Hauptseminararbeit wurde im September 2005 am Institut für Germanistische Literaturwissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität in Jena angefertigt und mit der Note 1,7 bewertet.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2005

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impressum:

Copyright (c) 2013 GRIN Verlag GmbH, alle Inhalte urheberrechtlich geschützt. Kopieren und verbreiten nur mit Genehmigung des Verlags.

Bei GRIN macht sich Ihr Wissen bezahlt! Wir veröffentlichen kostenlos Ihre Haus-, Bachelor- und Masterarbeiten.

Jetzt beiwww.grin.com

Inhalt

 

Einleitung: Thematik und Beschränkung der Arbeit

1. „Himbeerranken aussprechen“ ― Die Bedeutung der Natur für Günter Eich

2. „Der Häher wirft mir die blaue Feder nicht zu“ ― Zweifel an der Natur

3. „Natur ist eine Form der Verneinung“ ― Abkehr von der Natur

4. „Ich will leben ohne Einverständnis“ ― Verweigerung und Nichteinver-ständnis gegenüber Natur und Gesellschaft

5. Beschluss

Verzeichnis der besprochenen oder (auszugsweise) zitierten Gedichte:

Literaturverzeichnis:

 

Einleitung: Thematik und Beschränkung der Arbeit

 

Diese Arbeit untersucht Günter Eichs Verhältnis zur Natur anhand ausgewählter Gedichte. Sie geht dabei weder streng chronologisch vor, noch erhebt sie Anspruch darauf, sämtliche bedeutsame Lyrik besprechen zu wollen. Vielmehr ist es das Ziel, durch die Interpretation bekannter wie auch nahezu unbekannter Texte den Wandlungsprozess in Eichs Haltung gegenüber der Natur nachvollziehen, vielleicht auch verstehen zu können. 1965 schreibt Günter Eich in einem Brief an das Goethe-Institut München: „Ich habe als verspäteter Expressionist und Naturlyriker begonnen, heute enthält meine Lyrik viel groteske Züge, das liegt wohl an einem Hang zum Realen, es ist mir nicht möglich, die Welt nur in der Auswahl des Schönen und Edlen und Feierlichen zu sehen.“ (EICH IV, S.502f, hier zitiert: S.503) Diese Entwicklung weg von der Natur, hin zum Realen und darüber hinaus bis ins Groteske und Unverständliche[1] soll Gegenstand dieser Arbeit sein. Es gilt, Eichs Haltung gegenüber der Natur auf verschiedenen Stufen seiner schriftstellerischen Entwicklung genau zu untersuchen und zu beschreiben, und möglichst Motive für den Wandel in dieser Beziehung herauszuarbeiten.

 

Die besprochenen Gedichte sind nicht chronologisch geordnet und orientieren sich auch nicht an der von Eich vorgenommenen Zusammenstellung in seinen veröffentlichten Gedichtbänden. Dennoch erfolgt die Auswahl der Gedichte keinesfalls willkürlich, sondern beruht auf inhaltlichen und formalen Gesichtspunkten, die dem Verfasser besonders geeignet erscheinen, die Position Eichs erkennen zu lassen.

 

1. „Himbeerranken aussprechen“ ― Die Bedeutung der Natur für Günter Eich

 

Um einen Einblick in Günter Eichs Verhältnis zur Natur in dessen frühen Werken zu gewinnen, ist es nicht unbedingt notwendig, sich ausschließlich mit Texten aus seinen frühen Gedichtbänden zu beschäftigen. Am Anfang soll hier vielmehr ein Gedicht näher betrachtet werden, das erst 1955 in „Botschaften des Regens“ erschien (EICH I, S.107):

 

HIMBEERRANKEN

 

Der Wald hinter den Gedanken,

die Regentropfen an ihnen

und der Herbst, der sie vergilben läßt—

 

ach, Himbeerranken aussprechen,

dir Beeren ins Ohr flüstern,

die roten, die ins Moos fielen.

 

Dein Ohr versteht sie nicht,

mein Mund spricht sie nicht aus,

Worte halten ihren Verfall nicht auf.

 

Hand in Hand zwischen undenkbaren Gedanken.

Im Dickicht verliert sich die Spur.

Der Mond schlägt sein Auge auf,

gelb und für immer.