Ich habe sie geliebt - Anna Gavalda - E-Book

Ich habe sie geliebt E-Book

Anna Gavalda

4,6

Beschreibung

Zwei Generationen, zwei Schicksale, Mann und Frau: Chloé, sitzen gelassen von ihrem Ehemann und Pierre, ihr Schwiegervater. Und ausgerechnet dieser distanzierte, kühle Pierre nimmt Chloé mit in sein Landhaus und erzählt ihr von seinem lang gehüteten Geheimnis: von der großen Liebe seines Lebens, von heimlicher Untreue und von ungelebten Träumen. Es sind zwei gegensätzliche Schicksale, die Gavalda in ihrem bekannt lakonischen, pointierten Stil beschreibt: eine doppelte Liebesgeschichte - voller Lebensklugheit und Witz.

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Hanser eBook
Anna Gavalda
Ich habe sie geliebt
Aus dem Französischen von
Ina Kronenberger
Carl Hanser Verlag
Die französische Originalausgabe erschien 2002 unter dem Titel Je l’aimaisbei Le Dilettante in Paris
ISBN 978-3-446-24215-9
© 2002 by Le Dilettante
Alle Rechte der deutschen Ausgabe:
© Carl Hanser Verlag München Wien 2003/2012
Satz: Filmsatz Schröter GmbH, München
E-Book-Konvertierung: Beltz Bad Langensalza GmbH
Unser gesamtes lieferbares Programm und viele andere Informationen finden Sie unter www.hanser-literaturverlage.de
Erfahren Sie mehr über uns und unsere Autoren auf www.facebook.com/HanserLiteraturverlage oder folgen Sie uns auf Twitter: www.twitter.com/hanserliteratur
Für Constance
»Was hast du gesagt?«
»Ich habe gesagt, daß ich mit ihnen wegfahre. Es wird ihnen guttun, ein bißchen rauszukommen.«
»Und wann?« fragte meine Schwiegermutter.
»Jetzt.«
»Jetzt? Das meinst du nicht im Ernst.«
»Und ob.«
»Aber, was soll das denn heißen? Es ist fast elf Uhr! Pierre, du …«
»Suzanne, ich rede mit Chloé, hör zu, Chloé. Ich möchte gerne mit euch wegfahren, weit weg von hier. Hast du Lust?«
»…«
»Du findest die Idee nicht gut?«
»Ich weiß nicht.«
»Pack deine Sachen. Wir fahren los, sobald du wieder hier bist.«
»Ich will nicht nach Hause zurück.«
»Dann laß es bleiben. Wir regeln das schon irgendwie vor Ort.«
»Aber du …«
»Chloé, Chloé, bitte – Vertrau mir.«
Meine Schwiegermutter protestierte weiter:
»Nein, also, ihr werdet doch jetzt nicht die Kleinen wecken, also wirklich! Das Haus ist nicht einmal geheizt! Es ist nichts da! Für die Mädchen ist nichts da. Sie …«
Er hatte sich erhoben.
*
Marion schläft im Kindersitz, den Daumen an den Lippen. Lucie liegt zusammengerollt daneben.
Ich betrachte meinen Schwiegervater. Er sitzt ganz aufrecht. Seine Hände umklammern das Lenkrad. Er hat nicht ein Wort gesagt, seit wir losgefahren sind. Ich sehe ihn im Profil, wenn die Lichter eines anderen Autos auf uns zukommen. Ich glaube, er ist genauso unglücklich wie ich. Er ist müde. Er ist enttäuscht.
Er spürt meinen Blick:
»Warum schläfst du nicht? Du solltest lieber schlafen, weißt du, du solltest deinen Sitz umlegen und schlafen. Die Fahrt ist noch lang.«
»Ich kann nicht«, antworte ich, »ich paß auf euch auf.«
Er lächelt mir zu. Ein fast unmerkliches Lächeln.
»Nein, das mach ich …«
Und wir hängen wieder unseren Gedanken nach.
Und ich bedecke mein Gesicht mit den Händen und weine.
Wir halten an einer Tankstelle. Ich nutze seine Abwesenheit, um einen Blick auf mein Handy zu werfen.
Keine Nachricht.
Natürlich nicht.
Bin ich blöd.
Bin ich blöd …
Ich mache das Radio an, mache es wieder aus.
Er kommt zurück.
»Willst du kurz los? Möchtest du etwas haben?«
Ich nicke.
Ich drücke den falschen Knopf, mein Becher füllt sich mit einer widerlichen Flüssigkeit, die ich sofort wieder wegkippe.
Im Laden kaufe ich eine Packung Windeln für Lucie und eine Zahnbürste für mich.
Er fährt nicht eher los, bis ich die Rückenlehne umgelegt habe.
*
Ich schlage die Augen auf, als er den Motor abstellt.
»Bleib sitzen. Bleib mit den Mädchen im Auto, solange es noch warm ist. Ich mache die elektrischen Heizkörper in eurem Zimmer an. Dann hole ich euch.«
Erneut mein Handy angefleht.
Um vier Uhr morgens.
Bin ich blöd.
Ich finde keinen Schlaf.
Wir liegen alle drei im Bett von Adriens Großmutter. Das schrecklich knarrt. Es war unser Bett gewesen.
Wir haben miteinander geschlafen und versucht, uns dabei so wenig wie möglich zu bewegen.
Das ganze Haus wußte Bescheid, sobald jemand nur einen Arm oder ein Bein bewegte. Ich erinnere mich noch an Christines vielsagenden Blick am ersten Morgen. Wir erröteten über unserem Kaffee und hielten unterm Tisch Händchen.
Wir hatten unsere Lektion gelernt. Und liebten uns so diskret wie möglich.
Ich weiß, daß er mit einer anderen in dieses Bett zurückkehren wird und daß er auch mit ihr die schwere Matratze herausnehmen und auf den Boden werfen wird, wenn sie es nicht mehr aushalten.
Marion weckt uns. Sie läßt ihre Puppe über die Daunendecke laufen und erzählt dabei eine Geschichte von verschwundenen Lutschern. Lucie berührt meine Wimpern: »Deine Augen sind ganz verklebt.«
Wir ziehen uns unter der Decke an, im Zimmer ist es zu kalt.
Das ächzende Bett bringt sie zum Lachen.
Mein Schwiegervater hat in der Küche Feuer gemacht. Ich sehe ihn ganz hinten im Garten, wo er im Schuppen Feuerholz holt.
Es ist das erste Mal, daß ich mit ihm allein bin.
Ich habe mich in seiner Gesellschaft nie wohl gefühlt. Zu distanziert. Zu verschlossen. Und alles, was Adrien mir über ihn erzählt hat, wie schwierig es war, unter seinem Blick, seiner Strenge, seinen Wutanfällen aufzuwachsen, die Qualen in der Schule.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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