Ich kann viel und das ist gut so! - Jacqueline Knopp - E-Book

Ich kann viel und das ist gut so! E-Book

Jacqueline Knopp

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Beschreibung

Glücklicher und zufrieden als hochsensibles Multitalent sein?

Du liebst es, Neues anzufangen, verlierst aber gleichzeitig schnell die Lust und langweilst dich, sobald Routine entsteht? 

Du hast auf der einen Seite 1000 Ideen, endlos viel Energie und möchtest so richtig loslegen? Auf der anderen Seite wird dir schnell alles zu viel und du möchtest nur alleine sein und deine Ruhe haben? Vielleicht hast du einige Projekte voller Elan angestoßen und jetzt geraten sie so richtig ins Rollen und du befürchtest, dass dich alles überfordert?

Die gute Nachricht ist: Du bist ein hochsensibles Multitalent und nicht alleine mit diesen Gedanken und Herausforderungen!

Dieses Buch ist genau für dich gemacht, denn es geht um beides – deine Hochsensibilität und deine vielen Interessen. 

Jacqueline Knopp gibt nicht nur Einblicke in die Forschung – sie erläutert im Laufe des Buches, wie du einerseits Organisation und Struktur in deine vielen Ideen bringst und auf der anderen Seite dein Mindset veränderst und dich selbst als hochsensibles Multitalent annehmen kannst. Dazu findest du in jedem Kapitel hilfreiche Übungen und Reflexionsfragen. 

Du erhältst mehr Hintergrundwissen und erfährst zum Beispiel, welche vier unterschiedlichen Tendenzen es unter den hochsensiblen Multitalenten gibt. Du lernst dich und deine Persönlichkeit noch besser kennen und weißt besser, was du tun kannst, um glücklich und zufrieden zu sein.

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Seitenzahl: 127

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Inhalt

Haftungsausschluss

Einleitung

Kapitel 1 - Grundsätzliches über Hochsensibilität und viele Leidenschaften

Was ist Hochsensibilität?

Zwei Gehirnsysteme sind aktiv: Das Verhaltenshemmsystem und das Verhaltensaktivierungssystem

Was macht ein Multitalent aus?

Abgrenzung zu anderen Phänomenen

Kapitel 2 - Was hochsensible Multitalente ausmacht

Die optimale Stimulation finden

Wie sehen Anzeichen von Überstimulation aus?

Extreme als hochsensibles Multitalent

Hochsensibles Multitalent: Diese 4 Tendenzen gibt es

Kapitel 3 - Und was machst du beruflich?

Kapitel 4 - Projektzyklus eines Multitalents

Produktivität als hochsensibles Multitalent

Mit Blockaden umgehen

Glücklicher werden, indem du dich so annimmst, wie du bist

Dein ideales Arbeitsumfeld

Kapitel 5 - Organisation & Struktur für Multitalente mit vielen Ideen

Grobe Jahresplanung von Projekten

Anderen Menschen von Projekten erzählen

Hilfreiche Techniken, um Projekte erfolgreich umzusetzen

Schreiben als hilfreiches Tool für hochsensible Multitalente

Kapitel 6 - Hochsensible Multitalente in der Gesellschaft

Raus aus der „Opferrolle“

Konservativ oder liberal?

Perfektionismus und gesellschaftlicher Druck

Wie kannst du daran arbeiten, weniger nach Perfektionismus zu streben?

Kapitel 7 - Glücklicher leben

Verhalten vs. Identität

Deine Wahrheit sprechen

Mehr Flow-Momente erleben

Kapitel 8 - Selbstliebe für hochsensible Multitalente

Gesellschaftlicher Einfluss

Was generell helfen kann, mehr Selbstliebe zu entwickeln

Kapitel 9 - Grenzen setzen & Balance finden

Wieso fühlst du Gefühle von anderen Menschen?

Menschen in deinem Umfeld zufrieden stellen und glücklich machen

Was sind Projektionen?

Welche Arten von Grenzen gibt es?

Wie kannst du neue Grenzen setzen?

Typische Berufe für hochsensible Personen & Abgrenzung

Kapitel 10 - Vielfältig glücklich

Literaturverzeichnis

Anmerkungen

© 2021 Jaqueline Knopp

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung bedarf der ausschließlichen Zustimmung des Autors. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Verwertung, Übersetzung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

ISBN Print: 978-3-948642-32-7

ISBN E-Book: 978-3-948642-33-4

Originalausgabe

Zweite Auflage 2021

© 2021 by Remote Verlag, ein Imprint der Remote Life LLC, Powerline Rd, Suite 301-C, 33309 Fort Lauderdale, Fl., USA

Projektleitung: Nico Hullmann

Manuskriptbearbeitung: Katrin Gönnewig, Nina Blank

Umschlaggestaltung: Wolkenart - Marie-Katharina Becker, www.wolkenart.com

Abbildungen im Innenteil: © Robse90 (Fiverr)

Satz und Layout: Wolkenart - Marie-Katharina Becker

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

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Haftungsausschluss

Die Verwendung der Informationen in diesem Buch und die Umsetzung derselben erfolgt ausdrücklich auf eigenes Risiko. Verlag und Autor können für etwaige Unfälle und Schäden jeder Art, die sich bei der Verwendung der Informationen ergeben (z. B. aufgrund fehlender Sicherheitshinweise), aus keinerlei Rechtsgrund die Haftung übernehmen. Haftungsansprüche gegen Verlag und Autor für Schäden jeglicher Art, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der Informationen bzw. durch die Nutzung fehlerhafter und/oder unvollständiger Informationen verursacht wurden, sind ausgeschlossen. Folglich sind auch Rechts- und Schadenersatzansprüche ausgeschlossen. Der Inhalt dieses Werkes wurde mit größter Sorgfalt erstellt und überprüft. Verlag und Autor übernehmen keine Haftung für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der Inhalte des Buches, ebenso nicht für Druckfehler. Es kann keine juristische Verantwortung sowie Haftung in irgendeiner Form für fehlerhafte Angaben und daraus entstandenen Folgen vom Verlag bzw. Autor übernommen werden.

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Einleitung

Lange Zeit während meiner Kindheit, Jugend und auch noch im Erwachsenenalter habe ich mich gefragt, was eigentlich mit mir los ist. Wieso kann ich mich so schlecht zusammenreißen? Wieso geht mir alles so nahe? Wieso kann ich nie bei einer Sache bleiben und muss immer Neues anfangen?

Wenn du dieses Buch liest, geht es dir vermutlich in vielen Punkten ähnlich wie mir, denn du weißt entweder schon sicher, dass du ein hochsensibles Multitalent bist oder vermutest es zumindest.

Mein Buch ist das erste Buch, das nicht nur die Themen Hochsensibilität und Scanner*in-Persönlichkeit miteinander kombiniert, sondern im Detail auf die Herausforderungen eingeht, die Menschen mit diesen spezifischen Persönlichkeitsmerkmalen haben. Dazu gehört auf der einen Seite die typisch hochsensible Seite, bei der du dir Ruhe und Zurückgezogenheit wünschst. Sie konkurriert jedoch immer mit deiner anderen, multitalentierten Seite, die neugierig ist, sich neue Erfahrungen wünscht und viele Projekte auf einmal umsetzt. Die größte Herausforderung ist also die Balance zu finden, das heißt beide Seiten in Einklang zu bringen, was oft scheinbar unmöglich erscheint.

Manchmal stehen die hochsensible Seite und die multitalentierte Seite im Konflikt zueinander. Du möchtest zum Beispiel ganz viele Ideen umsetzen und bist voller Energie. Doch wenn dann einige Projekte so richtig ins Rollen geraten, wird dir alles zu viel und deine hochsensible Seite denkt sich, dass du gerade nur allein sein und alles wieder abblasen möchtest. Ich möchte in diesem Buch genau die Menschen ansprechen, die sich in beiden Aspekten wiederfinden.

Im Buch erfährst du alles über deine Persönlichkeit als hochsensibles Multitalent. Gleichzeitig teile ich meine Erfahrungen und Strategien mit dir, die dafür gesorgt haben, dass ich als hochsensibles Multitalent meine Stärken erkennen und mein Potenzial entfalten konnte, um glücklicher zu sein.

Ich freue mich von Herzen, dass du diese eher seltenen Persönlichkeitsmerkmale als hochsensibles Multitalent mit mir teilst (welcome to the club!).

Mit dem Gendersternchen möchte ich im Buch die Geschlechtervielfalt jenseits eines binären Geschlechtermodells sichtbar machen. Auch an Stellen, an denen ich auf einen Schrägstrich zurückgreifen musste, möchte ich dennoch alle Menschen ansprechen, die sich nicht im binären Geschlechtermodell wiederfinden können oder wollen.

Ich wünsche dir ganz viel Spaß beim Lesen!

Deine Jacqueline

Kapitel 1 - Grundsätzliches über Hochsensibilität und viele Leidenschaften

In diesem Kapitel möchte ich die Persönlichkeitsmerkmale, die dich als hochsensibles Multitalent ausmachen, zunächst einzeln genauer beleuchten. Dazu widme ich mich zuerst dem linken, hochsensiblen Teil und gehe danach genauer auf den rechten Teil, also den Begriff des Multitalents, ein.

Im nächsten Kapitel beleuchte ich dann genauer, was hochsensible High Sensation Seeker ausmacht, also Menschen, die ich Multitalente nenne und die nicht nur hochsensibel, sondern auch vielseitig interessiert sind. Dieses Persönlichkeitsmerkmal kannst du in der Mitte der Grafik sehen, in der sich die beiden andere Aspekte überschneiden.

Hochsensibilität ist schon länger bekannt, wurde jedoch von der Öffentlichkeit erst so richtig wahrgenommen, als sich die amerikanische Forscherin Dr. Elaine N. Aron diesem Phänomen widmete. Sie veröffentlichte nicht nur wissenschaftliche Arbeiten dazu, sondern auch populäre Bücher für die Allgemeinheit. Inzwischen sind unzählige Bücher und Artikel zum Thema Hochsensibilität erschienen und es wird immer bekannter.

Elaine Aron benutzt den Begriff „Highly Sensitive Person“ (Abgekürzt HSP), der in ihren Büchern ins Deutsche mit „Hochsensible Menschen“ (HSM) übersetzt wurde.

Was ist Hochsensibilität?

Circa 15 bis 20 Prozent der Menschen sind hochsensibel, das heißt sie haben ein empfindlicheres Nervensystem, das mehr Stimulation wahrnimmt. Mit Stimulation sind Reize gemeint, die von außen kommen können oder aus dem Inneren heraus entstehen. Innere Reize können zum Beispiel durch Hunger, Durst, Schmerzen oder sexuelle Bedürfnisse entstehen, aber genauso gut können auch Erinnerungen oder Gedanken Reize auslösen. Äußere Reize entstehen durch die Interaktionen, die wir mit der Außenwelt eingehen.

Die Stärke und Dauer von Reizen und wie intensiv wir sie erfahren, ist bei jedem Menschen individuell. Generell nehmen hochsensible Menschen bereits ganz feine Reize wahr, die bei nicht hochsensiblen Menschen noch nicht im Bewusstsein ankommen. Die gleiche Situation oder Erfahrung kann also für einen hochsensiblen Menschen viel anstrengender sein als für nicht hochsensible Menschen. Beim gleichen Reiz ist das Erregungsniveau des Nervensystems individuell unterschiedlich.

Das heißt, du bildest dir nicht ein, dass etwas für dich erschöpfender ist, und du stellst dich nicht an, wie es so gern zu hochsensiblen Menschen gesagt wird. Hochsensibilität wird meist vererbt, aber auch wie wir aufwachsen hat einen Einfluss darauf, wie die Hochsensibilität bei dir ausprägt ist.

Elaine Aron definiert Hochsensibilität anhand der folgenden vier Indikatoren:

VerarbeitungstiefeÜbererregbarkeitEmotionale IntensitätSinnessensibilität

Im Folgenden möchte ich kurz auf jeden einzelnen Faktor eingehen und beschreiben, was ihn ausmacht. Von außen kannst du bei anderen Menschen gut beobachten, ob sie eventuell hochsensibel sind, wenn du auf diese vier Faktoren achtest.

Vearbeitungstiefe

Hochsensible Menschen verarbeiten Erlebnisse und alle Informationen, die sie bekommen, sehr tiefgehend. Sie denken tendenziell noch lange und detailliert über vergangene Gespräche nach und können sich an den genauen Wortlaut einer Unterhaltung erinnern. Sie sind nachdenklich und philosophieren oft gern über das Leben und verschiedene Themen, die sie gerade beschäftigen. Bevor eine hochsensible Person spricht, beobachtet sie oft sehr aufmerksam und detailliert, was vorgeht, und denkt ausführlich darüber nach. Hochsensible Menschen haben eine schnelle Auffassungsgabe, da es ihnen leichtfällt, bereits Erlebtes mit neuen Eindrücken zu verknüpfen und alle Informationen, die sie besitzen, miteinander zu vernetzen.

Übererregbarkeit

Mit Übererregbarkeit ist ein Zustand gemeint, bei dem du als hochsensible Person über deine Grenzen gegangen bist und dein Nervensystem überlastet ist. Diese nervliche Erregung kann zum Beispiel wieder abklingen, indem du Pausen machst und dich erholst.

Überstimulation wird durch zu viele Reize ausgelöst, die aus dem Innen oder Außen stammen können. Dabei können schwächere Dauerreize genauso wie kurze, starke Reize zu einer Überstimulation führen. Jede Interaktion mit anderen Menschen und jede einzelne Aufgabe sorgt für Reize, die dein Nervensystem verarbeiten muss. Hochsensible Menschen nehmen viele kleine Details wahr. Sie haben mehr zu verarbeiten als nicht hochsensible Menschen, wenn sie unter Menschen sind, sich etwas in ihrem Leben verändert, sie mit komplexen Anforderungen umgehen oder sich in einem lebhaften Umfeld befinden.

Emotionale Intensität

Hochsensible erleben Emotionen sehr intensiv. Das kann sehr schön sein, da auch positive Emotionen besonders wertgeschätzt werden und sie oft sehr intensiv träumen und sich genau erinnern können. Doch auch negative Erfahrungen rufen eindringliche Emotionen hervor, die tief gefühlt und erlebt werden. Diese starken Emotionen entstehen durch das sehr intensive Empfinden von Erlebnissen. Für hochsensible Menschen mit einer überwiegend glücklichen Kindheit sind positive Gefühle wie Sehnsucht, Neugier und Vorfreude typisch und wirken oft motivierend.

Sinnessensibilität

Die verschiedenen Sinne, also das Fühlen, Schmecken, Riechen, Sehen und Hören, sind bei hochsensiblen Menschen besonders intensiv ausgeprägt. Welcher Sinn überdurchschnittlich feinfühlig ist, ist je nach Person unterschiedlich.

Zum Bereich Fühlen gehört auf der einen Seite die Haptik, also zum Beispiel die Stoffe auf der Haut oder die Etiketten an der Kleidung, die so sehr kratzen, dass es nicht auszuhalten ist. Auf der anderen Seite sind Hochsensible – wie erwähnt – sehr offen für emotionale Reize, was sie empathisch macht. Hochsensible sind für die Launen und Gefühlsäußerungen anderer Menschen sehr empfindsam.

Oft ist Essen ein wahrer Genuss für hochsensible Menschen, da sie außerordentlich intensiv und nuanciert schmecken können und diese Sinneserfahrung genießen. Viele hochsensible Menschen sind besonders geräuschempfindlich und müssen sich vor allem in der heutigen Zeit, die durch Autos, große Städte und Schnelligkeit geprägt ist, in diesem Bereich gut schützen. Eine sensible Ausprägung des Hörsinns kann sich auch darüber ausdrücken, dass Musik besonders genossen und wertgeschätzt wird und Hörbücher entweder bevorzugt werden oder schon zu viel des Guten sein können, also für Reizüberflutung sorgen.

Einige hochsensible Menschen haben eine äußerst feine Nase und merken sofort, wenn etwas im Raum nicht gut riecht und zum Beispiel ein Lebensmittel oder ein Blumenstrauß in einiger Entfernung verdorben ist. Dazu gehören natürlich auch intensive Gerüche wie Parfüm, die zum Teil sehr unangenehm für Hochsensible sind (besonders im öffentlichen Raum, wie im Zug).

Welche Sinne bei dir besonders sensibel sind, kannst du auch erkennen, indem du darüber nachdenkst, wie und worüber du dir besonders gut Dinge merken kannst. Ich kann zum Beispiel sehr gut lernen, wenn ich mir Audio-Aufnahmen anhöre, also über meinen Hörsinn. Gleichzeitig ist der Sinn bei mir so sensibel, dass ich nicht lange Musik oder Hörbuch hören kann, da ich dadurch auch schnell überreizt werde. Wie ist das bei dir?

Nachfolgend möchte ich noch einmal auf weitere typische Merkmale hochsensibler Menschen eingehen, die natürlich nicht alle auf dich zutreffen werden, aber sicherlich einige davon.

Hochsensible Menschen können sich im Allgemeinen sehr gut konzentrieren, wenn sie nicht abgelenkt werden. Sie sind umsichtig, gewissenhaft und schnell. Zudem sind sie talentiert darin, auf einen Blick Fehler zu erkennen (zum Beispiel Rechtschreibfehler oder Logikfehler). Sie tendieren generell dazu, ordentlich zu sein, und nehmen viele Details wahr, die anderen Menschen entgehen. Sie verarbeiten Informationen auf einer tieferen Ebene und grübeln viel. Oft lernen sie neue Dinge unbewusst, wie zum Beispiel bestimmte Abläufe. Hochsensible Menschen sind oft kreativ und eine große Herausforderung ist es, sich von den Gefühlen anderer Menschen abzugrenzen. Sie reagieren nicht nur auf Gerüche wie Parfüm empfindlich, sondern auch auf andere Dinge, die in der Luft liegen, wie zum Beispiel einen Wetterumschwung. Generell sind Hochsensible empfindlich in Bezug auf Koffein und Alkohol. Da davon oft viel konsumiert wird, kann es jedoch sein, dass sie sich an die Reaktionen ihres Körpers gewöhnt haben.

Zwei Gehirnsysteme sind aktiv: Das Verhaltenshemmsystem und das Verhaltensaktivierungssystem

Forschungen1 haben gezeigt, dass unser Impuls, zu handeln, von zwei Gehirnsystemen kontrolliert wird. Alle Menschen haben beide Systeme; sie sind jedoch unterschiedlich aktiv.

Das erste System, das bei hochsensiblen Personen sehr aktiv ist und für die eben beschriebenen Persönlichkeitsmerkmale sorgt, wird Verhaltenshemmsystem (Behavioral Inhibition System, abgekürzt BIS) genannt. Wie der Name schon beschreibt, sorgt es dafür, dass wir vor einer Handlung innehalten und jede Situation genau überprüfen.

Das zweite System wird Verhaltensaktivierungssystem (Behavioral Activation System, abgekürzt BAS) genannt, und sorgt für das Persönlichkeitsmerkmal, das ich als Multitalent bezeichne. Wenn das Verhaltensaktivierungssystem sehr aktiv ist, strebst du nach Belohnung, bist generell neugierig, aktiv und schnell gelangweilt. Auf Englisch wird dieser Aspekt auch „Sensation Seeking“ genannt. Dabei kann „Sensation“ mit Reiz übersetzt werden, das heißt, Menschen mit einem erhöhten Verhaltensaktivierungssystem suchen immer wieder neue Reize.

Elaine Aron spricht von einer kleinen Gruppe hochsensibler Menschen, die sie „High Sensation Seeker“ nennt, also Menschen, die hochsensibel sind und immer neue Reize suchen. Welche vier Tendenzen es dabei gibt, erfährst du in Kapitel 4 dieses Buches.

Die kanadische Autorin Barbara Sher hat 1994 Bücher dazu geschrieben, dass Menschen sogenannte Scanner*in-Persönlichkeiten sein können. Sie bezieht das Persönlichkeitsmerkmal darauf, dass diese Menschen viele verschiedene Interessen haben, sich nicht für eine Sache entscheiden können (bzw. möchten) und unglücklich sind, wenn sie es versuchen. Zahlreiche weitere Bücher haben sich dem Thema Scanner*in-Persönlichkeit gewidmet, aber für die Beschreibung des Persönlichkeitsmerkmals oft andere Begriffe verwendet.

Es gibt keine empirischen Untersuchungen darüber, ob es sich bei High Sensation Seekern und Scanner*in-Persönlichkeiten um die gleiche Gruppe handelt. Meinen Erfahrungswerten nach handelt es sich um die gleiche Bevölkerungsgruppe, daher nenne ich diese Menschen in diesem Buch hochsensible Multitalente. Die Autorin Elaine Reichardt ist ebenfalls dieser Meinung und ihre beruflichen Erfahrungen zeigen ihr, dass bei High Sensation Seekern und Scanner*in-Persönlichkeiten vom gleichen Phänomen die Rede ist.

Ich habe mich für den Begriff hochsensibles Multitalent entschieden, da ich beim Wort Scanner direkt an das elektronische Gerät denken muss und ich nicht finde, dass das Persönlichkeitsmerkmal damit ausreichend erfasst wird. Der Begriff Multitalent hingegen wird auch umgangssprachlich genutzt. Generalist*in finde ich nicht passend genug, da er für mich in Gegensatz zum Spezialisten/zur Spezialistin steht und einen Menschen beschreibt, der/die ein*e Alleskönner*in ist. Multitalente können sehr spezialisiert sein und zum Beispiel Experte/Expertin auf drei oder vier Gebieten sein.

Beim Wort Multitalent denken viele Menschen oft daran, dass sie nicht von sich selbst behaupten würden, dass sie talentiert sind. Doch laut Duden ist ein Multitalent ein vielseitig begabter Mensch und ich finde, das passt ganz wunderbar.

Was macht ein Multitalent aus?