Ich - mein größter Feind - Timm Flemming - E-Book

Ich - mein größter Feind E-Book

Timm Flemming

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Beschreibung

Borderline - damit wird eine Vielzahl von Verhaltensweisen und Gefühlen beschrieben. Timm Flemming bekam 2002 die Diagnose, durch die seine Ängste und Schmerzen endlich einen Namen erhielten. Von klein auf galt er als eigenwillig, seltsam, "anders". Die Eltern nehmen sich beide das Leben, als er vierzehn ist. Seine Trauer schlägt sich in Depressionen, einer Essstörung und ersten Selbstverletzungen nieder. Es beginnt ein harter Weg mit mehreren Klinikaufenthalten. Heute hat Timm ein stabiles Leben aufgebaut und gelernt, Borderline nicht nur als Fluch, sondern auch als Segen zu betrachten, seine Kreativität auszuleben und seine extreme Sensibilität sinnvoll zu nutzen.

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Seitenzahl: 397

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Inhalt

CoverÜber das BuchÜber den AutorTitelImpressumEinleitungVorwortKapitel 1: Der King des KindergartensKapitel 2: Ein schwieriges KindKapitel 3: Der erhängte MannKapitel 4: Die erhängte FrauKapitel 5: Neue Familie?Kapitel 6: Versuche, die kläglich scheitertenKapitel 7: Kurschatten und andere GespensterKapitel 8: Keine Angst zu fallenKapitel 9: Mein glückbringender GottKapitel 10: Mein eigener MörderKapitel 11: Die Folgen des ScheiternsKapitel 12: Das Wiedersehen mit meinem GottKapitel 13: GeburtstagsüberraschungenKapitel 14: Ganz plötzlich behindertKapitel 15: Der Herzinfarkt des kleinen FroschsKapitel 16: Blind Date im KnastKapitel 17: Die Gegner aller GrenzenKapitel 18: Das alte HausKapitel 19: Eine neue KriseKapitel 20: Comeback in der PsychiatrieKapitel 21: Ziele in SichtKapitel 22: Der PhilosophKapitel 23: AmelieKapitel 24: Der Weg aus der WGKapitel 25: FreiheitKapitel 26: JarnoKapitel 27: Die EntscheidungKapitel 28: Auf neuen WegenNachwortAnhang: Notrufnummern

Über das Buch

Borderline – damit wird eine Vielzahl von Verhaltensweisen und Gefühlen beschrieben. Timm Flemming bekam 2002 die Diagnose, durch die seine Ängste und Schmerzen endlich einen Namen erhielten. Von klein auf galt er als eigenwillig, seltsam, »anders«. Die Eltern nehmen sich beide das Leben, als er vierzehn ist. Seine Trauer schlägt sich in Depressionen, einer Essstörung und ersten Selbstverletzungen nieder. Es beginnt ein harter Weg mit mehreren Klinikaufenthalten. Heute hat Timm ein stabiles Leben aufgebaut und gelernt, Borderline nicht nur als Fluch, sondern auch als Segen zu betrachten, seine Kreativität auszuleben und seine extreme Sensibilität sinnvoll zu nutzen.

Über den Autor

Timm Flemming wurde 1985 in der damaligen Deutschen Demokratischen Republik, nahe der polnischen Grenze, geboren. Er wuchs in labilen Familienverhältnissen auf, die in den Selbstmorden seiner Eltern und später seiner Schwester gipfelten. Nach mehreren psychiatrischen Klinikaufenthalten erhielt er die Diagnose Borderline. Er machte eine Ausbildung zum Kinderpfleger und gründete 2003 eine Theatergruppe für sozial- und milieugeschädigte Kinder und Jugendliche. 2004 begann er Lyrik und Prosa zu schreiben. Mit einem Hörbuchprojekt und einem Benefit-Event engagiert er sich für die Borderline-Plattform (www.borderline-plattform.de).

Timm Flemming

Ich – mein größter Feind

Leben mit dem Borderline-Syndrom

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Das vorliegende Buch beruht auf Tatsachen.

Zum Schutz der Persönlichkeitsrechte

wurden Namen und Details verändert.

Originalausgabe

© 2007 by Bastei Lübbe AG, Köln

Umschlaggestaltung: Manuela Städele-Monverde unter Verwendung eines Motives von © Thomas Welzel, Witzhausen

Datenkonvertierung E-Book:

hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7325-3147-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Nach dem Diagnostischen und statistischen Manual psychischer Störungen (DSM-IV) leiden ca. 2% der Weltbevölkerung an der Borderline-Störung. Das entspricht, auf Deutschland bezogen, in etwa der Einwohnerzahl von Hamburg. 80% aller Borderline-Patienten haben in ihrer Kindheit eine Form von Misshandlung erlebt.

Einer repräsentativen deutschen Studie zufolge wurden 25% aller Borderliner als Kind sexuell missbraucht. Frauen sind mit 72% häufiger davon betroffen als Männer.

Insgesamt entspricht dies der Zahl von Menschen, die in Dresden leben. 100% aller Borderliner mit depressiver Symptomatik denken an Selbstmord, versuchten sich das Leben zu nehmen oder sind chronisch suizidal. 10% aller Borderliner überleben diese Störung nicht und entschließen sich zum Freitod.

Wenn man die Zahl auf Göttingen übertragen würde, dann hätte diese Stadt keine Einwohner mehr …

Vorwort

Eines Morgens wachst du auf und merkst, dass deine Welt plötzlich ganz anders ist. Du öffnest die Augen, streckst dich, gähnst ein, zwei Mal und drehst dich noch mal um, in der Hoffnung, dass du heute nicht aufstehen musst.

Dann geht die Tür auf und eine Stimme schreit: »Aufstehen und wiegen!« – Nun ist dir klar, was anders ist, und wie unter Hypnose folgst du den Worten, fügst dich der Stimme und stehst auf. Du frierst, weil die Fenster des Zimmers über Nacht auf Kipp standen – und wenn wir schon bei Fenstern sind: Ein Blick darauf sagt dir, wo du dich befindest – du bist wieder einmal in der Psychiatrie.

Dem allmorgendlichen Wiegen folgt das Duschen. Der Misserfolg beim Ablesen der Waage steckt dir noch in den Knochen, während du versuchst, den Schmutz dieser Anstalt von dir abzuwaschen – doch du hast das Gefühl, dass auch das Wasser verschmutzt ist. Es ist Psychiatriewasser. Wie konntest du auch nur im Entferntesten glauben, dass es dich reinigt?

Beim Frühstück gehst du zu deinem Platz – dieser ist schon von weitem zu erkennen, denn dein Teller ist im Gegensatz zu den anderen gefüllt, weil man dich wegen deiner Magersucht zum Essen zwingen will. Zwei Brötchen, für jedes Brötchen zwanzig Gramm Butter. Es gibt Aufstrich nach Wahl – allerdings meist nach Wahl der Schwestern und Pfleger, die Spaß daran zu haben scheinen, dass sie dir mindestens einmal Wurst verpassen, selbst wenn du Vegetarier bist. Außerdem stehen Marmelade und Honig auf dem Tisch. Dann noch ein Getränk von 250 ml – nur kein Kaffee, denn der entzieht dem Körper Wasser. Gesüßt ist das Getränk mit Traubenzucker, damit du die geforderte Kalorienzahl erreichst.

Du würgst dir das Frühstück rein, obwohl du sonst nie gefrühstückt hast, und fragst dich, was diese ganze Schmierenkomödie soll, denn eigentlich bist du nicht wegen Magersucht hier, sondern weil du dir mal wieder das Leben nehmen wolltest und man beschlossen hat, du seist einer von denen, die man Borderliner nennt.

Aber so sind die hier nun mal. Du bist ja nicht das erste Mal hier, hast deinen Stempel schon aufgedrückt bekommen, und auch alle anderen Auffälligkeiten werden in diese Schublade gesteckt, selbst wenn es nur darum geht, dass dein Gewicht etwas unter der Norm liegt.

Nach dem Frühstück musst du wieder ins Bett – dein Selbstmordversuch und das Untergewicht hätten dich zu sehr geschwächt, heißt es, aber in Wirklichkeit geht es nur darum, dass du keine Gelegenheit hast, Kalorien zu verbrennen.

Wenn die Welt dir auch noch so sonderbar erscheint – für die da draußen bist du es, der sonderbar ist. Und schon wird dein Leben von den Klischees der Klapsmühle und des Verrückten bestimmt. Du findest dich jedoch gar nicht sonderbar. Du bist keiner von diesen Verrückten aus den Witzen, die dreimal ihren Kaffee umrühren, den Löffel zur Seite legen und dann erst den Zucker hineintun. Du gehörst auch nicht zu denen, die Dinge sehen und Stimmen hören, die gar nicht da sind. Du hältst dich nicht für einen Außerirdischen und auch nicht für Harry Potter, denn dir ist klar, dass du nicht auf einem Besen von hier fortfliegen kannst und dass es nichts bringt, wenn du den Zauberstab schwingst.

Das Auto mit den viereckigen Rädern gibt es in deinem Leben ebenso wenig wie die Jacke, die man von hinten zuschnürt, oder die Gummizelle. All dies ist in den Köpfen zwar noch vorhanden – aber das gibt es so nicht mehr.

Mit dem Leben in der Anstalt musst du dich trotzdem zurechtfinden. Du musst mit dieser Welt hier drinnen klarkommen und rechtzeitig den Absprung nach draußen finden. Du musst verstehen, was mit dir und um dich herum passiert, und darfst es nicht einfach so hinnehmen, dass man dich in die Schublade des Verrückten stecken will. Kurz und gut, du musst mit dem Wahnsinn des Alltags in der Psychiatrie zurechtkommen.

Du hast dich dein Leben lang weder untergeordnet noch angepasst. Warum auch? Die Versuchung, es hier zu tun, ist groß, aber besser man wehrt sich und nimmt die Konsequenzen in Kauf, als dass man zur Marionette des Pflegepersonalteams wird.

Dies ist ein Bericht über das Leben. Mein Leben und seine mehr oder weniger tragischen Begleitumstände. Wobei ich betonen möchte, dass es keine Autobiografie ist. Dafür bin ich zu jung. Es ist eine Geschichte über das Scheitern, Hinfallen und Aufstehen. Sie ist für diejenigen, die sich Borderliner nennen, und für jene, die ihnen das Leben etwas leichter machen und die Hand reichen, wenn sie am Boden liegen.

In meinem Fall ist sie für Thomas W., weil du bist, was du bist, weil es uns gibt und weil ich dir vertraue. Für Ulrike G., weil du mich Weihnachten 2003 nicht stehen gelassen hast und zusammen mit Uwe K. versuchtest, mein Leben wieder in geordnete Bahnen zu bringen. Für Markus J. wegen des Aals und Hechtes und der wenigen Worte, die immer ausreichten. Für Stephan I. und Elke K. wegen des Lachses auf Fenchel, eurer Zeit und Freundschaft und für Comptine d’un Autre Été auf dem Klavier. Für Nick Z., weil du mich auf den Hosenboden setzt, mir in den Arsch trittst, mich mit tollen Menschen bekannt gemacht hast, den Mut hattest, zu dir selbst zu stehen, und weil das unter Kollegen einfach dazugehört.

Ganz besonders für Marie G., weil du ein wunderbarer Mensch und ein wundersames Wesen bist, das ich nie vergessen und immer in meinem Herzen tragen werde. Elisa S., Annemarie W. und Daniela A., weil ihr mich bewegt habt, da gewesen seid und bewiesen habt, dass kein Kind Angst haben muss, wenn die Eltern damit drohen, es in ein Kinderheim zu stecken. And last, but not least für Swantje S., weil es ohne sie nicht möglich gewesen wäre. Danke.

Kapitel 1

Der King des Kindergartens

Als Kind glaubt man, dass alles, was die Eltern tun, richtig sei, selbst wenn es sich in der Seele anders anfühlt. Man liebt seine Eltern, sie sind Vorbilder und eines der ersten anstrebenswerten Ideale in der Kindheit. Auch bei mir war das so.

Geboren wurde ich 1985 in einer kleinen Stadt, die ganz tief im Osten der damaligen Deutschen Demokratischen Republik lag. Heute liegt sie freilich immer noch am selben Ort, nur die DDR gibt es nicht mehr. Natürlich kann ich mich nicht an meine Geburt erinnern. Das wird wohl jedem so gehen. Aber manchmal, wenn ich so in mich hineinträume, dann stelle ich mir vor, wie es gewesen sein könnte. Diese Vorstellung ist natürlich fernab von dem, was wirklich an diesem Tag passierte – aber sie ist schön und gehört nur mir. Im Traum, da wird man nicht weggestoßen, da fühlt man sich aufgehoben, und da geht das Schicksal die Wege, die man ihm selbst bestimmt: Mama und Papa in freudiger Erwartung auf mich, den kleinen Wurm, die ersten Liebkosungen auf der Brust meiner Mutter – für meine Eltern ein unvergesslicher Augenblick! Die stolzen Blicke des Vaters, der in einer Runde mit anderen Vätern eine Zigarre raucht und denkt: ›Mein Sohn … mein kleiner Sohn – hab ich das nicht gut hinbekommen?‹ Die Großeltern, die ins Krankenhaus kommen und ihren Enkel auf dieser Welt begrüßen. Und dann das Familienfoto. Mama hat mich im Arm, Papa hat einen Arm um Mama gelegt, und an ihrer Seite stehen, leicht unbeholfen, Oma und Opa. Alle lachen sie und sind glücklich – ein Moment für die Ewigkeit. Leider bekam ich, außer in meinen Träumen, dieses Foto nie zu Gesicht.

Die Strapazen waren nicht zu Ende, nachdem das Kind die Welt erblickt hatte. Zum Teil begannen Schuld, Vorhaltungen und Lügen erst mit diesem Tag und sollten wie ein Fluch das ganze Leben lang auf den Seelen der Beteiligten lasten. Es waren Schatten, die unerkannt blieben und letztlich zu Krankheit, Trauer und unvermeidlicher Wut führten.

Ich war ein Schreikind, zumindest am Anfang, und man ließ mich schreien – ungeachtet der Bedürfnisse, die ich noch nicht anders äußern konnte. In der Psychologie sagt man, dass es zu diesem Zeitpunkt noch gar kein Ich gibt. Also schrie das Kind, ungehört und wie ein Baby eben so schreit. Und trotz dieser Vernachlässigung war ich in allen Dingen recht früh entwickelt. Ich bekam zeitig meinen ersten Zahn, tat zeitig meine ersten Schritte und brachte, früher, als es einigen vielleicht lieb war, mein erstes Wort zustande: ›Mau‹. Dies stand nicht, wie bei vielen Kindern, für Mama oder Papa, sondern für Maus. Es war der Name meines Kuscheltieres.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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