Ich nahm mir das Leben - Ela Huber - E-Book

Ich nahm mir das Leben E-Book

Ela Huber

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Beschreibung

In diesem Buch erzählt die Autorin, tiefgehend und ehrlich ihren Lebensweg. Sie lädt ein, die Tiefen des Alkoholmissbrauchs mit ihr zu durchleben. Geschildert wird der Weg aus der Falle Alkohol. Dieses Buch ist lesenswert für alle die selbst Alkoholprobleme haben, aber auch für deren Angehörige. Es ist auch ein Wegweiser, wie man ohne teuere Therapien, dieser Falle entfliehen kann.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Ela Huber

Ich nahm mir das Leben

(M) ein Weg aus der Falle Alkohol

Dieses Buch ist eine tiefgehende und ehrliche Autobiografie und ein Wegweiser, dass ein(e) Mann/Frau auch den Weg hinaus aus der „Falle Alkohol“ findet. Es wäre für die Autorin das Schönste, wenn durch ihr Buch jemand den Weg aus der Sucht findet.

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Vorwort

Ela Huber ist Ehefrau, Mutter/Schwiegermutter, Oma und Rentnerin. Dieses Buch ist ihr erstes Werk. Das Leben selbst hat es geschrieben. Die Autorin, hat es in Worte gefasst.

Sie schildert die letzten Tage des Trinken-Müssen von Ela und den oft schwierigen Weg aus dem Verderben bringenden Meer des Alkohols in ein neues Leben ohne Alkohol. Lassen Sie sich mit hineinnehmen in die Begebenheiten ihres Lebens von der Kindheit hin zum Leben mit Alkohol und zu der Situation, bei der sie sich 'das Leben nahm'. Erleben Sie auch, wie es dann weiterging.

Alle Namen sind frei erfunden.

Die Autorin wünscht Ihnen spannende Momente beim Lesen dieses Buches.

Über die Autorin:

Ela Huber wurde im Vorort einer Großstadt des Ruhrgebiets geboren . Sie lebt heute nahe des Chiemsees in Oberbayern. Schon lange hegte sie den Wunsch, das Leben von Ela, der Hauptperson, aufzuschreiben. Dieses erscheint ihr so spannend, dass sie es nun veröffentlicht.

Seit über 40 Jahren ist die Autorin trockene Alkoholikerin. Der Weg des 'Trinken Müssen', wie auch das weitere Leben nach dem 'Trocken werden', bietet so viel Stoff, dass viele Menschen (Suchtkranke, wie die Autorin, und auch die, die ein ganz normales Leben führen) diese Lektüre mit großem Interesse lesen mögen. Es ist ihr ein großes Bedürfnis, einige, die dieses Buch lesen, davon abzuhalten, den gleichen Weg gehen zu müssen wie Ela.

Widmung

Für Stephan, meinen lieben Sohn. Ich hoffe, dass Du mich nach der Lektüre dieses Buches noch immer liebhast.

Selbstmord auf Raten

Während ihrer Trinkerzeit arbeitete Ela für ein großes Edelstahlunternehmen, dass Topf-Sortimente herstellt. Diese wurden meist an Abenden möglichst vielen Anwesenden vorgeführt.

Normalerweise holt man sich am Abend der Vorführung bei den Anwesenden jeweils einen Termin; möglichst für den nächsten Tag. Am folgenden Tag wurden die jeweils verabredeten Termine wahrgenommen um dann ein entsprechendes Sortiment zu verkaufen. Sie hatte viel Freude an dieser Tätigkeit. Ela und ihr Mann Fred hatten sich ein Jahr vorher selbst so ein Sortiment auf Ratenzahlung gekauft. So konnte sie mit Überzeugung diese Töpfe anbieten und deren Vielfältigkeit aus eigener Erfahrung erklären.

Während der Seminare die sie besuchen musste, traf sie einen netten Mann, der auch, wie sie, im Verkauf tätig war. Seine schönen blauen Augen, sein Körperbau und seine sonore Stimme gefielen ihr. Mit anderen Worten eine durch und durch gute Erscheinung. Daraus wurde mehr weil sie in diesen Mann verliebt war. Wenn sie an Winnie dachte oder wenn sie telefonierten und sowieso wenn sie sich trafen, hatte Sie wieder 'Schmetterlinge im Bauch'. Dieses Kribbeln am ganzen Körper dass sie lange nicht mehr empfand.

Die Ehe mit Fred war nur noch ein nebeneinander her leben.

Beflügelt durch die neue Liebe konnte Ela die Treffen mit Winnie immer gut in ihre entsprechenden Termine einbauen. Auf einem verabredeten Parkplatz trafen sie sich. Ganz vom Liebesrausch erfüllt fielen sie einander in die Arme, streichelten, küssten und liebten sich leidenschaftlich. Danach saßen sie noch eine Weile eng umschlungen beieinander und sahen gedankenverloren dem Qualm der Zigarette nach, die sie sich anzündeten. Dabei überlegten sie auch, wie sie ihre jeweils bestehende Ehe beenden könnten; kamen aber noch zu keinem Ergebnis. Der Alltag nahm wieder von ihnen Besitz und jeder fuhr zu seinen verabredeten Terminen.

Unterwegs liefen Ela Tränen die Wangen hinab, weil das normale Leben wieder weiter ging. Wie gerne wäre sie doch mit Winnie zusammen. Ihre Ehe war ihr in diesen Momenten einerlei. Dass sie so viel Alkohol trank, davon war beim Zusammensein mit Winnie keine Rede.

Ihrem Mann gegenüber konnte sie das Verhältnis ganz gut geheim halten. Dass er irgendeine Ahnung von ihrer Liebschaft hatte davon spürte sie nichts. Auch ihr Liebhaber konnte gegenüber seiner Frau das Verhältnis mit Ela gut verbergen.

Bei Treffen der Verkäufer waren auch die jeweiligen Ehepartner dabei. Es rief in Ela jedes Mal ein sehr unangenehmes Gefühl hervor. Winnie erging es genauso.

Es kam, was kommen musste. Winnie beendete das Verhältnis mit Ela. Seine Frau hatte wohl doch bemerkt, das ihr Mann eine Freundin hat und stellte ihn vor vollendete Tatsachen: Entweder sie oder ich; sonst geht sie mit dem gemeinsamen Sohn und beendet die Ehe.

Ela wurde vollkommen aus der Bahn geworfen. Das Trinken wurde mehr und mehr. Sie konnte keinen Einkauf mehr erledigen, ohne nicht mindestens eine Flasche Alkoholika zu kaufen. Da sie sich dafür schämte, immer wieder Wein, Sekt, Likör oder andere Spirituosen zu kaufen, meinte sie, der Verkäuferin eine Begründung liefern zu müssen und sagte: „Ich habe Besuch bekommen und deshalb brauche ich jetzt dieses oder jenes Getränk.“ Die Verkäuferin hatte gar nichts gefragt aber Elas schlechtes Gewissen ließ sie diese Aussage machen. War sie dann zuhause, versteckte sie die Flaschen z.B. im Badezimmerschrank zwischen den Handtüchern. Nur: Sie ging so lange immer wieder ins Bad zur Flasche, bis diese leer war und sie voll. Bevor ihr Mann heimkam, kaute sie Kaugummi oder trank Maggi, weil er die Alkoholfahne nicht riechen sollte. Ihre Augen aber und ihr unsicherer Gang verrieten sie. Wenn er dann fragte: „Hast du wieder getrunken?“ antwortete sie natürlich mit „Nein“. Der Streit war vorprogrammiert.

Wenn ein Fest gefeiert wurde, musste sie natürlich auch alkoholische Getränke einkaufen. Traf der Besuch ein, wurde zuerst Kaffee getrunken und Kuchen gegessen. Danach kam der Alkohol auf den Tisch und Ela konnte nun unbedenklich mittrinken. Die Familie ihres Mannes trank auch gerne Alkohol in jeder Form. So fiel es letztendlich niemandem auf, dass Elas Glas schneller leergetrunken war als die der Anderen. Auch ihre Familie trank bei Geselligkeiten gerne mit.

In der Zeit, wenn die Beeren reif wurden, kaufte sie vermehrt ganz einfachen Kornbrand um 'Aufgesetzten', eine Art Likör, herzustellen. Wenn die Beeren und der Zucker, vielleicht auch noch eine Vanilleschote, in die entsprechenden Flaschen gefüllt waren, wurden sie auf die Fensterbank gestellt, damit die Früchte, von der Sonne erwärmt, ihren Geschmack an den Schnaps abgaben. Sie sollten 5-6 Wochen dort stehen und ab und zu auf den Kopf gestellt werden damit sich der Zucker ganz auflösen kann. Oftmals in den folgenden Wochen ging sie zur Fensterbank und nahm 'Proben'. Wenn in den Flaschen zu viel fehlte, musste sie wieder neuen Kornbrand kaufen und nachfüllen oder sie füllte einfach mit Wasser auf. Daher nahmen sie nur ganz langsam Farbe an. Ob Fred wohl etwas bemerkt hatte? Jedenfalls sprach er sie nie darauf an.

Fred brauchte ein neues Hüftgelenk. Durch die Koxarthrose, mit der er schon seit seiner Geburt lebte, war ein Hüftgelenk stark abgenutzt. Er kam in ein Krankenhaus, das in der Nachbarstadt lag; immerhin 30 km entfernt. Ela erinnerte sich daran, wie sie oft betrunken dorthin fuhr, ihn zu besuchen. Gott-sei-Dank passierte bei alledem kein Unfall. Großes Glück hatte sie, weil die Polizei sie trotz ihres großen Alkoholgenusses in aller Zeit nicht einmal anhielt. Durch ihr Fahren mit Alkohol jedoch, gefährdete sie ja nicht nur sich, sondern auch das Leben unschuldiger Menschen. Doch darüber dachte sie nicht nach.

Als Fred wieder daheim war, änderte sich am Verhalten von Ela zu ihm nichts. Ganz oft war sie abends so betrunken, dass ihr Mann die Präsentation der Töpfe übernahm und manchmal auch die Verkaufsgespräche am nächsten Tag. Fred war zu dieser Zeit arbeitslos, was auch eine Quelle für Streitigkeiten war, da meistens Geldmangel herrschte. Beide rauchten und: Ela brauchte zusätzlich noch ihren Alkohol. Den Verkauf und die Präsentationen der Edelstahltopf- Sortimente gaben sie auf, da Elas Trinken immer schlimmere Formen annahm und sie oft nicht in der Lage war, am Verkehrsgeschehen teilzunehmen; denn ein Auto zu fahren war in diesem Dienst notwendig.

Ihr Mann ging oft zu einer Bekannten, die mit ihrem Mann in der Nähe wohnte, um sich auszuweinen. So floh er einmal zur Nachbarin, weil Ela ihn mit einem Holzstück geschlagen und verletzt hatte. Er war ja ihr Feind denn: er versteckte immer ihre Flaschen mit Alkohol! Dass sie die Flaschen, wenn sie sie gekauft hatte, vor sich selbst versteckte und dann nicht wiederfand, das wusste sie nicht mehr.

Mit den Finanzen wurde es immer schwieriger. Ela und Fred gingen zur Bank um einen Kredit aufzunehmen. Dieser wurde bewilligt. Nun waren sie wieder 'flüssig' und ihre finanziellen Sorgen waren vorbei; dachten sie.

Elas Trinken jedoch ging weiter.

Seit einiger Zeit war ihre Periode überfällig. Sollte sie etwa 'in anderen Umständen' sein? Sie kaufte einen Schwangerschaftstest, las sich die Beschreibung durch und machte den Test. Nach der dort angegebenen Zeit schaute sie nach aber da war nichts Auffälliges. Weil sie sich nicht mehr sicher war, ob sie in ihrem alkoholisierten Gedächtnis alles richtig gemacht hatte, kaufte sie noch einmal einen Test und führte diesen dann ganz genau durch. Dieses Mal zeigte der Test 'positiv' an; aber sie glaubte einfach nicht, dass sie ein Kind erwartete.

Urlaub in Kroatien

Mit Greta, ihrer Schwester und deren Mann planten sie eine Fahrt nach Kroatien. Sie wollten dort zelten. Greta hatte ein großes Zelt in dem alle sein konnten. Sie fuhren mit zwei PKW los. Am Ziel angekommen, wurde das Zelt aufgebaut, was sie in guter Zusammenarbeit fertigbrachten. Es wurde gespielt und viel Zeit verbrachten sie im Wasser. Einmal meldeten sie sich für eine 'Piratenfahrt mit dem Schiff' an. Auf dem Schiff wurden frisch gefangene Makrelen gegrillt und dazu wurde Wein gereicht: Soviel jeder vertragen konnte. Das war natürlich ganz in Elas Sinn. Später, nach dieser Fahrt befragt, konnte sie sich an nichts erinnern. Wieder am Zeltplatz angekommen wurde Ela ganz schlecht und sie musste sich übergeben. Es ging ihr total schlecht. Sie solle sich hinlegen und einfach schlafen; danach würde es wieder besser sein sagte Fred; Greta und Johann stimmten zu. Sie legte sich widerstandslos ins Bett, schlief einige Stunden und danach war sie wieder fit. Das Essen, ob selbst zubereitet, hin und wieder auch eine Pizza oder frisch zubereiteter Fisch, schmeckten ihr sehr gut. Sie nahm im Urlaub ein paar Kilo zu. Zum Schluss des Urlaubs zerstritten sich Ela und Fred mit Greta und Johann. Greta verkaufte dort ihr Zelt mit allem Zubehör und sie fuhren getrennt nach Hause. Fred und Ela fuhren zuerst. Später dann Greta und Johann. Fred und Ela machten noch einen Abstecher zum Wörthersee. Dort wollte sie unbedingt ein Dirndl kaufen. Bei der Anprobe musste sie ein Kleid kaufen, das 3 Konfektionsgrößen weiter war, als die Größe, die sie sonst trug. Sie dachte: Das muss an dem vielen guten Essen liegen, das ich während des Urlaubes zu mir genommen habe. Daheim angekommen, fühlte sie, dass da etwas anderes in ihr war. Sie musste doch endlich annehmen, dass sie ein Kind erwartete.

Ela trank, schwangerschaftsbedingt, weniger Alkohol, hörte jedoch nie ganz auf zu trinken. Auch rauchte sie weniger, ließ aber auch das Rauchen nie ganz sein. Der Tag der Geburt des Kindes war für den 26. Dezember 1973 berechnet worden.

An diesem 2. Weihnachtstag machte Ela es sich in ihrem Sitzsack bequem und spürte ein Ziehen in ihrer Körpermitte, das ihr unbekannt war. Sie beobachtete sich daraufhin. Als es immer wiederkam, gab sie Fred Bescheid und sie nahmen die schon fertig gepackte Tasche fürs Krankenhaus und fuhren dorthin. Sie wurde eingewiesen. Die Wehen jedoch waren nicht mehr zu spüren. So brachte sie dort Tage der Ungewissheit zu, bis am 8. Januar 1974, nachdem sie die Treppen vom 4. Stockwerk und wieder zurück oft und oft gegangen war, die Fruchtblase platzte und nun die Geburt eingeleitet wurde. Aber der Vorgang der Geburt! Nach 23 schmerzhaften Presswehen wurde endlich das Kind geboren. Es war ein gesunder Junge.

Einen Namen hatten sich Ela und Fred bereits ausgesucht: Stefan, falls es ein Junge und Stefanie, falls es ein Mädchen würde. Als Ela sich im Spiegel ansah, erschrak sie, weil ihr ein Gesicht entgegenblickte, welches wie ein Streuselkuchen aussah. Das war durch die vielen Presswehen entstanden. Man beruhigte sie und sagte, das sei normal und würde sich nach einiger Zeit wieder zurückbilden. Ein paar Tage später konnte sie mit dem Kind das Krankenhaus verlassen. Doch froh war sie mit Stefan nicht.

Nachdem sie ihm sein Fläschchen gegeben und ihn frisch gewickelt hatte brachte sie ihn wieder in sein Bett. Doch das Kind schrie. Ela ging wieder und wieder nachschauen ob es vielleicht Luft im Darm hätte. Sie ging mit ihm in der Wohnung auf und ab und klopfte ihm den Rücken, damit die überschüssige Luft entweichen sollte. Endlich! Er schlief endlich ein.

Heute denkt Ela, dass es möglicherweise 'Entzugserscheinungen' waren. Denn: als das Kind noch im Mutterleib war, bekam es dadurch, dass Ela Alkohol trank, diesen durch das Blut zugeführt. Jetzt nun fehlte dieser und machte das Kind dadurch so unruhig. Das ist Elas Definition für die Unruhe ihres Sohnes. Auch diese Zeit ging vorüber. Nun, da Stefan geboren war, konnte Ela wieder Alkohol trinken und das tat sie ohne Hemmungen.

Bei Festlichkeiten in ihrem Hause war sie immer bemüht, alles fein auszurichten. Dafür wurde sie dann von den Anwesenden gelobt, was ihr sehr gut tat.

Ihr Mann lobte sie schon lange nicht mehr. Er schimpfte nur noch mit ihr.

Aus heutiger Sicht, nach vielen Jahren Trockenheit, kann sie ihren Mann verstehen.

Das Bastelstübchen

1976 eröffneten Greta und sie einen kleinen Bastelladen im großen Haus um die Ecke. Es machte ihr Freude, anderen Erklärungen zu geben, wie etwas gebastelt wurde. Auch einen Töpferkurs belegten sie beide. Ela wollte eine Teekanne töpfern, wie die andere Frau am Nebentisch sie herstellte. Doch ihre Kanne fiel immer wieder in sich zusammen, da ihr noch die Technik fehlte. Da packte Ela den Ton, quetschte ihn zusammen und rammte ihn auf das Brett, das vor ihr lag. Danach aber modellierte sie daran herum und es entstand eine Figur. Ein schiefer Mund und Augen, wie die bei einer Gasmaske, fertig war das Kunstwerk. Dieses Werk, von ihr 'Wut' genannt, ist noch heute zu bewundern; in der Wohnung ihres Sohnes.

Das Geschäft führten sie so, dass immer auch Kinder kommen konnten. Oft brachten Mütter ihre Kinder und sagten, dass diese etwas basteln sollten und sie sie zu einer bestimmten Uhrzeit wieder abholen würden. Die Kinder bekamen Anleitungen zu dem, was sie basteln wollten; vielleicht einen Zopf in Makramee-Technik oder etwas aus Holzklammerteilen. Manchmal waren es auch Blüten aus Tauchlack. Die Kinder kamen gerne und es wurden immer mehr. Es machte Greta und Ela viel Freude, Anleitungen zu geben; ganz gleich ob Kind oder Erwachsenem. Ihren Alkoholismus konnte sie ganz gut verbergen und trank immer nur so viel, dass es niemandem auffiel. Sie war so traurig darüber, dass sie immer trinken musste. Oft weinte sie und schickte Stoßgebete zum Himmel. Aber: das Trinken ging weiter. Bis zum Jahr 1978. Am Vorabend des Geburtstags ihrer Schwester ging Ela und ihr Mann wieder mal in ihr Stammlokal, das nahe bei ihrer Wohnung war. Sie setzten sich auf die Hocker am Tresen und Ela bekam von diesem und jenem ein Glas Likör oder Schnaps ausgegeben. Fred missfiel das sehr und er ging schon früher nach Hause. Ela fiel um 24.00 Uhr ein, ihrer Schwester genau jetzt zum Geburtstag zu gratulieren, der am 1.4. gefeiert wurde. Greta, dass wusste Ela ging nie früh zu Bett; also konnte man das ruhig wagen. Der neben ihr sitzende Mann war ein früherer Schulkamerad von Greta und gratulierte ebenfalls. Ela blieb noch eine kurze Weile und ging dann auch heim.

Für Samstag, den 1.4., dem Geburtstag der Schwester, hatte sich eine Kundin angesagt, die einen Zopf in Makramee-Technik flechten und ein Gesteck aus Trockenblumen darauf anbringen wollte.

Bevor diese Kundin eintraf, wartete Ela schon ungeduldig darauf, dass Ester, die Tochter ihrer Schwester käme, um Wechselgeld für die Kasse zu bringen. Als sie endlich da war, gab Ela ihr den Auftrag, im Getränkeladen, ein paar Straßen weiter, eine Flasche Wein zu holen. Sie sagte ihr wo genau diese Sorte steht, damit sie nicht etwa einen teuren Wein bringt. Denn, da sie den Alkohol ja in Mengen brauchte, durfte er nicht teuer sein. Nach kurzer Zeit war sie wieder da, brachte Ela den Wein und ging dann wieder heim.

Ela schärfte ihr noch ein, dass sie niemandem erzählen solle, dass sie für ihre Tante Wein gekauft hatte.

Jetzt musste sie die Flasche aufbringen. Ein Korkenzieher befand sich nicht im Geschäft. In ihre Wohnung gehen konnte sie auch nicht, da Fred daheim war und sicherlich geschimpft hätte, warum sie nun schon wieder und noch dazu am Vormittag, Wein trinken wollte. Also nahm sie einen Schraubenzieher, stieß den Korken in die Flasche und nahm gierig ein paar Schlucke zu sich. Schnell noch einen Kaugummi, den sie immer dabei hatte und die Kundin konnte kommen. Diese kam und wenn sie Fragen hatte, half Ela ihr weiter. Endlich war die Kundin fertig und nachdem sie bezahlt und sich mit 'auf Wiedersehen' verabschiedet hatte konnte Ela endlich wieder Wein trinken. Sie trank, bis die Flasche geleert war.

Es war kein Kunde mehr gekommen und um 12.00 Uhr sperrte sie das Geschäft zu und ging nach hinten in ihre Wohnung. Dort gab es ein schnelles, kaltes Mittagessen.

Den 4 jährigen Sohn legten sie zum Mittagsschlaf in sein Bett im Kinderzimmer.

Und Fred und Ela?

Sie wusste, wie sie ihren Mann besänftigen konnte und sie liebten einander. Ob es wirklich noch Liebe oder nur Sex war, das war ihr damals egal. Sie wollte nur, wenn sie zum Geburtstag gingen, dass er besänftigt war, denn: bei der Geburtstagsfeier gab es Alkohol!

Genau! Das war’s, was sie wollte!

Ob sie den Alkohol nur 'wollte' oder schon 'brauchte', darüber machte sie sich keine Gedanken.

Nachdem sie alle Gäste der Geburtstagsfeier begrüßt hatten, nahmen Fred und Ela Platz. Stefan und Alexander, der Sohn ihrer Schwester, spielten im Kinderzimmer. Ela hielt es nicht lange auf dem Stuhl aus. Sie stand auf, wollte zur Toilette. Dazu musste sie durch die Küche. Auf dem Gefrierschrank sah sie eine Flasche mit 'Grand Manier' stehen, der zum Abschmecken einer Orangentorte gebraucht worden war. Die Freunde Christian und Elli hatten diese Torte als Geschenk für Greta mitgebracht. Ela ergriff die Flasche, ging zur Toilette und nahm gierig einige Schlucke daraus. Sie wollte diese wieder unbemerkt an ihren alten Platz stellen und dachte nur: „Hoffentlich kommt niemand und sieht mich.“ Sie schaffte es, ohne dass jemand aufmerksam geworden war. Kaffee und Kuchen wurden gereicht und fröhlich miteinander geplaudert. Dann, wie aus heiterem Himmel fiel Ela vom Stuhl auf dem sie saß, herunter. Alle waren schockiert. Niemand wusste, was los war.

Ihr Schwager Johann und Christian mussten Ela mit dem Auto nach Hause bringen, obwohl es nur 10 Gehminuten von der Wohnung ihrer Schwester entfernt war. Sie war nicht mehr in der Lage, einen Fuß vor den anderen zu setzen!

Der Grund für diesen Vorfall war natürlich der übermäßige Alkoholgenuss. Fred hätte das erklären können, aber ihm glaubte auf dieser Geburtstagsfeier niemand, da Ela ihn in ihrer Familie immer als faul und arbeitsscheu hingestellt hatte.

Johann und Christian brachten Ela in ihre Wohnung, legten sie auf das Sofa, deckten sie mit einer Wolldecke zu und sagten, dass sie anrufen solle, wenn es ihr wieder besser geht. Danach begaben sich beide wieder zurück zur Geburtstagsfeier.

Alleingelassen dachte sie nur: „Die wollen dich abschieben; die wollen nichts mit dir zu tun haben. Denen werde ich es zeigen!“ Kurz entschlossen ging sie in ihre Stammkneipe nah bei der Wohnung und betrank sich.

Am nächsten Morgen, einem Sonntag stand sie in ihrer Küche, hatte ein ganz schlechtes Gefühl und wusste nicht, warum. Wann und wie sie heimgekommen war, wie viel sie getrunken hatte und mit wem; daran konnte sie sich nicht mehr erinnern. Fred kam aus dem Schlafzimmer, und sagte, dass die Stimmung bei der Geburtstagsfeier durch ihren recht fragwürdigen Abgang total gestört war.

Da brach es aus ihr heraus: „Ich will ja gar nicht so wahnsinnig saufen, ich muss! Wer kann mir helfen?“ Sie war am Ende, wusste nicht mehr, was sie tun sollte. Auch Fred stand ratlos da. Als ihre Gedanken einigermaßen klar waren und das Weinen nachgelassen hatte sagte sie zu ihrem Mann: „Ich will alle, die bei der Geburtstagsfeier waren anrufen oder bei ihnen vorbeigehen, um mich zu entschuldigen.“

Das Schwierigste für sie war, zu ihrem Vater zu gehen und ihm zu erklären, dass sie so viel Alkohol trinken muss und nicht weiß, warum. Dieser beschwichtigte sie indem er sagte: „So schlimm ist das doch nicht.“ Für Ela jedoch war das kein Trost.

Ein Hoffnungsschimmer

Die Freundin Elli, zu der Fred oft ging, um sein Leid zu klagen, das er mit Ela hatte, kam 'zufällig' vorbei und sagte zu ihr: „Es gibt da Gruppen in die alkoholkranke Menschen gehen. Die Veranstaltungstermine und Stadtteile stehen auch immer in der Zeitung. Geh doch mal hin oder ruf an, vielleicht können die dir helfen oder sagen, was du machen kannst.“

Es gibt viele unterschiedliche Gruppen für Alkoholkranke.

Sie hatte schlimmste Bedenken, eine der dort angeführten Telefonnummern zu wählen. Ela fand immer wieder einen Grund, nicht zu dem angegebenen Zeitpunkt und Ort zu gehen, der in der Zeitung stand. Die Scham war groß. Wie wird das sein? Wer ist da? Kennt mich jemand? Da sie eine große Unruhe empfand und ihre Hände stark zitterten, sagte sie das ihrer Nachbarin. Diese gab ihr ein paar Beruhigungstabletten und meinte: „Die helfen mir auch immer“. Sie hatte mit ihrem Mann Probleme wegen seines großen Alkoholkonsums. Ela nahm einige Tabletten und fühlte sich danach besser. Daraufhin ging sie zu ihrem Hausarzt. Er verschrieb ihr genau diese. Sie sagte ihm nicht die Wahrheit sondern, dass sie so unruhig wäre und in ihrer Ehe nichts mehr stimme. Den wahren Grund ihrer Unruhe zu bekennen, dazu fehlte ihr der Mut. Sie war noch nicht so weit, zu erkennen, dass sie selbst der Grund war, warum ihre Ehe nicht mehr funktionierte. Sie schämte sich zu sehr. Möglicherweise ist sie dadurch, dass sie diese Beruhigungstabletten nahm, vor den Auswirkungen eines Entzugs bewahrt worden. Das ist nur eine Vermutung.

Im Nachhinein, einige Gruppenabende weiter, wurde Ela klar, dass bei ihr der Wunsch, keinen Alkohol mehr trinken zu müssen so groß war, dass Gott ihr, in Person der Freundin Elli, einen Engel schickte, damit ihr der Weg in die Gruppen gewiesen würde. Den ersten Schritt aber musste sie alleine tun, was schwierig genug war. Für den folgenden Donnerstag hatte sie sich vorgenommen, in die Gruppe zu gehen. Diese traf sich in einem Raum einer Kirchengemeinde in ihrem Stadtteil.

Hier hatte sie ihre erste und auch ihre zweite Ehe geschlossen. In deren Kirchenchor hatte Ela vor langer Zeit auch mitgesungen. Daher wusste sie, dass die Chorprobe dienstags war, also würde sie niemanden vom Chor treffen. Aber: sie sollte sich getäuscht haben! Als sie die Eingangstüre öffnete, kam ihr ein Chorsänger entgegen und fragte, ob sie wieder mitsingen wolle und warum sie sich solange nicht habe sehen lassen. Sie antwortete wahrheitsgemäß, auch, wenn es ihr schwerfiel: „Ich muss heute in die Gruppe die sich jeden Donnerstag hier trifft.“ Damit war das Gespräch beendet.

Diesen Sänger traf sie über viele Jahre immer, wenn sie donnerstags in ihre Gruppe ging, weil der Chor die Proben vom Dienstag auf den Donnerstag gelegt hatte. Jedes Mal begrüßten sie sich wieder herzlich. Er sagte, dass er das gut findet, dass sie in solch eine Selbsthilfegruppe gehe.

Die Gruppe

Im Verlauf des ersten Gruppenabends hörte Ela, dass sie nicht verkommen, minderwertig und schlecht war, wie sie sich immer sah, sondern, dass sie krank ist. Diese Krankheit heißt Alkoholismus. Dagegen kannst du etwas tun, sagten ihr die Freunde dort, nämlich: 24 Stunden (HEUTE) das erste Glas mit Alkohol stehen lassen, d.h. nicht trinken. Zu Beginn des Beisammenseins klärte der Gruppensprecher darüber auf, was diese Gruppen ausmacht und was wichtig ist, zu wissen. Dieser Selbsthilfegruppe gehören Männer und Frauen an, die miteinander ihre Erfahrung, Kraft und Hoffnung weitergeben, damit jeder in der Gemeinschaft versuchen kann, seine Schwierigkeiten, die er mit dem Alkohol hat, zu erkennen und möglicherweise auch anderen Alkoholikern und Alkoholikerinnen zu helfen, vom Alkohol loszukommen. Das einzige, was man mitbringen sollte ist der Wunsch, nicht mehr so wahnsinnig trinken zu müssen wie bisher. Diese Gemeinschaft ist autonom. Mitgliedsbeiträge oder Gebühren fallen keine an, da sich die Gruppen durch eigene Spenden selbst erhalten. Das Wichtigste ist, nüchtern zu bleiben und auch anderen Alkoholikern und Alkoholikerinnen einen Weg zur zufriedenen Nüchternheit aufzuzeigen. Danach sprach er: „Ich habe zugegeben, dass ich dem Alkohol gegenüber machtlos bin und mein Leben nicht mehr allein meistern kann“. Mein Name ist Werner und ich bin Alkoholiker. (alle Namen sind frei erfunden) Später sollte Ela erfahren, dass auch sie dieses Bekenntnis übernehmen und mit genauso tiefer Überzeugung aussprechen konnte. „Wir sprechen uns nur mit dem Vornamen an. Familienstand, Beruf…. alles ist hier unwichtig. Einzig, der Wunsch, mit dem Trinken aufzuhören ist wichtig“, so sagte Werner. Jeder der anwesenden 5 Männer, die anschließend noch sprachen sagte ebenso von sich: „Ich bin Alkoholiker“. „Ja,“ dachte Ela; „ich brauche gar nichts zu beschönigen: Ich bin Alkoholikerin. Wenn mir auch bisher die geschlossene Anstalt, ein Delirium oder die Scheidung und ein Führerscheinentzug erspart geblieben sind. Wenn ich mit dem Alkohol weitermache, wird es mir am Ende ebenso ergehen. An diesem Abend 'nahm sie sich das Leben'!

Der Wunsch, nicht mehr trinken zu müssen, war übergroß. Werner erzählte aus seinem Leben mit Alkohol und dass er in einer geschlossenen Anstalt zur Entziehungskur war. Dort sah er andere Alkoholiker, die an einem so genannten 'Korsakow-Syndrom' erkrankt waren, d.h. sie sahen Dinge, die nicht da waren. Einer fädelte einen Faden in eine nicht vorhandene Nadel. Andere sahen sprichwörtlich weiße Mäuse. Ein anderer Mitpatient saß in einer Ecke und wehrte Spinnen ab, die gar nicht zu sehen waren.

Das Gehirn ist so geschädigt, dass dieser Mensch nicht mehr in der Lage ist, ein sogenanntes 'normales' Leben zu führen.

Oft liefen Ela bei dem ersten Gruppenabend Tränen an den Wangen hinunter, da sie sich in so vielem, das von den Anwesenden gesagt wurde, wiedersah. Die Gruppenfreunde meinten, sie solle nur zulassen, wenn die Tränen kommen. Außerdem, so wurde ihr erklärt, darf sie beim ersten Mal in der Gruppe auch zwischen den einzelnen Beiträgen Fragen stellen und das tat sie auch, von Weinkrämpfen geschüttelt. Jedes Gruppenmitglied darf reden solange es will, ohne unterbrochen zu werden.

Jetzt sprach Willi aus seinem Leben, bevor er trocken wurde. Er hatte im Alkoholrausch seine Frau krankenhausreif geschlagen. Man brachte ihn in eine Entzugsklinik. Nach ein paar Wochen wurde er entlassen. Doch gleich am nächsten Kiosk kaufte er sich wieder 'Flachmänner', das sind Taschenportionen mit Rum, Weinbrand oder Korn, die man gut verstecken kann.

Die Wochen in der Klinik: vergebens! 'Umsonst' waren sie nicht! Eine Entziehungskur kostet viel Geld. Aber: sie hatte keinen Erfolg, weil er wieder Alkohol trank. Alkoholismus ist eine Rückfallkrankheit, so erfuhr sie. Willi musste noch tiefer hinab in den Sumpf. Der Führerschein wurde entzogen, seine Frau reichte die Scheidung ein und er landete 'auf der Straße'.

Eines Tages besann er sich, dass er doch schon einmal während seines Klinikaufenthaltes eine Gruppe besucht hatte und er zitterte sich durch den Entzug, was ohne ärztliche Betreuung lebensbedrohlich sein kann. Die Risiken, z.B. einen Krampfanfall mit Bewusstseinsverlust zu erleiden oder ins Delirium zu fallen sind sehr groß und ohne Arzt riskant. Er wagte es dennoch und kam 'heil' aus dem Entzug.

Im Internett fand die Autorin folgende Erklärungen: (sie nennt es 'Inter-nett', weil sie es so nett findet, dass es ihr meistens alles, was sie wissen möchte, liefert!) Es gibt die Möglichkeit, seinen Körper von dem Gift des Alkohols zu befreien. Wer seit Monaten oder sogar Jahren keine nüchternen Tage mehr kennt, muss mit starken Entzugserscheinungen rechnen. Diese können lebensbedrohlich sein und sind dringend behandlungsbedürftig. Nur mit ärztlicher Unterstützung können potenzielle Risiken, z.B. ein Krampfanfall mit Bewusstseinsverlust oder ein Delirium, weitgehend ausgeschlossen werden. Bei einem geplanten Entzug ist der erste Schritt also immer der Gang zum Arzt oder zur Ärztin. Der ärztliche Entzug kann ambulant oder stationär erfolgen.

Der ambulante Entzug ist auf circa zwei Wochen angelegt. In der ersten Woche geht der Patient in der Regel täglich in die ärztliche Praxis, wird dort untersucht und erhält bei Bedarf ein Medikament zur Linderung der Entzugserscheinungen. In der zweiten Woche finden die Arztbesuche im Rahmen des Alkoholentzugs jeden zweiten Tag statt.

Wer an einer Entziehungsbehandlung teilnimmt, erhält für diese Zeit eine ärztliche Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung.

Ist die Abhängigkeit sehr stark oder ist die Angst vor dem Entzug sehr groß, sollte ein sogenannterstationärer Entzug im Krankenhaus durchgeführt werden. Es gibt Fachkliniken und psychiatrische Kliniken, die sogenannte qualifizierte Entgiftungen durchführen. Speziell ausgebildete Fachkräfte überwachen nicht nur den körperlichen Entzug, sondern bieten auch begleitende Gespräche und weiterführende Informationen sowie gegebenenfalls die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe an. (Quelle: Google-Suche)

Hans

Einen Freund in der Gruppe kannte sie aus der Zeit ihrer ersten Ehe. Mit Hans hatte sie oft in der Gaststätte am Tresen gestanden, Alkohol jeglicher Art getrunken und ihre Probleme herunter gespült. Diese Gaststätte wollten Gunnar, ihr erster Mann und sie übernehmen. Hätten sie das gemacht, wäre Ela wohl 'ihr bester Gast' gewesen! Dieser Freund Hans saß nun dort in der Gruppe und sprach zusammenhängende, vernünftige Sätze. Das wunderte sie sehr, da Ela ihn zu Trinker Zeiten nur stotternd erlebt hatte.

Er war schon 5 Jahre trocken und sagte, dass auch sie es schaffen würde, wenn sie nur wiederkomme und: „HEUTE, 24 Stunden das erste Glas mit Alkohol stehen lassen.“ Natürlich war ihre Frage darauf: „Und was mache ich morgen?“ In aller Ruhe klopfte er die Asche von seiner langen Zigarre und antwortete: „Morgen ist ein neues HEUTE. Komm du nur schön regelmäßig in die Gruppen, alles andere macht die Zeit!“ Er sollte Recht behalten. Ela sah und hörte es in der Gruppe: 'es funktioniert'! (Damals durfte innerhalb der Treffen noch geraucht werden, was Ela gut fand, da sie selbst starke Raucherin war. Es waren bei ihr über den Tag verteilt ca. 30-40 Zigaretten.)

Befreit

Von diesem ersten Gruppenabend ging sie wie befreit nach Hause und sagte jedem, ob es ihn oder sie interessierte oder nicht, dass sie jetzt in eine Gruppe gehe und nicht mehr trinken muss. Oft war die Antwort: „Haben Sie denn so viel getrunken; davon habe ich nichts gemerkt.“ Bei einem der nächsten Gruppentreffen hörte sie, dass bestimmte Medikamente ebenfalls abhängig machen. Daraufhin wanderten die Beruhigungstabletten an diesem Abend sofort in den Müll. Es war auch kein Verlangen in ihr, noch einmal etwas zur Beruhigung einzunehmen.

Mit dem Hausarzt sollte sie offen über ihren Alkoholismus sprechen sagten die Freunde in der Gruppe. Sie hatte nun schon wieder ein gewisses Selbstvertrauen und sprach mit dem Arzt ohne falsche Scham und furchtlos.

Jegliche Art von Tropfen, die oft Alkohol enthalten, sind gefährlich und könnten zu einem Rückfall führen. Selbst im Hustensaft ist oft Alkohol . Ela nahm sofort für sich an, dass sie ihren Ärzten und Ärztinnen bei Gesprächen immer sagt, dass sie Alkoholikerin sei und darum diese Tropfen lieber in Tablettenform nehmen würde.

Doch heutzutage gibt es Tropfen und Hustensaft alkoholfrei.

Bei Pralinen, Kuchen und Desserts wird oft mit Alkohol als Geschmacksträger gearbeitet. Jeder Koch oder auch Köchin sagt meist, dass der Alkohol beim Kochvorgang verfliegt. Die Gelehrten streiten sich, ob nicht doch ein gewisser Prozentsatz Alkohol enthalten bleibt.

Ela nahm für sich an, dass, wenn sie nicht gefragt hat, ob Alkohol verarbeitet wurde und sie nichts herausschmeckt, es ihr nicht schadet. Wenn sie aber (wohl wissend, dass Alkohol verarbeitet wurde) diese Speise dennoch zu sich nimmt, ist mit ihrem Denken etwas nicht in Ordnung und die Gefahr, dadurch einen Rückfall zu erleiden, ist sehr groß.

Elas leckgeschlagenes Lebensschiff war e n d l i c h gestrandet. Aus dem Verderben bringenden Meer des Alkohols an Land gespült. Diese Selbsthilfegruppen wurden für sie zum Leuchtturm.

In einem Buch fand sie folgende Worte die ihr sehr viel Trost gaben und auch die Gewissheit, dass sie auf dem richtigen Weg ist in eine zufriedene Nüchternheit:

Friedrich von Bodelschwingh)* sagte und schrieb einmal:

Wenn Du einem geretteten Trinker begegnest,

dann begegnest Du einem Helden.

Es lauert in ihm der Todfeind.

Er bleibt behaftet mit seiner Schwäche

und setzt seinen Weg fort,

durch eine Welt der Trinkunsitten.

In einer Umgebung, die ihn nicht versteht;

In einer Gesellschaft die sich für berechtigt hält,

in jämmerlicher Unwissenheit auf ihn herabzusehen,

als auf einen Menschen zweiter Klasse.

Weil er es wagt,

gegen den Alkoholstrom zu schwimmen.

Du solltest wissen:

Er ist ein Mensch erster Klasse!

)* Friedrich von Bodelschwingh, ev. Pastor, 1831-1910,

seit 1872 Leiter der Anstalt Bethel (bei Bielefeld)

Ich nahm mir das Leben Heute ist die Gewissheit in Ela: Damals, mit ihrem ersten Gruppenabend, nahm sie sich das Leben; ein neues, ein anderes Leben.

Wie würde das sein; was würde es bringen?

Das neue Leben begann.

Bei den Gruppentreffen wurde viel von „Gott, wie ihn jeder/jede versteht“ gesprochen.

Das war es! So lange hatte sie geSUCHT. Bis zur bitteren Neige.

Lange Jahre hatte sie in ihrem alkoholisierten Denken oft an Gott gedacht. Nun endlich konnte sie mit Gott sprechen! Doch konnte er mit so einer Person, die sie war, etwas anfangen? Sie begann zu beten. Das ging noch ziemlich stotternd und ängstlich. Mit der Zeit wurde es besser. Vor allem aber kam ein Aspekt hinzu: Die Dankbarkeit. Dankbarkeit für ein neues Leben, auch, wenn noch vieles verändert werden musste an und in ihr. Der Anfang jedoch war gemacht.

Das alkoholische Denken

In der ersten Zeit des Trockenwerdens dachte Ela, die Streitereien zwischen ihrem zweiten Mann Fred, die schon am Frühstücktisch begannen, seien vorbei. Weit gefehlt! Es war ihr Denken, das noch egoistisch war, wie zu trinkender Zeit. I c h tue ja jetzt etwas, dachte sie! I c h gehe regelmäßig in die Gruppen und I c h trinke keinen Alkohol mehr!

---ENDE DER LESEPROBE---