Ich will mehr von dir! - Erin McCarthy - E-Book

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Erin McCarthy

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  • Herausgeber: Knaur eBook
  • Kategorie: Erotik
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2011
Beschreibung

Haben Sie auch einen Kollegen,den Sie richtig sexy finden? Diese Frau ist wirklich eine Sünde wert! Dumm nur: Candy ist eine Kollegin von Jared und somit tabu. Die unterdrückte Leidenschaft führt oft zu Streit – und zu einem Anti-Aggressions-Training, an dem die beiden Hitzköpfe zur Verbesserung des Betriebsklimas teilnehmen sollen. Doch dabei sind sie auf einmal allein miteinander …

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Seitenzahl: 256

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Erin McCarthy

Ich will mehr von dir!

Erotische Phantasien

Aus dem Amerikanischen von Tine Mey

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Sweet Candy1. Kapitel2. Kapitel3. Kapitel4. Kapitel5. Kapitel6. Kapitel7. Kapitel8. KapitelDer Mann, der’s kann1. Kapitel2. Kapitel3. Kapitel4. Kapitel5. Kapitel6. Kapitel
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Sweet Candy

1. Kapitel

Ich kann die Liebe in diesem Raum nicht spüren.«

Jared Kincaid starrte Harold an, der in seiner – für Jareds Geschmack viel zu engen – Lederhose inmitten seines Büros stand und die Hände in die Hüften stemmte.

Was Jared fühlte, war in der Tat keine Liebe, sondern ein hämmernder, ihm den Atem raubender Kopfschmerz. Das sah ihm ähnlich, ausgerechnet bei einer Marketing-Agentur anzufangen, deren Chef im Augenblick eine ausgewachsene Midlife-Crisis durchlebte.

Es hatte vor sechs Wochen begonnen, als Harold seine Frau verlassen hatte. Inzwischen war es so weit gekommen, dass er jeden Morgen in Klamotten in der Firma auftauchte, die an die Garderobe eines schwulen Friseurs erinnerten, der Belegschaft predigte, dass man mit sich selbst eins sein musste, und unglaubliche Mengen an Kichererbsenmus aß.

Da es Jareds erster Impuls war, Harold zu sagen, dass er sich seine Liebe sonst wo hinschieben konnte, entschloss er sich, besser zu schweigen. Mit ein bisschen Glück würde Harold in ein oder zwei Monaten erkennen, dass seine wahre Leidenschaft doch BMW und Anzügen von Armani galt, und sie könnten endlich wieder zur Normalität zurückkehren.

Ein sinnliches Lachen erfüllte den Raum. Jared presste die Kiefer aufeinander.

Dieses Lachen war der perfekte Beweis dafür, warum Jared zu einer Karriere im mittleren Management und zu einem Leben auf der Flucht vor Ärger verdammt war. Denn der Ärger verfolgte Jared. Überall, wohin er auch ging.

Dieser Ärger hatte für gewöhnlich lange Beine und schöne Brüste.

Der Ärger, dem er im Moment aus dem Wege zu gehen versuchte, hatte beides – und darüber hinaus noch leicht gewelltes blondes Haar, einen Südstaatenakzent und volle kirschrote Lippen, die zu einem allzu verlockenden Schmollmund verzogen waren.

Und dann ihr Name. Wer, zum Teufel, nannte sein Kind Candy Appleton? Hatte ihre Mutter sich für ihr neugeborenes Kind schon eine vielversprechende Zukunft als Pornodarstellerin ausgemalt?

Vermutlich hatte es süß geklungen, als Candy noch ein kleines Mädchen gewesen war, bevor sie Brüste bekommen hatte. Aber jetzt, bei diesem Körper … Es war einfach grotesk.

Candy, die vollkommen entspannt wirkte und in ihrem roten Kostüm verflucht sexy aussah, hatte die Beine übereinandergeschlagen, wippte mit der Fußspitze auf und ab und quälte Jared damit nur noch mehr. Wenn sie das tat, bot sie ihm damit einen Einblick bis fast hinauf … ins Gelobte Land.

Er war sich sicher, dass sie eine der Frauen war, die Strumpfbänder trugen. Schwarze, grüne. Rote, cremefarbene.

Unruhig rutschte er auf seinem Stuhl hin und her, um die Tatsache zu vertuschen, dass er einen enormen Ständer hatte.

Einen Ständer. Mitten am Tag, mitten im Büro seines Chefs.

Ärger. Schlicht und einfach.

Und jetzt begann der Ärger auch noch zu sprechen. »Harold, ich glaube nicht, dass Jared bereit ist, die Liebe zu fühlen.«

Augenblicklich richtete er sich auf. Was sollte das denn bedeuten? Selbstverständlich konnte er Liebe empfinden, wenn er wollte. Wenn er nur endlich wüsste, worüber, zur Hölle, Harold eigentlich sprach.

Candy warf ihm ein sinnliches Lächeln mit leicht geöffneten Lippen zu. Jedes Mal, wenn er dieses Lächeln sah, verspürte er den dringenden Wunsch, ihre volle Unterlippe in seinen Mund zu nehmen und daran zu saugen. Er krallte seine Fingernägel in seinen Oberschenkel.

Stirnrunzelnd blickte Harold ihn an. »Ist das wahr, Jared? Sind Sie nicht bereit, die Liebe zu spüren?«

Er war bereit, Candys Kurven unter seinen Fingern zu spüren. Zählte das auch? Jared räusperte sich. »Äh, worüber sprechen wir hier gerade genau?«

»Ich spreche darüber, dass wir noch exakt drei Wochen haben, um die Werbekampagne für Chunk o’ Chocolate fertigzustellen, und dass Sie und Candy bisher kaum etwas dafür getan haben.«

Der Grund dafür war, dass er jedes Mal die Flucht ergriff, wenn Candy in seine Nähe kam. Sie machte ihm Angst. Fünf Jahre harter Arbeit und eine sichere betriebliche Rente hatte er aufgeben müssen, als er gezwungen gewesen war, seinen letzten Arbeitgeber zu verlassen – wegen eines unvorhergesehenen … Zusammenstoßes mit der Privatsekretärin des Chefs im Kopierraum. Damals hatte er allerdings noch nicht gewusst, dass die Sekretärin ebenfalls eine Affäre mit dem Boss hatte.

Arbeit und Sex sollte man strikt trennen. Jared und die Frauen sollte man strikt trennen. Jeder peinliche und unerfreuliche Zwischenfall in seinem Leben konnte auf eine Frau zurückgeführt werden – und auf seine Unfähigkeit, sich in ihrer Gegenwart zusammenzureißen.

An dieser Stelle setzte sein Verstand regelmäßig aus. Oder sein Schwanz übernahm die Kontrolle – ganz wie man es sehen wollte.

Er wollte diese Sache nicht vermasseln. Er wollte nicht mit Candy schlafen, auch wenn er diese verführerischen Lippen unbedingt schmecken wollte.

»Wir können daran arbeiten, wann immer Candy möchte.« Er vermied es, sie anzublicken, und konzentrierte sich stattdessen auf den hellgelb gefärbten Rest von Harolds schwindendem Haupthaar, der oberhalb seiner Stirn prangte. Dieser Fleck erinnerte ein wenig an eine blinkende Warnleuchte.

Warnung: Mann mittleren Alters wird allmählich kahl.

»Vielleicht sollten Sie jemand anders finden, der mit Jared zusammenarbeitet«, sagte Candy. »Ich fürchte, er mag mich nicht besonders.« Ihre Worte klangen bedächtig, kullerten beinahe wie Wassertropfen über seine Haut.

Doch sie irrte sich. Er mochte Candy. Candy war wie … ein Bonbon – süß und verlockend und wie geschaffen für seinen Mund, damit er lecken, saugen und jeden köstlichen Zentimeter schmecken konnte.

Harold klatschte in die Hände und riss Jared damit aus seinen erotischen Phantasien.

»Sehen Sie? Das meine ich! Jared mag Sie nicht, und Sie mögen Jared nicht. Und so etwas kann ich in meiner Firma nicht gebrauchen.«

Candy mochte ihn nicht? Überrascht blickte Jared sie an. Tja, das tat verdammt noch mal weh. Es war okay, wenn er sie mied, aber sie sollte ihn eigentlich nicht meiden.

Schließlich war er liebenswert. Er erwiderte Telefonanrufe und hielt einer Dame die Tür auf. Gut, wenn Candy in der Nähe war, grummelte er für gewöhnlich nur etwas Unverständliches und stürzte auf den nächsten Ausgang zu. Er nahm an, dass sie das eventuell persönlich genommen haben könnte.

Aber was sollte er tun? Ihr sagen, dass es nicht an ihr, sondern an ihren heißen Titten lag, wenn er wie die Katze vor dem Wasser floh? Das würde sicherlich großartig bei ihr ankommen.

»Ich mag Candy«, stieß er hervor und war sich nicht sicher, ob er wissen wollte, worauf Harold überhaupt hinauswollte.

Candy lachte wieder, und ihm fiel mit einem Mal auf, dass seine Wortwahl nicht gerade geschliffen war.

»Lügner«, murmelte sie. »Aber unser Verhältnis sollte keine Auswirkungen auf den Klienten haben.«

»Hat es auch nicht.«

Harold musterte die beiden und sagte: »Mir sind die Spannungen zwischen Ihnen aufgefallen, und das muss aufhören. Es wirkt sich auf den Rest des Teams aus. Und es verändert die harmonischen Schwingungen im Büro. Ich spüre die negative Aura in meiner Firma, und das muss sich ändern.«

Wenn Harold jetzt ein paar Kristalle hervorholte und anfing zu singen, würde Jared sofort aufstehen und gehen.

Nicht, dass er es sich leisten konnte, einfach zu gehen. Wie der Zufall es wollte, hatte er sich eine teure Eigentumswohnung gekauft, kurz bevor er seinen letzten Job verloren hatte. Drei Monate lang auf der Suche nach einem neuen Job Klinken zu putzen hatte ein Loch in sein Portemonnaie gerissen. Wenn er in dieser Situation noch einmal arbeitslos wurde, würde seine Bank ihm den Kredit kündigen, und er könnte zukünftig in seinem Auto wohnen und sich von Makkaroni mit Käse ernähren.

»Negative Schwingungen sind wirklich das Letzte, was wir brauchen.« Mit Nachdruck stellte Candy beide Füße auf den Boden und lächelte Harold an.

Jared wurde stutzig. Sie sah sonst nicht aus, als wäre sie ein besonders sarkastischer Mensch, doch im Augenblick kam es ihm so vor, als wäre sie es. Sie war intelligent und brillant in ihrem Job, auch wenn ihr Verstand im Körper einer Stripperin gefangen war.

Er hatte das Gefühl, dass Candy – wenn man sie ließ – alle Kollegen ausstechen konnte. Und eines war sicher: Ihr Weg an die Spitze des Unternehmens wäre gepflastert mit einer Reihe sabbernder Männer.

Vielleicht würde er ja, wenn sie die Karriereleiter erklomm, einen Blick unter ihren Rock erhaschen …

O Gott, es war hoffnungslos mit ihm.

»Also ist Candy bereit, an Ihrer Beziehung zu arbeiten, um die Situation zu verbessern. Was ist mit Ihnen, Jared? Habe ich Ihr Wort, dass Sie Ihr Herz für ein unbelastetes Miteinander öffnen?«

Sicher. Warum nicht. Er musste ja sagen. Ihm blieb gar nichts anderes übrig. Harold war sein Boss, und egal, wie verrückt dieser Mann sich benahm – er hatte noch immer das Sagen. Außerdem mochte Jared Makkaroni mit Käse nicht besonders. Und so zwang er sich dazu zu erwidern: »Sie haben mein Wort, Harold.«

Harold strahlte. »Gestern hatte ich eine sehr gute Idee. Sie wird Ihnen gefallen. Es gibt ganz offensichtlich etwas, das Sie und Candy bremst – ein Konflikt oder Ähnliches, der gelöst werden muss.« Versonnen legte Harold einen Finger an seine Lippen. »Möglicherweise hat es mit einem Vertrauensbruch in einem früheren Leben zu tun. Ich bin mir nicht sicher.«

Entnervt presste Jared seine Hände gegen seine Schläfen. Falls er schon einmal gelebt hatte, musste er in diesem früheren Leben etwas wirklich Beschissenes getan haben, um in seinem jetzigen eine derartige Strafe verdient zu haben.

»An was denken Sie?« Candy beugte sich vor und lenkte Harolds Aufmerksamkeit auf sich.

»Ich habe Sie beide zu einer Paarberatung im Internet angemeldet.«

Das Pochen in Jareds Kopf wurde so heftig, dass er hätte schwören können, für einen Moment blind zu sein.

»Oh!« Candy räusperte sich. »Tja, das klingt nach einer großartigen Idee.«

Es war keine großartige Idee. Es war eine dumme, idiotische Idee für die Tonne, die sich sein Chef ausgedacht hatte, weil er aufgrund von beginnendem Haarausfall vorübergehend den Verstand verloren hatte.

»Wir sind kein Paar, Harold. Wir brauchen keine Paartherapie.« Jared zupfte am Bein seiner schwarzen Anzughose und versuchte, nicht in Panik auszubrechen.

Er wollte nicht, dass ihm irgendein selbsternannter Internet-Psychologe erzählte, dass er auf seine Mutter stand, oder ihm sonst irgendeinen kranken Unsinn unterstellte.

»Doch, das brauchen Sie. Zwischen Ihnen bestehen ganz offensichtlich ungeklärte Konflikte – vielleicht ein Autoritätsproblem, das Sie, mein lieber Jared, auch schon in einem früheren Leben hatten. Ich möchte, dass dieses Problem gelöst wird, bevor wir Chunk o’ Chocolate dadurch als Kunden verlieren.« Harold deutete auf den Computer, der auf seinem riesigen männlichen Schreibtisch aus Kirschbaumholz stand. »Sie sind schon eingeschrieben, es kann also sofort losgehen. Es ist eine dreistündige Sitzung. Sie werden mein Büro nicht verlassen, bis Sie die Therapiesitzung beendet haben und mir die ausgedruckte Bescheinigung aushändigen, in der steht, dass Sie den Kurs auch wirklich abgeschlossen haben.«

Jared konnte nicht atmen. O Gott, Harold wollte ihn für drei Stunden mit Candy in seinem vornehmen Eckbüro einschließen? Allein? Damit sie sich gemeinsam durch eine gefühlsduselige Therapiesitzung arbeiteten?

Vielleicht könnte er ja einen spontanen Fieberanfall vortäuschen. Oder stolpern und sich an der Ecke von Harolds Schreibtisch ein Auge ausstechen.

Ärger. Hatte er es nicht gleich gewusst?

 

Interessiert beobachtete Candy die entsetzte Miene von Jared Kincaid. Er mochte sie augenscheinlich wirklich nicht.

Sie hatte ihre Witzchen darüber gemacht, doch allmählich fing es an, sie zu stören. Jeder mochte sie, besonders die Männer. Sie war ein Männerschwarm und hatte schon immer gewusst, was ein Lächeln von ihr auslösen konnte oder wie sie besonders wirkungsvoll ihr Haar über die Schulter warf. Diese Fähigkeiten lagen ihr im Blut und waren in ihrer Familie von Frau zu Frau weitergegeben worden. Statt dagegen anzukämpfen, hatte sie gelernt, sie anzunehmen und einzusetzen.

Candy war stolz auf ihre Weiblichkeit. Doch noch stolzer war sie auf ihren Verstand. Nur weil sie klug war, hieß das aber noch lange nicht, dass sie verleugnen wollte, eine Frau zu sein. Sie liebte High Heels und weich fallende, verführerische Kleider, wenn die Situation es erlaubte, und sie genoss das sorglose Flirten und die Spielchen zwischen Männern und Frauen.

Sie flirtete gern, und sie war gut darin. Candy wusste jedoch, dass sie alles andere als ein Flittchen war – immerhin hatte sie mit ihren siebenundzwanzig Jahren nur mit zwei Männern geschlafen. Und sie war auch keine Frau, die die Männer erst heißmachte und dann fallen ließ – wie ihr Ex-Mann es ihr vorgeworfen hatte. Soweit sie wusste, durfte der Mann eine solche Frau berühren, wurde im entscheidenden Moment aber eiskalt abgewiesen: Dieser Typ Frau versprach dem Mann Sex und lachte ihm dann ins Gesicht.

Das waren hinterlistige, falsche Spielchen, an denen sie nicht interessiert war. Doch einem Lächeln und einer netten Unterhaltung konnte sie nicht widerstehen. Und die Männer sprangen darauf an.

Alle Männer – bis auf Jared.

Allmählich fing sie an, es persönlich zu nehmen.

Jared räusperte sich. »Ich glaube nicht, dass ich das tun kann, Harold«, sagte er kühl. »Ich sehe auch den Sinn dieser Übung nicht.«

Autsch. Vermutlich war das nicht die cleverste Antwort, die Jared hatte geben können. Candy wartete ab und beobachtete, wie Harolds Gesicht, das rund wie eine Bowlingkugel war, einen unschönen Rotton annahm.

»Ich denke schon, dass es sinnvoll ist. Und das ist alles, was zählt. Machen Sie mich nicht wütend, Jared. Hier bei Stratford Marketing geht es vor allem um die Liebe.«

Jareds Kinn zuckte. Candy presste die Lippen aufeinander, um nicht laut loszuprusten.

Sie glaubte nicht, dass es Jared vor allem um die Liebe ging. Wie sie ihn einschätzte, ging es Jared vor allem darum, seinen Job zu erledigen und dann so schnell wie möglich aus dem Büro zu kommen. Er freundete sich mit niemandem aus dem Team an, und zu ihr war er ausgesprochen kühl.

Es war Beherrschtheit – rauhe, unruhige, dominierende Beherrschtheit –, die in seinen schwarzen Augen aufflackerte und die sich auch in seiner unnachgiebigen Haltung zeigte, wann immer sie aufeinandertrafen.

Das faszinierte sie an ihm.

Und außerdem sah er umwerfend aus.

Es brauchte viel, um Candys ehrliches Interesse zu wecken. Für gewöhnlich schmissen die Männer sich ihr regelrecht an den Hals – allerdings meist mit heraushängender Zunge und niemals, ohne sich vollkommen lächerlich zu machen. Vielleicht zog Jared deshalb ihre Aufmerksamkeit immer und immer wieder auf sich.

Wenn er sie anblickte, hatte sie das Gefühl zu brennen – genau zwischen ihren Schenkeln, an der richtigen Stelle.

Doch er wandte seinen Blick jedes Mal wieder desinteressiert von ihr ab. Und er lächelte nie.

Während sie meist so wirkte, als hätte eine frische Brise sie gerade in den Raum geweht, sah Jared in seinem schwarzen Anzug mit dem feinen blauen Hemd und der Krawatte stets tadellos aus. Sein schwarzes Haar war immer gleich perfekt frisiert, kurz und glatt und mit Gel vorn ein bisschen aufgestellt.

Jared starrte Harold an. »Wollen Sie damit sagen, dass ich das hier tun muss?«

Harold – Gott segne sein verwirrtes und fehlgeleitetes Herz – presste zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: »Ja, genau das will ich damit sagen.«

Candy war auch nicht gerade begeistert von der Idee, Fragen zu vorherigen Leben oder intimen Details zu beantworten, aber sie freute sich auf die drei Stunden, die sie allein mit Jared verbringen konnte.

Ganz bestimmt würde es ihr in diesen drei Stunden gelingen, ihn zum Lächeln zu bringen.

Oder zum Stöhnen.

O Himmel, woher kam denn dieser Gedanke? Entsetzt über sich selbst, rutschte sie auf ihrem Stuhl herum und drückte die Schenkel zusammen. Zwischen ihren Beinen war genug Feuer, genug Energie, um die Chicagoer Skyline drei Tage und Nächte lang zu beleuchten.

Oder um Harolds Büro drei Stunden lang zum Kochen zu bringen.

»Gut.« Jared wandte den Blick von Harold ab, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und öffnete die Knöpfe seiner Anzugjacke. Die Wut, die sich auf seinem Gesicht widerspiegelte, strafte seine lässige Haltung Lügen.

Candy lächelte. »Was für eine großartige Idee, Harold. Jared und ich werden bestimmt viel Spaß dabei haben, uns näher kennenzulernen.«

Und das auf mehr als eine Art, wenn es nach ihr ging.

Harold nickte. »Das dachte ich mir auch. Hier.« Er drehte seinen Laptop um, so dass sie einen Blick auf den Monitor werfen konnten. »Es ist alles vorbereitet, damit Sie gleich loslegen können. Ich sehe Sie dann in drei Stunden.«

»Okay.« Sie winkte Harold zu, als er zur Tür ging.

Harold hielt noch einmal inne. »Seien Sie nett zueinander.«

»Ich bin immer nett«, erwiderte Jared mit einer festen, tiefen Stimme, die Candy erschauern ließ.

Wie nett er zu ihr sein durfte, würde sie ihm schon bald zeigen …

Candy wusste, dass sie sich eigentlich schämen sollte, so zu denken. Doch noch nie hatte sie eine lockere Affäre gehabt. Und noch nie hatte ein Mann auch nur einen Gedanken daran verschwendet, sich zu überlegen, wie er sie befriedigen konnte. Sie hatten sie einfach nur gesehen und gewollt. Keiner hatte sich je darum geschert, was sie wollte.

Seit dem Tag vor zwei Monaten, als Jared in die Firma gekommen war, hatte sie ihn beobachtet, sich gewünscht und vorgestellt, dass er anders wäre.

Jared machte sie verrückt, weckte in ihr Sehnsucht und ein beinahe verzweifeltes Verlangen – und wenn dieses Verlangen nicht bald gestillt wurde, würde sie sich bestimmt bald vor Lust an ihrem Schreibtisch reiben. Wäre es denn so falsch, sich mal etwas zu gönnen?

Wenn es ihr gelänge, Jareds mysteriöse Schutzmauer zu durchbrechen, würde sie vermutlich feststellen, dass er wie jeder andere Kerl war – ständig auf der Suche nach jemandem, um seine Lust zu befriedigen. Ihre drängende Begierde würde sich ganz einfach in Luft auflösen. Und dann könnten sie sich endlich wieder der Werbekampagne für Chunk o’ Chocolate widmen, und sie selbst müsste sich nicht mehr ständig auf die Frage konzentrieren, wie sein Oberkörper wohl nackt aussähe.

»Ich bin auch nett«, versicherte Candy Harold, als er ihnen beiden einen skeptischen Blick zuwarf.

Schließlich schloss er die Tür hinter sich, und sie waren allein.

Jared tat nichts. Er saß auf seinem Stuhl, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, und starrte aus dem Fenster.

»Kein Grund zu schmollen, Jared.« Sie erhob sich, beugte sich über Harolds Schreibtisch und zog den Laptop zu sich heran. »Lassen Sie uns anfangen.«

Wenn sie sich ihrer eigenen Sexualität und Ausstrahlung als Frau nicht bewusst gewesen wäre, so wäre ihr nicht aufgefallen, dass sie mit ihrem Po verführerisch vor Jared hin und her wackelte. Aber sie war sich ihres Körpers sehr wohl bewusst, und selbstverständlich war ihr klar, dass sie ihm sehr viel von ihren langen schlanken Beinen zeigte, wenn sie sich vornüberbeugte. Und dass dabei ihr Po, an den sich aufreizend ihr Rock schmiegte, verlockend herausgestreckt wurde. Außerdem hatte sie längst erkannt, dass sie sich auf die Handfläche stützen, die Ellbogen ein wenig beugen und ein Knie leicht anwinkeln musste, um die Aussicht noch reizvoller zu machen.

Candy wusste, wie man die Aufmerksamkeit eines Mannes auf sich lenkte. Sie wusste nur nicht, wie sie die Aufmerksamkeit, wenn sie sie einmal hatte, längerfristig fesseln sollte. Jared, der eine so strikte Selbstkontrolle zur Schau stellte, sah aus, als würde er eine Frau nicht eher verlassen, bis er sie glücklich gemacht hatte. Sie nahm an, dass sein Stolz es ihm so diktierte. Und ja, sie war bereit, sich glücklich machen zu lassen. Sie wollte eine Reaktion von ihm – irgendeine Reaktion.

»Scheiße«, flüsterte Jared wütend.

Das war zumindest ein Anfang.

Ohne den Blick vom Computerbildschirm zu wenden, lächelte Candy. »Hm? Haben Sie etwas gesagt?«

Er erhob seine Stimme. »Ich sagte: Scheiße. Ich kann nicht glauben, dass ich Harold damit durchkommen lasse.«

Candy las gerade den Titel der Beratungsseite, die auf dem Monitor stand: »›Die Wiederentdeckung der Harmonie: Ein intimer Schritt-für-Schritt-Kurs für gefährdete Paare.‹«

Jared schnaubte verächtlich.

»Als Erstes müssen wir unsere Namen eintragen.« Sie begann zu tippen und bemerkte, dass Jared aufstand und sich neben sie stellte.

»Sie werden das doch nicht wirklich tun, oder?«, fragte er ungläubig.

Sie spürte seine Präsenz, nahm seinen berauschenden männlichen Duft nach Aftershave und nach Kaffee wahr.

»Meinem Job zuliebe kann ich Harolds alberne kleine Beratung schon über mich ergehen lassen.« Sie schob sich das Haar aus den Augen. »Ich habe nichts zu verbergen. Und es ist ja nicht so, als würde es irgendetwas bedeuten.«

»Das stimmt.«

Es schien, als steckte in diesen beiden Worten unglaublich viel Bedeutung. Sie entfernte sich leicht von ihm. Ihre Wangen glühten. Als er sich vorbeugte, um den Text auf dem Bildschirm zu lesen, streifte seine Anzugjacke ihre Hüfte.

»Ist Candy tatsächlich Ihr richtiger Name?«

Es war das erste Mal, dass Jared überhaupt irgendein Interesse an ihr zeigte, und sie merkte, wie ihre Selbstsicherheit ein wenig ins Wanken geriet. Möglicherweise war Jared eine Nummer zu groß für sie, möglicherweise würde sie nicht allein mit ihm fertig werden. Aber sie würde es nie herausfinden, wenn sie es nicht wenigstens versuchte.

»Ja. Es ist nicht die Kurzform von Candace oder so.«

Er murmelte etwas Unverständliches.

Sie tippte JARED KINCAID in das leere Feld für den Namen des Partners. »Wie lautet Ihr zweiter Vorname?«

»Lassen Sie ihn einfach weg.«

Stattdessen gab sie HOOVER ein und lächelte ihm zu. »Bin ich damit nah dran?«

»Nein.« Er verzog keine Miene. »Lassen Sie uns mit den Fragen beginnen.«

Candy nickte. Sie war selbst schon ganz gespannt. Sie wollte sehen, wie weit Jared zu gehen bereit war.

2. Kapitel

Jared wartete darauf, dass Candy die zweite Frage anklickte. Sie mussten diese alberne Online-Beratung so schnell wie nur irgend möglich hinter sich bringen – bevor er sie noch packte, sie auf den Schreibtisch warf und es mit seiner Selbstbeherrschung endgültig dahin war, wenn er sie zum ersten Mal schmeckte.

Wenn sie sich beeilten, die Fragen zu beantworten, könnte er in einer Stunde fertig sein, in den Pausenraum rennen und sich eine Ladung Eiswürfel in die Hose kippen. Das war seine einzige Hoffnung.

Das alles war Harolds Schuld. Oder Candys, weil sie die Nerven besaß, mit einem süßen kleinen Po wie ihrem durch die Gegend zu laufen. Er konnte auch Jessie dafür verantwortlich machen, weil sie der Grund dafür war, dass er seinen letzten Job verloren hatte. Oder vielleicht war auch er selbst schuld, weil er bisher nicht klug genug gewesen war, zu heiraten und normalen, regelmäßigen Sex zu genießen.

Möglicherweise war er aber auch nur ein liebeskranker Idiot.

Mit einer Schwäche für Frauen mit Schmollmund und Rehaugen.

Candy beugte sich wieder über den Schreibtisch. »Okay, einen Moment Geduld noch.«

Jared presste die Kiefer aufeinander.

Candys Lippen bewegten sich, als sie stumm die Frage las.

»Und?« Er wartete darauf, dass sie ihm mitteilte, welche peinlichen persönlichen Details sie nun offenbaren mussten.

»Es ist gar nicht so schlimm, Jared. Ich glaube, der Test soll den Paaren nur vor Augen führen, wie wenig sie im Grunde genommen wirklich voneinander wissen. Und die Partner sollen ihr Interesse aneinander wiederentdecken.«

Wie auch immer. Jared setzte sich wieder auf seinen Stuhl, damit Candys Schenkel nicht mehr seinen Arm berührte. »Also, was wollen sie wissen?«, knurrte er.

»In Frage Nummer zwei geht es darum, woher Sie kommen. Sie wissen schon: Wo Sie geboren und aufgewachsen sind.«

Candy hatte recht. Es war tatsächlich nicht so schlimm, wie er es sich vorgestellt hatte. Und wenn Harold ihn dafür bezahlte, darüber zu sprechen, wie es war, in Skokie aufzuwachsen, war das für ihn in Ordnung.

Mit einem Lächeln auf den Lippen blickte sie ihn an, die langen Beine noch immer durchgedrückt und mit den Ellbogen auf den Schreibtisch gestützt. »Raten Sie mal, wo ich geboren wurde.«

Er stellte sich vor, wie sie durch ein mit Weidenmöbeln ausgestattetes Schlafzimmer mit Holzjalousien an den Fenstern ging, nichts als ein Hemdchen aus Seide und ein winziges Höschen trug und in einen Pfirsich biss. Gott, seit wann hatte er eine so lebhafte Phantasie? Und warum kam in seinen Tagträumen Candy in Unterwäsche vor? »Georgia.«

Sie schnaubte verächtlich. »Nein, total falsch. Tennessee.«

Oh, da gab es einen Unterschied? »Tut mir leid, ich bin nicht gerade ein Experte, was Südstaatendialekte angeht.«

Ihre kleine rosige Zungenspitze wurde sichtbar, als sie sich damit über die Unterlippe fuhr. Diese wunderbare, volle Unterlippe. Die Unterlippe, die geradezu danach schrie, dass er an ihr knabberte. Jared rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her und fragte sich, ob es möglich war, eine Erektion drei Stunden lang aufrechtzuerhalten – mit nichts als ein paar schmutzigen Gedanken.

»Sie sind ein Yankee durch und durch, habe ich recht?«

Aus ihrem Mund klang es so, als wäre es nur unwesentlich angenehmer als eine Ameisenplage in ihrer Küche.

»Ich wohne schon mein ganzes Leben in Chicago.«

»Brüder und Schwestern?« Candy sah gar nicht auf den Computermonitor, sondern stützte sich lässig auf den Schreibtisch und blickte ihn neugierig an, während ein kleines Lächeln ihre Mundwinkel umspielte.

Es gab für ihn also keinen Grund, diese Frage zu beantworten. Er sollte besser vorschlagen, dass sie mit diesem verdammten Quiz fortfuhren. Doch stattdessen erwischte er sich dabei, wie er sagte: »Drei ältere Brüder und eine kleine Schwester. Meine Eltern waren offensichtlich verrückt.«

Lachend warf sie den Kopf in den Nacken, und ihre zarten blonden Locken hüpften auf ihrem Rücken auf und ab. »Ihre Mutter muss Kinder geliebt haben, das ist vermutlich alles.«

Er versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken, doch es gelang ihm nicht. »Ich bin mir nicht sicher, ob sie tatsächlich so empfunden hat. Sie hat uns immer gesagt, dass sie bestimmt einen Platz im Himmel bekommen würde: Gott würde einer Frau, die mit solchen Kindern wie uns geschlagen sei, ganz sicher nicht den Zutritt zum Paradies verwehren.«

Candy lachte.

»Waren Sie denn ein böser Junge, Jared?« Ihre Stimme klang seltsam rauh, und ihr Lachen war verschwunden, auch wenn ihre Augen noch immer vergnügt funkelten.

Einen winzigen Moment lang glaubte er, sie würde mit ihm flirten. Und er gab seine Antwort, ohne großartig darüber nachzudenken. »O ja. Ich war sehr, sehr böse.«

Sie blickte ihn mit großen Augen an. Das breite Lächeln kehrte zurück.

Scheiße. Sie flirtete wirklich mit ihm. Und er erwiderte ihre Flirtversuche.

Bevor sie etwas sagen konnte, das er bereuen würde, ergriff er schnell das Wort und fragte in einem – wie er hoffte – lockeren, unschuldigen und alles andere als anzüglichen Tonfall: »Was ist mit Ihnen? Irgendwelche Brüder oder Schwestern unten in Tennessee?«

Es entstand eine kleine Pause, bevor sie sagte: »Ich habe eine jüngere Schwester.«

Jared versuchte, sich eine Frau vorzustellen, die aussah wie Candy, doch es gelang ihm nicht. Candy war einzigartig. Himmlisch.

»Und wie ist ihr Name? Taffy?« Ihm fiel beinahe augenblicklich auf, dass er unhöflicher geklungen hatte, als es eigentlich sein Plan gewesen war.

Aber Candy lachte nur. »Tatsächlich ist ihr Name Margaret, und sie studiert Cello an der Julliard School für Tanz, Theater und Musik.«

»Sie scherzen.« Margaret?

Vor Jareds innerem Auge tauchte das Bild von Candy auf, die mit einem Cello zwischen den Beinen auf einem Stuhl saß. Irgendwie fiel es ihm schwer, das Bild heraufzubeschwören, auch wenn er neidisch auf das imaginäre Cello war, das den begehrten Platz zwischen Candys Beinen einnahm. Aber Candy und ein Orchesterinstrument passten für ihn einfach nicht zusammen – sosehr er sich auch bemühte, das Bild erotisch aufzuladen.

Doch er konnte Candy vor seinem geistigen Auge sehen, wie sie mit einem verständnisvollen Lächeln auf den Lippen einen ganzen Raum voller Werbekunden vollkommen im Griff hatte. Verdammt. Klug und sexy – das war eine gefährliche Kombination.

»Nein, ich scherze nicht.« Candy zog eine Haarsträhne aus ihrem Mund, das eine Bein noch immer durchgestreckt, das andere leicht angewinkelt, so dass sie ihre Hüfte aufreizend vorschob.

Außerdem bewirkte diese Haltung, dass ihr Rock an einer Seite ein paar Zentimeter hochrutschte und Jared mehr zeigte, als er sehen musste. Nicht, dass er sich beklagte. Es brachte seine Selbstbeherrschung allerdings noch ein Stückchen weiter dem Ende entgegen.

»Margaret und ich haben unterschiedliche Väter. Meine Mutter sagte, dass mein Vater ihre große Liebe war – eine kurze, leidenschaftliche Affäre, nach der er ihr das Herz gebrochen hat. Sie blieb allein zurück. Das alles geschah vor meiner Geburt.«

Candy zuckte die Schultern. »Er verließ sie für eine andere Frau, als er herausfand, dass sie schwanger war. Also heiratete sie zwei Jahre später Margarets Dad, weil sie glaubte, dass er bei ihr bleiben und sich um sie kümmern würde.«

Mühsam löste Jared seinen Blick von Candys Schenkeln. Als er sie so anzüglich musterte, kam er sich mit einem Mal nicht viel besser vor als der Herzensbrecher, der ihre Mutter verlassen hatte. Er sah ihr also ins Gesicht und schwor sich, seinen Blick nicht mehr über ihren Körper gleiten zu lassen. »Und? Ist er geblieben?«

»Ja. Sie sind noch immer verheiratet und sehr glücklich miteinander. Sie lieben sich wirklich, und er hat mich nie anders behandelt als Margaret, obwohl ich nicht sein leibliches Kind bin.«

Sie lächelte, und Jared war erstaunt darüber, dass sie nicht bitter klang. »Er hat mich adoptiert. Seitdem trage ich seinen Namen – Appleton. Ich war damals drei Jahre alt, also war es schon zu spät, um meinen Vornamen noch zu ändern. Und deshalb heiße ich eben Candy Appleton.«

Sie richtete sich auf. Ihre Beine wirkten endlos, als sie sich streckte, ihre Arme über den Kopf nahm und sich in ihren High Heels auf die Zehenspitzen stellte. Ihre Bluse zog und spannte sich, als wollte sie aus dem Bündchen ihres Rockes schlüpfen, und schmiegte sich aufreizend an ihre Brüste. Ihre Jacke wurde nur von einem einzelnen Knopf zusammengehalten, der mit dieser Aufgabe ziemlich überfordert zu sein schien. Jared sah mit düsterer Faszination zu.

Er wartete darauf, dass die Jacke nachgeben würde. Dass der Knopf abspringen, die Bluse aus dem Rock rutschen, dass er einen Blick auf die cremefarbene Haut um ihren Nabel erhaschen würde, während sie ihm auf ihren High Heels wankend ausgeliefert wäre.

Dann würde er sich auf die Stelle konzentrieren, die in seiner Phantasie für das Cello vorgesehen gewesen war, und ihren Rock hochschieben.

Jared ging im Kopf durch, wie viel Geld sich noch als Rücklage für den Notfall auf seinem Girokonto befand, und fügte sich in sein Schicksal.

3. Kapitel

Candy hoffte inständig, dass sie wusste, was sie gerade tat. Jared sah aus, als könnte er ein paar Nägel in den Mund nehmen und sie mit der Zunge zu Knoten formen. Sie konnte nicht genau sagen, ob er scharf war, wütend oder beides.

Und was hatte sie bloß geritten, ohne nachzudenken von ihrer Mutter und ihrem Stiefvater zu erzählen? Nicht, dass sie die Spur einer Ahnung hatte, wie eine lockere Affäre funktionierte, aber sie nahm an, dass man sie nicht damit begann, über die Familie zu sprechen.

Noch fünf Minuten länger, und sie hätte vermutlich die Fotos vom letzten Weihnachtsfest und ihrer Katze mit der Nikolausmütze auf dem Kopf herausgekramt.