Ihm entkam keiner - Frank Callahan - E-Book

Ihm entkam keiner E-Book

Frank Callahan

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Beschreibung

Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Noch keiner ist Roy Robinson entkommen. Wenn dieser gefürchtete Kopfgeldjäger die Fährte eines steckbrieflich gesuchten Banditen aufgenommen hat, dann lässt er nicht locker, bis er den betreffenden Halunken dem Gesetz ausgeliefert hat. So stellt er auch Jack Blacksteele, der wegen Mordes verurteilt wurde und wie durch ein Wunder dem Henker im letzten Augenblick entkommen konnte. Eigentlich sieht alles ganz einfach aus, doch plötzlich türmen sich Schwierigkeiten vor dem Kopfgeldjäger auf, mit denen er nicht gerechnet hat. Denn der Trail zum Galgen wird zu einem wahren Höllenritt. »Bleib endlich stehen, zum Henker!«, rief Roy Robinson und richtete den Revolverlauf auf den jungen Burschen, der auf einen Felsbrocken zutaumelte und so erschöpft war, dass er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Trotzdem hatte er noch die Kraft, hinter dem Felsen zu verschwinden. Robinson lächelte gelassen. Der Kopfgeldjäger wusste genau, dass ihm Jack Blacksteele nicht mehr entkommen konnte. Seit drei Tagen jagte er Jack Blacksteele. Jetzt war der junge Outlaw am Ende. Die lange Hetzjagd hatte ihn zermürbt. Seit Tagen hatte er kein Auge mehr zugetan. Jetzt kauerte er hinter diesem Felsen und hielt den Colt in der Faust. Aber da war plötzlich niemand mehr, auf den er hätte schießen können. Robinson, der erfahrene Kopfgeldjäger, schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Der junge Outlaw Jack Black-steele lauschte angespannt. Er zuckte zusammen, als er plötzlich eine lässige, ein wenig spöttische Stimme hinter sich hörte. »Es ist aus, Blacksteele!«

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Seitenzahl: 119

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Die großen Western – 421 –Ihm entkam keiner

Frank Callahan

Noch keiner ist Roy Robinson entkommen. Wenn dieser gefürchtete Kopfgeldjäger die Fährte eines steckbrieflich gesuchten Banditen aufgenommen hat, dann lässt er nicht locker, bis er den betreffenden Halunken dem Gesetz ausgeliefert hat. So stellt er auch Jack Blacksteele, der wegen Mordes verurteilt wurde und wie durch ein Wunder dem Henker im letzten Augenblick entkommen konnte. Eigentlich sieht alles ganz einfach aus, doch plötzlich türmen sich Schwierigkeiten vor dem Kopfgeldjäger auf, mit denen er nicht gerechnet hat. Denn der Trail zum Galgen wird zu einem wahren Höllenritt.

»Bleib endlich stehen, zum Henker!«, rief Roy Robinson und richtete den Revolverlauf auf den jungen Burschen, der auf einen Felsbrocken zutaumelte und so erschöpft war, dass er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Trotzdem hatte er noch die Kraft, hinter dem Felsen zu verschwinden.

Robinson lächelte gelassen. Der Kopfgeldjäger wusste genau, dass ihm Jack Blacksteele nicht mehr entkommen konnte.

Seit drei Tagen jagte er Jack Blacksteele. Jetzt war der junge Outlaw am Ende. Die lange Hetzjagd hatte ihn zermürbt. Seit Tagen hatte er kein Auge mehr zugetan.

Jetzt kauerte er hinter diesem Felsen und hielt den Colt in der Faust.

Aber da war plötzlich niemand mehr, auf den er hätte schießen können. Robinson, der erfahrene Kopfgeldjäger, schien sich in Luft aufgelöst zu haben.

Der junge Outlaw Jack Black-steele lauschte angespannt. Er zuckte zusammen, als er plötzlich eine lässige, ein wenig spöttische Stimme hinter sich hörte.

»Es ist aus, Blacksteele!«, sagte Robinson. »Wenn du auch nur eine falsche Bewegung riskierst, schieße ich. Lass das Eisen fallen!«

Der junge Outlaw schien zu erstarren. Dann ließ er den Colt fallen, reckte beide Hände in Schulterhöhe und wandte sich dem Mann zu, der ihn seit drei Tagen so gnadenlos viele Meilen durchs Arizona Territorium gehetzt hatte.

Roy sah in ein jungenhaftes, sommersprossiges Gesicht. Und in Augen, in denen die Angst flackerte.

»Nicht … nicht … schießen, Mister«, stammelte Jack Blacksteele.

Robinson hatte auch nicht die Absicht zu schießen. Aber ein paar warnende Worte konnten nicht schaden.

»Tot oder lebendig, Blacksteele«, sagte er hart. »Das steht auf dem Steckbrief, den ich bei mir trage. Du wirst wegen Raubmordes gesucht und wurdest bereits zum Tode verurteilt. Aber kurz vor der Hinrichtung konntest du fliehen. Auf deinen Kopf ist eine Belohnung von 5000 Dollar ausgesetzt, die ich mir verdienen werde.«

»Wer sind Sie, Mister?«

»Roy Robinson!«

»Der Kopfgeldjäger?«

»Richtig, mein Junge. Du hättest bereits vor drei Tagen aufgeben sollen. Mir ist noch nie ein Mann entkommen.«

»Ich weiß. Von Ihnen habe ich schon viel gehört.«

»Warum bist du überhaupt geflohen?«

»Weil ich unschuldig bin!«, rief der junge Bandit verzweifelt. »Ich bin kein Mörder, Mr. Robinson!«

Robinson winkte ab.

»Das sagt jeder von euch Hundesöhnen«, antwortete er kalt. »Es ist aber nicht meine Aufgabe, dich zu richten, Blacksteele. Ich übergebe dich nur dem nächsten Sheriff, kassiere die Prämie und reite meines Weges. Das ist schon alles. Was dann geschieht, interessiert mich nicht die Bohne.«

Der junge, sommersprossige Mann senkte den Kopf. Er konnte dem harten Blick des Kopfgeldjägers nicht standhalten.

»Außerdem ist bei dir alles klar. Du wurdest bereits vor Gericht gestellt. Die Geschworenen sprachen dich schuldig, und der Richter verurteilte dich zum Tod. Bestimmt haben sie es sich nicht leicht gemacht.«

»Ich wurde reingelegt und soll nun für eine Tat büßen, die ich nicht begangen habe«, ächzte Blacksteele. »Für den Richter und für die Geschworenen war von vornherein alles klar. Sie gaben mir keine Chance.«

Roy Robinson winkte ärgerlich ab. »Die Sprüche kenne ich, Blacksteele. Dreh dich um!«

Der junge Bandit gehorchte. Sekunden später schnappten Handschellen um seine Gelenke.

»Jetzt gehen wir zu meinem Pferd und dann zu deinem Klepper. Hoffentlich hat der die Hetzjagd überlebt«, sagte Robinson.

Zehn Minuten später erreichten die beiden Männer Robinsons schwarzen Hengst.

Der Kopfgeldjäger schwang sich in den Sattel.

»Dann mal los, Jack!«

Blacksteele lief schwankend vor dem Hengst her, stolperte hin und wieder und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, so erschöpft war er. Auch an dem eisenharten Robinson war die lange Jagd nicht spurlos vorbeigegangen.

Auch er sehnte sich nach einer längeren Ruhepause, um seinem Körper neue Kräfte zuzuführen.

Nach über einer Stunde sahen sie den grauen Wallach vor sich. Er stand müde da und zupfte an einigen Grashalmen, die spärlich aus dem hartgebackenen Boden wuchsen.

Die Sonne neigte sich den Graten der Tortilita Mountains zu und würde dort in wenigen Minuten in einem flammenden Feuermeer untergehen. Ein langer und heißer Tag näherte sich dem Ende.

»Scheint sich schon erholt zu haben«, meinte Robinson. »Nicht weit von hier habe ich ein Wasserloch gesehen. Dahin reiten wir jetzt.«

Die Wasserstelle war nicht weit entfernt. Die beiden Pferde nahmen schon bald die Witterung auf und drängten voran. Auch Roy spürte erst jetzt so richtig, wie durstig er war.

»Zuerst die Pferde, mein Junge«, sagte Roy zu dem Gefangenen. »Es ist gut möglich, dass das Wasser vergiftet ist. Mein Blacky würde dann keinen Tropfen zu sich nehmen. Es gibt hin und wieder Apachentrupps in dieser Gegend, die den Weißen derartige Streiche spielen.«

Jack Blacksteele antwortete nicht.

Kurze Zeit später hatten die Pferde und auch die beiden Männer ihren schlimmen Durst gestillt. Robinson füllte die Wasserflaschen.

»Wir lagern dort drüben zwischen den Felsen«, sagte der Kopfgeldjäger.

Plötzlich weiteten sich die Augen des Gefangenen.

Und hinter Roy erklang eine Stimme: »Nehmen Sie die Hände hoch, sonst drücke ich ab! Und ich versichere Ihnen, dass auch ich aus dieser kurzen Distanz überhaupt nicht vorbeischießen kann!«

Roy Robinson stand mit hängenden Schultern da.

»Na, wirds bald, Mister, oder sind Sie schwerhörig!«, ertönte erneut die Stimme hinter dem Kopfgeldjäger. Es war die Stimme einer Frau.

*

Roy Robinson hatte den ersten Schock weggesteckt und drehte sich langsam um. Nur wenige Schritte entfernt stand eine junge Frau. Sie war mittelgroß und schwarzhaarig.

Die knapp sitzende Bluse betonte die fraulichen Formen. Sie war eine ausgesprochene Schönheit, das erkannte Roy Robinson auf den ersten Blick. Was ihm weniger gefiel, war der Revolver, den die junge Frau mit beiden Händen hielt und dessen Mündung auf ihn zeigte.

»Sie sollten den Unsinn lassen, Miss!«, sagte er ruhig. »Ich würde ungern auf Sie schießen.«

Ein blitzendes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.

»Bis Sie ihr Eisen aus dem Leder zaubern, habe ich bereits geschossen, Mister. Und ich kann mit dem Colt ausgezeichnet umgehen. Das kann Ihnen mein Bruder bestätigen!«

»Bruder?«

Roy Robinson sah erst Jack Blacksteele und dann die Lady verblüfft an.

Der Gefangene nickte.

»Richtig, Robinson. Das ist meine Schwester Diana. Sie war es auch, die mich aus dem Jail in Rillito herausholte. Das war gar nicht so schwer, denn einer der Deputies ist auf ihre schönen Augen hereingefallen. Wenn Sie nicht gewesen wären, hätte alles wunderbar geklappt. Doch wie’s aussieht, wendet sich nun doch noch das Blatt. Sie sollten abschnallen, die Hände gegen den Himmel recken und ganz friedlich bleiben.«

Roy Robinson schüttelte den Kopf.

»Die Kleine trifft nicht mal ein Scheunentor auf fünf Meter. Darauf verwette ich meinen letzten Cent. Ihre Hände zittern ja schon. So ein Peacemaker ist nun mal kein lausiger Derringer.«

Roys rechte Hand näherte sich langsam dem Schallengriff des tiefgeschnallten Revolvers.

»Ich schieße, Mister!«, warnte Diana Blacksteele, doch sie konnte ein Vibrieren in ihrer Stimme nicht unterdrücken.

»Sie sollten aufgeben, Miss!«, sagte Roy Robinson noch immer ruhig. »Zum Geier, so etwas ist nichts für ’ne Lady!«

Jetzt schwebte seine Hand nur noch wenige Zoll über dem Revolver. Jack Blacksteele bewegte sich unruhig. Die Handschellen klirrten.

Diana lächelte.

Dann krümmte sie den Zeigefinger. Der Colt spuckte Feuer und Blei, und die Kugel durchschlug Roy Robinsons Stetson.

Der Kopfgeldjäger blieb wie angewurzelt stehen. Sein Gesicht wurde erst leichenblass, ehe es sich langsam rötete.

»Ich hätte auch tiefer halten können, Mister«, rief Diana. »Das wäre Ihrem Schädel nicht gut bekommen.«

Jack Blacksteele trat mit einem schnellen Schritt näher, nutzte Roys Überraschung aus und zog dem Kopfgeldjäger den Revolver aus dem Holster.

»Das wär’s wohl gewesen, Robinson!«, knurrte der Bandit. »Du hast verloren und solltest dich damit abfinden.«

»Hinlegen, Mister!«, befahl die Frau. »Auf den Bauch mit Ihnen und die Arme auf den Rücken. Jetzt kriegen Sie die Handschellen verpasst. Bei Tagesanbruch reiten mein Bruder und ich weiter. Wir lassen Sie zurück. Sie können sogar Ihre Waffen behalten. Nur den Rappen nehmen wir einige Meilen mit, damit unser Vorsprung ausreicht, um Ihnen zu entkommen. Wir krümmen Ihnen kein Haar, wenn Sie auf unsere Bedingungen eingehen.«

Jack Blacksteele nickte zu den Worten seiner Schwester, als wollte er ihnen dadurch noch mehr Nachdruck verleihen.

Roy Robinson nagte an der Unterlippe.

»Man kann nicht immer Sieger sein, Robinson«, tröstete Jack. »Das habe auch ich am eigenen Leib erfahren, als mich irgendein verdammter Hundesohn in Rillito mächtig hereinlegte. Ich schwöre dir, dass ich unschuldig bin und einem heimtückischen Gegner in die Falle gegangen bin. Doch das spielt jetzt keine Rolle mehr. Du hast verloren.«

Der Kopfgeldjäger nickte. Er hatte in seinem ereignisreichen Leben stets gewusst, wann er eine Runde verloren hatte. »Na gut«, quetschte er hervor. »Ihr habt gewonnen. Mit der Lady konnte ich nicht rechnen. Ich verspreche dir aber, mein Junge, dass ich dich finden und wieder einfangen werde.«

Jack Blacksteeles Lächeln verlor sich. »Wenn ich wirklich der hundsgemeine Killer wäre, für den du mich hältst, dann würde ich jetzt abdrücken und dich ein für alle Mal ausschalten. Das bringe ich aber nicht fertig, Robinson, weil ich kein Mörder bin. Ich rate dir aber, mich und meine Schwester in Ruhe zu lassen.«

Der Kopfgeldjäger grinste nur spöttisch und legte sich dann bäuchlings auf den Boden. Danach verschränkte er die Hände auf dem Kopf und blieb auch ruhig liegen, als ihm das Girl den Schlüssel für die Handschellen aus der Jackentasche holte.

Kurze Zeit später klickten die stählernen Armreife um seine Gelenke. Dann fesselte Jack Blacksteele den Gefangenen mit dem Lasso so, dass sich Robinson kaum bewegen konnte.

»Nimm’s mir nicht übel, Mister«, sagte Jack, »doch wenn meine Schwester nicht zum rechten Zeitpunkt aufgetaucht wäre, dann würde ich jetzt an deiner Stelle hier liegen. Sei unbesorgt, du wirst am Leben bleiben. Es soll alles so sein, wie es meine Schwester gesagt hat. Ich bin nicht nachtragend und verstehe sogar, dass du hinter den Belohnungen her bist wie der Teufel hinter einer armen Seele. Mich würde nur mal interessieren, wie viele Unschuldige du schon an den Galgen gebracht hast?«

Nach diesen Worten lief der junge Outlaw davon. Er und seine Schwester legten sich einige Schritte entfernt zum Schlafen nieder.

Die Dunkelheit senkte sich immer mehr hernieder. Bald funkelten die ersten Sterne in kalter Pracht am Firmament. Ein leichter Wind rauschte in den Cottonwoods, die zwischen den Felsen wuchsen.

Von irgendwoher erklang das Heulen eines hungrigen Wolfes. Ein Artgenosse antwortete.

*

Erstes Sonnenlicht legte einen goldenen Hauch über das öde Gelände. Bodennebel waberten zwischen den Felsen, und Tautropfen ähnelten funkelnden Diamanten.

»Gut geschlafen, Mister?«, fragte Diana Blacksteele ohne Spott in ihrer glockenhellen Stimme. Sie blieb vor Roy Robinson stehen, der mit mürrischem Gesicht zu dem Girl hochblickte.

»Ich habe schon besser geschlafen, schönes Kind«, antwortete er. »Wie wär’s denn, wenn Sie mir die Fesseln lösen würden. Ich denke, dass die Handschellen genügen, um Sie und Ihren Banditen-Bruder nicht in Panik zu versetzen.«

»Wir fürchten uns nicht vor Ihnen, Menschenjäger!«, erwiderte Diana Blacksteele verächtlich. »Sie halten sich wohl für den lieben Gott, was …? Auch Ihnen wird irgendwann jemand die Flügel stutzen!«

Roy Robinson grinste nur lässig.

»Mag schon sein, Kleines. Doch Sie werden es nicht sein und Ihr Bruder auch nicht. Er wird hängen. Daran geht kein Weg vorbei. Der Arm des Gesetzes ist lang. Eine weitere Flucht ist sinnlos. Ich nehme an, dass Sie und Ihr Bruder nach Mexiko flüchten wollen. Das klappt niemals.«

»Das sollten Sie unsere Sorge sein lassen, Mister«, erwiderte das Girl ärgerlich. »Mein Bruder ist unschuldig, denn sonst würde ich mich nicht so für ihn einsetzen. Er wurde ausgetrickst und hereingelegt. Doch was solls? Sie glauben mir und ihm nicht!«

»Richtig, schöne Lady. Ich will mir nur die ausgesetzte Belohnung verdienen. Das ist schon alles. Bis jetzt ist mir noch niemals ein so dicker Brocken durch die Lappen gegangen.«

»Wir schenken Ihnen das Leben, Mister. Daran sollten Sie stets denken. Sie stehen in unserer Schuld. Für uns wäre es viel einfacher, Sie einfach umzubringen und dadurch sicher zu sein, dass Sie uns dann auf keinen Fall gefährlich werden können.«

Diana Blacksteele schwieg. Ihr Bruder war herangetreten und starrte düster auf den Kopfgeldjäger.

»Worte sind sinnlos, Schwester«, murmelte er. »Robinson ist ein ganz hart gesottener Bursche, der nur scharf auf die ausgesetzte Prämie ist. Alles andere ist ihm gleichgültig. Er wird auch nicht aufgeben, uns zu verfolgen. Aus diesem Grund lassen wir auch sein Pferd nicht zurück. Er muss ungefähr dreißig Meilen bis zur nächsten Ortschaft zurücklegen, um sich einen neuen Vierbeiner zu besorgen. Der Marsch wird ihn bestimmt zum Nachdenken bringen.«

Roy Robinson antwortete nicht, denn er wollte das Geschwisterpaar nicht noch mehr reizen.

Jack Blacksteele löste das Lasso und zielte mit dem Colt auf den Gefangenen, der ruhig liegen blieb.

»Wir reiten los, Robinson. Deinen Colt und auch das Gewehr lasse ich dort drüben an den Felsen zurück, auch den Schlüssel für die Handschellen. Ich gebe dir also alle Chancen, lebend aus dieser Wildnis herauszukommen. Der Fußmarsch bringt dich nicht um.«

Der Kopfgeldjäger schwieg noch immer. Nur der Ausdruck in den blauen Augen sagte mehr als tausend Worte.

Jack Blacksteele zuckte enttäuscht mit den Schultern und eilte zu seinem grauen Wallach, der sich sichtlich erholt hatte. Seine Schwester saß bereits im Sattel einer zierlichen Fuchsstute und hielt Robinsons Rapphengst am Zügel.

Jack und Diana ritten los, während Roy Robinson aufstand und sich dehnte und reckte, damit sich die verkrampften Muskeln lockern konnten.

Er blickte den beiden Reitern hinterher und atmete auf, als Jack Blacksteele kurz anhielt und Gewehr, Revolver und Schlüssel auf einen Felsbrocken legte. Roy stiefelte los, ließ es aber langsam angehen, denn er wusste nur zu gut, dass er ohne Pferd nicht den Hauch einer Chance hatte, die Fliehenden einzuholen.

Er nahm den Schlüssel für die Handschellen und streifte kurze Zeit später die stählernen Armreife von den Gelenken.

Roy rammte den Colt ins Leder und schulterte die Winchester. Dann versuchte er, sich zu orientieren. Die nächstgelegene Ortschaft hieß Lookout und war ungefähr dreißig Meilen entfernt.