Ikigai. Dein Grund, morgens aufzustehen - Frank Bonkowski - E-Book

Ikigai. Dein Grund, morgens aufzustehen E-Book

Frank Bonkowski

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Beschreibung

Warum bist du heute aufgestanden? Weil du musstest, obwohl du eigentlich lieber liegengeblieben wärst? Oder konntest du es kaum erwarten, in diesen Tag zu starten, Neues zu entdecken und etwas zu tun, das dir wichtig ist - und vielleicht sogar diese Welt ein kleines Stückchen besser macht? Gibt es eigentlich so etwas wie einen individuellen Lebenssinn? Eine Aufgabe, die nicht unbedingt leicht ist, aber dir unglaublich viel Freude, Energie und Sinn gibt? Die Japaner haben ein Wort für das, was dich morgens aus dem Bett steigen lässt. Sie nennen es "Ikigai". "Ikigai" ist die innere Stimme, dass dieser Tag dir wichtig werden könnte, dass es etwas Neues zu entdecken gibt und irgendwo da draußen eine Aufgabe auf dich wartet. Anhand biographischer und biblischer Porträts sowie Geschichten aus dem eigenen Leben zeigt Pastor Frank Bonkowski, wie man sein "Ikigai" finden kann.

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Frank Bonkowski

IKIGAI

Dein Grund,

morgens aufzustehen

Wie du rausfindest,

warum du da bist

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

ISBN 978-3-96140-095-9

© 2018 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers

Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers

Titelfoto: fotolia lakalla; fotolia Aris Suwanmalee

Satz: Brendow Web & Print, Moers

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2018

www.brendow-verlag.de

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Einleitung

Warum bist du heute aufgestanden?

I.Was bedeutet Ikigai?

Das Dr.-Jekyll-und-Mr-Hyde-Syndrom

II.Auf der Suche nach meinem Ikigai

1. Was liebst du?

2. Was braucht diese Welt gerade?

3. Kann ich davon leben?

4. Was kannst du gut?

5. Will meine Lebensgeschichte mir vielleicht etwas sagen?

6. Werte: Ist das gerade dran? Muss ich das tun? Entspricht das meinen Werten?

7. Was nervt dich?

III.Es gibt viele Gründe, liegen zu bleiben – ganz viele Ausreden

Stimme #1: „Das lohnt sich nicht“

Stimme #2: „Es wird sich sowieso nichts ändern“

Stimme #3: „Nicht genug“

Stimme #4: „Guck dir den Dieter an, der hat sogar ein Auto“

Stimme #5: „Nur was viele Klicks bekommt, lohnt sich“

Stimme #6: „Das Leben ist langweilig“

Stimme #7: „Das klappt sowieso nicht“

Stimme #8: „Alles ist bedeutungslos“

IV.Creatio ex nihilo − Zum Schluss noch mal zurück zum Anfang

Einleitung

Warum bist du heute aufgestanden? Weil du musstest, obwohl du eigentlich lieber liegen geblieben wärst? Oder konntest du es kaum erwarten, diesen Tag zu beginnen, Neues zu entdecken, etwas zu tun, was dir wichtig ist, was dir guttut und nebenbei sogar diese Welt ein kleines Stückchen besser macht?

Gibt es eigentlich so etwas wie „den Sinn des Lebens“? Eine Aufgabe, die nicht unbedingt leicht ist, aber die dir eine unglaubliche Freude, Energie, eben einen echten Sinn schenkt? Die Japaner haben ein Wort für das, was dich morgens aus dem Bett steigen lässt. Sie nennen es „Ikigai“. „Ikigai“ ist dieses Gefühl, dass dieser Tag heute wichtig ist. Dass es etwas Neues gibt, das auf dich wartet. Dass du da draußen einen Job zu erledigen hast.

Mein Freund Bastian hat vor gefühlt hundert Jahren, als zarter 16-Jähriger, eine Ausbildung in einem Verlag absolviert. Dort ist er bis heute als Magazin-Designer tätig. Bastian ist inzwischen 58 und hasst es, jeden Morgen in die Bahn zu steigen und einen weiteren Tag mit einer Aufgabe, die ihm seit 30 Jahren überhaupt keinen Spaß mehr macht, vor der Nase zu haben. Seit ich ihn kenne, sehnt Bastian den Tag seiner Rente herbei.

Christine hat vor acht Jahren einen gut bezahlten Job gekündigt und sich als Hochzeitsplanerin selbstständig gemacht. „Wieso gerade Hochzeitsplanerin?“, frage ich sie. „Da hast du doch nur mit gestressten Leuten zu tun, die möglichst wenig Geld ausgeben wollen und gar nicht nachvollziehen können, wie viel Arbeit du investierst, um ihren Tag zu etwas Besonderem zu machen.“

„Manchmal schon, aber …“, beginnt sie ihre Antwort, und jetzt leuchten ihre Augen. „Ich darf Menschen an einem der wichtigsten Tage ihres Lebens begleiten. Ich darf dafür sorgen, dass er unvergesslich und einfach wunderschön wird − und außerdem noch in ihr Budget passt.“

Bruce war Teil unseres Leitungsteams. Eines Tages fuhren wir gemeinsam zu einem Gabentest, den eine dieser Megachurches in den USA veranstaltete. Als wir anschließend bei einem Kaffee sitzen − man trinkt auf diesen christlichen Zusammenkünften immer irre viel Kaffee − , da hat Bruce einen ehrlichen Moment. „Wisst ihr was?“, sagt er mit traurigem Gesichtsausdruck. „Ich mache bei uns in der Kirche seit 25 Jahren den Kinderstundenonkel − jeden Sonntag. Alle denken, dass mir das Spaß machen würde, nur weil ich mich so gut in der Bibel auskenne. Aber ganz ehrlich? Ich hasse Kinderstunden. Ich mache das nur, weil sich sonst niemand freiwillig meldet. Mich nerven kleine Kinder. Ich würde so viel lieber mit Intellektuellen über Theologie diskutieren. Davon gibt es bei uns in der Gemeinde aber leider nicht so viele.“

Giuseppe habe ich in einem kleinen Dorf in Süditalien kennengelernt. Er ist 92 und wird jeden Morgen in seinem Rollstuhl vor das Haus geschoben, in dem er mit seiner Familie lebt. Von dort aus lächelt er Leuten zu, begrüßt jeden fröhlich, der vorbeikommt, und hat immer einen witzigen Spruch auf den Lippen. „Es ist mir wichtig, Menschen das Gefühl zu geben, gesehen zu werden“, erzählt er mir.

Meine Frau Loretta hat vergangene Woche mit ihrer Band in einer Kneipe in Lübeck vor ganzen 15 zahlenden Zuschauern gespielt. Es war ein warmer Frühlingsabend, von denen es bei uns im hohen Norden nicht so viele gibt, und der Veranstalter hatte vergessen, dass direkt um die Ecke zeitgleich eine bekannte Band einen Auftritt hatte. Während ich noch ausrechnete, ob die Gage wenigstens die Fahrtkosten decken würde − 75 € geteilt durch vier Musiker sind 18,75 € pro Kopf − gab meine Frau auf der Bühne einfach Vollgas. Das macht man nämlich, wenn man das gefunden hat, was einem Freude, Energie und Sinn schenkt.

Wer sein Ikigai findet, der lebt, arbeitet und fühlt anders. Besser. Die Alternative, die Bastian und Bruce erleben, ist dagegen unglaublich langweilig und freudlos – selbst wenn es nach außen hin eventuell sogar erfolgreicher wirkt.

Ich weiß, dass Begriffe wie Lebenssinn, Berufung und Ikigai bei vielen Menschen Ängste auslösen und Fragen aufwerfen. Ängste wie die, von anderen ausgelacht zu werden, wenn man seinem vermeintlich „unrealistischen“ Traum folgt. Fragen zu Finanzen, zur Verantwortung für die Familie. Außerdem kommen einem sofort all die Dinge in den Kopf, die man schon einmal ausprobiert hat – und bei denen man fürchterlich auf die Nase gefallen ist …

… und trotzdem, und trotzdem haben wir alle diese Sehnsucht und Hoffnung in uns, dass es das wirklich geben könnte: den Grund, warum wir hier sind. Etwas, das nur wir schaffen können.

Vielleicht können die nächsten Seiten ja einen Prozess in Gang bringen, der dich dieser Hoffnung näherbringt. Ich würde mich ehrlich für dich freuen.

I. Was bedeutet Ikigai?

Das Dr.-Jekyll-und-Mr-Hyde-Syndrom

Ich bin kein Frühaufsteher. Ich liebe meine Kinder, aber wenn morgens um 6 Uhr der Wecker klingelt, um mich lautstark daran zu erinnern, dass ich heute an der Reihe bin, um ihr Frühstück und die Lunchpakete für die Schule fertig zu machen, dann fallen mir tausend Gründe ein, weiter zu schlafen.

Aber natürlich bin ich pflichtbewusst genug, trotzdem aufzustehen: Das Wohlergehen meiner Kinder liegt mir schließlich am Herzen, und meine Frau und ich haben zusammen entschieden, dass − obwohl sie inzwischen alt genug sind, das selbst hinzubekommen − es für Jubilee, Lukas und Kasey wichtig ist, dass wir sie morgens in den Tag begleiten und sie rechtzeitig aus dem Haus und zur Schule treiben. Unsere drei Teenager sind nämlich auch keine Fans der frühen Stunde.

Wenn es tatsächlich so sein sollte, dass eines Tages eine Trompete erschallt und Jesus wiederkommt, wird es irgendwo auf diesem Planeten früh am Morgen sein. Sollte das bei uns der Fall sein, werde ich natürlich aufstehen. Ich werde nicht viel sagen, und es wird ein bisschen dauern, bis ich freudig grinse, aber ich werde da sein. Solange keiner von mir erwartet, dass ich vor 9 Uhr ein angeregtes Gespräch mit ihm führe und dabei auch noch lächele. Gemeinsam singen werden wir in dem Fall auch hoffentlich erst später. Hab ich mich deutlich genug ausgedrückt? Ist alles klar? Ich bin kein Frühaufsteher.

Doch es gibt eine Ausnahme: den Sonntag! Da klingelt der Wecker um 7 Uhr, und selbst, wenn ich den Abend vorher auf einer Party verbracht habe und nicht ausgeschlafen bin, wirst du mich wenige Momente später − mit einem Kaffeebecher in der Hand − fröhlich pfeifend in mein Büro verschwinden sehen, wo ich mein Predigtmanuskript durchgehe und mich darauf vorbereite, vor den Leuten in meiner Gemeinde zu stehen und Geschichten zu erzählen.

Meine Frau nennt es das „Dr.-Jekyll-und-Mr-Hyde-Syndrom“. Wie kann sich ein mürrischer Griesgram sonntagmorgens in einen fröhlichen, freundlichen, singenden Menschen verwandeln? Ganz einfach: Ich liebe es, Geschichten zu erzählen. Ich predige für mein Leben gerne!

Ich hatte vor ein paar Jahren mal so richtig mit Depressionen und Burnout zu kämpfen. Nicht die Sorte, bei der man sich ein bisschen müde fühlt und nur mal einen etwas längeren Urlaub braucht. Nein. Schlimmer. Nichts ging mehr. Nichts machte mehr Spaß. Keine Meetings, keine Musik, keine Gespräche mit Leuten, die meinen Rat wollten. Meistens lag ich total erschöpft auf der Couch und habe versucht, die Welt um mich herum zu ignorieren. Es gab nur eine Ausnahme: vor Leuten zu stehen und über Dinge zu sprechen, die mir wichtig sind (Manche nennen das auch „predigen“). Irgendwie hat mir das immer etwas Energie zurückgegeben.

In dieser Zeit habe ich vieles aufgeben müssen: mich mit Menschen zu treffen, Besprechungen zu halten und sogar Musik zu machen. Alles Dinge, die mir bislang eigentlich Spaß gemacht hatten und die zudem ein wichtiger Teil meiner Arbeit als Pastor waren. Doch in dieser Phase haben sie mich nur noch geschlaucht. Außer dem Predigen. Ich kann das gar nicht genau erklären. Aber anschließend hatte ich immer ein bisschen was von der Energie zurück, die mir in dieser dunklen Zeit so gefehlt hat.

Ich schreibe diese Sätze übrigens, während ich in einem Café sitze. Hinter mir liegen drei Jugendcamps, während denen ich 37 Spiele geleitet, 14 Lieder gesungen, 11 Besprechungen moderiert und etliche Einzelgespräche geführt habe. Ich bin hundemüde − und glücklich. Ich darf das machen, was ich mag. Ich bin ein alter Sack von 52 Jahren, aber Kinder und Jugendliche hören mir immer noch gerne zu, wenn ich anfange zu erzählen.

Es gibt Dinge, für die du geschaffen bist. Die dich aus dem Bett hüpfen lassen. Die Japaner haben ein Wort für dieses Phänomen: „IKIGAI“! Ikigai (jap. „Lebenssinn“) bedeutet frei übersetzt „das, wofür es sich zu leben lohnt“, „die Freude und das Lebensziel“, oder, salopp ausgedrückt, „das Gefühl, etwas zu haben, für das es sich lohnt, morgens aufzustehen“. (Quelle: Wikipedia)

Ich mag dieses Wort. IKIGAI. Nicht nur, weil es cooler klingt als das geläufige Wort „Berufung“, mit dem ich aufgewachsen bin, sondern auch, weil es so etwas Frisches, Positives hat.

Ich bin zum ersten Mal darauf gestoßen, als ich einen TED Talk (TED Talks sind Vorträge, die nicht länger als 18 Minuten dauern dürfen und die im Internet hochgeladen werden) von Dan Buettner gehört habe. Dan erzählt darin, wie er mit seinem Team für die sogenannte Danish-Twin-Study Gegenden untersucht, in denen es eine besonders große Anzahl von Über-100-Jährigen gibt, die auch in diesem Alter noch ein erfülltes Leben haben. Seine Idee war es, von den Menschen dort zu lernen, was ihr Geheimrezept für ein langes und erfülltes Leben ist.

Diese Gegenden, die sie „Bluezones“ nennen, befinden sich unter anderem in

– Sardinien, wo Brot, Käse und Rotwein anscheinend wie ein Zaubertrank wirken;

– Okinawa, einer Inselgruppe ca. 1.500 Kilometer nördlich von Tokio entfernt, wo die Menschen so alt werden, dass Worte wie Rente oder Pension nicht zum gängigen Sprachschatz gehören;

– Loma Linda, Kalifornien, wo besonders viele Adventisten wohnen;

– Ikaria, einer kleinen Insel in Griechenland, wo jeder Dritte 90 Jahre alt wird, es wenige Krankheiten und praktisch keine Demenz gibt.

Der Grund, dass die Menschen in den Blue Zones so lange leben, hat, so Buettner, zu weniger als 25 % mit den Genen zu tun. Es sind vor allem vier Dinge, die dafür verantwortlich sind.

1.Natürliche Bewegung

Körperliche Tätigkeiten wie Arbeiten im Garten, Stufen steigen, auf dem Fußboden sitzen oder Kinder tragen prägen den Alltag der Menschen.

2.Gute Ernährung

Mit Ausnahme der Sardinier essen alle Genannten wenig Fleisch und viele selbst angebaute Produkte.

3.Intensive Beziehungen

In den Blue Zones leben Jung und Alt meist eng zusammen. Bei den Okinawa z.B. steht die Gruppe von Menschen, mit der man durchs Leben gehen wird, schon bei der Geburt fest.

4.Die eigene Berufung leben

Wenn du dein Ikigai kennst, lebst du laut dieser Studie im Schnitt sieben Jahre länger, und das auch noch besser.

Stell dir ein Leben vor, in dem du dich schon beim Aufwachen auf deinen Tag freust. Und das nicht, weil etwas Besonderes ansteht − kein Geburtstag, kein Urlaub. Nein, nur ein ganz normaler Tag. Aber trotzdem bist du so aufgeregt, dass du es kaum erwarten kannst, endlich aus dem Bett zu springen.

Was Buettner bei diesen Menschen beobachtet, ist schlicht Ikigai − dass diese Leute den Grund ihres Daseins entdeckt haben. Dass sie auch in den profanen Pflichten ihres Alltags etwas Besonderes, Heiliges erkennen können, und es dementsprechend mit Würde tun.

Wenn du aus einem jüdischen oder christlichen Hintergrund kommst, bist du Teil einer Tradition, in der der Gedanke, dass wir Menschen eine Berufung haben, nicht neu ist. Die Bibel bzw. die Thora beginnen mit einem poetischen Text, in dem die ersten Menschen von Gott eingeladen werden, ihre Begabungen zu leben und kreativ zu sein, um diese Welt schöner und besser zu machen. Der erste Satz über jeden Menschen – und damit auch über dich – lautet: „Du bist gewollt und begabt.“

Die Okinawa, von denen ich eben erzählt habe, sind überzeugt: Wenn du dich auf die Suche nach deiner Bestimmung machst, nach dem, was dein Leben erfüllt und lebenswert macht (deinem Pfad, deiner Aufgabe, deiner Berufung – egal, wie du es nennst), wird dein Leben dadurch reicher und eine tägliche Quelle der Freude sein.

Dan Büttner gibt zwei Beispiele aus ihrer Kultur: Ein 100-jähriger Fischer, der noch dreimal pro Woche fischen geht, sagt stolz: „Mein Ikigai ist es, meine Familie mit meiner Arbeit zu ernähren.“