Im Anflug auf die Planquadrate Heinrich-Ulrich/Anton & Julius-Ulrich/Anton - Bernd Sternal - E-Book

Im Anflug auf die Planquadrate Heinrich-Ulrich/Anton & Julius-Ulrich/Anton E-Book

Bernd Sternal

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Beschreibung

Im ersten Band dieser Reihe haben wir uns der Nordharzregion zugewandt, im zweiten Band der eigentlichen Harzregion. In diesem dritten Band möchten wir über die fliegerischen Kampfeinsätze in der Westharzregion berichten. Unser Berichtsgebiet umfasst den Raum Hildesheim - Salzgitter - Einbeck - Seesen - Goslar und die für dieses Gebiet dokumentierten Flugzeugabstürze. Immer wenn die alliierten Bomberverbände mit ihren Begleitjägern Hannover, Braunschweig, Magdeburg, Berlin und das Mitteldeutsche Industriegebiet im Fokus ihrer Bombenabwürfe hatten, überflogen sie dieses Gebiet. Daher versuchten sowohl die deutschen Jäger, wie auch die Flak, die Bomberverbände aufzuhalten oder zumindest zu dezimieren, bevor sie ihre Zielgebiete erreichen konnten. Das traurige Ergebnis waren zahlreiche Flugzeugabstürze auf beiden Seiten, mit vielen toten Fliegern. Jedoch auch die Zivilbevölkerung hatte schwer zu leiden. Das traurige Finale markierte der 22. März 1945. In etwa 10 Minuten war die alte Bischofsstadt Hildesheim in Schutt und Asche gelegt worden. Ein Bombenangriff ohne strategische Bedeutung - ein Kriegsverbrechen, das nur einen Zweck verfolgte: Die Demoralisierung der deutschen Bevölkerung. Im Buch findet man eine farbige Übersichtskarte der Flugzeugabstürze und weitere 7 Karten und Pläne sowie 44 zeitgenössische Abbildungen und Fotos.

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Sternal Media

Inhaltsverzeichnis

Der Fliegerhorst Hildesheim

Literatur- und Quellenverzeichnis

Im dritten Band dieser Reihe möchten wir über die fliegerischen Kampfeinsätze von 1939 bis 1945 in der Region von Hildesheim-Salzgitter-Einbeck-Seesen-Goslar berichten. Erneut ist der jahrzehntelangen Arbeit von Werner Hartmann zu danken, der für dieses Buch sein Archiv geöffnet hat.

Betrachten wir innerhalb des Zweiten Weltkriegs den Luftkrieg, so kommen wir an Hermann Göring nicht vorbei. Göring, der am 12. Januar 1893 im bayerischen Rosenheim geboren wurde, absolvierte eine für die damalige Zeit nicht unübliche Offizierslaufbahn. Bereits mit 12 Jahren trat er in eine Kadettenschule ein, legte das Fähnrich-Examen ab, machte das Abitur und schob bereits 1913 das Offiziersexamen nach. Vor dem Ersten Weltkrieg noch bei der Infanterie, begann er sich bald für die Fliegerei zu interessieren und wechselte zu den Fliegertruppen. Zunächst – noch ohne Pilotenausbildung – diente er als Flugbeobachter. Im Sommer 1915 wurde er zum Militärpiloten ausgebildet und bereits im November errang er seinen ersten Luftsieg. Unter anderem diente er zusammen mit dem späteren Raketenpionier Rudolf Nebel in einer Jagdstaffel. Nebel gilt als Erfinder der ersten Luft-Luft-Rakete und es ist überliefert, dass die Bezeichnung „Nebelwerfer“ für diese Rakete auf Göring zurückgeht. Im Juni 1918 wurde Göring Kommandeur des Jagdgeschwaders Nr.1.

Nach dem Krieg ging Göring nach Schweden, da der Versailler Vertrag Deutschland die Unterhaltung von Luftstreitkräften untersagte. 1920 reichte er seinen Abschied aus der Reichswehr ein – er schien sich in Schweden wohl zu führen. Dort lernte er auch seine erste Frau kennen, die Schwedin Carin Freifrau von Kantzow.

Dennoch immatrikulierte er sich 1921 an der LMU München und studierte dort Geschichte, Volkswirtschaft und Staatswissenschaften. Dass seine Studien der Grund waren, mit seiner Familie nach München überzusiedeln, kann angenommen werden.

Porträt von Hermann Göring als Jagdflieger ca. 1917 Foto: Nicola Perscheid (1864 - 1930) Quelle: Wikipedia01

Dort hat er vermutlich einige NSDAP-Veranstaltungen besucht und sich für deren Programm interessiert. Am 12. Oktober kam es zu einer ersten Unterredung mit Hitler, der seit 1921 Pateivorsitzender war. Beide müssen sich gut verstanden haben, denn bereits im Dezember 1922 wurde Göring Führer der SA, die als Leibgarde Hitlers galt. In dieser Funktion nahm Göring auch am 9. November 1923 am Hitlerputsch teil, der jedoch niedergeschlagen wurde und bei dem Göring durch einen Schuss in den Oberschenkel verletzt wurde. Um einer Verhaftung zu entgehen, floh Göring nach Österreich. 1924, als auch der Hochverratsprozess gegen Hitler stattfand, wurde Göring zum Verlassen Österreichs aufgefordert und ging daraufhin nach Italien.

Bereits 1925 zog er jedoch mit seiner Familie erneut nach Schweden.

Nach einer Amnestie 1925 konnte Göring 1927 endgültig nach Deutschland zurückkehren. Er trat erneut der NSDAP bei, aus deren Mitgliederliste er inzwischen gestrichen worden war.

Schnell machte Göring in Berlin politische Karriere, zunächst 1928 als Reichstagsabgeordneter. 1932 wurde er zum Reichstagspräsidenten gewählt und hatte in dieser Funktion erheblichen Anteil an der Zerschlagung der Weimarer Republik.

Mit der Machtübernahme Adolf Hitlers am 30. Januar 1933, durch Ernennung zum Reichskanzler durch Reichspräsident Hindenburg, holte dieser Göring als nationalsozialistischen Minister in sein Kabinett. Im Weiteren möchte ich nicht auf Hermann Görings Ämterhäufung eingehen, sondern nur auf jene, die die Luftwaffe betreffen: Zunächst wurde er Reichskommissar für Luftfahrt.

Nachdem er im April 1933 Ministerpräsident von Preußen geworden war, übernahm er bei der NS-Machtübernahme eine führende Rolle. In der Zeit des NS-Regimes wurde er als zweiter Mann nach Hitler wahrgenommen. 1933 wurde er Reichsminister für Luftfahrt und zugleich General der Infanterie. Derart mit Macht ausgestattet wurde er 1935 zum Gründer und Oberbefehlshaber der Luftwaffe.

1936 wurde Göring zum Beauftragten für den Vierjahresplan: Seine Hauptaufgabe – praktisch als Reichswirtschaftsführer – die Wirtschaft für einen Krieg vorzubereiten, die Luftwaffe aufzubauen und die Wehrmacht aufzurüsten.

Hermann Göring war ein Propagandist, der sich volksnah gab. Zudem hatte er einen extremen Hang zum Pompösen entwickelt, was sich öffentlichkeitswirksam besonders in seinen prunkvollen Uniformen widerspiegelte und ihm im Volksmund den Spitznamen „Lametta-Heini“ einbrachte.

Hitler rüstete Deutschland auf und Göring hatte dafür die Verantwortung übernommen. Hitler wollte die alten deutschen Grenzen wiederherstellen. Er setzte dazu auf äußerste Konfrontation und kriegerische Mittel. Hermann Göring hingegen war einer kriegerischen Lösung nicht zugetan. Während der Sudetenkrise 1938, die bereits einen Krieg provozierte, arrangierte Göring gemeinsam mit dem italienischen Diktator Mussolini die Münchner Konferenz. Er tat dies hinter dem Rücken von Außenminister Ribbentrop, der für ihn dadurch zu einem mächtigen Gegenspieler wurde. Jedoch konnte er Italien, Frankreich und Großbritannien – unter Abwesenheit der nicht geladenen Tschechoslowakei – die Zustimmung zur Eingliederung des Sudetenlandes in das Deutsche Reich abringen, wodurch ein Krieg verhindert werden sollte.

Soweit die allgemeine historische Darstellung von Hermann Göring. Zudem wird sinngemäß ausgeführt, dass Göring im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges außenpolitisch kaltgestellt wurde. Diese Auslegung ist so jedoch nicht zutreffend. Göring hatte in wenigen Jahren eine mächtige Luftwaffe aufgebaut, vor dem Krieg wohl die stärkste der Welt. Im Sommer 1939 verfügte sie über 4.288 Flugzeuge und einen Personalbestand von 373.000 Mann. Die Anzahl der Flugzeuge erhöhte sich bis zum Frühjahr 1944 auf 7.632 und der Personalbestand auf über 2.000.000 Mann. Ob Göring der eigenen Stärke nicht traute oder ob er wirklich ernsthafte moralische Bedenken hatte einen Krieg zu beginnen, wissen wir nicht mit Bestimmtheit. Jedoch hat er, wohl mit allen Mitteln die ihm zur Verfügung standen, versucht, einen Krieg zu vermeiden und das lief so:

Der schwedische Großindustrielle Birger Dahlerus erkannte im Sommer 1939 die Gefahr eines bevorstehenden Krieges. Als politisch interessierter Mann, der zudem enge Verbindungen sowohl zu Großbritannien wie auch zu Deutschland hatte, sah Dahlerus es als seine Pflicht an, in privater Initiative zu versuchen, eine Aussöhnung zwischen England und Deutschland zu initiieren. In verzweifelten Verhandlungen zwischen beiden Regierungen versuchte Dahlerus Frieden zu stiften. Sein engster Vertrauter dabei war Hermann Göring, den er schon viele Jahre gut kannte. So trafen sich Vertreter beider Regierungen zu einem Geheimtreffen auf nördlichstem deutschen Boden, in einem Dahlerus gehörenden Gehöft, dem Sönke Nissen Koog. Dahlerus flog hin und her zwischen London und Berlin, immer in engstem Kontakt und wohl mit aller möglichen Unterstützung von Göring. Es war ein Drama zwischen den Hauptakteuren Göring, Hitler, Halifax und Chamberlain, wie es spannender nicht hätte erfunden werden können.

Doch das Bemühen von Dahlerus und Göring war vergeblich. Den Schwarzen Peter für das letztliche Scheitern der Verhandlungen lag wohl maßgeblich bei Görings Widersacher Ribbentrop. Die Realitäten wurden verkannt, die Risiken unterschätzt, Täuschungsmanöver initiiert, aber auch persönliche Interessen und Befindlichkeiten spielten eine entscheidende Rolle. Man hätte gekonnt, wenn man gewollt hätte: Birger Dahlerus und Hermann Göring jedenfalls wollten. Wenn sie mehr über „diesen letzten Versuch, den Krieg zu verhindern“ wissen möchten: Auf meinem Blog habe ich dazu ausführlich publiziert – www.open-the-door.com.

Vielleicht fragen Sie sich, liebe Leserinnen und Leser, warum ich hier so ausführlich über Hermann Göring, einem führenden Nationalsozialisten und verurteilten Kriegsverbrecher, berichte. Ich mache das, weil immer wieder versucht wird, die Geschichte zu Klittern. Darunter verstehe ich, wenn bedeutende geschichtliche Ereignisse verfälscht, oder wie in diesem Fall einfach weggelassen werden, weil sie nicht ins Gesamtbild passen. Keinesfalls will ich mit meinen Ausführungen versuchen, Hermann Göring von seiner verbrecherischen Tätigkeit innerhalb des Hitlerregimes sauber zu waschen. Jedoch gehören die von Dahlerus hinterlassenen Aufzeichnungen zum Persönlichkeitsbild von Göring und auch zur historischen Darstellung des Beginns des Zweiten Weltkrieges hinzu.

Wie bereits in meinen Vorgängerbänden Planquadrat Julius-Caesar und Planquadrat Kaufmann-Anton/Berta/Caesar dargelegt, war das Deutsche Reich im Zweiten Weltkrieg in Planquadrate eingeteilt. Diese umfassten das gesamte Reichsgebiet. Diese Einteilung diente dazu, die einfliegenden Bomberformationen zu sichten und durch den sogenannten Drahtfunk die Öffentlichkeit über die Gefahr zu informieren, entsprechenden Alarm auszulösen und dann die vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen einzuleiten.

Mit diesem dritten Buch möchte ich die Flugzeugabstürze im Raum Hildesheim/Einbeck/Salzgitter/Seesen und Goslar behandeln. In der deutschen Luftlagekarte nahm der Raum Hildesheim das Planquadrat HU ein, der Raum Einbeck das Planquadrat JU, der Raum Salzgitter das Planquadrat HA und der Raum Goslar/Seesen das Planquadrat JA.

Die Planquadrate Heinrich-Ulrich (HU) – Heinrich-Anton (HA) und Julius-Ulrich (JU) – Julius-Anton (JA)in der Luftlagekarte, Quelle: Archiv Werner Hartmann, Halberstadt

Die Angriffe der deutschen Kriegsgegner auf deutsche Städte wurde durch die Royal Air Force (RAF) mit dem Angriff auf Wilhelmshaven am 4. September 1939 eingeleitet. Das erste großflächige Bombardement auf eine deutsche Großstadt erfolgte einige Monate später in der Nacht vom 15. auf den 16. Mai 1940 auf Duisburg.

Bis die Planquadrate HU/HA und JU/JA jedoch erstmals von diesem Kriegsgeschehen betroffen wurden, vergingen noch einige Monate. Am 6. September 1940 warfen britische Bomber 22 Brandbomben westlich von Rhüden ab, jedoch ohne nennenswerten Schaden anzurichten.

Luftlagekarte Deutschland Oktober 1944, Quelle: Meyer, Luftangriffe zwischen Nordsee, Harz und Heide, 1983

Am 23. September fallen 6 Sprengbomben bei Großgießen im LK Hildesheim, wohl wieder ohne größere Zerstörungen. Von nun an geht es so weiter, die Luftalarme werden häufiger und die Luftschutzkeller immer öfter zum Rückzugsort. Dennoch sind das ein knappes Jahr lang nur Vorboten, von dem was noch kommen sollte. Am 29. September wurden auf Hildesheim/Himmelsthür 4 Brandbomben abgeworfen, wobei eine Frau schwer und eine andere leicht verletzt wurden.

Am 16. Oktober 1940 fielen auf die Gemeinden Seelze und Bockenem im Hildesheimischen einige Brandbomben. Am 24. Oktober gingen in den Landkreisen Magdeburg, Hildesheim, Wolfenbüttel und Burgdorf einzelne Bomben nieder.