Im Bann des Maya-Kalenders - Hugo Stamm - E-Book

Im Bann des Maya-Kalenders E-Book

Hugo Stamm

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Beschreibung

Wenn die Angst den Glauben diktiert, bleibt die Vernunft auf der Strecke

Das Endzeitfieber grassiert. Besonders der 21. Dezember 2012 – nach dem Maya-Kalender eine Zeitenwende – zieht schon jetzt viele Zeitgenossen in seinen Bann. Solche Ängste sind völlig irrational und gehorchen nicht logischen Überlegungen.

Wer sind die apokalyptischen Brandstifter? Zu den klassischen Endzeit-Gemeinschaften zählen z.B. Fiat Lux oder das Universelle Leben, die angeblich einen direkten Draht zum Himmel haben. Aber auch Templer-Orden, Rosenkreuzer, die Zeugen Jehovas, Mormonen, New-Age-Zirkel oder die Scientology-Church sind Bewegungen mit apokalyptischen Konzepten. In diesem Pulverfass hat der Aberglaube eine wichtige Funktion. Das vorliegende Buch bietet einen Überblick über das gesamte Spektrum grassierender Endzeitideen samt ihrer führenden Köpfe.

  • Wer sind die apokalyptischen Brandstifter?
  • Endzeitvisionen und die Rolle des Aberglaubens

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Seitenzahl: 332

Veröffentlichungsjahr: 2012

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das vorliegende Buch ist die überarbeitete und erweiterte Neuausgabe des 1998 im Pendo-Verlag Zürich erschienenen Titels von Hugo Stamm Im Bann der Apokalypse. Endzeitvorstellungen in Kirchen, Sekten und Kulturen.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung: Endzeit und Aberglaube
Hoffnung auf ErlösungAuf der Suche nach dem höheren SinnAuch Ideologien können Endzeitvorstellungen entwickeln
Teil 1 - Der Maya-Kalender und das Ende der Zeit
1. »Jedes Leben wird ausgelöscht«
Frühere Endzeitpleiten machen vorsichtigDer Dritte Weltkrieg und ArmageddonEsoterische Argumente des Maya-ÄltestenVerwunderliche Prophezeiungen
2. Das Unheil aus dem All
Hält der Vatikan Nibiru geheim?Eingeweihte sollen überlebenIst Nibiru ein Brauner Zwerg?Lösen Sonnenstürme apokalyptische Katastrophen aus?Pyramiden schützen vor Katastrophen
3. Hollywood löst Endzeithysterie aus
Der japanische Tsunami als apokalyptischer VorboteApokalyptische Botschaften in den KornkreisenMaya-Prophezeiungen zum Dritten Weltkrieg
4. Die Götter steigen vom Himmel
Unlesbare HieroglyphenBeten mit den Maya-ÄltestenDürftige Informationen von den Maya-Ältesten
5. Sagenumwobene Maya-Kultur6. Die rätselhaften Maya-Kalender
Die Maya kannten kein Ende der WeltDie Kalender der MayaKommt die Angst zu früh?
Teil 2 - Geschichte der Endzeit
7. Apokalyptisches Drama im Urwald
Vom engagierten Pastor zum SektenführerSchützenhilfe von prominenten PolitikernKontrolle bis ins EhebettMagische Prognosen, wundersame HeilungenSpione horchten Sektenmitglieder ausWie in einem KonzentrationslagerJones-Anhänger Tim Carter überlebte das MassakerDie »weiße Nacht« wird Wirklichkeit
8. Geschichte der Endzeit: Sehnsucht ohne Ende
Erste apokalyptische VisionenSchreckensszenarien in der Johannes-OffenbarungDie Krux mit der ZeitrechnungApokalyptische Ängste bei der ersten JahrtausendwendeWeltlicher Nutzen der ApokalypseApokalypse wird ein Massenphänomen
Teil 3 - Apokalyptische Esoterik: New Age, Neue Rechte und Neue Heiden
9. Esoterik: Zwischen Apokalypse und sanftem Zeitalter
Apokalyptischer Einfluss der GestirneSelbstmord in apokalyptischer VerblendungWann beginnt das Wassermann-Zeitalter?
10. New Age und Theosophie: Endzeit zwischen Mystik und Okkultismus
Bewusstseinsspaltung einer MysterienschülerinRosenkreuzer: Zeit der Erlösung lief im Jahr 2001 abKrishnamurti stürzt die Theosophische Gesellschaft in eine KriseChristus-Inkarnation bei der Findhorn-BewegungDer Tibeter und die apokalyptischen Botschaften von Alice A. BaileyDer Christus der Universalen KircheBenjamin Creme wartet auf den mystischen ChristusI’Am
11. Adolf Hitler: War der Nationalsozialismus ein Endzeitkult?
Nationalsozialismus und Okkultismus im Spiegel der GeschichtsschreibungGuido von List: Geschichtsforschung mit okkulten RitualenJörg Lanz von Liebenfels: »Die blonde Rasse ist der Meister Götterwerk«Machtkampf der OkkultistenRadikale Esoteriker wollen die Ariosophie rehabilitieren
12. Neue Rechte: Okkulte Reise zu den Ur-Ariern auf den fernen Planeten
Jan van Helsings Reise durch das SonnensystemIst Hitler mit einem Vril-Flugkörper auf einen anderen Planeten geflüchtet?
13. Neuheiden: Mit den Hexen, Druiden und Germanen in die Zeitenwende
Ideologische Romantisierung des NaturhaftenMystische Konzepte mit totalitärer StoßrichtungDie unheimlichen Geister der ArmanenGoden, Gylfiliten und GGGJo Conrads Suche nach der eigenen Göttlichkeit
14. Weltverschwörung: Die unheimliche Allianz der Esoteriker, Neuheiden und christlichen Fundamentalisten
Antisemitische StoßrichtungSpekulationen nähren die FaszinationAdolf Hitler als VerschwörungstheoretikerScientology-Gründer L. Ron Hubbard geehrt
15. Die völkischen Ideen der Hexen und der Öko-Bewegung
Hexen in der EsoterikszeneDie Hexen kamen aus den USADas bunte neuheidnische VolkRadikale Öko-Bewegung mit rassistischen Aspekten
Teil 4 - Sekten und Propheten im Endzeitfieber
16. Nostradamus: Die Prophezeiungen des Seher-Stars
Blick bis weit in die ZukunftBeim Ende der Welt bleibt Nostradamus ungenauSehnsucht nach apokalyptischen Katastrophen
17. Sonnentempler: Apokalyptischer Transit zum Planeten Sirius
Ermordung des »Antichrist«Feueralarm im WallisAuf den apokalyptischen Spuren des KultführersWelche Rolle spielte Stardirigent Michel Tabachnik?Kinder betteln um ihr LebenDas Werk eines VerblendetenDi Mambro war von apokalyptischen Szenarien fasziniert
18. Aum: Tödlicher Endzeit-Testlauf in Tokio
Der Guru fühlte sich zu höheren Aufgaben bestimmt
19. Fiat Lux: Uriellas ultimative Entrückung
Rituale in WeißKugelförmige Raumschiffe holen die Gläubigen abAusweisung aus dem Paradies
20. Zeugen Jehovas: Geistgesalbte und die »anderen Schafe« im Königreichsaal
Hoffnungen und EndzeitängsteHat Jesus 1914 den Himmelsthron bestiegen?Die Streitmacht Gottes
21. Apokalyptische Horrorvisionen von Scientology
Gott ins Handwerk gepfuschtUnsterbliche Scientologen fahren aus dem KörperUnterordnung und ÜberanpassungBrücke zur neuen Welt
22. Epilog: Ungestillte Sehnsucht nach der Endzeit
Angst als Ausdruck mangelnden GlaubensIn Volltrance Botschaften empfangenTodessehnsucht
LiteraturCopyright

Einleitung: Endzeit und Aberglaube

Der 21. Dezember 2012 ist ein magisches Datum, das bei vielen Menschen apokalyptische Erwartungen oder Ängste auslöst. Nicht die Sonnenwende weckt Endzeitgefühle, der Grund liegt im Maya-Kalender. Am 21. Dezember 2012 geht nach der Zeitrechnung des indigenes Urvolkes aus dem mittelamerikanischen Raum eine lange Epoche zu Ende, eine Zeitenwende wird eingeläutet, die viele Menschen als apokalyptische Endzeit oder zumindest epochale Wendezeit interpretieren. Dass sich an diesem Tag außerdem eine besondere Konstellation am Himmel präsentiert, werten viele Gläubige und Esoteriker als höheres Zeichen oder kosmische Begleitung des geschichtsträchtigen Ereignisses.

Das Ende der Maya-Epoche wurde schon früh zum medialen Großereignis. Hollywood hat die Brisanz der kalendarischen Laune früh erkannt und im Vorfeld einen Endzeitthriller gedreht. Die großen Buchhandlungen räumten die Regale, um die unzähligen Bücher prominent ausstellen zu können, die sich mit den angeblich apokalyptischen Visionen der Maya befassen.

Was hat der Kalender der Maya mit der Endzeit oder uns zu tun? Das indigene Volk siedelte sich vor rund 5000 Jahren im Süden von Mexiko, Guatemala und Belize an und entwickelte eine erstaunliche Hochkultur. Die Maya-Völker hinterließen ein imposantes bauliches und astronomisches Erbe. Auch ihre religiösen Rituale faszinieren die Nachwelt.

Alle diese Phänomene enthalten Elemente, die unsere spirituellen Sehnsüchte und endzeitlichen Fantasien anregen. Begünstigt wird der neu erwachte Kult um die Maya durch den Umstand, dass wir ihre Kultur und religiösen Hintergründe nur bruchstückhaft kennen und unsere Visionen und Hoffnungen frei in sie projizieren können.

Der Zeitpunkt ist günstig. Das letzte apokalyptische Großereignis  – die Sonnenfinsternis vom 11. August 1999 und die Jahrtausendwende – liegt zwölf Jahre zurück und ist in der Erinnerung weitgehend verblasst. Nach der Pleite ihrer Endzeitprophezeiungen damals mussten die Apokalyptiker eine Karenzzeit einhalten und sich mit neuen Prognosen zurückhalten. Jetzt kommt das besondere Ereignis im Maya-Kalender für sie gerade recht.

Apokalyptische Fantasien und Ängste prägen das Bewusstsein der Menschen seit jeher. Unerwartete Naturphänomene, Umweltkatastrophen und Kriege lösen reflexartig Endzeit-Assoziationen aus.

Hoffnung auf Erlösung

Das Wissen um den eigenen Tod und die Visionen von der Endzeit provozieren also nicht nur apokalyptische Ängste, sondern auch die Hoffnung auf Erlösung. Religiöse Sehnsüchte sind deshalb oft mit der Apokalypse verknüpft: Der Tod kann nicht das Ende sein. Mit der Hoffnung auf eine Reinigung und eine globale Erlösung wird dem irdischen Leiden ein übergeordneter Sinn gegeben. Verantwortungsbewusste Meinungsträger von Glaubensgemeinschaften sind sich bewusst, dass Endzeitvisionen die Gläubigen radikalisieren und Ängste provozieren können. Deshalb gehen sie das sensible Thema mit der nötigen Umsicht an. Radikale Religionsführer jedoch und viele Propheten, Weltenlehrer, Gurus, Seher und Heilsbringer definieren sich über apokalyptische Prophezeiungen und nutzen die Endzeitvorstellungen als Instrument, um Anhänger zu ködern und sich als Visionäre oder Werkzeuge Gottes darzustellen.

Apokalyptische Ideen sind tief in unserem Bewusstsein verankert. Deshalb haben Endzeitängste immer auch einen weltlichen Aspekt. Wirtschaftliche Krisen, soziale Unruhen, politische Wirren, Wertewandel, globale Bedrohungen und Katastrophen lösen apokalyptische Befürchtungen aus. Treffen solche Ereignisse mit einem sensiblen Datum zusammen, zieht sich ein apokalyptisches Gewitter zusammen.

Auf der Suche nach dem höheren Sinn

Das Bewusstsein von der Endlichkeit allen Seins hat die Idee von der Generalreinigung provoziert. Das Leiden im Diesseits muss einen Sinn haben und einem höheren Zweck dienen. Schon Zarathustra entwickelte vor 3500 Jahren ein apokalyptisches Erlösungskonzept, das höchstwahrscheinlich auch die biblischen Apokalyptiker inspirierte.

Alle modernen Religionen haben einen apokalyptischen Kern. Sogar weltanschauliche Heilslehren und Ideologien sind von einem Erlösungsgedanken beseelt, der einem apokalyptischen Muster folgt. Der Wunsch nach Reinigung und Entrückung hat sich im Lauf der Menschheitsgeschichte archetypisch in unserem Bewusstsein verankert. Psychologisch gesehen haben uns unsere Urahnen ein schweres Erbe hinterlassen. Das Phänomen der Zeit beschäftigt die Menschen seit je. Es ist deshalb kein Zufall, dass Mönche die ersten Wissenschaftler waren, die die Zeit zu messen begannen und mit dem Fernrohr ins Weltall guckten. Sie suchten zwar Gott, fanden aber immerhin den Kosmos. Sie verstanden ihre Arbeit eigentlich als religiöse Tätigkeit, entdeckten indes auch, dass es ohne Zeit keinen Kosmos gibt. Nirgends offenbarte sich ihnen Gott so direkt und zugleich so geheimnisvoll.

Religiöse Konzepte mit apokalyptischen Inhalten gehen davon aus, dass der Mensch einen Sonderstatus in der Schöpfung genießt und es einen göttlichen Heilsplan für auserwählte Gläubige gibt. Im Christentum hat Gott den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen. Die Vollendung des Heilsplans geht mit einer apokalyptischen Reinigung und dem Jüngsten Gericht einher. Es wäre töricht von Gott, den Menschen nach dem kurzen Leben auf der Erde unwiderruflich von der Bühne abtreten zu lassen, sagen sich die Gläubigen.

Die endlose Geschichte der fehlgeschlagenen Endzeitprognosen müsste uns gegen die Verkündigungen der Propheten, Seher und Weltenlehrer immunisieren. Doch wenn überhöhte metaphysische und spirituelle Sehnsüchte ins Spiel kommen, werden die von Vernunft und Verstand erhobenen warnenden Stimmen verdrängt. Wer sich Endzeit-Verkündern anvertraut, lebt riskant. Zumindest setzt er seine psychische Gesundheit aufs Spiel.

Auch Ideologien können Endzeitvorstellungen entwickeln

Doch nicht nur radikale religiöse Seelenfänger kultivieren Endzeitideen, auch politische Führer mit diktatorischen Allüren entwickeln sich gelegentlich zu Apokalyptikern. Für Karl Marx brach die Endzeit an, als Marktwirtschaft und Industrialisierung die Arbeiterklassen ausbeuteten. Der kommunistische Ideologe strebte mit der Revolution und der Diktatur des Proletariats das Millennium an, das Tausendjährige Reich. Hätte er eine gerechte Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung umsetzen können, wäre für ihn das goldene Zeitalter angebrochen.

Auch die Nationalsozialisten träumten vom Tausendjährigen Reich, das nicht zufällig an das biblische Millennium erinnert. Sie sahen in Adolf Hitler den neuen Messias, der sich nicht scheute, das Dritte Reich auszurufen. Der Holocaust wurde mit apokalyptischen Ideen gerechtfertigt. Der Glaube, das neue Zeitalter breche an, wenn das Böse ausgerottet sei, ist ein archetypischer Erlösungsgedanke, der älter als die biblische Johannes-Offenbarung ist. Die Urheber des Holocaust bedienten sich bei der biblischen Idee vom Antichrist, der eine Weltregierung bildet, um die gesamte Menschheit zu unterjochen.

Endzeitvisionen können bei Sektenanhängern, spirituellen Suchern und christlichen Fundamentalisten eine Todessehnsucht hervorrufen. Die Überzeugung, in der Endzeit zu leben und demnächst entrückt zu werden, prägt ihr Bewusstsein und entfremdet sie vom irdischen Leben. Sie empfinden den Alltag im Diesseits als Leiden und degradieren ihn zur Prüfung. Deshalb sehnen sie sich nach der Erlösung und fixieren sich geistig auf das Jenseits. So leben Endzeit-Gläubige geistig oft in einer Zwischenwelt.

Nüchtern betrachtet sind die sensiblen Daten, die Endzeitideen wecken, das Produkt unserer Zeitrechnung oder unseres Dezimalsystems, also eine arithmetische Definition, die von Menschen erstellt worden ist. Gott oder die Natur, die wir als Urheber apokalyptischer Ereignisse verantwortlich machen, richten sich aber kaum nach unserer Zeiteinteilung. Die Fixierung auf eine magische Zahl – aktuell der 21. Dezember 2012 – hat viel mit Aberglauben zu tun. Endzeitängste, die sich auf konkrete Daten beziehen, sind irrational. Doch Ängste fragen nicht nach einer rationalen Legitimation und gehorchen nicht logischen Überlegungen.

Wer sind die apokalyptischen Brandstifter? Die Liste ist lang, das Spektrum breit. Dazu gehören Sektenführer, Weltenlehrer, Avatare, Gottgesalbte, neue Christusse, Sprachrohre Gottes, moderne Propheten, New-Age- oder Esoterik-Gurus, Seher, Medien und Okkultisten. Sie predigen die Apokalypse oder ein neues Zeitalter und erwarten globale Katastrophen. Ein Paradigma-Wechsel verleiht den Eingeweihten angeblich ein höheres Bewusstsein. Zu den klassischen Endzeit-Gemeinschaften zählen Fiat Lux (Uriella), das Universelle Leben (Gabriele Wittek), die St. Michaelsvereinigung (Paul Kuhn), die angeblich einen direkten Draht zum Himmel haben und als Neuoffenbarer die Bibel fortschreiben. Aber auch theosophische Gemeinschaften, Templer-Orden, Rosenkreuzer, die Gralsbewegung, die Zeugen Jehovas, Mormonen, verschiedene Psychogruppen, New-Age-Zirkel, die Neuheiden und Anhänger von Naturreligionen sind Bewegungen mit apokalyptischen Konzepten. Und natürlich die neureligiösen Bewegungen wie Scientology, Vereinigungskirche (Munis), Kinder Gottes (Die Familie). In den meisten Staaten der westlichen Welt gibt es Hunderte von Gruppen mit vereinnahmender Tendenz und einem apokalyptischen Kern. Die meisten glauben, dass wir in der Endzeit leben.

Teil 1

Der Maya-Kalender und das Ende der Zeit

1. »Jedes Leben wird ausgelöscht«

»2012 geht unsere schöne Welt endgültig unter. Jedes Leben wird ausgelöscht.« Mit dramatischer Stimme verkündet der professionelle Sprecher im Video »Weltuntergang 21.12.2012. Der Maya-Kalender« das Ende der Zeit. Sogar die Wissenschaft unterstütze die düsteren Prophezeiungen der Maya, behauptet er. Und die Nasa erforsche dieses Szenario, verheimliche aber die Ergebnisse. Er fragt: »Warum erfährt die Menschheit erst jetzt davon?«

Die finale Botschaft wurde hunderttausendfach im Internet heruntergeladen. Der Titel verrät, wer die angeblichen Urheber der bedrohlichen Prophezeiung sind: Die Maya, die von ungefähr 3000 v. Chr. bis 900 n. Chr. in Zentralamerika lebten. Das mit mathematischen und astronomischen Phänomenen vertraute Volk hatte für das Ende der Zeit angeblich ein exaktes Datum errechnet: Am 21. Dezember 2012 soll die letzte Stunde der Menschheit schlagen.

»Meine Mama arbeitet als Kartenlegerin und Lebensberaterin«, schrieb Leserin Romy S. der Schweizer Zeitschrift Glückspost. Sie spreche oft von der Endzeit, die der Maya-Kalender prophezeie. »Sie ist überzeugt, dass noch extrem viel Leid kommen wird. Sie geht kaum noch aus dem Haus, auch nicht spazieren.«

Solche Existenzängste werden durch Internetforen, Blogs, Fernsehberichte, You-Tube-Filme, Zeitungsartikel, Bücher und Internetseiten geschürt. Rund um den Maya-Kalender ist eine kleine Industrie entstanden. Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, das Geschäft mit der Angst floriert seit etwa 2005. Viele Anbieter aus der Endzeit- und Esoterikszene sehen darin ihre Chance und kommerzialisieren das von den Maya angeblich prophezeite Ende der Zeit.

Allein schon die Bücher zum Thema füllen Regale. Titel mit einem kritischen Ansatz sind rar. Wer die Endzeitspekulationen als Fantasterei empfindet, setzt sich kaum ernsthaft mit den Prophezeiungen auseinander, um ein Buch zu schreiben oder eine Homepage zu betreiben. Deshalb besetzen vor allem Autorinnen und Autoren das sensible Feld, die selbst von Endzeitideen fasziniert sind und zum esoterischen Umfeld gehören.

Die meisten behaupten zwar nicht explizit, die Endzeit stünde bevor, doch sie listen apokalyptische Katastrophen auf, die sich beim Auslaufen des Maya-Kalenders ereignen sollen und die prophezeite Wendezeit als Endzeit erscheinen lassen. Ihr Ziel ist offensichtlich: Beim Leser Angst oder zumindest eine Hühnerhaut zu erzeugen, sie zu verunsichern. Die ruhigen Stimmen gehen im lauten Wettbewerb um die richtige Interpretation des angeblich auslaufenden Maya-Kalenders unter.

Frühere Endzeitpleiten machen vorsichtig

Apokalypse 2012 – Die Endzeitprophezeiungen der Maya, 2012 – Countdown der Apokalypse?, 21. Dezember 2012 – Das Ende unserer Welt? Die Fragezeichen auf den Buchtiteln deuten immerhin an, dass sich die Autoren ihrer Sache nicht ganz sicher sind. Oder dass sie nach den vielen Endzeitpleiten der vergangenen Jahrzehnte vorsichtiger geworden sind. Tatsächlich traut sich heute kaum ein Visionär, das von den Maya berechnete Datum als unumstößliches Endzeitfanal zu proklamieren.

Endzeitgläubige benutzen vor allem das Internet als Propagandainstrument und erreichen mit ihren Interpretationen des Maya-Kalenders weltweite Beachtung. Voraussetzung ist allerdings ein breites Interesse an Endzeitphänomenen. Apokalyptische Ängste stecken denn auch tief im Unterbewussten vieler Menschen.

Endzeitvisionäre und Esoteriker haben früh erkannt, welches Potential sich hinter dem Mythos des Maya-Kalenders versteckt. Deshalb reservierten sie schon rechtzeitig die zugkräftigsten Internetadressen. Markenleader und Marktleader im deutschsprachigen Raum ist das Forum www.weltuntergang-2012.de. Die professionell gestaltete Homepage bietet eine Fülle von Informationen und Angeboten, die im Boulevard-Stil angepriesen werden.

Um sich rechtlich abzusichern, stellten die Urheber ihrer Homepage ein warnendes Vorwort voran: »Wir als Betreiber dieser Website glauben nicht an einen Weltuntergang im Jahre 2012 und distanzieren uns hiermit von jeglicher Hysterie und unnötiger Panikmache.« Wir möchten nur, verkünden sie weiter, »die aktuellen Thesen und Theorien vorstellen«. Im nächsten Satz heizen sie die Panik aber gleich selber an: »Laut den Voraussagen im Maya-Kalender soll die Apokalypse jedoch am 21.12.2012 stattfinden.«

Unter dem Vorwort leuchtet dem Besucher der Homepage der Einkaufswagen für den »Weltuntergang-2012-Shop« entgegen, in dem man Bücher, DVDs, T-Shirts und andere Accessoires zur Endzeit online bestellen kann. Daneben läuft der Countdown: Eine digitale Uhr zählt die Zeit bis zum »Weltuntergang« am 21. Dezember 2012 auf die Sekunde genau ab. Viel Raum nehmen auch die Werbebanner ein. Da wird nicht nur für Esoterikseminare geworben, zu den Inserenten zählen auch bekannte Großfirmen, die ihre Produkte anpreisen, zum Beispiel BMW. Zum Schluss dürfen die Besucher der Weltuntergangsseite an einer Abstimmung teilnehmen. Die Frage: »Geht am 21.12.2012 die Welt unter?«

Bis zum Februar 2012 hatten rund 230.000 User ihre Stimme abgegeben. Rund 59 Prozent glauben nicht an das drohende Ende der Zeit. Die Abstimmung macht aber deutlich, dass weite Bevölkerungskreise Angst vor dem 21. Dezember 2012 haben. Die Betreiber der Homepage haben das Abstimmungsresultat mit einem apokalyptischen Bild garniert. Eine Stadt steht unter Wasser, aus den Fluten ragt eine gespenstische Skyline aus Wolkenkratzern.

Der Dritte Weltkrieg und Armageddon

Mit reißerischen Titeln über den Artikeln und Chats wird die Sensationslust und Neugier der Benutzer angeregt. »Prophezeiungen 2012«, »Das Ende 2012«, »Apokalypse 2012«, »Nostradamus 2012«, »Dritter Weltkrieg/Armageddon«, »Untergang durch Klimawandel«.

Seine Befindlichkeit bezüglich des Maya-Kalenders drückt ein Besucher der Weltuntergangsseite so aus: »Es wird leider so kommen, wie es die Maya schon vor 2000 Jahren anhand der Sternenkonstellation abgelesen haben. Die ersten Anzeichen sind ja schon vorhanden.« Ein anderer Benutzer wird konkreter: »An allen Stellen bricht die Erde. Fukushima ist das zweite Tschernobyl. Wann wachen die Menschen endlich auf? Am 21.12.2012 vielleicht? Die Zeichen stehen auf Untergang.« Einem weiteren Besucher stößt die Seite aber sauer auf: »Meiner Meinung nach ist das reinste Panikmache.«

Dieser Ansicht sind auch christliche Fundamentalisten, die sich die Deutungshoheit über die Endzeitzeichen nicht gern wegschnappen lassen. Sie haben sich einen prominenten Werbeplatz auf der Weltuntergangsseite gesichert. Klickt man ihn an, kommt man auf die Homepage www.jesus-im-klartext.keepfree.de. Das Hauptbanner klingt ähnlich martialisch: »Die Apokalypse«, »Endzeitstimmung – der Weltuntergang!«. Auch die endzeitgläubigen Christen behaupten zwar, keine Panik auslösen zu wollen, sehen aber »nach dem schweren Erdbeben in Japan« ebenfalls bedrohliche Zeichen: »In der Bibel steht geschrieben: ›Das sollst du aber wissen, dass in den letzten Tagen schlimme Zeiten kommen werden‹ (2. Timotheus 3/1).«

Die meisten Esoteriker und Apokalyptiker ziehen es vor, aus der prophezeiten Endzeit eine Wendezeit zu machen. Sie haben aus den vielen Fehlprognosen in der jüngeren Geschichte – vor allem um die Jahrtausendwende – gelernt. Zeitenwende 2012 – Globale Transformation, das Erwachen der Menschen, der Beginn des goldenen Zeitalters, lautet ein Buchtitel. Allerdings proklamieren auch die meisten Wendezeit-Verkünder apokalyptische Horrorszenarien. Der Übergang ins goldene Zeitalter ist – ähnlich wie in der Johannes-Offenbarung der Bibel – begleitet von Naturkatastrophen endzeitlichen Ausmaßes. Womit die Autoren durch die Hintertür wieder die verkaufsfördernden apokalyptischen Ängste hereinholen.

Originalton bei der Ankündigung von Apokalypse 2012: »Sintfluten, Erdbeben und gewaltige Feuersbrünste könnten dann die Erde heimsuchen.« Im Gegensatz zu anderen Weltuntergangsszenarien machten die wissenschaftliche Fundiertheit der Prophezeiungen der Maya diese »so faszinierend und gleichermaßen erschreckend«, verheißt das Buch. Damit messen die Autoren der erwarteten Wendezeit eine neue Qualität bei: Basierten frühere Prognosen von Sehern und Visionären auf übersinnlichen Botschaften, attestieren die modernen Esoteriker den Maya, sie verkündeten wissenschaftlich hergeleitete Vorhersagen. Das Signal an die Leser: Die Maya-Apokalypse ist so exakt berechnet wie zwei mal zwei vier ist und kommt sicher.

Doch was heißt wissenschaftlich? Die Maya erarbeiteten tatsächlich ein komplexes Kalendersystem mit rund 20 Kalendern, die sie hauptsächlich anhand astronomischer Beobachtungen errechneten. Danach soll die Zeit Ende 2012 auslaufen. Dass das Ende des Hauptkalenders mit apokalyptischen Begleiterscheinungen einhergehen soll, ist allerdings Spekulation.

Esoterische Argumente des Maya-Ältesten

Ein konkretes Beispiel. Die Homepage www.final-frontier.ch druckte einen Artikel von einem Dos Mundos ab, der als einer der Stammesältesten der Maya vorgestellt wird. Wir erfahren Erstaunliches von diesem Meinungsführer: »Die Maya glaubten, dass sich der Atemzyklus unserer Galaxie niemals ändern wird – jedoch aber der Geist der Bevölkerung, die sich dem Prozess der Vollkommenheit widmet. Sie waren davon in Kenntnis gesetzt, dass ihr heutiger Stamm der fünfte Erleuchtete sei nach den fünf großen Sonnenzyklen, und die Völker vor ihnen, die vier Stämme vor der Zeit, durch große Umweltveränderungen völlig zerstört worden waren. Sie glaubten daran, dass jede Zivilisation einen nächsten Schritt einleitet für das große Massenerwachen der Menschheit.«

Woher weiß der Maya-Älteste, dass die Kultur seiner Vorfahren an Umweltveränderungen untergegangen ist? Es gibt keine schriftlichen Überlieferungen, die dies bestätigten. Mündliche ohnehin nicht. Es ist auch zweifelhaft, dass seine Vorfahren, die isoliert im Regenwald und auf den Hochebenen lebten, »an das Massenerwachen der Menschheit« dachten. Das sind Argumente, wie wir sie von den modernen Esoterikern kennen.

Dann wendet sich Dos Mundos den astronomischen Phänomenen zu: »In der Prophezeiung der Maya wird sich die Sonne in ihrer Polarisation am 22. Dezember 2012 einer Wandlung unterziehen, nach dem ein synchronisierender Lichtstrahl vom Zentrum der Galaxie gesandt wird; dieser Lichtstrahl wird einen gigantischen lodernden Strahlenpunkt senden, welcher Zerstörungen mittels planetarer Umwälzungen hervorbringen kann.« Dieser Vorgang sei, wie die moderne Wissenschaft gezeigt habe, mittels Sonneneruptionen und dem Wechsel des Sonnenmagnetfeldes bereits eingeleitet. Dabei verlagere sich die Erdachse, behauptet Dos Mundos.

Die astronomischen Kenntnisse der Maya in Ehren, doch hier mutet der Maya-Älteste seinen Vorfahren, die noch ohne Teleskop den Himmel beobachteten, gar zu viel zu. Auffällig ist vor allem, dass exakt diese Argumente auch bei Esoterikern auftauchen, wenn sie die Katastrophen beschreiben, die am 21. Dezember 2012 die Menschheit treffen sollen.

»In den Aufzeichnungen der sieben Prophezeiungen«, fährt der Maya-Älteste fort, »wird der Menschheit anvertraut, ihre Zivilisation darauf vorzubereiten, durch das mächtige Tor zu treten« und sich zu einer harmonischen Gesellschaft zu wandeln. »Die Maya sprechen nicht von einem Weltuntergang, sondern von einem Wandlungsprozess, (...) der die Evolution auf ein höheres Niveau anheben lässt.« Dann zählt Dos Mundos die sieben Prophezeiungen auf. Ab 1999 verändere sich der menschliche Geist und es beginne eine 20-jährige Periode der Transformation. »Die Menschheit wird den großen Raum der Spiegelwelten betreten und ihre materialistischen Seiten zurücklassen, um Freiheit vom Leiden zu finden.«

Seit der Sonneneklipse vom 11. August 1999 – damals fand eine totale Sonnenfinsternis statt, die apokalyptische Spekulationen auslöste – habe jedes Individuum das Bestreben, sich rapide zu verändern und seine Lebensqualität zu bestimmen, heißt es in der zweiten Prophezeiung. Die Veränderungen der Energien würden zu Vibrationen im Erdinneren führen und die Gehirnaktivitäten, die Gedanken und die Gefühle der Menschen verwandeln.

In der 3. Prophezeiung sagt der Maya eine globale Temperaturerhöhung mit einem entsprechenden Klimawandel voraus, in der 4. das Schmelzen der Pole. Außerdem bringe das Energiegitter aller 117 Umdrehungen der Venus ein neues Strukturfeld der Sonnenbewegung hervor, so dass Sonnenflecken und Sonnenstürme auftauchen würden.

In der 5. Vorhersage erkennen die Menschen angeblich die Notwendigkeit des harmonischen und kollektiven Wandels »synchron zur Absicht der gesamten Erdveränderung«. Vorausgesagt wird weiter »ein einziger Weg spirituellen Einklangs«, der »alle Limitierungen des planetaren Gott-Bewusstseins wandelt«. In der 6. ist die Rede von einem Kometen, der die Erde bedrohe. Er komme jedoch »als Bote des Wechsels«, als ein »Zeichen der Balance und der Vereinigung menschlichen Bewusstseins«, erklärt Dos Mundos.

Schließlich geht es in seiner letzten Prophezeiung um hereinströmendes Licht »aus der Quelle unserer Galaxie«, das »für alle Lebewesen des Planeten einen Zugang in die Kraft der Transformationen und universellen Synchronisation« schafft, »um neue Realitäten kreieren zu können«. So sollen sich Grenzen öffnen und »eine neue Ära von Transparenz und Licht beginnen«.

Verwunderliche Prophezeiungen

Manches an den sieben Prophezeiungen des Maya-Ältesten ist verwunderlich. Nirgends in den entdeckten Inschriften seiner Vorfahren ist von Prophezeiungen die Rede. Außerdem wirkt es rührend, dass sich die Maya vor über 1000 Jahren um das Wohl von uns Menschen in der Neuzeit kümmerten. Überraschend ist, dass die Maya, wenn man den Prophezeiungen von Dos Mundos Glauben schenken will, ein astreines esoterisches Vokabular pflegten. Und ein astronomisches. Sonnenstürme und Galaxien kannten die Maya nicht. Auch die Pole waren ihnen fremd, glaubten sie doch, die Erde sei eine Scheibe. Deshalb konnten sie auch nicht wissen, dass die Pole mit Eis bedeckt sind. Dos Mundos Prophezeiungen könnten bis in alle Einzelheiten aus einem aktuellen Esoterikbuch stammen.

Tatsächlich verklären Esoterikkreise Maya-Älteste und instrumentalisieren sie für ihre Bedürfnisse. Dabei projizieren die westlichen Sucher ihre Hoffnungen und Sehnsüchte in das von Mythen und Legenden umrankte Volk, dem sie besondere spirituelle Fähigkeiten zuschreiben.

Manche Maya-Älteste wehren sich nicht gegen die Vereinnahmung, denn sie profitieren vom Wendezeit-Rummel, den Esoteriker um den Maya-Kalender machen. Verschiedene Nachfahren des indigenen Volkes jetten um die Welt und beglücken moderne Esoteriker mit Ritualen und Vorträgen über die untergegangene Maya-Kultur.

Etliche Endzeitverkünder sind in ihrer Wortwahl und ihren Bildern nicht wählerisch, wenn sie die apokalyptischen Zeichen des Maya-Kalenders beschreiben. Marcel Polte zum Beispiel konkretisierte die Endzeitängste 2009 in der Ankündigung seines Buches 2012 – Countdown der Apokalypse mit den Worten: »Die Aussicht, das bevorstehende Weihnachtsfest könne das vorletzte sein, das die Menschheit erleben wird, ist nicht gerade erhebend.«

Sein Kollege Adrian Gilbert fügte den erwarteten Naturkatastrophen astronomische Horrorszenarien hinzu. Der Maya-Kalender springe zwar nach 5000 Jahren auf null, doch das sei nur eines der besonderen Anzeichen, denn an diesem Tag, der Wintersonnenwende, werde die Sonne in einer Ebene mit einem »Sternentor« im Zentrum unserer Galaxis stehen, erklärt der Esoteriker. »Da dies nur alle 25.800 Jahre geschieht, ist es das erste Mal seit Beginn der Geschichtsschreibung, dass die Menschheit Zeuge eines solchen Ereignisses wird.« Selbst wenn dem so wäre: Was soll diese Konstellation mit den erwarteten Umweltkatastrophen zu tun haben? Es ereignen sich laufend astronomische Auffälligkeiten, die aber ohne jeden Einfluss auf die Erde sind. Gilbert behauptet weiter, die Maya hätten für den 21. Dezember 2012 »kosmischen Besuch« vorhergesagt. An diesem geschichtsträchtigen Datum sollen uns Außerirdische besuchen. Diese fremden Gäste würden für uns Erdenbewohner nichts Gutes bedeuten.

Tatsächlich glauben esoterisch interessierte Interpreten des Maya-Kalenders, dass am 21. Dezember 2012 außerirdische Wesen auf die Erde herabsteigen und die Wendezeit einläuten werden. Weiteres Unheil sollen aus dem Ruder gelaufene Braune Zwerge oder Sonnenstürme verursachen. Somit steigt das apokalyptische Fieber auch bei Menschen, die von kosmischen Phänomenen fasziniert sind oder an Aliens glauben oder beides. Ihre Hypothesen stehen aber auf wackligen Füßen. Die Esoteriker stützen sich bei ihren Prophezeiungen auf eine stark verwitterte Hieroglyphe der Maya. Dabei handelt sich um die einzige Inschrift, die das Jahr 2012 nennt. Die Jahreszahl ist klar lesbar, der Rest der Hieroglyphe allerdings verwittert und schwer zu entziffern. Verschiedene Archäologen entziffern die Inschrift so: »Es wird ein Gott vom Himmel steigen.«

Diese Interpretation elektrisierte die Endzeit-Propheten. Die Prophezeiungen der Maya enthielten nun alle Zutaten, die einen selten spektakulären Endzeit-Cocktail versprachen: Ein sagenumwobenes indigenes Volk, spirituelle Versatzstücke, weise Priester, astronomische Phänomene, geheime Inschriften auf Steinstelen und Codizes, mystische Kultplätze im überwucherten Dschungel, unbekannte Planeten, die auf die Erde zurasen, seltene astronomische Konstellationen, Sonnenstürme und ein Polsprung. So komplex und bedrohlich waren Endzeit- oder Wendezeitprophezeiungen noch nie.

2. Das Unheil aus dem All

Esoteriker erinnerten sich bei den Vorhersagen der Maya sofort an den »Planeten X«, auch als Nibiru bekannt. Dieser mythisch verbrämte Himmelskörper treibt sie seit vielen Jahren um. Schon die Sumerer hätten Kenntnis von Nibiru gehabt, behaupten sie. Nun schienen sich ihre Ahnungen und Überlieferungen zu konkretisieren, denn die Maya prophezeiten angeblich, das apokalyptische Unheil erreiche uns aus dem All. Bei den Endzeitpropheten keimte die Hoffnung auf, der rätselhafte Himmelskörper gebe seine Geheimnisse dank der Maya endlich preis.

Die Spekulationen zum »Planet X« sind vielfältig. Eine Esoterikfraktion glaubt, es handle sich um den 10. Planeten. Er befinde sich in einer weit entfernten Bahn, seine Umlaufzeit um unsere Sonne betrage 3600 Jahre. Andere behaupten, Nibiru sei eigentlich ein Brauner Zwerg, also ein Mittelding zwischen Planet und Stern. Auf jeden Fall viel größer als ein Planet. (Sterne und Planeten strahlen in der Regel keine Energie ab, Braune Zwerge gelegentlich schon.) Ein dritter Kreis von Apokalyptikern und Esoterikern behauptet, auf einem Mond des Nibiru hausten humanoide Wesen. Es handle sich um Mensch-Reptil-Hybriden, die Anunnaki. Sie stammen angeblich vom Stern Aldebaren, der für Esoteriker eine große mystische Bedeutung hat. Die Anunnaki sollen uns Menschen gleichen und bis 2,20 Meter groß sein. Ihre Nachfahren seien zur ebenfalls sagenumwobenen Sterngruppe der Plejaden übersiedelt.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts behaupteten Esoteriker, »Planet X« werde voraussichtlich im Frühling 2003 die Umlaufbahn der Erde kreuzen und die Erdachse zum Kippen bringen, was einen Polsprung bewirke. Dieses astronomische Phänomen führe zu verheerenden Schäden: Flutwellen würden weite Küstenstriche ausradieren, Erdbeben der Stärke 15 auf der Richterskala viele Städte dem Erdboden gleichmachen, eine Wolke aus vulkanischem Staub den Himmel für Jahrzehnte verdunkeln. Die Katastrophen raffen laut der bekannten amerikanischen Esoterikerin Nancy Lieder 95 Prozent der Menschheit dahin. Und die restlichen fünf Prozent würden sich durch kannibalische Attacken weiter reduzieren.

Polsprünge sind keine Fiktion esoterischer Phantasten, sondern reale Phänomene. Sie führen zur Umpolung des Erdmagnetfeldes vom Nordpol zum Südpol. Geologische Untersuchungen haben gezeigt, dass solche Ereignisse aber nur in extrem großen Zeitabständen von rund einer halben Milliarde Jahre oder mehr eintreten. Es ist auch kein eigentlicher Sprung, die Umpolung dauert mehrere tausend Jahre. In dieser Übergangsphase wird das Magnetfeld schwächer, und die kosmische Strahlung auf der Erde nimmt zu. Das kann Gefahren mit sich bringen, für Menschen und die meisten Lebewesen besteht aber keine Lebensbedrohung, sonst wären wir längst ausgestorben.

Die Spekulationen um Nibiru treibt besonders Nancy Lieder erfolgreich an. Die Amerikanerin aus Wisconsin, bis 1995 eine unbekannte Angestellte, verkündet auf ihrer weltweit beachteten Homepage, der Planet Nibiru werde durch unser Sonnensystem rasen und mit seiner Gravitation die Erde um 180 Grad drehen. Apokalyptische Szenarien sollen danach die Menschheit dezimieren. Die Esoterikerin nannte ursprünglich sogar ein Endzeit-Datum: Am 27. Mai 2003 bleibe auf der Erde kein Stein mehr auf dem andern, verkündete sie. Ihre bedrohliche Botschaft machte sie in der Esoterik- und Endzeit-Szene zum Star.

Die Amerikanerin versteht sich als Channel-Medium. (Ein Medium ist eine angeblich medial begabte Person, die mit Hilfe spiritueller Kräfte geistigen Kontakt zu den Avataren oder geistigen Führern in den kosmischen Sphären aufnehmen kann. Somit verfügt das Medium angeblich über einen Kommunikationskanal zu den göttlichen Instanzen.) Nancy Lieder behauptet, sie erhalte ihre Botschaften vom außerirdischen Volk der Zeta. Festgehalten sind die angeblichen Durchsagen auf der Homepage www.zetatalk.com, die in mehrere Sprachen übersetzt wird.

Hält der Vatikan Nibiru geheim?

Astronomen kennen Nibiru nicht. Sie nennen ihn »Planet X«, also einen unbekannten Himmelskörper. Um den Widerspruch zur Wissenschaft zu erklären, greifen die Esoteriker zur Verschwörungstheorie: Die Experten würden Nibiru sehr wohl kennen, seine Existenz aber geheim halten und die Öffentlichkeit bewusst hinters Licht führen: »Der Vatikan, große Teile der Wissenschaft, alle wissen davon. Sie halten schön still und sind ruhig und hoffen dafür auf ihre versprochene Fahrkarte zum Überleben. Tief unten in den Schächten der Erde, die extra für ›die Elite‹ und ›für den Zeitpunkt‹ gebaut wurden«, behaupten die spirituellen Sucher.

Nancy Lieder glaubte lange Zeit daran, dass Nibiru bereits 2003 großes Unheil anrichten werde. Eine Woche vor dem apokalyptischen Ereignis rief sie die Bevölkerung in einem Radio-interview auf, Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Als sich die Erde auch nach dem 27. Mai in alter Routine drehte, tischte das Medium die üblichen Ausreden auf: Die Zetas hätten ausrichten lassen, sie seien falsch interpretiert worden, verkündete nun Nancy Lieder auf zetatalk.com. Gleichzeitig sprang sie auf die Maya-Diskussion auf und datierte ihre apokalyptischen Vorhersagen auf Ende 2012 um.

Nancy Lieder befasste sich schon mit dem Kometen Hale Bopp, der am 22. März 1997 den nächsten Punkt zur Erde erreichte. Das Medium verkündete 1995, die Zetas hätten ihr mitgeteilt, Hale Bopp existierte nicht, es handle sich um einen weit entfernten Stern, der der Erde nicht näher komme. Obwohl die Astronomen den Kometen beobachten und seine Bahn berechnen konnten, hielt Lieder an ihrer Aussage fest.

Als Hale Bopp mit dem bloßen Auge sichtbar wurde, nahm sie die entsprechenden Aussagen von ihrer Homepage. Trotz ihrer Fehlprognosen büßte das amerikanische Medium kaum an Popularität ein. Die Diskussion um den Maya-Kalender und die vermeintliche Wendezeit bescherte ihr eine noch größere Beachtung. Ihre Webseiten gehören heute zu den am meisten frequentierten Foren, die sich mit esoterischen und übersinnlichen Phänomenen befassen.

Zurück zum Planeten X. Für Esoteriker steht fest, dass der unbekannte Planet existiert. Sie glauben lieber ihren angeblich medial begabten Visionären als den Astrophysikern. Die Seher verwenden trotz ihrer Skepsis gegenüber den Forschern gern wissenschaftlich klingende Erklärungen, um ihre Aussagen doppelt abzustützen und ihre Glaubwürdigkeit zu erhöhen. Ein Beispiel aus einem Internet-Artikel: »Aufgrund der Wechselwirkung mit anderen Himmelskörpern unseres Sonnensystems wissen wir, dass Planet X existiert«, behaupten die Autoren. Wie diese Wechselwirkung funktioniert und welche Himmelskörper betroffen sind, verraten die Esoteriker nicht. Diese Unverbindlichkeit ist charakteristisch: Sie verhindert, dass die Widersprüche allzu offensichtlich sind und von Laien durchschaut werden können.

Nancy Lieder behauptet gar, sie habe ihre von den Zeta eingegebenen Visionen bezüglich Nibiru und dem Polsprung auf einer Zeitreise in die Zukunft persönlich erfahren: »Ich schaue auf die Erde vom Weltall, aber ich bin weit genug weg, um alle Horizonte auf einmal sehen zu können. (...) Als ich Südostasien passiere, bemerke ich, dass das Land entlang der Küste verschwindet, wie weggegessen vom Wasser. Das passiert alles entlang der Küstenlinie so weit mein Blick reicht, vom Norden Koreas bis nach Indonesien.« Nancy Lieder entdeckte auf ihrer visionären Reise durch das All, dass die westliche Hälfte von Australien überflutet wird. »Während die Westküste Nordamerikas langsam ins Blickfeld kommt, sehe ich, wie die ganze Küstenlinie vermutlich von Kalifornien bis nach Kanada scharf nach oben gehoben ist. Zentralamerika ist unter Wasser. Wo einst San Francisco war, ist jetzt ein Wasserfall.« »Weggegessen« sei auch die südöstliche Küste, Florida sogar ganz verschwunden. Das überflutete Europa sehe aus wie eine Reihe von Inseln.

Dann kommen die Zeta mit einer angeblich authentischen Botschaft zu Wort: »Unsere Abgesandte Nancy hat die Vision übermittelt, die wir ihr bezüglich der Kataklysmen gaben. Die Kataklysmen resultieren von der magnetischen Anziehung eines Riesenkometen, der eigentlich ein Planet eures Sonnensystems ist.« Dieser Planet übersteige die Masse der Erde und bewege sich bei seiner ersten Passage zwischen Sonne und Erde.

Eingeweihte sollen überleben

Nancy Lieder möchte aber, dass ihre Kunden und Anhänger zur privilegierten Minderheit gehören, welche die Katastrophen und kannibalischen Angriffe der um ihr Leben kämpfenden Artgenossen übersteht. Auf Zeta-Talk Germany werden die User mit den Worten empfangen: »Glauben Sie mir, es ist unser aller Interesse, dass Ihnen die notwendigen Informationen zur Verfügung stehen, die Sie brauchen, um in Zukunft auch zu jenen Menschen gehören zu können, die den stärksten Polsprung seit über 50.000 Jahren überlebt haben.«

Die Zeta-Aliens übermittelten Nancy Lieder auf medialem Weg angeblich exakte Informationen, in welchen Weltgegenden die apokalyptischen Stürme am besten überlebt werden können. Anhand dieser Durchsagen fertigten Nancy Lieder und ihre Anhänger Katastrophenkarten mit teilweise erstaunlichen Resultaten an (www.polsprung-info.de/polsprung). Für Deutschland prophezeien die Zeta folgendes Szenario: »Die Tiefebenen Deutschlands leiden unter Überschwemmungen sowohl durch die Flutwellen, die die Küste während des Polsprungs angreifen, wie auch als Resultat der schmelzenden Pole.« Während der Stunde des Polsprungs finde eine schnelle Gebirgsbildung statt. Am sichersten seien die Vorberge, weil die Alpen diese vor den vulkanischen Eruptionen im Süden schützen würden.

Weiter berichten die außerirdischen Zeta, dass das Wasser des Atlantiks in die Ostsee fließen und das Tiefland großflächig überschwemmen werde. Der Meeresspiegel steige wegen der Polschmelze innerhalb von zwei Jahren um 205 Meter an und flute auch Berlin. Selbst Bonn versinke in den Wassermassen, weshalb die Bewohner in höhere Regionen paddeln sollen, empfiehlt Nancy Lieder. München sei jedoch sicher vor den Fluten, hingegen würden Stürme viele Gebäude zum Einsturz bringen. Da die Wassermassen kaum zurückfließen könnten, liege die Metropole an der Isar nach der Polschmelze unweit der neuen Küstenlinie, »und man könne dort aus dem Ozean-Angeln Vorteil ziehen«. Die Zeta raten den Münchnern, sich als moderne Noahs rechtzeitig mit dem Schiffbau vertraut zu machen.

Österreich soll dank den Alpen sicher sein vor den großen Wassern, jedoch von Flüchtlingen aus dem Norden (wegen der Fluten) und dem Süden (wegen der Vulkane) überschwemmt werden. Ein überraschendes Szenario halten die Zeta respektive Nancy Lieder für die Schweiz parat. Das Land sei »nahe an den Flutwellen von der Küste«. Ein Staat, der »an den Atlantik grenzt, muss sich anpassen«. Es könne nass und unsicher für jene werden, »die nicht auf eine Waschung im Meer vorbereitet sind«. Menschen, die nach dem Polsprung und den hochschießenden Fluten zurück in ihre Häuser kehren würden, lebten in Zukunft auf einer Insel und könnten im Ozean fischen.

Die Prognosen auf dem Dokument vom 30. April 2011 kamen dem deutschen Übersetzer eigenartig vor, weshalb er die Zeta via Nancy Lieder fragte, ob sie sich bezüglich der Schweiz nicht geirrt hätten, liege das Land doch mindestens 300 Meilen von der Küste entfernt. Es sei schwer zu glauben, dass sich Atlantik-Wasser über die Schweiz ergießen würde.

Die Zeta fühlten sich in ihrem Stolz gekränkt und reagierten beleidigt. Ob er je gesehen habe, was passiere, wenn Fluten zusammenprallten? »Wenn du so sicher bist, was du weißt, dann geh in die Schweiz und ignoriere unsere Worte. Es ist dein Leben.« Auf den Umstand, dass die Schweiz nicht an der Küste liege, gingen die Zeta nicht ein.

Nach dem Polsprung kommt Deutschland laut den Zeta etwa auf 10 bis 20 Grad südlicher Breite zu liegen und erhält ein tropisches Klima, weil sich die Himmelsrichtungen verschieben. Wo heute Norden liege, werde nachher Osten sein. 15 Jahre lang soll vulkanischer Staub die Erde verdunkeln oder zumindest das Sonnenlicht trüben.

Nach Nancy Lieder ereignen sich alle 3600 Jahre Polsprünge, ausgelöst durch die Gravitation des bedrohlich nahe an der Erde vorbeisausenden geheimnisvollen Planeten. Der vorletzte Polsprung soll 1600 v. Chr. den Nordpol von Grönland zum Arktischen Ozean verschoben haben, weshalb die letzten Mammuts unweit von Sibirien ausgestorben seien. Bei der letzten Annäherung an die Erde hat Nibiru angeblich die zehn biblischen Plagen ausgelöst.

Astronomen schütteln bei diesen Theorien von Nancy Lieder und ihren esoterischen Kollegen den Kopf. Es sei zwar denkbar, dass in den äußersten Sphären des Sonnensystems noch unbekannte Planeten kreisen würden, doch diese könnten der Erde nicht gefährlich nahe kommen, erklären sie. Das gälte auch für Nibiru, wenn er denn existierte: Bei einer Umlaufbahn von 3600 Jahren sei es nicht möglich, dass der Planet X den Weg der Erde kreuze oder sich ihr in einer Weise nähere, dass seine Gravitation die Erdachse zum Kippen bringe. Planet X müsste sich in einer extremen elliptischen oder ovalen Bahn sehr weit von der Sonne entfernen – rund 230 Mal die Distanz Sonne-Erde. Dies sei aus physikalischen Gründen unmöglich.

Ist Nibiru ein Brauner Zwerg?

Denn Nibiru unterliege – wie die andern Planeten auch – dem Gesetz der Gravitation und müsste die Sonne annähernd kreisförmig umrunden, sagen die Astronomen. Nibiru wäre bei der ihm angedichteten Bahn längst mit einem Planeten oder der Sonne kollidiert oder aus dem Sonnensystem geflogen. Wäre Nibiru hingegen tatsächlich größer als die anderen Planeten und zum Beispiel ein Brauner Zwerg, wie manche Esoteriker behaupten, hätte er Jupiter, Uranus oder Mars wegen seiner starken Gravitation zerstört oder aus dem Sonnensystem geworfen.

Esoteriker halten mit dem Argument dagegen, es gebe sehr wohl Himmelskörper, die stark ovale Bahnen ziehen würden. Das ist richtig, doch es handelt sich dabei lediglich um die kleinen Asteroiden und gewisse Kometen. Wäre Nibiru tatsächlich im Anflug auf die Erde, wäre seine Gravitation bereits wirksam: Die Raumfahrt hätte ihn auch bei einer großen Entfernung zu unserem Planeten längst zu spüren bekommen, denn seine Gravitation hätte die Raumsonden von den berechneten Bahnen abgebracht. Wenn ihnen keine plausiblen Erklärungen mehr einfallen, behaupten manche Esoteriker, Nibiru befinde sich auf der Rückseite der Sonne und sei für uns nicht sichtbar. Das wäre nur möglich, wenn der ominöse Planet X die gleiche Bahn wie die Erde beschreiben würde. Dann könnte er sich aber nicht so weit an den Rand des Sonnensystems bewegen und schon gar nicht der Erde gefährlich nahe kommen.

Wenig überzeugend sind auch die verschwörungstheoretischen Argumente von Nancy Lieder und manchen Esoterikern, die Wissenschaftler und der Vatikan (!) würden die Existenz von Nibiru geheim halten. Doch auch diese Erklärung vermag nicht zu überzeugen, denn der Planet ließe sich nicht totschweigen: Wenn er 2012 den erdnächsten Punkt erreichen würde, hätten ihn selbst Amateurastrologen mit ihren einfachen Teleskopen längst entdeckt. Würden die von Esoterikern und Endzeitgläubigen angegebene Umlaufzeit von 3600 Jahren und die entsprechende Bahn richtig liegen, müsste Nibiru sogar schon seit 2009 mit bloßem Auge erkennbar sein.

Lösen Sonnenstürme apokalyptische Katastrophen aus?

Wie bereits erwähnt, prophezeien Esoteriker um die Zeit vom 21. Dezember 2012 starke Sonnenstürme, wie sie auch der Maya-Älteste Dos Mundos in seiner 4. Prophezeiung vorhergesagt hat. Dieses Phänomen löse verheerende Katastrophen aus und gefährde die gesamte Menschheit, behaupten Endzeit-Verkünder. Dabei thematisieren sie ein Ereignis, mit dem sich auch die Wissenschaft beschäftigt. Allerdings schätzen Experten die Gefahren wesentlich geringer ein und können ihre Erkenntnisse mit Untersuchungen und Vergleichen untermauern.

Sonnenstürme oder Sonneneruptionen entstehen aus Sonnenflecken, die starke Magnetfelder erzeugen. Diese entwickeln sich wie große Wirbel ins All hinaus. Lösen sie sich auf, entstehen riesige Explosionen. Die frei werdende Energie der elektrisch geladenen Sonnenmaterie wird ins All katapultiert. Trifft