Im Banne des Silbers - Klaus-Rainer Martin - E-Book

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Klaus-Rainer Martin

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Beschreibung

Der Sankt-Barbara-Fundgrube im erzgebirgischen Schneeberg drohte 1476 das Ende. Schon einen Monat lang suchte man vergebens nach dem verlorenen Silbergang. Die letzte Schicht war angebrochen. Der Schlägelgeselle Fritz Böhme entdeckte in dieser Schicht Gesteinsformationen, die auf ein Silbervorkommen hindeuteten. Doch statt diese Entdeckung zu melden, um den Fortbestand der Arbeit zu sichern, verheimlichte er diese Entdeckung und bewegte später seinen Hauer Albin Winkler dazu, mit ihm gemeinsam heimlich nach dem Silbervorkommen zu suchen. Doch der Silberfund brachte ihnen weder Glück noch Reichtum, sondern führte zu dramatischen Ereignissen.

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Klaus-Rainer Martin

Im Banne des Silbers

Eine Erzählung aus dem erzgebirgischen Bergbau des Mittelalters

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Vorbemerkungen

 

Die Erzählung „Im Banne des Silbers“ habe ich bereits im August / September 1959 in Bochum geschrieben. Damals arbeitete ich als Hauer auf der Zeche „Hannibal“ in Bochum, nachdem ich im März 1958 als noch nicht einmal Zwanzigjähriger aus dem Erzgebirge fliehen musste. Aber das Erzgebirge und der erzgebirgische Bergbau hat mich damals sehr beschäftigt. Schließlich war ich selbst Bergmann und der Beruf des Bergmanns hatte seit dem Mittelalter im Erzgebirge eine große Tradition. Von 1952 bis 1955 absolvierte ich meine Lehre im Steinkohlenbergwerk „Karl Marx“ im sächsischen Zwickau und danach arbeitete ich als Junghauer und nach der Hauerprüfung im Juli 1956 als Hauer im Steinkohlenbergwerk „Deutschland“ in Oelsnitz im Erzgebirge.

 

Was lag näher, als mich nach zwei Jahren Berufstätigkeit als Hauer im „Deutschlandschacht“ unter Tage für das Studium an einer Bergbau-Ingenieurschule zu bewerben, zumal auch meine drei älteren Brüder nach ihrer handwerklichen Berufstätigkeit über den zweiten Bildungsweg die Hochschulreife erlangt und ein Studium begonnen hatten? Doch Leistung allein und eine nach zahlreichen Abendkursen bestandene Reifeprüfung reichten in der damaligen DDR nicht aus, um studieren zu dürfen. Man musste von seiner Brigade zum Studium delegiert werden. Nachdem auch diese Hürde genommen war, begann ich am 1. September 1957 mit dem Studium an der „Bergbau-Ingenieurschule Georgius Agricola“ in Zwickau/Sachsen.

 

Die „Studentenbude“ teilte ich mit einem Kommilitonen, der überzeugter SED-Genosse war. Häufig gerieten wir in politische Diskussionen. Dabei schien er mir verblüffend offen und tolerant. Doch er war fest davon überzeugt, dass in der Zeitung „Neues Deutschland“, dem Zentralorgan der SED, niemals etwas Falsches abgedruckt werde. Ich versuchte, ihm das Gegenteil zu beweisen. Und bald bot sich Gelegenheit hierzu. Die Sowjetunion schoss den Satelliten „Sputnik II“ mit dem Hund Laica ins Weltall. Die Parteizeitung „Neues Deutschland“ berichtete ausführlich darüber, auf welch wunderbare und sichere Weise Laica wieder zur Erde zurück kommen werde. Der Versuch misslang. Wenige Tage später stand es im Neuen Deutschland schwarz auf weiß: „Wie die gesamte Weltpresse ist auch die Redaktion ’Neues Deutschland‘ das Opfer eines bedauerlichen Irrtums geworden ...“ – Es wurde weiter erklärt, dass von vornherein geplant war, Laica im Weltall nach Abschluss der Versuchsreihe auf humane Weise zu töten. Nun hatte ich schwarz auf weiß, dass auch das „Neue Deutschland“ mal irren kann. Mein Triumph über diesen Irrtum führte bei meinem Kommilitonen zu Ärger und zu der Reaktion „Das muss ich meiner Parteileitung melden.“ Bereits tags darauf begannen für mich eine Anzahl von verhörähnlichen Gesprächen bei der ZSGL (Zentrale Schulgruppenleitung der FDJ), in welchen ich meine politische und weltanschauliche Gesinnung darzulegen hatte.

 

Am Ende dieser Gespräche stand mein Ausschluss aus der Freien Deutschen Jugend (FDJ). Während einer FDJ-Vollversammlung in der Aula der Ingenieurschule musste ich vor ungefähr vierhundert Studenten mein Blauhemd ausziehen und abgeben. Eine Woche lang saß ich als einziger bei den Vorlesungen im karierten Hemd zwischen den Studenten im Blauhemd. Doch das war für die Träger der Blauhemden unerträglich. Deshalb erfolgte auf Antrag der FDJ-Vollversammlung an die Schulleitung mein Ausschluss vom Studium. Ich fühlte mich ungerecht behandelt und legte Einspruch beim damaligen Volkskammerpräsidenten Johannes Dieckmann in Ostberlin ein. Er war Liberaldemokrat und gehörte der LDPD an. Ich erhoffte mir von ihm Verständnis. Doch er bestätigte die Entscheidung der Schulleitung, nannte mich einen „Zweifler an der Richtigkeit der Politik der DDR“, der keine Führungsaufgaben übertragen bekommen dürfe, die nun mal ein Ingenieur haben wird und riet mir, mich für vier Jahre zum Dienst an der Waffe bei der Nationalen Volksarmee zu verpflichten, um damit tätige Reue zu zeigen. Das war für mich unannehmbar.

 

So arbeitete ich wieder als Hauer im Steinkohlenbergwerk „Deutschland“ in Oelsnitz im Erzgebirge. Die Kumpel meiner Brigade, die mich zum Studium delegiert hatten, forderten mich in einer Betriebsversammlung vor Schichtbeginn auf darzulegen, weshalb ich vom Studium ausgeschlossen worden sei. Mein Bericht rief bei den Kumpels Unmut über das Verhalten der Schulleitung und des Volkskammerpräsidenten hervor. Während der anschließenden Arbeit unter Tage bat mich der Steiger, nach Schichtende bei ihm einen Urlaubsschein zu beantragen und „weit weg zu fahren“. Ich verstand, was er damit sagen wollte. Noch in der gleichen Nacht, am 8. März 1958, verließ ich mit einem kleinen Köfferchen die DDR über Westberlin, um mein Glück im Westen zu suchen. Zwar war eine Flucht in den Westen vor dem Mauerbau am 13. August 1961 für Leib und Leben ungefährlich. Dennoch musste man auf der Hut sein, um nicht von ostdeutschen Grenzpolizisten geschnappt zu werden. Und als 19jähriger hatte ich in der für mich so fremden Umgebung so manches Mal Heimweh nach meiner erzgebirgischen Heimat, zumal ich damals nicht wusste, ob ich sie je wiedersehen werde. So manches mal habe ich die 6. Strophe des erzgebirgischen Liedes „Wu de Walder haamlich rauschen“ in einer von mir gedichteten Version gesungen:

 

Bi gar weit ins Land nei ganga,

wu de Menschen annersch sei,

doch ich ka net wiederkomma,

denn su manches is drüb’n nei. (neu, anders)

Wu de Walder haamlich rauschen,

wu de Haad su rötlich blüht,

mit mein’m Schicksal möcht ich tauschen,

weil do drubn mei Haisel stieht.

 

(Ich hoffe, Anton Günther verübelt es mir nicht, dass ich sein Lied umgedichtet habe).

 

Im Westen arbeitete ich bis September 1959 als Hauer auf der Zeche „Hannibal“ in Bochum und lebte in einem Wohnheim für ledige Bergleute, im Volksmund „Bullenkloster“ genannt. Dort wohnte ich zunächst in einem 6er-Zimmer mit drei Doppelstockbetten, einem Tisch mit sechs Stühlen und einem 6er-Spind. Nach einem halben Jahr „Betriebstreue“ durfte ich in ein Zweibett-Zimmer umziehen und nach einem Jahr erhielt ich ein Einzelzimmer.

 

Der erzgebirgische Bergbau ließ und lässt mich bis heute gedanklich nicht los, denn er hat mehr und ältere Traditionen, welche das Leben der Menschen prägen, als der Bergbau des Ruhrgebietes. 1959 beschäftigte ich mich mit den „Bergfreiheiten“, mit dem „Berggeschrey“ und mit dem Schneeberger „Bergstreittag“. Die Bergleute genossen zu allen Zeiten besondere Privilegien. Im Mittelalter wurden diese als „Bergfreiheiten“ bezeichnet. Man hatte sie damals eingeführt, um damit Zuwanderungswilligen Anreize zu bieten. Im Einzelnen waren dies Möglichkeiten des freien Zuzugs und Erwerbs eines eigenen Häuschens, eigene Gerichtbarkeit in den Bergstädten (der Berghauptmann war zugleich Richter), Befreiung von Abgaben und Diensten wie z.B. Frondienste für die Herrschenden und insbesondere Freistellung vom Militärdienst und das Recht, Waffen zu tragen.