Im Engelsgriff 3 - Gloria Godman - E-Book

Im Engelsgriff 3 E-Book

Gloria Godman

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Beschreibung

Ria scheint endlich das gefunden zu haben, wonach sie sich so lange gesehnt hat: Eine erfüllende Beziehung zu Sascha und Jan, in der sie ihre Polyamorie ausleben kann. Doch als der Alltag in ihre Beziehung einzieht, verspürt Jan immer stärker die Sehnsucht nach seinem alten BDSM-Leben. Während er sich immer weiter zurückzieht, stellt sich Ria die Frage, ob ihre Liebe stark genug ist, um diese Herausforderung zu meistern. Werden sie ihre Leidenschaft für BDSM neu entfachen können und gemeinsam eine neue Ebene der Intimität erreichen? Auch in Band 3 ist wieder eine Geschichte voller ausschweifender BDSM-Sessions, Schmerz, Bewährungsproben und Polyamorie. Da lacht das Herz aller, die von dominanten und sadistischen Herrinnen träumen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 257

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Hinweis
Vertraue und folge mir!
Was Dein ist, ist Mein
Als mein Dienstmädchen
Wir gehen zurück an den Ort unseres Anfangs
Wie tief kann das zwischen uns werden?
Ohne dich bin ich eine leere Hülle
Du wirst eine Entscheidung treffen
Rette mich!
Erklärungen zu BDSM
Weitere SM-Bücher
Impressum

Gloria Godman

Im Engelsgriff

Band 3: Liebliche Göttin – triebhafter Sklave

ISBN 978-3-98704-005-4

© 2023 Fetischbuch

1. Auflage 2023

www.fetischbuch.de

Alle Rechte vorbehalten.

Für Minderjährige ist dieses Buch nicht geeignet. Bitte achten Sie darauf, dass das Buch Minderjährigen nicht zugänglich gemacht wird.

Die auf dem Cover abgebildeten Personen stehen in keinem Zusammenhang mit dem Inhalt dieses Buchs!

Coverfoto: © Richard Semik – stock.adobe.com

Hinweis

Dieses E-Book ist nur für Erwachsene geeignet, die sadomasochistischen Praktiken offen gegenüberstehen.

Alle beschriebenen Handlungen erfolgen in gegenseitigem Einverständnis zwischen Erwachsenen.

Die Geschichte ist der Fantasie der Autorin entsprungen und die Handlungen und Sexualpraktiken sind nicht geeignet nachgeahmt zu werden. Wenn Sie das Bedürfnis verspüren, BDSM zu praktizieren, informieren Sie sich über Risiken und Sicherheitsvorkehrungen.

Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind nicht beabsichtigt und rein zufällig.

Viel Spaß beim Lesen dieses Buches.

Vertraue und folge mir!

Die kühle Herbstluft umspielte Rias Beine und kroch, wie eine Schlange zwischen ihre Zehen. Sie fröstelte, zog ihre Knie näher zu sich heran und wickelte ihre Kuscheldecke fester um ihren Körper. Abends war es inzwischen spürbar kälter geworden. Tagsüber zeigte sich der Oktober in all seiner Farbenpracht und mit vielen Sonnenstunden von seiner besten Seite. Nach Sonnenuntergang war dagegen nicht zu leugnen, dass der Sommer gen Süden gezogen war. In dieser Jahreszeit bereitete die Feuerstelle im Garten Ria deutlich mehr Freude. Mit einem Lächeln legte Ria ihr Kinn auf den Knien ab und sah wie hypnotisiert in die Flamme. Die Blätter rauschten im Wind und das Feuer knisterte melodisch zu diesen Naturklängen, während am Himmel die ersten Sterne funkelten. Die Lichter der Stadt raubten dem Sternenhimmel seine Faszination. Im Gegensatz zum Nachthimmel in Jans ländlicher Abgeschiedenheit, wo die endlosen Weiten der Nacht klarer zu bewundern waren.

Apropos Jan, wo steckt er bloß, fragte sie sich. Immerhin war er vor einer guten Stunde bei ihr aufgebrochen und müsste inzwischen wieder daheim sein. Sie griff nach ihrem Smartphone, um nachzusehen, ob er eine Nachricht geschickt hatte. Nichts. Ohne nachzudenken, tippte sie auf die nächste App und prüfte den Sitz seiner digitalen Leine.

Er war auf der Autobahn wenige Kilometer von der Ausfahrt entfernt, die in roter Farbe auf der virtuellen Karte leuchtete.

Ihr Finger wischte weiter, wählte seinen Kontakt aus und rief ihn an.

»Hallo, meine Göttin«, krächzte es nach einem Freizeichen.

»Hast du mich auf dem Freisprecher?«, fragte sie bissig, denn sie hörte die Fahrgeräusche deutlich lauter als seine Stimme.

»Ja, soll ich aufs Headset umschalten?«, kam prompt die Gegenfrage.

»Ich bestehe darauf! Dein Lautsprecher ist nicht zu gebrauchen«, antwortete sie und wartete auf eine rauschfreie Fortsetzung ihrer Unterhaltung.

»Ist es jetzt besser, meine Göttin?«, hörte sie ihn kurz darauf fragen.

»Ja, ist es. Ohne die Nebengeräusche quatscht es sich besser. Du steckst wohl im Stau?«

»Ja, doch nicht mehr lange. Ich sehe Blaulicht bei der Ausfahrt, vermutlich ein Unfall«, erklärte Jan und korrigierte sich gleich darauf. »Nein, es ist kein Unfall, sondern eine Verkehrskontrolle. War ja klar, mich winken sie natürlich raus.«

»Du hast aber nichts zu befürchten«, kommentierte Ria gelassen.

»Außer sie wollen den Inhalt meines Kofferraums sehen«, bemerkte Jan lachend.

Ja dieser Inhalt hatte Zündstoff. Bei dem Gedanken fuhr Ria in eine aufrechtere Haltung und stieg mit einer böswilligen Lache in seine spaßige Anmerkung mit ein. Um nichts in der Welt würde sie sich diese Chance nehmen lassen und bestimmte: »Ja, das wäre richtig lustig, wenn sie von dir verlangen die Koffer zu öffnen. Leg also unter keinen Umständen auf! Ich will mithören.«

»Natürlich, meine Göttin«, bestätigte Jan. Bald darauf hörte Ria dumpf eine tiefe Männerstimme: »Allgemeine Verkehrskontrolle. Stellen Sie den Motor ab und dann brauchen wir Führerschein und Fahrzeugschein, bitte!«

Der Anweisung folgte ein Rascheln. Vermutlich suchte Jan im heillosen Durcheinander seines Handschuhfaches nach dem Fahrzeugschein. Dann herrschte wieder Ruhe. Gelassen wartete Ria und hoffte auf die baldige Kofferraumkontrolle.

»Wohin fahren sie?«, fragte der Polizeibeamte.

»Nach Hause«, antwortete Jan knapp.

»Steigen Sie bitte aus«, forderte ihn der Beamte auf und kurz darauf hörte Ria das Geräusch der Autotür, die zunächst auf- und dann zuging. Neugierig folgte sie der weiteren Konversation zwischen Jan und den Polizisten.

»Haben Sie einen Verbandskasten, Warndreieck und Warnwesten?«

»Ja«, schnaufte Jan.

Warndreieck! Das liegt sicherlich im Kofferraum … oh es wird heißer, fieberte Ria mit. Zu ihrer Enttäuschung blieb das Bähm! aus. Es raschelte eine Weile – wahrscheinlich suchte Jan im Chaos seines Wagens nach den drei Teilen. Weiter passierte nichts Spannendes. Wie langweilig, dachte Ria. Würde er denn tatsächlich ungeschoren weiterfahren dürfen?

Nach einer Weile ging die Unterhaltung zwischen Jan und dem Beamten weiter: »Haben sie Alkohol getrunken?«

»Nein«, versicherte Jan.

»Haben Sie Rauschmittel konsumiert?«

»Nein.«

»Sind sie damit einverstanden, dass wir einen kurzen Test durchführen?«

»Klar.«

»Bitte einmal kräftig reinpusten, bis es piepst!«

Wie unspektakulär, dachte sich Ria. Das lohnte sich für sie nicht. Sie war enttäuscht, da der Kontrolleur kein Interesse an Jans heißem Inventar im Fahrzeug hatte. Just als sie den Mund öffnete, um Jan zu erklären, dass er sie nach der Überprüfung zurückrufen sollte, hörte sie die entfernte Stimme sagen: »Bitte, einmal in den Becher urinieren!«

Schnell schluckte sie die Worte, die ihr auf Zunge lagen, hinunter. Jetzt war sie ganz hellhörig und lachte schelmisch auf. Es kam zwar anders als erwartet, doch diese Variante war noch heißer. Kichernd kommentierte sie: »Tja Darling, sieh zu, dass du den Becher triffst und nicht wie ein Rasensprenger losgehst. Ich glaube, Polizisten anpinkeln, gilt als Beamtenbeleidigung.«

»Hm. Ich glaub, das könnte ein Problem werden«, murmelte Jan.

Kurz bremste Ria ihr Gekicher und überlegte, an wen diese Äußerung gerichtet war. Da der Polizist antwortete: »Uns reichen auch zwei Tropfen«, war demzufolge dieser angesprochen.

Ria kicherte und neckte Jan: »Los, Darling! Und gut aufpassen!«

»Gehen Sie denn nicht weg?«, fragte Jan verlegen.

»Die Urinprobe muss unter Aufsicht erfolgen. Damit wird sichergestellt, dass es sich um Ihr eigenes Urin handelt«, erklärte der Polizist.

Da war es. Das ersehnte Bähm! Grell lachte Ria in den Hörer und stampfte voller Begeisterung mit den Füßen auf ihren Gartenstuhl. Euphorisch und übermütig ermahnte sie Jan: »Oh ja, oh ja, das wird herrlich, blamier mich bloß nicht, Darling!«

Mit letzten Kräften bemühte sie sich, ihr Gelächter zu dämpfen und sich mit einem fiesen Grinsen zu begnügen. Keine Reaktion, nicht einmal eine Silbe oder einen Laut durfte sie verpassen. Sie spitzte die Ohren und es dauerte nicht lange, bis sie zu ihrem Vergnügen kam. Die bis dahin tiefe Stimme fragte in einer deutlich erhöhten Tonlage: »Was ist das?«

Yeah, Baby! Wie geil ist das denn bitte, jubelte es in ihrem Kopf. Eine diabolische Lache kroch aus Rias Eingeweiden ihre Kehle hinauf, während Jan keinen Mucks von sich gab.

»Ich kenne ja solche, hm, solche Cockringe. Aber das? Tut das nicht weh?«, stotterte der ahnungslose Mann.

Nun platzte es aus Ria heraus. Diesen Lachanfall vermochte sie nicht länger zurückzuhalten. Tränen liefen ihr über die Wangen. Verzweifelt griff sie sich an den Bauch. Sie erlag ihrem Lachkrampf, der ihren gesamten Körper schüttelte, während sie kaum zum Luftholen kam. Das Bild vor ihrem geistigen Auge war grandios. Der kleine, muskelbepackte Jan in seiner markanten Grufti-Kluft mit runtergelassener Hose, einem Edelstahlkäfig um seinen Schwanz und der entsetzte Ausdruck des Polizisten. Wie gerne wäre sie jetzt vor Ort und würde das live erleben. Wie gerne hätte sie Jans verlegenes, und das schockierte Gesicht des Anderen, gesehen. Sie lachte heftig, ungehemmt, teuflisch. Es hörte sich eher nach einem Zischen an, das nur vom hektischen Einatmen unterbrochen wurde.

Nur mühsam hörte sie Jan brabbeln und vereinzelte Fragmente drangen zu ihr durch. Sie vernahm viele verlegene Ähms, hilflose Puhs und dann so was, wie »Geht schon«.

»Ach so? Es geht schon? Das kann ich ganz schnell ändern, Darling«, brachte Ria unter Mühe heraus, bevor sie sich wieder vor Lachen den Bauch hielt.

»Können Sie damit überhaupt urinieren?«, erkundigte sich der unfreiwillige Akteur dieser großartigen Komödie.

»Ja, schon, das dauert aber etwas«, erwiderte Jan.

Mühsam presste Ria unter ihrem Gewieher die Sätze heraus. »Wenn der Typ vor dir heiß ist, kannst du ihn an mich verweisen. Ich helfe ihm sehr, sehr gerne, es hautnah selber herauszufinden«, keuchte sie.

Jan hustete, anstatt einer Antwort und Ria beruhigte sich. Ihr Lachen verhallte. Allmählich besann sie sich. Ein neuer Geistesblitz durchfuhr sie.

»Ist er heiß?«, fragte sie.

Verdammt, Jan war außerstande zu antworten, fiel ihr ein.

»Huste zwanzigmal für nein und bleib still für ja!«, befahl sie. Ihr Lachen verstummte zur Gänze. Sie erkannte, welches Potenzial in dieser Situation steckte, das sie bis auf den letzten Tropfen ausquetschen wollte.

Sie hörte, wie Jan nach Luft rang, jedoch nicht hustete.

»Ha! Du hustest nicht, also ist er heiß«, kommentierte sie und hielt die Zügel dieses Moments fest in ihren Händen. Sie fuhr fort: »Ist meine kleine Schlampe gierig auf den uniformierten Mann? Wer könnte es dir übel nehmen? Immerhin hat er Handschellen, einen Schlagstock und vermutlich einen Knüppel zwischen den Beinen«, hauchte sie anzüglich ins Mikrofon und neckte ihr Opfer weiter: »Jetzt stell dir doch vor, ich wäre auch da! Der Freund und Helfer würde mir sicherlich zur Hand gehen. Er würde dich an den Polizeiwagen drücken, dich für mich fixieren, schlagen, wenn du nicht folgst, und ich würde mein geiles Schwanzmädchen ordentlich durchficken.«

Nach einer theatralischen Pause trieb sie ihren geliebten Sklaven weiter in die Enge: »Ist diese Vorstellung nicht geil, Darling? Wird es etwas strammer in deinem Gefängnis? Kriecht mein anrüchiges Gesäusel durch dein Ohr in dein rasendes Herz und wandert dann tiefer zu meinem Schwänzchen? Zu meinem Fleischdildo, der fest in meinem Griff ist und in den sich meine Krallen umso fester bohren, je praller er wird?«

Ein piepsiges »Hm« erklang von Jan und er jammerte: »Ich kriege gerade keinen Tropfen raus.«

»Wir können Sie auf die Polizeiwache mitnehmen, damit dort Blut abgenommen werden kann«, zeigte der Beamte ihm die Alternative auf.

Bevor Jan antworten konnte, befahl Ria: »Nein! Pack das Schwänzchen noch nicht weg und tu dein Bestes. Wenn der Herr Polizist möchte, dass du pinkelst, dann machst du das. Vielleicht steht er auf den Natursekt kleiner Schwanzmädchen. Mach ihm also schöne Augen dabei!«

Ja, sie war voll in ihrem Element und ihr gesamter Körper pulsierte. An ihrem Ohr herrschte Stille. Ria spitzte die Ohren und biss sich lüstern auf die Unterlippe, als sie nach einer Weile hörte, wie Jan erleichtert aushauchte. Das war ihr Zeichen für den nächsten Zug.

»Und jetzt stöhne lustvoll, du weißt schon, so wie in billigen Pornofilmen«, wies sie Jan an.

»Aah«, gab Jan monoton von sich.

»Das war alles andere als lustvoll. Wir werden das noch üben – du willst doch nicht zum unbrauchbaren Sklaven degradiert werden, der nur eine Enttäuschung ist?« Rias Tonfall war scharf.

Wieder Stille, bis auf Schritte und Geraschel keine weiteren Unterhaltungen. Gespannt horchte sie, um diese einmalige Situation in vollen Zügen auszunutzen und ihr pikantes Spiel auf die Spitze zu treiben. Dann hörte sie wieder den Beamten, der endlich fragte: »Was ist in den Koffern?«

»Mein Zeug«, gab Jan einsilbig von sich.

»Schau an, der Herr Polizist interessiert sich doch für deine Sachen. Vielleicht hat er auch ein Auge auf dich geworfen! Frag ihn, ob er reinsehen will«, befahl sie.

Nach der vorangegangenen Zurechtweisung spurte Jan besser und fragte kleinlaut: »Soll ich die Koffer öffnen?« Ein klares »Ja« folgte als Antwort.

Ria grinste schelmisch über das ganze Gesicht. Genau in dieser Lage wollte sie Jan haben. Die Vorstellung, welcher Anblick den nicht mehr so ahnungslosen Beamten gleich geboten würde, kickte sie enorm. Die Koffer waren voller Perversitäten, die Jan gestern zu ihrem ersten Dreierspiel zu ihr mitgebracht hatte. Zwar hatte sie Tage vorher entschieden, ihre beiden Sklaven in einem Wettstreit antreten zu lassen, hatte sich jedoch nicht vorab auf die einzelnen Disziplinen festgelegt. Entsprechend lang war die Packliste für Jan ausgefallen. Zwei volle Koffer mit Ketten, Peitschen, Dildos, Gasmasken, Latex und weiterem Spielzeug wurden gerade vermutlich vom Polizisten mit einer Taschenlampe ausgeleuchtet. Wie gerne hätte sie die Gesichter der beiden Männer gesehen.

»Okay …«, räusperte sich die Stimme des Fremden und brummte weiter: »Mit ihrer Probe war alles in Ordnung. Sie dürfen weiterfahren.«

Nein, nein, so leicht würde Jan ihr aus dieser Schlinge nicht entweichen. Sie war inzwischen zu feurig, um zu erlöschen.

»Frag den Herrn Polizisten nach seinem Dienstausweis und lies den Namen laut vor«, lautete ihre nächste Order. Jan zögerte, also schloss sie mit Nachdruck an: »Er ist dir gegenüber verpflichtet, sich auszuweisen, wenn du es verlangst. Und du verlangst es jetzt!«

»Kann ich ihren Dienstausweis sehen?«, fragte Jan scheu.

»Sie wollen meinen Dienstausweis sehen?«, versicherte sich der Beamte.

»Mhm«, machte Jan und sagte kurz darauf: »Herr Andreas Müller.«

»Brav. Und nun wiederholst du Wort für Wort, was ich dir jetzt sage: Wenn Ihnen gefallen hat, was sie heute gesehen haben, liegen Ihnen meine Personalien vor, Herr Müller. Vielleicht höre ich noch etwas von Ihnen. Und dann zwinkerst du ihm zu.« Ria trieb ihr Spiel weiter in die Höhe.

Mit deutlichem Zittern in der Stimme wiederholte Jan artig jedes ihrer Wörter und löste beim Polizeibeamten ein hektisches Räuspern aus, dem ein »Einen guten Abend und eine sichere Weiterfahrt« folgten.

Sie war zufrieden und sank entspannt in ihren Gartenstuhl. Ihr Körper glühte, ihr pochendes Herz beruhigte sich nur langsam, während sie den Geräuschen lauschte, als Jan den Kofferraum und dann die Tür zuschlug.

Das Surren des Motors oder der Klimaanlage erklang im Hintergrund, als Jan hörbar ausatmete und sagte: »Du bist aufs Äußerste teuflisch, meine Göttin!«

»Das weißt du auch nicht erst seit heute«, quittierte sie seine Feststellung.

»Wohl wahr! Aber das war mal wieder so eine krasse Situation. Wie machst du das nur? Wie kriegst du das immer und immer wieder hin, dieses Phänomenale aufs Neue zu toppen?«, fragte er mit Bewunderung in der Stimme.

»Weißt du Darling, wenn es zwischen zwei, nein, drei Menschen passt, dann muss ich nicht viel machen. Es passiert, was passieren soll«, sagte sie aus voller Überzeugung und ein sanftes Lächeln umspielte bei diesen Worten ihren Mund.

»Du bist so hochkarätig. So was wie dich gibt es kein weiteres Mal. Deshalb hat es auch so lange gedauert, dich zu finden. Ich liebe dich vom ganzen Herzen, meine Göttin«, schmachtete Jan.

»Verwechselst du gerade Liebe mit Libido?«, reizte sie ihn.

»Nein, tue ich nicht. Ob mit oder ohne pochendes Schwänzchen, bist du mein Leben«, versicherte Jan.

»Ich liebe dich auch, Darling«, bekundete sie und in energischem Ton verkündete sie: »Aber kehren wir noch mal zurück zur Libido. Dein mutmaßlich lustvolles Stöhnen, war erbärmlich! So wirst du definitiv kein Pornosternchen und machst mich eines Tages reich. Also wirst du es artig üben. Ich will, dass du morgen nach der Arbeit einen Porno drehst. Die Wahl der Garderobe und Toys wie auch das Drehbuch sind dir überlassen. Für den Film erlaube ich dir sogar, dich mit allen Hilfsmitteln zu verwöhnen. Sollte dir dabei ein Erguss im KG – in meinem Engelsgriff – gelingen, dann gönne ich dir deinen Orgasmus. Schaffst du es nicht, bleibt dein Sperma für einen Monat im Hodensack.«

»Äh, äh, wie du wünschst, meine Göttin«, stotterte Jan.

»Ich erwarte einen hocherotischen Film und wehe ich höre dort dieses fade Aah«, drohte sie.

»Ich werde wie immer mein Bestes für dich geben, meine Göttin«, versprach Jan und bald darauf verabschiedeten sie sich für die Nacht.

Lächelnd legte Ria ihr Smartphone ab und rollte sich wieder unter ihrer Kuscheldecke zusammen. Die Flamme in der Feuerstelle loderte inzwischen in ihren letzten Zügen und eine milde Wärme strahlte aus den glühenden Kohlen. Sie legte ihren Kopf in den Nacken, sah hinauf zu den Sternen und ließ ihre Gedanken kreisen.

Immer intensiver wurden ihre Spielchen, sie pushte Jan förmlich und er übertraf alle Erwartungen. Dass er sich von einem reizvollen Spielpartner zu dem Menschen entwickelte, in den sie sich verliebte, war bereits eine äußerst angenehme Entwicklung. Dass zwischen ihnen dann diese extrem tiefe Liebe entstand, traf sie deutlich unerwarteter. Aber dass ausgerechnet er derjenige war, mit dem sie ihre Vorstellungen von Polyamorie ausleben konnte, sprengte jeglichen Rahmen. Er, dieses Gummipüppchen, das ursprünglich nur für ihre sadistische Leidenschaft herhalten sollte. Dieses reizvolle Gummipüppchen harmonierte mit ihr und passte in ihre Ehe hinein. Nach dem gestrigen Spiel, bei dem sie die beiden Männer ihres Herzens zum ersten Mal auch auf der sexuellen Ebene zusammengeführt hatte, bestand kein weiterer Zweifel. Jan passte zu hundert Prozent. Der Sinnesrausch mit ihm kannte kein Limit.

»Tja, das Leben steckt eben voller Überraschungen«, sagte sie vor sich hin. Dann schüttelte sie mit dem Kopf, und murmelte: »Dabei hatten mich lediglich seine oberflächlichen Reize angezogen und jetzt schwebe ich auf Wolke Sieben …«

Sie unterbrach ihren Satz und drehte sich zum Rascheln in ihren Rücken um. Sascha schlenderte durchs Laub auf sie zu und strahlte sie an. »Soll ich dir noch Holz nachlegen?«

»Nee, lass mal. Ich will bald ins Bett. Aber du kannst dich zu mir setzen«, offerierte sie ihrem Ehemann den Platz neben sich.

»Schlafen die Zwillinge?«, erkundigte sich Ria.

»Ja, die waren sofort weg. Die Großeltern hatten offensichtlich ein aufregendes Wochenendprogramm für sie«, gab Sascha amüsiert zurück.

»Unsere Wochenendgestaltung, war aber auch nicht ohne«, bemerkte Ria süffisant und musterte ihren Mann übertrieben aufmerksam. Auch wenn sie bereits über die gestrige Session gesprochen hatten, lag ihm, jetzt mit dem zeitlichen Abstand, noch etwas auf dem Herzen.

»Es war grandios. Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass ich für dich so weit über meine Grenzen gehen könnte. Ich danke dir für diese unvergleichliche Erfahrung, mein Schatz«, beteuerte Sascha mit leuchtenden Augen und senkte seinen Blick, als Ria gefühlvoll über seine Wange streichelte und sagte: »Auch ich hätte es dir nicht zugetraut. Umso stolzer bin ich auf dich und umso dankbarer dafür, es mit dir gemeinsam erlebt zu haben.«

Sie umschloss das vertraute Gesicht mit beiden Händen und küsste seine weichen Lippen. Unglaublich, dass es nach so vielen Jahren immer noch im Bauch kribbelte, wenn sie ihm einen Kuss gab.

»Denkst du, dass es auch für Jan stimmig war?«, fragte Sascha, nachdem sich ihre Münder trennten und er sich an sie schmiegte.

»Meine Intuition sagt, ja. Ich glaube, das mit Jan könnte nicht nur eine große Sache für mich, sondern auch für uns etwas ganz Besonderes werden.«

»Da könntest du recht haben, mein Schatz«, bestätigte Sascha, drückte sich fester an sie und fragte: »Darf ich unter deine Kuscheldecke. Es ist schon ziemlich frisch geworden.«

Mit einem großen Schwung öffnete Ria ihre wärmende Höhle und Sascha rückte näher heran.

»Bevor der Winter kommt, sollten wir noch mal in die Berge. Ich will Jan mitnehmen, weil er noch nie in den Alpen war«, fiel Ria in dem Moment ein.

»Du meinst so zu fünft?«

»Warum nicht? Es funktioniert doch recht gut mit uns allen zusammen.«

Sascha nickte, lächelte ihr zu und schmiegte seinen Kopf an ihre Schulter.

Am nächsten Tag wartete sie ungeduldig auf Jans Video und drängte ihn.

Chat-Ausschnitt

Ria: Du bist inzwischen seit einer Stunde zu Hause. Ich hoffe, dass dein Porno keine 60 Minuten lang geworden ist … das würde eindeutig zu Schwierigkeiten beim Versenden führen.

Jan: Verzeih mir, meine Göttin, dass es so lange dauert. Du hast das Problem auf den Punkt gebracht.

Mein Debüt als Pornoschlampe ist zwar keine Stunde lang, aber offensichtlich dennoch eine zu große Datei, ums via Messengerdienst zu versenden. Ich probiere es seit 15 Minuten und sehe nur einen sich drehenden Kreis.

Ria: Hm … versuche es in mehrere Clips aufzuteilen!

Jan: Ich weiß nicht, wie das geht.

Ria: Dann google es! Hast du artig lustvoll und laut gestöhnt, Schlampe?

Jan: Ja, habe ich, meine Göttin.

Ria: Ist dir der Höhepunkt gelungen?

Jan: Unter extremen Schmerz, aber ja. Ich danke dir für diesen teuflischen Erguss, meine Göttin.

Ria: Ich will Beweise sehen! Also los!

Minuten später trudelte der erste Clip ein. Mit hippeligen Fingern öffnete Ria die Datei und ihre Augen wurden größer. Bei diesem Anblick zogen sich ihre Mundwinkel bis zu den Ohren hin. Jans gewähltes Outfit fand Rias Zustimmung und sprach ohne Umwege ihre Libido an. Er trug wieder ihre Lieblingslatexmaske mit dem sinnlichen Schmollmund und dem schwarzen, gelockten Zopf. Sein Oberkörper erstrahlte im verführerischen Schwarz und warf auf der geölten Latexhaut das Licht zurück. Die Brüste seines Latexbodys hatte er prall aufgeblasen und streckte sie in die Kamera. Seine schlanke Taille war in ein glänzendes Korsett geschnürt und seine haarigen Beinchen steckten in rauchschwarzen Gummistrapsen und Lack-High-Heels. Ihre kleine Nutte erstrahlte in diesem Video in voller Pracht. Sie liebte ihn als ihre süße Schlampe, die nun mit ihren Gummihänden die makellose Gummihaut streichelte und sich auf dem Vinyllaken rekelte. Obwohl die Bewegungen aufgesetzt und übertrieben wirkten, verlockten sie und weckten Rias Lust auf ihr Gummipüppchen.

Rasch wählte Ria das nächste Video aus und konzentrierte sich auf Jans Stöhnversuche. Die Maske, besser gesagt der volle Schmollmund, dämpften das Seufzen. Unverkennbar klang es lustvoller als das monotone »Aah« bei der Polizeikontrolle. Ria lächelte zustimmend und wählte das nächste Video aus. In dieser Sequenz begutachtete sie Jans Analdehnung. Das Training zahlte sich aus, bemerkte sie, und fixierte anschließend den eingeschlossenen Schwanz, der sich verbissen durch die Stäbe quetschte. Jan stöhnte in dieser Mischung aus Qualen und Erregung. Sein Penis quoll aus sämtlich Öffnungen. Bei dem Anblick rutschte Ria unruhig auf dem Stuhl hin und her. Mithilfe eines Vibrators spritze das eingeschlossene Schwänzchen im Peniskäfig ab. Ria rang nach Luft. Ihr Herz pochte. In ihrem Schritt herrschte eine feuchte Hitze, als ihr aufstrebendes Pornosternchen seufzend und erschöpft am Ende des Clips auf sein Bett sank.

Ihre Lenden sehnten sich nach dieser Gummischlampe. Ihr Körper glühte und noch fiebrig schrieb sie ihm:

»Am Wochenende in live!«

Als Ria vier Tage später die Stufen zu Jans Wohnung erklomm, hörte sie bereits im Treppenhaus Musik aus seiner Wohnung dröhnen. Vor seiner Tür zückte sie den Schlüssel zu ihrem Reich aus Perversion, das sie sich gemeinsam geschaffen hatten. Wie jedes Mal fielen auch diesmal alle Alltagslasten von ihr ab, als sie die Tür öffnete. Die Bahn war frei. Die purste Lust und Leidenschaft erwartete sie nackt mit im Rücken verschränkten Armen im Flur kniend.

»Willkommen zu Hause, meine Göttin«, begrüßte er sie und sank tiefer, um ihr die Schuhe auszuziehen und ihre Füße zu küssen.

Seine Hände glitten behutsam über ihre Füße. So sehr er sich bemühte, er konnte nicht verbergen, was für sie offensichtlich war: Er gierte nach mehr. Erhaben grinste sie zu ihm herab. Sie liebte diese Augenblicke, in denen sie sah, wie er mit seinen Trieben kämpfte und sie zähmte, um ihr hingebungsvoll zu dienen. Sie leugnete nicht, dass es ihr gefiel, wenn er längere Zeit in dieser Position auf sie wartete. Sie schätzte es, wie er ihr beherrscht die Schuhe ausgezogen hatte. Belohnen wollte sie ihn für diese Leistung jedoch noch nicht. Sie gewährte ihm keine ausgiebige Liaison mit ihren Füßen, sondern zog sie nach seinem ersten Kuss weg. Mit ihren Zehen stupste seinen Oberkörper in eine aufrechte Position.

»Warum bist du nackt?«, konfrontierte sie ihn und brachte ihn damit sichtbar aus der Fassung.

Wie der Mund eines Fisches an Land bewegte Jan seine Lippen, ohne dabei einen Laut zu erzeugen. Hektisch blinzelte er mit seinen Augen und starrte sie erschrocken an.

»Ich hatte angekündigt, dass ich dich dieses Mal in Latex haben will. Warum trägst du also keines?«, warf sie ihm vor.

»Ich, ich wusste nicht, dass ich … du hattest nicht gesagt welches … und, und auch nicht, dass ich dich in Latex erwarten soll«, stotterte Jan und blickte sie mit seinem treuesten Hundeblick an.

Ria lächelte süffisant: »Ts Ts, ein guter Sklave weiß auch ohne Befehle, was göttliche Gnaden sich wünschen.«

Jans Augen wurden glasig. Er warf sich zu Boden und flehte: »Verzeih mir!«

Exakt das wollte sie sehen. Es ergötzte, nein es erregte sie, ihn aus der Fassung zu bringen und zu erniedrigen. Sie hatte ihn dort, wo er hingehörte, kriechend zu ihren Füßen. Mit einer Gebärde größter Gnade tätschelte sie seinen Kopf und lächelte herablassend.

»Schon gut. Immerhin ist damit das Risiko eliminiert, dass du das falsche Outfit wählst«, besänftigte sie ihn. Dann marschierte sie geradewegs in sein Schlafzimmer und erklärte: »Ich verwandle dich selber in das Gummipüppchen, das ich heute sehen möchte.«

Auf allen vieren folgte Jan und kniete hinter ihr, als sie voller Elan die Türen seines Latexschranks aufriss. Der würzige Duft von Gummi breitete sich im Raum aus. Der Glanz der geölten Kleider, das schwere Aroma in der Luft und ihr nackter Sklave im Rücken schafften eine vielversprechende Atmosphäre. In Ria prickelte die Gier nach mehr. Sie folgte ihrem Drang und streifte mit ihren Händen durch die Auswahl. Kühl und geschmeidig fühlte sich das Gummi unter ihren Fingern an; ganz im Gegensatz zu ihrer heißen und spitzen Lust, die rasant wuchs. Während sie sich in der Sinnlichkeit des Materials verlor, entdeckte sie einen schwarzen Beutel im hinteren Eck unter den hängenden Outfits. Neugierig griff sie danach und sah hinein. Was dabei zum Vorschein kam, verblüffte sie. Mit hochgezogener Augenbraue drehte sie sich um und fragte: »Was ist das?«

»Das, das habe ich von einer Freundin geschenkt bekommen«, erwiderte er verunsichert.

Der Ton offenbarte, dass er sich ertappt fühlte, und Ria zog ihre Augenbraue ein Stück höher: »Geschenkt also? Von welcher Freundin?«

»Freundin ist vielleicht zu viel des Guten, es ist eher eine Bekannte, mit der ich mich schon seit Jahren in den sozialen Medien austausche. Ihr sind die Sachen zu klein geworden und da hat sie, gemeint, wenn die mir passen, könnte ich sie haben. Es sind ziemlich geile Teile und da hab ich ihr auch paar Euro dafür gegeben«, bemühte Jan sich die Entdeckung zu erklären.

»Dann hast du sie gekauft«, bemerkte Ria.

»Nein … Ja … aber eben spottgünstig«, versicherte Jan.

»Warum hast du nichts davon erzählt?«, bohrte Ria tiefer.

»Ich fand es nicht so wichtig«, murmelte Jan.

»Seit wann findest du Latex nicht mehr wichtig?«, entgegnete Ria.

»Ich wusste ja nicht, ob die passen werden«, bemühte Jan sich zu wehren.

»Und passen sie?«, fragte Ria schroff. Langsam machte sie dieses Spielchen ärgerlich.

»Ich weiß es noch nicht. Ich habe sie noch nicht anprobiert, weil ich nicht alleine reinkomme«, brabbelte Jan und ließ seinen Kopf resigniert hängen.

»Seit wann hast du die Sachen?«

»Ich habe sie diese Woche bei ihr geholt.«

Das war eine Lüge.

»Laut deiner digitalen Leine warst du diese Woche aber nur bei der Arbeit und daheim«, stellte Ria fest.

»Ähm. Ja sie hat mir die Sachen zur Arbeit gebracht«, gestand Jan beschämt.

Diese Ungereimtheiten waren Ria eindeutig zu viel und verständnislos fragte sie: »Merkst du eigentlich, was du da von dir gibst? Wie du dich in deinen eignen Aussagen verstrickst? Was soll das?«

Jan schwieg. Er ließ seinen Kopf tiefer hängen und schüttelte diesen sachte.

»Was sollen die Vertuschungsversuche? Diese ekligen kleinen Lügen habe ich definitiv nicht verdient.«

Weil Jan stumm wie ein Fisch blieb, braute sich in Ria eine Wut zusammen. Mit letzten Kräften hielt sie diese im Zaum, konnte jedoch nicht ihren energischen Tonfall zu kontrollieren.

»Habe ich dir denn irgendeinen Grund geliefert, nicht offen und ehrlich mit mir sprechen zu können? Habe ich dir nicht bereits mehrmals eine Basis geboten, dich mir mitzuteilen? Habe ich dir irgendwann nicht zugehört, dich verurteilt oder abgestempelt? Und habe ich dir gegenüber nicht immer wieder betont und erklärt, dass Kommunikation für mich der Schlüssel für eine erfolgreiche Beziehung ist? Lügen, auch solche kleinen Notlügen dulde ich nicht! Das ist der Todesstoß einer jeden Beziehung – zumindest für mich. Ich …« Sie unterbrach sich selber, da sie merkte, wie sie sich in Rage redete.

»Was soll das also?«, beendete sie in einem etwas gemäßigterem Ton ihren Monolog.

Jan wirkte wie ein zusammengesacktes Häufchen Elend. Die Schultern hingen schlapp runter, seine Unterlippe bebte und ließ seinen Unterkiefer zittern, während er weiter auf den Fußboden starrte und weinerlich zu klagen anfing: »Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht, wieso ich dich angelogen habe.«

Nein, dieses Mal ließ Ria sich von seinem Geschluchze nicht einlullen. Heute bestand sie auf Antworten. Bestimmend beugte sie sich zu ihm hinunter, griff sein Kinn und hob seinen Kopf an. Jan traute sich nicht sie anzusehen und hielt seinen Blick weiter gesenkt.

»Sieh mich an!«, befahl sie. Sie wartete, bis Jan den Mut fand, seinen Blick auf sie zu richten. »Erkläre mir warum!« Sie sah ihn durchdringend an.

In Sekundenbruchteilen verschwanden Jans Augen wieder unter seinen Lidern und schluchzend legte er los: »Ich, ich bin es einfach nicht gewohnt. Ich habe bisher mein Latex immer heimlich in Beziehungen kaufen müssen. Immer hieß es, dass ich das Geld zum Fenster rausschmeißen würde für dieses Zeug. Feminine Outfits waren sowieso nie drin und so habe ich es mir über die Jahre immer im Verborgenen angeschafft, um diesen scheiß Konflikten aus dem Weg zu gehen.«

Es klang aufrichtig und mit jedem Wort spürte Ria seinen seelischen Schmerz. Sollte sie sich erneut vom Mitgefühl ergreifen lassen? Hatten sie denn nicht bereits darüber gesprochen und sie ihm erklärt, und bewiesen, dass er sich ihr gegenüber nicht verstellen muss? Warum kapierte er es nicht? Wogen die Wunden seiner Vergangenheit dermaßen schwer in seinem Herzen? Brauchte seine Seele mehr Zeit, um die Gegenwart und Zukunft ohne Altlasten zu erkennen? Puh, okay Kommunikation ist der Schlüssel zum Erfolg, sagte sie ihr Mantra auf und es beruhigte sie. Sie liebte Jan zu sehr, um ihm diese Chance zu verwehren. In dieser Beziehung musste sie sich gedulden und Jan die Zeit geben, bedingungsloses Vertrauen auch außerhalb des Spiels zu finden.

Behutsam hob sie seinen Kopf erneut an und kam mit ihrem Gesicht nah an seines, als sie sagte: »Wir alle haben unsere Päckchen aus der Vergangenheit zu tragen. Es sind gute wie auch schlechte Erfahrungen, die uns zu jenen gemacht haben, die wir heute sind. Auch wenn man aus allen Erlebnissen, falschen Entscheidungen und der daraus resultierenden Folgen lernt, und die ein oder andere negative Gewohnheit sich in einem verfestigt, sollte man nie seine Aufgeschlossenheit verlieren. Jeder Mensch, der uns im Leben begegnet, ist ein einzigartiges Wesen, dem wir die Chance einräumen müssen sich zu entfalten. Und ihn nicht auf Grundlage alter Erfahrungen in eine Schublade stecken. Deine Vergangenheit ist Teil deiner Person. Mach jedoch nicht den Fehler und verfahre mit mir und unserer Beziehung auf der Grundlage alter Erfahrungen. Erkenne und erlebe bewusst, was ich bin, was ich gebe, und lasse dieser Beziehung die Chance, so zu sein wie sie tatsächlich ist. Sei unvoreingenommen und denke nicht, weil es in anderen Beziehungen so war, müsse es in dieser auch so sein. Ich habe dir diese Chance eingeräumt, indem ich dich so angenommen habe, wie du bist – samt deiner Vorzüge und deiner Fehler. Also erwarte ich, dass du auch mir diesen Respekt zollst. Erkenne mich, so wie ich bin, und erlebe unsere Beziehung ohne Vorurteile und erst Recht nicht aufgrund der Erfahrungen mit deinen Ex-Partnerinnen.«