Im Kanu auf dem Yukon - Jürgen Minkley - E-Book

Im Kanu auf dem Yukon E-Book

Jürgen Minkley

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Beschreibung

Das erste Abenteuer beginnt im Jahr 2013. Zu zweit starten Jürgen Minkley und sein Freund Thomas Meyer Ihre Reise ins Yukon Territory. Drei Wochen im Kanu von Whitehorse nach Dawson. Eine Reise die viele neue Eindrücke von Land, Leuten und der Natur vermitteln wird. Das dieses Erlebnis weitere Kanureisen in der Wildnis Kanadas nach sich zieht, ist den beiden zu Beginn noch nicht klar. Am Ende jedoch verstehen sie den Satz der First Nation: Wer einmal das Wasser des Yukon getrunken hat, kommt immer wieder.

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Seitenzahl: 107

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Der Yukon, Larger than life

Das Abenteuer beginnt. Ein Sommertag im Jahr 2012. Gute Laune und ein gemütlicher Abend in schöner Atmosphäre im Garten am Grill. Unsere Frauen haben die üblichen Frauengespräche und die Männer eben auch. Thomas und ich kennen uns seit vielen Jahren. Kennengelernt haben wir uns bei unserem gemeinsamen Arbeitgeber. Tom kam in meine Abteilung als Neuling und wurde mir an die Hand gegeben. Das war in den neunziger Jahren. Wir waren beruflich sehr viel unterwegs und aus ursprünglichen Kollegen wuchs eine echte Freundschaft heran. Irgendwie haben wir eine Wellenlänge, was uns beruflich vieles erleichterte und uns viele Vorteile verschaffte. Der eine weiß was der andere denkt, ohne dass etwas dazu gesagt werden muss. Ein Phänomen was es nicht so oft gibt, zumal es bei uns wirklich extrem ausgebildet ist. Das hält bis heute an und wir profitieren heute noch davon. In vielen Verhandlungen, bei denen es oft um sehr große Summen ging, wurden gemeinsame Entscheidungen getroffen, die weder er noch ich irgendwie je angezweifelt haben. Diese Übereinstimmungen kamen bei unseren Kunden gut an und schafften Vertrauen. Denn selbst wenn nur einer von uns vor Ort war, wusste der andere, was zu tun ist und wie er sich zu verhalten hat. Oft genug waren wir selbst erstaunt, welche Seelenverwandtschaft vorhanden ist. An diesem Sommerabend sollte sich durch eine Anfangs verrückte Idee einiges für uns ändern. Wir unterhielten uns über bereits gemeinsam Erlebte Geschäftsreisen und gemeinsame Urlaube mit unseren Familien und was es noch alles auf der Welt zu sehen gibt. Wir wollten mehr erleben, Dinge tun, die nur echte Männer machen, Abenteuer erleben, an die sich nicht jeder herantraut. Soviel war klar, nur was soll das sein und wohin sollte es gehen. Der Abend verlief zwischen uns mit diesem Thema und wir gingen mit der Absprache auseinander, dass sich jeder bis zum nächsten Treffen darüber Gedanken machen sollte. Da wir uns aufgrund der Entfernung und unseren Jobs nicht allzu oft sehen, gehen oft 2-3 Wochen ins Land, bevor wir wieder in Kontakt treten. Die Idee mit der Reise war toll, aber ich priorisierte sie nicht an erste Stelle. Manchmal dachte ich kurz darüber nach, malte mir aus wie eine Jeep-Safari in Afrika wäre oder eine Motorradtour durch USA. Vielleicht auch auf dem Rücken von Pferden durch die Prärie oder eine Segeltour. Da wir aber weder die besten Reiter sind, noch die Berechtigung haben eine Segelyacht zu führen, fielen diese Punkte schon mal raus. Wir wollten etwas zu zweit machen, ohne Reisebegleitung oder mit Reisegruppen in überfüllten Bussen durch die Gegend geschaukelt zu werden.

Plötzlich bekam ich eine E-Mail von Tom ins Büro. Er hat etwas gefunden und er wüsste was wir machen. Eine Kanufahrt auf dem Yukon. Den Namen Yukon hatte ich schon mal gehört und das dieser ein Fluss irgendwo in Kanada und Alaska ist war mir auch klar. Mehr aber auch nicht. Ich begann also zu recherchieren und zu googeln, war aber zunächst etwas skeptisch. Ob das nicht eine Nummer zu groß ist? Um Einzelheiten zu besprechen haben wir uns kurzfristig getroffen. Tom war schon weiter im Thema. Er erzählte von der Hauptstadt des Yukon Territoriums Whitehorse und dass das Ziel Dawson City sein könnte. Die Strecke läge bei rund 800 Kilometer. Die anfängliche Skepsis wurde weniger, je mehr Informationen wir sammelten. Was ein Trip, 800 Kilometer im Kanu. Wie lange man dazu wohl braucht, war die nächste Frage. Wir fanden heraus, dass es wohl in Wochen zu schaffen wäre, aber dass es bei diesem Zeitraum keine Verzögerungen geben darf. Das war uns zu unsicher. Als wir dann bei den Fluggesellschaften nachfragten, wie man nach Whitehorse kommt, wurde uns offeriert, dass lediglich Condor einmal wöchentlich, nämlich Sonntag Whitehorse anfliegt. Sicherlich kommt man auch mit Zwischenstopps und Umsteigestationen dort hin, aber wir wollten keine Zeit verschwenden und legten uns so auf die Flugzeit Sonntag fest. Damit wir eine gewisse Sicherheit haben, einigten wir uns auf drei Wochen. Soweit so gut. Der erste Rahmen war abgesteckt. Jetzt mussten wir es nur noch unseren Frauen verkaufen. Überraschenderweise kam von beiden keinerlei Einwand. Ganz im Gegenteil. Sie ermunterten uns, wir sollten uns doch den Traum erfüllen, wenn uns so viel daran läge. Damit war die zweite Hürde genommen. Jetzt ging es ans Eingemachte. Wo kann man ein Kanu organisieren. Was benötigt man an Ausrüstung. Wie ernährt man sich drei Wochen in der Wildnis Wann ist der beste Zeitraum. Viele offene Punkte, die einer nach dem anderen geklärt werden mussten. Im Frühjahr 2012 wurde die Idee geboren. Mitte 2013 sollte es stattfinden. Wir fingen an im Internet zu recherchieren. Suchten Berichte von Kanuten die diese Tour gemacht haben. So kamen wir immer tiefer in die Materie und fingen an, unsere eigene Tour im Detail zu planen. Wir fanden einen Kanuverleiher in Whitehorse. Ein Deutscher, der dort seit vielen Jahren im Tourismusgeschäft tätigt ist. Thomas de Jager mit seiner Frau Kelly. Nach einigen Emails teilte uns Thomas mit, das er Mitte des Jahres in Frankfurt auf einer Tourismusmesse einen Stand haben wird. Das kam uns sehr recht, denn so konnte man sich schon Mal kennenlernen und viele Fragen stellen. Wir fingen also an unsere Ausrüstung zusammen zu stellen. Unzählige Besuche bei Globetrotter, Jack Wolfskin und MC Treck standen an. Die Ausrüstung wuchs und wuchs. Abgesehen vom Schlafsack und der Isomatte handelte es sich meist um Kleinteile, die aber unentbehrlich sind. Feuerstarter, Feuerzeuge, Erste Hilfe Set, Messer, Leatherman Tool, Taschenlampe, Schnüre, Kopflampe, Kabelbinder, Flickzeug für die Isomatte, Notrufsystem, Angelzeug, Wasserdesinfektionmittel, Medikamente usw. usw.. Wie viel Material letztendlich zusammen kommt, kann man auf dem Bild erkennen.

Man darf die Kosten nicht unterschätzen. Dadurch, dass es sich aber über einen längeren Zeitraum erstreckte fiel es nicht so auf. Alleine für einen brauchbaren Schlafsack und eine gute Isomatte wurden mehr als 300 Euro fällig. Wir legten unseren Schwerpunkt auf die Funktion, dann auf Qualität, dann noch auf das Pack Maß und das Gewicht. Mittlerweile hatten wir die Gewichtsbegrenzung von 23 Kg von der Airline erhalten. Das ist nicht gerade viel. Eine weitere Frage stellte sich uns, wie wir das ganze Zeug transportieren sollten. Rucksäcke oder Taschen? Diese Frage stellten wir nach hinten. Wir wollten erst mit Thomas de Kelly darüber sprechen. Der Zeitpunkt der Messe war da und wir trafen zum verabredeten Zeitpunkt auf seinem Stand ein. Nach einer herzlichen Begrüßung schilderten wir Thomas nochmals unser Vorhaben. Fragen über Fragen prasselten auf Ihn ein. Er hatte für alles eine Antwort. Es gab mehrere Möglichkeiten für uns. Er würde auch für uns einkaufen und die Lebensmittel für die 3 Wochen zusammenstellen, oder uns eine Speisekarte zur Verfügung stellen, so dass wir selbst alles Notwendige besorgen könnten. Taschenlampen könnten wir ruhig zu Hause lassen, zu diesem Zeitpunkt, wenn wir fahren, ist es rund um die Uhr hell. Er gab uns noch Tipps zur Bekleidung, zum Mückenschutz und vieles mehr. Er sagte uns auch, dass er geeignete wasserdichte Tonnen zur Verfügung stellt, in denen wir die Lebensmittel lagern können. Diese sind auch Geruchssicher, wegen den Bären. Wir konnten gar nicht genug Informationen bekommen. Unser Datendrang wuchs und wuchs. Trotzdem war noch mehr als ein halbes Jahr Zeit. Der Zeitpunkt wurde jetzt festgelegt.

Abreise Sonntag der 23.06.2013

Rückreise Sonntag 14.07.2013

Nach der Messe in Frankfurt richtete jeder von uns zu Hause einen großen Packtisch im Keller ein. Die Ausrüstung wurde darauf platziert. Immer wieder fiel etwas weg, was nicht unbedingt gebraucht würde, oder es kamen andere Dinge hinzu. Dann kam ich auf eine Idee. Statt Rucksäcke oder Reisetaschen zu verwenden wollte ich bereits hier die Tonnen packen. Somit mussten wir diese nicht leihen und bezahlen. Die Tonnen zu besorgen war für mich einfach, da ich diese über meinen Bruder beziehen konnte. Somit erstand ich 2 nagelneue Hobbocks mit einem Fassungsvermögen von je 60 Litern. Damit die Fässer als Koffer nutzbar wurden, montierte ich auf der Seite einen Tragegriff. Natürlich wasserdicht verschraubt. Damit das Fass im liegenden Zustand nicht rollt, wurden 2 Holzleisten auf der gegenüberliegenden Seite des Tragegriffes montiert. So sah es fast aus wie ein Koffer, nur war es eben ein liegendes, feststehendes Fass. Das Fassungsvermögen reichte aber nicht aus. Die Ausrüstung plus Kleidung passte nicht in das eine Behältnis. Wir besorgten uns einen großen wasserdichten Pack Sack. In diesen wurden Isomatten, die Schlafsäcke, 2 Stühle, Schuhe und einige andere Sachen, die als Grobzeug eingestuft wurden, verstaut. Das dritte Gepäckstück wurde als Zusatzgepäck bei der Fluggesellschaft ein gebucht. So waren wir auf der sicheren Seite. Mittlerweile war es Ende Oktober. Um wirklich beurteilen zu können, ob wir an alles gedacht haben, entschlossen wir uns eine Kanufahrt unter echten Bedingungen zu unternehmen. Die Temperaturen am Yukon würden in unserer Reisezeit extrem sein, so wurde es uns prophezeit. Wir hätten mit Tagestemperaturen bis 35 Grad zu rechnen und nachts kann das Thermometer bis nahe an den Gefrierpunkt fallen. Würde das unsere gekaufte Ausrüstung mitmachen? Jetzt war es bereits Ende Oktober und die örtlichen Kanuverleiher an unserem heimischen Fluss, der Lahn, hatten Ihre Saison beendet. Es gelang uns einen Bootsverleiher zu kontaktieren und ihm unser Vorhaben zu schildern. Wir wollten jetzt, Ende Oktober, Anfang November eine Testfahrt unter extremeren Temperaturen auf der Lahn unternehmen. Nachdem er gehört hat, dass wir eine Testfahrt für die Yukon Reise machen wollten, erklärte er sich bereit uns ein Kanu zur Verfügung zu stellen und uns am Ende auch wieder abzuholen. Wir starteten also an einem Samstagmorgen. Was kann es schöneres geben, um seine Ausrüstung unter Extrembedingungen zu testen? Es schneite und zwar richtig. Tom malte noch auf der Terrasse einen großen Schriftzug mit dem Fuß in den Schnee.

YUKON 2013

Morgens im Schnee das Auto packen und ab zur Lahn. Es gibt schöneres. Der Kanuverleiher grinste, schüttelte ungläubig mit dem Kopf und dachte sich wahrscheinlich seinen Teil als wir unseren Berg Ausrüstung für zwei Tage auspackten. Das Vorhaben sollte so nahe wie möglich an die Gegebenheiten am Yukon herankommen. Nachdem wir alles im Boot hatten paddelten wir los. Auf der letzten Brücke am Ende der Stadt schauten Fußgänger auf uns herab. Die trauten Ihren Augen auch nicht. Zwei Mann in einem vollbepackten Kanu, im Schneetreiben auf der Lahn. Es war richtig kalt, etwas unter null Grad. Am Ufer des Flusses war kein Mensch zu sehen. Den ganzen Tag saßen wir bei wechselten Wetter im Boot. Wolken, Schneeregen, kurz mal blauer Himmel. Einen besseren Test gab es wohl nicht. Nachdem wir einige Schleusen passiert hatten erreichten wir nach rund 7 Stunden das erste Ziel. Einen Campingplatz. Dieser hatte natürlich geschlossen. Aber auch hier hatten wir vorgesorgt und uns das Einverständnis des Besitzers geholt, hier eine Nacht verbringen zu dürfen. Durchgefroren hielten wir nach einer geeigneten Stelle Ausschau. Am Yukon würden wir uns dichte Bäume zum Schutz gegen den Regen und Schnee suchen. Bäume gab es nicht, aber einen überdachten Freisitz, ähnlich wie ein Carport. Ein Dach, aber rundherum offen. Hier schlugen wir das Zelt auf. Die Isomatten wurden ausgerollt. Darauf die neuen Schlafsäcke und aufblasbare Kopfkissen. Mittlerweile war es fast 18 Uhr. Wir schafften es gerade bevor es komplett dunkel war. Lampen würden wir am Yukon nicht brauchen, aber hier. Gut das wir die Stirnlampen dabei hatten. Zum Abendessen sollte es Steaks geben. Feuerholz hatten wir natürlich nicht mitgenommen. Also mussten wir uns welches im Dunkeln suchen. Ein älteres Ehepaar, die mit Ihrem Hund spazieren waren, fragten uns, was wir denn hier treiben würden. Nachdem sie unserer Geschichte zugehört hatten, gingen sie weiter. Sie kamen aber 10 Minuten später zurück und brachten uns eine Menge trockenes Feuerholz, was sie irgendwo gefunden hatten. Völlig verdutzt darüber bedankten wir uns. Es war schon stockdunkel als die beiden Steaks auf den Grillrost kamen. Ich kümmerte mich mittlerweile um unsere Beilage. Es sollte Bannock geben, eine Art Indianerbrot wie es am Yukon in der Wildnis gebacken wird. Man mischt einfach Mehl und Wasser mit etwas Backpulver bis ein pizzaähnlicher Teig entsteht. Dieser kommt in eine Pfanne mit heißem Öl, Deckel drauf und von beiden Seiten durchgebacken. Leider musste ich feststellen, dass unser Öl in der Flasche durch die Kälte steifgefroren war. Also musste erst die Flasche erhitzt werden, bis das Öl wieder fließfähig war. Dabei ging schon die erste Gaskartusche in die Knie. Die Kälte ließ das Gas gefrieren. Ich musste sie gegen eine neue vorgewärmte Kartusche tauschen,