Im Namen des Klimas - Elisabeth Zehetner - E-Book

Im Namen des Klimas E-Book

Elisabeth Zehetner

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Beschreibung

Den Klimaschutz im Blick haben – ohne Ignoranz und Panikmache Die Klimadebatte ist aufgeheizt – nicht nur metaphorisch. Klimaskeptiker und -aktivisten scheinen sich gar unversöhnlich gegenüberzustehen. Mit "Im Namen des Klimas" präsentiert Elisabeth Zehetner, Geschäftsführerin der wirtschaftsnahen NGO oecolution austria und "technologieaffine Öko-Optimistin", ein politisches Buch, das zu einer neuen Streitkultur und einem ausgewogenen Ansatz aufruft. In neun Thesen beleuchtet sie die Fehlentwicklungen in der aktuellen Klimapolitik und deren Risiken für die Demokratie. Wussten Sie etwa, dass... …sich der Stromverbrauch in Österreich bis 2040 mehr als verdoppeln wird? …apokalyptische Warnungen ängstigen und die Menschen von eigenen Klimaschutzmaßnahmen abhalten können? …Ideologien unseren Glauben an die Wissenschaft beeinflussen? …Europa als Vorreiter im Klimaschutz seine Wettbewerbsfähigkeit riskiert? …ein gesundes Wirtschaftswachstum auch dem Klima- und Umweltschutz zugutekommen kann? Maßnahmen gegen den Klimawandel? Im Einklang mit Natur UND Wirtschaft Weder lässt sich der Klimawandel leugnen noch braucht es einen extremistischen Klimaaktivismus, der polarisiert. Zukunftstechnologien, unternehmerische Innovationskraft und machbare Lösungen sind die Antwort. Optimismus geben die Erfolge im Umweltschutz durch Wissenschaft und Technik, die Europa und Österreich bereits erzielt hat. Jetzt ist es wichtiger denn je, weiterzumachen. Die Leiterin der österreichischen NGO schreibt aus einer neuen Perspektive über eine der drängendsten Fragen unserer Zeit und zeigt anschaulich auf, warum es keinen Systemwechsel, sondern einen gesamtgesellschaftlichen Konsens für Klimaschutz braucht. Dieses Buch ist eine engagierte Streitschrift in neun Thesen, die weder für die Demokratie Gefahren birgt noch ideologisch pauschalisiert oder Wohlstand gefährdet.  

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Seitenzahl: 150

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Elisabeth Zehetner

IM NAMEN DES KLIMAS

Warum die Zukunft mehr Vernunft braucht

Dieses Buch wurde CO2-neutral und umweltschonend produziert.

Sämtliche Angaben in diesem Werk erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr. Eine Haftung der Autorin beziehungsweise des Herausgebers und des Verlages ist ausgeschlossen.

Gendererklärung

Wir haben auf die genderneutrale Formulierung Rücksicht genommen, können allerdings mit Rücksicht auf den Lesefluss nicht immer eine neutrale Formulierung anbieten.

1. Auflage

© 2024 Elisabeth Zehetner

© 2024 ecoWing Verlag bei Benevento Publishing Salzburg – Wien, eine Marke der Red Bull Media House GmbH, Wals bei Salzburg

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortrags, der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen sowie der Übersetzung, auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Medieninhaber, Verleger und Herausgeber:

Red Bull Media House GmbH

Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15

5071 Wals bei Salzburg, Österreich

Umschlaggestaltung: b3K design, Andrea Schneider, diceindustries

Covermotiv: Jürg Christandl

Autorinnenfoto: Günther Peroutka / © oecolution austria

Layout und Satz: MEDIA DESIGN: RIZNER.AT

Gesetzt aus der Palatino, Articulat CF

Grafiken im Buch: Alice Gutlederer, design:ag, Abbildung mit freundlicher

Genehmigung der genannten Quellen

ISBN: 978-3-7110-0339-3

eISBN: 978-3-7110-5365-7

Inhalt

Vorwort

These 1

Zu vernünftigem Klimaschutz gibt es keine Alternative – zu Panik sehr wohl

These 2

Die Endzeitstimmung in der Klimadebatte schadet der Sache

These 3

Die extremen Positionen der Klimaaktivisten sind eine Gefahr für die Demokratie

These 4

Die Ideologisierung von Klimaschutz fördert Technologiefeindlichkeit

These 5

Die Instrumentalisierung von Gerichten und Medien durch die Klimabewegung ist ein Problem

These 6

Klimaschutz braucht die breite Mitte der Gesellschaft und alle Generationen

These 7

Wirtschaftliches Wachstum ist die Grundlage für Klimaschutz – nicht Schrumpfung

These 8

Technologien sind unser mächtigster Hebel für eine bessere Klimazukunft

These 9

Der Klimaschutz ist ein wichtiges Ziel für Österreichs Zukunft

Quellen

Vorwort

Eine konstruktive Streitschrift

»Die Zukunft hat viele Namen: Für Schwache ist sie das Unerreichbare, für die Furchtsamen das Unbekannte, für die Mutigen die Chance.«

Victor Hugo

Nicht nur das Klima erwärmt sich. Auch die Debatte darüber hat sich in letzter Zeit aufgeheizt. Die Positionen von Klimaskeptikern oder Leugnern des Klimawandels auf der einen Seite und Klimaaktivisten auf der anderen stehen sich mittlerweile unversöhnlich gegenüber. Dabei hat sich die Debatte über den Klimawandel zwischen Ignoranz und Panikmache stark zugespitzt. Sie nimmt fanatische und manchmal auch autoritäre Züge an. Die Vernunft bleibt auf der Strecke.

Als Geschäftsführerin von oecolution austria, einer wirtschaftsnahen NGO, beschäftige ich mich mit dem Klimawandel nicht aus der Perspektive dieser polarisierten Debatte: Meine Perspektive ist die einer technologieaffinen Öko-Optimistin. Das ist mein Standpunkt. Und das ist auch die Perspektive dieses Buches.

Der Klimawandel stellt die ganze Welt vor existenzielle Herausforderungen. Um die Erderwärmung und die Schäden des Klimawandels zu begrenzen, brauchen wir weltweit neue Technologien, unternehmerische Innovationskraft und machbare Lösungen. Schon in den letzten Jahren haben wir in Europa und Österreich beim Umweltschutz durch Wissenschaft, Forschung und Technik viel erreicht. Neue Lösungen für Klimaschutz bei uns und weltweit sind gerade jetzt wichtiger denn je. Diese werden wir nur finden können, wenn wir die Wirtschaft und Industrie in Österreich stärken. Wirtschaft und Industrie sind Teil der Lösung und nicht des Problems.

Öko-Optimistin zu sein, ist für mich nicht nur eine Frage des beruflichen, sondern auch des persönlichen Zugangs. Als Kind der 1980er-Jahre bin ich mit Umweltproblemen wie dem Waldsterben und dem Ozonloch aufgewachsen. Damals war die Besorgnis in der Bevölkerung ebenfalls groß, und Alarmismus sowie apokalyptische Stimmungsmache hat es auch damals gegeben. Mittlerweile sind Fachleute der Weltwetterorganisation WMO, des UN-Umweltprogramms Unep sowie US- und EU-Regierungsbehörden zum Ergebnis gekommen, dass sich die Ozonschicht in der Atmosphäre bis 2066 vollständig regeneriert haben könnte. Dieses Beispiel zeigt: Wir stehen Umweltproblemen nicht machtlos gegenüber. Wir können sie lösen – mit vernünftigen Maßnahmen und ohne jenen »Systemwechsel«, den sich manche bei jedem größeren Problem unserer Zeit herbeisehnen.

In diesem Sinne will ich mit dem vorliegenden Thesenbuch für mehr Vernunft in der Klimadebatte und der Klimapolitik plädieren – und aufzeigen, dass eine polarisierte, extremistische Klimadebatte keine Probleme löst, sondern uns neue demokratie-, wirtschafts- und gesellschaftspolitische Probleme verursacht. Probleme, die wir gerade in Zeiten wie diesen nicht brauchen können.

Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich eine hoffentlich inspirierende Lektüre. Ich freue mich über Ihre Rückmeldungen an [email protected].

Dieses Buch widme ich meiner Tochter. Ich bin überzeugt: Sie wird eine bessere Zukunft haben, als uns von manchen vorhergesagt wird. Weil sich auch in Klimafragen Vernunft und Lösungsorientierung durchsetzen werden. Weil ich eine Öko-Optimistin bin.

These 1

Zu vernünftigem Klimaschutz gibt es keine Alternative – zu Panik sehr wohl

Die Erderwärmung ist eine wissenschaftlich belegte Tatsache. Um die Folgen des Klimawandels abzumildern, ist rasches und richtiges Handeln erforderlich.

Die aktuelle Diskussion über den Klimawandel bewegt sich jedoch zwischen den Polen Ignoranz und Panikmache.

Beides ist unangebracht. Wir dürfen keine Angst vor der Zukunft haben – wir müssen handlungsfähig bleiben und sie gestalten.

Die Dosis macht das Gift: Diese alte Apothekerweisheit gilt auch für Treibhausgase. Sie haben einen ganz besonderen Effekt auf unseren Planeten: Weil Treibhausgase die vom Boden abgegebene Wärmestrahlung absorbieren, erwärmt dies die Erdoberfläche zusätzlich zum direkten Sonnenlicht. Den Treibhausgasen verdanken wir, dass die mittlere Oberflächentemperatur der Erde bei +15 °C liegt. Ohne Treibhausgase wäre es im globalen Mittel −18 °C kalt. Für die Entwicklung von Leben würde dies letztlich lebensfeindliche Bedingungen bedeuten.

Unser Problem heute ist bekanntlich ein anderes: Wir emittieren viel zu viele Treibhausgase. Das relevanteste Treibhausgas ist CO2. Es ist für rund 75 % des anthropogenen, also »menschengemachten«, Treibhauseffekts verantwortlich. Methan, Lachgas und fluorierte Treibhausgase werden nur in geringen Mengen freigesetzt. Ihr Treibhauspotenzial ist allerdings deutlich höher als das von CO2. Darum tragen sie ebenfalls in relevantem Maße zur Erderwärmung bei.

Ein wichtiger Faktor bei Treibhausgasen ist ihre Lebensdauer. Ein Teil des CO2 wird durch physikalische und biogeochemische Prozesse aufgelöst, während der Rest sehr lange in der Atmosphäre verbleibt.1 Weniger CO2 erfordert also ein Vorgehen, das der Komplexität des Themas angemessen ist.

Genauso wie der Treibhauseffekt ist die Temperaturentwicklung ein wissenschaftliches Faktum – und der menschliche Anteil daran. Die Fachleute von GeoSphere Austria (vor 2023 ZAMG) bilanzieren dazu: »Wenn man vom Klimawandel spricht, denken die meisten an die vom Menschen hauptverantwortete Zunahme der Lufttemperatur, die im globalen Maßstab seit 1900 in etwa 1 °C betrug. Es ist äußerst wahrscheinlich, dass mehr als die Hälfte dieser Erwärmung nicht auf natürliche Ursachen wie Variationen der solaren Einstrahlung, Vulkanaktivität u. a. zurückgeht, sondern in erster Linie durch die stark gestiegenen anthropogenen Emissionen von Treibhausgasen verursacht wurde.«2

Die Jahre 2011 bis 2020 waren laut ZAMG mit einer Abweichung von knapp +0,8 °C (im Vergleich zum Zeitraum 1961–1990) das bisher wärmste vollständige Jahrzehnt. Allein von 2001 bis 2022 erwärmte sich die bodennahe Atmosphäre um ungefähr 0,4 °C. Österreich gehört nach den ZAMG-Befunden zu den Regionen, in denen die Temperaturzunahme stärker als im weltweiten Mittel ausgefallen ist – und zwar etwa doppelt so stark, wie man anhand der Grafik Abweichung zur mittleren Temperatur der Jahre 1961–1990 erkennen kann. Hauptursache dafür ist, dass sich die Luft über Landflächen generell rascher erwärmt als über den thermisch trägeren Ozeanen.

ABWEICHUNG ZUR MITTLEREN TEMPERATUR DER JAHRE 1961–1990

Quelle: Umweltbundesamt/Klimaschutzbericht 2023 – REP-0871

Mehr CO2 – höhere Temperatur

Das Henne-Ei-Problem bei der Erderwärmung ist aus wissenschaftlicher Sicht geklärt: Natürlich hat sich das Klima auf der Erde immer wieder verändert. Aber bei der aktuellen Erderwärmung ist nicht, wie Klimawandelskeptiker behaupten, zuerst die Temperatur und dann der CO2-Ausstoß gestiegen – sondern umgekehrt.

Die ZAMG-Fachleute bringen die Unterschiede zwischen natürlicher und menschlich verursachter Erderwärmung so auf den Punkt:

»Die Erwärmungsphase des frühen 20. Jahrhunderts wird in Folge der Industrialisierung als Übergang vom natürlichen Klima, in dem solare und vulkanische Einflüsse praktisch allein ausschlaggebend waren, zum menschlich beeinflussten Klima mit einsetzendem anthropogenem Treibhauseffekt gesehen. Die Abkühlung nach der Jahrhundertmitte in den Jahrzehnten des Wirtschaftswachstums ist durch den Effekt des anthropogenen Aerosolausstoßes, hauptsächlich Sulfatpartikel aus der Verbrennung von Kohle und Erdöl, verursacht, indem die Aerosole die am Erdboden eintreffende Sonnenstrahlung durch Absorption und Reflektion abmindern (sogenanntes ›global dimming‹). Als gegen Ende des 20. Jahrhunderts Maßnahmen zur Luftreinhaltung, speziell zur Reduktion des Partikelausstoßes zu greifen beginnen (sogenanntes ›global brightening‹) und sich zusätzlich der Treibhausgasausstoß aus Industrie und Verkehr deutlich verstärkt, tritt die Erde endgültig ins anthropogene Treibhauszeitalter ein.3«

Dass der CO2-Anstieg in einzelnen Phasen der Klimaentwicklung zeitverzögert zur Erderwärmung erfolgte, hat einen erklärbaren Grund: Im Übergang von einer Eis- zur Warmzeit verringerte sich die Entfernung der Erde zur Sonne. Dies führte zu einer Erwärmung der Erdoberfläche, was wiederum zu einem Entweichen von Kohlendioxid aus den Ozeanen und zu einer noch stärkeren Erwärmung führte. Genau diesen Verstärkungseffekt hat das menschliche Verbrennen fossiler Energieträger. Derzeit liegt die Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre bei über 400 ppm (parts per million). Laut Weltorganisation für Meteorologie (WMO) war dieser Wert zuletzt vor etwa drei bis fünf Millionen Jahren so hoch.4

Fasst man die wissenschaftliche Debatte zusammen, so zeigt sich: In der Wissenschaft herrscht Konsens, dass die Erwärmung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen ist.

Die Konsequenz aus diesem Befund ist klar: Zur raschen und wirksamen Reduktion der Treibhausgase und damit zum Schutz unseres Klimas kann es keine Alternative geben, selbst für den höchst unwahrscheinlichen Fall nicht, dass sich die Wissenschaft weltweit irren würde. Der deutsche Klimaforscher Mojib Latif hält dazu in einem Essay fest: »So besteht, wie bei jeder wissenschaftlichen Erkenntnis, das theoretische Restrisiko, dass sich die Klimaforschung irrt. Allerdings ist dieses Risiko im Vergleich zu den katastrophalen Folgen, die eintreten würden, wenn die Klimaforschung recht hat und wir nichts unternehmen, um den Klimawandel zu bekämpfen, verschwindend gering.«5

Wir müssen also die Klimarisiken sehr ernst nehmen und kluge Maßnahmen treffen. Klimapolitisches Nichthandeln ist keine Option. Vielmehr braucht es vernünftigen Klimaschutz und Strategien zur bestmöglichen Anpassung an die Klimaveränderung.

Polarisierte Positionen

Das große Problem in der bisherigen klimapolitischen Debatte besteht in den extrem polarisierten Reaktionen auf die Herausforderungen des Klimawandels.

Grob vereinfacht, stehen sich hier zwei Positionen gegenüber: Auf der einen Seite stehen die Klimaskeptiker, welche die menschliche Rolle beim Klimawandel infrage stellen oder gänzlich bestreiten. Auf der anderen Seite stehen die Klimaaktivisten, die differenzierte wissenschaftliche Befunde als Freibrief für gesellschaftspolitische Panikmache verstehen.

Beide Positionen haben trotz ihrer divergierenden Anschauungen eine große Gemeinsamkeit: Sie bewegen letztlich nichts für vernünftige und wirksame Lösungen.

•Die Klimaskeptiker stehen dem Handlungsbedarf ignorant und passiv gegenüber. Sie behaupten, dass wissenschaftliche Erkenntnisse über die Mitverantwortung des Menschen an der Erderwärmung nicht der »Wahrheit« entsprechen und daher zu ignorieren sind. Vernunft und Verantwortung für die Zukunft sind keine Kategorien ihrer Entscheidungen. Bestimmen die Klimaskeptiker die Zukunft der Politik, sehen wir einer für uns alle problematischen Entwicklung des Klimas nur zu.

•Die Klimaaktivisten laden das Thema Klimawandel moralisch auf und führen einen Schulddiskurs vor dem Hintergrund einer apokalyptischen Drohkulisse. Sie instrumentalisieren das Klimathema für ideologische Konzepte und einen »Systemwechsel«. Durch ihre radikalen Aktionen stoßen sie viele vor den Kopf und demobilisieren so die breite Bevölkerung. Verantwortungsvolle Klimaschutzmaßnahmen werden dadurch verhindert. Bestimmen sie die Zukunft der Politik, gehen wir sehenden Auges in eine Krise von Demokratie und sozialer Stabilität.

Beide Positionen sind Gift für eine vernünftige klimapolitische Debatte. Das aus der Kognitionspsychologie bekannte Phänomen des confirmation bias – Informationen werden nur noch so ausgewählt und interpretiert, dass die eigene Erwartung bestätigt wird – hat bei Klimaskeptikern und Klimaaktivisten offensichtlich besonders starke Auswirkungen. Die Stimmung schaukelt sich hoch, Fakten werden nicht mehr differenziert, sondern in die eine oder andere Richtung instrumentalisiert. Eine rationale und konstruktive Herangehensweise an die Thematik bleibt auf der Strecke.

Philipp Krohn resümiert in seinem Buch Ökoliberal: »Das Lagerdenken und Aufzeigen von Dichotomien verhindert intelligente Lösungen der Klimakrise. In einer zunehmend dramatisierenden politischen Diskurskultur treffen sie auf fruchtbaren Boden.«6

Die intensive Emotionalisierung der Klimadebatte ist nicht nur einseitig, sondern in vieler Hinsicht zukunftsfeindlich. Wir dürfen der Zukunft weder passiv gegenübertreten, noch dürfen wir Angst vor ihr haben – wir müssen handlungsfähig bleiben und sie gestalten. Dafür ist die Art, wie Themen kommuniziert werden, entscheidend.

Konstruktive Botschaften bewirken mehr

Ob und wie wir als Gesellschaft zu einem Thema kommunizieren, entscheidet darüber, wie wir dieses Problem angemessen anpacken können. Auch hier spricht der wissenschaftliche Konsens eine klare Sprache: Das »Framing« von Themen beeinflusst unsere Entscheidungen erheblich. Vereinfacht gesagt: Menschen ändern ihr Verhalten eher in einem positiven Rahmen als in einem negativen. Ein wissenschaftlicher Befund, den Klimaaktivisten offenbar leugnen, da sie in erster Linie auf Panikmache und Selbstinszenierung setzen.

Greta Thunbergs Motto I want you to panic, das sie 2019 beim World Economic Forum der versammelten Wirtschaftselite an den Kopf schleuderte, bestimmt nach wie vor die Programmatik der Klimaaktivisten und deren Handeln. Und das ist das Problem. Denn zu vernünftigem Klimaschutz gibt es, wie die wissenschaftlichen Fakten zeigen, keine Alternative. Zu Panikmache aber schon, denn Angstpolitik ist ein populistischer Ansatz, der Lösungen letztlich entgegensteht – wie uns die Wissenschaft klar zeigt. Dies sieht auch der Präsident des UN-Weltklimarates IPCC und Energieexperte Jim Skea so: »Wenn man ständig nur die Botschaft aussendet, dass wir alle dem Untergang geweiht sind, dann lähmt das die Menschen und hält sie davon ab, die nötigen Maßnahmen zu ergreifen, um mit dem Klimawandel fertigzuwerden.«7

Daher ist eine sprachliche Abrüstung bei Klimathemen notwendig. Dafür plädiert auch Alexander Kissler in der NZZ mit Blick auf die »Sprache des Terrors«, die Klimaaktivisten bemühen, wenn sie sich »aus Gründen der Notwehr« für Militanz entscheiden. Von »grüner RAF«, »Klimapartisanen« oder »Sabotage for Future« ist da die Rede. Kissler: »Wer die weitere Radikalisierung der Klimaschützer verhindern will, sollte sein stilles oder lautes Einverständnis mit dem kursierenden Alarmpathos überdenken. Der Mensch ist kreativer, als es die Untergangspropheten behaupten. Es ist nie zu spät für Vernunft und Besonnenheit. Eine Uhr, die ständig 5 vor 12 anzeigt, gibt nicht die Zeit wieder, sondern das eigene Empfinden.«8

Auch die renommierte Freiheitsforscherin Ulrike Ackermann unterstreicht, dass die Debatte hysterisch ist und mit Alarmismus geführt wird. Wir seien uns alle darüber einig, dass die Klimarettung wichtig ist und der Klimawandel bedrohliche Züge angenommen hat. Umso wichtiger sei es, dass wir mit kühlem Kopf den Problemen entgegentreten.9

Das deutsche Handbuch Klimafakten hält mit Blick auf eine vernünftige Diskussion und Kommunikation beispielhaft fest: »Für eine erfolgreiche Klimakommunikation ist es wichtig, positiv zu bleiben. Konfrontation, Schuldzuweisungen oder ein Verächtlich-Machen anderer Positionen bewirken nicht nur wenig – sie bringen selbst Gutwillige oder zuvor Unbeteiligte gegen einen auf.«10

Das Klimahandbuch zitiert dabei den Psychologen Per Espen Stoknes aus seinem Buch What We Think About When We Try Not To Think About Global Warming mit dessen Befund: »Jede Lösung funktioniert viel besser, wenn die Leute sie wollen, mögen, lieben, anstatt sie aus Pflichtgefühl oder Schuld, wegen einer Vorschrift oder aus Angst vor Strafe umzusetzen.«11

Es ist kein Wunder, dass jene, die auf Panikmache setzen, ihre Ziele mit einer Verbots- und Strafpolitik durchsetzen wollen. Umso wichtiger ist es vor diesem Hintergrund, den Ansätzen des Klimaaktivismus sehr kritisch gegenüberzustehen, deren Methoden aufzuzeigen und ihre Logiken zu hinterfragen (siehe die Thesen 2 bis 5).

Natur gegen Klima?

Dass die einseitige, emotional aufgeladene Stimmungsmache beim Thema Klimawandel zum Problem geworden ist, wird bei den zahlreichen Kontroversen deutlich, in denen sich klimapolitische Maßnahmen bewegen. Man muss an dieser Stelle gar nicht an die großen Zusammenhänge zwischen Wohlstand, Arbeitsplätzen und Nachhaltigkeit denken (Details dazu in den Thesen 7 und 9), sondern an das große »themeninterne« Spannungsfeld zwischen Natur- und Klimaschutz.

Bei der gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzung mit diesem Thema stehen wir erst am Anfang. Was ist wichtiger: Der Schutz von Natur- und Kulturlandschaften, der technische Eingriffe und Infrastrukturen verbietet – oder der Klimaschutz, der deutliche Eingriffe in Natur- und Lebensräume erfordert, unter anderem durch den massiven Ausbau von Windkraft, Stromleitungen oder Photovoltaikanlagen an Berghängen (siehe Beispiel Schweiz12)?

Einen kleinen Vorgeschmack auf die anstehenden Konflikte zwischen Natur- und Klimaschutz liefern die Erkenntnisse einer Market-Studie im Auftrag von oecolution austria (2023): In einer bundesweit repräsentativen Umfrage geben etwa 49 % der befragten Österreicherinnen dem Lebensraum für Tiere klare Priorität gegenüber dem Ausbau erneuerbarer Energie. 56 % der Befragten geben Naturschutzgebieten klare Priorität gegenüber dem Ausbau erneuerbarer Energie. Und dem Bau von Photovoltaikanlagen auf Grünflächen stimmen insgesamt 58 % sicher beziehungsweise eher nicht zu. Diese Schlaglichter zeigen: Es gibt erhebliche Spannungsfelder zwischen Klimawende-Interventionen und dem Natur- und Tierschutz (siehe Grafiken auf den Seiten 22 und 23). Diese müssen dringend gelöst werden. Sie erfordern von uns als Gesellschaft Diskussionsbereitschaft, Vernunft und Handlungsfähigkeit.

Dabei muss die breite Bevölkerung in den Regionen, wo Maßnahmen für die Klimawende tatsächlich umgesetzt werden und täglich sichtbar sind, erreicht und einbezogen werden. Nicht nur dort kommen wir mit Panik und Polarisierung nicht weiter, sondern brauchen machbare Lösungen.

KonfliktfelderzwischenNatur-, Tier- undKlimaschutz

39 Prozent

halten Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels für »sehr wichtig«.

geben dem Tierschutz Vorrang vor dem Klimaschutz.

56 Prozent

sind erneuerbare Energien wichtiger als das Landschaftsbild.

36 Prozent

sind erneuerbare Energien wichtiger als Naturschutzgebiete.

54 Prozent

sind gegen PV-Anlagen auf Grünflächen.

(auf jeden Fall falsch: 20 %, eher falsch: 34 %)

Quelle: Ausgewählte Ergebnisse einer Market-Studie im Auftrag von oecolution austria (2023)

Zu einer Versachlichung der Debatte über den menschlichen Einfluss auf Natur und Klima trägt jedenfalls auch der Blick in die Geschichte bei. Der Mensch hat die Natur schon immer massiv in Anspruch genommen. Das ist in der Menschheitsgeschichte nichts Neues, sondern die Regel.

Yuval Noah Harari schreibt dazu in seinem Buch Eine kurze Geschichte der Menschheit: »Die romantische Vorstellung, dass die moderne Industrie die Natur zerstört, während unsere Vorfahren in Einklang mit ihr lebten, ist nichts als eine Illusion. Schon lange vor der industriellen Revolution hielt der Homo sapiens den traurigen Rekord als dasjenige Lebewesen, das die meisten Tier- und Pflanzenarten auf dem Gewissen hat.« Und: »Der Homo sapiens hatte die Hälfte aller Großsäuger der Erde ausgerottet, noch ehe er das Rad, die Schrift und Waffen aus Metall erfunden hatte.«13