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Es wirkt, als zögen wir uns still und stetig zurück, nicht aus der Welt, sondern aus uns selbst. Schritt für Schritt verlieren wir jene ursprünglichen Kräfte, die einst unser innerstes Wesen ausmachten: das Vertrauen in die eigene Stimme, das Gefühl des Wertes, der Glaube, nicht nur an eine höhere Ordnung, sondern an die eigene Würde, an das innere Licht, das leise in uns brennt. Dieser Rückzug geschieht nicht laut. Er kommt nicht wie ein Sturm, sondern wie ein Nebel, langsam, schleichend, kaum wahrnehmbar. Und während draußen der technologische Fortschritt rauschend voranschreitet, verlernt unser Inneres, leise zu sprechen. Doch nicht die Technik ist schuld. Es sind wir selbst, die loslassen, vergessen, was uns im Kern ausmacht. Und doch liegt darin auch Hoffnung: Wir können beginnen, jederzeit, an jedem Tag, bei uns selbst. Dieses Buch ist ein Versuch, die unsichtbaren Fesseln sichtbar zu machen, die wir uns selbst anlegen. Sie beginnen im Kleinen, mit unserem Blick auf den eigenen Körper, mit den inneren Bildern, die wir von uns tragen. Denn kaum ein Mensch entkommt der Vorstellung, wie er sein sollte. Und kaum einer kommt dem nahe, wie er wirklich ist.
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Seitenzahl: 96
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Geboren kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, im Herzen Transsilvaniens – in einer Welt, die noch zwischen Trümmern lebte und sich dennoch an der Hoffnung festhielt. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er im Schatten eines aufstrebenden Kommunismus – in einer Zeit, die Gleichheit versprach, aber Schweigen forderte.
Als jüngstes Kind einer kinderreichen deutschen Familie wuchs er zwischen Kulturen und Widersprüchen auf. Früh erkannte er, dass Freiheit nicht gegeben ist – sie muss gesucht, oft auch erkämpft werden.
Mit 19 Jahren verließ er seine Heimatstadt – auf der Suche nach einem anderen Weg, einer Alternative zum System der Lüge, der Kontrolle, der erlernten Ohnmacht.
Neun Jahre später musste er das Land verlassen – als Dissident, als Staatenloser.
Er kam nach Deutschland, das Land seiner Vorfahren – wo er fortan lebte: äußerlich frei, innerlich immer noch auf der Suche.
*
Sein Jugendtraum, die Welt zu sehen, erfüllte sich. Als Reiseexperte in einem der größten Touristikkonzerne der Welt bereiste er viele Länder, lernte Kulturen, Menschen, Gesellschaftsformen kennen – sah Glanz und Elend, Schönheit und Trug.
Und doch: Die Freiheit, die er als Kind erträumt hatte, fand er nirgends. Vielleicht, weil sie nicht an Orte gebunden ist – sondern an ein inneres Erwachen.
*
Auf seinen Wegen begegneten ihm Phänomene, Zufälle, Zeichen – die sich jeder Logik entzogen. Und doch: Sie schienen verbunden, wie Splitter eines größeren Bildes, das sich erst langsam zusammensetzt.
Diese Erlebnisse und Einsichten sind der Stoff dieses Buches: eine persönliche Suche nach dem, was uns bindet – oft ohne dass wir es merken. Unsichtbare Fesseln, die wir uns selbst anlegen. Lebenslänglich.
Wir erkennen sie erst, wenn wir in den „Spiegel des Lebens“ blicken. Ein Spiegel, der nicht schmeichelt, nicht verurteilt – sondern zeigt, was ist.
Das wahre Selbst, hinter all den Rollen. Und vielleicht, mit etwas Mut, auch einen Weg zur inneren Freiheit.
*
Präludium
Vorwort
1. Kapitel
Gedanken über unser Wohlbefinden: „Körper, Geist und Seele“
2. Kapitel
Gedanken über Dilemmata, Unsicherheit, Triebe und Werte
3. Kapitel
Gedanken über das WIR-Gefühl
4. Kapitel
Gedanken über die Schnäppchenjagt, Krisen und Abhängigkeit
5. Kapitel
Gedanken über die Bibel und Glauben, Genesis und Gebote
6. Kapitel
Gedanken über Träume und Begegnungen der andern Art
7. Kapitel
Gedanken über Zahlen als universelles Ordnungsprinzip
Ein Blick in die Tiefen unserer verborgenen Seiten, die wir im Spiegel nicht sehen.
(Was wir sehen verändert sich – nicht was wir sind)
Ein Buch für die, die sich selbst erkennen wollen.
Es wirkt, als zögen wir uns still und stetig zurück – nicht aus der Welt, sondern aus uns selbst. Schritt für Schritt verlieren wir jene ursprünglichen Kräfte, die einst unser innerstes Wesen ausmachten: das Vertrauen in die eigene Stimme, das Gefühl des Wertes, der Glaube – nicht nur an eine höhere Ordnung, sondern an die eigene Würde, an das innere Licht, das leise in uns brennt.
Dieser Rückzug geschieht nicht laut. Er kommt nicht wie ein Sturm, sondern wie ein Nebel – langsam, schleichend, kaum wahrnehmbar. Und während draußen der technologische Fortschritt rauschend voranschreitet, verlernt unser Inneres, leise zu sprechen. Doch nicht die Technik ist schuld. Es sind wir selbst, die loslassen, vergessen, was uns im Kern ausmacht. Und doch liegt darin auch Hoffnung: Wir können beginnen – jederzeit, an jedem Tag – bei uns selbst.
Dieses Buch ist ein Versuch die unsichtbaren Fesseln, die wir uns selbst anlegen, sichtbar zu machen. Sie beginnen im Kleinen – mit unserem Blick auf den eigenen Körper, mit den inneren Bildern, die wir von uns tragen. Denn kaum ein Mensch entkommt der Vorstellung, wie er sein sollte. Und kaum einer kommt dem nahe, wie er wirklich ist.
Ein Selbstbild – geboren aus Vergleichen, genährt durch Erwartungen, verzerrt durch Spiegel. Selten deckt es sich mit der eigenen Wahrheit. Selbst der scheinbar „perfekte“ Mensch – schön, klug, erfolgreich – trägt in sich einen Riss, eine Unsicherheit, eine verborgene Frage. Ein graues Haar, ein Pickel, ein Bedürfnis, das niemand kennt. Eine Stimme, die sagt: Noch nicht gut genug.
Unser Problem ist nicht die Unvollkommenheit. Unser Problem ist die Illusion, wir müssten vollkommen sein. Und dass uns unsere fünf Sinne – unsere treuen, aber verführbaren Begleiter – dabei nicht helfen, sondern uns oft binden. Denn was wir sind – Körper, Geist, Seele – formt sich aus dem, was unsere Sinne an das Bewusstsein weiterreichen. Doch was, wenn sie sich täuschen? Wenn sie überreizen? Wenn sie Sehnsüchte wecken, die nicht gestillt werden können?
Wir tanzen nach dem Rhythmus unserer Sinne. Wie Marionetten an fünf unsichtbaren Fäden: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen. Und obwohl wir sie nicht sehen, spüren wir sie – sie zerren an uns, treiben uns voran oder halten uns fest. Manchmal sind wir nichts als ein Hampelmann im Wind eines fremden Willens.
Wenn wir also die Wurzeln unserer inneren Konflikte verstehen wollen, müssen wir dorthin blicken, wo die Fäden beginnen: bei uns selbst. Bei den Knoten, die wir verknotet haben. Bei den Abhängigkeiten, die wir selbst geschaffen haben. Und bei der Macht, die wir uns zurückholen könnten – wenn wir lernen, die Fäden wieder selbst in der Hand zu halten.
Denn solange wir das nicht tun, bleiben wir Gefangene. Nicht des Körpers. Nicht der Welt. Nicht der Technologie. Sondern unseres eigenen Denkens.
Die Seele – dieses schwer zu fassende, nie greifbare Zentrum – entzieht sich der Definition, aber nicht der Wirkung. Sie spricht durch unser Gewissen, durch ein Gefühl, das uns mahnt, durch einen Augenblick, der uns durchdringt. Vielleicht kann man sie nicht erklären – nur erfahren.
Wenn Körper und Geist Werkzeuge unseres Daseins sind, dann ist die Seele der Raum, in dem sie klingen. Sie ist der stille Begleiter, das ewig pulsierende Zentrum.
Und wenn wir sie nähren – mit Stille, mit Vertrauen, mit Liebe –, dann beginnt ein innerer Prozess: Wir werden ganz.
Nicht ein perfekter Mensch ist das Ziel. Sondern ein Mensch, der sich erkennt. Der sich sieht – so wie er ist. Der nicht flieht vor seinem Schatten, sondern ihn annimmt. Der den Mut hat zu fühlen. Und der die Kraft aufbringt, mit sich selbst Freundschaft zu schließen.
*
Einer der bedeutendsten deutschen Philosophen, Immanuel Kant, argumentierte, dass die subjektive Realität, wie wir sie erfahren, nicht unabhängig von unserem Geist existiert. Stattdessen wird die Realität durch die Strukturen unseres Geistes, wie Raum, Zeit und Kategorien des Verstandes, konstituiert. Mit anderen Worten, unsere Erfahrungswelt ist nicht einfach eine passive Wahrnehmung einer vorgegebenen Welt, sondern wird aktiv durch unser Erkenntnisvermögen geformt.
Und doch – hinter diesem geistigen Gefüge scheint etwas zu liegen, eine Ahnung von einer objektiven Welt, unberührt und fremd.
Wir leben in einem Spiegelkabinett: Jeder Gedanke wirft ein Bild, jede Erinnerung eine Deutung. Zwischen Subjekt und Objekt liegt ein dichter Nebel.
„Gott würfelt nicht“, sagte Albert Einstein – und etwas in mir klammerte sich an diesen Satz wie an eine rettende Idee. Ich wollte glauben, dass mein Leben Sinn hat, dass Zufälle keine sind, dass etwas wirkt – leise, verborgen, unerbittlich. Aber was, wenn das Spiel des Lebens kein geordnetes Schachbrett ist, sondern ein Kaleidoskop, das sich bei jeder Bewegung neu zusammensetzt?
Ich suchte einen Weg durch dieses Muster. Nicht aus Neugier allein, sondern aus Notwendigkeit. Ich wollte mich verstehen. Mich – mit meinen Ängsten, meinen Widersprüchen, meinen Träumen. Nicht als Patient, sondern als Forscher im eigenen Inneren.
Und so begegnete ich zwei Männern, die wie Leuchttürme in den Nebel der Seele leuchten: Sigmund Freud und Carl Gustav Jung. Der eine zerlegt, der andere verbindet. Der eine gräbt in der Kindheit, der andere taucht in Mythen. Beide suchten das Unbewusste – das Unsichtbare, das uns lenkt.
Ich fragte mich: In welchem Spiegel erkenne ich mich? Freud zeigte mir das Triebhafte, das Verdrängte. Er sprach von der Kindheit als Bühne aller späteren Konflikte, von einer Psyche, die ringt zwischen Es, Ich und Über-Ich. In seiner Welt ist das Ich ein belagerter Ort, ein schmaler Grat zwischen Wunsch und Verbot.
Jung aber sprach von Archetypen, von der Seele als Landschaft. Von einem kollektiven Unbewussten, das älter ist als wir selbst. Von Träumen, die nicht nur persönlich, sondern kosmisch sind. Seine Sprache war dichterisch, fast religiös. In ihr klang etwas an, das mich tief berührte: Die Vorstellung, dass unser Innerstes nicht nur ein Archiv des Vergangenen ist, sondern eine Brücke zum Zeitlosen.
Ich begann, mich selbst zu analysieren – vielleicht naiv, vielleicht vermessen. Aber ich hatte keine Wahl. Die Stimmen in mir wollten gehört werden. Und so schuf ich Figuren, die mir zuhörten, Fragen stellten, antworteten: Lehrer und Priester, Geliebte und Hexen, Opfer und Täter – sie alle lebten in meinen Texten, als Spiegel meiner inneren Welt. Vielleicht ist Schreiben nichts anderes als ein seelischer Dialog.
Und dann kam die Erkenntnis, die mich traf wie ein Gleichnis: Ich bin nicht nur Licht, sondern auch Schatten. Nicht nur der, der leidet, sondern auch der, der anderen Schmerz zufügt. Der Baum der Erkenntnis trug Früchte von Gut und Böse – und ich habe beide gekostet.
Aber vielleicht ist das die tiefste Wahrheit des Lebens: Dass Gegensätze sich nicht ausschließen, sondern durchdringen. Dass Gut und Böse nicht wie Feinde nebeneinanderstehen, sondern sich ineinander spiegeln. „Du bist in mir, und ich bin in dir“, heißt es in der Bibel. Wer das versteht, beginnt zu ahnen, dass wir in einem Traum leben – und dieser Traum könnte der eigentliche Ursprung unserer Realität sein.
Dieses Buch ist kein Lehrbuch. Es ist ein Versuch, mich selbst zu verstehen – in einem Spiegel, der manchmal klar, manchmal trübe ist.
Vielleicht finden Sie beim Lesen ein eigenes Spiegelbild. Vielleicht auch nur Fragen.
Doch genau darin liegt das Geheimnis des Lebens: dass es sich nicht in Antworten erschöpft, sondern in der Tiefe des Fragens beginnt.
Was wir im Spiegel sehen, ist sehr oft nicht das, was wir sehen wollen. Wir kommen aber nicht drum herum, täglich öfter als uns lieb ist, in den Spiegel sehen zu müssen, denn wir müssen uns kämmen, schminken, pudern oder rasieren. Dann ziehen wir uns an, um oder aus und wollen ja das beste Bild von uns selbst haben, davon ausgehend, dass wir so gesehen werden, wie wir uns selbst am liebsten sehen. Doch so einfach ist das nicht – denn der Spiegel zeigt nicht nur, was da ist, sondern oft auch, was wir vermeiden wollen. Meistens finden wir irgendetwas, was uns stört, nicht gefällt oder wir anders sehen möchten.
Dann bleibt nur eine Lösung: Korrektur. Die Mittel, die wir in unserer Zeit haben, sind vielfältig, ja fast unerschöpflich: kosmetisch, modisch, sportlich oder operativ. Ein Arsenal der Möglichkeiten, das ständig wächst – und dabei doch oft das Gefühl verstärkt, nicht genug zu sein. Das machen wir so lange, bis wir das Bild von uns sehen, das andere von uns haben sollen – fast perfekt.
Erst dann sind wir zufrieden. Die Meinung der anderen ist uns sehr wichtig, wichtiger als unsere eigene. Dabei vergessen wir häufig, dass kein Blick von außen je die Tiefe des Inneren erfassen kann.
Doch was passiert, wenn wir den Spiegel verlassen? Wenn wir plötzlich nicht mehr vor einer reflektierenden Oberfläche stehen, sondern uns selbst in den Augen eines anderen begegnen? Dort, wo jede Falte, jedes Lächeln und jede Schwäche gnadenlos ehrlich gespiegelt wird. Kein Make-up, keine Mode und kein Filter können uns dort helfen. Es ist der Spiegel des Lebens selbst, der uns zeigt, wer wir wirklich sind.