Im Thronsaal - Tanja Mühlan - E-Book

Im Thronsaal E-Book

Tanja Mühlan

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Beschreibung

Sieben Begegnungen mit dem Vater, die alles verändern "Komm, ich möchte dir etwas zeigen!" Tanja Mühlan hört diese Einladung persönlich an sie gerichtet, von ihrem Vater im Himmel. Lange Zeit hat sie auf eine Begegnung mit ihm gewartet - und Gott führt sie als Antwort in seinen Thronsaal. Lass dich einladen, dieser Reise hinein in die Gegenwart Gottes zu folgen und dort selbst Gott, deinen Vater, zu treffen. Er freut sich auf dich und will dir innere Heilung, Veränderung und Ermutigung schenken. Möge Gott dir in aller Tiefe begegnen.

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TANJA MÜHLAN

Im Thronsaal

Eine berührende Reise zum Vater

SCM R.Brockhaus ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

ISBN 978-3-417-26994-9 (E-Book)

ISBN 978-3-417-26941-3 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck

© 2021 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH

Max-Eyth-Str. 41 · 71088 Holzgerlingen

Internet: www.scm-brockhaus.de; E-Mail: [email protected]

Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen:

Hoffnung für alle ® Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®.

Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis – Brunnen Basel

Bibeltext der Neuen Genfer Übersetzung, Copyright © 2011 Genfer Bibelgesellschaft,

Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten.

Umschlaggestaltung: JAN HENKEL CREATIVITY, Bad Gandersheim

Titelbild: Milosz_G, shutterstock

Autorenfoto: © aounphoto.de

Satz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach

Inhalt

Über die Autorin

Geleitwort

Vorwort

Der Weg zum Thronsaal

Die Tür

Der Spiegel

Der Globus

Der Garderobenständer

Das Buch des Lebens

Die Schatzkammer

Der Wandteppich

Der Bilderrahmen

Nachwort

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Über die Autorin

TANJA MÜHLAN (Jg. 1976) lebt mit ihrer Familie in Braunschweig. Sie ist Grundschullehrerin und Fachreferentin für Familie und Erziehung. In ihrer Gemeinde ist sie Teil des Leitungsteams und predigt regelmäßig. Besonders fasziniert sie Gottes Wort und seine vielfältigen Wege, zu Menschen zu reden.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Geleitwort

Mit diesem Buch hältst du eine echte Kostbarkeit in Händen – ein wahres Juwel des Himmels. Es ist mir eine große Ehre, dass ich dieses meisterhafte Kunststück von Literatur und göttlicher Weisheit wärmstens weiterempfehlen darf.

Schon beim ersten Lesen empfinde ich pure Freude. Die Bilder und Szenen sind so lebendig beschrieben und aus tiefem Herzen erzählt. Sie klingen in mir nach und laden mich ein, das Buch gleich nochmals zu lesen. Ja, mehr noch. Ich will selber dabei sein und die erzählte Geschichte persönlich miterleben!

Es gibt gute Bücher, die lese ich und bekomme dabei eine Menge neuer Informationen vermittelt, bleibe aber in gewisser Distanz. Aber hier, in diesem Buch, ergeht es mir völlig anders. Ich tauche tief ein und werde Teil der Geschichte.

Darf ich dich neugierig machen auf neue Erfahrungen im Thronsaal Gottes? In der Nähe und Gegenwart der stärksten Liebe im ganzen Universum? Du wirst Augen machen, was du dort zu sehen bekommst. Diese Erzählung wird dir dabei helfen, neue Zugänge zu jener himmlischen Wirklichkeit zu entdecken. Dabei werden uns keine billigen Patentlösungen angeboten, sondern wir erhalten eine herzliche Einladung zu einer realen Freundschaft mit dem lebendigen Gott.

Tanjas Frage: »Was zeigst du mir als Nächstes, Papa?« begleitet mich in meinen Alltag.

Danke für die liebevolle Erinnerung an mein himmlisches Zuhause und an meinen besten Freund, Abba-Vater.

Matthias HoffmannHannover im Juni 2020

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Vorwort

Ich schätze mal, dass die meisten Autoren und Autorinnen sich irgendwann bewusst vornehmen, ein Buch zu schreiben, um es nach Wochen und Monaten der Arbeit dann veröffentlichen zu können. Zuvor stecken sie jede Menge Zeit und Mühe in intensive Recherchen und die notwendige Vorarbeit, um ihrem Buch die nötige Grundlage zu geben. Dann machen sie sich an die eigentliche Schreibarbeit – immer mit dem Ziel vor Augen, das fertige Buch einmal in den Händen zahlreicher Leser zu wissen.

Bei mir war das ein wenig anders. Die einzelnen Kapitel dieses Buches entstanden über einen Zeitraum von vier Jahren hinweg unabhängig voneinander und ohne den Plan einer Veröffentlichung. Erst im Nachhinein wurden sie von mir zu einer fortlaufenden Geschichte verknüpft.

Eigentlich treffe ich mit dem Wort »Geschichte« auch gar nicht den Kern dessen, was all das hier für mich persönlich bedeutet. Jedes Kapitel spiegelt eine intensive Begegnung mit Gott wider, die ich im Laufe der vergangenen Jahre erleben durfte.

Alles begann mit einer echten Glaubenskrise, die darin begründet lag, dass ich Gott zwar sehnlichst suchte, dennoch aber über Monate das Gefühl hatte, ihm nicht nahekommen zu können. All meine Versuche, ihm im Gebet, durch sein Wort oder auch in persönlichen Lobpreiszeiten an meinem Klavier zu begegnen, schienen völlig einseitig zu bleiben. Ich konnte seine Stimme nicht mehr hören, seine Gegenwart nicht mehr wahrnehmen. Ich verzweifelte an dem Gefühl, einer Aneinanderreihung von Ritualen zu folgen, die allesamt inhaltsleer blieben und mich unerfüllt zurückließen.

Mehr als einmal flehte ich Gott an, mir endlich wieder in meinem Herzen zu begegnen und nicht nur in einem krampfhaften, verstandesmäßigen Festhalten an seinen Wahrheiten. Und dann erhörte Gott mein Gebet auf so intensive Weise, wie ich es mir nie hätte vorstellen können:

Es begann mit einer Woche in unserer Gemeinde, die ganz und gar unter dem Motto »Gott suchen« stand. Dankbar nahm ich diese Gelegenheit wahr, traf sie doch den Kern dessen, wonach ich mich schon lange sehnte. Jeden Abend trafen wir uns in unserem Gottesdienstsaal, um gemeinsam und doch jeder für sich Gott in den Fokus unserer Aufmerksamkeit zu stellen. Zu diesem Zweck waren unterschiedliche Stationen im Raum aufgebaut. Neben mir bekannten Möglichkeiten wie zum Beispiel dem bewussten Nachsinnen über einen Bibelvers oder dem Ablegen von Sorgen in Form von Steinen gab es dort auch ein »Zelt der Begegnung«, angelehnt an die Zeit, in der das Volk Israel in der Wüste unterwegs war.

Ehrlich gesagt konnte ich mit dem im Gottesdienstraum aufgestellten Pavillon mit den wenig einladenden Sitzkissen auf dem kalten Fußboden erst mal gar nichts anfangen. Was sollte mir Gott dort sagen, was er mir nicht bereits an jedem anderen Ort hätte zeigen können?

Dennoch ließ ich mich zögerlich auf einem der kleinen Kissen nieder, lehnte mich an die Wand und schloss meine Augen, um die Leute um mich herum nicht mehr wahrzunehmen. Ich bat Gott einmal mehr, mir in der Tiefe meines Herzens zu begegnen. Mehr wusste ich nicht zu beten, hatte ich doch über Monate schon das Gefühl, dass er mir sowieso nicht zuhören wollte.

Und dann geschah etwas, das ich in der Art und Weise selten zuvor erlebt habe: Gott schenkte mir eine lebhafte und tief greifende Begegnung mit ihm in seinem Thronsaal. Ich erlebte in der kommenden halben Stunde, wie er mit mir »von Angesicht zu Angesicht« sprach, mir einen geheimen Ort in seiner Herrlichkeit zeigte und mir dadurch seine Wahrheiten in einer Tiefe offenbarte, die mich nicht nur in meinem Verstand, sondern in meinem Herzen berührte.

Als ich nach dieser Begegnung meine Augen wieder öffnete, war ich regelrecht erstaunt darüber, mich in unserem Gottesdienstsaal auf dem Boden wiederzufinden.

Dieser Moment in Gottes Gegenwart hat mich nicht nur zutiefst berührt, sondern auch eine neue Leidenschaft in mir geweckt – eine Leidenschaft, die ich über die Jahre beim Ausüben der immer gleichen geistlichen Rituale verloren hatte. Ich war seit Langem zum ersten Mal wieder so richtig ausgefüllt und doch zugleich voller Sehnsucht nach mehr.

Und Gott kam dieser Sehnsucht nach. In den darauffolgenden Monaten und Jahren schenkte er mir immer wieder unverhofft solche intensiven Momente in seiner Gegenwart. Jedes Mal lernte ich einen neuen Winkel seines Thronsaals kennen und dort offenbarte mir Gott Wahrheiten, die ich zwar verstandesmäßig begriffen, aber niemals im Herzen erfasst hatte. Diese Begebenheiten veränderten mich entscheidend und ermöglichten es meinem Vater im Himmel, mich Stück für Stück zu heilen und mir aufzuzeigen, was er mit meinem Leben vorhat.

Irgendwann im Laufe dieses Prozesses hatte ich eines Tages den Eindruck, dass Gott mich aufforderte, aus meinen persönlichen Thronsaal-Erlebnissen ein Buch zu machen, um auch andere Menschen damit zu segnen. Ich nahm diesen Gedanken zur Kenntnis, war mir aber gleichzeitig sicher, dass Gott mich auch die nötigen Schritte dahin führen würde, wenn dies wirklich sein Wille war.

Bei einer meiner Predigtvorbereitungen hatte ich dann zum ersten Mal das Empfinden, dass ich im Gottesdienst eines meiner Thronsaal-Erlebnisse einbauen sollte. Die Reaktion darauf überraschte mich. Ich bekam viele Rückmeldungen, wie sehr diese Geschichte andere berührt hatte, und zwei Personen kamen auf mich zu, um mich darin zu ermutigen, meine Erlebnisse zu veröffentlichen.

Mittlerweile schaue ich auf viele Momente zurück, in denen ich einzelne Episoden gebrauchen durfte, um Menschen dadurch in neuer Weise mit grundlegenden Wahrheiten des Wortes Gottes zu berühren, sodass ich mich nun freue, auch dir dieses Geschenk machen zu dürfen. Bevor du dich jedoch auf dieses Buch einlässt, muss ich dir ein paar Dinge erklären, die mir wichtig sind:

Das, was Gott mir im Laufe der Zeit in seinem Thronsaal gezeigt hat, entspricht sicherlich nicht der Realität. Die Gegenstände, die jeweils zum Hauptthema eines Kapitels wurden, sind lediglich bildhafte Anknüpfungspunkte, durch die Gott mir seine Wahrheiten offenbart hat. So werden wir sicherlich später wunderschön aussehen, wenn wir im Himmel sind, jedoch werde ich wahrscheinlich lange nach dem Garderobenständer suchen, der in einer meiner Geschichten vorkommt. Eine Ausnahme bildet das Kapitel über das »Buch des Lebens«, das in der Bibel als real existierender Gegenstand erwähnt wird. Doch auch hier bin ich überzeugt davon, dass meine Darstellung von dem abweichen wird, was wir später zu sehen bekommen.

Wie jedes Bild, das Gott uns schenkt, haben auch meine Vergleiche einzelner Gegenstände mit Gottes Gedanken ihre Grenzen und lassen sich nicht eins zu eins auf das übertragen, was die Bibel uns als ewige Wahrheiten verkündet. Die einzelnen Bilder sollen bewusst zum Weiterdenken anregen, können dies aber nur in einem begrenzten Rahmen tun.

Das Faszinierende an diesem Buch ist, dass du es Dutzende von Malen lesen kannst und dabei merken wirst, dass dich immer wieder andere Kapitel in besonderer Weise berühren, weil sie deiner Lebenssituation und deinen persönlichen Fragen gerade am nächsten kommen. Mir war wichtig, an der Bibel selbst zu überprüfen, ob das, was ich in den Begegnungen mit Gott erlebt und hinterher niedergeschrieben habe, auch haltbar ist. Dabei hatte ich die Idee, dich auch an diesem Prozess teilhaben zu lassen, indem ich in jedem Kapitel die Bibelstellen festgehalten habe, die mir beim Lesen der Geschichten in den Sinn kamen, teilweise recht assoziativ. Somit hast du die Möglichkeit, die Begebenheiten, die dich gerade am meisten berühren, auch noch einmal als Grundlage für ein eigenes Bibelstudium zu diesem Thema zu nutzen oder in deiner persönlichen Zeit mit Gott über den einen oder anderen Bibelvers tiefer nachzudenken. Manche Aspekte, die im Erzählten nur angerissen werden, entfalten durch die Bibelversangaben auch noch einmal eine weitere Dimension. Ich möchte dich jedoch ermutigen, jedes Kapitel immer erst einmal im Ganzen zu lesen, bevor du dich näher mit den Versangaben beschäftigst.

Ich hoffe, du bist mittlerweile neugierig geworden und begleitest mich nun gespannt auf meiner Reise in den Thronsaal. Möge Gott dir in aller Tiefe begegnen!

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Der Weg zum Thronsaal

Mühevoll setzte ich einen Schritt vor den nächsten. Meine Beine fühlten sich mittlerweile so schwer an, dass ich nicht wusste, wie lange ich noch weitergehen konnte. War ich erst einen Tag unterwegs oder schon zwei Wochen? Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Mit letzter Kraft folgte ich dem Pfad, dessen Belag unter meinen Schuhen leise knirschte. Wohin ich auch schaute – es boten sich mir keinerlei Anhaltspunkte, wo genau ich war. Jeder Weg, jede Kreuzung sah gleich aus, und kein Pfad schien zu meinem Ziel zu führen. Da entdeckte ich in einiger Entfernung einen Stein am Rande des Weges. Er sah kantig und staubig aus, doch seine Größe und die Tatsache, dass er oben ganz flach war, ließen in mir den sehnlichen Wunsch entstehen, ihn für eine kurze Rast zu nutzen. Müde schleppte ich mich die letzten Schritte zu meiner provisorischen Sitzgelegenheit und ließ mich ächzend darauf nieder.

Schon nach wenigen Sekunden legte sich völlige Erschöpfung auf mich. Wie sollte ich bloß je wieder aufstehen und meinen Weg fortsetzen können – einen Weg, den ich so voller Erwartung und Vorfreude begonnen hatte und der nun in völliger Resignation und Kraftlosigkeit gemündet war? Da spürte ich auch noch das bekannte Ziehen in meinem Magen, das sich schon vor Stunden als mein ständiger Begleiter entpuppt hatte und mich unweigerlich daran erinnerte, wie lange ich schon nichts mehr gegessen hatte. Auch der Durst war mittlerweile unerträglich. Mit fahrigen Bewegungen griff ich nach dem Rucksack, den ich noch immer auf dem Rücken trug. Ich öffnete ihn und holte meine Trinkflasche heraus, die so leicht war, dass mich nichts über ihren mickrigen Inhalt hinwegtäuschen konnte. Gierig trank ich die letzten paar Schlucke der abgestandenen, viel zu warmen Flüssigkeit, die ich von zu Hause mitgenommen hatte – sicher, dass ich nur kurz unterwegs sein und dann bestens versorgt werden würde.

MATTÄUS 22,4Der furchtbare Geschmack des abgestandenen Wassers erinnerte mich sofort an den Grund meines Aufbruchs: Ich hatte – wie schon viele Male zuvor – meine persönliche Einladung in der Hand gehalten. Wie jeden Tag war sie auch diesmal wieder in einem edlen, wattierten Umschlag bei mir angekommen. Nicht nur die Qualität des Materials, sondern auch das Wachssiegel, das ihn auf der Rückseite verschloss, sprachen von der hoheitlichen Stellung des Absenders. Tatsächlich war es eine Einladung des Königs selbst, der mir anbot, bei einem herrlichen Festmahl in seinem Thronsaal sein einziger Gast zu sein.

JESAJA 55,1-2Dieser Briefumschlag war nicht der erste seiner Art gewesen, nein, ganz und gar nicht. Vor meinem inneren Auge sah ich die altmodische Kommode, die ich schon seit Kindertagen besaß. In einer der vielen großen Schubladen hatte ich Hunderte dieser Einladungen des Königs gesammelt, Briefumschlag für Briefumschlag. Täglich erhielt ich sie, schon seit vielen Jahren. Ich konnte mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich den allerersten in der Hand gehalten und mich überrascht gefragt hatte, was er wohl enthalten würde. Wie hatte ich gestaunt, als ich das Siegel brach und vorsichtig das teure Papier herauszog, auf dem stand, dass der König selbst mich gerne empfangen würde – in seinem Thronsaal. Hungrig solle ich kommen, da er ein großes Festmahl für mich vorbereitet habe. Ich weiß noch, wie ich erstaunt über die Tatsache stolperte, dass der König das Festmahl anscheinend schon zubereitet hatte, obwohl er meine Antwort noch gar nicht kannte. Aber nichts und niemand hätte mich in diesem Moment davon abhalten können, der Einladung zu folgen. Voller Vorfreude und gleichzeitig sehr angespannt, ob ich mich diesem Vorrecht einer persönlichen Audienz beim König als würdig genug erweisen würde, fieberte ich dem Abend entgegen.

RÖMER 8,15-16Doch ich hätte gar keine Angst haben müssen. Wie wunderbar und bahnbrechend das gemeinsame Essen gewesen war! Von der ersten Sekunde im Thronsaal des Königs aller Könige bis zu dem Moment, da ich satt und tief erfüllt diesen schönsten Ort, den ich je gesehen hatte, verließ, fühlte ich mich zutiefst geborgen und angenommen. Der König hatte mir sogar das Vorrecht gegeben, ihn »Papa« zu nennen. Ich weiß noch genau, wie seltsam es war, ihn in seiner ganzen Allmacht vor mir stehen zu sehen und dieses Wort in seiner Gegenwart auszusprechen. Doch es fühlte sich sogleich völlig richtig an, als wäre ich endlich nach Hause gekommen.

Wie hatte ich gestaunt, dass der König selbst mich gerne empfangen würde – in seinem Thronsaal.

JOHANNES 17,22.24Von diesem ersten Moment im Thronsaal an kannte meine Sehnsucht keine Grenzen: Jeden Tag bekam ich eine neue Einladung, jedem gemeinsamen Essen an der Festtafel des Königs fieberte ich mit Leidenschaft entgegen. Jedes Mal schickte mein Gastgeber seinen eigenen Sohn, um mich an dem im Brief festgelegten Treffpunkt abzuholen. Dieser begleitete mich bis in den Thronsaal und ließ mich dann mit einem verschmitzten Lächeln allein mit seinem Vater.

2. TIMOTHEUS 2,13Während die Erinnerungen an diese Zeit meinen müden Kopf eroberten, musste wohl ein Lächeln auf meine Lippen gekommen sein, das ich erst jetzt bemerkte. Doch sogleich erstarb es auch schon wieder. Erneut sah ich die Kommode mit all den Briefen vor meinem inneren Auge. Meine Leidenschaft für diese Treffen war mit der Zeit erlahmt. Irgendwann waren die Einladungen zur Gewohnheit geworden. Wenn der Brief mich erreichte, erfasste er mich nicht mehr mit dieser alles überlagernden Begeisterung, sondern wurde zu einem Teil meiner Alltagsroutine. Bald öffnete ich nur noch alle paar Tage den Umschlag, wusste ich doch ohnehin genau, welchen Inhalt er enthielt und wozu der König mich rufen würde. War ich zuvor jeden Abend der Einladung gefolgt, gab es nun immer größere Abstände zwischen den Tagen, an denen ich mich zum Thronsaal begleiten ließ. Und dann brach unser Kontakt für lange Zeit völlig ab. Lediglich die vielen ungeöffneten Briefumschläge in meiner Kommode zeugten noch von dem großen Interesse des Königs an mir. Während ich auf dem Stein kauerte und vorsichtig meine hart gewordenen Waden massierte, dachte ich darüber nach, wie es dazu hatte kommen können. Irgendwie hatte es ständig neue Gründe gegeben, die mich davon abhielten, den Einladungen des Königs weiterhin regelmäßig zu folgen:

MATTÄUS 22,5 LUKAS 8,14Da war so viel anderes, was mich in Anspruch nahm. Eine persönliche Audienz beim König kostete Zeit – und da gab es auch andere Dinge, die reizvoll genug erschienen, um mir eben diese Zeit zu vertreiben. Außerdem hatten die vielen wunderbaren Köstlichkeiten im Thronsaal mich für lange Zeit satt gemacht, so dachte ich zumindest. Schon die Erinnerung daran reichte mir. Ich verlor in der Folge den Hunger, die Freude an den einzigartigen Speisen, die mir der König zubereitete. Stattdessen kostete ich andere Mahlzeiten, angepriesen von einer Umwelt, JESAJA 55,2-3die mir dauerhafte Zufriedenheit und Sättigung versprach. Und nach und nach schlichen sich auch noch Ängste ein, die mich davon abhielten, die Nähe des Königs erneut zu suchen. Würde er nicht mittlerweile furchtbar enttäuscht von mir sein? Hatte er nicht täglich ein Festmahl für mich vorbereitet, das ich nun schon seit Langem verschmähte? Hatte er nicht immer wieder Zeit für mich reserviert, die ich achtlos verstreichen ließ? Wie konnte ich diesem König jemals wieder unter die Augen treten?

JEREMIA 17,7-8PSALM 63,2