Im Zeichen der Zauberkugel 4: Das Geheimnis des Drachen - Stefan Gemmel - E-Book

Im Zeichen der Zauberkugel 4: Das Geheimnis des Drachen E-Book

Stefan Gemmel

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Beschreibung

Spannung, Freundschaft und Zauberei!  BAND 4: Auf ihrer Suche nach dem Großvater geraten die Freunde Alex, Sahli, Liv und Sally in das alte China. Hier müssen sie sich gegen Furcht einflößende Drachen behaupten. Als sie das gehütete Geheimnis der bösen Magier entschlüsseln, beginnt ein gefährliches Abenteuer ... *** IM ZEICHEN DER ZAUBERKUGEL: Auf dem Dachboden seiner Großeltern entdeckt Alex eine verborgene Tür. Nachdem er sie öffnet, ist nichts mehr wie zuvor: Alex befreit den Kugelgeist Sahli und hat drei Wünsche frei. Doch nun ist Sahlis Erzfeind auf ihn aufmerksam geworden – Argus, der mächtigste Dschinn aller Zeiten …  *** Ein neues zauberhaftes Abenteuer für Kinder ab 8 Jahren über Freundschaft und Feindschaft, mit einer Prise Magie: Zwei tapfere Jungs, zwei schlaue Mädchen und eine sprechende Katze – hier ist für jeden was dabei! *** Mit witzigen Dialogen und Spannung pur! *** Vom Spiegel-Bestseller-Autor und Lese-Weltmeister Stefan Gemmel! ***

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Stefan Gemmel

Im Zeichen der Zauberkugel – Das Geheimnis des Drachen (Bd. 4)

Auf ihrer Suche nach dem Großvater geraten die Freunde Alex, Sahli mit den Zwillingen Liv und Sally in das alte China. Was sich bald schon als überaus gefährlich herausstellt! Sie müssen sich gegen Furcht einflößende Drachen behaupten und als sie das streng gehütete Geheimnis der bösen Magier entschlüsseln, beginnt ein gefährliches Abenteuer ...

Der vierte Band der „Zauberkugel“-Reihe: spannend, witzig und mit einer gehörigen Portion Magie!

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Leseprobe

Alex hätte sich vor Lachen beinahe verschluckt, als er Liv und Sally vor sich sah. Es war aber auch schwierig, nicht zu lachen, wenn man selbst die Backen voll hatte und dabei einem Zwillingspaar gegenübersaß, dem es genauso erging. Besonders witzig fand Alex den Umstand, dass Liv und Sally selbst beim hektischen Essen-Herunterschlingen absolut gleich aussahen, während sie verzweifelt versuchten, ihre übervollen Backen unter Kontrolle zu bekommen.

Es gelang Alex, sein Lachen zu unterdrücken. Während er sich noch ein weiteres Stück Brot in den Mund schob, strengte er sich an zu sagen: „Wir müssen dann mal los.“ Was dabei herauskam, war ein Mix aus Grummeln, Brummeln und herumfliegenden Brotkrümeln.

Dennoch verstanden ihn die Zwillinge. Sie nickten, sprangen gemeinsam mit Alex auf und folgten ihrem Stiefbruder.

Marianne Baumann stand verblüfft am Küchentisch und blickte auf die schmutzigen Teller, Tassen und Messer.

„Ruf die Leute vom Institut für Weltrekorde an“, rief sie ihrem Mann zu. „Das hier war wohl das schnellste Frühstück, das es jemals auf der Welt gegeben hat!“

John lachte. „Ich verstehe Liv, Sally und Alex auch nicht. Es ist Wochenende und sie stehen früher auf als in der Schulzeit. Kaum fallen sie wie die Barbaren über das Frühstück her, sind sie auch schon wieder verschwunden. Ich wünschte, sie wären so schnell, wenn es um die Hilfe im Haushalt geht.“

Nun lachte auch Marianne: „Tja, da weiß ich wohl, wer das heute übernehmen muss, nicht wahr?“ Mit diesen Worten griff sie nach einem Küchentuch, warf es ihrem Mann zu und begann heißes Wasser in die Spüle laufen zu lassen. „Heute Abend sind dann die Kinder dran, okay?“

Alex war schon die ersten Stufen der Treppe hinaufgerannt, als er die Bemerkung über den Weltrekord hörte. Natürlich hatte seine Mutter recht. Normalerweise war die Küchenarbeit am Wochenende eine gemeinsame Angelegenheit. Doch er und die Zwillinge hatten wirklich keine Zeit zu verlieren. Aber den Grund dafür hätten die Eltern nicht verstanden. Wie sollte er ihnen erklären, dass er mit seinen Freunden gegen einen Zirkel von magischen Großmeistern antreten musste, um endlich seinen verschollenen Großvater aus den Fängen des hinterlistigen Dschinns Argus zu befreien und den arabischen Zauberjungen Sahli wieder nach Hause zu bringen. Nein, seine Eltern hätten ihm kein Wort geglaubt. Wie denn auch? Alex konnte ja selbst nicht fassen, was in den letzten Wochen geschehen war. Seit dem Moment, als er die Zauberkugel auf dem Dachboden seiner Großeltern gefunden hatte und Sahli, einen Kugelgeist, daraus befreite. Die Kugel hatte zwar Alex’ ganzes Leben auf den Kopf gestellt, gleichzeitig hatte diese Zauberkugel ihm allerdings auch das größte Glück gebracht: die Freundschaft zu Sahli und die Hoffnung, dass Alex seinen geliebten Großvater doch eines Tages wiedersehen würde.

In Gedanken versunken stimmte er seiner Mutter zu. Schön, dass sie keine Fragen stellte, sondern verstand, dass es im Leben manchmal solche Momente gab.

Als er in seinem Zimmer angekommen war, hatte Alex es endlich geschafft, seine Backen leer zu bekommen. Auch Liv und Sally waren nun mit dem Frühstück fertig. Dafür galt es nun, jemand anderem die Backen zu füllen: Sahli wartete schon auf das versprochene Brötchen mit Schokofüllung, das ihm Liv heimlich aus der Küche mitgebracht hatte. Natürlich hätte er lieber mit den anderen gefrühstückt, doch ihm war bewusst, dass er sich versteckt halten musste. Glücklich nahm er das Brötchen in die Hände. „Da ist sie wieder: meine geliebte Schokolade!“, seufzte er begeistert und biss so kräftig hinein, dass die Schokoladenspur bis zum Ohr reichte.

Alex blickte sich im Zimmer um. Vor dem Bett lag das Notizbuch des Großvaters. Aufgeschlagen. Daneben Argus’ Gürtel, den die Kinder dem bösen Zauberer bei ihrem letzten Zusammentreffen hatten entwenden können. Die magischen roten Edelsteine funkelten im frühen Sonnenlicht.

Die ganze Nacht hatten Alex, Sahli, Liv und Sally damit zugebracht, Pläne zu schmieden und herauszufinden, wie sie mit dem Notizbuch und dem Gürtel umgehen sollten. Deshalb sahen sie alle so müde und erschöpft aus. Doch auch in den vielen, vielen zurückliegenden Stunden waren sie nicht weitergekommen. Sie wussten einfach nicht, was sie nun tun sollten.

Besondere Sorge machte ihnen der Gedanke, dass sich Aurelius an einem Ort befand, an dem es Drachen geben sollte.

„Vielleicht hat sich Kadabra auch geirrt“, hatte Sally schon mehrfach gesagt, doch man konnte ihr ansehen, dass sie das selbst nicht glaubte. Alex hatte die Vision seiner hellseherischen Katze in Gedanken erst einmal weit nach hinten geschoben. Drachen, das war für ihn unvorstellbar. Selbst nach all den unvorstellbaren Dingen, die er in den letzten Wochen bereits erlebt hatte. Beinahe verzweifelt hoffte er, dass die Katze sich irrte. „Vielleicht hat Kadabra auch nur eine Abbildung gesehen oder eine Statue. Es ist nicht sicher, dass Opa Aurelius von einem Drachen bewacht wird.“

Plötzlich öffnete sich die angelehnte Zimmertür. Als wäre sie durch Alex’ Worte gerufen worden, kam Kadabra hereingeschlichen, dicht gefolgt von Bim, der sprechenden Maus. Sofort fiel der Blick der Tiere auf das Brötchen in Sahlis Händen und auf die Krümel auf dem Boden. So vergaßen Bim und Kadabra alle Höflichkeit und rannten, ohne zu grüßen, geradewegs auf Sahli zu.

Sahli lächelte, zupfte für seine tierischen Freunde einige Stücke aus dem Brötchen heraus und sagte mit vollen Backen: „Lecker, nicht wahr? Besser als das hier war nur noch das Essen bei Alex’ Oma!“

Ruckartig richtete Alex sich auf.

„Oma!“, rief er aus. „Das ist es!“ Er nahm das Notizbuch in die Hände und hielt es den Freunden vor die Nasen, als würde er es ihnen zum ersten Mal im Leben zeigen. Aufgeregt blätterte er darin. Der größte Teil des Buches zeigte noch immer leere Seiten. Nur etwa ein Drittel war mit Aurelius’ ordentlicher Handschrift beschrieben. Aber sie alle wussten, dass auch auf den übrigen Seiten Informationen warteten. Allerdings waren diese Notizen stets verschlüsselt und es hatte die Kinder in der Vergangenheit bereits einige Anstrengungen gekostet, die Aufzeichnungen sichtbar zu machen.

„Wir müssen es zurückbringen“, sagte Alex.

Die anderen blickten ihn überrascht an.

„Was willst du wohin bringen …?“

„Das Notizbuch. In Großvaters Geheimzimmer. Auf dem Dachboden. Da, wo alles begonnen hat.“

Allmählich verstanden die drei, was Alex meinte. Auf dem Dachboden im Haus der Großeltern hatte Alex Sahlis Zauberkugel gefunden und erfahren, dass Großvater nicht etwa auf einer seiner Forschungsreisen verschollen, sondern von einem gemeinen Magier entführt worden war.

„Wir haben doch auf einigen Seiten die Schrift sichtbar gemacht. Dabei hat uns jedes Mal ein magischer Gegenstand geholfen. Und wo gibt es mehr magische Dinge als in Opas geheimem Zimmer?“

Nun nickten alle drei.

„Das ist zumindest ein Anfang“, sagte Liv und Sally meinte: „Wir müssen nur Marianne überreden, uns zu Oma Ilse zu bringen.“

Bevor Alex darauf antworten konnte, schaltete sich Sahli ein. Er wirkte besorgt. „Wir sollten uns vorher noch ein gutes Versteck dafür überlegen!“, sagte er und zeigte auf den Gürtel mit Edelsteinen, den sie Argus entwendet hatten. Mit leiser Stimme gab Sahli zu: „Er macht mir immer noch Angst.“

Alex trat heran, um den Gürtel aus der Nähe zu betrachten. Obwohl er das in der vergangenen Nacht bereits unzählige Male getan hatte. „Warum Angst? Jetzt haben wir doch endlich etwas gegen Argus in der Hand. Wir müssen nur herausfinden, wie wir diese Edelsteine nutzen können.“

„Der Gürtel könnte sich aber auch gegen uns richten“, gab Sahli zu bedenken. „Hier im Haus sind wir sicher. Ich habe ja einen Zauberbann darüber gelegt, als Argus das erste Mal in unsere Welt kam. Aber bevor wir genau wissen, wie wir die Steine einsetzen, sollte der Gürtel nicht benutzt und auf keinen Fall entdeckt werden. Wisst ihr, ich habe Angst davor, mit einem Zauber Argus hierherzulocken oder ihm aus Versehen einen Vorteil zu verschaffen. Ich weiß zu wenig über seine Edelstein-Magie. Deshalb sollten wir achtsam sein wie ein Kranich.“

Sally nickte. „Kann ich verstehen. Wir sollten den Gürtel verstecken.“

„Gut verstecken!“, gab Liv ihr recht. „Niemand außer uns darf ihn zu sehen bekommen!“ Sie begann, aufgeregt mit den Fingerspitzen auf ihrer Handfläche zu trommeln, während sie vor sich hin murmelte: „Mal überlegen! Wohin mit dem Gürtel? Verbuddeln im Garten, dann ist er weg. Mit zu Oma nehmen, die kann Geheimnisse für sich behalten. Kadabra umbinden, vielleicht hat sie eine Vision, wenn jemand den Gürtel stehlen möchte.“

Plötzlich begann Sally ebenso zu murmeln: „Im Fluss versenken. Unsichtbar zaubern. In ein Gefängnis bringen. Ein Schließfach eröffnen.“

Alex und Sahli hatten den beiden fasziniert beim Grübeln zugesehen. Als das Wort „Schließfach“ fiel, klatschte Alex in die Hände. „Schließfach – das ist es! Klasse, Sally.“

Nun schauten die Mädchen fasziniert Alex an. „Was?“

„Schließfach?“, hakte Liv nach. „Das ist doch genauso verrückt wie alle anderen Vorschläge. Willst du etwa in eine Bank gehen und dort ein Schließfach …“

Alex schüttelte energisch den Kopf. „Ich denke nicht an ein Bankschließfach, sondern an den Safe, den es in diesem Haus gibt.“

Nun wandelten sich die Blicke von fasziniert in völlig verblüfft.

„Ihr habt einen Safe?“

„Hier? Cool!“

Bloß Sahli verstand kein Wort. „Safe? Was ist ein Safe. Ich kenne Seife, aber das hilft uns wohl nicht weiter.“

Alex lachte. „Nein, mit Seife hat das nichts zu tun! Stell dir einen Safe wie eine Kiste vor. Eine geheime, versteckte Kiste, die super gesichert ist. Dicke Wände und eine gesicherte Tür.“

Jetzt endlich schaute Sahli auch verblüfft. „Das klingt gut!“, stieß er hervor.

Nur wenige Minuten später standen die Kinder im Eltern-Schlafzimmer.

„Schaut her“, sagte Alex und tat dabei sehr geheimnisvoll. Er ging auf das Bett seiner Mutter zu, zog sich die Schuhe aus, stieg auf die Matratze und griff nach dem Bild, das über dem Bett hing. Vorsichtig zog er an dem Rahmen. Es machte „Klick“ und er konnte das Bild wie ein Fenster zur Seite hin öffnen. Dahinter erblickten alle einen Wand-Safe.

„Cool!“, sagte Liv nun schon zum zweiten Mal an diesem Morgen. Allerdings flüsterte sie es eher, denn alle wollten verhindern, dass die Eltern sie hörten und hier entdeckten.

Aus dem Nachttisch der Mutter zog Alex den Schlüssel hervor und öffnete den Safe. Einige Briefumschläge lagen darin und auch ein paar lose Papiere.

Sahli stellte sich zu Alex auf die Matratze und besah sich den Safe ganz genau. Er befühlte die Wände, bewegte die winzige Tür, sah sich den Schlüssel an. Erst dann strahlte er Alex begeistert entgegen. „Das ist eine gute Lösung“, flüsterte er. „Hier sollten wir den Gürtel verstecken.“ Damit nahm er den Gürtel, legte ihn hinein und zog den Schlüssel von der Tür ab, platzierte ihn neben den Gürtel im Safe und warf die Tür zu.

„Nein!“, schrie Alex viel lauter als beabsichtigt. Doch es war zu spät: Der Safe war fest verschlossen und der Schlüssel lag darin. „Wir brauchen doch den Schlüssel, um die Tür wieder zu öffnen.“

„Ups!“, brachte Sahli als einziges Wort hervor. Es war eines der vielen neuen Wörter, die er inzwischen gut beherrschte. Doch dann fügte er an: „Ich dachte, so ist es sicherer.“

Alex verdrehte die Augen. „So ist er … ist er … weg. Der Gürtel ist jetzt weg. Was sollen wir denn nun tun?“

„Aber das wollten wir doch erreichen: Weg mit dem Gürtel“, verteidigte sich Sahli.

Alex zeigte auf den Safe. „Aber doch nicht weg für immer!“

Sally versuchte Alex zu beruhigen: „Reg dich ab, Alex. Erst einmal haben wir erreicht, was wir wollten: Der Gürtel ist in Sicherheit. Wie wir ihn wiederbekommen, überlegen wir uns später. Wir sollten jetzt deine Mutter überreden, uns zu Oma Ilse zu fahren.“

Liv trommelte schon wieder mit den Fingerspitzen. „Wir müssen uns einen guten Grund dafür einfallen lassen!“

Während die anderen darüber nachdachten, schweiften Alex’ Gedanken in eine andere Richtung: Er freute sich auf Omas Zuhause. Er war sehr gerne dort. Doch ihm war auch klar, dass es dort noch immer eine Lücke gab. Er wünschte sich seinen Großvater herbei. Er dachte daran, wie der alte Mann in seinem Schaukelstuhl auf der Terrasse saß, und spürte wieder einmal, wie sehr ihm sein Großvater fehlte.

Er träumte.

Endlich.

Nach der langen Zeit im Kerker war es Aurelius gelungen, sich im Schlaf von seinen Sorgen abzulenken. Trotz der Kälte und trotz der Angst. Er schlief. Tief und fest. Während seiner Gefangenschaft hatte er noch nie geträumt.

Doch jetzt sah er seinen Schaukelstuhl auf der Terrasse. Mit Blick auf seinen großen Garten. Hier fühlte er sich wohl.

Hinter einem Busch konnte Aurelius einen blonden Haarschopf erkennen. Ein Junge versteckte sich dort. Er sang und spielte. Ein fröhlicher Junge. Aurelius hörte das helle Kinderlachen.

Im Traum stand Aurelius von seinem Schaukelstuhl auf und wollte den Namen rufen. Den Namen, über den er schon so lange nachdachte. Den Namen, den er in den vielen wachen Stunden in seiner Erinnerung gesucht hatte. Endlich würde er ihn aussprechen. Jetzt in seinem Traum. Gerade holte Aurelius tief Luft, schaute auf den Haarschopf und wollte rufen, als er am Arm gepackt wurde.

„Noch etwas Tee?“, fragte ihn eine liebevolle Frauenstimme in seinem Traum und er sah, wie sie ihm zärtlich eine Hand auf den Arm legte.

Da war also noch jemand, den Aurelius liebte. Jemand, der ihm zur Seite stand.

Er senkte den Blick und schaute auf die Hand. Die Hand einer Frau. Einer etwas älteren Frau, das war klar zu erkennen. Aurelius legte seine Hand auf die Frauenhand. Es fühlte sich gut an.

Doch dann änderte sich das Gefühl und Aurelius wunderte sich. Der zunächst zärtliche Druck verstärkte sich. Die Finger der Hand spannten sich um Aurelius’ Arm wie eine Handschelle. Auch das Aussehen veränderte sich. Aus der hübschen Frauenhand wurde eine knochige Männerhand mit langen Fingern, deren Nägel rissig und schmutzig waren.

„Ob du Hunger hast, will ich wissen!“, hörte Aurelius eine dröhnende Männerstimme fragen und in diesem Moment wachte er auf. Alles um ihn herum verschwand. Der blühende Garten wurde zu grauen Mauern. Der Schaukelstuhl wandelte sich zu einer harten Holz-Liege. Der Sonnenschein aus seinem Traum wurde von dem Dunkel des Kerkers geschluckt.

Ein riesiger, schmutziger Mann stand neben Aurelius. Um vieles größer als jeder Mensch, den Aurelius bisher gesehen hatte. Und um vieles schmutziger.

In der Hand hielt er einen Blechteller, auf dem sich ein Klecks weißer Brei befand.

„Hunger?“, knurrte der Riese erneut.

Aurelius schaute auf den schmutzigen Teller, dann in das schmutzige Gesicht seines Wächters und schüttelte nur den Kopf. Das, was ihm guttat, das konnte er in diesem grauen Raum nicht finden. Das fand er nur in seinen Träumen.

Argus blickte auf die leuchtenden Edelsteine in seiner Hand, die ihm das Bild von Aurelius in seiner Zelle zeigten.

Argus drehte sich zur Seite und zeigte das Bild seinem Begleiter. „Sieh her! So ergeht es unserem Widersacher: Blechteller und Reisbrei. Dunkelheit und Kälte. Und vor solch einem Menschen sollen wir uns fürchten?“ Er lachte. Dieses krähenhafte Geräusch hallte durch die endlos langen Gänge des Labyrinths wider, wurde verstärkt und als lautes Echo zurückgeworfen. Gerade so, als würden Hunderte Magier krächzend ihr Gelächter anstimmen.

Argus rechnete mit einem bestätigenden Nicken oder einer anderen Form der Zustimmung. Doch zu seiner Verblüffung wurde der Meister des magischen Zirkels wütend.

„Das ist dein Problem, Argus!“, schimpfte der Großmeister und seine Stimme klang dabei unnatürlich hoch. „Du bist dir deiner Sache immer zu sicher. Du nimmst das alles nicht ernst.“

Argus blieb überrascht stehen und blickte seinen Nachbarn an, der ihn in der Gestalt eines übergroßen Geiers begleitete.

„Natürlich nehme ich das alles ernst“, widersprach Argus. „Warum sonst hätte ich Euch um Hilfe gebeten?“