Im Zeichen der Zauberkugel 6: Die Macht des magischen Zirkels - Stefan Gemmel - E-Book

Im Zeichen der Zauberkugel 6: Die Macht des magischen Zirkels E-Book

Stefan Gemmel

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Beschreibung

***Der neue Band der Spiegel-Bestseller-Reihe "Im Zeichen der Zauberkugel" - fantastisches Lesefutter ab 8 Jahre!***  Für Alex und seine Freunde steht fest: Sie müssen unbedingt verhindern, dass der machthungrige Argus an die Schale des Glücks gelangt. Doch der finstere Magier hat immer noch Alex' Großvater in seiner Gewalt und als dann plötzlich auch noch Sahlis Tarnung aufzufliegen droht, wird die Lage immer gefährlicher. Haben die Freunde die Macht des magischen Zirkels unterschätzt?***  ***IM ZEICHEN DER ZAUBERKUGEL: tolle Abenteuer mit viel Witz und einer ordentlichen Prise Magie für Mädchen und Jungen!

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Stefan Gemmel

Im Zeichen der Zauberkugel – Die Macht des magischen Zirkels (Bd. 6)

Für Alex und seine Freunde steht fest: Sie müssen unbedingt verhindern, dass der machthungrige Argus an die Schale des Glücks gelangt. Doch der finstere Magier hat immer noch Alex’ Großvater in seiner Gewalt und als dann plötzlich auch noch Sahlis Tarnung aufzufliegen droht, wird die Lage immer gefährlicher. Haben die Freunde die Macht des magischen Zirkels unterschätzt?

Der sechste Band der „Zauberkugel“-Reihe: spannend, witzig und mit einer gehörigen Portion Magie!

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Leseprobe: Im Zeichen der Zauberkugel 1

Ein eisiger Wind fegte über die Landschaft, die nur aus Weiß zu bestehen schien. Die Hügel, die Täler, die Seen – alles war von Schnee und Eis bedeckt. Und obwohl er keinerlei Zuschauer hatte, spielte der Wind sein ewiges Spiel. Er wirbelte die Schneekristalle in die Höhe, ließ sie dort glitzern und funkeln und schließlich wieder auf den Boden schweben. Dann griff er sich neue Flocken, um sie in der Luft tanzen zu lassen, bevor er ihnen erlaubte, wieder sachte herabzufallen. Diesmal senkten sie sich auf drei Körper, die am Fuße eines Hügels im Schnee lagen, und bedeckten sie für einen kurzen Moment, bis der Wind sie erneut emporwirbelte.

Die drei Freunde, die gerade mithilfe von magischen Kräften und nach einer turbulenten Reise in dieser eisigen Welt gelandet waren, merkten von alldem nichts. Weder wussten sie vom Spiel des Windes, noch spürten sie die Kälte, die sie umgab. Denn der Zauber ihres Freundes Sahli verhinderte, dass Alex, Kadabra und Bim froren, als sie Grönland erreichten.

Dafür drehte sich noch alles in ihren Köpfen und es brauchte einen Augenblick, bis sie wieder zu sich kamen, so sehr hatte diese Reise sie angestrengt. Langsam stand Alex auf und blickte sich um.

„Na?“, fragte Kadabra. „Wo sind wir gelandet?“ Die Katze blinzelte. Das grelle, weiße Licht der schneeweißen Landschaft bildete einen zu starken Gegensatz zu dem abgedunkelten Zimmer, in dem sie mit Bim vorhin noch angespannt gewartet hatte.

„Wir müssen ganz in Pals Nähe sein“, antwortete Alex. „Es ist alles gut.“

„Das kannst du erkennen?“ Bim schaute sich ebenfalls um. „Hier ist doch alles nur weiß in weiß in weiß.“

„Das stimmt“, gab Alex der kleinen Zauselmaus recht und trat ein paar Schritte vor. „Aber etwas hier versichert mir eindeutig, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Kommt, seht es euch an!“

Kadabra und Bim erhoben sich nun ebenfalls. Sie traten zu Alex und folgten seinem Blick. Erstaunt rissen sie die Augen auf.

„Ist das echt?“, fragte Kadabra.

Bim schüttelte schnell den Kopf. „Das glaube ich nicht. Bestimmt handelt es sich um eine optische Täuschung oder so etwas. Eine Art Fata Morgana wie in der Wüste. Bloß im Eis.“

„Vielleicht eine Mutter Morgana?“, grübelte Kadabra, doch Alex schüttelte den Kopf und ging in die Hocke.

„Ihr könnt euren Augen ruhig trauen. Was ihr hier seht, ist absolut echt.“ Er strich mit der Hand über den Pfotenabdruck, der ein tiefes Loch im Schnee hinterlassen hatte. Ein gigantischer Pfotenabdruck, größer als Kadabras gesamter Katzenkörper.

„Dann habe ich eine Vermutung“, murmelte Kadabra.

„Ich auch“, rief Bim. „Der Abdruck stammt von diesem Tupilait, oder?“

Alex nickte. „Ein furchterregendes Wesen mit sechs Stoßzähnen, die weit aus seinem Maul ragen. Einer Nase, so groß wie ein Fußballtor. Und Pfoten, so riesig wie Tischplatten. Und es hat nur einen Wunsch …“

„Dich zu finden und zu fangen!“ Kadabra schüttelte sich. „Das sind keine guten Aussichten.“

„Ich habe nicht vor, mich fangen zu lassen“, antwortete Alex. „Wir müssen schnell handeln. Sahli ist noch immer als Spion bei den Mitgliedern des magischen Zirkels. Er läuft ständig Gefahr, entdeckt zu werden. Und Großvater und Huo werden immer noch von ihnen gefangen gehalten. Seht!“ Er hielt Kadabra und Bim seine Armbanduhr hin. Darauf zeigte sich das Bild Aurelius’, wie er zusammen mit seinem Beschützer-Drachen Huo in einem Ring aus Feuer festgehalten wurde, tief im Inneren einer Eishöhle, die dem magischen Zirkel als Versteck diente.

„Dieses Bild hat mir Sahli geschickt. Durch die Uhr können wir in Kontakt bleiben und dadurch weiß ich auch, wo er sich befindet. Genauso wie Opa.“

Die beiden Tiere schauten sorgenvoll aus. „Und wo sind Liv und Sally?“, erkundigte sich Kadabra, ohne den Blick von der Uhr abzuwenden.

„Sie sind bei Pal, Großvaters Freund. Er hat eine kleine Hütte, nicht weit von hier. Und das ist der Plan: Wir werden Liv, Sally und Pal dort abholen und gemeinsam mit ihnen auf den höchsten Berg dieser Gegend steigen. Dort nämlich soll die Schale des Glücks geöffnet werden. Die Schale, in der alles Gute steckt, das sich jemals in den Mitgliedern des magischen Zirkels befunden hat. Wenn sie die Schale öffnen und es herausströmt, wird all das Gute verloren gehen. Das müssen wir unbedingt verhindern.“

Nun blickte Kadabra von der Uhr auf. „Das klingt leichter, als es wahrscheinlich ist, oder?“

Alex verzog das Gesicht. „Ich möchte euch nichts vormachen. Diese Mission ist richtig gefährlich. Wir stehen mächtigen Magiern gegenüber, mit zwei gewaltigen Drachen an ihrer Seite. Dann gibt es noch diesen Tupilait, der es auf mich abgesehen hat. Und außerdem …“ Blitzschnell hielt Alex den Atem an. Nein, diesen Gedanken konnte er seinen Freunden nicht mitteilen. Er durfte und wollte ihnen nicht sagen, dass sie nur mit Sahlis Hilfe wieder nach Hause zurückkehren konnten – jetzt, wo sie Aurelius’ Notizbuch mit nach Grönland genommen hatten.

„Und außerdem?“, hakte Kadabra nach. Sie legte den Kopf schief und sah Alex misstrauisch an. „Was wolltest du da gerade sagen?“

Alex dachte schnell nach. „Außerdem gibt es unheimlich viel Schnee und Eis in Grönland. Es ist sehr … äh … anstrengend, sich hier zu bewegen. Wenn ihr also lieber aussteigen wollt, kann ich das verstehen. Dann wäre jetzt der richtige Moment dafür“, sagte er, wobei ihm gleichzeitig durch den Kopf schoss: Auch wenn ich nicht wüsste, wie ich euch nach Hause bringen sollte.

Bim blickte zu Kadabra und die Katze blickte zurück. Nur für eine Sekunde. Eher für den Bruchteil einer Sekunde. Das allerdings reichte ihnen schon aus, um ihren Entschluss zu fassen. Sie wandten sich Alex zu und erklärten: „Wir sind dabei. Freunde sind schließlich füreinander da. Ob zu Hause im Warmen oder hier im ewigen Eis. Wir stehen das gemeinsam durch.“

Alex beugte sich zu ihnen und drückte sie fest an sich. „Das hab ich mir gedacht. Danke, ihr beiden.“

Kadabra ruckte mit dem Kopf. „Ja, ja. Gern. Und bitte und so. Können wir dann auch mal wieder los?“

Alex kicherte kurz und marschierte voraus, wobei er sich immer wieder wachsam umblickte, aus Sorge, der Tupilait könnte plötzlich auftauchen. Hinter ihm Kadabra mit Bim, die auf dem Rücken der Katze saß. Die Freunde gaben ein merkwürdiges Bild in der weißen Landschaft ab, doch es war ja nur der Wind, der sie bemerkte. Und ihn störten die drei keineswegs.

„Ich kann es noch immer nicht glauben!“ Aurelius ging vor Huos riesigem Gesicht auf und ab. Er war sehr aufgebracht. „Aber du hast ihn doch auch gesehen, mein Freund, oder? Das war doch vorhin Sahli hier gewesen.“

Huo blickte traurig zu der Stelle, an der Sahli vor Kurzem gestanden hatte. Dann nickte er langsam und Aurelius verspürte einen Stich in seinem Herzen.

„Wie konnte das nur geschehen? Sahli ist einer der nettesten, freundlichsten, friedlichsten Menschen, die ich kenne. Seine ganze Geschichte … Alles ist …“ Er seufzte tief. „Ach, Huo! Ich könnte weinen. Um den lieben Sahli und auch um unseren Auftrag. Wenn Sahli sich gegen uns stellt, war alles umsonst. Dann haben wir den Kampf um die Schale des Glücks verloren. Sahli ist so wichtig für unsere Mission. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er gegen uns arbeitet. Denn nur er kann für uns …“

Da blieb Aurelius plötzlich stehen. „Moment!“, grübelte er laut und Huo schaute auf. In dem Gesicht des alten Mannes spiegelte sich nicht mehr Verbitterung, sondern es schimmerte ein Funke Hoffnung.

„Wenn das alles nur eine Lüge ist?“, fragte Aurelius den Drachen aufgeregt. „Vielleicht war das gar nicht Sahli, den wir gerade gesehen haben. Du weißt, wie mächtig diese Magier sind. Vielleicht haben sie uns einen Jungen hergeschickt, der aussieht wie Sahli, sodass wir alle Hoffnung verlieren. Dann hätten sie leichteres Spiel und würden von uns bekommen, was sie wollen. Zumindest denken sie das.“ Er ballte eine Faust. „Ach, könntest du dich doch einfach erheben und über diese Flammen hinwegfliegen …“ Dabei zeigte er auf den Ring aus Feuer und Huo folgte seinem Blick. „Aber sie fesseln dich, diese Flammen, nicht wahr? Sie bilden zwar bloß einen Ring um uns, doch ihr Zauber zwingt dich zu Boden.“ Nach­denklich kratzte er sich am Kinn. „Mh … Vielleicht können wir ja herausbekommen, ob es wirklich der echte Sahli war, den wir gesehen haben. Ich könnte diesen Jungen testen. Jawohl!“

Nicht weit davon entfernt saß Sahli auf dem eisigen Boden und wagte kaum zu atmen. So sehr ­fürchtete er, sein falsches Spiel könnte entdeckt werden. Er hockte in einem der vielen langen Gänge der Eishöhle, die den Magiern des Zirkels als Versteck diente. An den Wänden spiegelte sich das flackernde Licht von Flammen und Sahli wusste, dass es die Flammen waren, die Aurelius und Huo gefangen hielten. Es stach ihm ins Herz, wenn er daran dachte, dass Aurelius ihn für einen Überläufer hielt. Doch das musste er jetzt aushalten. Es war sein eigener Entschluss gewesen, sich in den Zirkel einzuschleusen, um die nächsten Schritte der Magier in Erfahrung zu bringen. Zum Glück war nicht der gesamte Zirkel anwesend, sondern nur Argus, Chao-Lin und der Großmeister. Aber das würde sich gewiss bald ändern, vermutete Sahli. Denn er hatte mitbekommen, dass sie alle sich auf dem höchsten Berg hier treffen wollten, um die Schale des Glücks zu öffnen und die weiße Magie der Zirkel-Mitglieder endgültig zu zerstören. Genau das aber durfte nicht geschehen. Unter keinen Umständen. Und deshalb beherrschte sich Sahli, schaute den Spiegelungen der Flammen zu und verbot sich, weiter nachzudenken. Denn auf keinen Fall durften Argus oder der Großmeister seine Gedanken lesen.

So konzentrierte Sahli sich fest auf das Lichterspiel vor ihm und bemühte sich, alles andere um sich herum auszublenden. Er dachte an seine Zeit bei Alex zurück. An die vielen Versuche, sich in dessen moderner Welt einzugewöhnen. Er schmunzelte, als ihm wieder einfiel, wie er die Zauberkugel in der Toilette gewaschen hatte, weil er nicht gewusst hatte, wozu Toiletten eigentlich gut waren. Er dachte an die Computermaus, die er gefüttert hatte, und an die Solarlampe im Garten, die er verzaubert hatte, als sie von selbst angegangen war. Sahli hatte befürchtet, etwas von der schwarzen Magie könnte in ihr stecken, und sie schnell in ein kleines Bäumchen aus Schokolade verwandelt. Bei dieser Erinnerung hatte er gleich wieder den leckeren Geschmack auf der Zunge und sah in Gedanken Alex, der ihn mit schokoladen­verschmiertem Mund angegrinst hatte.

Sahli lächelte. Auch sein Besuch in Alex’ Schule kam ihm plötzlich wieder in den Sinn. Die vielen Mitschüler, die sich für ihn interessiert hatten, und auch die netten Lehrer, die dort unterrichteten. Ja, es war eine sehr schöne Welt, in der Alex mit seinen Stiefschwestern leben durfte. Und dafür lohnte es sich zu kämpfen und all das hier auf sich zu nehmen. Sahli schloss die Augen und konzentrierte sich auf weitere Erinnerungen. Zum Beispiel an das Kissen, das er hatte explodieren lassen, weil beim Schütteln eine kleine Feder herausgefallen war. Er hatte gedacht, eine Ente wäre darin gefangen, und natürlich hatte er das arme Tier befreien wollen … Es hatte zwei Stunden gebraucht, bis er mit Alex alles aufgeräumt hatte.

Sahli war so sehr in seine Erinnerungen eingetaucht, dass er das Flüstern einige Schritte hinter ihm gar nicht wahrnahm.

„Da! Könnt ihr ihn sehen? Wie er da sitzt und lächelt, weil er versucht, seine wahren Gedanken für sich zu behalten.“ Argus hatte seinen Blick fest auf den Jungen am Boden gerichtet. Chao-Lin und der Großmeister standen neben ihm und nickten. „Er denkt immer noch, wir hätten ihn nicht durchschaut“, fuhr er im Flüsterton fort. „Und er ist immer noch der Meinung, er könne uns unentdeckt nachspionieren und uns austricksen. Dabei sind wir es, die ihm eine Falle gestellt haben.“ Er musste ein Lachen unterdrücken. „Er glaubt tatsächlich noch, wir treffen uns auf dem Berg, um die Schale zu öffnen. Dabei ist das gar nicht möglich. Denn die Schale lässt sich nur an einem einzigen Ort öffnen. Doch woher soll so ein Junge das wissen, nicht wahr?“

„Das ist genial von dir, Argus!“ Auch der Großmeister hatte seine Stimme gesenkt. „Sahli wird seine Freunde zu diesem Berg locken und sie uns, ohne dass er es weiß, ausliefern. Dann haben wir sie alle in der Hand und können in Ruhe unser Vorhaben abschließen: die Schale des Glücks öffnen und so mächtig werden wie noch nie zuvor.“

„Endlich!“, flüsterte Chao-Lin und blickte zu ihren beiden Drachen Shandian und Bing hinüber, die gerade heute sehr ungeduldig wirkten. „Ich kann es kaum erwarten, diese neue Zeit zu erleben. Und meinen Drachen geht es bereits ebenso.“

„Geduld“, mahnte Argus leise. „Nur noch ein paar Stunden Geduld, Chao-Lin. Wir haben so viele Jahrhunderte auf diesen Moment gewartet, da werden wir diese wenigen Stunden auch noch ertragen. Los, bereiten wir uns vor!“

Er warf seinen Umhang nach hinten und trat auf Sahli zu, dicht gefolgt von Chao-Lin und dem Großmeister.

„Dort!“ Alex war die Erleichterung anzuhören. „Das ist die Hütte von Pal.“

Kadabra blieb auf der Stelle stehen. „Da wollen wir hin? Ich hab schon Hundehütten gesehen, die schöner waren.“

Alex lachte. „Ja, ein Schmuckstück ist das krumme Ding nicht gerade. Aber lass dich von dem ­hässlichen Äußeren nicht abschrecken. Drinnen ist es noch schlimmer.“

„Noch schlimmer?“, riefen Kadabra und Bim wie im Chor, doch Alex war die Vorfreude anzumerken, als er erklärte: „Was der Hütte an Glanz fehlt, das macht Pal mit seiner Freundlichkeit wieder wett. Außerdem sehen wir dort Liv und Sally wieder.“

„Ach so! Warum sagst du das nicht gleich?“ Nun stand auch Kadabra und Bim die Freude auf das Wiedersehen ins Gesicht geschrieben. Die Katze spurtete mit Bim auf dem Rücken in Richtung der schiefen, alten Hütte los, während Alex sich das Notizbuch unter den Arm klemmte und ihnen freudig hinterherlief.

„Alex!“ Die Tür wurde aufgerissen und der Ruf hallte ihnen in der Unendlichkeit des ewigen Eises entgegen. Sally kam herausgesprungen und rannte auf Alex zu. Sie umarmten sich stürmisch und da war auch schon Liv bei ihnen und fiel in die Begrüßung mit ein.

Schließlich erschien Pal an der Tür. Auch er strahlte Alex an. „Schön, dass du wieder zurück bist.“

Alex trat auf den alten Freund seines Großvaters zu und fast schien es ihm, als wäre Pal in den letzten Stunden noch magerer geworden. Oder wie Alex’ Mutter Marianne sagen würde: „Der besteht ja nur aus Haut und Knochen.“ Mit besorgtem Blick hielt er Pal das Notizbuch entgegen. „Ich habe mitgebracht, was wir brauchen.“

Pal trat zur Seite. „So kommt herein. Ich koche uns einen Tee.“

Kurz darauf lag Kadabra auf Pals Schoß und ließ sich von ihm zwischen den Ohren kraulen. Ihr ­zufriedenes Schnurren erfüllte den ganzen Raum. Bim lag ­ausgestreckt auf dem Katzenrücken und genoss ebenfalls Pals Anwesenheit. Die beiden Tiere hatten den alten Mann genauso schnell ins Herz geschlossen wie Alex und seine Schwestern.

Die Zwillinge berichteten Alex, wie sie in ihrer rasanten Hundeschlittenfahrt den gefährlichen Tupilait abgehängt hatten und wieder hierher zurückgekommen waren.

„Vielleicht ist er deshalb noch nicht aufgetaucht“, überlegte Alex. „Vielleicht sitzt er noch immer über meiner Kleidung, die nach mir riecht, und hat deshalb noch gar nicht gewittert, dass ich wieder hier bin.“

„Das wird sich aber bestimmt bald ändern“, gab Pal zu bedenken. „Und es ist sicher nur eine Frage der Zeit, bis das fürchterliche Tier deine Fährte wieder aufnimmt und dich hier aufspürt.“

Alex nickte und wandte sich noch einmal Liv und Sally zu. „Es gab mal eine Zeit, da dachte ich, ihr seid nicht meine Stiefschwestern, sondern meine Halbschwestern, weil ich euch doppelt satthatte und das einen schönen Ausgleich ergab.“

Pal lachte laut auf. Diesen Spruch kannte er bisher noch nicht. Aber Alex war noch nicht fertig. „Inzwischen finde ich wirklich, dass ich euch lieber Halbschwestern statt Stiefschwestern nenne. Denn ohne euch bin ich nur halb so stark und kann nur die Hälfte von dem erreichen, was ich alleine schaffen würde. Aber jetzt sollten wir keine Zeit mehr verlieren.“ Alex griff nach dem Notizbuch. „Sahli braucht uns. Genauso wie Aurelius und Huo. Also lasst uns beginnen!“

Sie rückten dichter zusammen. Alex legte das Buch auf seinen Schoß und öffnete es auf der Seite, auf der sich ihnen vor Kurzem noch der Tupilait gezeigt hatte. Zum Leben erweckt von einem Löffel voll Schokoladen­eis.

Alle sahen gebannt zu, wie Alex weiterblätterte. Liv trommelte mit ihren Fingerspitzen auf ihren Knien herum und Bim krallte aufgeregt ihre Pfoten in Kadabras Fell.

Die einzigen, bisher noch unberührten Seiten befanden sich fast am Ende des Buches und es war klar: Aurelius’ Notizbuch barg anscheinend nur noch ein einziges Geheimnis. Das letzte Puzzleteil, mit dem sich das Rätsel um die Schale des Glücks lösen ließ.

Noch immer versuchte Sahli, sich in seine ­Erinnerungen zu flüchten, als ihn eine unangenehme Stimme aus den Gedanken riss.

„Na, dann los, du schmales Zauberstäbchen! Deine erste Lektion wartet auf dich.“

Sahli drehte sich um und schaute direkt in die Augen von Argus. Ein Schauer überlief ihn und er hoffte nur, dass es den Magiern nicht aufgefallen war. Der Anblick von Argus war für Sahli noch immer furchterregend und er brauchte einen Moment, um sich wieder in seine Rolle als fügsamer Zauberlehrling einzufinden.

„Nun schau mich nicht an wie ein Glubsch-Fisch mit Verstopfung“, grinste Argus höhnisch und klatschte ungeduldig in die Hände. „Weiter! Wir möchten sehen, was du kannst.“

Hastig stand Sahli auf. „Nun denn, ich bin bereit“, verkündete er in einem so sicheren Ton, dass er selbst überrascht war.

Der Großmeister beugte sich zu ihm herab. „Dann komm! Es ist Zeit, aufzubrechen.“ Damit schritt er an Sahli vorbei, tiefer in die Höhle hinein. Sahli folgte ihm, begleitet von Argus und Chao-Lin. Schon konnte er das Knistern der Flammen hören, die als Gefängnis für Aurelius und Huo dienten, und kurz darauf stand er auch schon vor Alex’ Großvater. Es schnürte Sahli die Kehle zu, diesen wunderbaren Menschen so zu sehen, doch er musste seine Rolle beibehalten. Zu viel stand auf dem Spiel.

„Nun, alter Mann. Auch für dich ist jetzt die Zeit zum Aufbruch gekommen“, verkündete der Großmeister, während Aurelius in dem Flammenring langsam auf ihn zutrat.

Argus warf Chao-Lin über Sahlis Kopf hinweg einen verschwörerischen Blick zu. Aurelius, der das gesehen hatte, stutzte und kam ins Grübeln: Was führte Argus im Schilde? Angeblich erfüllten sie doch gerade alle seine Pläne. Was sollte dieser verschwörerische Blick?

„Los!“, riss ihn da die scharfe Stimme des Groß­meisters aus seinen Überlegungen. „Meine Geduld hat bald ihr Ende erreicht.“

„Ich hoffe, eure Macht hat bald ihr Ende erreicht“, entgegnete Aurelius lautstark. Doch die Magier gingen nicht darauf ein, sondern traten noch näher an das Flammengefängnis heran.

Argus wandte sich Sahli zu. „Es ist die Zeit gekommen, dich zu bewähren.“

Aurelius sprang so weit auf die beiden zu, wie die Flammen um ihn herum es zuließen. „Du musst das nicht tun, Sahli!“, rief er. „Lass dich von diesen Magiern nicht verleiten! Denk an deine Freundschaft zu Alex!“

„Ruhe!“, schrie Argus, drehte sich zu Aurelius um und in dieser Sekunde flammte das Feuer höher auf als zuvor. „Du hältst dich da raus, du alter Zauselbart!“

Aurelius konnte Sahli nun zwar nicht mehr sehen, aber er sprach weiter auf ihn ein. Denn jetzt sah er seine Möglichkeit gekommen, diesen Jungen, von dem er nicht glauben wollte, dass es wirklich der gute Sahli war, zu testen. „Denk an Alex! Denk daran, wie er dich in einem Kellerschrank gefunden und befreit hat.“

Verwirrt drehte sich Sahli um. Was erzählte Alex’ Großvater da? „Schrank? Keller?“, sagte er nachdenklich. „Nein, es war eine alte Truhe auf dem Dachboden. Dort war ich in meiner Zauberkugel gefangen.“

„Oh nein!“ Während Sahli sich noch wunderte, sank Aurelius hinter den hohen Flammen in sich zusammen. Der Junge sagte die Wahrheit. Und das konnte nur eines bedeuten: Neben Argus befand sich der wahre Sahli. Nun war alles verloren.

Argus lachte auf. Er hatte verstanden, was Aurelius’ Absicht gewesen war. Er wandte sich wieder Sahli zu und verkündete: „Also, wahrhaftiger und echter Sahli – zeige uns, was du kannst! Lenke diesen Flammenring mit deinen Gedanken, während Aurelius und Huo darin gefangen bleiben und du die beiden wie eine Viehherde in den Flammen vor uns hertreibst.“

Der Großmeister lachte laut auf. „Wie eine Viehherde“, kreischte er. „Das gefällt mir. Eine Viehherde!“

Sahli fand es abstoßend, dass so von Alex’ Großvater gesprochen wurde. Doch er nickte. Er zog die Zauberkugel aus der Tasche und rieb sie in seinen Händen, um sie etwas größer zu chamälisieren. Anschließend hielt er sie vor sich und flüsterte ihr seinen magischen Spruch zu. Warum er ihn nicht laut aussprach, konnte er sich selbst nicht erklären. Wahrscheinlich lag es daran, dass er seine Magie nicht mit den anderen teilen wollte.

Die Zauberkugel ruhte für einen Augenblick, bevor sie zu zittern und zu leuchten begann. Dann schoss das winzige Licht in ihrem Innern heraus, bündelte sich und legte sich auf die vorderen Flammen des Feuerkreises. Jetzt hielt Sahli die Kugel wie eine Fernbedienung vor sich. Es war, als hätte die Kugel die Flammen fest im Griff, denn der Feuerring folgte Sahli bei jedem einzelnen Schritt und Aurelius und Huo waren gezwungen, ihm zu folgen. Ansonsten hätten sie die Hitze der Flammen zu spüren bekommen.

Der Großmeister nickte beeindruckt. „Das ist gut. In dir steckt große Magie. Mehr als ich geahnt hatte.“ Langsam ging er mit Argus und Chao-Lin voraus und Sahli folgte ihnen, zusammen mit Aurelius und Huo. Sahli war klar, dass er Alex eine Nachricht zukommen lassen musste. Er musste seine Freunde informieren, dass sie sich auf dem Weg zum höchsten Berg befanden. Also konzentrierte sich Sahli für einen kurzen Moment auf Alex und leitete seine Zauberkraft vom Feuerring zur Uhr an Alex’ Handgelenk. Die Flammen erstarben. Nur für einen kurzen Augenblick. Dann schossen sie wieder in die Höhe.

Argus fuhr wütend herum. „Was war das?“, fuhr er Sahli an. „Was hast du da gerade getan?“

Sofort stand Sahli der Angstschweiß auf der Stirn. „Ich … ich habe …“

Argus beugte sich bedrohlich über ihn, während die beiden anderen Magier das Ganze aufmerksam verfolgten. „Ja …? Was hast du?“, bohrte Argus nach.

Sahli machte ein betretenes Gesicht. „Ich habe … habe … einen Moment nicht achtgegeben.“

Argus schnaufte und legte eine Hand auf die wenigen Edelsteine, die er in einem Beutel mit sich trug. „Nicht achtgegeben? Soll ich dich lehren, achtzugeben? Soll ich dir …“

„Halte ein, Argus“, unterbrach ihn der Großmeister lachend. „Er ist ja noch ein Schüler. Ein kleiner dummer Junge. Er muss halt noch lernen!“

Argus stutzte und Sahli konnte dem Magier an den Augen ablesen, wie schwer es diesem fiel, von ihm abzulassen. Doch es gelang ihm. Mit einem Stirnrunzeln trat Argus wieder zu den anderen beiden Mitgliedern des magischen Zirkels.

„Und wie er lernen muss“, brummte er dabei. „Viel lernen. Vor allem Demut und Ehrfurcht vor einer Größe wie mir!“

Damit machten sie sich weiter auf den Weg.

Sahli atmete erleichtert aus. Wieder einmal war ihm bewusst geworden, wie gefährlich das Spiel war, das er hier trieb.