In bester Absicht - Patricia Vandenberg - E-Book

In bester Absicht E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Nun gibt es eine Sonderausgabe – Dr. Norden Gold Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen. »Hier ist dein Kakao, mein Häs-chen. Aber paß auf, daß du dich nicht verbrennst. Er ist noch heiß«, bemerkte Margitta Boehm, als sie wie jeden Morgen fürsorglich ein Tablett auf den Nachttisch ihrer Tochter Rebecca stellte. »Danke, Mama! Ich trinke ihn gleich. Ich bin noch so müde«, ertönte eine dumpfe Stimme unter der Bettdecke. Margitta lächelte verständnisvoll. »Du liebe Kleine. Wahrscheinlich hast du wieder einmal schlecht geschlafen. Du machst dir einfach zu viele Gedanken über die Arbeit«, stellte sie fest, während sie die Vorhänge aufzog und das Fenster öffnete, um frische Luft hereinzulassen. Als sie keine Antwort mehr bekam, verließ sie das Zimmer, um sich um das Frühstück ihres Mannes Ferdinand zu kümmern. Wie jeden Morgen kochte Margitta Kaffee, deckte liebevoll den Tisch und bestückte ihn wie seit beinahe zwanzig Jahren mit einer liebevollen Aufmerksamkeit. Diesmal war es eine Kerze in Form der Zahl Sieben, die sie vor seinen Teller stellte und anzündete. Dr. Ferdinand Boehm starrte mißmutig darauf, als er wenig später frisch geduscht und glatt rasiert das Eßzimmer betrat. »Was soll denn das? Haben wir Kindergeburtstag heute?«

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Dr. Norden Gold – 62 –

In bester Absicht

Unveröffentlichter Roman

Patricia Vandenberg

»Hier ist dein Kakao, mein Häs-chen. Aber paß auf, daß du dich nicht verbrennst. Er ist noch heiß«, bemerkte Margitta Boehm, als sie wie jeden Morgen fürsorglich ein Tablett auf den Nachttisch ihrer Tochter Rebecca stellte.

»Danke, Mama! Ich trinke ihn gleich. Ich bin noch so müde«, ertönte eine dumpfe Stimme unter der Bettdecke.

Margitta lächelte verständnisvoll.

»Du liebe Kleine. Wahrscheinlich hast du wieder einmal schlecht geschlafen. Du machst dir einfach zu viele Gedanken über die Arbeit«, stellte sie fest, während sie die Vorhänge aufzog und das Fenster öffnete, um frische Luft hereinzulassen.

Als sie keine Antwort mehr bekam, verließ sie das Zimmer, um sich um das Frühstück ihres Mannes Ferdinand zu kümmern. Wie jeden Morgen kochte Margitta Kaffee, deckte liebevoll den Tisch und bestückte ihn wie seit beinahe zwanzig Jahren mit einer liebevollen Aufmerksamkeit. Diesmal war es eine Kerze in Form der Zahl Sieben, die sie vor seinen Teller stellte und anzündete.

Dr. Ferdinand Boehm starrte mißmutig darauf, als er wenig später frisch geduscht und glatt rasiert das Eßzimmer betrat.

»Was soll denn das? Haben wir Kindergeburtstag heute?« fragte er unsensibel, während er sich auf seinen angestammten Platz setzte und sein sorgfältig gescheiteltes Haar glatt strich. Dann rückte er die Hornbrille zurecht, zog am Krawattenknoten und wartete darauf, daß seine Frau ihm Kaffee einschenkte.

Während Margitta ihn bei diesen immer gleichen Bewegungen beobachtete, schluckte sie ihre Enttäuschung hinunter.

»Entschuldige, ich wollte dich nur darauf aufmerksam machen, daß wir in einer Woche unseren zwanzigsten Hochzeitstag feiern. Wenn dich die Kerze stört, räume ich sie fort«, lächelte sie gutmütig.

»Laß nur, schon gut«, winkte Ferdinand ab und strich sich mit der Hand über den Oberlippenbart. »Aber du brauchst mich wirklich nicht an unseren Hochzeitstag zu erinnern. Immerhin feiern wir ein großes Fest an diesem Tag. Die halbe Belegschaft der Klinik ist eingeladen, damit sie sehen, daß auch das Privatleben eines Schönheitschirurgen in Ordnung sein kann.«

»Ich wollte dir damit auch nur sagen, wie glücklich ich mit dir bin und wie froh, daß wir es so lange miteinander ausgehalten haben«, unterstrich Margitta die Worte ihres Mannes mit leuchtenden Augen.

»Das grenzt tatsächlich an ein Wunder«, bemerkte Ferdinand jedoch trocken.

Margitta schluckte. Nun war sie doch betroffen.

»Wie meinst du das?«

»Was du schon wieder denkst! Verstehst du meinen Humor selbst nach so vielen Jahren nicht?« schüttelte er verständnislos den Kopf.

»Entschuldige, ich bin wohl ein bißchen zu sensibel.«

»Mimosenhaft würde ich es nennen«, wies Ferdinand sie grob zurecht.

Margitta zuckte zurück.

»Wie du willst«, sagte sie mit belegter Stimme. »Möchtest du noch Erdbeermarmelade?«

»Die selbstgekochte? Nein danke, dieses Zeug ist mir viel zu süß. Ich muß jetzt ohnehin los.« Ferdinand Boehm stand auf, klopfte sich die Krümel von der Hose, während seine Frau pflichtschuldig aufsprang und ihm das graue Sakko am Rücken glattstrich. Dann reichte sie ihm die Tüte mit seiner täglichen Ration Obst und begleitete ihn zur Tür.

»Was möchtest du heute zu Abend essen?« fragte sie, während er den Mantel anzog und sie seine Aktentasche hielt.

Ferdinand warf seiner Frau einen mißbilligenden Blick zu.

»Manchmal frage ich mich wirklich, wie du deine Tage organisierst! Heute abend halte ich den Vortrag in der Klinik. Ich komme nur rasch vorbei, um mich umzuziehen. Hast du übrigens meinen schwarzen Anzug aus der Reinigung geholt? Den brauche ich heute abend.«

»Er hängt schon auf dem Balkon, damit er glatt bleibt«, erklärte Margitta pflichtschuldig.

Ferdinand nickte zufrieden und hauchte seiner Frau einen Abschiedskuß auf die Stirn.

»Auf Wiedersehen, Rehlein. Ich wünsche dir einen schönen Tag«, murmelte er und strich ihr das glatte blonde Haar hinter das schmucklose Ohr.

Über Margittas Gesicht huschte ein Strahlen. Für diesen kurzen vertrauten Moment lebte sie und schloß die Augen, um sich an die Brust ihres Mannes zu lehnen. Sie atmete den vertrauten Duft seines Aftershaves und wußte, daß sie hier zu Hause und in Sicherheit war. Viel zu schnell ging dieser Moment jedoch vorbei, und so stand sie schließlich am Fenster, bis Ferdinands Wagen um die Ecke verschwunden war.

Seufzend ging Margitta nach oben, um sich um Rebecca zu kümmern.

»Du hast ja deinen Kakao noch nicht getrunken, Häslein. Geht es dir nicht gut?« widmete sie sich ihrer erwachsenen Tochter mit derselben Fürsorge wie zuvor ihrem Mann.

»Ich mag nicht zur Arbeit gehen«, kam es dumpf unter der Bettdecke hervor.

»Soll ich anrufen, daß du krank bist? Dann kannst du bei mir bleiben und mit mir plaudern, während ich die Wäsche bügle«, machte Margitta sofort einen begeisterten Vorschlag, der jedoch auf wenig Gegenliebe stieß.

»Ich muß zur Arbeit.«

»Wie du willst. Möchtest du Tee statt Kakao?« suchte Margitta unverdrossen weiter nach einer Möglichkeit, ihrer Tochter den Start in den Tag zu erleichtern. »Oder soll ich dir lieber einen Zwieback mit Butter machen?«

»Gar nichts. Ich steh jetzt auf und geh duschen. Dann geht es schon wieder«, erklärte Rebecca und schlug endlich mißmutig die Bettdecke zurück.

»Gut, dann wärme ich dir die Handtücher im Bad schon mal vor, damit du später nicht frieren mußt«, versprach Margitta liebevoll und verließ das Zimmer, um alles zu tun, damit sich ihre Lieben wohl fühlten in dem Haus, das sie ihnen zum Heim machen wollte.

Wann immer es ihm seine Zeit erlaubte, besuchte Dr. Daniel Norden die Patienten, die er aufgrund ihres Krankheitsbildes zur weiteren Behandlung an die Behnisch-Klinik überweisen mußte. Und wie so oft machte er dabei auch einen Abstecher zur Chefin der Klinik, die seit langen Jahren nicht nur Kollegin sondern auch Freundin war.

»Jenny, was ist mit dir? Du siehst ja völlig verstört aus«, begrüßte er sie überrascht, als er sie an diesem Morgen an einem mit Unterlagen übersäten Schreibtisch vorfand. Diesen Anblick kannte er von der sonst so ordentlichen und gut organisierten Kollegin nicht.

»Wundert dich das angesichts dieses Chaos hier?« fragte Jenny mit sichtlicher Verzweiflung zurück.

»Selbst das bin ich nicht gewohnt von dir.«

»Ich weiß. Aber als ich heute morgen den Kollegen Boehm traf, fiel mir siedend heiß ein, daß er mir schon vor Wochen eine Einladung für dich gegeben hat. Ich habe versprochen, sie weiterzuleiten und sie dann auf meinen Schreibtisch gelegt.«

»Von dem sie inzwischen auf wundersame Weise verschwunden ist«, bemerkte Daniel verständnisvoll lächelnd.

Jenny sandte ihm einen hilflosen Blick und seufzte.

»Sieht so aus. Dabei könnte ich schwören, daß sie gestern noch hier lag. Ich muß unbedingt eine neue Bürokraft einstellen. Alleine bewältigen wir den Ansturm hier nicht mehr. Bevor ich mich heute um irgend etwas anderes kümmere, muß ich unbedingt Ordnung schaffen. Nicht daß noch andere, wichtigere Unterlagen verschwinden.«

Daniel, der seine wachen Augen über den Schreibtisch hatte gleiten lassen, entdeckte plötzlich die Spitze eines Büttenumschlags, der unter einem medizinischen Fachbuch hervorlugte.

»Ich glaube, der Flüchtige ist eben reumütig zurückgekehrt«, scherzte er gut gelaunt.

Jenny Behnisch folgte seinem Fingerzeig und atmete erleichtert auf.

»Tatsächlich. Dann lag ich ja gar nicht so falsch mit meiner Vermutung. Hier, nimm sie an dich, ehe sie wieder verschwindet«, forderte sie ihren Freund auf und reichte ihm den schweren Umschlag.

Daniel öffnete ihn neugierig und überflog den in schwungvollen Lettern gedruckten Text. Ein Strahlen erhellte sein Gesicht, das mit den Jahren nur charaktervoller geworden war.

»Unser geschätzter Kollege Boehm feiert zwanzigjährigen Hochzeitstag. Das ist ja mal eine schöne Nachricht. Fee und ich haben mitunter schon das Gefühl, die einzigen zu sein, die es dauerhaft miteinander aushalten.«

»Und dabei noch glücklich seid wie am ersten Tag«, fügte Jenny Behnisch schmerzlich lächelnd hinzu. Ihre Gedanken eilten zurück 
zu ihrem Mann, der viel zu früh 
von ihrer Seite gerissen worden war und ihre Miene trübte sich ein. 
»Das ist fürwahr ein großes Kunststück.«

Daniel konnte im Gesicht der vertrauten Freundin lesen und legte tröstend die Hand auf ihre Schulter.

»Bei allem Schmerz solltest du nicht vergessen, daß dir niemand mehr nehmen kann, was du mit Dieter hattest. Deine schönen Erinnerungen und die gemeinsame Zeit kann durch keinen bösen Streit und kein unglückliches Mißverständnis mehr getrübt werden.«

»So versuche ich das auch zu sehen. Meistens gelingt es mir«, lä-chelte Jenny tapfer. »Und um so mehr freue ich mich über Erfolge, wie du und Fee oder das Ehepaar Boehm sie verbuchen können. Das sind hoffnungsvolle Zeichen in dieser Zeit.«

»Schön finde ich es auch, daß sie ihr Glück teilen und mit Freunden und Kollegen gemeinsam begehen wollen. Fee wird sich über diese Einladung sehr freuen«, wandte Daniel seine Aufmerksamkeit wieder der Karte zu. »Haben sich die Kollegen schon Gedanken über ein Geschenk gemacht?«

Diese Frage vertrieb auch noch den letzten Rest an Trauer aus Jenny Behnischs Gesicht. Sie begann herzlich zu lachen.

»Allerdings. Und herausgekommen ist eine wahrhaft lustige Idee. Hör zu!« Als hätten die Wände Ohren, beugte sich die Klinikchefin vor, um ihrem Freund das Geheimnis zuzuflüstern. Als Daniel hörte, was die humorvollen Kollegen ausgeheckt hatten, lachte auch er aus vollem Herzen.

»Ich hoffe, daß unser lieber Boehm genug Humor besitzt, um diese Idee entsprechend zu würdigen«, erklärte er schließlich, nachdem er sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln gewischt hatte.

»Ehrlich gesagt habe ich da auch meine Zweifel. Er macht einen reichlich hölzernen Eindruck. Aber die Herrschaften wollten sich keines besseren belehren lassen«, zuckte Jenny mit den Schultern, während sie Daniel zur Tür begleitete.

»Seine Reaktion wird seinen wahren Charakter ans Licht bringen«, mutmaßte der Mediziner, ehe er sich von Jenny Behnisch verabschiedete, um sich nun endlich auf den Weg zu seinen Patienten zu machen. Die Einladung verstaute er sorgfältig in seiner Tasche, um sie später seiner geliebten Felicitas zu zeigen.

Sie würde sich sehr darüber freuen, dessen war er sicher. Das stimmte auch ihn froh. Denn für Dr. Norden gab es neben einer erfolgreichen Behandlung eines Patienten nichts Schöneres, als in die strahlenden Augen seiner Lieben zu sehen und sich an ihrem Glück zu freuen.

Als Rebecca die Bank betrat, in der sie ihre Lehre erfolgreich absolviert hatte und in der sie nun Dienst hinter dem Schalter tat, wurde sie vom mitleidigen Lächeln der Kolleginnen und Kollegen empfangen.

»Na, Prinzessin, hat dich die Mami heute wieder zur Schule gebracht?« spottete ihre Mitarbeiterin Franziska.

»Damit dir ja nichts passiert, was?« fügte ein anderer hinzu.

»Meine Mutter ist ohnehin jeden Morgen unterwegs. Warum sollte sie mich nicht hier abliefern?« verteidigte sich Rebecca energisch, aber mit hochroten Wangen und hängte ihre Handtasche über den Stuhl am Schreibtisch.

Ihr Chef, der Filialeiter Hartmut Krause, hatte die Witzeleien der Kollegen gehört und eilte ihr zu Hilfe. In seinem gutsitzenden Anzug baute er sich neben ihr auf und legte ihr schützend die Hand auf die Schulter.

»Laßt das arme Mädel in Ruhe. Sie macht hervorragende Arbeit. An Rebecca könnt ihr euch ein Beispiel nehmen. Sie ist korrekt, anständig und ruhig.«

»Man könnte auch langweilig sagen«, platzte Franziska hinter vorgehaltener Hand heraus. Unterdrücktes Lachen der Kollegen war die Antwort.

Niedergeschlagen machte sich Rebecca auf den Weg in die Kaffee-küche. Krause folgte ihr. Während sie sich eine Tasse Kaffee einschenkte, suchte seine Hand erneut ihre Schulter. Wie zufällig begannen seine Finger, an ihrem Nacken zu spielen.

»Nehmen Sie sich das dumme Gerede nicht so zu Herzen, Rebecca. Sie sind meine tüchtigste Mitarbeiterin. Ich bin noch von altem Schrot und Korn und weiß ein anständiges Mädchen zu schätzen. Sie sind anders als die anderen da draußen. Sie kleiden sich vernünftig und sind auch sonst nicht aufreizend. Das gefällt mir«, erklärte er mit schmeichelnder Stimme, während seine Finger immer weiter am Kragen 
ihrer weißen Bluse hinaufwanderten.

Rebecca wurde es heiß und kalt unter der Haut.

»Ich muß jetzt an den Schalter. Wir öffnen in ein paar Minuten«, erklärte sie hastig und floh vor den gierigen Fingern des Chefs nach draußen.

Hartmut Krause blickte ihr verlangend nach.

»Dich krieg ich schon noch, mein süßes Täubchen«, lachte er und entblößte eine Reihe makellos glänzender Zähne. Siegessicher strich er sich das dunkle Haar aus der Stirn, während Rebecca hinter dem Schalter Schutz suchte.

Noch bevor die Kollegen weiter ihren Spott mit ihr treiben konnten, betraten die ersten Kunden die Bank. Erleichtert machte sie sich an die Arbeit und bediente kundig einen nach dem anderen. Rebecca beantwortete Fragen, erklärte Zusammenhänge, eröffnete Konten und füllte Formulare aus, als sie von Franziska an einen anderen Schalter gerufen wurde.

»Da wird mal wieder dein Typ verlangt. Die Lüders möchte ihre Einzahlung nur bei dir machen. Ich möchte mal wissen, was du fleißiges Lieschen mit den Leuten anstellst. Wahrscheinlich bist du eine Hexe. Sogar der Krause steht auf dich«, zischte ihr die Mitarbeiterin neidvoll zu.

Unter diesen Worten errötete Rebecca zutiefst.

»So ein Unsinn. Der ist nur freundlich, sonst nichts.« Rasch ging sie davon, um Annegret Lüders zu bedienen.

Die erwartete die junge Mitarbeiterin schon lächelnd.

»Da sind Sie ja endlich. Ich dachte schon, ich muß wieder gehen«, bemerkte sie mit säuerlichem Unterton.

»Aber Sie können Ihre Einzahlung doch auch bei der Kollegin machen. Alle Mitarbeiter in unserer Filiale sind absolut zuverlässig«, beeilte sich Rebecca zu versichern.

Aber Frau Lüders schnippte nur verächtlich mit den Fingern.

»Wenn Sie nicht hier wären, hätte ich schon längst die Bank gewechselt. In meinen Augen sind Sie die einzige Mitarbeiterin, der man über den Weg trauen kann. Sie kennen sich wenigstens aus im Bankgeschäft.«

»Ich habe es ja auch von der Pike auf gelernt«, gab Rebecca nicht ohne Stolz zurück.

»Erstaunlich, daß ein schlaues Mädchen wie Sie in einer Provinzbank wie dieser klebengeblieben ist.«

»Nach dem Abi wollte ich eine solide Ausbildung haben, um dann Betriebswirtschaftslehre zu studieren.«

»Was hat Sie davon abgehalten?« fragte Frau Lüders lauernd.

Rebecca fühlte sich unwohl, gab aber dennoch wohlerzogen eine Antwort.

»Mein Chef hat mich gebeten, noch ein Jahr zu bleiben, bis er eine andere Mitarbeiterin gefunden hat. Dann mache ich meine Pläne wahr. Die beste Grundlage für eine Karriere ist immer noch eine solide Ausbildung. Zumindest sagt das meine Mutter.«