In den Klauen einer Narzisstin - Gerold M. Schelm - E-Book

In den Klauen einer Narzisstin E-Book

Gerold M. Schelm

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Beschreibung

"Ich hielt mich nun auch nicht mehr zurück und griff nach meinem Handy. Ich sagte ihr: Ich rufe jetzt mal deine Kinder an, die müssen mal sehen, wie du so drauf bist! - Daraufhin stürzte Nina sich auf mich, riss mir mein Handy aus der Hand und trampelte es kaputt. Dann gab sie mir eine Ohrfeige." Der Autor war mehrere Jahre mit einer Narzisstin verheiratet und schildert in eindringlicher Weise die Höhen und Tiefen dieser Beziehung. Kern dieser Darstellung ist ein Tagebuch, das der Autor führte. Ein Buch, das unter die Haut geht.

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Seitenzahl: 114

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhaltsverzeichnis

Prolog

Erstes Kapitel: Nina und das „Love Bombing“

Zweites Kapitel: Wer hat die Kontrolle?

Drittes Kapitel: Das Tagebuch

Viertes Kapitel: Ein weiteres Jahr

Fünftes Kapitel: „Love Bombing“ II

Sechstes Kapitel: Das Ende

Siebtes Kapitel: Ein letzter Versuch

Achtes Kapitel: Unabhängigkeit und Reflexion

Epilog

Nachtrag

Leseempfehlungen

Liebe Leserinnen und Leser,

Sie werden sich fragen, warum ich dieses Buch geschrieben habe. Ich habe selbst auch lange darüber nachgedacht und schließlich meinen Standpunkt gefunden. Ich denke, ich habe es aus zwei Gründen geschrieben: Zum einen, um anderen potentiellen Opfern – Frauen wie Männern – aufzuzeigen, worauf Sie bei einer beginnenden Partnerschaft achten sollen, damit sie möglichst frühzeitig eine Narzisstin oder einen Narzissten erkennen und zum anderen, weil mich diese Lebenserfahrung mit all ihren negativen Seiten auch heute – gut zwei Jahre nach der Trennung – noch immer täglich beschäftigt. Dieses Buch ist meine Therapie, bei der ich mir alles von der Seele schreibe. Man sieht daran, wie schwer es ist, eine solche Erfahrung zu verarbeiten und damit abzuschließen. Ich bin selbst wahrscheinlich immer noch Jahre davon entfernt, mich endgültig von diesem Trauma zu lösen.

Ich war von Mai 2017 bis zur Trennung zu Weihnachten 2020 mit einer Narzisstin zusammen. Nur wusste ich das damals noch nicht. Diese Zeit mag nicht lange erscheinen, aber sie war gekennzeichnet von einem ständigen Wechsel zwischen dem Siebten Himmel und dem Dritten Weltkrieg, wie ich es beschreiben möchte. Eine emotional sehr intensive und leider auch sehr belastende Zeit, die mir jetzt nur noch mit all ihren negativen Seiten und Ereignissen in Erinnerung geblieben ist.

Ich möchte, dass Sie nicht in die gleiche Falle tappen wie ich, sondern sich mehr auf Ihr Bauchgefühl und Ihre Menschenkenntnis verlassen, wenn Sie einen neuen Partner oder eine neue Partnerin kennenlernen. Ich erinnere mich, dass mir in der Anfangszeit einige Begebenheiten seltsam, sogar beunruhigend vorkamen. Aber ich konnte mir einfach keinen Reim darauf machen, was nicht stimmte und habe die Warnungen meines Bauchgefühls einfach bei Seite geschoben. Ich hätte besser in mich hineinhorchen sollen, besser hinterfragt, was mich beunruhigt, doch ich wollte die Warnungen nicht wahrhaben und habe sie ignoriert, weil ich einfach wieder glücklich sein wollte. Lesen Sie nun, was daraus geworden ist.

Ich habe die Ortsnamen und Namen der Personen zum Schutz ihrer Identitäten geändert.

Prolog

Ich fange hier mit meiner Vorgeschichte an. Sie ist wichtig um zu verstehen, in welcher seelischen Verfassung ich relativ kurz nach dem Tod meiner ersten Frau auf die Narzisstin gestoßen bin. Ich war 32 Jahre lang glücklich mit meiner ersten Frau verheiratet. Aus dieser Ehe stammen auch unsere beiden Kinder, wir nennen sie mal Michaela und Martin. Die beiden sind Mitte dreißig und leben beide in Hamburg. Ich habe meine Frau im Februar 1981 auf der Geburtstagsfeier eines gemeinsamen Freundes kennengelernt. Über den Sommer kamen wir dann fest zusammen und im Februar 1982 haben wir uns verlobt. Im Dezember 1984 haben wir geheiratet und 1987 wurde unsere Tochter geboren, der Sohn folgte zwei Jahre später. Es war die große Liebe und rückblickend kann ich sagen, dass meine erste Frau das Beste ist, was mir in meinem Leben passiert ist. Das Schlechteste ist meine zweite Frau, die Narzisstin. Mit meiner ersten Frau führte ich eine glückliche, normale Ehe. Natürlich gab auch schon mal Streit, man hat sich auch einmal angebrüllt und mit den Türen geknallt, aber meist war am Abend das Kriegsbeil schon wieder begraben. Wir hatten eine unausgesprochene Regel die besagte, nicht verkracht schlafen zu gehen. Das hat auch fast immer funktioniert. Streit ist völlig normal, schließlich hat jeder Mensch seine eigene Meinung. Wenn es keinen Streit gibt, ordnet sich einer der beiden völlig unter, was nicht gut für eine Beziehung sein kann, für eine Ehe erst recht nicht. Bei der kirchlichen Hochzeit hatten wir uns versprochen, zusammenzubleiben, bis das der Tod uns scheidet. Das haben wir auch ernst genommen und danach gelebt. Wir hatten die Vorstellung, zusammen alt zu werden und uns später an unseren Enkelkindern zu erfreuen. Doch dazu kam es nicht.

Bis zum Jahr 2010 war die Welt in Ordnung. Dann erkrankte meine Schwiegermutter schwer und starb. Zudem wurde bei meiner Frau schwarzer Hautkrebs diagnostiziert. Ein Muttermal am rechten Schienbein hatte sich auffällig verändert und wurde operativ entfernt. Wir hofften, dass damit die Sache erledigt sei. 2011 starb dann mein Schwiegervater und bei einer Nachkontrolle wurde bei meiner Frau erneut Krebs gefunden. Es folgte eine weitere Operation, die gut verlief. 2012 starb dann mein Vater. Er hatte meine Mutter seit ihrem Schlaganfall 1999 zu Hause gepflegt. Diese Pflege übernahmen dann mein Bruder und mein Schwägerin. 2013 kehrte erneut der Krebs bei meiner Frau zurück. Es hatten sich Metastasen in der Wade gebildet. Der Onkologe machte uns Mut und sagte, dass jedes Jahr neue, bessere Medikamente zur Krebsbekämpfung zugelassen würden und er noch viele Pfeile im Köcher hätte. Mit verschiedenen Medikamenten und Bestrahlung gingen wir gegen den Krebs vor. Im Mai 2013 wurde dann bei mir Lymphknotenkrebs diagnostiziert. Bis November war ich in Behandlung einschließlich einer Chemotherapie und konnte dann ohne Befund entlassen werden. 2014 schließlich starb meine Mutter. Sie war die letzten Jahre bettlägerig gewesen und litt an fortgeschrittener Demenz. Meinen Bruder und mich hatte sie schon nicht mehr erkannt, als mein Vater starb. Im Sommer zog dann sehr überraschend unser Sohn aus und in die Nähe seiner damaligen Freundin nach Ulm. Unsere Tochter lebte schon seit 2005 in der Nähe von Hamburg, wo ich zuletzt stationiert gewesen war. Sie machte den Umzug nach Nordrhein-Westfalen nicht mit, weil sie ihre Ausbildung nicht unterbrechen wollte.

Der Hautkrebs lies meine erste Frau nicht zur Ruhe kommen. Es wurden weitere Metastasen im Oberschenkel gefunden. Verschiedene Medikamente schienen zumindest eine bremsende Wirkung zu zeigen, aber der Krebs verschwand nicht. Es erschienen Metastasen in beiden Beinen und Armen, man konnte sie als dunkle Flecken unter der Haut sehen und als Knoten ertasten. 2015 schließlich wurde eine Metastase im Gehirn entdeckt, meine Frau klagte über Doppeltsehen und Gleichgewichtsstörungen. Dieser Tumor wurde erfolgreich in einer Spezialklinik in Krefeld bestrahlt. In diesem Jahr machten wir eine Urlaubsreise nach Irland, um uns abzulenken. Dann wurde im Herbst ein neues Medikament zur Krebsbehandlung zugelassen und der Onkologe machte uns große Hoffnungen. Es sei wie gemacht für die Krebserkrankung meiner Frau. Doch leider zeigte auch diese Behandlung keine Wirkung. Schließlich wurden auch Metastasen in ihrer Leber festgestellt. Wir entschieden uns, mit einer Chemotherapie den Krebs auszubremsen und Zeit zu gewinnen, da weitere Medikamente bald zulassungsreif sein würden. Einmal im Monat waren wir in der Onkologie in Münster zur Kontrolle.

Meine erste Frau war eine Kämpfernatur und gab nicht auf, was ich sehr an ihr bewundere. Weiß ich doch aus eigener Erfahrung, was eine Krebsdiagnose mit einem anstellt. Das erste Mal im Leben wird man mit seinem eigenen möglichen Tod konfrontiert. Schließlich begann meine Frau auf Anraten des Onkologen im Frühjahr 2016 eine Chemotherapie. Alle drei Wochen fuhren wird zur Klinik nach Münster, wo meine Frau zwei Nächte blieb und die Behandlung erhielt. Dann holte ich sie wieder nach Hause. Im Mai 2016 machten wir dann noch eine Kurzurlaub in Wales, um uns abzulenken und aus der Tretmühle nicht enden wollender Klinikbesuche herauszukommen. Im September erfuhren wir dann, dass unsere Tochter ihr erstes Kind erwartete, was meine Frau zusätzlich motivierte, mit der Behandlung weiterzumachen. Doch kein Mensch kann eine Chemotherapie ewig durchstehen. Die Phasen, in denen sie sich zu Hause erholte und wieder spazieren gehen oder ihren Hobbies nachgehen konnte, wurden immer kürzer. Zuletzt blieb sie auf der Couch, bis der nächste Termin in der Klinik wieder anstand. Nach der 15. oder 16. Runde Chemo resignierte meine Frau schließlich und stellte auf eigenen Wunsch die Behandlung ein. Alle reagierten bestürzt auf diese Entscheidung aber jeder verstand es. Das Wohnzimmer wurde umgebaut und ein Krankenbett aufgestellt. Ein Palliativ-Team begleitete uns ab da und ich beantragte, im Home Office zu arbeiten, was mir durch meine Bundeswehr-Dienststelle auch gewährt wurde. So konnte ich mich durchgehend um meine Frau kümmern. Um ihre die Schmerzen zu lindern, erhielt meine Frau verschiedene Medikamente. Zuerst nur Tropfen, doch als diese nicht mehr ausreichten, bekam sie Morphinspritzen, die ich ihr selbst setzte. Anfang Dezember wurde ein Infusionsgerät aufgestellt, mit der sich meine Frau selbst das Schmerzmittel verabreichen konnte. Bei einer Visite bat sie den Palliativmediziner, ob er ihr nicht einfach eine Überdosis spritzen könne. Auf die damals bestehende Rechtsprechung verweisend, musste der Arzt jedoch ablehnen. Weihnachten 2016 kam noch einmal die ganze Familie zusammen, alle Geschwister meiner Frau und unsere Kinder waren da. Es war wie eine Art vorgezogener Abschied. Ein Pflegedienst kam zweimal am Tag, um mich bei der Körperpflege meiner Frau zu unterstützen. Am 16. Januar 2017 schließlich ging es meiner Frau sehr schlecht. Sie war kaum noch ansprechbar und der Palliativmediziner sagte am Ende seiner Visite zu mir, dass meine Frau im Sterben lag. Ich informierte ihre Geschwister und unsere Kinder. Abends saß ich dann an ihrem Krankenbett, hielt ihre Hand und bat unter Tränen um Verzeihung für alle Streitereien und alle Fehler die ich gemacht hatte. Sie sprach nicht mit mir, hatte die Augen geschlossen, aber sie drückte ganz fest meine Hand und ich wusste, dass sie mir verziehen hatte. Es hat mir schier das Herz zerrissen. Das war das letzte Mal, dass ich Kontakt zu ihr hatte. Am 18. Januar 2017 ist meine Frau dann eingeschlafen.

Ich habe innerhalb von nur sieben Jahren fünf Menschen verloren, die mir sehr viel bedeutet haben. Diese Erkenntnis traf mich mit aller Wucht. In den ersten Tagen nach dem Tod meiner Frau habe ich nur funktioniert, war wie betäubt. Es galt, den Papierkram zu erledigen, die Beerdigung zu organisieren und die Pflegeausstattung zurückzugeben. Dann schlugen Trauer und Einsamkeit wie eine Welle über mir zusammen. Ich bin nachts aufgestanden, durch den menschenleeren Ort gegangen und habe dabei stundenlang geweint. Nach der Beisetzung meiner Frau im Februar kehrte so etwas wie ein neuer Tagesablauf ein, schließlich musste ich auch wieder zur Arbeit. Ich wurde ruhiger, gefasster und akzeptierte den Verlust und die neue Situation. Ich habe viel darüber gelesen, wie lange diese Trauerphase andauert. Einige Menschen versinken in einer sehr langen, fast depressiven Phase, die sogar mehrere Jahre anhalten kann. Vor allem, wenn sie sich nicht verabschieden konnten, weil die Person zum Beispiel durch einen Verkehrsunfall gestorben ist. Andere sind nach wenigen Monaten wieder gefestigt. Zu diesen Menschen gehöre ich glücklicherweise.

Im April 2017 wurde unsere Enkeltochter geboren. Sicherlich hätte meine Frau das gerne noch miterlebt, aber sie ahnte schon im Herbst 2016, dass es nicht dazu kommen würde. Ich war nun Großvater und die Familie war um ein neues Leben reicher geworden. Das ermutigte mich, über meine Zukunft nachzudenken. Meine Frau hätte nicht gewollt, dass ich mit 55 Jahren alleine bleibe, da war ich mir sicher. Auch meine Kinder waren der Ansicht, dass sich nicht alleine bleiben sollte. Im Mai 2017 meldete ich mich also bei einer bekannten online-Partnervermittlung an. So lernte ich dann meine zweite Frau kennen.

Und hier machte ich meinen ersten großen Fehler: Ich weiß heute, dass ich die Entscheidung, eine neue Lebensgefährtin zu suchen, viel zu früh getroffen habe. Vielleicht war es einfach die Angst vor dem Unbekannten, die Angst davor, alleine zu leben. Tatsächlich war ich emotional noch immer aus dem Gleichgewicht und damit auch ein leichtes Opfer. Aber wie sagt man - hinterher ist man immer schlauer.

Erstes Kapitel: „Love Bombing“

Schon Ende Mai 2017, sie war erst war das vierte Date aus der online-Partnervermittlung, nahm eine Frau Kontakt mit mir auf und schickte mir elektronisch „ein Lächeln“. Nach den ersten paar Textnachrichten telefonierten wir miteinander und trafen uns bald darauf in einem Café. Sie nannte sich anfangs „Nicky“, auch in ihrem online-Profil, nahm diesen verspielten Namen aber gleich beim ersten Date zurück und stellte sich mit ihrem richtigen Namen vor.

Nina, aus Düsseldorf und in der Finanzbuchhaltung eines größeren Industrieunternehmens angestellt, schien das große Los zu sein. Anfang fünfzig, blendendes Aussehen, selbstbewusst und schick gekleidet trat sie mit einem gewinnenden Lächeln in mein Leben. Mit ihren großen, blauen Augen hatte sie mir im nu den Kopf verdreht. Ich war sofort schwer verliebt und auch bei ihr schien der Funke übergesprungen zu sein. Damals dachte ich noch, es gibt eine Chance auf eine zweite große Liebe, auf ein zweites Glück, doch die Wahrheit sieht anders aus. Nina hat auch zwei Kinder, ein paar Jahre jünger als meine, und war schon lange geschieden. In den ersten Gesprächen erzählten wir von uns, was wir erlebt haben, unseren Vorlieben und Interessen und natürlich auch von unseren Erwartungen. Die ersten Treffen mit Nina waren aufregend und schön und es schien so, als wenn sie mir aufmerksam zuhören würde, als wenn sie mir mit der gleichen ehrlichen Offenheit begegnen würde, die ich ihr entgegenbrachte.

Ich sagte ihr, dass ich mir eine Beziehung auf Augenhöhe wünsche, als gleichberechtigter Partner. Nina lies schon damals die Bemerkung fallen, dass es nicht unbedingt einfach sei, mit ihr auszukommen. Ich dachte mir damals nichts dabei, aber im Nachhinein machte das Sinn. Natürlich hatte sie selbst schon festgestellt, dass sie „etwas schwierig“ sein konnte, aber das war für sie völlig normal. Von ihrer ersten Ehe erzählte sie, dass ihr Mann sie betrogen hatte, als die Kinder noch klein waren und sie deswegen geschieden wurden. Sie sagte noch dazu, dass ihr erster Mann ihr vorgehalten hätte, dass man mir ihr nicht reden könne. Wie wahr, wie wahr, aber das ahnte ich damals noch nicht.