In schweren Stunden nicht allein - Patricia Vandenberg - E-Book

In schweren Stunden nicht allein E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Nun gibt es eine Sonderausgabe – Dr. Norden Gold Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen. »Ob das gutgeht?« meinte Fee Norden, als die Heiratsanzeige von Julia Roden und Götz Kolpin ins Haus flatterte. »Warum bist du skeptisch?« fragte Daniel seine Frau. »Weil ich mich erinnere, daß vor drei Jahren ein gewisser Kolpin Lore Sperber sitzenließ, als sie schwanger war.« »Dieser Kolpin?« fragte Daniel bestürzt. »Woher weißt du das?« »Margit Burkhard hat es mir erzählt. Sie war doch Sekretärin bei Pauling, und zu der Zeit fing Kolpin dort als Ingenieur an. Sie hat ja eine spitze Zunge, aber übertreiben tut sie nicht. Und ihr Mann ist doch jetzt bei Roden Buchhalter.« »EDV-Abteilungsleiter, mein Schatz«, wurde sie von Daniel berichtigt. »Darauf legt er größten Wert.« Walter Burkhard war nämlich ein Patient von ihm, ein sehr ehrgeiziger Mann, auch recht konservativ eingestellt, und immer darauf bedacht, nirgendwo anzuecken. »Wie ich Bernhard Roden kenne, wird er doch seinen Schwiegersohn ganz genau unter die Lupe genommen haben«, meinte Daniel. »Aber verliebte Mädchen setzen in bezug auf Männer auch ihren Kopf durch, und es scheint so, als hätte Roden eine Freundin.« Daniel warf Fee einen schrägen Blick zu.

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Dr. Norden Gold – 38 –

In schweren Stunden nicht allein

Patricia Vandenberg

»Ob das gutgeht?« meinte Fee Norden, als die Heiratsanzeige von Julia Roden und Götz Kolpin ins Haus flatterte.

»Warum bist du skeptisch?« fragte Daniel seine Frau.

»Weil ich mich erinnere, daß vor drei Jahren ein gewisser Kolpin Lore Sperber sitzenließ, als sie schwanger war.«

»Dieser Kolpin?« fragte Daniel bestürzt. »Woher weißt du das?«

»Margit Burkhard hat es mir erzählt. Sie war doch Sekretärin bei Pauling, und zu der Zeit fing Kolpin dort als Ingenieur an. Sie hat ja eine spitze Zunge, aber übertreiben tut sie nicht. Und ihr Mann ist doch jetzt bei Roden Buchhalter.«

»EDV-Abteilungsleiter, mein Schatz«, wurde sie von Daniel berichtigt. »Darauf legt er größten Wert.«

Walter Burkhard war nämlich ein Patient von ihm, ein sehr ehrgeiziger Mann, auch recht konservativ eingestellt, und immer darauf bedacht, nirgendwo anzuecken.

»Wie ich Bernhard Roden kenne, wird er doch seinen Schwiegersohn ganz genau unter die Lupe genommen haben«, meinte Daniel.

»Aber verliebte Mädchen setzen in bezug auf Männer auch ihren Kopf durch, und es scheint so, als hätte Roden eine Freundin.«

Daniel warf Fee einen schrägen Blick zu. »Das hast du wohl auch von Frau Burkhard erfahren«, meinte er neckend.

»Ich rede ja nicht mit jedem. Aber manchmal ist es doch gut, wenn man etwas erfährt, Daniel. Julia Roden ist ein liebes Geschöpf. Ich würde ihr wirklich einen Mann wünschen, auf den sie sich verlassen kann.«

»Aber vielleicht verhält es sich auch anders, als Frau Burkhard zu wissen meint«, erklärte er.

Freudigen Herzens hatte Bernhard Roden dieser Heirat allerdings nicht zugestimmt. Er liebte seine Tochter über alles und hätte ihr gern jeden Wunsch erfüllt, aber Julia war kein anspruchsvolles Mädchen. Sie spielte sich nicht gern als Fabrikantentochter auf. Sie trug nicht die teuerste Kleidung, sondern hübsche und kleidsame aus Kaufhäusern oder kleinen Boutiquen. Sie fuhr einen Mittelklassewagen und ging sehr selten aus. Dann nur ins Theater oder in die Oper, noch lieber in ein Konzert.

Für Partys und Discotheken hatte sie nie Interesse gezeigt, und auch nicht für Männer. Und so hatte Bernhard Roden gestaunt, als sie ihm eines Tages Götz Kolpin vorstellte. Sie hatte ihn kennengelernt, als sie ihre einzige Freundin Gisela Ulrich in Wiessee besuchte, die dort als Kosmetikerin arbeitete.

Gisela hatte sie zum Nachmittagstanztee in einem Hotel überredet, und dort hatte Julia Götz Kolpin kennengelernt. Julia war kein besonders hübsches Mädchen, in gewisser Weise apart, aber viel zu gehemmt und scheu, um wirklich vorhandene Vorzüge ins rechte Licht zu setzen. Aber sie hatte sich doch einmal von Gisela zu einem Make-up überreden lassen und zu einer flotteren Frisur, und darauf schob es Julia, daß sie diesem attraktiven Götz Kolpin auffiel, der mit einem Bekannten in Wiessee war, um den Abend im Spielcasino zu verbringen. Und dieser Bekannte hatte von Gisela Ulrich erfahren, daß ihre Freundin Julia Roden war. Roden-Electric, das hatte für Götz Kolpin Klang. Da lohnte es sich schon, sich einige Mühe zu geben, um auf eine junge Dame Eindruck zu machen.

Wie es so war unter Freundinnen, Julia schlug die Warnungen von Gisela, die schon mehr Erfahrungen mit Männern gesammelt hatte, was bei ihr allerdings auch berufsbedingt war, in den Wind, als Gisela sagte, daß Götz kein Mann zum Heiraten sei. Sie meinte, daß Gisela eifersüchtig wäre, und so erlitt auch die langjährige gute Freundschaft Schaden.

Julia setzte es auch bei ihrem Vater durch, Götz schon vier Monate nach dem ersten Kennenlernen heiraten zu dürfen.

Freilich hätte sie ihn auch ohne des Vaters Einwilligung nicht aufgegeben, doch daran war Götz keineswegs interessiert. Er wollte ja seinen Platz bei Roden-Electric einnehmen, und in seinem Beruf als Ingenieur hatte er einiges zu bieten, was Julias Vater nachgiebig stimmte.

Nun stand diese Hochzeit ins Haus. Vorher hatte es allerdings noch einige Diskussionen wegen des Namens gegeben, denn Bernhard Roden wollte, daß Julia ihren Mädchennamen weiterführen sollte in Verbindung mit dem ihres Mannes.

Götz hatte sich bereiterklärt, den Namen Roden seinem hinzuzufügen, doch da war er bei seinem Schwiegervater auf Granit gestoßen. Und zerstreiten wollte er sich nicht. Also führte er seinen Namen weiter, und Julia hieß nach der standesamtlichen Trauung Julia Roden-Kolpin.

Zugegen waren dabei nur Bernhard Roden und Helma Kolpin, die Mutter von Götz, seit zehn Jahren von ihrem Mann geschieden, und eine Schwiegermutter für Julia, die zur Vorsicht mahnte.

Aber auch das sah nur Bernhard Roden mit klaren Augen. So sehr er seiner Tochter alles Glück wünschte, so unbehaglich war es ihm an diesem Tag zumute.

*

Bernhard Roden führte seine Tochter auch mit gemischten Gefühlen zum Traualtar. Nach der standesamtlichen Trauung hatten sich die zwei Dutzend geladenen Gäste zu einem Sektfrühstück in der Villa Roden eingefunden, aber es herrschte eine sehr gedämpfte Stimmung, wie Helma Kolpin abfällig zu ihrem Sohn bemerkte.

»Ich dachte, es würde eine glanzvollere Hochzeit geben«, raunte sie ihm zu.

»Halt bitte deinen Mund, Mutter«, konterte er, »und sei froh, daß deine Verwandtschaft fern ist, denn das würde uns wahrhaftig schaden.«

In ihren Augen flimmerte es. »Das solltest du mir nicht immer vorhalten. Immerhin hätte es der Anstand erfordert, daß auch dein Vater kommt.«

»Er wäre gekommen, wenn er dich nicht hätte treffen müssen, merk dir das, und benimm dich so, daß ich deine Schnitzer nicht ausbügeln muß.«

Rote Flecken erschienen auf ihrem Gesicht, und ihre Augen wurden schmal. »Du wirst hoffentlich nicht vergessen, welche Opfer ich für dich gebracht habe!« zischte sie.

»Du wirst mich bestimmt ständig daran erinnern«, sagte er.

Dann wurden auch seine Augen schmal, denn eine schlanke, sehr anmutige Frau in einem dezenten, aber sehr kleidsamen grünen Seidenkostüm war erschienen und wurde von Bernhard Roden besonders höflich begrüßt, und ihnen bald darauf als Frau Annalena Wendel vorgestellt.

Aus klaren graublauen Augen wurden Götz und seine Mutter kurz gemustert und sehr reserviert begrüßt. Dann kehrte sie zu den beiden Direktoren und deren Frauen zurück, mit denen sie schon auf vertrautem Fuß zu stehen schien.

»Was ist das für eine Person?« fragte Helma Kolpin.

»So eine Art Therapeutin, soviel mir bekannt ist, aber bisher habe ich sie persönlich auch noch nicht kennengelernt.«

»Es kommt mir vieles komisch vor in diesem Haus«, sagte Helma Kolpin gereizt.

»Es sind andere Welten, Mutter, aber du solltest froh sein, daß ich diese Partie mache.«

»Fragt sich nur, was für mich dabei herausspringt«, sagte sie anzüglich.

»Ich möchte betonen, daß Julia es wollte, daß meine Eltern eingeladen werden«, stieß Götz hervor, »richte dich danach.«

Julia wurde indessen angekleidet. Es war ein wunderschönes Brautkleid, das sie sich ausgesucht hatte und zu ihrer zierlichen Figur auch paßte.

Und weil es ihre Hochzeit war, war sie so versöhnlich gestimmt gewesen, Gisela Ulrich einzuladen, die auch gekommen war, allerdings mehr aus Neugierde, denn ihre freundschaftlichen Gefühle für Julia waren zu tief gekränkt worden, als daß sie dies rasch verwunden hätte, und außerdem gehörte sie auch zu jenen, die dieser Ehe keine große Dauer zubilligten.

Aber irgendwie tat ihr Julia auch leid, wie sie am Arm von Götz Kolpin zum Altar schritt. Sie folgte, geführt von Peter Breuel, durch den Julia ihren Mann kennengelernt hatte.

»Daran habe ich überhaupt nicht gedacht«, sagte der zu Gisela, als von Hochzeit die Rede war, »aber diese Chance hat Götz wahrhaftig zu nutzen gewußt. Warst du nicht auch an ihm interessiert, Gisi? Wenigstens ein bißchen?«

»Kein bißchen, und um solche Schwiegermutter zu kriegen, schon gar nicht.«

»Ich habe eine sehr nette Mutter«, sagte er hintergründig.

»Danach allein geht es aber auch nicht«, erwiderte sie schlagfertig.

Nein, sie dachte nicht an Heirat. Sie war vierundzwanzig wie Julia, aber sie hatte gelernt, auf eigenen Füßen zu stehen, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Und sie hatte einen Blick für Männer, nachdem sie zweimal enttäuscht worden war. Jetzt wollte sie sich Zeit lassen, und da Peter Breuel ein Freund von Götz und ebensooft im Spielcasino anzutreffen war, ließ sie äußerste Vorsicht walten.

Jedenfalls weckte diese Hochzeit nicht bei allen Anwesenden Zweifel. Ein schönes Paar, das dachten viele. Wie glücklich sie sind, dachten einige, die unbefangen blieben.

Margit Burkhard gehörte zu den geladenen Gästen. Walter Burkhard mit Frau Gemahlin, hatte auf der Einladung gestanden, aber Walter kam erst mittags von einer Geschäftsreise zurück, die er nicht hatte aufschieben wollen, was sein Chef Bernhard Roden lobenswert fand.

Was Margit Burkhard für Gedanken hegte, wußte freilich niemand. Aber sie überlegte, was wohl Lore Sperber empfinden würde, wenn sie von dieser Heirat erfuhr. Sie war mit Lore sehr befreundet gewesen, so wie Julia mit Gisela Ulrich, aber ihre Freundschaft mit Lore hatte sich gelöst, weil Lore München verlassen und nie mehr etwas von sich hatte hören lassen.

Sie wußte nicht, daß Lore seit zwei Jahren verheiratet war, daß sie jetzt Lindhorst hieß und mit Frau Professor angeredet wurde in dem kleinen Ort, in dem sie wohnte. Sie wußte nicht, daß Lore jetzt Mutter von drei Kindern war, von Oliver und Andrea, aus Lukas Lindhorsts erster Ehe, und dem kleinen Benjamin, den sie zur Welt gebracht hatte.

Lukas Lindhorst, Professor für Malerei und Bildhauerei, bekannt dafür, daß er auch die raffiniertesten Fälschungen entdeckte, aber ein überaus bescheidener, zurückhaltender und toleranter Mensch. Er war am allerliebsten zu Hause, seit er mit Lore verheiratet war.

Seine erste Ehe war nicht besonders glücklich verlaufen, überschattet von der unheilbaren Krankheit seiner Frau, die nach der Geburt von Andrea an einem Gehirntumor gestorben war. Er hatte nach einer Betreuerin für Oliver und Andrea gesucht und in Lore die Liebe seines Lebens gefunden. Eine Liebe, die so tief war, daß er ihr Kind als seines anerkannte.

Für Lore war diese Liebe ein himmlisches Geschenk. Sie hatte ein Wunder erlebt, als sie sich verlassen und gedemütigt gefühlt hatte. Jetzt hatte sie drei Kinder, die sie liebten.

»Wo ist Mami?« war Olivers erste Frage, als er aus der Schule kam, und Martha, die Haushälterin, erwiderte: »Sie ist noch beim Zahnarzt.«

»Die arme Mami, was hat sie denn?« fragte Oliver.

»Ihr fehlt nichts, aber Benni ist gefallen und hat einen Zahn verloren.«

»Jetzt schon? Du liebe Güte, das ist aber aufregend.«

»Du warst acht, als du dir eine Ecke vom Vorderzahn ausgebrochen hast, Olli«, sagte Martha.

»Das ist doch alles zu beheben, wie du siehst, aber unser Kleiner hat wohl mächtig geschrien.«

»Die Mami war noch mehr erschrocken«, sagte Martha.

»Das kann ich mir denken. Andrea ist auch noch nicht da? Was gibt es denn heute zu essen?«

»Schnitzel und Salat, aber die Suppe ist schon fertig.«

»Ich warte lieber, bis Mami kommt. Allein schmeckt es mir nicht.«

Anfangs war Martha, die schon vor Lores Zeit im Hause gewesen war, gekränkt gewesen, daß Lore so schnell die Herzen der Kinder erobert hatte. Doch jetzt war sie froh darüber, denn die Jüngste war sie auch nicht mehr, und sie merkte ja, wie glücklich und zufrieden ihr Professor war. Und Lore hatte sowieso eine ganz liebe Art, schnell Herzen zu gewinnen.

So lebten sie glücklich und zufrieden in dem wunderschönen alten Bauernhaus in der Nähe von Bad Tölz, das schon seit vier Generationen im Besitz der Familie Lindhorst war und unter Denkmalschutz stand. Es war stilgerecht restauriert worden, von seinem Besitzer persönlich bei ganz besonderen wertvollen Eigenheiten, und er hatte auch streng darauf geachtet, daß nichts verändert wurde, was den Stil des Hauses ausmachte.

Lore war mit Benjamin an diesem Vormittag nach Tölz zum Zahnarzt gefahren, weil sie hoffte, daß man das Zähnchen noch retten konnte, und die Hoffnung war nicht umsonst gewesen.

Benni hatte auch nicht geschrien, weil sie ihm gesagt hatte, daß er sonst noch Jahre mit der Zahnlücke herumlaufen müsse, und der kleine Bursche war schon ein schlaues Kerlchen, mit dem man vernünftig reden konnte.

Er verstand auch, daß für ihn alles noch einmal glimpflich verlaufen war.

Lore machte gleich noch ein paar Besorgungen, und in einem Geschäft fiel ihr Blick auf ein Boulevardblatt, das wegen seiner Sensationsgier auch hier bekannt war.

Die Hochzeit des Jahres wurde in dicker Schlagzeile angekündigt. Die Tochter des Fabrikanten Roden und Götz Kolpin, ein einfacher Ingenieur, der sein Glück macht.

Na, ob ihm das gefallen wird, dachte Lore. Ihres eigenen Glückes sicher und voller Dankbarkeit dafür, tat ihr nur die hübsche junge Frau leid.

»Möchte Eis, Mami«, sagte Benni. Er bekam ein großes, ohne ermahnt zu werden, daß er sich nicht bekleckern solle.

»Wir holen dann noch Andrea ab, Benni«, sagte sie. »Sie hat heute länger Schule.«

»Und Olli wird schon warten und hat Hunger«, sagte der Kleine.

»Wir sind ja bald zu Hause, mein Schatz«, sagte sie. Nicht einen einzigen Gedanken verschwendete sie an Götz Kolpin.

Von Andrea wurde sie gleich stürmisch umarmt und abgeküßt, als sie vor der Schule aus ihrem Wagen stieg, einem sehr hübschen Cabrio, das sie von ihrem Mann zum ersten Hochzeitstag bekommen hatte. Ihr war es, als wäre sie schon ewig mit Lukas verheiratet, als hätte es nie einen anderen Mann in ihrem Leben gegeben.

Sie wurden schon ungeduldig erwartet. Lukas hatte bereits angerufen und darum gebeten, daß Lore gleich zurückrufen solle, was mit Benni sei.

Das tat sie auch gleich, sie konnte ihm ja sagen, daß alles noch mal ganz gut gegangen sei.

»Lies heute lieber keine Zeitung, Liebes«, sagte Lukas.

»Warum nicht? Etwa wegen dieser Schlagzeile? Habe ich schon gelesen. Sie kann mir nur leid tun, und ich weiß es zu schätzen, welch ein Glück ich erlebe, mein Liebster.«

Ganz weich war ihre Stimme. Und ihre Augen leuchteten, als er sagte, daß er früh heimkommen würde.

Aber dann kamen die Fragen von den Kindern, was für eine Schlagzeile sie gemeint hätte, und wer ihr leid tun würde. Sie hatten ja gehört, was sie gesagt hatte.

»Ach, da handelt es sich um eine frühere Bekannte, die den falschen Mann heiratet«, erwiderte Lore, ohne lange zu überlegen, denn mit langen Märchen wollte sie die Kinder nicht hinhalten und womöglich noch neugierig machen.

»Dir tut es aber nicht leid, daß du uns geheiratet hast, Mami«, sagte Andrea schmeichelnd.

»Ganz im Gegenteil, ihr seid mein größtes Glück.«

»Ich habe dich mächtig lieb, Mami«, flüsterte Andrea.

»Ich doch auch«, sagte Oliver.

»Und Benni hat alle doll lieb«, gab der Kleine seinen Kommentar, »aber jetzt bin ich müde.«