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Innenwelten Der Fremde / Camus Eine szenische Annäherung aus der Sicht des Fremden
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Seitenzahl: 17
Fremd bin ich eingezogen,
fremd zieh ich wieder aus.
Wilhelm Müller: Winterreise
Die Welt ist ohne Bedeutung, und wer das erkennt, erringt seine Freiheit.
Albert Camus: Caligula
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Die Welt ist mir fremd.
Ich bin mir selbst ein Fremder.
Auch im Angesicht des Todes.
Ich möchte, dass ihr das wisst.
Ihr, die ihr über mich urteilt.
Ich denke, dass ihr über mich mehr wisst als ich über mich.
Aber vielleicht bin ich euch auch fremd.
Ich weiß das nicht, denn ich kenne eure Gedanken nicht.
Und ich kann eure Gefühle nicht lesen.
Ich bin mit dem Wahrnehmen beschäftigt, dem Verstehen-Wollen.
Ich möchte das Unbegreifliche begreifen: das Leben, das Miteinander, die Gefühle.
Wie kann das gelingen?
Erinnerungen haben keinen Bestand.
Ich war immer von dem beansprucht, was gleich geschehen würde, vom Heute oder vom Morgen.
Ich versuche, mir aus allerlei Beobachtungen ein Bild zu machen.
Von den Menschen und ihrem Denken, von ihrem Fühlen und Wollen.
Ich versuche, die Welt zu verstehen, wie sie ist.
Doch die Welt erschließt sich mir nicht.
Ich habe kein passendes Instrument, um die Welt zu erfassen.
Es ist mir eine unverständliche Welt - in der ich stets ein Fremder blieb.
Ich bin dem Leben fremd geblieben.
Das Leben ist mir fremd geblieben.
So wie mir auch der Araber fremd geblieben ist.
Der Araber, den ich getötet habe, so hat man mir berichtet, sei Lastenträger gewesen.
Ich kenne jetzt seinen Namen, denn er wurde in der Verhandlung erwähnt.
Er hieß Moussa.
Aber sein Name bringt kein Gefühl mit sich.
Er hat keine Spur in meinem Kopf hinterlassen.
Er ist ein Einzelwesen geblieben, auch im Prozess.
Man hat ihm keine Familie gegeben.
Mir hat man auch keine Familie gegeben, nur eine tote Mutter.
Zwei Solitäre.
So werde ich hier auch behandelt.
Wie ein unverständlicher Einzelner.
Ein gottloser Mörder.