Innovationen als Schlüssel für humanitäre Organisationen - Michael Streitmayer - E-Book

Innovationen als Schlüssel für humanitäre Organisationen E-Book

Michael Streitmayer

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Beschreibung

Die folgende Masterarbeit beschäftigt sich mit Innovationen im humanitären Sektor. Aufgrund der zunehmenden Komplexität globaler humanitärer Herausforderungen werden von Politik und Experten radikale Veränderungen in der humanitären Arbeit gefordert. Ein moderner Lösungsansatz ist hier, humanitäre Arbeit mit technologischen Innovationen und neuartigen Arbeitsweisen aus dem 21. Jahrhundert zu verknüpfen. Dies führt zu einem Paradigmenwechsel im humanitären Sektor, der in dieser Forschungsarbeit näher betrachtet wird. Der theoretische Teil der Arbeit beschreibt dabei die globalen Herausforderungen und die mit ihnen verbundenen nachhaltigen Entwicklungsziele und definiert zudem den allgegenwärtigen Innovationsbegriff. Im Kapitel "Status quo" wird ein Überblick über die Innovationsanstrengungen im humanitären Bereich gegeben und die neusten Arbeitsweisen und Technologietrends vorgestellt. Der empirische Teil zeigt die gewonnen Erkenntnisse aus den Experteninterviews auf und verdeutlicht diese mit humanitären Projekten aus den Innovationseinrichtungen. Auf Grundlage der Erkenntnisse aus der Theorie und Praxis werden Handlungsempfehlungen für humanitäre Innovationseinrichtungen und erfolgreiche Innovationsprojekte abgeleitet. Nach der kritischen Diskussion in "Spiel mit dem Feuer" schließt die Arbeit mit einer Zusammenfassung und einem Ausblick ab.

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Veröffentlichungsjahr: 2018

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Angefertigt als Masterarbeit an der Hochschule

Kempten im Studiengang Master of Arts (M.A.) in

Internationale Unternehmensentwicklung

(Global Business Development)

Fakultät Betriebswirtschaft

Aufgabesteller: Prof. Dr. rer. pol. Katrin Stefan

Verfasser: Michael Streitmayer

Vorwort

Über Humanitäre Hilfe und Innovationsmanagement zusammen nachzudenken, ist ein relativ neuer Ansatz, der das wissenschaftliche Fachgebiet der Humanitären Innovation eröffnet. Wie in der UNO Agenda 2030 beschlossen „Wir sind entschlossen, Armut und Hunger in allen ihren Formen und Dimensionen ein Ende zu setzen und sicherzustellen, dass alle Menschen ihr Potential in Würde und Gleichheit und in einer gesunden Umwelt voll entfalten können.“ Ja, wir sind dazu in der Lage, eine ausreichende Versorgung mit Nahrungsmitteln für siebeneinhalb Milliarden Menschen auf der Erde zu garantieren. Trotzdem werden dazu neue kreative Lösungen, ein Wissenstransfer und die Nutzung der Möglichkeiten von digitalen Netzwerken benötigt. Somit werden das Innovationsmanagement und all seine Methoden und Instrumente im humanitären Kontext immer wichtiger.

Angesichts der immensen Herausforderungen in der Welt, müssen nachhaltige und effiziente Lösungen geboten werden. Neue Technologien und Geschäftsmodelle, welche die Bedürfnisse der Menschen erfüllen, stehen uns zur Verfügung. Als Teil der Sonderinitiative ONE WORLD – No Hunger, hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) 14 grüne Innovationszentren in Partnerländern der Entwicklungsarbeit eröffnet. Ziel dieser Zentren ist die Nutzung von Innovationen im Bereich der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion um die lokale Nahrungsversorgung zu verbessern, das Einkommen von bäuerlichen Kleinbetrieben zu erhöhen und um Arbeitsplätze, vor allem in der Lebensmittelverarbeitung, zu schaffen. Die steigende Komplexität in der humanitären Hilfe erfordert auch komplett neue Ansätze, den Hunger zu bekämpfen. Der Marshallplan mit Afrika des BMZ, ist ein überzeugender Vorschlag, um abseits der bereits ausgetretenen Pfade, neue Wege zu gehen.

Auf Grundlage eines Praktikums beim World Food Program (WFP), bietet diese Forschungsarbeit einen Beitrag zu einem besseren Verständnis der neuesten Herangehensweisen in nachhaltiger Entwicklung und humanitärer Hilfe. Das BMZ unterstützt den WFP seit 2016 darin, ein Innovationszentrum zu betreiben, welches an digitalen Lösungen für die Welt ohne Hunger arbeitet.

Der Autor, mit Masterabschluss der Hochschule Kempten, bietet einen gründlichen Überblick über den aktuellsten Stand der Humanitären Innovation. Desweiteren begründet er die Entwicklung in diesem Bereich und die notwendigen Rahmenbediungen für neue Ideen und Problemlösetechniken. Wer ein grundlegendes Verständnis der Hauptakteure im Bereich Humanitäre Innovation erlangen möchte, und darüber, was sie tun und wie sie den Herausforderungen einer unberechenbareren und komplexeren Welt begegnen, wird in dieser Arbeit nützliche Einblicke erhalten.

Eine Welt ohne Hunger ist möglich. Wissenstransfer, Kreativität und das Nutzbarmachen von digitalen Technologien werden uns dabei helfen, dieses Ziel zu erreichen.

Dr. Gerd Müller

Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

Preface (English)

Considering „Humanitarian Aid“ and „Innovation Management“ as being connected is a quite new approach, paving the way to the academic field of Humanitarian Innovation. As enacted in the UN Agenda 2030 „we are determined to end poverty and hunger, in all their forms and dimensions, and to ensure that all human beings can fulfill their potential in dignity and equality and in a healthy environment”. Yes, we are able to guarantee sufficient food supplies for the more than seven and a half billion people on earth. In any case, this requires new creative solutions, knowledge transfer and using the chances of digital networks. Hence, Innovation Management and its various methods and tools gain importants in the humanitarian context.

Given the immense challenges the world is facing, sustainable and efficient solutions need to be provided. New technologies and business models that meet peoples’ need are at our disposal. As part of its special initiative ONE WORLD – No Hunger, the Federal Ministry for Economic Cooperation and Development (BMZ) has established green innovation centres in 14 partner countries for German development cooperation. The aim of the centres is to use innovation in the agriculture and food sector to increase regional food supplies, boost the income of smallholders, and to create more employment opportunities, particularly in the area of food processing. The increasing complexity in humanitarian aid also highlights the importance of entirely new ways of fighting hunger. The Marshall Plan with Africa, initiated by the BMZ, is a strong proposal to go beyond the beaten track.

Based on an internship at the World Food Program (WFP), this research provides an important contribution to a better understanding of recent approaches in sustainable development and humanitarian aid. As of 2016 the BMZ supports the WPF to establish an innovation center in Munich that is to come up with digital solutions to help us achieve a world without hunger.

The author, who graduated at Kempten University of Applied Science, offers a sound overview of the state of the art in Humanitarian Innovation. Furthermore, investigating the development in the field outlines the necessary framework for new ideas and problem solving approaches. People wanting to get an idea of who the main actors in the field of Humanitarian Innovations are, what they do and how they meet the challenges in an increasingly volatile and complex world, will find useful insights in this work.

A world without hunger is possible. Sharing our knowledge, creativity and harnessing the power of digital technology will help us to reach this goal.

Dr. Gerd Müller

The German Federal Minister for Cooperation and Development

Kurzfassung

Die folgende Masterarbeit beschäftigt sich mit Innovationen im humanitären Sektor. Aufgrund der zunehmenden Komplexität globaler humanitärer Herausforderungen werden von Politik und Experten radikale Veränderungen in der humanitären Arbeit gefordert. Ein moderner Lösungsansatz ist hier, humanitäre Arbeit mit technologischen Innovationen und neuartigen Arbeitsweisen aus dem 21. Jahrhundert zu verknüpfen. Dies führt zu einem Paradigmenwechsel im humanitären Sektor, der in dieser Forschungsarbeit näher betrachtet wird. Der theoretische Teil der Arbeit beschreibt dabei die globalen Herausforderungen und die mit ihnen verbundenen nachhaltigen Entwicklungsziele und definiert zudem den allgegenwärtigen Innovationsbegriff. Im Kapitel „Status quo“ wird ein Überblick über die Innovationsanstrengungen im humanitären Bereich gegeben und die neusten Arbeitsweisen und Technologietrends vorgestellt. Der empirische Teil zeigt die gewonnenen Erkenntnisse aus den Experteninterviews auf und verdeutlicht diese mit humanitären Projekten aus den Innovationseinrichtungen. Auf Grundlage der Erkenntnisse aus der Theorie und Praxis werden Handlungsempfehlungen für humanitäre Innovationseinrichtungen und erfolgreiche Innovationsprojekte abgeleitet. Nach der kritischen Diskussion in „Spiel mit dem Feuer“ schließt die Arbeit mit einer Zusammenfassung und einem Ausblick ab.

Ziel dieser Mastarbeit ist es, humanitäre Innovationen genauer zu betrachten, eine Analyse der aktuellen Innovationsanstrengungen der Organisationen durchzuführen und Erfolgsfaktoren aufzustellen. Keywords: Humanitarian Innovation, Global Goals, Disruptive, Human-Centered Design, Business, Development, Humanitäre Innovation, disruptiv, Entwicklungsziele, Nachhaltigkeit

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Preface (English)

Kurzfassung

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Einleitung

1.1 Motivation & Forschungslücke

1.2 Forschungsfrage & Forschungsziele

1.3 Eingrenzung des Themas

1.4 Forschungsstand

1.5 Aufbau und Inhalt der Arbeit

Theoretischer Bezugsrahmen

2.1 Globale Herausforderungen

2.1.1 Der Wandel der Entwicklungspolitik

2.1.2 Millennium Development Goals (2000 – 2015)

2.1.3 Sustainable Development Goals (2015 – 2030)

2.2 Modewort „Innovation“

2.2.1 Definition & Innovationsdimensionen

2.2.2 Innovationsprozess

2.2.3 Exkurs: Neue Innovationstechniken aus der Praxis

Forschungsmethodik

3.1 Systematische Literaturanalyse

3.2 Teilstrukturierte Interviews

3.2.1 Gestaltung des Interviewleitfadens

3.2.2 Auswahl der Interviewpartner

3.2.3 Planung und Durchführung der Interviews

Status quo: Innovationen im humanitären Bereich

4.1 Humanitäre Innovation in der Theorie

4.2 Humanitäre Innovationen in der Praxis

4.2.1 Die Vereinten Nationen

4.2.2 Übersicht über Forschungs- und Innovationseinrichtungen

4.2.3 Neue Arbeitsweisen – von Top-Down zu Bottom-Up

4.2.4 Technologie-Trends

4.2.5 Herausforderungen bei der Umsetzung

Empirische Erkenntnisse

5.1 UNICEF Innovation

5.2 WFP Innovation Accelerator

5.3 UNDP Innovation

5.4 Global Humanitarian Lab

5.5 Singularity University & United Nations Secretariat

Erfolgsfaktoren für humanitäre Innovationen

6.1 Ausrichtung der Organisation

6.2 Kreatives Umfeld

6.3 Grundlagen für Innovationsprojekte

6.4 Katalysatorische Faktoren

Diskussion

7.1 Neue Ansätze oder „alter Wein in neuen Schläuchen“?

7.2 Innovationen im humanitären Bereich „Spiel mit dem Feuer“?

7.3 Limitationen der Arbeit

7.4 Empfehlungen für die weitere Entwicklung

Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Sustainable Development Goals

Abbildung 2: Innovationstrichter

Abbildung 3: Stage-Gate-Prozess (erste Generation)

Abbildung 4: Build-Measure-Learn Regelkreis

Abbildung 5: Schnittmenge für Innovationslösungen im Design Thinking

Abbildung 6: Design Thinking Prozessmodel

Abbildung 7: Innovationsprozess für humanitäre Innovationsprojekte

Abbildung 8: Das System der Vereinten Nationen

Abbildung 9: M-PESA: Mobile Geldüberweisungen in einem Geschäft in Kenia

Abbildung 10: Das Missing Maps Projekt: Baraka vor und nach der Bearbeitung

Abbildung 11: Drohnenaufnahme nach Erdbeben in Nepal & Drohnenabwurf von Notfallmedizin in Ruanda

Abbildung 12: UNICEF Innovationen (abgebildet Digital Kiosk in Uganda & Virtual Reality)

Abbildung 13: Hunger Map

Abbildung 14: „The Innovation Accelerator is a place where you can be bold, and fail as well as succeed“

Abbildung 15: ShareTheMeal App

Abbildung 16: GHL Projekte (abgebildet ein Stethoskop aus dem 3D-Drucker & Better Shelter)

Abbildung 17: Roboter im Singularity Innovation Lab

Abbildung 18: Schlüsselaktivitäten für einen erfolgreichen Innovationsprozesses

Abbildung 19: Feedbackschleifen als Erfolgsrezept für Innovationsprojekte

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Innovationsdimensionen

Tabelle 2: Interviewverzeichnis

Tabelle 3: Beispiele für humanitäre Innovationsinitiativen

Abkürzungsverzeichnis

Abb.

Abbildung

ALNAP

Active Learning Network for Accountability and Performance in Humanitarian Action

Aufl.

Auflage

BMZ

Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

bzw.

beziehungsweise

CEO

Geschäftsführer oder Vorstandsvorsitzender eines Unternehmens (Chief Executive Officer)

d. Verf.

der Verfasser

DFID

Großbritannien Ministerium für Internationale Entwicklung (Department for International Development)

engl.

Englisch

et al.

et alii (und andere)

etc.

et cetera

ff.

folgende

GAHI

Global Alliance for Humanitarian Innovation

GHL

Global Humanitarian Lab

HIF

Humanitarian Innovation Fund

HQ

Hauptverwaltung (Headquarter)

Hrsg.

Herausgeber

i.d.R.

in der Regel

ICRC

Internationales Komitee vom Roten Kreuz (International Committee of the Red Cross)

IWF

Internationaler Währungsfonds

MDGs

Millennium-Entwicklungsziele (Millenium Development Goals)

MSC

Ärzte ohne Grenzen (Médecins Sans Frontières)

MVP

Minimal funktionsfähiges Produkt (Minimum Viable Product)

NGO

Nichtregierungsorganisation (Non-Governmental Organisation)

o.V.

ohne Verfasser

OCHA

Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Office for the Coordination of Humanitarian Affairs)

OECD

Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Organization for Economic Co-Operation and Development)

S.

Seite

SDGs

Nachhaltige Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals)

u.a.

unter anderem

UN

Vereinte Nationen (United Nations)

UNDP

Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (United Nations Development Programme)

UNHCR

Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (United Nations High Commissioner for Refugees)

UNICEF

Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (United Nations International Children’s Emergency Fund)

UNO

Organisation der Vereinten Nationen (United Nations Organization)

USAID

Behörde der Vereinigten Staaten für internationale Entwicklung (United States Agency for International Development)

Vgl.

Vergleiche

VR

Virtuelle Realität (Virtual Reality)

vs.

versus

WFP

Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (United Nations World Food Programme)

z. B.

zum Beispiel

1 Einleitung

„Transformation through Innovation“1

Schlüsselthema des World Humanitarian Summit 2016

1.1 Motivation & Forschungslücke

Die internationalen humanitären Hilfsorganisationen stehen weltweit vor großen Herausforderungen. Die Welt ist derzeit mit der größten humanitären Krise seit dem Zweiten Weltkrieg konfrontiert (Heinzel, 2015). Der humanitären Hilfe kommt aufgrund von lang andauernden Krisen, komplexen Konflikten sowie der wachsenden Intensität von Naturkatastrophen und ihren verheerenden Folgen eine immer größere Bedeutung zu. Laut den Vereinten Nationen sind aktuell über 125 Millionen Menschen weltweit auf humantäre Hilfe angewiesen (Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschl, 2016). Um auf den gestiegenen Bedarf zu reagieren und das globale humanitäre System zu verbessern, fordern viele Experten und Politiker radikale Veränderung. Dabei geht es sowohl um finanzielle Mittel, um schneller auf Notsituationen wie zum Beispiel auf Erdbeben oder Ebola-Krisen reagieren zu können, als auch um eine verbesserte Entwicklungszusammenarbeit, die „Krisenprävention, Stabilisierung und Friedenskonsolidierung“ beinhaltet (Auswärtiges Amt, 2016).

Weiter hat „noch immer jeder neunte Mensch [das sind 795 Millionen Menschen weltweit] nicht genug zu essen, um ein gesundes und aktives Leben zu führen“ (World Food Programme, 2016), mehr als 700 Millionen Menschen leben in extremer Armut (UNRIC, 2016) und mehr als 5 Millionen Kinder sterben auf Grund von Krankheiten vor ihrem fünften Lebensjahr (UNICEF, 2015).

Aufgrund dessen sind in den vergangenen Jahren vermehrt Diskussionen über humanitäre Innovationen entstanden, um auf die gewaltigen Herausforderungen zu reagieren und die globalen (ambitionierten) Nachhaltigkeitsziele bis 2030 zu erreichen. Dafür benötigt die humanitäre Hilfe neben finanziellem Spielraum vor allem innovative Ideen und neue Technologien. Das Ziel ist es, humanitäre Arbeit mit technologischen Innovationen und neuen Ansätzen aus dem 21. Jahrhundert zu verknüpfen.

Um die Herangehensweisen und Geschwindigkeit humanitärer Hilfe zu verändern, kommen Lösungen unter anderem aus der Informations- und Kommunikationstechnologie, die Echtzeitinformationen und die Vernetzung mit den Bedürftigen ermöglichen. Des Weiteren werden neue Technologien genutzt, wie beispielsweise das 3D-Druck-Verfahren, das dabei hilft, Gebrauchsgegenstände und Ersatzteile schnell und kostengünstig vor Ort herzustellen oder die Drohnentechnik, die zur Datenerhebung oder zur Auslieferung von Medikamenten in Katastrophenfällen genutzt wird. Weiter beschäftigen sich die Organisationen mit „open innovation“2 Modellen, um den Innovationsprozess zu vergrößern und das Innovationspotential zu steigern. Die neue Parole lautet „mutig neue Wege gehen“, um dabei verbesserte Lösungsansätze, innovative Ideen und praktische Arbeitsmethoden zu identifizieren und entwickeln.

Eine Reihe humanitärer internationaler Organisationen (insbesondere UN-Organisationen) und Nichtregierungsorganisationen haben sich bereits „humanitarian innovation“, also innovative humanitäre Lösungen, auf die Fahnen geschrieben und ein innovationsfreundliches Klima geschaffen. Dabei gründeten viele Organisationen Innovationszentren oder Kreativfabriken, um neue und kreative Ideen mit Hilfe von modernster Technik und Experten zu entwickeln, zu verfeinern und zu testen. Die Innovationseinrichtungen setzen dabei verstärkt auf Partnerschaften mit der Privatwirtschaft, der Zivilgesellschaft, Regierungen und akademischen Institutionen, um sowohl den Wissenstausch zu fördern, als auch Synergien zu bündeln.

Aufgrund der zum Teil großen Anstrengungen der humanitären Akteure sind bereits verschiedene Innovationsprojekte mit bedeutenden Auswirkungen entstanden. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist, zum einen die Untersuchung dieser neuen Ansätze und Strategien in der Theorie, als auch die Identifikation von Arbeitsweisen und (erfolgreichen) Innovationen aus der humanitären Praxis.