Intensiv - Sabine Hofstadler - E-Book

Intensiv E-Book

Sabine Hofstadler

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Beschreibung

Silvia sehnt sich nach Liebe. Um Zuneigung zu bekommen, ist sie bereit sexuelle Wünsche zu erfüllen. Für Harald spielt sie die Herrin und Roman macht sie zu seiner Liebesdienerin. Mit dem schwulen Alexander verbindet sie eine besondere Liebe. Doch erst bei Christian findet sie Erfüllung ...

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Seitenzahl: 657

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhaltsverzeichnis

Silvia

Alexander

Christian

Roman

Wiener Presse, 17. Juni 1998

Silvia

Jahr 1982 in Wien

Ich studierte die große Tafel in der Eingangshalle am Polizeiamt und suchte die Zimmernummer der Führerscheinstelle als sich ein Mann neben mich stellte.

„Kann ich dir behilflich sein?“

Lächelnd sah er mich an. Er sah unglaublich gut aus, blond, unwiderstehliche blaue Augen und ein sportlicher, muskulöser Körper.

Zögernd antwortete ich.

„Ich will meinen Führerschein abholen.“

„Du bist schon achtzehn?“, erstaunt sah er mich an.

„Ich bin neunzehn.“

Ich blickte kurz zu Boden, dann sah ich ihn wieder an, er lächelte immer noch.

„Komm, ich zeige dir den Weg.“

Wie selbstverständlich nahm er mich bei der Hand.

Im Wartezimmer vor der Führerscheinstelle war kein Sitzplatz mehr frei und ich seufzte.

„Ich muss mindestens zwei Stunden warten.“

Er grinste mich an, als sich die Tür öffnete nahm er wieder meine Hand, schob mich vor sich in den Raum und sagte zu der Beamtin.

„Ich habe hier eine dringenden Fall, kannst du sie einschieben?“

Nach zehn Minuten hatte ich meinen Führerschein in der Hand. Ich bedankte mich für seine Hilfe und er bot mir charmant seinen Arm an.

„Ich glaube, durch die Zeitersparnis können wir noch Kaffee trinken, darf ich bitten?“

Ich nickte, wir gingen in die Polizeikantine und unterhielten uns. Ich erfuhr dass er Harald hieß, neunundzwanzig Jahre alt war, bei der Kriminalpolizei arbeitet und oft in der Nacht und am Wochenende Dienst hatte.

Wir trafen uns fast täglich in einem Café, am achten Tag küssten wir uns. Ich mochte ihn, er war so anders als die Männer die ich kannte, er versuchte nie mich zu bedrängen, ich sah nicht diese Gier in seinen Augen und er ließ sich Zeit mir näher zu kommen. Er war zärtlich und ich genoss seine Gesellschaft, für wie lange würde ich bestimmen.

Nach drei Wochen, als wir uns zum ersten Mal in seiner Wohnung lieben wollten bekam er keine Erektion. Ich war sehr irritiert darüber und wandte mich von ihm ab. Ich wollte mich anziehen, aber er zog mich zu sich und flüsterte heiser.

„Schlag mich!“

Ich sah ihn erstaunt an und stieß ich ihn wütend weg.

„Bist du verrückt geworden!“

Plötzlich bewegte sich etwas zwischen seinen Lenden, er sank vor mir auf die Knie und hatte den Kopf gesenkt. Ich erschauderte über seine Demut und doch gab sie mir ein nie gekanntes Gefühl: Macht! Ich hatte Macht über ihn und seinen Körper und es fühlte sich gut an. Ich sank zu ihm auf den Boden und nahm sein Gesicht in meine Hände und befahl.

„Jetzt nimm mich, sofort!“

Er liebte mich, tat alles was ich von ihm verlangte.

Obwohl ich jetzt Verachtung ihm gegenüber empfand, faszinierte mich die Macht über ihn.

Als ich mit dem Auto nach Hause fuhr dachte ich an Harald und an dieses eigenartige Liebesspiel. Meine verwirrenden Gefühle und das Geschehene zogen mich langsam in eine eigenartige Ruhe und plötzlich, ich wusste nicht warum, fing ich zu weinen an. Ich dachte an meine dominanten Anweisungen und diesen unglaublich attraktiven Mann der sich von mir demütigen ließ. Es war abnorm.

Zuhause heulte ich mir die Seele aus dem Leib, ich schämte mich für meine Sexualität und hasste mein Leben. Mein Körper war angespannt und ich merkte wie unendlich müde ich war. Als ich erschöpft mein Gesicht wusch, sah ich mich lange im Spiegel an und schwor mich endlich für die Liebe zu öffnen. Ich wollte versuchen Vertrauen zu einem Mann zu fassen und mich wieder verlieben, ich wollte so sein wie die anderen, wie alle anderen.

Harald und ich waren ein schönes Paar, aber keiner wusste dass wir uns nur lieben konnten, wenn ich ihn vorher erniedrigt hatte. Wenn wir eng umschlungen auf der Straße gingen, sahen uns die Menschen nach, ihm die Frauen und mir die Männer, wir fielen auf. Er lud mich oft zum Dinner ein und kaufte mir Kleidung.

Ich liebte dieses Leben, ich hatte jemanden der zu mir gehörte, aber Harald liebte ich nicht. Ich mochte ihn, aber er war nur ein Freund und Liebhaber, nicht mein Partner.

Manchmal schenkte er mir Schmuck, ich trug selten Schmuck, aber ich nahm ihn an. Seine Großzügigkeit war jedoch immer mit gewissen Ansprüchen an mich gebunden und ich wusste wenn ich beschenkt wurde, sollte ich die ganze Nacht bei ihm verbringen. Ich genoss die körperliche Liebe mit Harald aber das eigenartige Vorspiel kostete mich immer wieder Überwindung. Ich hatte immer Lust auf Harald, großes Verlangen nach seinem muskulösen Körper, aber um seine Lust zu entfachen musste ich ihm vorher ein perverses Vorspiel liefern. Nur dann war er fähig mich zu befriedigen.

Harald war ein guter Liebhaber und je mehr ich seiner Neigung der Erniedrigung nachkam, je besser wurde er.

Ich schloss die dichten Vorhänge in seiner Wohnung und machte gedämpftes Licht. Ich wies ihn an, mich nicht mehr anzusehen und sofort senkte er den Blick, er war fast einen Kopf größer als ich und diese Größe störte mich jetzt. Ich befahl ihm, sich zu entkleiden und nahm eine Schnur aus meiner Handtasche. Als er nackt vor mir stand, zwang ich ihn auf die Knie und fesselte seine Hände. Dann fing ich an ihn zu demütigen. Alles was ich vom ihm verlangte tat er und ich hatte das gute Gefühl der Macht über ihn. Er war mir hilflos ausgeliefert. Diese Macht, ich kostete sie aus, ich erniedrigte ihn ohne ihn zu schlagen, nur verbal mit kurzen, knappen Anweisungen. Ich hatte einen guten Lehrer, mein Vater war mir ein grausamer Lehrmeister gewesen. Ich zog meine Lederhandschuhe an, umkreiste ihn, stellte mich hinter ihm und legte eine Hand um seinen Hals. Ich verweilte kurz und fuhr langsam seinen Hals entlang bis zu seinem Kehlkopf und wieder hinauf zum Kinn.

Er hob seinen Kopf und stöhnte und ich sah dass er sehr erregt war, langsam schloss ich meine Hand um seinen Hals und drückte sanft zu. Er hatte den Kopf nach oben gestreckt und stöhnte wieder, er sah mich an und ich befahl ihm die Augen zu schließen. Immer wieder lockerte ich meinen Griff um seinen Hals und drückte wieder zu. Plötzlich zuckte sein Körper und es schoss aus ihm heraus und machte weiße kleine Flecken auf dem Parkettboden seiner Wohnung.

Er sank zu Boden. Ich ließ ihn gefesselt liegen, setzte mich auf die Couch und lehnte meinen Kopf zurück.

Ich wusste, in spätesten zwanzig Minuten würde er mich lieben und befriedigen können.

Immer wieder spielten wir das gleiche Spiel und wir spielten es schon sehr lange. Wir trafen uns bereits seit fast zwei Jahren, meistens einmal in der Woche, lebten unsere Sexualität aus, obwohl sie völlig verschieden war. Aber es funktionierte. Immer in seiner Wohnung, in meine Wohnung hatte ich ihn noch nie eingeladen. Ich versuchte meine Gefühle zu unterdrücken, manchmal wurde mir alles zu viel und ich weinte weil ich es nicht schaffte eine Liebesbeziehung zu ihm aufzubauen. Er war mein Freund und Beschützer aber es war keine Liebe die uns verband. Und dann machte er mir diesen absurden Vorschlag.

„Silvia, ich habe einen Freund, er würde gerne mit dir schlafen“ hastig fügte er hinzu, „und sich mit Geld erkenntlich zeigen!“

Ich sah ihn an und schrie.

„Hast du den Verstand verloren, ich bin doch keine Hure!“

Er packte mich an den Armen und ich sah in seinen Augen ein plötzliches Verlangen nach mir, ich stieß ihn weg.

„Du bist ein Zuhälter! Was verdienst du dabei?“

Traurig sah er mich an und sagte dann langsam.

„Glaubst du wirklich ich würde dafür Geld bekommen? Es verletzt mich wenn du mich so einschätzt, aber ich weiß das du immer Geld brauchst und er würde viel bezahlen!“

„Ach ja“, schnaubte ich verächtlich, „wie viel?“

Er nannte mir eine Summe die mir die Sprache verschlug.

„Er würde nur mit dir schlafen, dich nicht küssen, deine Brüste nicht berühren!“ sagte Harald langsam und sah mich an.

„Und warum geht er nicht zu einer Hure, warum will er mich?“, fragte ich ihn neugierig.

„Er hat dich einmal gesehen und er fand dich sehr reizvoll, kannst du dich nicht mehr an Roman erinnern?“

Ich dachte nach, ich merkte mir Gesichter nicht so gut, aber der Name Roman war mir ein Begriff und dann fiel er mir ein. Harald stellte ihn mir als Freund vor, der Mann war einiges älter als Harald, ich schätzte ihn auf fünfunddreißig, er sah gewöhnlich aber sehr gepflegt aus, perfekt gekleidet, ich erinnerte mich jetzt gut an ihn, weil er irgendwie nervös schien, er drehte ständig an seinem Siegelring als er mit mir sprach und das verwirrte mich. Ich schrie Harald an.

„Bist du nicht bei Sinnen, hast du ihm etwa erzählt, was für Spiele wir treiben!“ Harald versuchte mich zu besänftigen.

„Wir kennen uns schon lange, er ist absolut vertrauenswürdig!“

Ich sah ihm tief in die Augen und sagte langsam.

„Wenn du mich liebst, würdest du mich doch nicht mit einem anderen Mann teilen?“

Harald sah mich plötzlich sehr zärtlich an und seine Stimme war rau.

„Ich liebe dich sehr, aber es würde mich erregen, wenn du mir davon erzählst wie du mit ihm schläfst.

Du brauchst in dieser Nacht nur einmal mit ihm zu schlafen, vielleicht noch ein zweites Mal, wenn er noch will, aber dann kannst du gehen! Es würde sich alles unter der Gürtellinie abspielen!“

Ich packte meine Sachen zusammen und lief zur Tür.

Harald rief mir nach, es wäre doch nicht so schlimm und dann knallte ich mit einer Wucht die Tür zu. Ich war wütend, entsetzlich wütend auf seinen Vorschlag, ich hasste ihn!

Nach unserem Streit rief mich Harald mehrmals an, doch ich legte sofort den Hörer auf, er hatte mich tief verletzt und ich wollte ihn nie mehr sehen.

Und dann stand er vor meiner Wohnung. Er bat mich um Verzeihung und sagte, er würde mich so sehr lieben und er könnte ohne mich nicht leben. Ich sah ich ihn voller Verachtung an und schlug die Tür zu.

Doch es änderte sich alles als mein Chef im Massageinstitut begann mir nachzustellen. Er befahl mir auf die Leiter zu steigen um dort am oberen Regal Produkte zu präsentieren. Dabei hielt er mich, zu meinem Schutz, sagte er, bei den Beinen fest und sah mir dabei unter meinen Minirock was mich zuerst unsicher machte. Als seine Hände plötzlich hinaufglitten, täuschte ich Schwindel vor und stieg hastig von der Leiter. Er musste mich dabei loslassen und ich zitterte und beschloss, nie wieder einen Rock zu tragen. Von nun an begleitete mich ständig die Angst er würde es wieder versuchen.

Einmal verlangte er, dass ich ihn massieren sollte, er wollte mich testen sagte er. Es war eine Qual für mich ihn anzufassen, als er sich umdrehte berührte er meine Brüste. Mir war diese plumpe Anmache sehr unangenehm, aber ich brauchte den Job und ich versuchte seine Annäherungen zu ignorieren. Dann erklärte ich ihm dass ich alles seiner Frau erzählen würde, aber er lachte nur und sagte, mir würde doch keiner glauben. Immer wieder gelang es ihm, mich zu betasten und ich hasste ihn dafür. Ich versuchte ihm auszuweichen und manchmal konnte ich ihn abwehren, in dem ich mich schnell umdrehte. Ich wusste dass ich keine Chance gegen ihn hatte, er war hoch angesehen und hatte Kunden mit Einfluss bei gewissen Ämtern. Ich musste mir schnellsten einen neuen Job suchen!

Als mein Auto bei der Überprüfung von der Werkstatt beanstandet wurde und dadurch eine größere Reparatur fällig war, wusste ich nicht wie ich das bezahlen sollte. Mein Verdienst reichte gerade zum Überleben und mein Konto wies einen niedrigen Stand auf.

Aus schierer Geldnot und aus Angst vor meinem Chef dachte ich über das Angebot von Harald nach.

Für diese Summe die mir Haralds Freund anbot, könnte ich die Reparatur fast bezahlen und es würde vermutlich kaum länger als dreißig Minuten dauern und er würde mich nur unter der Gürtellinie berühren.

Aber ich fand ihn eigenartig und nicht attraktiv, würde es mir gelingen ihn trotzdem an mich ranzulassen?

Bitter dachte ich an meinen Chef der mich jede Woche trotz meiner Ablehnung berührte als wäre ich sein Eigentum. Ich hasste ihn!

Seit drei Monaten hatte ich Harald nicht mehr gesehen.

Ich zitterte, als ich ihn anrief und ihm sagte dass ich ihm verziehen hätte und ihn heute gerne treffen würde. Er freute sich meine Stimme zu hören und ich schämte mich weil ich nur aus einen Grund diesen Schritt tat. Ich brauchte dringend Geld!

Als ich zu Harald fuhr, zweifelte ich daran ob das der richtige Weg war, aber ich zerstreute meine Gedanken. Ich wagte nicht Harald um Geld zu bitten, ich wollte nicht in seiner Schuld stehen und ich war auch zu stolz um vor ihm zu kriechen, er würde meine verzweifelte Lage ausnützen, da war ich sicher.

Harald lächelte als er mich sah und küssend zog er mich in seine Wohnung. Seine Zärtlichkeiten hatten mir gefehlt und willig ließ ich ihn gewähren als er mich auszog. Dann wehrte ich mich heftig, wieder spielte ich das Spiel damit Harald zur Liebe fähig war und dann liebten wir uns hemmungslos.

Wir lagen im Bett und ich wagte nicht ihm in die Augen zu sehen als ich ihn zögernd fragte.

„Das Angebot von deinem Freund.“

„Du meinst Roman?“

Er richtete sich abrupt auf, ich flüsterte.

„Ist das noch aktuell?“

Harald sah mich merkwürdig an und dann sagte er heiser:

„Du bist gekommen weil du Geld brauchst! Du bist nicht gekommen weil du mir verziehen hast, nicht meinetwegen!“

Ich schwieg und plötzlich fing ich zu weinen an, er nahm mich tröstend in die Arme und flüsterte.

“Ich gebe dir die Summe, hör zu weinen auf.“

„Ich kann es dir nicht zurückzahlen“, sagte ich und meine Stimme versagte.

Harald ließ mich los und schwieg. Plötzlich ärgerte ich mich, es war ein Fehler dass ich zu ihm gekommen war, ein dummer Fehler!

Eilig stand ich auf und wollte mich anziehen doch er zog mich nochmals aufs Bett und bedächtig langsam wählte er seine Worte.

„Ich könnte da etwas arrangieren, vielleicht in einem Stundenhotel, ganz anonym wenn du willst. Du schläfst mit ihm, und dann gehst du einfach!“

Ich schwieg, weil ich nicht auf seinen Vorschlag vorbereitet war, außerdem war ich jetzt völlig verwirrt.

Ich wusste nicht mehr was ich wollte und Harald bohrte nach.

„Nun, entscheide dich! Ja oder nein!“

Seufzend sagte ich ja.

Als ich in meine Wohnung fuhr quälten mich furchtbare Gedanken, was wäre wenn dieser nervöse Mann mir etwas antat oder mich brutal vergewaltigt?

Was wäre, wenn er Sachen von mir verlangen würde die mir unangenehm wären oder ich nicht fähig wäre sie auszuführen, was würde er dann mit mir tun? Ich hatte Angst, furchtbare Angst! Und doch reizte mich dieser Abgrund der sich vor mir auftat, das Ungewisse und die Herausforderung diese Angst zu bezwingen, meine Gefühle fuhren Achterbahn.

Es war demütigend, als Harald mich anrief. Übermorgen sagte er, übermorgen würde sich sein Freund mit mir treffen, ich sollte mich in diesem gewissen Hotel einfinden um zwanzig Uhr, bei der Rezeption sollte ich nach Herrn Sanders fragen, dort würde mir der Schlüssel für das Zimmer ausgehändigt. Auf meine Frage ob Sanders der Name seines Freundes war, verneinte Harald. Es gab jetzt kein Zurück mehr, ich konnte nicht mehr absagen, ich musste das jetzt durchziehen, unbedingt. Ich dachte an die tägliche Busfahrt zur Arbeit und wieder zurück mit diesen stinkenden und lärmenden Menschen. Dichtgedrängt standen wir nebeneinander, ich ertrug sie mit Abscheu, die Angst vor ihrer Nähe, ich wollte nicht, dass mir jemand zu nahe kam. Ich war ein Einzelgänger, mein ganzes Leben von den Menschen enttäuscht und gedemütigt, zog ich mich immer mehr von ihnen zurück. Ich wollte die körperliche Liebe von Männern die ich mir ausgesucht hatte aber sonst hasste ich Berührungen, diese vulgären Berührungen von meinem Chef und von den Fremden im Bus die sich an mich pressten.

Übermorgen, es war ein Sonntag, übermorgen war dieser Tag. Nur einmal würde ich es für Geld tun und am Montag würde ich den Wagen in die Werkstatt stellen.

Ich zitterte als ich mich dem Hotel näherte, es war bereits dunkel und die Fenster hell erleuchtet. Es war ein teures Hotel, kein Stundenhotel, er musste die ganze Nacht bezahlen, ich erschauderte bei den Gedanken wie lange er plante mich in Anspruch zu nehmen. Mich in Anspruch zu nehmen! Wie tief war ich gesunken! Ich holte mir den Schlüssel für das Hotelzimmer. Vierter Stock, ich entschied mich zu Fuß zu gehen, mit jeder Etage wurde ich unruhiger und dann stand ich vor der Tür und verglich nochmals die Zimmernummer. Ich atmete tief durch und klopfte. Nichts, ich hörte absolut nichts, zitternd steckte ich den Schlüssel ins Schloss öffnete die Tür und trat ein.

Ich erschrak, wich zurück, stieß unabsichtlich an die Tür die sich hinter mir schloss. Der Mann saß direkt vor mir, keine zwei Meter trennten uns, zurückgelehnt in den Couchsessel mit einer Zigarette in der Hand.

Ich wusste nichts von diesem Mann, nur seinen Vornamen, Roman, keine Adresse, absolut nichts.

Er saß dort und rauchte. Genüsslich blies er den Rauch aus und starrte mich an, merkwürdig ruhig und ernst sah er mich an und schwieg. Er war gut gekleidet in einem dunkelblauen Maßanzug der teuer erschien, glänzend polierte Schuhe und ein perfekter Haarschnitt. Seine Haare waren streng zurück gekämmt, selbstsicher saß er dort und fixierte mich mit seinen Augen, wie eine Schlange seine Beute.

Immer noch schwieg er und mich irritierte seine Ruhe, diese gelassene Ruhe, von diesem, in meiner Erinnerung, nervösen Mann. Ich ertrug seinen Blick mit wachsenden Unbehagen. Immer wieder senkte ich unsicher den Kopf und ununterbrochen sah er mich selbstbewusst an. Wieder zog er an seiner Zigarette, langsam und genussvoll, er blies den Rauch in meine Richtung und starrte mich unentwegt durch die Rauchwolke an. Endlose Minuten verstrichen, ich rührte mich nicht, hatte plötzlich Angst vor ihm, mein Herz pochte und ich schluckte, als seine Augen an meinen Körper hinunterwanderten und er mich mit seinen Blicken auszog. Hinter mir die rettende Tür, aber ich war wie gelähmt.

Und dann, dann wurde ich wütend über seine Arroganz und seine Überheblichkeit und meine Augen verengten sich, herausfordernd sah ich ihn an, er wollte mit mir schlafen, nicht ich mit ihm! Mit Verachtung sah ich auf ihn hinunter und plötzlich sah er mich amüsiert an und sein Blick war gierig, gierig nach mir. Er blickte mich immer noch an, als er noch einen Zug machte, seine Zigarette ausdämpfte und sagte.

„Ich habe das Zimmer die ganze Nacht, wenn Sie solange bleiben würden wäre es mir ein Vergnügen, ich denke das würde dafür reichen.“

Er legte ein Bündel Geld auf den kleinen Tisch neben dem Bett und ich nickte. Ich konnte nicht erkennen wie viel es war. Abrupt stand er auf und stellte sich so nah vor mich hin dass ich genau auf seinen Hals sah und auf den Kehlkopf der vibrierte als er sprach.

„Zieh dich aus!“

verlangte er und seine Stimme war rau und erregt.

Ich ging drei Schritte von ihm weg, stellte meine Handtasche auf den Tisch und langsam begann ich meine Schuhbänder von meinen Sportschuhen zu öffnen. Ich wollte Zeit gewinnen, wollte ihn mir noch vom Leib halten. Im Augenwinkel sah ich ihn immer noch bei der Tür stehen. Nachdem ich Schuhe und Söckchen ausgezogen hatte öffnete ich langsam meine Gürtelschnalle und den Knopf meiner Jeans.

In zwei Schritten stand er neben mir, hakte mit seinen Fingern an meiner Gürtelschlaufe ein und zerrte mich zum Bett. Er drückte mich mit dem Oberkörper nach unten und öffnete meinen Reißverschluss. Dann griff er meine Hose an den Füßen und mit einem Ruck zog er sie mir aus.

„Dreh dich um!“ seine Stimme klang jetzt extrem tief.

Ich drehte mich auf den Bauch, meinen Kopf drehte ich zu ihm, ich wollte ihn nicht aus den Augen lassen, ich vertraute ihm nicht. Mit einer Hand zog er mir das Höschen aus, ich lag vor ihm nur noch mit meinem Shirt bekleidet und beobachtete ihn misstrauisch.

Grob nahm er mich bei den Hüften und zerrte mich zu sich in die Höhe. Ich kniete in der Hundestellung vor ihm, mein Kopf nach hinten zu ihm gedreht. Er öffnete seine Hose und ließ sie nach unten gleiten, ich war noch nicht erregt, noch nicht feucht genug, noch nicht bereit für ihn. Schmerzhaft fühlte ich sein eindringen, langsam sein Rhythmus, nach Sekunden war der Schmerz verschwunden, der Erregung gewichen, langsam seine Bewegungen, ich drehte meinen Kopf von ihm und seinen Anblick weg. Ich gab mich seinen Rhythmus hin, der jetzt immer schneller wurde. Seine Stöße fester, härter, fordernder, kraftvolle Stöße, ich konnte sie nur mit Mühe abfangen, bemühte mich, nicht nach vorne zu kippen, er stöhnte, sein Körper zuckte und als ich anfing es schön zu finden war es vorbei.

Sekundenlang verharrte er passiv in mir, dann glitten seine Hände von meiner Hüfte, er zog seinen Penis aus meinen Leib und stand auf.

Ich drehte mich um und sah dass er ins Bad ging. Ich hörte lange das Wasser rauschen, lag auf dem Bett und wartete auf ihn.

Er setzte sich wieder vollständig bekleidet auf den Couchsessel, zündete sich eine Zigarette an und schwieg.

„Kann ich auch ins Bad?“ fragend sah ich ihn an.

Er nickte, sagte kein Wort. Als ich aufstand spürte ich wie sein Sperma an meinen Beinen runterlief. Im Bad duschte ich es sehr langsam ab ich hatte Zeit die ganze Nacht lag vor mir.

Er saß immer noch im Sessel blies den Rauch in die Luft und starrte mich unvermindert an als ich mich aufs Bett setzte. Ich zog die nackten Beine zu meinem Körper und umschlang sie mit den Armen, das Kinn auf meine Knie abgestützt, ich wollte mich vor seinen Blicken schützen, nur mit meinen Shirt bekleidet. Minutenlang schwieg er, ich betrachtete unsicher meine Zehen und starrte auf den Boden.

„Kann ich gehen?“, flüsterte ich.

„Nein!“

Ich verharrte in meiner Position, schloss die Augen und legte mein Gesicht auf meine Knie. Abwartend.

Lange abwartend und schweigend. Ein Geräusch ließ mich aufblicken, er lockerte seine Krawatte, nahm sie ab und öffnete die oberen zwei Knöpfe seines Hemdes. Erleichtert nahm ich wahr, dass er sein Hemd nicht auszog. Ich wollte seinen Körper nicht sehen und spüren! Es wäre zu intim für mich, sein völlig nackter Körper.

Er setzte sich neben mich aufs Bett, sein Gesicht nah bei meinen, ich roch den bitteren Geschmack der Zigaretten, spürte den Lufthauch seines Atems, drängend seine Hand zwischen meinen Knien, er zwang mich meine Position aufzugeben, drückte mir die Oberschenkel auseinander und den Oberkörper aufs Bett. Ich lag vor ihm, mit gespreizten Beinen und beobachtete ihn. Dann öffnete er wieder seine Hose, zog sie aus, ich sah dass er wieder bereit war, sein Körper drängte sich zwischen meine Beine. Wieder langsam seine Bewegungen, der Rhythmus gleichmäßig, ich war erregt, er fühlte sich gut an, ich schloss die Augen. Ausdauernd seine Bewegungen, er änderte die Schnelligkeit, er rammte mir sein Glied mit einer Wucht in meinen Körper dass ich laut vor Lust aufstöhnte. Er hörte nicht auf, mit unglaublicher Kraft weiter tief in mich einzudringen. Ich spürte dass ich vor dem Höhepunkt stand, mein Schoss festgenagelt am Bett, mein Oberkörper bäumte sich auf, mein Hals nach hinten durchgestreckt, unausweichlich mein Orgasmus. Langsam löste sich die Spannung, mein Oberkörper war wieder eine gerade Linie, ich spürte seine Hand unter meinem Rücken auf der nackten Haut unter meinem Shirt.

Erst jetzt bemerkte ich seine Bewegungslosigkeit, passiv in mir verharrend, er gab mir Zeit mich zu beruhigen, ich öffnete die Augen, sah sein Gesicht nah vor mir, in seinen fast schwarzen Augen das Erstaunen, vermischt mit Geilheit. Dann fing er wieder an, Stoß um Stoß brachte er mich zum zweiten Höhepunkt, mein Oberkörper wie eine Brücke aufgerichtet, stöhnend spürte ich die Welle die durch meinen Körper ging, Sekunden später sein Stöhnen, dann fiel er auf mich, schwer lag sein Körper auf meinen Brüsten nur durch sein feuchtes Hemd und mein Shirt getrennt, durchdringend die Wärme unserer Körper, sein Kopf neben meinen, schwer keuchend. Sein Atem wurde ruhiger, er löste sich von mir und setzte sich auf.

Lange sah er mich ernst an, ich wusste nicht was er dachte, dann seine tiefe Stimme.

„Du kannst gehen, wenn du willst!“

Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu, „oder bleiben!“

Er stand auf und ging ins Bad. Er ließ mir die Wahl!

Unfähig eine Entscheidung zu treffen, zögerte ich, dachte plötzlich an Harald. Harald! Ich gehörte zu ihm! Die Worte von Harald fielen mir ein. Schlaf mit ihm, einmal oder zweimal, dann gehst du einfach!

Eilig zog ich mich an, stopfte das Geld in meine Handtasche und stieg über seine Kleidung die am Boden lag. Ich hörte das Rauschen des Wassers, leise fiel die Tür hinter mir zu.

Vor dem Hotel war ein Taxistand, ich ließ mich nach Hause fahren.

In der Wohnung duschte ich und fiel erschöpft ins Bett. Ich schlief sofort ein.

Nach dem Erwachen zählte ich das Geld und war völlig überrascht. Mehr als ich in einem Monat als Masseurin verdiente lagen auf dem Tisch, bezahlt für eine kurze Nacht. Der Mann war krank, dachte ich verächtlich, krank im Kopf um dafür soviel zu bezahlen. Aber ich konnte mein Auto endlich reparieren lassen, ich hatte diese Nacht überstanden und sie würde sich nicht mehr wiederholen. Lächelnd berührte ich das Geld. Es war so einfach gewesen!

Harald rief mich an und wollte alles wissen, seine Vorlieben, seine Ausdauer, ob er mich befriedigen konnte, aber ich erzählte ihm nichts, das geht dich nichts an, sagte ich abwehrend. Für mich war diese Nacht abgeschlossen, ich wollte nicht mehr daran denken. Aber Harald gab nicht auf, als ich nächsten Tag bei ihm eintraf um mit ihm zu schlafen, fragte er wieder.

„Hat es dir Spaß gemacht mit Roman?“

„Lass mich in Ruhe, diese Nacht ist Geschichte.“

„Du hast die ganze Nacht mit ihm verbracht?“

Ich antwortete nicht und fing an Harald zu küssen, ich war erregt und wollte ihn, aber er schob mich weg.

„Ist er besser im Bett als ich?“

„Hör auf damit, ich will nicht darüber sprechen.“

„Silvia, ich muss es wissen, wie war er?“

Harald sah mich eigenartig an, es war eine Mischung aus Zorn und Verzweiflung die sich in seinem Gesicht spiegelte, ich seufzte.

„Er ist anders als du, völlig anders, du bist devot und er ist äußerst dominant, ich kann euch nicht vergleichen!“

„Aber du hast es genossen, sonst wärst du nicht die ganze Nacht bei ihm geblieben.“

„Ich werde dir nichts erzählen, hör auf mich zu fragen.“

Harald wandte sich von mir ab und ging ins Schlafzimmer. Ich folgte ihm und wollte ihn küssen, wieder stieß er mich weg. Ich wurde wütend über sein Verhalten, er war die treibende Kraft dass ich mit Roman geschlafen hatte.

Ich nahm meine Handtasche und ging in den Flur.

Harald machte keine Anstalten mir zu folgen, aufgewühlt warf ich die Wohnungstür hinter mir zu.

Zuhause weinte ich, ich mochte Harald, diese Nacht mit Roman hatte einen Bruch in unserer Beziehung hinterlassen, ich wusste nicht was bei mir immer schief lief, anscheinend machte ich alles falsch was mit Männern zu tun hatte.

Einige Tage später rief mich Harald an, er klang versöhnlich und lud mich ein mit ihm über das Wochenende nach Venedig zu fahren. Ich war erleichtert dass er sich meldete und ich stimmte sofort zu. Er fehlte mir zunehmend und ich sehnte mich nach seinen Berührungen.

Venedig war schön, wir gingen nach dem Abendessen Hand in Hand spazieren, keiner von uns sprach über Roman.

In der Nacht liebten wir uns leidenschaftlich, ich band Harald an einer schweren Stehlampe im Hotelzimmer fest und er musste mich im Stehen nehmen. Immer wieder unterbrach ich das Spiel, wenn er kurz vor dem Höhepunkt stand. Ich setzte mich auf das Bett und sah ihn herausfordernd an, wie er so vor mir stand mit seiner prachtvollen Erektion, an die Lampe gefesselt. Erst als er mich darum bat mich lieben zu dürfen, machte ich ihn los. Je erregter er war umso besser konnte er mich befriedigen.

Nächsten Tag fuhren wir mit der Gondel, ich fühlte mich mit ihm verbunden, fast wie ein Liebespaar, es waren Momente in denen ich sogar glücklich war.

Aber immer wenn Harald mir Geschenke machte, so wie diese Urlaubseinladung, wusste ich, dass ich mit meinem Körper dafür bezahlen musste. Nicht mit normaler, lustvoller Sexualität, nein, er hatte hohe Ansprüche an mich, die ich ihm erfüllen sollte. Ich musste immer abwägen ob ich seine Einladungen ablehnte oder ob ich die ganze Nacht seinen ausgefallenen Bedürfnissen nachkommen wollte.

In Venedig kaufte er diese venezianische Maske, ich musste sie probieren ob sie mir passte.

Zuhause musste ich diese verdammte venezianische Maske tragen. Sie war weiß und um die Augen waren schwarze Ornamente, ich hasste diese Maske. Sie war aus feinem Porzellan, je länger ich sie trug umso schwerer wurde sie. Es war unerträglich heiß unter der Maske aber ich ertrug sie, er konnte mich nachher leidenschaftlich lieben und das war es wert sie zu tragen. Ich hatte Verlangen nach Haralds Körper, aber das Vorspiel war so abartig, das ich mich überwinden musste seine Anforderungen gerecht zu werden.

Und in solchen Momente dachte ich oft, warum ich das tat, warum suchte ich mir nicht einen lieben, normalen Mann mit dem ich normalen Sex haben konnte, aber ich zog immer diese selbstbewussten und perversen Männer an, ich wusste nicht warum, aber normale Männer flirteten nie mit mir. Eigentlich hatte ich keine Ahnung wie ein normaler Mann war, ich kannte nur diese Narzissten, die am meisten in sich selbst verliebt waren und doch zog es mich immer wieder zu ihnen hin. Vielleicht wollte ich diese gewisse Distanz zu den Männern, vielleicht hatte ich Angst vor einer normalen Beziehung in der ich mich öffnen musste, und ich war nicht bereit jemanden zu vertrauen und ich hatte Angst vor Verletzungen.

Mein Chef dieser dreckige, kleine, fette Mann bedrängte mich immer öfter. Und an diesen Abend, der letzte Kunde war gegangen und ich machte gerade die Abrechnung, drängte er mich grob nach hinten und griff auf meine Brust, ich wehrte verzweifelt seine grapschenden Hände ab.

„Komm, zeig es mir, du willst es doch auch!“ flüsterte er heiser und öffnete seine Hose.

Mit letzter Kraft stieß ich ihn weg und rannte zur rettenden Tür. Hastig griff ich nach meiner Handtasche und flüchtete zu meinem Auto.

Zu Hause setzte ich mich weinend auf die Couch und vergrub mein Gesicht in meine Hände. Nein, ich würde nie wieder dieses Geschäft betreten, ich hatte panische Angst vor ihm. Ich wagte nicht ihn wegen sexueller Belästigung anzuzeigen, ich konnte mir keinen Anwalt leisten. Ich weinte wegen meiner Hilflosigkeit und über mein erbärmliches Leben. Die nächsten zwei Wochen erschien ich nicht zur Arbeit und dann bekam ich die fristlose Kündigung. Er hatte mich einfach entlassen, dieser verdammte Kerl.

Trotzdem war ich erleichtert dass es endgültig zu Ende war, ich war befreit von diesem Mann.

Nach vier Wochen hatte ich wieder einen Job in einem Kosmetik- und Massagesalon. Ich hatte mich seit dem Vorfall nicht mit Harald getroffen, sagte ihm dass ich zu beschäftigt sei und jetzt hatte ich wieder Lust ihn zu sehen.

Er lächelte als ich vor seiner Wohnung stand und zog mich an sich.

„Silvia, du hast mir gefehlt, warum hattest du keine Zeit für mich?“

„Ich habe den Job gewechselt, jetzt bin ich ja wieder da!“ antwortete ich.

Von dem Vorfall mit meinen ehemaligen Chef sagte ich kein Wort. Ich wollte nicht, dass Harald davon wusste, er war bei der Kripo und möglicherweise hätte er mich zu einer Anzeige gedrängt, aber ich hatte nicht den Mut den Mann vor Gericht zu bringen.

Ich musste selber damit fertig werden und wollte keine Erklärungen abgeben, mein Leben war schon so anstrengend genug.

„Ich hole dir ein Getränk!“ sagte Harald und ging in die Küche.

Ich stand immer noch im Vorzimmer und bückte mich um mir die Schuhe auszuziehen. Da sah ich seine Pistole liegen! Direkt vor meinen Augen auf dem Kästchen lag sie und ich schüttelte den Kopf über seine Unachtsamkeit. Ich erhob mich und ging immer noch in Gedanken versunken ins Wohnzimmer.

Vermutlich war sie sogar geladen, wie unvorsichtig von ihm die Waffe so offen liegen zu lassen.

Seufzend setzte ich mich in den Couchsessel und lehnte mich zurück.

„Hallo Silvia!“ Diese tiefe Stimme!

Ich richtete mich hastig auf und drehte mich um.

Schräg hinter mir auf der Couch saß Roman und blickte mich ernst an. Ich hatte ihn nicht gesehen, ich war so irritiert über die Waffe dass ich ihn nicht bemerkte. Ich schluckte, wie lange war das her als wir diese Nacht in dem Hotel verbrachten, zwei Monate oder drei oder länger? Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, diese Nacht war aus meinem Gedächtnis gestrichen. Roman zündete sich eine Zigarette an und starrte mich unentwegt an, wieder mit dieser mir bekannten, gelassenen Ruhe, ich schwieg. Und plötzlich erregte mich dieser Mann, dieser ruhige, ernste Mann, er war so anders als Harald, so erwachsen. Die Lust, die mich zu Harald kommen ließ, gehörte jetzt Roman!

Harald stand vor mir und reicht mir das Getränk. Er betrachtete mich merkwürdig als ich zu ihm aufsah und mich bedankte. Roman erhob sich.

„Ich will euch nicht länger stören, es hat mich gefreut sie wieder zu sehen“, sagte er zu mir und reichte mir die Hand. Zögernd griff ich danach, nickte ihm zu und schwieg immer noch.

Es war eigenartig, er siezte mich wenn er mit mir sprach, aber im Hotel als wir Sex hatten wurde ich von ihm geduzt. Dann wandte er sich zu Harald.

„Ich melde mich telefonisch!“

Die Tür schloss sich hinter ihm.

Ich saß immer noch aufrecht im Sessel als Harald sich vor mich stellte und auf mich herabsah.

„Wag es nicht dich mit Roman zu treffen, hörst du, ich verbiete es dir!“ Wütend sah ich zu ihm auf.

„Was, du verbietest es mir? Du wagst es mir Vorschriften zu machen? Ich hätte mich nicht mit ihm getroffen, was bildest du dir ein?“

„Du würdest dich sofort mit ihm verabreden, ich habe es in deinen Augen gesehen, dein Blick, dieses Verlangen nach ihm, ich kenne dich Silvia, immer wenn du mich so ansiehst hast du Lust mit mir zu schlafen! Ich erlaube dir nicht ihn zu treffen, du würdest es bereuen, er ist gefährlich!“

Ich reagierte wütend über seine Unverschämtheit.

„Du hast wolltest doch dass ich mich mit ihm einlasse, du hast es arrangiert, weißt du das nicht mehr?“ schrie ich und Harald sah mich zornig an.

„Aber ich habe es mir anders vorgestellt, du solltest mir alles über ihn erzählen, von seinen Vorlieben, alles, warum hast du es nicht getan obwohl ich es von dir verlangt habe?“ Abrupt stand ich auf.

„Du hast nichts zu verlangen, du bist nicht befugt mir vorzuschreiben mit wem ich meine Zeit verbringe!“

Wütend schnappte ich meine Handtasche und wollte zur Tür aber Harald packte mich so fest am Arm dass es schmerzte, ich wollte mich losreißen, aber er hielt mich fest und ich konnte mich gegen seine Kraft nicht wehren. Er packte mich beim anderen Arm und zwang mich zu Boden und seine Drohung machte mir plötzlich Angst.

„Du gehörst mir, nur mir, verstehst du, ich will nicht, dass du einen anderen begehrst!“

Ich sah ihn überrascht an, noch nie hatte ich ihn so aggressiv erlebt und ängstlich dachte ich an seine Pistole im Flur.

„Du bist eifersüchtig!“, entfuhr es mir, wir knieten beide am Boden im Wohnzimmer und er hielt mich immer noch fest umklammert.

„Ich will dich nicht bevormunden, ich liebe dich.

Versprich mir dass du ihn nicht sehen wirst!“

Ich nickte wieder, mit der Pistole im Rücken die hinter mir auf den Kästchen lag hätte ich ihm alles versprochen.

Verwirrt fuhr ich nach Hause, ich wollte Harald nicht mehr sehen, er hatte mir Angst gemacht und fieberhaft überlegt ich wie ich unsere Beziehung lösen könnte. Eigentlich war es keine Beziehung, es war eher ein Verhältnis. Ich hatte Harald gemocht, er war mein Freund, mein Kumpel, ein guter Liebhaber mit einem perversen Vorspiel das mich abschreckte und davon abhielt mich in ihn zu verlieben. Mehr nicht!

Zwei Tage später rief mich Roman an meiner Arbeitsstelle an, ich hatte keine Ahnung woher er wusste wo ich arbeitete.

„Ich habe zwei Opernkarten für Samstag und würde sie gerne einladen mich zu begleiten!“

Wieder siezte er mich. Ich schwieg und dachte an Harald, er warnte mich vor Roman, doch ich nahm seine Einladung an.

„Ja, gerne würde ich in die Oper gehen.“

„Ich werde sie abholen, wo wohnen sie?“

Nein, treffen wir uns vor der Oper.“

„Nehmen sie ein Taxi, Samstag um neunzehn Uhr.“

„Ja, bis Samstag“, flüsterte ich.

Harald durfte nie erfahren dass ich mich mit Roman traf!

Ich war noch nie in der Oper und zu diesem Anlass kaufte ich mir ein rotes, hochgeschlossenes, enganliegendes Kleid und eine dazu passende rote Stola. Die Ausgaben belasteten mein Konto, das Geld reichte gerade noch für die Taxifahrt zum Opernhaus. Als der Wagen vor der Oper hielt, sah ich Roman bei einer Säule stehen, lässig daran gelehnt mit einer Zigarette in der Hand. Er blickte in meine Richtung und als er mich erkannte kam er zum Wagen. Ich saß hinten und galant öffnete er mir die Tür und als ich ausstieg, sah er mich anerkennend an. Er bot mir seinen Arm an und diese Nähe zu ihm irritierte mich. Ich konnte kaum die Treppen steigen weil das Kleid so eng war.

Er hatte Logenplätze reserviert nur für uns beide, eine Loge für uns allein. Die nächste besetzte Loge war mindestens zehn Meter von uns entfernt. Ich war beindruckt von seiner Großzügigkeit.

Als die Oper begann, drückte er mir ein Opernglas in die Hand und ich sah damit begeistert auf die Bühne.

Ich hörte der Musik zu, aber ich bemerkte auch dass er kaum auf die Bühne sah, er fixierte mich ständig mit seinen Augen. In der Pause erzählte er mir alles über die Handlung der Oper, ich hörte interessiert zu, er war ein so reifer Mann, so aufmerksam und sein Allgemeinwissen imponierte mir und doch dachte ich darüber nach was der Preis für diesen Opernbesuch war, ich war sicher er stellte Bedingungen für seine Großzügigkeit. Um besser zu sehen, saß ich aufrecht im Sessel und war ganz nach vorne an die Kante des Sessels gerutscht meine Beine hatte ich überkreuzt.

Die Musik war laut und wunderschön, die Darsteller fantastisch und als ich seine Hand auf meinem Knie spürte bewegte ich mich nicht. Drängend fuhr er mit der Hand zwischen meine Beine, bis ich gezwungen war die Überkreuzung zu lösen und meine Beine nebeneinander stellte. Langsam glitt seine Hand zwischen meinen Schenkeln hinauf und gleichzeitig schob er mein Kleid nach oben, soweit nach oben dass mein rotes Höschen zu sehen war. Er ließ seine Hand auf meinem Oberschenkel liegen und dort verharrte er lange. Ich war erregt, die Musik war betörend schön und niemand sah, dass dieser Mann sein Hand unter meinem Kleid hatte und ich fühlte ein Verlangen nach Roman.

Harald existierte nicht mehr.

Er glitt mit seiner Hand unter mein Höschen und streichelte mich. Ich sah ihn an und dann beugte er sich vor und flüsterte mir ins Ohr.

„Ich will, dass du auf die Bühne siehst, beachte mich nicht!“

Ich war so erregt dass ich spürte wie mein Höschen feucht wurde. Als er mit seinen Finger in mich eindrang, biss ich mir auf die Lippen um nicht aufzustöhnen. Ich atmete schwer und wagte nicht ihn anzusehen. Ich starrte auf die Bühne, konnte mich kaum noch auf die Musik konzentrieren, er stieß seinen Finger in meine Scheide, minutenlang, in einer Loge der Oper, mitten unter den vielen, fremden Leuten. Keiner ahnte dass ich in dieser Minute von diesem Mann befriedigt wurde. Ich schmeckte das Blut auf meinen Lippen und dann spürte ich dass ich kurz vor dem Höhepunkt stand.

Ich presste meine Hand auf meinen Mund um nicht laut aufzustöhnen und fiel keuchend zurück in meinen Sessel. Ich sah ihn an und in seinem Blick lag ein wildes Verlangen nach mir. Er beugte sich vor und flüsterte mir ins Ohr.

„Braves Mädchen!“

Ich wusste in der Oper hatte nur das Vorspiel sattgefunden und wir beide wussten, dass ich mit ihm die Nacht verbringen würde. Der Mann war völlig verrückt oder extrem pervers, oder beides. Ich würde mit ihm gehen, ich war auch verrückt, oder ...

Die Oper war zu Ende, ich stand auf und applaudierte, Roman blieb sitzen, er hatte immer noch seine Hand unter meinem Kleid. Wie selbstverständlich fuhren wir nach der Oper mit dem Taxi in seine Wohnung, während der Fahrt, sprach er kein einziges Wort mit mir. Bereits im Vorzimmer lockerte er seine Krawatte und drängte mich hastig ins Wohnzimmer. Er zog sein Sakko aus, ich stand dort und wartete auf seine Anweisungen, ich musste ihm seine Wünsche, was immer es auch sein mochte erfüllen, dessen war ich mir sicher.

„Zieh dein Höschen aus“, verlangte er von mir und im Augenwinkel sah ich dass er sich seine Hose öffnete.

Als ich mir den Reißverschluss meines Kleides öffnen wollte, schüttelte er den Kopf.

„Lass es an“, flüsterte er mir zu.

Ich stand vor ihm mit meinen roten Kleid, den halterlosen Strümpfen und den roten Schuhen.

Er saß auf der Couch und befahl.

„Setz dich auf mich!“

Ich musste das enge Kleid bis über meine Hüften hochschieben und dann ließ ich seinen Penis in mich gleiten. Seine Hände griffen nach meinen Hüften und hielten mich mit eisernem Griff fest. Ich konnte mich nicht bewegen, ich saß auf ihn, seinen Penis tief in mir. Er bog meine Arme hinter meinen Rücken, fasste mich mit einer Hand um meine Handgelenke und ließ mich nicht mehr los. Dann lehnte er sich auf der Couch entspannt zurück und wies mich an mich nicht zu rühren. Regungslos saß ich auf ihn und es tat weh wie er die Finger seiner anderen Hand in meine Hüfte krallte. Langsam hob er mein Becken hoch und bewegte es auf und ab und immer wenn ich stöhnte, unterbrach er die Bewegungen. Er rammte mir mit wuchtigen Stößen sein Glied in den Leib. Meine Arme waren immer noch am Rücken durch seine Hand fixiert und ich konnte mich nicht abstützen. Es strengte mich an, in dieser erzwungenen Position zu verharren, aber sein Blick war so beherrschend das ich es ertrug. Ich senkte den Blick und er flüsterte.

„Sieh mich an!“

Ich musste mich völlig unterwerfen, ich sah es in seinen kompromisslosen Augen, er duldete keinen Widerstand ich sah sein Verlangen nach mir und das erregte mich. Der Rhythmus seiner Bewegungen wurde immer schneller. Ich keuchte und fast gleichzeitig erreichten wir den Höhepunkt und endlich lockerte er seinen Griff und ich sank erschöpft auf ihn. Er schob mich weg, stand auf, zog sich die Hose an und ging hinaus, ich keuchte immer noch vor Anstrengung. Er kam mit einen Glas Wasser zurück, das er mir reichte und ich trank gierig. Dann befahl er mir aufzustehen. Er stellte sich hinter mich und öffnete mir am Rücken den Reißverschluss meines Kleides.

„Trägst du keinen BH?“

„Nein.“

„Warum nicht?“

„Ich mag es nicht, es engt mich ein.“

Überrascht drehte er mich um und streifte mir das Kleid von den Schultern bis zur Hüfte. Ich stand vor ihm und er starrte auf meine Brüste.

„Sie sind schön, weißt du dass? Sie sind wunderschön.“

Ich schwieg und sah zu Boden als er seine Hände auf meine Brüste legte und anfing sie zu streicheln, zuerst sanft, dann immer fester, er tat weh, aber ich erduldete es, plötzlich ließ er von mir ab.

„Ich will dass du die Nacht bei mir bleibst, du kannst jetzt duschen und dann geh ins Bett!“

„Ich möchte lieber zu Hause schlafen.“

„Ich wünsche, dass du bei mir schläfst!

Er sprach bestimmend und dann plötzlich zärtlich.

„Würdest du das für mich tun?“

Ich nickte unsicher. Ich ging in den Flur und zog mir die Schuhe aus, dann sah ich mich um. Der Flur war lang, sehr lang und es waren mindestens acht Türen zu irgendwelchen Zimmern. Die Wohnung war sehr groß, meine ganze Wohnung würde in dieses Wohnzimmer passen. Unschlüssig blieb ich stehen, ich hatte keine Ahnung wo das Bad war.

„Was suchst du?“

Roman stand hinter mir und sah mich fragend an, ich hatte sein Kommen nicht bemerkt.

„Das Badezimmer.“

Roman deutet zu einer Tür. Das Bad war ebenfalls groß und hatte weiße Fliesen, ein weißes Waschbecken, eine große Badewanne, die Handtücher, die Spiegel, alles war weiß. Die Dusche war riesig und völlig aus Glas und sie hatte mehrere Düsen aus denen das Wasser kam.

Ich zog mein Kleid und die Strümpfe aus, mein Höschen musste noch im Wohnzimmer liegen. Ich hasste es, dass ich geblieben war, ich hatte kein frisches Höschen mit und keine Zahnbürste. Ich schlief fast nie bei Männern, ich verbrachte die Nacht bei ihnen zum Sex und dann ging ich einfach. Aber bei ihm schlafen und dann neben ihm aufwachen, das wollte ich nicht, es war mir zu intim.

Ich steckte meine Haare hoch und stieg seufzend in die Dusche. Das warme Wasser lief mir über Gesicht und Körper, es war angenehm, ich wünschte ich wäre jetzt zu Hause und könnte mich in mein Bett legen und nur schlafen. Ich war sicher, er würde morgen früh noch einen Wunsch haben den ich ihn erfüllen sollte. Ich hatte teuer für die Opernkarten bezahlt!

Ich trocknete mich ab und gab Zahnpaste auf meinen Finger um mir die Zähne zu putzen.

Dann nahm ich mein Kleid und die Strümpfe und sah auf die Uhr. Es war drei Uhr früh.

Ich ging in den Flur und wusste nicht wo das Schlafzimmer war, aus dem Wohnzimmer kamen Stimmen. Die Tür war halb offen und ich sah Roman auf der Couch sitzen, der Fernseher lief.

Ich klopfte und er drehte sich zu mir. Völlig nackt stand ich vor ihm und erst jetzt wurde mir bewusst dass er mich noch nie ganz nackt gesehen hatte. Er sah mich so neugierig an, dass ich mich schämte und hastig mein Kleid vor mich hielt.

„Ich suche mein Höschen, es muss noch irgendwo im Wohnzimmer liegen.“

Ich betrat das Zimmer und suchte danach, seine Augen folgten jeder meiner Bewegungen, seine Blicke waren mir unangenehm. Ich fand es schnell, es war rot und auch in diesem Zimmer war alles weiß! Der Teppich, die Couch, die Sessel, die Möbel, alles war weiß, nur der Tisch war aus Glas. Ich spürte dass mein Höschen immer noch feucht war.

Unschlüssig blieb ich stehen und sah auf den Boden.

Er sah mich noch immer an und sagte kein Wort, ich sprach leise.

„Ich weiß nicht wo ich schlafen soll.“

Er stand auf und führte mich zu einer der vielen Türen im Flur. Das Schlafzimmer war noch größer als das Wohnzimmer und es war auch weiß, alles war weiß, sogar der weiche, dicke Teppichboden. Mitten im Raum stand ein rundes, weißes Lederbett mit Kopfstützen, ein Ledersessel und ein großer Fernseher. Dann bemerkte ich die großen Spiegel.

An zwei gegenüberliegenden Wänden Spiegeln bis an die Decke. Darum sah das Zimmer so groß aus, es war eine optische Täuschung. Nur die Bettwäsche war dunkelgrau.

Ich legte meine Kleider auf einen Sessel und legte mich ins Bett. Er stand immer noch im Türrahmen und blickte mich an. Lange stand er dort und sah mich intensiv an. Ich schloss die Augen, ich konnte seinen Blick nicht mehr ertragen. Ich bemerkte dass er das Licht abdrehte und die Tür hinter sich schloss.

Ich war alleine.

Als ich aufwachte war ich alleine, ich wusste nicht ob er in der Nacht neben mir lag, ich schlief so tief. Das Bett sah nicht benützt aus. Dann sah ich den Bademantel auf dem Bett liegen, er musste irgendwann im Zimmer gewesen sein. Plötzlich bemerkte ich ihn, er stand in der Tür mit einer Kaffeetasse in der Hand und trug einen Bademantel.

„Möchtest du Frühstück?“

„Nur Kaffee bitte. Kann ich vorher ins Bad?“ Er nickte.

„Willst du Milch und Zucker?“

„Nur Milch bitte, ist der Bademantel für mich?“

Er nickte wieder.

Ich zog den Mantel an und ging zur Tür und er wich keinen Schritt zur Seite. Ich musste mich bei ihm vorbeidrängen, berührte ihn dabei. Ich hasste diese Frühstückszeremonie, ich wollte nicht mit einem fast Fremden meinen Kaffee trinken, ich wollte am Morgen meine Ruhe haben.

Als ich im Bad fertig war ging ich wieder ins Schlafzimmer und setzte mich auf das Bett. Er kam mit einer Tasse und reichte sie mir. Ich zog die Beine an mich und nippte am heißen Kaffee. Roman setzte sich in den Sessel und sah mich interessiert an.

„Silvia, weißt du eigentlich wie du aussiehst?“

„Wie meinst du das?“

„Sieh dich im Spiegel an und sag mir wie du aussiehst!“

„Das siehst du doch!“

„Sag es mir!“

Ich seufzte:

„Ich glaube dass ich hübsch bin.“

„Du glaubst es? Du weißt es nicht?“

„Nein.“

„Hat dir niemand gesagt dass du schön bist?“

„Nein.“

„Nein?“

Ich schüttelte den Kopf.

„Beschreibe dich!“

„Ich habe sehr lange, schwarze Haare und dunkelgrüne Augen.“

„Was siehst du noch?“

„Meine Nase und mein Mund sind klein, meine Backenknochen treten etwas hervor.“

„Was siehst du noch?“

„Ich weiß nicht!“

„Sieh dich an, was fällt dir noch auf!“

„Ich bin nicht geschminkt!“

Er sah mich so überrascht an, dass ich glaubte es war die falsche Antwort.

„Wie alt bist du?“

„Einundzwanzig.“

Er sah mich wieder erstaunt an.

„Weißt du dass du aussiehst wie fünfzehn?“

Ich schwieg.

„Silvia, du hast das Gesicht eines unschuldigen Kindes, weißt du das?“

„Nein.“

„Was siehst du noch!“

„Ich weiß nicht.“

„Zieh dich aus!“

Ich zögerte.

„Zieh dich aus!“ Er sprang aus seinen Sessel auf und riss mir den Bademantel hinunter.

„Sieh dich an! Ich will das du mir genau sagst was du siehst.“

„Ich sehe mich!“

„Ja, natürlich, beschreibe dich!“, er klang verärgert.

„Ich bin nackt! Ich habe schmale Schultern und eine schmale Taille. Meine Hüften sind schmal aber viel breiter als meine Taille. Und sie sind voller blauer Flecken!“

Er sah mich überrascht an. Er hatte mich gestern so fest gehalten dass meine Hüften blau unterlaufen waren.

„Was noch?“

„Ich weiß es nicht!“, sagte ich verzweifelt und seine Fragen fingen an mich zu nerven.

„Sieh hin!“

„Ich habe keine langen Beine weil ich klein bin.“

„Was noch, verdammt sag es mir, sieh dich an!“

Ich wusste nicht was er meinte und was er von mir hören wollte.

„Ich habe Kurven.“

„Beschreib mir deine Brust!“

„Aber du siehst sie doch!“

„Ich will es von dir wissen!“

Ich seufzte wieder.

„Sie sind rund, voll und nicht zu groß!“

„Gefallen sie dir? Findest du sie schön?“ fragte er heiser.

„Ja, ich glaube schon.“

„Du glaubst es? Hat dir noch nie jemand gesagt dass sie schön sind?“

„Nein!“ sagte ich gereizt, „nein, noch nie! Doch, du sagtest gestern das sie schön sind.“

Er sah mich an und sagte ganz langsam.

„Geh nach vor zum Spiegel!“

„Warum?“

„Geh einfach, tu was ich dir sage!“

Ich sah mich in den Spiegel und ging fünf Meter auf den Spiegel zu. Ich erstarrte! Meine Hüften wogen sich, meine Kurven wurden durch die Bewegung größer, meine Brüste wippten ganz leicht, der ganze Körper sah anmutig und weiblich aus. Ich erschrak.

Ich sah sexy aus! Ich hatte das Gesicht eines Kindes und den Körper einer sehr weiblichen Frau. Ich setzte mich auf das Bett und blickte nach unten.

„Was denkst du?“ er klang ärgerlich.

„Es ist mir peinlich!“

„Peinlich? Warum?“

„Ich will nicht dass ich so aussehe!“

„Deine Sinnlichkeit! Du wusstest nicht dass du sinnlich bist? Das du eine so unglaublich erotische Ausstrahlung hast? Dass du die Männer verrückt machst? Dass jeder der dich sieht ein Verlangen nach dir hat? Ein gieriges Verlangen nach deinen Körper und diesem unschuldigen Gesicht? Jeder Mann würde dich sofort ins Bett zerren! Jeder Mann begehrt dich! Hast du das nicht gewusst?“

„Nein“, ich schüttelte heftig den Kopf.

„Die Männer wollen immer Sex, es hat nichts mit meinem Aussehen zu tun!“

„Oh, doch, es ist deine unglaubliche Sinnlichkeit und das unschuldiges Gesicht einer Kindfrau!“

„Ich will das nicht, es macht mir Angst, ich mag nicht wenn man mich so ansieht, sie starren mir auf die Brüste, das ist mir unangenehm!“ ich redete wie ein kleines, trotziges Kind.

Plötzlich fing ich zu weinen an. Roman sah mich fassungslos an und dann nahm er mich in die Arme.

Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und er hielt mich lange an sich gepresst.

„Du hast es wirklich nicht gewusst wie du auf Männer wirkst!“ Ich schluchzte immer noch.

Roman zog mir den Bademantel an und langsam beruhigte ich mich, er setzte sich wieder auf den Sessel und sah mich sehr merkwürdig an.

„Diese Nacht im Hotel warum bist du zu mir gekommen?“

„Du wolltest mit mir schlafen.“

„Ich meine, warum hast du das gemacht?“

„Du hast mich dafür bezahlt!“

„Du hast es nur wegen dem Geld gemacht?“

„Ja.“

„Warum?“

„Ich brauchte das Geld!“

„Für was?“

„Mein Auto war kaputt.“

„Du bist nicht wegen mir gekommen?“

„Warum sollte ich?“

„Du hättest auch mit einem anderen Mann geschlafen, wenn er dich bezahlt hätte?“

„Ja!“

„Du bist eine Hure, weißt du das?“

Ich sah ihn wütend an und meine Augen verengten sich.

„Eine Hure? Eine Hure mit einem einzigen Kunden?

Ein Kunde der mich nicht geküsst hat, der mich nicht über der Gürtellinie berührt hat?“

Ich stand auf und langsam ging ich auf ihn zu. Ich blieb genau vor ihm stehen und stützte meine Hände auf der Lehne seines Sessels ab und dann beugte ich mich ganz nah zu ihm und flüsterte.

„Ist nicht jede Frau eine Hure wenn sie sich zum Essen einladen lässt? Ist nicht jede Frau eine Hure wenn sie sich Schmuck schenken lässt? Ist nicht jede Ehefrau eine Hure wenn sie sich von ihren Mann aushalten lässt?“

Er sah mich verblüfft an und dann lachte er laut auf, zum ersten Mal sah ich seine weißen schönen Zähne blitzen.

„Du bist bemerkenswert, weißt du das? Ich liebe nicht nur deinen Körper sondern auch deinen Verstand.“

Ich richtete mich auf und sah ihn erstaunt an, dann kicherte ich plötzlich.

„Du warst so nervös, wie ich dich kennen gelernt habe, damals als mich Harald dir vorstellte.“

Roman sah mich überrascht an.

„Ich bin nie nervös!“

„Doch“, ich beharrte darauf, „du hast immer an deinen Ring gedreht.“

Roman schüttelte den Kopf, dann lachte er wieder.

„Ja, stimmt, da war ich auf Entzug!“

„Auf Entzug?“

„Ja, ich war dabei mir das Rauchen abzugewöhnen.“

Roman schien nachzudenken, fuhr fort.

„Weißt du warum ich mich mit dir in diesem Hotel getroffen habe?“

„Ja!“ sagte ich leise.

„Nein, du weißt es nicht! Als ich dich das erste Mal sah, war mein Verlangen nach dir so groß dass ich Harald bat, ein Treffen zu arrangieren. Ich hoffte es ist nur dein Aussehen das dich so sinnlich macht, ich hoffte du bist gehemmt in deiner Sexualität und unerfahren in deiner Jugend. Mein Verlangen nach dir wäre erloschen, verstehst du, ich wollte dich nicht mehr begehren! Wie du siehst ist es dir nicht gelungen! Du bist noch offener und vulgärer im Bett als es dein Aussehen verspricht als ich es mir je vorstellen konnte. Ich begehre dich immer mehr! Ich will dich! Ich will dich jede Woche!“

Ich schüttelte heftig den Kopf.

„Es geht nicht, Harald darf nie erfahren dass ich bei dir war, bitte erzähle es ihm nicht! Er hat mir verboten dich zu treffen, bitte sag es ihm nicht!“

Flehend sah ich ihn an.

„Er hat es verboten? Wann?“

„Damals als ich dich bei Harald wieder sah.“

„Würdest du mich wieder sehen wollen?“

„Ich weiß es nicht, Harald würde es nicht erlauben.“

„Ich habe das bereits mit Harald geregelt!“

Er klang wütend.

„Geregelt? Was hast du geregelt?“

Ich sah ihn erstaunt an.

„Er ist einverstanden dass ich mich mit dir treffe!“

sagte er.

„Er weiß, dass ich hier bin?“

„Ja.“

„Er hat es einfach so akzeptiert dass ich hier bin?“

„Roman nickte, ich schüttelte den Kopf.

„Ich glaube dir nicht!“

Er seufzte.

„Harald war mir noch einen Gefallen schuldig und ich habe diesen jetzt eingefordert, er hat jetzt seine Schuld bei mir eingelöst, wir hatten einen Deal. Und er weiß das ich dich will, jede Woche von Samstag neunzehn Uhr bis Sonntag neunzehn Uhr, vierundzwanzig Stunden lang, die übrigen Tage kannst du ja mit ihm verbringen!“

Ich war fassungslos und flüsterte.

„Ihr habt mich aufgeteilt? Wie eine Ware? Wie ein Spielzeug?“

Ich wurde wütend über diese Unverschämtheit und schrie ihn an.

„Ohne mich zu fragen? Wer glaubst du eigentlich wer du bist?“

„Du weißt es nicht?“

„Nein.“

„Willst du es wissen?“

„Nein!“

„Du weißt gar nichts von mir, oder?“

„Nein, es ist mir egal wer du bist, es interessiert mich nicht!“, sagte ich erbost, er antwortete leise.

„Du würdest es gut bei mir haben, ich könnte dir Wünsche erfüllen, jeden Wunsch, finanzielle Wünsche, verstehst du? Für vierundzwanzig Stunden in der Woche, könntest du dir das vorstellen?“

Ich sah auf meine Hände, spielte unsicher mit meinen Fingern und dachte nach was er von mir verlangen würde, zögerte mit der Antwort.

„Was muss ich dafür tun?“

„Du müsstest mir meine Wünsche erfüllen, sexuelle Wünsche.“

Ich schwieg, er bohrte nach.

„Würdest du das für mich tun?“

„Ich muss darüber nachdenken! Ich will jetzt nach Hause!“

Ich zog mich an und ging langsam zur Tür.

Roman begleitet mich in den Flur, ich sah ihm in die Augen und dann sagte ich.

„Gut, ich komme jeden Samstag um neunzehn Uhr zu dir und ich werde dich am Sonntag um neunzehn Uhr wieder verlassen. Die übrige Zeit will ich dich nicht sehen, du sollst mich auch nicht anrufen. Du wirst mich dafür bezahlen, nicht nur mit Geld, du wirst mich in diesen vierundzwanzig Stunden zum Essen einladen, du wirst mit mir Kulturveranstaltungen besuchen, du wirst mich finanziell verwöhnen zu den Preis den ich dir wert bin! Und ich hoffe dass ich dir viel wert bin! Dafür werde ich dir zur Verfügung stehen und dir alle sexuellen Wünsche erfüllen, wirklich alle! Aber sobald du anfängst mich zu langweilen oder sobald du mir einen Grund gibst warum ich diese Spiel nicht mehr mitspielen will, werde ich dich verlassen und du wirst mich gehen lassen! Vielleicht in drei Wochen, vielleicht in einem Jahr. Hast du das verstanden!“

Er nickte und dann lächelte er.

Zu Hause fand ich ein weißes Kuvert in meiner Handtasche, beschriftet mit seiner gestochen, schönen Handschrift, Geld lag in dem Kuvert, viel Geld und ein kleiner weißer Zettel:

Erfüll dir einen Wunsch! Roman.

Ich war fasziniert von diesem Mann und das machte mir Angst und ich zitterte als ich den Zettel nochmals las.

Als ich am nächsten Tag zu Harald kam stieß ich ihn weg als er mich in die Arme nehmen wollte.

„Warum hast du das zugelassen? Ihr habt mich aufgeteilt wie ein Spielzeug! Bin ich dir denn gar nichts wert? Warum schuldest du ihm einen Gefallen, ich will es wissen! Sofort!“

Ich wurde laut und Harald sah mich verlegen an.

„Ich stand in seiner Schuld, ich hatte keine Wahl, ich musste meine Schuld endlich begleichen und er hat dich dafür gewollt!“

„Ich will alles wissen, erzähl es mir, wenn du es nicht tust, werde ich Roman fragen, willst du das?“

Er senkte den Kopf und seufzte.

„Ich war jung, frisch von der Polizeischule, ich machte einen großen Fehler und er hat das für mich ausgebügelt. Er hat mir geholfen dass ich bei der Polizei bleiben konnte! “ „Was für ein Fehler?“

„Ich habe bei einer Streife einen Dieb in den Rücken geschossen, einfach so, er hat mich nicht einmal gesehen oder bedroht, er war fast noch ein Kind, sechzehn Jahre alt. Ich wäre vermutlich im Gefängnis gelandet und mein Leben wäre gelaufen gewesen. Er sagte zu mir, irgendwann würde er mich um einen Gefallen bitten und ich müsste dann meine Schuld begleichen und wenn ich das nicht mache, würde ich die Konsequenzen tragen müssen, Mord verjährt nie, sagte er. Ich hatte keine Wahl!“

„Er ist auch bei der Polizei?“

„Nein! Du weißt nicht was er macht? Du weißt gar nichts von ihm, oder?“

„Nein!“

„Er ist Richter! Er hat Macht, er hat Freunde, einflussreiche Freunde, der Mann ist gefährlich, er kann mich vernichten, wenn er will. Ich hatte keine Chance, ich musste ihm diesen Gefallen erweisen.