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"Du bist nur für eine Person hier und zwar für mich." Valentin Wagner führt ein geordnetes Leben als Buchkritiker – bis ein ungewöhnlicher Auftrag alles verändert. Der mysteriöse Millionär Adrian Seidel lädt ihn für ein zehntägiges Interview auf sein abgeschiedenes Anwesen ein. Was als berufliche Chance beginnt, entwickelt sich schnell zu einem gefährlichen Spiel um Macht, Verführung und Kontrollverlust – in dem Valentins hemmungslose Begegnungen mit Frauen Adrians Besitzanspruch entfachen und zu grausam-süßen Strafen führen. Gefangen in einer Welt aus Luxus und Intrigen, spürt Valentin, wie Adrian ihn immer mehr in seinen Bann zieht. Die Grenzen zwischen Distanz und Hingabe verschwimmen, und Valentin gerät in einen Strudel aus Verlangen und Dominanz. Doch wer behält wirklich die Kontrolle?
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Seitenzahl: 258
Veröffentlichungsjahr: 2025
Interview
Spiel um Macht
und Verführung
V.Valmont
Impressum: Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Veröffentlicht bei Infinity Gaze Studios AB
2. Auflage, August 2025, Alle Rechte vorbehalten
Copyright © 2025 Infinity Gaze Studios
Texte: © Copyright by V.Valmont
Lektorat, Korrektorat: Baeliah Blackwood
Cover & Buchsatz: V.Valmont @valmontbooks
Druck und Distribution im Auftrag des Verlages:
tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von Infinity Gaze Studios AB unzulässig und wird strafrechtlich verfolgt.
Infinity Gaze Studios AB, Södra Vägen 37, 829 60 Gnarp
Schweden, www.infinitygaze.com
Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung:
»Außerdem wirkt nicht jede Liebe blitzartig; manchmal lauert sie, wie eine Schlange unter Rosen, und erspäht die erste Herzenslücke, um hineinzuschlüpfen; manchmal ist es nur ein Wort, ein Blick, die Erzählung einer unscheinbaren Handlung, was wie ein lichtes Samenkorn in unser Herz fällt, eine ganze Winterzeit ruhig darin liegt, bis der Frühling kommt, und das kleine Samenkorn aufschießt zu einer flammenden Blume, deren Duft den Kopf betäubt.
«
Heinrich Heine: Reisebilder, 1826
E
s war einer dieser Tage, an denen Valentin den tiefen Drang verspürte, sich Flügel wachsen zu lassen und sich mit einem tiefen Gefühl von Freiheit in den Himmel emporsteigen zu lassen. Er hatte keine bestimmte Richtung im Sinn, er wollte lediglich das Gefühl haben, dass nichts auf ihn wartete und ihm alle Türen offenstanden. Keine Deadlines, kein Stress der ihn mehr übermannte oder missgelaunte Kollegen, die ihn grundlos im Vorbeigehen anschnauzten oder in ihre Telefone brüllten.
Manchmal wünschte er sich einfach, mit der Stadt zu verschmelzen, für ein paar Momente unsichtbar zu sein und sich unbeschwert wie eine Feder im Wind ins Ungewisse treiben zu lassen. Heute war definitiv so ein Tag. Düster, kalt, ein typischer Novembertag. Lethargisch blickte er auf seinen Computerbildschirm und ärgerte sich über die E-Mails, welche ihn erreichten.
Genervt massierte er seinen schmerzenden Nacken und spürte, wie der Schmerz langsam aber sicher zu seiner Stirn hochwanderte. Nervös und lustlos nippte er an seinem Kaffee, an welchem er sich die Zunge verbrannte und konnte sich kaum überwinden, mit der Arbeit zu beginnen. Heute war auch alles schief gegangen, was schiefgehen konnte. Es war bereits das zweite Hemd diesen Tag. Das erste hatte er in der morgendlichen Eile mit Kaffee übergossen und sein Mantel, welcher nun auf dem Kleiderständer in seinem Büro hing, tropfte den Boden voll. Ein vorbeifahrendes Auto und eine Pfütze waren der Übeltäter für diesen schändlichen Anblick.
Die E-Mails waren ebenfalls negativer Natur und so beantwortete er Fragen, welche er bereits gefühlt 100 Male beantwortet hatte und fragte sich, wozu er sich überhaupt die Mühe machte, wenn doch niemand wirklich zu lesen schien, was er von sich gab und man ihm in ein paar Stunden dieselben dämlichen Fragen stellte.
Mit verzogener Miene trank er den letzten, viel zu bitteren Schluck seines Kaffees und verfehlte gekonnt den Papierkorb, welchen er versucht hatte von weitem zu treffen. Kaffeespritzer beschmutzen den dunklen modernen Fliesenboden.
Na klar. Das macht den Tag perfekt.
Gewissenhaft putzte er sein Malheur auf und entsorgte den Kaffeebecher fachgerecht. Er blickte durch seine gläserne Bürotür hinaus in den Gang, in welchem in vergoldeten Edelstahllettern „Flinke Feder“ an der Wand erstrahlte. Der dazugehörige Eulenkopf starrte ihn vorwurfsvoll an und er beschloss, sich wieder seinem PC zu widmen. „Flinke Feder Magazin“ war ein kleines aber feines Magazin, welches Autoren, Verleger, Künstler und Buchbegeisterte als Kunden hatte. Neben den neuesten Buchempfehlungen, Interviews mit Autoren und jeder namhaften Persönlichkeit, die sie ergattern konnten, berichteten sie auch hier und da von Events, auf welchen sich all jene tummelten, deren größtes Hobby Bücher waren. Die Beiträge waren jugendlich, witzig und modern. Als kleines, eher unbekanntes Magazin arbeiteten alle Mitarbeiter hart, um sich einen Namen zu machen.
Bereits seit über einem Jahr schrieb Valentin Artikel, welche von Neuerscheinungen und seinen Eindrücken dazu handelten. Seine Rezensionen waren ehrlich, hart, aber niemals so formuliert, dass es den Autor in irgendeiner Weise schlecht dastehen ließ. Es war ihm wichtig, dass auch bei der härtesten Kritik, der Autor niemals das Gefühl hatte, er wollte ihn in irgendeiner Form niedermachen.
Gerne drückte er ein Auge zu und vergab seine Sterne meist zu großzügig – ein Grund, warum gerade neue Autoren sich darum rissen, von ihm bewertet zu werden. Seinem Schreibstil wohnte eine gewisse Wärme inne, die bei den Lesern von der ersten Sekunde an auf Sympathie stieß, weswegen seine Chefin ihm bereits nach dem zweiten Monat eine fixe Stelle anbot.
Dankbar für diese Chance nahm er an und verbrachte seine Tage seitdem damit, ein Buch nach dem anderen zu lesen. Es machte ihm meistens Freude, doch auch er hatte schlechte Tage. Heute ging gar nichts. Er fühlte sich leer und frustriert. Gähnend blickte er aus dem Fenster. Die Stadt war grau, es regnete und er fühlte sich inmitten der Hochhäuser, in seinem kleinen Eckbüro unbedeutend und verloren.
Autos, durchsetzt von hektisch arbeitendem Volk, dessen bunte Regenschirme sich durch das Getümmel drängten, glitten kaum hörbar über den nassen Asphalt und ließen alles noch bedeutungsloser erscheinen. Mit melancholischer Stimmung wandte er sich wieder seinem Schreibtisch zu und öffnete eine E-Mail seiner Chefin, welche besagte, dass er seine aktuelle Arbeit unterbrechen solle. Später beim Mittagessen würde sie ihm mehr darüber erzählen.
Augenrollend las er die Nachricht mehrmals durch und fragte sich, was sie nun wohl von ihm wollte. In dem einen Jahr, welches er hier verbracht hatte, wurde seine Chefin zu so etwas wie seiner besten Freundin.
Diesen Platz machte ihr bis dato niemand streitig, vor allem da er keine anderen Freunde hatte. Manchmal wünschte er sich mehr Gesellschaft, doch war er vom Wesen her viel zu introvertiert, um einfach willkürlich Menschen anzusprechen. Es war nicht das erste Mal, dass sie seine Arbeit unterbrach und ihm mittendrin ein anderes, wichtigeres Buch in die Hand drückte. Je bekannter ein Autor, desto mehr war er von Bedeutung und wurde stets vorgezogen. Sie pflegte zu sagen, dass bekannte Menschen der Schlüssel dazu waren, den eigenen Bekanntheitsgrad anzuheben.
Der Gedanke daran, was sie ihm nun wieder vorsetzen würde, machte ihn nervös und er konnte sich kaum konzentrieren.
Eine Tasse Tee. Ich sollte etwas trinken, das mich ein wenig beruhigt.
Prompt ging er in die Kaffeeküche und lauschte dem Rauschen des Wasserkochers, der klang, als hätte er eine Entkalkung bitter nötig. Ein Hauch von Gelassenheit überkam ihn für einen Moment, als er das blumige Aroma des Jasmintees inhalierte und die Augen schloss.
Am liebsten würde er seiner Chefin Susanne einfach um die Ohren hauen, dass er es gar nicht schätzte, wenn man seine Arbeit unterbrach und ihm etwas anderes aufhalste, doch dafür hatte er trotz der innigen Freundschaft zu viel Respekt und war zu dankbar für den Job, welcher ihm seine Wohnung und alle Extras finanzierte.
Auch wollte er seine miese Laune nicht an ihr auslassen, sie konnte schließlich nichts dafür. Er würde sie einfach bitten, ihm bald ein paar Tage Urlaub zu geben, immerhin hatte er so viele Stunden zu viel gearbeitet, dass es vermutlich für einen ganzen Extramonat reichen würde.
So werde ich es machen.
Mit diesem Gedanken drehte er sich – seinen Tee in der Hand – zum Gang, um in sein Büro zurückzukehren, als er beinahe in Susanne hineinlief.
„Du siehst echt scheiße aus“, merkte sie trocken an.
„Danke, das ist echt super lieb von dir“, gab Valentin zurück und merkte, wie die Tasse in seiner Hand immer heißer wurde.
Skeptisch musterte sie ihn.
„Machen wir für heute Feierabend und ich erzähl dir von deinem neuen Auftrag bei einem schönen heißen Kakao mit viel Sahne?“, schlug sie lächelnd vor, als könnte sie ihm ansehen, dass er eine Pause brauchte.
„Liebend gerne“, schnaubte er erleichtert und stellte seine Tasse wieder in der Kaffeeküche ab.
Bereits wenige Minuten später saßen die beiden in ihrem Stammlokal und bestellten sich besagten Kakao mit Bergen von Sahne und einer Kardinalsschnitte, welche nicht mit Zucker geizte.
„Ist es denn wirklich in Ordnung, wenn ich jetzt schon Schluss mache? Die Arbeit hört einfach nie auf und die Bücher lesen sich nicht von alleine.“
Nervös zupfte er an den Ärmeln seines schwarzen Strickpullovers.
„Nun hör aber auf“, mahnte Susanne ihn und fuhr sich durch ihre haselnussbraune Lockenpracht. Streng musterte sie ihn und er konnte ihrem durchdringenden Blick kaum ausweichen. Ihre großen dunklen Augen, die hinter ihrer pompösen, mit Strasssteinen besetzten, Brille hervorblitzten, fixierten ihn und durchschauten ihn sofort. Sie wirkte edel und doch hatte sie einen gefährlichen animalischen Charme, wie eine Raubkatze, die nur darauf wartet ihrer Beute aufzulauern. Susanne war eine Dame mit dem gewissen Etwas.
„Ich freue mich über fleißige Mitarbeiter, aber dich muss ich nun wirklich mal zur Sau machen. Du bist schon per du mit den Reinigungskräften und die kommen immer erst um 20 Uhr. Eigentlich könntest du deine Wohnung kündigen, immerhin lebst du im Büro. Es ist eine Zumutung wie viel Arbeit wir haben, aber ab einer gewissen Uhrzeit hört man einfach auf, lässt es liegen und entfernt es aus seinen Gedanken. Eine Weile geht das gut und dann irgendwann kackst du komplett ab, weil du Burnout kriegst und dann kann ich dich gar nicht mehr gebrauchen.“
„Ich kacke komplett ab? Wie redest du bitte, du bist 45“, spottete Valentin über ihre Ausdrucksweise und musste herzhaft lachen.
„Ich bin keinen Tag älter als 29“, fauchte sie ihm gekünstelt empört zu und griff nach seiner Hand.
Ein sanfter Schauer überkam ihn bei dieser Berührung und er versuchte seine Unsicherheit zu verbergen. Susannes Blick durchbohrte ihn, sie hatte den Schalk im Nacken und das Funkeln in ihren Augen, zog ihn magisch an.
„Hör mir zu, du Grufti“, begann sie ihren Satz – „Grufti?“, unterbrach Valentin sie.
„Na wie nennt man das, was du bist? Goth? Emo? Ich kenne mich mit diesen Sachen, die ihr jungen Leute da praktiziert eben nicht aus.“
„Ich bin gar nichts davon, wie kommst du eigentlich auf so einen Mist?“, fragte er stirnrunzelnd und hoffte gleichzeitig, sich nicht zu sehr im Ton vergriffen zu haben.
„Na guck dich doch an, du bist weiß wie Papier und deine schwarzen geglätteten Haare, wie nennt man so einen Look denn sonst? Satanistenstyle? Und dann immer deine Räucherstäbchen im Büro…“
„Ich nenne den Look ich zwinge meine Haare unten zu bleiben, weil die so widerspenstig sind, dass Kämmen eben nicht reicht. Ich kann ja nicht wie ein Vagabund zur Arbeit erscheinen und dass man mit Räucherstäbchen Satan beschwören kann ist mir auch neu, aber vielleicht versuche ich es mal und hetz ihn dir auf den Hals.“
Susanne verschluckte sich vor Lachen.
„Und wie redest du nun? Vagabund? Du bist 19 und sprichst wie ein alter Greis. Was ich zu dir sagen wollte, Grufti, ich meine es ernst. Du übernimmst dich und ich möchte das nicht. Du bist mein bester Schreiber und wenn du durch deine abnormalen Überstunden irgendwann die Lust ganz verlierst, wäre das ein großer Verlust für mich. Versprich mir einfach, dass du auf dich achtest. Ich habe diesen einen großen Auftrag für dich, den müsstest du mir noch erledigen, aber danach, wenn das getan ist, dann nimm dir mal zwei Wochen frei.“
Sie hat recht. Ich übertreibe es in letzter Zeit tatsächlich und bin letzte Woche drei Mal erst um Mitternacht nach Hause gefahren.
„Ich liebe das Flinke Feder Magazin einfach von ganzem Herzen, ich bin voll dabei und bin dir noch immer sehr dankbar, dass du mir diese Chance gegeben hast. Da möchte ich mich einfach von meiner besten Seite zeigen und dir auch beweisen, dass es kein Fehler war mich einzustellen. Ich wünsche mir, dass das Magazin ganz groß rauskommt und wir alle davon profitieren. Aber du hast ja recht, ich werde mich jetzt bemühen zu einer angemesseneren Zeit aufzuhören und es etwas ruhiger anzugehen.“
„Du bist ein guter Junge“, sprach sie mit lasziver Stimme und ihre vollen roten Lippen formten sich zu einem gewitzten Grinsen.
Ein kleiner Schauder durchfuhr Valentin, als ihre katzenartigen Augen ihn anfunkelten und seine Gedanken drifteten ab. Für einen Moment stellte er sich vor, wie sie wohl in roten Spitzendessous aussah, ihre großen Brüste, wie sie leicht unter dem halbtransparenten Stoff wippten und wie sich ihre Haut an ihren kurvigen ausladenden Hüften wohl anfühlte. In seiner Fantasie packte sie ihn am Kragen, zog ihn zu sich auf ihr rundes Satinbett und befahl ihm sie glücklich zu machen. Bestimmt war sie imstande seine Grenzen bis aufs äußerste auszuloten.
Hör auf damit du Ferkel, das ist deine Chefin und sie ist mehr als doppelt so alt wie du.
„Du scheinst richtig im Eimer zu sein, du starrst für Minuten in die Leere und hast eine richtig rote Birne, so macht es keinen Spaß sich mit dir zu unterhalten. Du hörst ja gar nicht was ich sage“, merkte sie an.
Leere machte sich in Valentins Kopf breit, er zwang sich dazu, diese äußerst attraktive und dominante Frau lediglich platonisch zu betrachten und die sündigen Gedanken mit Gewalt zu verscheuchen.
Was mach ich mir denn eigentlich vor? Als hätte ich jemals eine Chance bei so einer Frau. Sie macht sich ohnehin nur lustig über mich. Würde ich sie darauf ansprechen, würde sie mich vermutlich in hohem Bogen rauswerfen.
Er fühlte sich einer solchen Erscheinung gegenüber minderwertig. Niemals wäre er imstande, eine Frau von solch einem Kaliber gerecht zu werden. Er, der mit 1,72 deutlich kleiner war als sie, gefühlt halb so viel wog und sie mit seinem blassen Teint und seinen langen schwarzen Haaren offenbar belustigte. Das Einzige worauf er stolz war, waren seine schönen hellgrauen Augen, welche im richtigen Licht wie reines Silber wirkten.
„Das Leben ist unfair“, klagte Susanne und blickte ihn fast beleidigt an, „du stopfst dir hier Torte ohne Ende rein und bist so mager und sieh dir mich an, ich esse eine Gabel und meine Hose spannt schon. Ich bin wohl dazu verdammt eine fette Kuh zu sein.“
„Sprich nicht so über dich, du bist eine wunderschöne, attraktive Frau“, wandte Valentin ein und blieb an ihren markanten und doch weichen Gesichtszügen hängen.
„Das musst du ja sagen, ich bin deine Chefin.“
Sie nimmt mich nur als Angestellten wahr, nicht mal ein Kompliment, kann ich ihr wie ein Mann machen. Wie frustrierend.
„Ich bin so schlank, weil ich eine Schilddrüsenüberfunktion habe“, erklärte er ihr trocken.
„Ist das ansteckend? Kannst du mir davon was abgeben?“, scherzte sie munter weiter.
„Das ist nicht witzig“, erklärte er ihr, „davon kann man Herzbeschwerden bekommen und wenn man nicht aufpasst, kann man relativ früh dran krepieren.“
„Oh man sei nicht eingeschnappt, das war nur ein Witz. Natürlich weiß ich, dass das nicht zum Lachen ist. Wechseln wir lieber das Thema, ich möchte dich nicht noch mehr reizen.“
Heute gelingt mir auch gar nichts, mit meiner zickigen Reaktion hält sie mich jetzt bestimmt für einen unsympathischen Trottel. Ich sag am besten gar nichts mehr. Nur noch das Nötigste.
Von Sekunde zu Sekunde fühlte er sich verkrampfter und wurde nervöser.
Er bestellte ein drittes Stück Kuchen, denn so lange er aß, konnte er nicht sprechen.
„Du willst wohl zusätzlich noch Diabetes bekommen“, spottete sie und versuchte die Stimmung aufzulockern, „am besten erzähle ich dir von dem Auftrag, den ich für dich habe.“
„Na dann bin ich mal gespannt.“
„Es gibt allerdings einen Haken. Es ist kein gewöhnlicher Artikel wo du ein Buch lesen sollst, sondern es ist ein Interview.“
Valentin strahlte.
„Das ist doch fantastisch, du weißt doch, dass ich mir schon lange gewünscht habe mal ein Interview zu machen. Ich denke das ist eine neue Herausforderung für mich, ich bin jetzt zwar nicht so mutig einfach Leute auf der Straße anzusprechen, aber wenn ich mich mit den Fragen gut vorbereite, kriege ich das auf jeden Fall hin.“
„Na das war noch gar nicht der Haken an der Sache. Es ist nicht ein reines Interview, sondern auch eine Reportage, die über mehrere Tage geht, genaugenommen sind es 10 Tage. Ich erhielt eine Einladung, gleich 10 Tage dort zu verbringen, um mir einen Eindruck zu verschaffen vom Leben dieser Person, vom Alltag und von der Arbeit. Es sollte möglichst ausführlich und authentisch werden, ein ganzes Special über 10 DIN A4 Seiten vollständig in Farbe.“
Valentin schluckte kräftig.
„Das klingt nach einer ganzen Menge Verantwortung“, gab er beschämt zu, „ich weiß nicht ob ich dafür geeignet bin. Vor allem, wenn diese Einladung an dich ging, warum möchtest du dann stattdessen mich dorthin schicken?“
Sie zuckte mit den Schultern.
„Ist doch völlig egal, wer da hingeht von uns, aber die Sache ist die, dass diese Einladung schon für Montag ist und du weißt, dass ich ab Montag für ganze drei Wochen nicht da bin.“
„Ach ja… Dein Thailand Urlaub. Und was ist mit Rebecca, kann sie nicht diese Reportage machen? Sie ist schon länger beim Magazin und hat schon viel mehr Interviews geführt. Genaugenommen habe ich noch kein einziges gemacht.“
„Du schreibst tausend Mal besser als Rebecca und ich brauche da jemanden vor Ort der kompetent ist. Es handelt sich hier nicht um irgendjemanden!“
Je mehr sie davon sprach, desto nervöser wurde Valentin. Er spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte.
Könnte auch der Zucker sein. Ich sollte echt aufhören, so viel in mich reinzuschaufeln.
„Jetzt reicht es aber, Susanne. Bei aller Liebe, wer ist denn nun dieser mysteriöse Promi, den ich 10 Tage lang interviewen soll? Wer ist es denn wert, dass man ihm so lange über die Schulter schaut?“
Jetzt war sie es, die angespannt wirkte und es kaum über die Lippen brachte.
„Nun ja… Wir sprechen hier von Adrian Seidel…“
Der Name sagt mir was. Wie peinlich, ich weiß nicht wohin damit. Wer war das noch gleich?
„Ah ja, Adrian Seidel alles klar.“
Susanne runzelte ungläubig die Stirn.
„Du hast keine Ahnung von wem ich spreche oder?“
„Erwischt“, gab Valentin zu und grinste sie unbeholfen an, „würdest du mir auf die Sprünge helfen?“
Augenrollend nahm sie ihr Handy und suchte ein Bild von besagtem Herrn heraus. Es traf ihn wie der Schlag. Nun wusste er ganz genau, wer Adrian Seidel war. Es handelte sich um einen Millionär, welcher der Kopf, Besitzer und Investor von acht renommierten Verlagen war und alle paar Monate kaufte er einen weiteren dazu.
„Ne ne danke, mit dem will ich nicht sprechen und schon gar nicht bei ihm wohnen. Da musst du dir bitte jemand anderes suchen. Sieh dir seinen Blick an, ich scheiß mir allein vom Foto schon in die Hose. Das geht gar nicht.“
Entsetzt, dass er zu widersprechen schien, hau-te sie mit der flachen Hand auf den Tisch, woraufhin er zusammenzuckte.
„Stell dich nicht so an! Hast du nicht gerade gesagt, du möchtest, dass ich stolz auf dich bin und dich beweisen? Dies ist deine Chance. Nimm mir das bitte ab und enttäusch mich nicht. Ich werde dir dafür einen fetten Bonus auszahlen, immerhin ist das etwas von Bedeutung. Wenn wir ihn auf unserer Seite haben und er das abdrucken lässt, dann haben wir uns wirklich einen Namen gemacht. Also?“
Herausfordernd blickte sie ihn an.
Wie soll ich denn da nein sagen? Alles in mir wehrt sich dagegen. Allein die Vorstellung, Zeit mit diesem Typen zu verbringen, bereitet mir Bauchschmerzen. Mit Mitte dreißig schon ein Millionär, und ein verrufener noch dazu. Jetzt weiß ich wieder, woher ich den Namen kenne. Rebecca schwärmt immer von ihm, aber sie ist sowieso hohler als hohl.
Gerüchten zufolge war Herr Adrian Seidel ein knallharter Geschäftsmann und Schürzenjäger par excellence. Er wechselte seine Freundinnen häufiger, als seine Unterwäsche und ließ wohl niemanden wirklich nahe an sich heran. Bei Verhandlungen sprach er nur das Nötigste und legte keinen Wert auf gesellschaftliche Konventionen in Form von gemeinsamen Abendessen oder der-gleichen. Durch sein geerbtes Vermögen, das durch seine gut durchdachten Investitionen immer weiter anstieg, war er ein attraktiver Kandidat für die Damenwelt. Frauen jeglichen Alters versuchten alles Erdenkliche, um einen Moment an seiner Seite zu stehen, doch tatsächlich war es auch nie mehr als ein Moment.
Was hat dieser Geldsack denn schon mit Büchern am Hut, außer dass er Verlage einkauft als wären sie billige Hemden im Angebot? Ich wette er hat noch nie ein Werk der Verlage in die er investiert, gelesen. Was solls, ich werde es für Susanne hinter mich bringen, ich darf sie einfach nicht enttäuschen.
„Ich mache es. Mir wird schon was Passendes für dieses Interview einfallen.“
Gar nichts fiel ihm ein, er wollte es einfach nur hinter sich bringen. Er nahm sich fest vor, sich zusammenzureißen, immerhin bedeutete es etwas, wenn bei diesem Zehn-Seiten-Special sein Name darunter stand.
Susanne strahlte und lächelte ihn zufrieden an.
„Wie ich schon sagte, du bist ein guter Junge.“
Er stellte sich vor wie er seine Hände tief in ihrer leuchtenden Lockenpracht vergrub und ihren Kopf zu sich herandrückte.
Hör auf, Valentin! Hör auf! Weg mit diesen Gedanken!
D
unkle Wolken verdüsterten den Stadthimmel, als Valentin missmutig am Montag, um 7:30 Uhr vor der Haustür stand. Sein Koffer stand neben ihm und er musste keine zwei Minuten warten, ehe das Taxi kam, welches Susanne ihm geordert hatte. Müde begrüßte er den Taxifahrer, der zu seinem Glück ebenso wenig Interesse an einer Konversation hatte wie er selbst.
Wie ein dunkler Schatten folgte ihm das Unwetter durch die Straßen und es wurde immer dunkler.
„Entschuldigen Sie, sind wir hier richtig?“, fragte er den Taxifahrer mit mulmigem Gefühl, als sie nach 40 Minuten die Stadt vollständig verließen.
„Ja es ist alles richtig, man hat mir die Adresse ganz genau aufgeschrieben.“
Nach weiteren zehn Minuten wich das Stadtpanorama einer Landstraße mit Bäumen, Sträuchern und großflächigen Nebelschwaden, welche alles vollständig überdeckten. Plötzlich wurde es steil und das Auto schlängelte sich eine kurvige enge Straße durch ein Waldstück hinauf. Es schüttete wie aus Eimern und Valentin fühlte sich unbehaglich. Er hatte damit gerechnet, in eine moderne Proll-Villa einzuziehen, von welcher man die ganze Skyline der Stadt vom Dach aus sehen konnte und nun wurde er irgendwo in eine Jagdhütte mitten in die Pampa außerhalb verfrachtet?
Hoffentlich lässt er mich keine Ställe ausmisten.
Der Fahrer ließ sich durch die Wetterbedingungen nicht stören und erklärte, dass sie bald ankommen würden.
Der Himmel mutete fast apokalyptisch an, als er die schwarzen Wolken bedrohlich über den Baumwipfeln kreisen sah.
Hier verschleppt er bestimmt die ganzen Frauen hin, die ihm zu Füßen liegen und wenn er die Schnauze voll hat von ihnen, kann er sie gleich hier im Wald verscharren. Es sieht hier ohnehin wie in einem Horrorfilm aus. Reiß dich zusammen, verhalte dich einfach freundlich und professionell, dann kannst du das alles vielleicht schneller hinter dich bringen, als erwartet. Wer weiß, vielleicht erfahre ich ja bereits heute alles was ich brauche für zehn Seiten, dann kann ich morgen wieder nach Hause fahren. Mit so einem gehirnamputierten Schnösel werde ich schon irgendwie fertig.
Durch ein mit Rosenornamenten dekoriertes Kupfertor führte ein Schotterweg noch tiefer in den Wald hinein, bis der Fahrer direkt vor einem weiteren Tor Halt machte.
„Hier müssten Sie bitte aussteigen.“
Valentin bedankte sich, holte seinen Koffer aus dem Auto und öffnete seinen Regenschirm.
Zögerlich betätigte er die Klingel an dem Gartentor, das sich innerhalb weniger Sekunden von alleine öffnete. Missmutig, aber gewillt sein Bestes zu geben, setzte er einen Fuß vor den anderen und war ob des Anblickes angetan. Große und reich verzierte Laternen spendeten Licht an diesem dunklen Tag und heiterten die düstere Umgebung etwas auf. Ein wundervoll gepflegter und sich über einen Hügel erstreckender Garten umgarnte seine Augen und es wirkte so gar nicht mehr wie in einem Horrorfilm.
Nein, es sieht eher aus wie in einem Krimi. Es sieht hier aus wie bei einem britischen Herrenschloss. Da fallen mir gleich ein paar Bücher ein, die hier spielen könnten, vielleicht sollte ich selbst mal anfangen zu schreiben.
Gedankenversunken merkte er nicht, dass er mitten auf dem Weg stehengeblieben war und wie gebannt auf die Wiese starrte.
Trotz, dass die meisten Bäume und Sträucher bereits ihre Blätter gelassen hatten, empfand er den Anblick keineswegs als trostlos. Als sein Mantel immer nasser wurde, ging er schnell weiter, direkt zu dem imposanten massiven doppelten Holztor, das sich wie von Geisterhand öffnete. Doch war es kein Geist, der ihn begrüßte, sondern ein Dienstmädchen, das ihn beim Eintreten erst einmal halb zu Tode erschreckte, als sie unscheinbar und lautlos zu seinem Koffer griff, um diesen zu verstauen. Eine zierliche und äußerst ansehnliche Gestalt verbeugte sich huldvoll vor ihm. Sie war klein und dünn, hatte kinnlanges schwarzes Haar mit Stirnfransen, dunkelbraune mandelförmige Augen und trug ein schwarzes Kleid mit einem weißen Schürzchen und ein passendes Häubchen auf dem Kopf. Schwarze blickdichte Strumpfhosen bedeckten ihre zierlichen Beine, welche in niedrigen schwarzen Pumps steckten.
Verwundert blickte er sie an und war verwundert über ihren eindringlichen Blick, der keine Sekunde zur Seite wich.
„Bitte, würden Sie den Koffer loslassen?“
Ihre Hände zogen energisch an dem Griff, an welchem er sich noch immer wie angewachsen festhielt.
„Oh, Verzeihung“, stammelte er und ließ den Griff los, „aber ich kann mir den Koffer auch sehr gerne selbst ziehen, das ist kein Problem.“
„Anweisung des Hauses“, gab sie kühl zurück und somit war der Diskurs für sie erledigt.
Schnellen Schrittes überquerte sie die Eingangshalle und ließ ihm kaum Zeit sich gebührend umzusehen. So wie von außen, wirkte es auch hier recht düster, aber auf eine elegante Art und noch immer musste er an die Settings von Kriminalromanen aus Großbritannien denken.
Die silbergrauen Marmorböden standen im Kontrast zu den dunkelgrünen Holztäfelungen und den goldenen Rahmen der ehrfurchtgebietend großen Gemälde, welche die Halle wie ein großes Museum anmuten ließen. Mehrere Kronleuchter hingen von der Decke und der lange Raum endete mit einer großen dunklen Holztreppe, welche mit einer galanten Drehung direkt in den oberen Stock führte. Der altenglische Stil wurde hier treu weitergeführt und durch die zwei Meter hohen Fenster konnte man wunderbar nach draußen blicken und dem entspannten Trommeln der Regentropfen lauschen.
Handgeschnitzte Mahagonitische zierten den Gang und auf ihnen waren allerlei wertvolle und antik aussehende Dekorationen zur Schau gestellt.
Besonders faszinierte Valentin eine handbemalte chinesische Vase, auf welcher sich filigran so viele Szenarien abspielten, dass er sich am liebsten eine Lupe geschnappt hätte und sich über Stunden damit beschäftigt hätte.
„Kommen Sie?“, forderte ihn das Dienstmädchen auf sich zu beeilen und machte vor einer imposanten Tür halt.
„Ich stelle Ihren Koffer ganz kurz hier ab, bestimmt möchte Herr Seidel darüber informiert werden, dass Sie eingetroffen sind.“
Ja, bestimmt macht der Typ Luftsprünge, dass er mir jetzt über eine Woche erzählen kann, was er alles geleistet hat und wie ach so toll er doch ist.
Die junge Frau klopfte vorsichtig an die Tür und trat ein.
„Herr Seidel, haben Sie einen Moment?“
„Natürlich, wie kann ich dir dienlich sein?“, erklang eine wohlklingende aber kühle Stimme.
„Herr Valentin Wagner ist soeben eingetroffen.“
Mit einer Handbewegung bedeutete sie Valentin, dass er eintreten möge und wich ein paar Schritte zurück.
Massenweise Bücherregale aus Mahagoni standen in Reih und Glied in dem dunklen Büroraum, der wie eine uralte Bibliothek wirkte.
Er scheint ja doch gern zu lesen, doch sind das alles uralte Schmöker.
Wie hypnotisiert ging er direkt zu einem Regal und studierte das Konvolut an alten Klassikern. Behutsam fuhr er mit dem Finger über die Bücherrücken, nahm eines heraus und roch an den abgenutzten Seiten. Er liebte diesen Geruch aus vergangenen Zeiten.
Valentin zuckte vor Schreck zusammen. Eine Hand berührte seine Schulter und das Buch noch in der Hand, drehte er sich ruckartig um.
Ein machtvoller Anblick tat sich ihm auf, als er in die stahlblauen Augen von Adrian Seidel blickte.
„Herzlich willkommen“, begrüßte ihn dieser knapp und reichte ihm die Hand.
Valentin schüttelte sie, mit noch immer erhöhtem Puls.
Ein ziemlich kräftiger Händedruck, das muss man dem alten Knaben lassen!
Sein blondes Haar harmonierte wunderbar mit seinen Augen und seiner makellosen Haut. Der leichte Dreitagebart war das Einzige, das diesen Mann noch menschlich wirken ließ und eine ehrfurchtgebietende Aura umhüllte ihn. Dieser Mann wusste um seine Wirkung und Valentin konnte so langsam verstehen, was die Damen an ihm fanden. Ein Anflug von Neid überkam ihn.
Wäre ich eine so prachtvolle maskuline Erscheinung, würde Susanne sich vermutlich um mich reißen. Aber im Vergleich zu diesem Prachttypen bin ich lediglich ein Lauch.
„V-vielen Dank für die Einladung“, stammelte er und wich seinem erhabenen Blick aus.
Aus dem Augenwinkel erkannte er den Hauch eines süffisanten Grinsens, als Herr Seidel ihm den Weg zu seinem Schreibtisch wies und ihm bedeutete, sich zu setzen.
„Möchten Sie eine Tasse Kaffee? Oder vielleicht einen Cognac?“
„Um ein Glas Wasser wäre ich wirklich dankbar.“
Cognac um diese Uhrzeit und das unter der Woche? Ist er etwa ein Alkoholiker? Oder hält er mich vielleicht für einen? Sehe ich denn so abgefuckt aus?!
Sogleich sprang das Dienstmädchen auf und schenkte ihm ein großes Glas Wasser ein.
„Dankeschön.“
Mit fast schon unangenehmer Gelassenheit nahm Adrian an seinem Schreibtisch Platz und fixierte ihn erneut.
„Wie war die Fahrt hier rauf? Hat das Wetter Ihnen Probleme bereitet?“
Valentin nahm einen Schluck und nickte.
„Das Wetter war tatsächlich etwas beschwerlich, aber der Taxifahrer hatte anscheinend keine Probleme damit.“
„Sie sehen auch etwas müde und mitgenommen aus. Ich würde vorschlagen, Sie machen es sich heute einfach gemütlich, frühstücken erst einmal etwas im Esszimmer und sehen sich das Gebäude an.“
Wieso klingt das, als wäre es gar kein Vorschlag?
Unsicherheit keimte in ihm auf, ob er nun etwas sagen sollte oder den „Vorschlag“ einfach annehmen sollte.
„Oh, ich dachte wir könnten mit dem Interview gleich beginnen, vielleicht den Tag einfach durcharbeiten, dann brauche ich Ihnen bestimmt nicht so lange zur Last zu fallen und kann spätestens morgen wieder den Heimweg antreten.“
Adrian runzelte die Stirn.
„Herr Wagner … Empfinden Sie meine bescheidenen vier Wände als eine Zumutung? Hat man Ihnen das Gefühl gegeben, hier nicht willkommen zu sein?“
Seine Stimme klang ernst, ruhig und fast schon beleidigt.
Valentins Herz begann, wie wild zu pochen. Diese Situation war ihm mehr als unangenehm und er wollte es sich nicht mit ihm verscherzen, immerhin zählte Susanne auf ihn.
„Nicht doch, ich wollte Sie nicht beleidigen, es ist ganz wunderschön hier und ich wurde sehr freundlich empfangen. Ich möchte Ihnen nur nicht unnötig viel Zeit stehlen.“
Valentins Unruhe sofort durchschauend, lächelte Adrian, welcher die Manschettenknöpfe seines Anzugs zurechtdrückte, amüsiert und schwieg.
Die mehrere Minuten anhaltende Stille machte Valentin ganz wahnsinnig.
„W-wann würde es Ihnen denn passen? Ich würde gerne mit ein paar Fragen über die Anfänge Ihrer Karriere beginnen“
„Ist es das, worüber Sie plaudern möchten? Das können Sie doch alles im Internet nachlesen.“
Unbeeindruckt erhob er sich aus seinem braunen Ledersessel und lehnte sich an die Vorderseite seines Schreibtisches. Valentin saß nun direkt vor ihm und konnte seine Einschüchterung nicht verbergen. Nervös zupfte er an seinen Haarsträhnen herum und begann zu stottern.
„W-worüber soll ich denn dann schreiben? Es ist ein zehnseitiges Special, irgendwo müssen wir ja beginnen.“
Von Sekunde zu Sekunde fühlte er sich kleiner und unwohler, als dieser wohlriechende große Mann mit seiner maßgeschneiderten Kleidung voller Überlegenheit auf ihn herabblickte und jeden Zentimeter seines Körpers zu scannen schien.
„Stellen Sie mir keine überflüssigen Fragen, die sie sich selbst beantworten können. Darauf habe ich keine Lust“, erklärte er mit unterkühltem Unterton, und blickte ihm direkt in die Augen.
