Verborgene Sehnsüchte: Masken der Täuschung - V. Valmont - E-Book

Verborgene Sehnsüchte: Masken der Täuschung E-Book

V. Valmont

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Beschreibung

Entlang der trostlosen Kanäle Venedigs, wo die Kälte des Novembers die Atmosphäre durchdringt, verliert Francesco zunehmend den Halt. Seine Familie bleibt weiterhin im Dunkeln - keine Nachricht, keine Spur. Die Beziehung zu Damiano gerät unter Druck, und seine Verwirrung nimmt zu, als kleine Missgeschicke sich zu unheimlichen Stimmen und einem schwindenden Verstand verdichten. Während Damiano hin- und hergerissen ist zwischen Fürsorge um seinen Geliebten und den drohenden Schatten, die dessen Verstand zu umgarnen scheinen, tritt auch Edoardo mit finsteren Absichten auf die Bühne. In den versteckten Winkeln der Visconti Villa tauchen düstere Geheimnisse auf, und Francesco gerät in einen Strudel aus Misstrauen und Gefahr, der nicht nur sein eigenes Schicksal, sondern auch die Liebe zu Damiano in Frage stellt.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Verborgene
Sehnsüchte
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12

Verborgene

Sehnsüchte

Masken der Täuschung

Band 2

V.Valmont

 

Impressum:

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Veröffentlicht bei Infinity Gaze Studios AB

1. Auflage

Juni 2024

Alle Rechte vorbehalten

Copyright © 2024 Infinity Gaze Studios

Texte: © Copyright by V.Valmont

Cover & Buchsatz: Valmontbooks

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von Infinity Gaze Studios AB unzulässig und wird strafrechtlich verfolgt.

Infinity Gaze Studios AB

Södra Vägen 37

829 60 Gnarp

Schweden

www.infinitygaze.com

 

 

Un ringraziamento speciale va a Dany e Dany per aver creato la straordinaria copertina di questo libro. Special thanks go to Dany and Dany for creating the amazing cover art of this book.

 

 

An der Brücke stand jüngst ich in brauner Nacht. Fernher kam Gesang; goldener Tropfen quoll's über die zitternde Fläche weg. Gondeln, Lichter, Musik - trunken schwamm's in die Dämmrung hinaus ...

Meine Seele, ein Saitenspiel, sang sich, unsichtbar berührt, heimlich ein Gondellied dazu, zitternd vor bunter Seligkeit. Hörte ihr jemand zu?

 

- Friedrich Nietzsche (1844-1900)

 

Kapitel 1

Abertausende Regentropfen prasselten energisch gegen die champagnerfarbene Fassade, während sich ein dichter Nebelschleier wie eine Decke über das Visconti-Anwesen legte. Der Herbst hielt Einzug und die sonst so saftigen, mit bunten Blumen übersäten Bäume, erstrahlten in wilden, intensiven Rot- und Brauntönen, welche vom Wind hinfort gepeitscht und aufgewirbelt wurden. Das Rascheln der Blätter vermischte sich mit dem Klang des Regens und dem sanften Pfeifen eines Windhauches, welcher sich den Weg durch ein leicht geöffnetes Fenster in ein halbdunkles Zimmer bahnte.

Es war früh morgens, die Sonne war noch nicht aufgegangen, doch konnte man leichte Umrisse erkennen, wenn sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.

Die kühle Brise streichelte Francescos Arm, welcher über der Bettdecke lag und seitlich von seinem Körper hinabhing.

Ein kaum bemerkbares Klappern der Fensterläden ließ ihn schwerfällig die Augen öffnen. Erschöpft musterte er die Zimmerdecke. Sein Blick folgte den schnörkeligen weißen Deckenmalereien von links nach rechts, bis sein Blick auf die kunstvollen Ornamente jäh unterbrochen wurde, als er auf einen entblößten Rücken traf, welcher bis zur Hälfte von durcheinandergewirbeltem blondem Haar verdeckt wurde.

Zufrieden lächelte er vor sich hin bei dem Gedanken, dass es sein alleiniges Privileg war, diesem Anblick hier und jetzt, zu so ungewöhnlicher Stunde zu frönen.

Er schob sein Kissen näher an den von ihm so ersehnten Anblick und musterte die Haut von nahem. Auch jetzt, da er alle Zeit der Welt dafür aufbringen konnte, ihn eingehend zu studieren, konnte er keinen einzigen Makel ausfindig machen und war fasziniert von der Schönheit, die sich vor ihm auftat.

Er näherte sich dem Nacken, schob behutsam die seidigen Haare zur Seite und atmete tief ein. Seine Nasenspitze streifte sanft über die Haut und sein Körper erzitterte vor Aufregung und einem blinden Gefühl von Zuneigung, als er den wohlig-holzigen Duft nach Guajakholz und Zeder einatmete.

„Mein neues Parfum scheint dir zu schmeicheln“, flüsterte Damiano, als er sich zu ihm umdrehte und ihn eindringlich betrachtete.

Selbst im Halbdunkeln leuchteten seine stahlblauen Augen gierig und wissend, als er Francesco ansah und sich über ihn beugte.

„Ich nahm an, du würdest schlafen“, stotterte dieser und fühlte sich leicht ertappt.

„Du bist zwar leise, doch deine Begierde ist so laut, dass sie mich aus meinen Träumen reißt.“

Damianos Mundwinkel formten sich zu einem vielsagenden Grinsen, während seine Hand zu Francescos Gesicht wanderte und ihm liebevoll über die Wange streichelte. Hungrig presste er die Lippen an die seinen.

Voller Leidenschaft bahnte sich Damianos Zunge ihren Weg in seinen Mund. Kaum vermochte er mit dem Schwall an Lust, welcher ihn so plötzlich überkam, umzugehen. Instinktiv schloss Francesco seine Augen. Fordernd beugte sein Geliebter sich über ihn, ohne auch nur einen Augenblick von seinen Lippen abzulassen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als durch die Nase zu atmen. Verzückt von den zärtlichen Berührungen schmolz er dahin, während sein Gehirn vollkommen abschaltete und kein einziger logischer Gedanke mehr Platz fand. Das Universum verschmolz um ihn herum und zog ihn gnadenlos in einen Sog aus unbändiger Lust, welche ihm die Kraft raubte sich zu rühren. Er fühlte sich wehrlos und dennoch bestens aufgehoben, unter den formvollendeten Umrissen Damianos, welche sich in statuenähnlicher Vollkommenheit in der Düsternis des Morgengrauens bewegten.

Sehnsuchtsvoll wanderten die Lippen dieses Adonis den Hals seines Gespielen entlang, während er ihn ungeduldig von seiner Hose befreite und seine rechte Hand zügig und bestimmend in seinen Schritt gleiten ließ. Mit tiefem Begehren erzitterte dieser und empfand jede Berührung als einen heißen Rausch der Wollust.

Beinahe fremdgesteuert schlang er seine Arme um Damianos Hals und spürte die weiche Haut unter seinen Fingerspitzen. Währenddessen hatte auch dieser die überflüssige Kleidung von seinem Leib geschält und drückte Francesco fester an sich, sodass sie in schamloser Nacktheit miteinander verschmolzen und ihre intimsten Stellen sich in sanfter Umarmung sinnlich aneinanderschmiegten.

Voller Hingabe stöhnte er auf, als Damiano den Entschluss fasste, ihn bereits nach kurzer Zeit von seinem höchsten Verlangen zu befreien, indem er einfühlsam und liebevoll in ihn eindrang, während er mit seinen Zähnen sanft an Francescos Unterlippe zog. Vollkommen entspannt griff er nach seinen Hüften, um ihn noch fester an sich heranzuziehen. Feinfühlige Stöße in sein Innerstes brachten Francesco dazu, lustvolle Laute auszustoßen. Beinahe in Verlegenheit versetzt, spürte er, wie sein Geliebter ihn dabei mit verheißungsvollen Blicken elektrisierte.

Tief atmete er ein, während Damiano sein Tempo abwechselnd beschleunigte und verlangsamte. Dieses Wechselbad der Emotionen, der Scham und der Liebe zu Damiano, trieben ihn fast in den Wahnsinn und er konnte sich nicht mehr zurückhalten.

Ein explosives Gefühl überkam Francesco, als seine ganzen Nerven sich krampfhaft zusammenzogen, die Intensität unaufhaltbar stark anstieg und mit einem Male eine gehäufte Masse an Last von ihm abfiel, als er sich mit einem letzten lauten Schrei auf Damianos definiertem Bauch ergoss. Genussvoll fiel dieser weiterhin über ihn her, bis auch er Francesco ein letztes Mal mit der Hüfte kräftig an sich heranzog und sich mit letzter Erregung fühlbar warm in ihm entlud und dabei den Kopf nach hinten in den Nacken fallen ließ. Er beugte sich über ihn, drückte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen, bevor er sich neben ihn legte und ihn in eine zärtliche Umarmung zu sich heranzog. Sein Glück kaum fassend überkam Francesco ein Gefühl von Müdigkeit und Befriedigung, als er sich an die warme Brust schmiegte und die Augen schloss.

Liebevoll behütet fühlte er sich, als er Damianos Hand spürte, welche zärtlich seinen Kopf streichelte, bis das süße Pfeifen des Herbstwindes ihn wieder in den Schlaf wog.

Sein Schlaf war ruhig und tiefenentspannt, er fühlte sich sicher, geliebt und zutiefst befriedigt. Die dünne Decke aus ägyptischer Baumwolle schmiegte sich sanft wie eine zweite Haut um seinen Körper.

 

 

Francesco erwachte am Morgen in einem Zustand vollkommener Erholung und tiefster Zufriedenheit. Dieses Gefühl war in jüngster Zeit zu einer kostbaren Seltenheit geworden, denn üblicherweise plagte ihn Erschöpfung und Entkräftung. Während seiner Arbeit zeigte er immer wieder Schwächeanfälle, nickte gar zweimal ein, obwohl ihm ausreichend Schlaf vergönnt war.

Das, obwohl Damiano und Vittoria penibel darauf achteten, dass er genügend Flüssigkeit zu sich nahm.

Auf Damianos Wunsch suchte er sogar einen Psychologen auf, doch dieser konnte nichts Auffälliges diagnostizieren.

Trotz dieser kleinen Probleme war Francesco glücklich. Seit der seltsamen Begegnung im Büro mit Damiano und seiner Mutter hatte er keinen einzigen Gedanken mehr daran verschwendet. Vollkommen beschwingt darüber, dass sich ein geregelter und angenehmer Alltag mit Damiano eingependelt hatte, beschloss er, sich weniger unnötige Sorgen zu machen und sich allein darauf zu konzentrieren, seine Arbeit so gewissenhaft wie möglich zu erledigen, sowie so viel Zeit wie möglich seinem Partner zu widmen.

Tiefsinnige Gespräche kamen eher selten vor, doch wenn es dazu kam, waren sie äußerst bedeutungsvoll.

Damiano vermittelte seinem Geliebten immer wieder einen neuen Eindruck über sich selbst und gab hin und wieder kleine Facetten seines Charakters preis, obgleich es ihm zuwider war. Wurde ihm ein Gespräch zu tiefschürfend, lenkte er schnell ein und widmete sich lieber Francescos körperlichen Bedürfnissen.

Zwar wollte er immer weiter Damianos Seele ergründen, doch der Art wie er ihn davon abzulenken vermochte gegenüber, war Francesco keinesfalls mit Widerwillen erfüllt.

Sein Liebster erfüllte all seine Bedürfnisse ohne Ausnahme und so war die Tatsache, dass er selbst in letzter Zeit etwas ausgelaugt wirkte, vergleichsweise bedeutungslos für ihn. Er schob es darauf, dass er weniger Zeit in der Sonne verbrachte und vielleicht zu wenig Vitamine zu sich nahm. Trotz, dass er nicht so viel Zeit unter dem freien Himmel verbrachte, unternahm er ab und zu auch etwas alleine. Francesco hatte sich im Sommer einen preiswerten Gebrauchtwagen zugelegt und nutzte ihn gelegentlich, um den Bauernmarkt zu besuchen und frische Lebensmittel zu erwerben. Obwohl Damiano ihm uneingeschränkt erlaubte, seine Autos nach Belieben zu nutzen, empfand Francesco auf verschiedene Weisen ein Unbehagen dabei. Eine ständige Angst, eines der kostbaren Fahrzeuge in irgendeiner Weise zu beschädigen, durchzog ihn, obwohl Damiano stets beteuerte, dass es ihm gleichgültig sei. Zusätzlich hatte Francesco den Eindruck, dass die Menschen ihn mit Argwohn betrachteten, sobald er aus einem eleganten Sportwagen ausstieg, um Gemüse zu kaufen, während er seine gewöhnliche Alltagskleidung trug.

Es lag ihm stets am Herzen, niemandem den Eindruck zu vermitteln, dass er sich für überlegen hielt oder mit etwas prahlen wollte.

Selbst als Damiano auf spöttische Weise bemerkte, er finde Francescos Verhalten entzückend, verschwendete er keinen Gedanken daran. Stattdessen fuhr er begeistert mit dem Fahrzeug, das sein Freund liebevoll seine 'Schrottmühle' nannte, durch die Gegend und genoss sein eigenständiges, erfülltes Gefühl.

Francesco erhob sich und empfand den Morgen als ausgesprochen angenehm. Er durchquerte das Ankleidezimmer und betrat das behagliche Badezimmer, das stets nach Rosenholz duftete. Mit einem Klick schaltete er den Leuchter an der Decke ein, der das Bad augenblicklich in einen warmen, goldenen Schein tauchte.

Obwohl es bereits Tag war, verhinderten der düstere Nebel und der Regen, dass das Tageslicht den Raum erhellen konnte. Francesco entledigte sich der wenigen Kleidungsstücke, die er sich hastig nach dem leidenschaftlichen Intermezzo der vorherigen Nacht angezogen hatte, und deponierte sie in einem kunstvoll verzierten Wäschekorb, den er eine Weile lang für ein antikes dekoratives Gefäß gehalten hatte. Mit guter Laune begab er sich zu den Glastüren der Dusche, die mit künstlichen Eisblumen verziert waren, schob sie zur Seite und ließ das Wasser auf sich herabprasseln.

Unbekümmert verließ er das Badezimmer in seiner ganzen Natürlichkeit und eilte mit schnellen Schritten zurück auf den Parkettboden des Ankleidezimmers.

Der reich mit Mustern bestickte Perserteppich nahm die letzten Feuchtigkeitstropfen von seinen Füßen auf, während er nachdenklich seinen Kleiderschrank betrachtete. Was sollte er nur anziehen? Es war ein kühler Herbstsonntag, und er hatte nicht vor, das Haus zu verlassen, außer vielleicht für einen Spaziergang, sobald der Regen nachlassen würde. Daher entschied er sich für eine dunkelblaue Stoffhose und einen behaglichen, beigen Strickpullover. Nachdem er sich Socken angezogen hatte, schlüpfte er in seine Pantoffeln. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, und er genoss das leicht versnobte Gefühl beim Anblick seiner sorgfältig ausgewählten Fußbekleidung. Bei seinem angesehenen Herrenausstatter hatte Damiano diese Pantoffeln in Auftrag gegeben. Sie waren handgefilzt und schwarz, und mit silbernem Faden waren Francescos Initialen kunstvoll eingestickt worden. Niemals hätte er sich träumen lassen, dass jemand ein derartiges Geschenk für ihn bereithalten würde, und er war sich nicht bewusst, dass so etwas in Venedig hergestellt wurde.

Es musste, wie er Damiano kannte, eine exklusive Manufaktur oder eine Boutique von hoher Preisklasse sein, denn Francesco kannte jedes einzelne Geschäft in seiner Gegend und jeden Millimeter entlang des Canale Grande. Doch noch nie zuvor hatte er derart absurd personalisierte Fußbekleidung gesehen.

Vor dem Spiegel im Ankleidezimmer nahm er beseelt einige albern überhebliche Posen ein und verneigte sich, als ob er zu einer Tafel beim Hofadel in einem königlichen Schloss eingeladen wäre. Zum Glück konnte ihn niemand sehen, dachte er, bevor er das Ankleidezimmer verließ und anschließend das Schlafzimmer. Mit zügigen Schritten überquerte er die langen Treppen hinunter in Richtung Eingangshalle und begab sich in das Esszimmer, wo Damiano bereits am großen Esstisch saß. Das Dienstmädchen war gerade dabei, den letzten Teller abzuräumen, und zog sich sogleich zurück, nachdem sie mit einem Wischtuch den Tisch gereinigt hatte.

Damiano sah zu Francesco auf und musterte ihn mit nachdenklicher Miene.

„Du hast das Mittagessen verpasst, mein Guter“, machte er ihn schließlich aufmerksam.

„Das Mittagessen?“, fragte Francesco ungläubig und spähte durch das Fenster nach draußen, „wie spät ist es?“

Damiano nippte an seinem Glas und hob seinen Finger in einer prächtigen Geste, um auf eine imposante Standuhr zu zeigen, die das Esszimmer zierte. Francesco konnte es kaum fassen. Es war bereits 14:30 Uhr. Wie konnte das sein? Es war doch kaum ein paar Stunden her, dass er und Damiano … Verwirrung machte sich in ihm breit und seine fröhliche Laune schwand schlagartig. Finster blickte er auf den leeren Tisch und verschränkte betrübt die Arme. Damiano blickte ihn fragend an.

„Was ist mit dir? Betrübt es dich, dass du so lange geschlafen hast? Du solltest dich daran erfreuen, immerhin siehst du heute etwas munterer aus als sonst. Vielleicht hast du den zusätzlichen Schlaf einfach benötigt. Hast du Hunger?“

Francesco nickte miesepetrig und stand auf.

„Bleib sitzen, ich hole dir etwas aus der Küche.“, wies ihn Damiano an, „trinkst du wieder dieses scheußliche südamerikanische Gebräu für argentinische Kuhhirten?“

Erneut entgegnete er wortlos mit einem Nicken und versank grimmig in Gedanken und versuchte nachzuvollziehen, wie er so viele Stunden durchgehend schlafen konnte.

Nach wenigen Minuten erschien sein Liebster, welchem das Tablett außergewöhnlich gut zu Gesichte stand.

„Du wärst ebenfalls eine gutaussehende Dienstmagd.“, bemerkte Francesco kichernd.

„Zügle dein Mundwerk, mein kleiner Lustknabe, bevor ich dafür Sorge trage, dass es zu voll zum Sprechen ist.“, murmelte Damiano mit einem diabolischen Grinsen und einem heißblütigen Stechen in den Augen.

Francesco zuckte leicht unter der Dominanz seines Gegenübers zusammen und nahm sprachlos das Tablett entgegen, während er den aufregenden Schauer verdrängte, den die Worte und der Blick seines Gesprächspartners in ihm auslösten. Schnell versenkte er sein gerötetes Gesicht in der großen Tasse mit Mate-Tee und begann, von dem Teller zu essen, den man ihm gereicht hatte.

Auf dem Tablett befanden sich einige Käsehäppchen, frisches Brot, eine Auswahl von Obst und ein großes Stück Fleisch, das offenbar übriggeblieben war. Sein Hunger war unverändert groß, und so verzehrte er alles bis zum letzten Bissen.

Wie üblich wurde er dabei mit einer Mischung aus Faszination und Kopfschütteln beobachtet.

„Was?“, nuschelte Francesco, während er ein viel zu großes Stück Brot kaute und sich beinahe daran verschluckte. Röchelnd nahm er einen kräftigen Schluck aus seiner Tasse.

 

„So unkontrolliert und undiszipliniert wie du dich ernährst, solltest du eigentlich stark übergewichtig sein“, spottete Damiano mit einem koketten Grinsen.

„Nachdem was du in der Nacht mit mir anstellst, sollte ich eigentlich stark untergewichtig sein.“, konterte Francesco, während er sich über den Käse hermachte.

Damianos Blick sank in die Zeitung, ein Lächeln, gefolgt von einem verständnislosen Kopfschütteln, konnte er sich dabei nicht verkneifen. Er las ein paar Seiten, während Francesco lauthals gähnte und träge aus dem Fenster sah. Es regnete immer noch und somit gab es für ihn keinen triftigen Grund, das Haus zu verlassen. Sein Plan, den Tag faul auf der Couch zu verbringen, wurde jedoch unterbrochen, als Damiano ihn besorgt ansah und meinte: „Wollen wir einen Spaziergang machen?“

Genervt schnaubte Francesco aus und erhob sich, wobei er seine gesamte Kraft in die Arme legte, um sich vom Tisch abzustützen und aufzustehen. Ehe er Widerworte aussprechen konnte, bewarf ihn Damiano mit seiner Lieblingsjacke. Francesco schlüpfte in das armeegrüne Kleidungsstück, welches ihn noch bei jeglicher Feuchtigkeit und Kälte in der Stadt vor dem Auskühlen bewahrt hatte.

Damiano musterte ihn mit anmutigem Blick und schlug vor: „Wie wäre es, in den kommenden Tagen einen Ausflug in die Altstadt zu unternehmen, um dir einen schicken neuen Wintermantel zuzulegen?“

Francesco schüttelte den Kopf.

„Nein, ich brauche keinen neuen Mantel. Meine Jacke ist doch noch nicht kaputt.“

Damiano, der einen eleganten gerade geschnittenen schwarzen Wollmantel sein Eigen nannte, nahm Francesco liebevoll in den Arm und streifte ihm die Stirnfransen von der Stirn. Leise erklärte er: „Beim Einkaufen geht es nicht darum, ob man etwas braucht, sondern um die Freude, die man sich selbst bereitet.“

Francesco schlüpfte in die Handschuhe, welcher er immer in der rechten Jackentasche aufbewahrte und antwortete: „Meine Windjacke bereitet mir Freude.“

„Du bist unverbesserlich“, merkte Damiano augenrollend an und setzte sich ein paar anthrazitfarbene Ohrenschützer auf.

Er nahm zwei Regenschirme aus einem hölzernen Schirmständer und reichte einen davon an Francesco. Gemeinsam schritten sie durch die Eingangshalle zur prächtigen Tür, die ins Freie führte, und verließen das Haus.

Als sie draußen ankamen, musterte Damiano seinen Geliebten erneut von oben bis unten und sah ihn ungläubig an.

„Also, wenn du vorhast, dir eine ausgewachsene Erkältung einzufangen, bist du auf dem besten Wege dahin.“

Francesco verstand nicht, worauf Damiano hinauswollte, und warf einen fragenden Blick über die Schulter. Damiano deutete auf seine Füße, und erst jetzt bemerkte Francesco, dass er noch immer seine bestickten Pantoffeln trug. Schnell drückte er Damiano seinen Regenschirm in die Hand und eilte ins Haus, um sich geeignete Schuhe zu besorgen. Mit raschen Schritten erklomm er die imposante Treppe, durchquerte das Schlafzimmer und erreichte den Ankleideraum.

Dort, vor seinem majestätischen Kleiderschrank, zögerte er einen Moment und öffnete die Türen. Mit Verwunderung starrte er auf die unteren Fächer des Schrankes, in denen kein einziges Paar Schuhe mehr zu sein schien. Er stürmte zum Bett und überlegte, ob er seine Schuhe vielleicht dort ausgezogen hatte. Immerhin war er nicht dafür bekannt, ein Perfektionist der Ordnung zu sein. Doch auch unter dem Bett, im Badezimmer, in seiner Kommode und in seinem zweiten Kleiderschrank war keine Spur davon.

Er besaß insgesamt sechs Paare, und selbst wenn er eines davon verlegt hätte, konnte das nicht das Verschwinden der anderen erklären. Frustriert setzte er sich auf das elegante Bett und sann nach. Er ging in Gedanken alle seine letzten Schritte zurück, konnte sich jedoch an keinen Augenblick erinnern, an dem er sie irgendwo ausgezogen hätte. In seinen Grübeleien versunken, starrte er auf den Teppichboden, bis er hinter sich Damiano hörte, der langsam in das Zimmer trat. Er nahm neben ihm Platz und beobachtete ihn aufmerksam.

„Geht es dir nicht gut?“

Francesco schnaufte laut aus.

„Alle meine Schuhe sind verschwunden.“

Damiano stand auf und betrat das Ankleidezimmer. Francesco hörte, wie Damiano alles vom Boden aufsammelte und die Schranktüren aufmachte. Beschämt darüber, dass Damiano wohl gerade seine Kleidung wieder säuberlich hineinräumte, dachte er weiter angestrengt darüber nach, wie so etwas passieren konnte. Als Damiano zurückkam, hielt er Francescos senfgelbe Herbststiefel in der Hand und legte sie vor seinen Füßen ab.

Er setzte sich zu ihm auf die Bettkante und sah ihn besorgt an. Ungläubig starrte Francesco die Schuhe an und schüttelte verwirrt den Kopf.

„Wo waren die?“

„Im Kleiderschrank.“

„Nein, das stimmt nicht!“, warf Francesco ein und sprang auf wie von der Tarantel gestochen.

Schnellen Schrittes lief er zu seinem Kleiderschrank und riss die Tür auf.

„Hier ist rein gar nichts!“

Damiano eilte ihm hinterher, schloss die Tür, die Francesco eben geöffnet hatte, und zog ihn zu dem Schrank, welcher unmittelbar danebenstand. Er öffnete die Tür und fand seine Schuhe fein säuberlich einsortiert im Kleiderschrank.

Francesco traute seinen Augen nicht. Seit er hier eingezogen war, hatte er noch nie auch nur ein einziges Mal diesen Schrank verwendet, da in dem einen Schrank mehr als genug Platz für seine Kleidung war.

„Hast du die da reingeräumt?“, fragte er Damiano verwundert.

„Nein mein Schatz, dein Liebster leitet ein Unternehmen und hat kaum Zeit für Hobbies. Wenn ich eine Freizeitbeschäftigung ausübe, dann bestimmt nicht jene, Schuhe umzusortieren. Da habe ich weiß Gott besseres zu tun. Schlimm genug, dass der Weg zur Arbeit über eine Stunde ausmacht.“

Francesco stand wie angewurzelt vor dem Schrank und starrte seine Schuhe an. Damiano zuckte mit den Schultern.

„Vielleicht dachte das Hausmädchen, es sei besser so.“

Voller Unbehagen schlüpfte Francesco in seine Stiefel und band sie zu.

„Eigentlich habe ich gar keine Lust jetzt spazieren zu gehen“, murmelte er genervt.

„Und dennoch wirst du mich begleiten. Schließlich möchtest du mich doch nicht enttäuschen oder?“, flüsterte Damiano und nahm Francescos Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger.

Er half Francesco auf die Beine und bedeutete ihm zu folgen.

„Ich zeige dir einen Waldweg, den kennst du noch nicht und er wird dir gefallen.“

Erneut verließen sie das Haus und schritten weiter entfernt durch den großen Torbogen, welcher die Einfahrt zum Visconti-Anwesen versperrte. Das gesamte Grundstück und die Schotterstraße, welche zum großen Tor führte, waren umringt von dichten Wäldern. Die Äste des mächtigen ahornblättrigen Platans, welcher direkt vor dem Tor wuchs, tänzelten im Wind und die Blätter kämpften gegen das Gewicht der sich ansammelnden Regentropfen an.

Sie gingen ein Stück den Schotterweg entlang, als Damiano auf einen schmalen Trampelpfad nach links abbog.

Der Weg ging in eine leichte Steigung über, weshalb sie hintereinandergehen mussten.

Francesco war froh, doch mitgegangen zu sein, die frische Luft belebte ihn und der aromatische Duft der Pinienzapfen, vermischt mit dem warmen Odeur der Zedern, entspannten seinen müden Geist zutiefst und ließen ihn neue Kraft schöpfen. Zufrieden lächelnd folgte er Damiano, welcher gemütlichen Schrittes immer tiefer hinauf in den Wald wanderte.

Vereinzelt entdeckte Francesco ein paar Kastanienbäume, unter welchen er zu Damianos Belustigung immer Halt machte und alle herabgefallenen Kastanien aufsammelte.

„Möchtest du heute Abend Kastanien rösten?“, fragte Damiano amüsiert.

Francesco kam mit einer Jackentasche voller Kastanien unter dem Baum hervor.

„Nein, das sind Rosskastanien. Die kann man nicht essen, aber man kann damit basteln.“

Damiano brach in schallendes Gelächter aus.

„Lach nicht! Ein paar Kastanien, ein paar Zahnstocher und man kann Tiere daraus basteln.“

Damiano belächelte ihn und hob eine Augenbraue: „Und wozu soll das gut sein? Wozu braucht man Tiere aus Kastanien?“

Francesco grinste.

„Ein weiser, alter Mann sagte mir vor nicht allzu langer Zeit: Es geht nicht darum, ob man etwas braucht, sondern was einem Freude bereitet.“

„Mit eindringlichem Blick zog Damiano Francesco nahe zu sich heran und umfasste seinen Kopf fordernd mit beiden Händen, um ihm einen leidenschaftlichen Kuss zu schenken. Francesco schloss seine Augen und ließ die einzige Kastanie, die er in der Hand hielt, unbeachtet fallen. Er empfand sich als vollkommen ausgeliefert an Damiano, und seine Knie wurden schwach, sobald seine Lippen nur die Berührung spürten. Der Kuss fühlte sich an, als käme er aus den Gefilden des Himmels, und Francesco klammerte sich instinktiv an Damianos Mantel. Plötzlich ließ Damiano ihn jedoch abrupt los.

„Genug fürs erste“, flüsterte er und ließ Francescos Gesicht los.

„Nein… Mehr…“, bat dieser ihn.

„Oh nein“, feixte Damiano, „das ist die Strafe dafür, dass du mich als weisen, alten Mann bezeichnest.“

„Dafür kann ich doch nichts, dass du so alt bist!“, lachte Francesco und wich einem knurrenden Damiano aus, der scherzhaft mit der Hand nach Francescos Hintern ausholte.

„Du Lümmel!“

Während sie weiterwanderten, wurde die Luft immer kühler, je höher sie emporstiegen. Nach etwa einer Stunde erreichten sie eine zauberhafte Lichtung, die sich vor ihnen erstreckte – ein abgeschiedener Ort, fernab von jeglichem Trubel. Hier breitete sich eine kleine grüne Wiese aus, auf der ein gewaltiger, sicherlich fast vierzig Meter hoher Baum thronte, von Moos umhüllt. Die imposanten Wurzeln dieses Baumes allein waren fast so groß wie Francesco selbst. Seine tonnenförmigen Zapfen und die blaugrünen Nadeln erstrahlten im sanften, weißlich-hellen Licht, das durch das dichte Blätterdach drang. Der Baum verströmte einen herrlich erdigen Duft, der die Sinne berauschte.

„Was ist das für ein Baum?“, fragte Francesco, den Baum voller Ehrfurcht anblickend.

„Das ist eine Atlas-Zeder. Ein Nadelbaum. Er ist schon mehrere hundert Jahre alt, deshalb ist er so dick und so groß. Er riecht herrlich, weshalb er oft dazu genutzt wird, Parfums herzustellen. Doch aus diesem Exemplar wird niemals Parfum gemacht.“

„Wie möchtest du das denn verhindern?“

„Er steht noch auf dem Land, das uns gehört und ohne meine Einwilligung, holzt hier niemand etwas ab.“

„Damiano … Der Baum scheint dir viel zu bedeuten …“

Damiano nickte und legte seine Hand auf den Stamm.

„Dieser Baum hat sich bereits, als ich ein kleiner Junge war, meine Freude und mein Leid angehört. Er war mein geheimer Zufluchtsort.“, erklärte er und zwinkerte Francesco zu.

Selbst jetzt, in einem wie Francesco fand, so emotionalen Moment, mimte Damiano den unterkühlten harten Kerl. Er legte seine Hand neben die von Damiano auf die weiche Moosdecke, die den Baumstamm überwuchs. Er fühlte sich geehrt, dass Damiano ihm sein ganz persönliches Refugium zeigte und diesen intimen Platz mit ihm teilte. Sein Herz war von Dankbarkeit erfüllt und er genoss schweigend die Atmosphäre. Der graue Himmel verdunkelte sich leicht und der Regen wurde stärker. Trotz der Regenschirme waren sie irgendwann völlig durchnässt.

„Mein Mantel ist vollkommen in Wasser getränkt und wiegt schwerer als das Gewissen meines Vaters“, beschwerte sich Damiano leise. Francesco kicherte.

„Was ist denn so amüsant?“, fragte Damiano.

„Meine alte Windjacke ist wind und wetterfest, da kommt kein Tropfen durch.“

Francesco streckte neckend die Zunge heraus, worauf hin Damianos Augen aufblitzten.

„Die kannst du lieber für etwas ganz anderes verwenden, du frivoler Lausejunge“, sprach er leise vor sich hin, „lass uns aufbrechen, bevor wir uns den Tod holen.“

Mit dem Rücken an den Baum gelehnt, wollte Damiano zum ersten Schritt ansetzen, als Francesco seine Hand gegen Damianos Brust drückte, um ihn daran zu hindern.

„Was ist?“, fragte Damiano stirnrunzelnd.

Francesco zögerte für einen Moment und schwieg. Seine Wangen erröteten leicht und er blickte sehnsüchtig in Damianos Gesicht, welcher ebenfalls perplex dem Schweigen verfiel.

„Ich finde du hattest eine gute Idee …“, flüsterte Francesco schüchtern.

„Wovon sprichst du?“

„Dass ich sie für etwas ganz anderes verwenden kann … Meine Zunge …“

Damiano wollte gerade kontern, als Francesco den wolligen schweren Mantel langsam aufknöpfte.

„Lass uns schnell nach Hause eilen und es dort tun“, wandte Damiano ein, doch Francesco ignorierte diese Bitte.

Er wollte ihn hier und jetzt, an diesem besonderen Ort.

Die herabprasselnden Regentropfen liefen über Damianos Gesicht, blieben in seinen Wimpern hängen, rannen langsam und sinnlich über seine wohlgeformten Lippen, den Hals hinab, über die Brust, welche frei lag, nachdem Francesco auch das Hemd aufgeknöpft hatte.

Sanft las er die Regentropfen mit seiner Zunge auf, beim Hals angefangen, die Brust hinab, über Damianos vor eisiger Kälte, Nässe und Erregung verhärteten Brustwarzen, seinen Bauch hinab, bis zu seiner Hose, welche er langsam aufknöpfte. Damiano war sichtlich überrascht über diese unübliche Initiative, welche von Francesco, der Damianos Hose zu Boden zog, ausging. So stand sein Liebster nun vollständig entblößt an die Atlas-Zeder gelehnt in einem eisigen Regenschauer.

„Welch ein Anblick“, dachte sich Francesco, welcher Damiano in Gedanken mit einer heidnischen Gottheit verglich, nackt und vereint mit der Natur, an einem magischen Ort.

Nun war sein Gott ihm ausgeliefert und dazu bereit, alles hinzunehmen.

Er rührte sich nicht. Seine Augen wirkten kühl und teilnahmslos, doch sein schwerer heißer Atem, welcher Nebelschleier in die Luft entsandte und sein aufrechtstehender Schaft, verrieten seine wahren Emotionen.

Die schmutzige Hose in Kauf nehmend, kniete Francesco sich in den Matsch und ließ seine Zunge von den Knien, hinauf zu den Oberschenkelinnenseiten, bis zu Damianos Hoden wandern, welche glatt und prall gefüllt noch größere Gier bei ihm entfachten.

Er küsste sie und kreiste mit der Zunge an ihnen, während seine Hand über Damianos Glied streichelte. Dieser begann immer heftiger zu atmen und blickte ungläubig hinab zu Francesco, der es genoss etwas zu tun, was sein Geliebter ihm niemals zugetraut hätte.

Er würde sich jetzt einfach nehmen, was er wollte und das erregte ihn zutiefst. Sein Gegenüber erregte es offenbar ebenfalls, denn Francesco konnte wortwörtlich in seiner Hand spüren, wie seine Lust anwuchs. Indes kreiste seine Zunge weiter, bis er anfing, sich festzusaugen, was Damiano einen kurzen Laut ausstoßen ließ. Es gefiel ihm, die Kontrolle über seinen sonst so dominanten Liebhaber zu besitzen, welcher seine Zähne aneinanderpresste.

Angeheizt bahnte sich seine Zunge den langsamen Weg bis hin zu der sich ihm willig entgegenstreckenden Eichel, bei welcher er schlussendlich verweilte. Damiano biss sich auf die Lippen und hielt sich krampfhaft mit den Händen an den Wurzeln der Zeder fest.

Sein ganzer Oberkörper war angespannt und er schien es kaum auszuhalten. Beseelt von diesem Anblick wusste Francesco genau, was zu tun war. Voller freudiger Erwartung öffnete er den Mund und gewährte Damianos hartem Schaft Einlass. Langsam ließ er ihn in seine Mundhöhle gleiten und spürte, wie die vor Lust pulsierende Eichel auf seiner Zunge ihren Mantel zurückstreifte.

Sein mächtiges Glied füllte ihn fast vollständig aus und Francesco liebte das Gefühl, ihn in jedem Winkel seines Mundes spüren zu können. Ein Lusttropfen benetzte seine Zunge und er nahm ihn als ein Geschenk wahr, welches ihn nur noch mehr anstachelte, sein Bestes zu geben. Genüsslich begann er an der prallen Männlichkeit seines Liebsten zu saugen. Damiano warf den Kopf zurück und konnte nicht umhin, laut aufzustöhnen. Jegliche Beherrschung war verloren, er schloss die Augen und stöhnte all die verschlossene Leidenschaft voller Inbrunst in die nasse Natur, welche sie weiterhin mit Wasser übergoss.

Francesco begann sein Gesicht langsam nach vorne und nach hinten zu bewegen. Wie von selbst näherten sich Damianos Hände seinem Kopf, wollten nach ihm greifen, um ihn wie auch bei den Malen zuvor zu steuern, doch Francesco sah die Geste bereits nahen und so griff er nach seinen Händen und drückte diese sofort wieder an den Baumstamm. Diese neue fordernde Art schien Damiano derart zu überwältigen, dass er kaum noch zu einer Reaktion fähig war. Erneut krallte er sich an den Wurzeln des Baumes fest und spannte nun auch seine Beine an. Jeder einzelne Muskel seines Körpers, welcher einer Statue aus Alabaster gemeißelt glich, war angespannt und er riss sich sichtlich zusammen.

Das Zusammenspiel wurde immer schneller und Francesco spürte, wie sein Liebster seine Füße durchbog und sie immer weiter ausstreckte. Offenbar war es gleich so weit. Entschlossen, noch einmal alles zu geben, nahm er ihn so tief in den Mund, wie er nur konnte, saugte sich an der Eichel fest, als Damiano laut raunte und eine enorme Ladung seines wohlschmeckenden Liebessaftes explosionsartig durch Francescos Mundhöhle fegte. Er ergoss sich mit solcher Wucht in seinen Mund, dass es aus seinen Mundwinkeln wieder herausspritzte.

Langsam zog ihn Damiano raus und fiel nach hinten zusammen. Kraftlos, mit an den Armen runterhängendem Hemd und der Hose an den Knöcheln ließ er sich am Boden auf seinen Mantel sacken. Er streifte sich die nassen Haare zurück und schloss die Augen. Francesco wischte sich den Mund mit einem großen herabgefallenen Blatt ab und kroch durch den Matsch zu seinem Geliebten.

Er setzte sich zu ihm zwischen den großen Wurzeln auf den nassen Mantel und nahm Damianos Arm, welchen er um sich legte. Der Anblick war wundervoll. Die blau leuchtenden Nadeln über ihnen, der graue Himmel, das Krächzen der Krähen in den Baumwipfeln, der Duft des Waldes und Damiano, der noch nie so einen tiefenentspannten Gesichtsausdruck hatte. Dieser blickte ebenfalls nach oben und schien das sich ihnen bietende Panorama zu genießen. Er atmete tief ein und aus und blickte anschließend in Francescos Gesicht, welches trotz der sich anbahnenden Unterkühlung leicht gerötet war.

Liebevoll zog er ihn zu sich und verschmolz mit ihm zu einem ewig andauernden Kuss, der Francesco alles um sich herum vergessen ließ.

Als er die Augen öffnete, bemerkte er erschrocken, dass es schon bald zur Abenddämmerung ansetzen würde, und sah sich besorgt um.

Es war ein reines Chaos um sie herum. Der Boden weichte durch den andauernden Regen immer weiter auf und glich bereits einem morastigen Sumpf.

Damianos kostbarer Mantel war ruiniert und präsentierte sich nun in einem gänzlich erdbraunen Farbton, übersät mit Pflanzenteilen und Moos. Er hob ihn auf und legte ihn sorgfältig zusammen, bevor er ihn an einen Ast hängte.

„Lässt du den Mantel hier?“, fragte Francesco, bei welchem sich so langsam ein schlechtes Gewissen anbahnte.

„Ja, ich hole ihn, wenn es trocken ist. Oder ich kaufe mir einen neuen. Außer dir und mir kennt diesen Ort niemand, also stört sich auch niemand an dem Mantel.“

Ein angenehmes Kribbeln machte sich in Francescos Magengegend breit.

„Außer dir und mir kennt diesen Platz niemand“, hatte Damiano zu ihm gesagt.

Sie beide teilten ein Geheimnis, das niemand ihnen nehmen konnte, denn niemand wusste davon. Francesco schwor sich, diesen Ort niemals mit jemandem zu teilen, selbst wenn er entführt oder gefoltert würde. Er war von Dankbarkeit erfüllt, dass Damiano ihn eingeweiht hatte, und bemerkte gar nicht, wie sehr er vor Kälte zitterte.

Zum Glück war sein Oberkörper trocken geblieben, da seine preiswerte Windjacke Schlimmeres verhindert hatte. Doch er sorgte sich um Damiano, der nur in seinem Hemd den steilen Weg durch den Wald hinabstapfte.

„Möchtest du meine Jacke haben?“, fragte er ernsthaft und meinte es auch so. Immerhin wäre es nur fair, wenn er sich zumindest für einen Teil des Weges darin aufwärmen konnte.

„Deine Kleidung würde mir nicht passen. Du bist viel schlanker und brauchst die Jacke dringender als ich“, lehnte er ab und zog sein durchnässtes Hemd aus.

Er band es um seine Hüfte, und Francesco war beeindruckt. Ein attraktiver Mann mit nacktem Oberkörper wanderte unbeirrt durch Wind und Wetter, zwischen den Bäumen und Büschen hindurch, wie ein heldenhafter Krieger aus einem Abenteuerroman, ohne sich im Geringsten darum zu kümmern, wie kalt und nass es war. Francesco verliebte sich noch mehr in Damiano und starrte ihn dankbar an. Dankbar dafür, dass dieser Mann in gewisser Weise ihm gehörte. „Man kann niemanden besitzen“, dachte er bei sich, „aber in diesem Fall gehört er ganz mir, und ich werde dafür sorgen, dass es für immer so bleibt.“

Er überlegte, wie Damiano wohl aussehen würde, wenn er eines Tages alt und grau war. Bestimmt würde er immer noch eine unvergleichliche Eleganz ausstrahlen. Doch vor diesem Szenario fürchtete er sich überhaupt nicht. Die tiefe Liebe, die er für Damiano empfand, ging weit über jegliche äußere Erscheinung oder sexuelle Anziehung hinaus. Er wäre bereit, alles für diesen Mann zu tun, seine verletzlichste Seite zu zeigen und im Extremfall sogar sein Leben zu geben.

Francesco nahm sich fest vor, sich in den kommenden Tagen besonders zusammenzureißen, um Damiano keine Sorgen mehr zu bereiten.

Er hatte bemerkt, wie sein Liebster ihn immer wieder besorgt musterte, und er konnte in seinem Gesicht ablesen, dass er dachte, irgendetwas stimme nicht mit ihm. In letzter Zeit fühlte er sich wirklich etwas verwirrt und müde, schob es jedoch erneut auf den Mangel an frischer Luft, da er jetzt, wo er so viel Zeit draußen verbracht hatte, sich wohlauf und voller Energie fühlte. Er atmete tief ein, genoss die Waldluft und ignorierte weiterhin die Warnzeichen seines Körpers. Seine Lippen waren bereits blau, und er zitterte wie Espenlaub.

„Wir haben es gleich geschafft“, versicherte Damiano und beschleunigte seinen Schritt. Nach etwa einer Viertelstunde näherten sie sich dem bekannten, verschnörkelten Tor, das die Visconti-Villa vor der Außenwelt verbarg.

Eilig liefen sie zum Haus und traten schwer atmend ein.

„Komm schnell mit“, keuchte Damiano und rannte mit Francesco an der Hand nach oben, durch ihr Schlafzimmer und in das Badezimmer.

Er zog Francesco unter die Dusche, nachdem er ihm in Windeseile die Kleidung vom Leib gezerrt hatte, und stellte das Wasser warm ein.

Doch für Francesco fühlte es sich glühend heiß an, so stark war er unterkühlt. Es dauerte einige Minuten, bis er sich an die Wärme gewöhnte, und begann schließlich, sie zu genießen. Er schloss die Augen und fühlte sich pudelwohl, als seine Knochen wieder aufwärmten und das prasselnde Wasser der Regendusche sein Gesicht massierte.

Tiefenentspannt fühlte er sich erst, als Damiano begann, seinen Kopf mit sanftem Druck einzuschäumen und dies für mehrere Minuten lang behutsam fortsetzte.

Sorgfältig seifte Damiano ihn von Kopf bis Fuß ein, bevor er sich selbst diesem rituellen Akt widmete.

---ENDE DER LESEPROBE---