Jack gesucht, König gefunden - Scotty Cade - E-Book

Jack gesucht, König gefunden E-Book

Scotty Cade

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Beschreibung

Bay Whitman, Mystery-Autor von New York Times Bestsellern, führt das Leben einer Berühmtheit – zumindest von außen betrachtet. In der Öffentlichkeit ist er selbstbewusst und hat alles unter Kontrolle. Frauen hängen an seinen Lippen, während Männer ihn um sein Selbstvertrauen und seine stolze Haltung beneiden. Aber in der Realität ist Bay ein Einzelgänger. Er ist schüchtern und introvertiert und verbringt sein Leben damit, in einem schwach beleuchteten Raum zu sitzen und seine berühmten Mystery-Romane über Jack Robbins zu schreiben. Sein einziges Laster sind Glücksspiele. Als er bei einer Pokerpartie einen Callboy gewinnt, wird Bays Leben sich verändern wie er es nie erwartet hätte. Matthew "King" Slater ist einer der beliebtesten Stars der schwulen Pornoszene. Er verbringt seine Tage vor der Kamera und seine Abende als hochbezahlter Callboy für die Reichen und Berühmten. Tief drin sehnt er sich nach Romantik und einer echten Verbindung, aber seine Vergangenheit macht es ihm schwer, die Bedürfnisse seines Körpers von denen seines Herzens zu trennen. Für den Moment ist es einfacher, wenn der Sex nur ein Job für ihn ist. Aber während eines Drehs in Vegas wird King für ein Rendezvous in einem berühmten Hotel und Casino angeheuert und sein gut aussehender Kunde könnte die Grenze zwischen Arbeit und Vergnügen verschwimmen lassen.

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Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Zusammenfassung

Widmung

Vorwort

Prolog

1

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6

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Epilog

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Biographie

Von Scotty Cade

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Copyright

Jack gesucht, König gefunden

Von Scotty Cade

Bay Whitman, Mystery-Autor von New York Times Bestsellern, führt das Leben einer Berühmtheit – zumindest von außen betrachtet. In der Öffentlichkeit ist er selbstbewusst und hat alles unter Kontrolle. Frauen hängen an seinen Lippen, während Männer ihn um sein Selbstvertrauen und seine stolze Haltung beneiden. Aber in der Realität ist Bay ein Einzelgänger. Er ist schüchtern und introvertiert und verbringt sein Leben damit, in einem schwach beleuchteten Raum zu sitzen und seine berühmten Mystery-Romane über Jack Robbins zu schreiben. Sein einziges Laster sind Glücksspiele. Als er bei einer Pokerpartie einen Callboy gewinnt, wird Bays Leben sich verändern wie er es nie erwartet hätte.

Matthew „King“ Slater ist einer der beliebtesten Stars der schwulen Pornoszene. Er verbringt seine Tage vor der Kamera und seine Abende als hochbezahlter Callboy für die Reichen und Berühmten. Tief drin sehnt er sich nach Romantik und einer echten Verbindung, aber seine Vergangenheit macht es ihm schwer, die Bedürfnisse seines Körpers von denen seines Herzens zu trennen. Für den Moment ist es einfacher, wenn der Sex nur ein Job für ihn ist. Aber während eines Drehs in Vegas wird King für ein Rendezvous in einem berühmten Hotel und Casino angeheuert und sein gut aussehender Kunde könnte die Grenze zwischen Arbeit und Vergnügen verschwimmen lassen.

Für meinen Ehemann, Kell. Ohne deine Liebe, Ermutigung, Unterstützung und Geduld könnte ich das nicht tun. Meine Liebe für dich ist tiefer als das Meer und ich bin jeden Tag dankbar, dass du entschieden hast, mit mir den Rest deines Lebens zu verbringen. Ich liebe dich.

Ich würde meine sozialen Pflichten vollkommen vernachlässigen, wenn ich mich nicht ordentlich bei Kimberly „Kimmers“ Sewald dafür bedanken würde, dass sie mich Annie Maus vorgestellt hat, die mir geholfen hat, das sehr heikle Thema Sex-Sucht zu behandeln. Vielen Dank an euch beide für die Hilfe und Unterstützung. Ich hoffe, ich habe alles richtig gemacht.

Außerdem möchte ich Ned Miller dafür danken, die Originalversion von „From a Jack to a King“ aufgenommen zu haben, die diesen Roman inspiriert hat. Es war eines der Lieblingslieder meiner Großmutter und ich erinnere mich daran, wie sie es mir viele Male vorgesungen hat, als ich ein Kind war. Das Lied wurde 1957 zum ersten Mal aufgenommen, war jedoch nicht erfolgreich, bis Ned sein Label fünf Jahre später erneut überzeugt hat, es zu veröffentlichen. Bei seiner Veröffentlichung wurde das Lied ein Crossover-Hit und landete in den Top Ten bei Billboard US in den Kategorien Country, Pop und Adult Contemporary. Danke, Ned Miller, für die Inspiration.

Vorwort

JACK GESUCHT, König gefunden ist eine leichte, zeitgenössische Liebesgeschichte, die mit zwei sehr ernsten Themen in Berührung kommt, die ich nie auf die leichte Schulter nehmen würde. Das eine sind die Folgen von Mobbing unter Kindern und wie Erwachsene davon beeinflusst werden. Kell und ich wurden beide als Jugendliche gemobbt, daher bestand meine Recherche aus zwanzig Jahren der Gespräche zwischen uns, in denen wir unsere Erfahrungen verglichen haben und wie wir mit den Folgen umgegangen sind – und noch heute umgehen. Wir haben beide deutliche Narben, die tief gehen, und heftige Gefühle mit sich bringen. Mobbing ist eine Epidemie und obwohl in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit darauf gerichtet wurde, wird unserer Meinung nach längst nicht genug getan, um es zu beenden.

Zweitens erholt sich eine der Hauptpersonen dieses Romans von einer Sex-Sucht. Der Großteil meiner Recherche beschäftigte sich hiermit. Ich habe alles gelesen, was ich online finden konnte, habe mit einem Spezialisten gesprochen und mein Bestes gegeben, die Folgen dieser Sucht während der Genesung, Sex Addicts Anonymous (SAA), ihr 12-Schritte-Programm und den Besserungsprozess korrekt zu beschreiben.

Aber bitte nehmt zur Kenntnis, dass ich die beiden Themen nur oberflächlich behandle und wenn ich etwas falsch darstelle, entschuldige ich mich aus tiefstem Herzen. Es war nicht meine Absicht und ich habe den größten Respekt für jeden, der mit den Folgen von Mobbing oder einer Suchterkrankung umgehen muss.

Eine letzte Sache: Wenn Sie nach dem Lesen dieses Buches irgendein Zeichen einer Sex-Sucht in sich selbst oder einer Person, die Ihnen wichtig ist, erkennen, gibt es Hilfsangebote. Ich habe Kontaktdaten von Sex Addicts Anonymous eingefügt.

USA/Canada: 1-800-477-8191

International: +1-713-869-4902

Postadresse: ISO of SAA, PO Box 70949, Houston, TX 77270 USA

E-Mail: info@saa-recovery-org

https://saa-recovery.org

Prolog

SCHWEIß RANN an King Slaters Körper hinab, während er den engen Arsch des Mannes vögelte, der auf der Kühlerhaube eines schwarzen Jaguars lag. Der Fremde stöhnte laut, hatte seine Augen geschlossen und seinen Kopf in den Nacken geworfen und seine Arme lagen ausgebreitet auf dem Auto, sodass es beinahe aussah, als würde er gekreuzigt. King hörte die seltsamen Laute und lächelte in sich hinein. Der arme Mann klang eher wie ein verwundetes Tier als wie jemand, der den außergewöhnlichen Fick genoss, der ihm zuteilwurde.

King seufzte. Er machte das schon seit langer Zeit und für gewöhnlich begann er an diesem Punkt einer Szene das Interesse zu verlieren. Dieser Dreh war keine Ausnahme, aber er war Profi und musste dafür sorgen, dass es auf den Aufnahmen gut aussah. Er verlagerte das Gewicht auf seine Knie, drückte sie gegen die Stoßstange, um mehr Halt zu haben und öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, hielt dann jedoch inne. Wie war noch gleich der Name seines Drehpartners? Jim? Jared? Was zum Teufel, King? Denk nach! Er war kurz davor, sich irgendetwas Generisches auszudenken, um irgendetwas zu sagen, als ihm der Name des Mannes endlich einfiel. Josh? Ja, Josh. Das war’s.

Mit tiefer, sinnlicher und samtweicher Stimme sagte King: „Ja, genau so. Nimm es, Josh. Nimm meinen großen Schwanz tief.“

„Ja“, stöhnte Josh. „Gib’s mir hart.“

King griff nach Joshs Knöcheln und spreizte die Beine seines Drehpartners weit, damit die Kamera eine gute Aufnahme von Kings Schwanz bekommen konnte, während er ihn in Joshs Arsch rammte. Kreuzigung oder nicht, King musste zugeben, dass sein Filmpartner jeden Stoß wie ein Profi nahm.

In einem Versuch, die Langeweile zu bekämpfen und nicht über die Sonne nachzudenken, die seine Haut verbrannte, konzentrierte King sich auf Joshs Adamsapfel, der sich mit jedem Schlucken auf und ab bewegte. Als das seine Aufmerksamkeit nicht länger fesseln konnte, zählte er die Schweißtropfen, die seine Nase hinabliefen und auf Joshs Brust fielen. Nur noch ein paar Minuten und dann hast du es geschafft, King. Nur noch ein paar Minuten.

King hatte das schon hunderte Male getan und es gab nichts Romantisches oder Inniges an diesem Job. Die Kamera davon zu überzeugen, dass es anders war, war der Weg zu seinem Erfolg. Man musste sehen können, wie sehr er es genoss. Natürlich war es nicht mehr als ein Fick mit einem Fremden auf der Kühlerhaube eines Autos, aber er erinnerte sich an seine Zeit in der High School und am College und die Schauspielkurse. Vom Klang seiner Stimme bis zu seinen Gesichtsausdrücken – und besonders seine Körpersprache – hatte er alles perfektioniert. Wie auf Knopfdruck beschwor er seinen Orgasmus herauf und es war, als würde er einen alten Freund anrufen. Er ließ seinen Kopf in gespielter Ekstase in den Nacken fallen.

Obwohl das Auto im Schatten eines zwölf Fuß großen Kaktus’ geparkt war, half das wenig dabei, die Nachmittagshitze zurückzuhalten. Inzwischen keuchten beide Männer unkontrolliert. Josh pumpte seinen eigenen Schwanz enthusiastisch, während King in ihn stieß, und stöhnte noch lauter, als er seine Ladung über seinen Bauch spritzte.

Wenn dieser Junge es in der Industrie zu etwas bringen will, muss er an seiner Tonspur arbeiten.

King zog sich zurück, streifte das Kondom ab, massierte seine Erektion ein paar Mal und ergoss sich, um seine Ladung mit Joshs zu vermischen. Als er sich vollständig verausgabt hatte und nur noch auf Autopilot lief, brach King auf Josh zusammen und küsste ihn für die Kamera leidenschaftlich.

„Cut! Großartige Arbeit, meine Herren.“

King löste den Kuss, richtete sich auf und streckte seinen Rücken. Die Nachwirkungen des Orgasmus hielten ihn noch immer gefangen. Er fühlte sich definitiv wie der Spitzenkandidat für Dehydrierung, Hitzeschlag – oder beides.

„Sind alle deine Orgasmen so intensiv?“, fragte Josh und sah mit einem Welpenblick zu King auf.

„Ziemlich“, sagte King und zitterte ein wenig.

„Ich meine – ich habe es online in deinen Videos bemerkt“, schwärmte Josh, „aber es in der Realität zu sehen … Mann, ich wünschte, meiner wäre so lang.“

King lächelte, wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Braue und sah sich dann um. „Wessen Idee war es, nachtmittags um zwei Uhr in der verfickten Wüste von Nevada zu drehen?“, fragte er neckend, während er noch immer keuchte.

„Sorry, Mann“, sagte der Regisseur. „Das war der einzige Termin, an dem wir die ganze Crew zusammenbekommen konnten.“

King und sein Filmpartner nahmen die Flaschen mit kaltem Wasser und die feuchten Handtücher, die ein Assistent ihnen anbot. Sie leerten beide das Wasser und wischten sich dann ihre Gesichter und Hälse ab und entfernten das vermischte Sperma von ihren Bäuchen.

King warf das benutzte Handtuch dem Assistenten zu und hielt dem Mann, den er gerade vor einer Kamera gefickt hatte und der einen Gastauftritt bei Falcon Studios gehabt hatte, seine Hand hin.

Josh nahm Kings Hand und dieser zog ihn in eine sitzende Position und dann vom Auto herunter. Joshs Arsch quietschte und dann sprang er von der kochend heißen Kühlerhaube. „Autsch!“, sagte er und hüpfte von einem Fuß auf den anderen, als seine Füße den heißen Sand berührten. „Verdammt, das ist heiß.“

King öffnete seine Arme. „Hier, lass mich helfen.“

„Danke, Mann. Zumindest durftest du Stiefel tragen.“

King sah auf seine Füße hinab. „Ja. Glück gehabt.“ King hatte mit seinen beinahe zwei Metern keine Schwierigkeiten damit, Josh in seine Arme zu heben und den ganzen Weg zum Studio-Van zu tragen, wo ihre Kleidung auf sie wartete. „Besser?“

„Viel“, sagte Josh. „Danke noch mal.“

King lächelte. „Guter Job da drüben übrigens.“

Josh sah erneut mit diesem Welpenblick zu ihm auf. „Danke. Es war eine Ehre, mit so einer Legende zu arbeiten.“

King runzelte die Stirn. „Hey! Legende lässt mich echt alt klingen. Und tot!“

„Nun, für mich bist du eine Legende“, sagte Josh. „Und vertrau mir, du bist nicht alt … oder tot. Wie hast du es so lange ausgehalten? Ich dachte, du würdest nie kommen.“

King lächelte. „Betriebsgeheimnis, mein junger Freund.“ King sagte dem Mann nicht, dass es Langeweile oder zumindest Desinteresse war, was seinen Orgasmus zurückhielt. Das wird er noch früh genug selbst herausfinden. „Wie viele dieser Drehs hast du eigentlich schon gehabt?“

„Mit diesem?“

King nickte.

„Zwei.“

„Zwei?“ King sah zum Regisseur hinüber.

Der Regisseur lächelte. „Hey! Er hat die höchsten Bewertungen für einen Neuling bekommen, also gib ihm eine Chance. Jeder muss irgendwo anfangen.“

King schüttelte den Kopf. Er musste zugeben, dass der Mann verdammt heiß und gut gebaut war, aber es war wirklich schwer, sich auf Sex mit jemandem einzulassen, wenn ein Regisseur jede einzelne Bewegung inszenierte. Aber er wurde hervorragend für den Dreh bezahlt und außerdem übernahm das Studio sämtliche Ausgaben für die Reise nach Las Vegas und zurück. Wenn sie also wollten, dass er den engen Arsch eines Neulings fickte, dann würde er das tun, ohne sich zu beschweren.

Sein Drehpartner schlüpfte in seine Shorts und verzog das Gesicht. „Mann, ich glaube, ich werde eine Woche lang nicht richtig laufen können.“

„Ich hoffe, das war es wert“, sagte King.

„Fuck, ja. So was von wert. Ernsthaft, wenn du jemals in der Stadt bist und einfach … ah, du weißt schon, etwas Spaß haben willst, melde dich bei mir.“

King wusste, dass die Wahrscheinlichkeit, dass das geschah, null war, aber er war dennoch höflich. „Werde ich machen.“ Er zog seine Unterwäsche an und wollte gerade nach seiner Jeans greifen, also sein Handy klingelte. Er zog sein privates Handy aus seiner Jeanstasche, sah drauf und schob es wieder hinein. Erwartungsvoll holte er sein anderes Telefon heraus, das er für seinen Escort-Service benutzte.

Am Morgen hatte er getwittert und auf seinen anderen Social Media Accounts gepostet, dass er für einen Dreh ein paar Tage in Las Vegas sein würde, falls jemand Interesse an seiner Gesellschaft hatte.

„Sorry. Da muss ich rangehen.“ Er entfernte sich vom Studio-Van und nahm das Gespräch entgegen.

„King Slater.“

„Hi. Ähm. Mein Name ist Paul und ich habe mich gefragt, ob du heute Abend Zeit hast.“

King lachte leise. „Möglicherweise bin ich verfügbar. Aber meine Zeit ist nicht kostenlos.“

„Oh richtig. Nicht, was ich meinte. Sorry, ich bin ein bisschen nervös“, sagte Paul.

„Tatsächlich“, fügte King hinzu, „ist meine Zeit nicht nur nicht kostenlos, sondern kostet fünfhundert die Stunde. Wenn du das Geld und Interesse an etwas Spaß hast, gibt es keinen Grund, nervös zu sein.“

„Äh … ja“, sagte der Anrufer. „Das habe ich auf deinem Profil gesehen. Und keine Sorge. Ich habe das Geld.“

„Ich mache mir keine Sorgen“, sagte King. „Du bezahlst im Voraus, indem du mir deine Kreditkarte gibst, bevor wir uns überhaupt treffen.“

„Nimmst du Bargeld?“, fragte der Mann.

„Wenn wir uns treffen, kann ich das tun“, erklärte King. „Aber für den Fall, dass du das Geld nicht wirklich hast, sichere ich mich damit ab und gebe die Karte wieder frei, sobald du bar bezahlt hast.“

„Okay. Das kann ich tun.“

„Also. Steht heute Abend?“

„Ja.“

„Okay. Warte einen Moment, während ich meine Kreditkartenapp öffne“, sagte King.

„Bereit, wenn du es bist.“

Paul gab ihm seine Zahlungsinformationen und King tippte sie in sein Handy.

„Okay. Das sind zwei Stunden für je fünfhundert. Wo treffe ich dich?“

„In meinem Hotel?“

„Sicher. Welches?“

„MGM Grand. Ich habe noch nicht eingecheckt, aber ich schicke meine Zimmernummer, sobald ich dort bin. Sagen wir Mitternacht?“

„Mitternacht“, sagte King. „Hey, stehst du auf irgendetwas Spezielles, das ich wissen sollte?“

„Nee“, sagte Paul. „Nur das Übliche.“

„Aktiv oder passiv?“, fragte King beiläufig. „Übrigens“, fügte er hinzu, „nehme ich mehr, wenn ich passiv sein soll.“

Sekunden vergingen, in denen am anderen Ende der Leitung Stille herrschte. King wollte gerade die Frage wiederholen, als Paul schließlich etwas sagte. „Ich werde passiv sein.“

„Perfekt. So wie ich es mag. Wir sehen uns um Mitternacht.“

1

BAY WHITMAN stand im Foyer seiner Suite im MGM Grand Las Vegas Hotel & Casino und blickte in den goldumrahmten Spiegel. Mit zitternden Händen richtete er ein letztes Mal seine Fliege und streifte seine maßgeschneiderte mitternachtsblaue Smokingjacke über. Er zog seine Umschlagmanschetten nach unten, sodass genau zweieinhalb Zentimeter weiß am Ende seiner dunklen Ärmel zu sehen war und nur eine Spur seiner Manschettenknöpfe aus schwarzem Onyx, der mit Diamant überzogen war, hervorlugten.

Adrenalin rauschte, wie vor jedem großen Pokerspiel, durch seine Adern. Er liebte dieses Gefühl. Glücksspiel war wie Kokain für ihn und im Moment pulsierte sein Blut so schnell, gleichmäßig und mächtig durch seine Adern, wie das Wasser der Niagara-Fälle über den Abgrund stürzte. In den ersten Jahren, als er nicht viel Einkommen zur Verfügung gehabt hatte, waren es Spielautomaten gewesen, die ihm Gänsehaut bereitet hatten, aber obwohl das Spiel sich geändert hatte und das Risiko jetzt viel höher war, war der Nervenkitzel unverändert geblieben. Glücksspiel war das einzige, was dafür sorgte, dass er sich lebendig fühlte. Und wie ein Drogenabhängiger sehnte er sich verzweifelt nach dem Hoch, das er fühlte, wenn er seinen Gegner niederstarrte und sich zu einem siegreichen Blatt bluffte.

Bay trat vom Spiegel zurück, atmete nervös ein, hielt die Luft an und schloss seine Augen. Er konzentrierte sich auf die Innenseite seiner Augenlider, bis seine Lungen zu explodieren drohten. Er atmete aus und die Luft zischte durch seine minimal geöffneten Lippen. Sozusagen ein Mantra, das ihm half, das Leben, das er sich unerwartet geschaffen hatte, zu meistern. Mit einer schwitzenden Braue und zitternden Händen kannst du nicht bluffen, mein Junge. Du musst ruhig und sicher sein. Immer!

Als Bay seine Augen öffnete, begann er endlich ein Zeichen seines ruhigen, selbstbewussten und gesammelten Alter Egos zu sehen. „Nicht schlecht für einen Nerd.“

Er lachte leise. Nerd? Das stimmte nur zum Teil. Ja, er war zweifellos ein Nerd, aber er war auch ein Mystery-Autor, der bereits eine ganze Reihe von New York Times Bestseller-Kriminalromanen geschrieben hatte.

Im Zuge seiner aktuellen Veröffentlichung hatte Bay mehrere persönliche Auftritte und Signierstunden in Las Vegas geplant, also hatte er entschieden, einen Tag früher in ein Flugzeug zu steigen, um sich ein wenig Spaß in seinem liebsten Revier zu gönnen.

Dieser kleine Ausflug war nicht grundlos, sondern eine Belohnung dafür, dass er eine sehr wichtige Deadline nicht nur eingehalten hatte, sondern er sogar vorher fertig geworden war. Am vergangenen Nachmittag, einen Tag vor dem Plan, hatte er Ende unter den zweiten Band einer Trilogie für seinen Verlag geschrieben, die von seiner liebsten Hauptperson handelte – den Playboy und Privatdetektiv Jack Robbins. Er hatte schnell gelernt, wie schwer es war, die Anforderungen einer Promotionstour zu erfüllen, während sein Kopf in einem unfertigen Roman steckte, weshalb er immer sein Bestes gegeben hatte, seine Deadline mit einem gewissen Abstand zu einem Veröffentlichungsdatum zu setzen, sodass er seinen Kopf frei hatte, wenn der Presserummel begann, der jedes neue Buch begleitete. Die Filmrechte der drei Romane waren bereits verkauft und das Studio plante Jack Robbins als Mischung zwischen Jason Bourne und einer amerikanischen Version von James Bond. Überhaupt kein Druck!

Ein Schauder lief Bays Wirbelsäule entlang, während er darüber nachdachte, was auf dem Spiel stand. Die große Leinwand. Jack Robbinswird auf die große Leinwand kommen. Ein Medium, das Bay vollkommen fremd war und eines, bei dem er sich nicht würde verstecken können. Sobald die Gedanken, die ihm du bist nicht gut genug sagten, versuchten in sein Bewusstsein zu kriechen, schob er sie gemeinsam mit allen anderen Gefühlen der Unzulänglichkeit von sich und konzentrierte sich auf etwas anderes. Genauer gesagt auf das besonders risikobehaftete Spiel, an dem er gleich teilnehmen würde. Eines mit ziemlich harten Gegnern. Bay wusste, dass er in guter Form sein musste.

Er sah ein letztes Mal in den Spiegel und konzentrierte sich auf seine Augen. Er seufzte erleichtert, als er keine Zeichen des sehr erfolgreichen, aber sonderlichen Autors sah, der jeden Tag von schrecklicher Unsicherheit und Selbstzweifeln geplagt wurde.

In seiner Vorstellung sah er nur Jack Robbins. Die Persönlichkeit, die seine bewundernden Fans von ihm kannten und die seine Gegner am Pokertisch einschüchterte. Ich bin bereit.

Er sah auf seine Uhr. Viertel vor fünf. Zeit zu gehen.Das Spiel beginnt um fünf und ich will nicht zu spät kommen.

Bay verließ seine Suite und ging den Gang entlang zum Aufzug. Bis die Tür sich öffnete, hatte Bay Whitman seine mentale Veränderung vom schüchternen Bücherwurm zu einem charmanten Playboy beendet. Er war gebildet, wortgewandt, charmant und auf jede mögliche Art unvollkommen perfekt geworden. Ein Mann von einem Mann, der den Stolz von Tom Cruise, James Bond und George Clooney auf einmal in sich vereinte. Bay Whitman war jetzt in jeder Hinsicht Jack Robbins.

Natürlich machte Bay sich nichts vor. Zum Beispiel hatte er nicht die geringste äußerliche Ähnlichkeit mit seinem Hauptcharakter. Jack war außergewöhnlich gut aussehend. Knapp zwei Meter große, sehr muskulöse 100 Kilogramm, haselnussfarbene Augen – das Grün erinnerte beinahe an Smaragde – ein ordentlich gestutzter Bart und mittelbraunes Haar mit einzelnen blonden Strähnen.

Aber in der Öffentlichkeit lieh Bay sich Jacks legendäre – Personalität. Und wieso auch nicht? Er hatte den Charakter geschaffen und er konnte sich hinter ihm verstecken, wenn er das wollte. Es war seine einzige Möglichkeit, die Welt außerhalb seines New Yorker Apartments zu überleben.

Die Aufzugtüren glitten auf und Bay trat hinein. Er schenkte den Personen im Fahrstuhl ein breites Lächeln, warf einen kaum merklichen längeren Blick auf eine attraktive Frau, die allein unterwegs zu sein schien und als er sich umdrehte, um nach vorne zu blicken, musterte er ihre Gesichtsausdrücke in dem glänzenden Spiegel an der Aufzugstür. Ein Mann stieß einer älteren Frau, vermutlich seiner Mutter, neben sich einen Ellbogen in die Seite und ein anderer flüsterte seiner Begleitung etwas zu, als er den berühmten Autor erkannte. Das war nichts, was Bays Ego sich einbildete. Tatsächlich hasste er es unglaublich, wenn er erkannt wurde. Er war nur fasziniert, dass die Leute wussten, wer er, der schüchterne, sonderliche Bay Whitman, war.

Sein Unwohlsein wuchs, als die anderen Personen im Aufzug ebenfalls erkannten, dass er berühmt war und endlich das Gesicht in den spiegelnden Wänden mit dem Portraitfoto seiner Autorenbio verbanden. Er konnte ihre Blicke spüren und ihre Freude, ihm – oder dem Mann, für den sie ihn hielten – zu begegnen, war unübersehbar.

Während der Aufzug seinen Abstieg begann, verglich Bay sich mit der Rolle, die er vorübergehend angenommen hatte. Wenn die Leute die Wahrheit kannten, würden sie den schüchternen, unsicheren und introvertierten Mann, der Bay Whitman wirklich war, ebenfalls bewundern? Der Einzelgänger, der sich wohler fühlte, wenn er allein in einem schwach beleuchteten Büro saß und seine Mystery-Romane schrieb, statt die Welt zu bereisen, um Interviews und Fernsehauftritte abzuleisten und im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit bei Signierstunden zu stehen.

Bay hatte den gut aussehenden, selbstbewussten und starken Jack Robbins erschaffen, weil der Mann so war, wie er es sich wünschte, ebenfalls sein zu können. Es war ein Ventil für ihn. Eine Möglichkeit … nun, mehr als er tatsächlich war zu sein. Aber als Bays erster Roman über Jack Robbins unerwartet großen Erfolg gehabt hatte, hatte er sich plötzlich im Auge der Öffentlichkeit wiedergefunden. Jacks Charakter war eine Notwendigkeit für Bays Überleben geworden. Die einzige Möglichkeit, mit seiner plötzlichen Berühmtheit und seiner Schüchternheit umzugehen. Eine Maske sozusagen oder … beinahe eine zweite Haut. Er hatte sich selbst davon überzeugt, dass es nicht anders war als ein Clown oder eine Drag Queen, die sich hinter einem Kostüm oder einem geschminkten Gesicht versteckten.

Bay musterte sein Spiegelbild in den Türen. Er war mehr als einmal als gut aussehend bezeichnet worden, aber er konnte es nicht nachvollziehen. Er sah nur den großen, dünnen und extrem unbeholfenen introvertierten Mann. Der Nerd mit den großen Ohren, der Hornbrille und dem widerspenstigen Haar, der jeden Tag von mobbenden Mitschülern nach Hause verfolgt wurde. Der Junge, der seiner Realität flüchtete, indem er Sherlock Holmes und Lew Archer las oder vor dem Fernseher saß und sich auf TV Land Wiederholungen von Ironside und Perry Manson ansah.

Aber an diesem Abend fühlte Bay seltsamerweise einen Schub des Selbstvertrauens und erlaubte sich selbst, wenn auch nur für einen Moment, zu sehen, was der Rest der Welt in ihm sah. Er musterte seinen beinahe zwei Meter großen, schlanken und muskulösen Körper und die kristallblauen Augen, die von farbigen Kontaktlinsen betont wurden. Das Licht der Halogenlampen wurde von einer Spur Silber an seinen Schläfen reflektiert und lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich. Sie schafften einen dramatischen Kontrast zu seinem pechschwarzen Haar, das hervorragend von LeDoux Kiesling, dem bei den Stars höchst beliebten Friseur, frisiert worden war. In Kombination mit seiner künstlich gebräunten Haut und dem umwerfenden Designer-Smoking, auf den sein Stylist bestanden hatte, machte es definitiv etwas her. Selbst wenn alles nur eine Fassade war.

Der Aufzug wurde langsamer und hielt an und Bay atmete erneut tief durch. Als er das Pling hörte und die Tür sich öffnete, war Bay Whitman bereit.

Er durchquerte das Casino und versuchte nicht auf die Köpfe, die sich nach ihm umdrehten, zu achten. Er hatte keinen Funken Eitelkeit in sich und diese ganze Aufmerksamkeit sorgte dafür, dass er sich schrecklich unwohl fühlte. Es war alles so unglaublich. Aber tief drin wusste er, dass nichts davon mit ihm zu tun hatte. Es war alles wegen des Mannes, für den sie ihn hielten. Man hatte ihm gesagt, dass seine Haltung Respekt forderte und dass die meisten Männer sein Selbstvertrauen bewunderten, während die meisten Frauen ihn dafür anschmachteten. Die Arroganz seiner Schritte war unverwechselbar. Aber dennoch, das war nicht er. Nichts davon war er.

Bay ging auf die Samtkordel zu, zeigte dem Sicherheitspersonal seinen Ausweis und wurde in einen privaten Raum begleitet, in dem drei Männer und ein Croupier warteten. Bays Herz raste, als er durch die Tür trat. Als erstes sah er einen extrem gut aussehenden Mann, der auf ihn zukam, um ihn zu begrüßen.

„Guten Abend, Mr. Whitman“, sagte der Mann. „Willkommen im MGM Grand. Mein Name ist Marco Tonucci und ich bin heute Abend Ihr Croupier. Es freut mich, dass Sie sich zu uns gesellen konnten.“

Bay zwinkerte und lächelte warm. „Ich würde es nicht verpassen wollen. Danke.“

Bay erkannte Rich Devlin und Zeke Cambridge, zwei Academy Award-Gewinner aus den berühmten Hawkings Boys Action-Filmen, die im echten Leben zufällig beste Freunde waren und im Moment in Vegas ihren nächsten Film drehten. Als Zeke und Rich ihn sahen, hörten sie auf zu sprechen, warfen ihm ein breites Lächeln zu und gingen ihm entgegen.

Zeke erreichte Bay als erstes und streckte seine Hand aus. „Ich bin Zeke Cambridge. Ich liebe Ihre Arbeiten, Bay. Jack Robbins ist großartig.“

Bay nahm die ausgestreckte Hand und erwiderte das Lächeln. „Danke für die freundlichen Worte. Ich bin ebenfalls ein großer Fan von Ihnen.“

Rick streckte ebenfalls seine Hand aus. „Werde ich etwa ignoriert? Und was ist an den Gerüchten dran, die ich gehört habe? Es soll einen Jack-Robbins-Film geben? Ich denke, Sie werden uns Konkurrenz machen, wenn es so weit ist.“

„Das bezweifle ich stark“, sagte Bay mit einem leisen Lachen, während er Richs Hand nahm und fest schüttelte. „Und fürs Protokoll, Ihre Arbeit liebe ich ebenfalls.“

Rich schlug ihm auf den Rücken.

Als der dritte Mann sein Telefonat beendete und herüberkam, dachte Bay, dass er ihm bekannt vorkam.

„Ich bin Paul Gilman“, sagte er und lächelte.

Bays Stimmung hob sich, als er erkannte, dass er recht gehabt hatte. „Der unvergleichbareprofessionelle Poker-Spieler?“

Paul lachte leise. „In Fleisch und Blut.“

„Sie sind hier eine Legende“, neckte Bay.

„Da wäre ich mir nicht so sicher“, antwortete Paul. „Aber ich bin ein großer Fan von Ihnen. Ich mag Jack, aber Ihre frühen Sachen liebe ich noch mehr.“

Bay hatte etwa ein halbes Dutzend Kriminalromane geschrieben und selbst veröffentlicht, bevor er seinen Durchbruch mit Jack Robbins gehabt hatte. Und natürlich waren sie vor den Robbins-Romanen erneut veröffentlicht worden und ebenfalls ziemlich beliebt.

„Danke“, sagte Bay. „Es ist gut zu wissen, dass jemand die Oldies mag.“

Bevor Paul antworten konnte, trat Zeke einen Schritt zurück und musterte Bay.

„Netter Smoking übrigens.“

Bay strich die Vorderseite glatt. „Dieses alte Ding?“

Zeke lächelte. „Hey! Jemand sollte diesem Mann einen Drink besorgen, damit wir loslegen können.“

Bay sah über seine Schultern. „Flanagan on the rocks, bitte.“

„Hugo Boss?”, fragte Zeke, der immer noch Bays Smoking bewunderte.

„Armani“, verbesserte Bay.

„Großartiger Geschmack bei Kleidung und Scotch“, fügte Rich hinzu. „Ein Mann ganz nach meinem Herzen.“

„Sollen wir?“, fragte der Croupier und deutete auf den Tisch.

Bay warf einen Blick auf die anderen drei Männer und nickte. „Ich bin soweit.“

Bay nahm am linken Ende des Tisches neben Rich Platz, auf dessen anderer Seite Zeke saß, während Paul sich am rechten Ende des Tisches niederließ.

Die Kellnerin stellte Bays Getränk vor ihm ab, lächelte, zwinkerte und verschwand dann schnell.

„Was darf es sein?“, fragte der Croupier.

Rich rieb seine Hände aneinander. „Wie wäre es mit Texas Hold’em?“

„Ich bin dabei“, sagte Zeke.

„Ich auch“, fügte Bay hinzu.

Paul nickte nur.

„Los geht’s, meine Herren.“

Der Croupier verteilte die Karten auf dem Tisch und jeder Mann nahm eine zufällige Karte, um sie umzudrehen. Rich hatte die höchste Karte, also schob der Croupier ihm den Dealer-Button zu. „Mr. Devlin wird in unserem ersten Spiel der Dealer sein. Und Mr. Whitman wird den Small Blind setzen und Mr. Gilman den Large Blind.“

Der Croupier nahm die Karten wieder auf, legte sie beiseite und zog einen weiteren Stapel aus dem Kartenschlitten. „Meine Herren, wir haben bereits festgelegt, dass der Small Blind bei zweittausendfünfhundert Dollar liegt und der Large Blind bei fünftausend Dollar. Viel Glück.“

Der Croupier verteilte den Preflop, was bedeutete, dass jeder Spieler zwei Karten bekam. Bay legte seine Hände über seine Hole Cards und hob kaum merklich seinen Blick. Er sah sich am Tisch um, während Rich, Zeke und Paul ihre Karten betrachteten. Keiner von ihnen zeigte eine merkliche Emotion, also hob er die Ecke seiner ersten Karte an und riskierte einen Blick. Nicht schlecht! Ein Pik-Ass.

Bay sah seine zweite Karte an und lächelte innerlich. Ja! Eine Pik-Zehn. Er musterte die anderen Spieler erneut und alle trugen noch immer denselben ausdruckslosen Gesichtsausdruck. Es hieß nicht umsonst Pokerface. Der Croupier sah Bay an, sagte jedoch nichts. Da er links von der Person mit dem Dealer-Button saß, war es seine Aufgabe, zu halten, zu erhöhen oder aus der ersten Runde auszusteigen.

„Ich erhöhe“, sagte er, was bedeutete, dass er das doppelte des Big Blinds bzw. zehntausend Dollar setzte. Er schob die angemessene Menge Chips in die Mitte des Tisches und lehnte sich zurück.

„Verdammt, Bay“, sagte Rich. „Gleich von Anfang an?“

Bay lächelte nur zuversichtlich.

Als nächstes war Paul an der Reihe. Er sah seine Karten erneut an. „Ich gehe mit.“ Er schob dieselbe Zahl an Chips zum Croupier und wandte sich an Zeke.

Zeke sah sich am Tisch um. „Ich gehe mit“, sagte er und setzte damit ebenfalls zehn Riesen.

„Mr. Devlin?“, fragte der Croupier.

Rich grinste. „Ebenfalls.“

Der Pot war jetzt vierzigtausend Dollar wert, Bays Herz flatterte wie wild und er konnte beinahe spüren, wie die Haare auf seinen Armen sich aufrichteten.

Bay sah zu, wie der Flop begann, indem er die Burn Card, also die oberste Karte des Stapels, verdeckt auf den Tisch legte. Dann verteilte er drei aufgedeckte Karten vor sich. Die erste war eine Pik-Neun, dann ein Herz-Ass und schließlich eine Pik-Sechs. Jetzt musste jeder Spieler die bestmögliche Hand aus den beiden Karten, die sie bereits hatten und den drei Karten des Flops bilden. Es war Zeit für die zweite Wettrunde.

Mit geübter Leichtigkeit hielt Bay seinen Gesichtsausdruck neutral. Die Chancen, dass er einen Flush bekam, standen gut, da er bereits zwei Pik-Karten auf der Hand hatte und zwei weitere im Spiel waren.

Der Croupier sah Bay an. Da noch keiner der vier Spieler ausgestiegen war, war es an ihm, zu erhöhen, erst einmal abzuwarten oder auszusteigen. „Ich erhöhe noch einmal“, sagte Bay zuversichtlich.

Rich kicherte nervös, während Zeke und Paul Bay ausdruckslos musterten und scheinbar eine Schwachstelle in seiner Rüstung suchten. Bay schob die Chips in die Mitte des Tisches und lehnte sich erneut in seinem Stuhl zurück.

Der Croupier wandte sich an Paul. „Sie sind dran, Mr. Gilman.“

Paul sah seine Karten erneut an und musterte den Flop. „Ich gehe mit.“

Bay lächelte, während Paul seine Chips dem Croupier hinschob.

„Mr. Cambridge?“, fragte der Croupier.

„Ich gehe ebenfalls mit.“

Bevor der Croupier fragen konnte, schlug Rich auf den Tisch. „Ich steige aus. Meine Karten sind scheiße.“

Dritte Wettrunde. Der Croupier legte die Burn Card erneut verdeckt auf den Tisch und eine weitere aufgedeckte Karte neben die anderen drei.

Verdammt! Herz-Zwei.

Aber Bay fühlte sich zuversichtlich. Und bisher lief es gut für ihn, also war es Zeit, seine Fähigkeiten im Bluffen zur Schau zu stellen. „Ich erhöhe.“

„Oh Mann“, sagte Rich. „Ich bin froh, dass ich rechtzeitig ausgestiegen bin.“

Paul und Zeke sahen Bay erneut an, sagten jedoch nichts.

Bay schob weitere zehntausend Dollar in Chips über den Tisch.

„Ich gehe mit“, sagte Paul und schob seine Chips hinüber.

„Ich auch“, sagte Zeke und folgte Pauls Beispiel.

Bay grinste in sich hinein. Ja. Komm schon, Glücksgöttin.

Es war Zeit für die letzte Runde und die River Card. Der Croupier legte erneut eine verdeckte Karte ab und dann eine offene Karte neben die anderen vier.

Pik-Sieben. Halleluja!

„Ich erhöhe“, sagte Bay und schob weitere zehntausend in Chips zum Croupier hinüber.

„Ich gehe mit“, sagte Paul und schob ebenso viele Chips über den Tisch.

„Fuck“, sagte Zeke. „Ich bin raus.“

Bay hob die Ecke seiner ersten Karte, begegnete Pauls Blick und drehte sie dann langsam um. Jetzt wurde es interessant. Während Paul zwischen Bays Karte und den Karten in der Mitte hin und hersah, war es sein Gesichtsausdruck oder das Fehlen davon, was Bays Aufmerksamkeit fesselte. Was hinter Pauls Augen geschah, erzählte die wahre Geschichte – und an diesem Abend enttäuschte Paul nicht. Sobald Paul Bays Karte sah und die Möglichkeiten seiner Hand erkannte, bemerkte Bay etwas Kleines in Pauls Augen. Und dieses einfache kleine Etwas sorgte dafür, dass Bays Arme von Gänsehaut überzogen wurden und sein Herzschlag sich beschleunigte.

Bay lächelte zuversichtlich, während er die zweite Karte umdrehte und seinen Blick noch immer auf Paul fixierte. Er wäre beinahe in seine Shorts gekommen, als er den genauen Moment erkannte, in dem Paul wusste, dass er erledigt war.

„Ein Flush“, sagte Bay.

Paul lächelte schwach. „Nette Hand.“ Er schob seine Karten zum Croupier, ohne sie überhaupt umzudrehen.

Ein Spieler, der ein Spiel verlor, war nicht gezwungen, seine Karten aufzudecken, aber Bay hätte gern gewusst, welche Hand er geschlagen hatte. Er würde sein Leben darauf verwetten, dass Paul drei einer Sorte oder sogar einen Flush gehabt hatte, aber Bays Flush enthielt ein Ass, was ausreichte, um zu gewinnen. So oder so war es egal. Bay hatte vierzigtausend Dollar erspielt.

„Verdammt, das war heftig“, sagte Zeke.

„Kein Scheiß“, stimmte Rich zu.

Der Croupier stapelte die Chips, schob sie über den Tisch und legte sie vor Bay.

Bay nahm einen Chip, der fünfhundert Dollar wert war, vom Stapel und warf ihn zum Croupier hinüber. „Danke.“

Der Croupier nickte und verteilte die nächsten Karten.

ES WAR kurz vor elf und sie spielten seit beinahe sechs Stunden. Rich und Zeke hatten sich vor einer Weile entschuldigt und Bay und Paul hatten sich auf eine letzte Runde geeinigt. Der Abend war größtenteils zu Bays Vorteil verlaufen und er hatte über eine halbe Million Dollar in Form von Chips vor sich liegen. Zu Paul war der Abend nicht so freundlich gewesen. Wenn Bay richtig gerechnet hatte, war der arme Mann so sehr in den Roten wie Bay in den Schwarzen und er hatte noch vier Tausend-Dollar-Chips übrig.

Bay und Paul waren in der letzten Wettrunde der Hand. Im Pot lagen achtzigtausend Dollar und Bay wusste, dass Pauls Hand beeindruckend sein musste, da er weiterhin wettete, obwohl seine Mittel so erschöpft waren. Aber Bay hatte ebenfalls eine beeindruckende Hand. Sehr beeindruckend.

Bay begegnete Pauls Blick, als der Croupier die Burn Card entfernte und sich darauf vorbereitete, die River Card umzudrehen und sie in die Mitte zu legen. Auf dem Tisch lagen bereits eine Kreuz-Sechs, eine Pik-Sieben, eine Kreuz-Zehn und eine Herz-Drei. Bay sah die Voraussetzungen für eine Straße und vermutete, dass Paul darauf hinarbeitete. Der Croupier drehte die Karte und legte sie auf den Tisch. Kreuz-Drei. Bay sah ein selbstsicheres Blitzen in Pauls Augen und vermutete, dass er die Straße geschafft hatte.

Dieses Mal war Paul an der Reihe, zu erhöhen, auszusteigen oder zu halten. Bay war sich sicher, dass Paul nicht aussteigen würde, da er so weit gekommen war, aber um zu erhöhen brauchte er fünftausend Dollar. Er hatte nur viertausend Dollar auf dem Tisch und wenn er nicht gerade Chips in seiner Tasche versteckt hatte, konnte er nur mitgehen.

„Ich erhöhe.“

Der Croupier sah Paul an. „Entschuldigen Sie, Mr. Gilman, aber Sie brauchen fünftausend Dollar, um zu erhöhen.“

Paul schob die vier Chips in die Mitte des Tisches und sah Bay an. „Ich habe in einer Stunde jemanden von einem Escort-Service gebucht, der einen Riesen wert ist. Akzeptieren Sie das als Ersatz für die letzten Tausend?“

Bay dachte eine Sekunde darüber nach. Er hatte keine Verwendung für bezahlten Sex. Er war ziemlich unerfahren in diesem Gebiet, aber was zur Hölle. Er war in Las Vegas – was in Vegas passiert, bleibt in Vegas. Richtig? Außerdem konnte er sich nicht erinnern, wann er zuletzt Sex gehabt hatte. Er bekam Angebote, natürlich, aber er hatte sie bis auf wenige Male alle abgelehnt, da er nie wusste, ob er sie bekam, weil er berühmt war, oder, noch schlimmer, wegen seiner Rolle als Jack Robbins. Eine Begegnung mit einer Person von einem Escort-Service sollte ziemlich eindeutig sein. Rein, raus, fertig.

„Sicher“, sagte Bay, bevor er sich zurückhalten konnte.

Da Paul keine Chips mehr hatte, gab es für Bay keinen Grund, erneut zu erhöhen, also ging er mit.

Paul drehte seine beiden Karten um. Eine war eine Kreuz-Neun und die andere eine Pik-Acht. „Straße“, sagte er lächelnd.

Bay lächelte zurück und drehte seine Karten um. „Vier Dreien.“

Das Blut wich aus Pauls Gesicht und einen Moment lang ließ er seinen Kopf hängen.

Als er ihn erneut hob, lächelte er. „Definitiv nicht meine Nacht“, sagte er und stand auf. „Aber hey. Man kann nicht immer gewinnen.“

Er bot Bay seine Hand an. Bay nahm sie entgegen und die beiden Männer schüttelten die Hände. „Es war mir ein Vergnügen, Paul. Ich hoffe, wir wiederholen das.“

„Gleichfalls“, sagte Paul. „Oh! Ich hätte es beinahe vergessen. Wie ist Ihre Zimmernummer?“

„Dreitausendeins“, sagte Bay. „Wieso?“

„Weil Ihr Besuch um Mitternacht zu Ihnen kommen wird.“

Bay wollte gerade protestieren, entschied sich dann jedoch dagegen. Er war noch immer nicht überzeugt, bedankte sich jedoch einfach.

Paul wandte sich ab und verließ den Spielraum ohne ein weiteres Wort.

„Können Sie die Gewinne mit mir überprüfen, Mr. Whitman, bevor ich den Kassierer rufe, damit Sie einen Scheck bekommen? Oder würden Sie eine Überweisung bevorzugen?“, fragte der Croupier.

„Selbstverständlich. Ein Scheck ist in Ordnung.“

BAY WAR gerade in seine Suite zurückgekehrt und hatte den größeren Scheck in sein Safe gelegt, als er ein Klopfen an der Tür hörte. Er ging durch das Foyer und blieb dann abrupt stehen. Scheiße! Die Escortdame. Er strich nervös seine Jacke glatt und öffnete dann die Tür. Als er die Person sah, die auf der anderen Seite stand, klappte sein Mund auf und ließ sich nicht wieder schließen. Er blinzelte zweimal, um sicherzugehen, dass er sich nichts einbildete. Das tat er nicht und er konnte sich weder bewegen noch sprechen.

2

WAS ZUR Hölle? Jack? Jack Robbins? Der Mann auf der anderen Seite der Tür war das Ebenbild des Charakters, den Bay geschaffen hatte. Er lehnte an der Wand auf der gegenüberliegenden Seite des Ganges, trug einen modischen dunklen Anzug, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und die Füße an den Knöcheln überkreuzt, während er strahlend lächelte. Das muss irgendein Witz sein. Jack ist nicht real.

Bay musterte den Mann ungläubig. Er war natürlich unglaublich gut aussehend. Und so wie Bay aufblicken musste, um dem Mann in die Augen zu sehen, war er definitiv so groß wie Jack. Nicht zu vergessen, dass er dasselbe Haar, dieselben Augen, denselben ordentlichen Bart und denselben muskulösen Körper hatte, den Bay beschrieben hatte. Und dieses Lächeln? Es war definitiv das durchtriebene erotische Lächeln, das Bay Jack auf den Leib geschrieben hatte, wann immer dieser eine neue Eroberung verführen wollte. Dieser Mann ist Jack Robbins. Warte! Eine neue Eroberung. Bin ich die Eroberung?

Bays Besucher räusperte sich, was Bay bis zu einem gewissen Grad in die Realität zurückholte. Er konnte nicht aufhören, zu starren, aber er versuchte, etwas zu sagen. „Wie … kann ich Ihnen helfen?“

„Verdammt, du bist heiß. Bitte sag mir, dass dein Name Paul ist?“

Paul? „Äh. Nein. Sorry“, sagte Bay.

Das Lächeln des Mannes verblasste. „Scheiße.“

Der Fremde sah auf sein Handy, dann auf die Nummer an der Tür und schüttelte dann mit einem angewiderten Gesichtsausdruck den Kopf. „Bitte entschuldige, Mann. Muss versetzt worden sein.“

Bay war kurz davor, die Tür zu schließen, als es ihn traf. Paul. Paul Gilman. Der Escort-Service. Oh Scheiße!

„Warten Sie!“, rief er. „Hatten Sie um Mitternacht einen Termin mit Paul?“

Der Mann hielt inne und sah fragend zurück. „Tatsächlich hatte ich das. Und wenn du nicht Paul bist … woher weißt du das?“

Noch immer schockiert darüber, dass er Jack Robbins lebend und atmend vor sich hatte, winkte Bay den Mann nervös zurück. „Weil ich Sie in einem Pokerspiel gewonnen habe.“

Ein Mundwinkel des Mannes verzog sich zu einem kleinen Lächeln und seine Augen funkelten schelmisch. Er trat ein paar Schritte zurück und lehnte sich dann wieder an die Wand. „Hast du? Das ist lustig. Ich wusste nicht, dass ich übertragbar bin.“

„Oh Himmel.“ Bay realisierte, was er gerade gesagt hatte. „Es tut mir so leid. Ich rede, als wären Sie ein Stück Fleisch oder so.“

Der Mann lachte und sein ganzes Gesicht hellte sich auf. „Zur Hölle, ich bin nicht beleidigt. Ich wurde schon mehr als einmal als Stück Fleisch bezeichnet.“

Bay wünschte sich auf einmal, dass er wieder in der Sicherheit seines New Yorker Apartments wäre und über Jack schrieb, statt im Gang eines Hotels in Las Vegas zu stehen und mit seinem Doppelgänger zu sprechen.

„Mit wem habe ich das Vergnügen meine nächsten beiden Stunden zu verbringen? Wenn ich fragen darf?“

„Oh sorry. Ich bin Bay.“ Bay streckte seine Hand aus.

„Bay?“

Bay nickte.

„Seltsam, aber nett.“

„Danke. Der Name hat Familientradition“, sagte Bay. „Hören Sie, Sie müssen nicht bleiben. Der Mann dachte, dass er ein gutes Blatt hat, aber ich habe erhöht und er hatte kein Geld mehr, also hat er Sie angeboten, um den Pot auszugleichen.“

Statt Bays Hand entgegenzunehmen, verschränkte der Mann wieder die Arme vor seiner Brust, lächelte und musterte Bay von oben bis unten. „Und sein Verlust ist definitiv mein Gewinn.“

Bay lächelte schwach und Wärme kroch sein Gesicht hinauf. „Ja. Nein … Ich meine –“ Er erkannte, dass der Mann mit ihm flirtete, so wie Jack es mit so vielen seiner Eroberungen tat. Das ist unheimlich.

Bay zog seine Hand zurück und der Mann trat einen Schritt auf ihn zu. „Ich bin King Slater.“

Er war jetzt so nah, dass Bay sein würziges Rasierwasser riechen konnte. „Schön, dich kennenzulernen, King.“ Ihre Blicke begegneten sich und King schien auf ein Zeichen des Erkennens zu warten. Aber sein Name sagte ihm nichts.

King schien amüsiert auf Bays Nervosität und Unwohlsein zu reagieren. „Ich lasse mich selbst hinein“, sagte er und lächelte Bay noch immer verführerisch an.

Bay sah überrascht zu, wie King direkt an ihm vorbeiging. Sogar Jacks Arroganz hatte er perfektioniert.