Jacobs Weg - Tom Diesbrock - E-Book

Jacobs Weg E-Book

Tom Diesbrock

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Beschreibung

Der Autor und Psychologe Tom Diesbrock erzählt hier eine sehr persönliche Geschichte: Auf einer Urlaubsreise lernt er im südindischen Varkala einen jungen Strandhund kennen. Erst als er zurück in Deutschland ist, entscheidet er sich, seinen neuen Freund zu sich nach Hamburg zu holen. Damit beginnt für beide ein langer Weg - eine Odyssee durch Behördendschungel, kulturelle Unterschiede und indische Kuriositäten. "Ein wunderbares Buch nicht nur für Hundefreunde, das man gar nicht mehr aus der Hand legen will." Partner Hund

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Tom Diesbrock ist Psychologe, Coach und Autor. Er lebt und arbeitet in Hamburg. Von ihm sind bisher u.a. erschienen:

Ein Vogel namens Schopenhauer - Roman (Piper Verlag 2024) Nimm den Zweifeln das Kommando (GU Verlag 2022) HERMANN! Vom klugen Umgang mit dem inneren Kritiker (Herder Verlag 2022)

Ihr Pferd ist tot? Steigen Sie ab! Wie Sie sich die innere Freiheit nehmen, beruflich umzusatteln (Campus Verlag 2014)

www.tomdiesbrock.de

Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur dritten Auflage

Westjütland - Oktober 2013

Varkala - Dezember 2012

Westjütland - Oktober 2013

Hamburg - Januar 2013

JUST DO IT!

Westjütland - Oktober 2013

Hamburg - Januar 2013

Varkala - Januar 2013

Westjütland - Oktober 2013

Cochin - Januar 2013

Westjütland - Oktober 2013

Cochin - Januar 2013

Westjütland - Oktober 2013

Hamburg - Februar 2013

Westjütland - Oktober 2013

April 2013 - Geburtstagsbesuch

April / Mai 2013

Westjütland - Oktober 2013

Mai 2013 - unterwegs

Westjütland - Oktober 2013

Ein ganz großes Dankeschön

Nach-Wort 2023

Vorwort zur dritten Auflage

Es war im Herbst 2013, Jacob lebte damals bereits ein halbes Jahr bei mir, als mir die Idee kam, unsere gemeinsame Geschichte aufzuschreiben. Nicht mit der Absicht, daraus ein Buch zu machen, sondern aus dem Bedürfnis, die vielen aufregenden, schönen und auch nicht so schönen Erinnerungen festzuhalten. Für mich selbst und für die Menschen, die sich für Jacobs langen Weg nach Hamburg interessieren.

Die Resonanz war unerwartet positiv, und ich wurde immer wieder gefragt, warum ich die Geschichte nicht veröffentliche. Das Buchschreiben ist mein Beruf, allerdings hatte ich bis dahin nur Sachbücher über psychologische Themen herausgebracht. Würde sich tatsächlich ein größeres Publikum für Jacob und mich interessieren? Ich war anfangs recht skeptisch.

2014 erschien Jacobs Weg, und die Reaktionen der Leser übertrafen alle Erwartungen. Noch nie hatte ich für ein Buch so positive, zustimmende und vor allem mitfühlende Rezensionen und Zuschriften bekommen! Und ich muss zugeben, dass, obwohl für einen Autor jeder seiner Titel wie ein Kind ist, dieses Kind mir ganz besonders am Herzen lag und liegt.

Neben Lesern, die sich einfach an unserer Geschichte erfreuten, wurde ich auch von Menschen kontaktiert, die in einer ähnlichen Situation waren wie ich damals: Sie hatten einen Hund in Indien (oder in einem anderen außereuropäischen Land) kennengelernt und wollten ihn nach Europa holen. Und genauso wie ich waren sie ratlos bis verzweifelt. Für mich eine wunderbare Gelegenheit, nicht nur mein mühsam recherchiertes Know-how weiterzugeben - sondern auch etwas von der Unterstützung und Ermutigung, die ich selbst erfahren habe.

Seitdem durfte ich an manchem Hundeschicksal teilhaben. Meistens nahm es einen guten Verlauf, und diese Wesen mit so erbärmlichen Startbedingungen leben heute gesund und glücklich bei ihren Menschen. Aber leider klappt es nicht immer, und dann wird mir wieder besonders bewusst, welches Glück Jacob und ich hatten.

Diese dritte Auflage von Jacobs Weg bringe ich nun neu heraus mit farbigen Fotos und einigen Ergänzungen. Ich hoffe, es gefällt Ihnen, und wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen.

Tom Diesbrock 2018

Nach einem heftigen Sturm geht ein Mann am Strand spazieren. Das Meer hat Tausende von Seesternen auf den Sand gespült. Da sieht er einen Jungen, der einen Seestern nach dem anderen aufsammelt und zurück ins Meer wirft. Er sagt zu ihm: »Es gibt im Meer doch Millionen von Seesternen, Tausende liegen hier am Strand, und du bist ganz allein. Es macht keinen Unterschied, ob du einige von ihnen zurückwirfst, du kannst ohnehin nicht alle retten.«

Da bückt sich der Junge erneut, hebt den nächsten Seestern hoch und sagt:

»Es macht einen Unterschied für diesen hier!«

(Unbekannter Verfasser)

Westjütland - Oktober 2013

Von überall aus dem kleinen Holzhaus kommen knackende und knarrende Geräusche, während der Nordseesturm mit Macht gegen Wände und Dach drückt. Regentropfen laufen hektisch über die Fensterscheiben und lassen den Blick auf die Dünen und die weite heidebewachsene Ebene davor verschwimmen. Dort draußen sind die Temperaturen schon spätherbstlich kühl, und ich bin froh, es hier vor dem Feuer warm und behaglich zu haben. Es duftet nach verbranntem Holz und nach Kaffee über den typischen Gerüchen von Salz, Strandhafer und lange unbewohntem Ferienhaus.

Eingerollt vor meinen Füßen auf einer Wolldecke unter dem Kaminofen liegt Jacob. Er döst mit halb offenen Augen vor sich hin, als würde er tagträumen. Nur ab und zu schaut er auf, wenn ein Geräusch das Getöse des Sturms kurz übertönen kann. Dann hebt er müde den Kopf, starrt eine Weile in die unwirkliche Welt vor unserem Haus, bis er sich überzeugt hat, dass keine Gefahr droht, und rollt sich wieder ein.

Wie gut, dass der Kühlschrank gut gefüllt ist und ich das Haus nicht verlassen muss. Soll der Sturm ruhig noch eine Weile weiter stürmen. Ich fühle mich wie auf einer Insel am Ende der Welt - in dieser Jahreszeit ist kaum ein Mensch in der Gegend. Wenn wir abends über die Dünen wandern, sehe ich nur gelegentlich Licht aus einem weit entfernten Haus scheinen. Es ist dann gut zu wissen, nicht ganz allein zu sein. Aber auch, dass die anderen Menschen uns nicht zu nah sind.

Fast jedes Jahr verbringe ich im Herbst einige Zeit an der dänischen Nordseeküste. Wenn die Sommertouristen schon lange abgereist und die Weihnachtsurlauber noch nicht da sind. Nirgendwo kann ich besser entspannen, wenn ein Jahr langsam seinem Ende entgegengeht und in mir die Sehnsucht nach Abstand und Ruhe erwacht. Besonders in diesem so turbulenten Jahr zog es mich hierher. Ich war gespannt, wie Jacob die Nordsee gefallen würde, denn er wurde am Meer geboren und verbrachte dort seine ersten Lebensmonate. Allerdings an einem sehr weit entfernten Meer.

Gerade rumpelt es draußen laut, und wir schrecken beide auf. Erst befürchte ich, dass sich etwas vom Dach gelöst hat. Aber es ist nur ein Liegestuhl, der vom Wind gegen eine Holzwand geschleudert wurde. Jacob widmet sich wieder seinen Träumen und ich mich dem Notebook auf meinem Schoß. Ich bin nämlich nicht nur hier, um zu faulenzen und mit Jacob am Strand spazieren zu gehen - ich habe mir auch Arbeit mitgebracht. Anfang des Jahres hatte ich mir vorgenommen, bis zum Herbst ein neues Buch fertig zu schreiben, ein ziemlich umfangreiches. Aber dann spürte ich bis zum Sommer herzlich wenig Lust und Energie für dieses Projekt und hatte - Jacob sei Dank - auch viel weniger Zeit als erwartet.

Also beschloss ich, mich für zwei Wochen zum Schreiben ans Meer zu verziehen. Ich mag solche Schreibklausuren weit weg von den vielen kleinen Störungen des Alltags sehr. Immer wieder an der Nordseeküste, aber auch gern im Süden auf einer kanarischen Insel oder in Jacobs Heimat Indien.

Jetzt gelingt es mir nur überhaupt nicht, mich auf mein Thema zu konzentrieren, das mir gerade ziemlich trocken erscheint. Bisher habe ich kaum etwas Vernünftiges zustande gebracht.

Kein Wunder, denn anstatt auf den Bildschirm zu schauen, wandert meine Aufmerksamkeit immer und immer wieder zu meinem Hund. Es wird mir nicht langweilig, ihn zu beobachten, und sei es beim Schlafen, wenn er im Traum zuckt, schmatzt oder manchmal kurz jault. Wo mag er in seinen Gedanken dann sein? Tobt er mit seinen Kumpels über den tropischen Strand von Varkala, seinem früheren Zuhause? Liegt er angekettet und gelangweilt unter dem Wellblechdach seiner »Hundepension«, wo er einige Monate verbringen musste? Oder handeln seine Träume schon von seiner neuen Heimat Hamburg und dem Elbstrand?

Für mich ist es immer noch ein Wunder, dass dieser kleine Kerl jetzt hier bei mir ist. Denn hinter uns beiden liegt ein sehr langer Weg mit vielen Problemen, Sorgen und Zweifeln - und einem sehr guten Ende. Die Idee, die Geschichte unseres Weges aufzuschreiben, verfolgt mich schon eine Weile. Bisher habe ich sie nur immer wieder beiseite geschoben, gab es doch vermeintlich Wichtigeres zu tun. Aber eben bin ich, ohne wirklich darüber nachzudenken, einem Impuls gefolgt und habe auf meinem Computer eine neue Datei angelegt und sie Jacobs Weg genannt. Sofort meldete sich eine mahnende Stimme in meinem Kopf. Das kann ich nicht machen, das ist unvernünftig. Erst mal das Sachbuch abschließen. Danach hab ich ja genug Zeit für anderen Kram…

Es mag unvernünftig sein, aber ich möchte im Moment so viel lieber Jacobs und meine Geschichte erzählen.

Bisher habe ich Bücher geschrieben, weil ich Menschen etwas Nützliches vermitteln wollte. Das macht mir auch großen Spaß. Aber jetzt drängt es mich zum ersten Mal, etwas Persönliches aus meinem eigenen Leben aufzuschreiben. Nicht als Psycho-Experte.

Natürlich habe ich Jacobs Geschichte schon oft erzählt. Meine Familie und Freunde haben sie ja sehr genau mitverfolgt. Ein halbes Jahr sprach ich wohl über kaum etwas anderes. Niemand fragte mich in dieser Zeit, wie es mir ginge, sondern nur noch: »Was macht Jacob?«

Und auch heute, wenn ich mich mit anderen Hundemenschen beim Gassigehen unterhalte, geht es oft darum, woher unsere Hunde stammen. »Spanien, Italien, Osteuropa, … Indien, ach wirklich?«

Dann gebe ich meistens nur die Kurzversion zum Besten. Aber noch nie habe ich diese Geschichte mit all ihren Details erzählt - und wie ich die wohl schwierigste Entscheidung meines Leben traf.

Alles begann mit einem ganz normalen Urlaub an einem Ort, den ich gut kannte…