Jadwiga und Georg zwischen Traum und Wirklichkeit - die Landshuter Hochzeiter von 1475 - Helena Schiller-Roes - E-Book

Jadwiga und Georg zwischen Traum und Wirklichkeit - die Landshuter Hochzeiter von 1475 E-Book

Helena Schiller-Roes

4,8

Beschreibung

Die historisch-biografische Erzählung beruht auf einer wahren Begebenheit: der arrangierten Ehe der polnischen Königstochter Jadwiga mit dem künftigen bayerischen Herzog Georg. Das Buch schildert die Gefühls- und Gedankenwelt Jadwigas und Georgs im Vorfeld des erstmaligen Zusammentreffens am Tag der Hochzeit. Jadwiga plagen auf der zwei Monate dauernden, strapaziösen Reise von Krakau nach Landshut immer wieder Zweifel und Ängste vor der ungewissen Zukunft, während Georg sich den aufwändigen Vorbereitungen der Hochzeit widmet. Als eines der größten historischen Feste Europas lebt die Landshuter Hochzeit heutzutage mit Tausenden von Mitwirkenden und Gästen aus aller Welt alle vier Jahre wieder auf. Ein Anhang erläutert Jadwigas Reiseroute, nennt verwendete Quellen, gibt Kurzbeschreibungen der Figuren und erklärt historische Begriffe in einem Wörterverzeichnis. Sechzehn Aquarelle von Anna Link illustrieren Szenen der Erzählung. https://www.facebook.com/jadwigageorg/ https://www.facebook.com/pg/jadwigageorg/about/ [email protected]

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 73

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,8 (18 Bewertungen)
15
3
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Aquarelle – Übersicht © Anna Link

Inhalt

Übersicht – Aquarelle

Vorwort

Jadwiga und Georg zwischen Traum und Wirklichkeit – die Landshuter Hochzeiter von 1475

Epilog

Personenverzeichnis

Jadwigas Reiseroute

Worterklärungen

Quellenverzeichnis

Verzeichnis der Aquarelle

Annas Nachwort

Vorwort

Die historisch-biografische Erzählung „Jadwiga und Georg zwischen Traum und Wirklichkeit – die Landshuter Hochzeiter von 1475“ beruht auf einer wahren Geschichte: der Vermählung des künftigen bayerischen Herzogs Georg mit der polnischen Königstochter Jadwiga. Mit einer Dauer von acht Tagen und einer beeindruckenden Gästeliste, auf der sogar Kaiser Friedrich III. zu finden war, ging das Fest als die größte Hochzeit des Mittelalters in die Geschichte ein. Die Pracht dieser Hochzeit sollte das wittelsbachische Teilherzogtum Bayern-Landshut in seiner Blütezeit zum Ausdruck bringen. Die „Vereinigung des christlichen Abendlands“ sollte gebührend gefeiert werden, galt sie doch als Symbol für den Machterhalt des regierenden Landshuter Herzogs Ludwig der Reiche. Vorwort

Die Erzählung beschreibt jedoch nicht nur das Hochzeitsfest, sondern vielmehr die geografisch-emotionale Annäherung von Braut und Bräutigam. Es ist überliefert, dass sich das Brautpaar am Tag seiner Hochzeit zum ersten Mal begegnete. Jadwiga musste dazu eine etwa zwei Monate dauernde, strapaziöse Reise von Krakau nach Bayern auf sich nehmen. Das vorliegende Buch knüpft an die historischen Tatsachen an und schildert die Gefühls- und Gedankenwelt Jadwigas und Georgs im Vorfeld ihres ersten Zusammentreffens.

Jadwigas Gefühle finden einerseits Ausdruck im kindlichrebellischen Verhalten einer Sechzehnjährigen, die sich der vom Vater arrangierten Ehe zu widersetzen sucht, andererseits spiegelt sich in ihnen das Pflichtgefühl einer tugendhaften Königstochter.

Georg ist im Gegensatz zu Jadwiga voller Vorfreude auf seine Braut und widmet sich den aufwändigen Vorbereitungen seiner Hochzeit.

Die Erzählung schildert das Seelenleben des Brautpaars abwechselnd aus der Ich-Perspektive Jadwigas und Georgs, denn Braut und Bräutigam stehen zwischen „Traum und Wirklichkeit“, die Grenzen zwischen Tagträumerei und tatsächlich Erlebtem verschwimmen.

Ursprünglich als Jugendbuch konzipiert, stellte sich bald heraus, dass die Erzählung auch für Erwachsene interessant ist. Weibliche Leser werden die Gefühle Jadwigas nachempfinden können, männliche Leser werden das Leben Georgs als Bräutigam, künftiger Herzog und als Turnierkämpfer mit Neugier verfolgen. Vor allem aber möchte ich die Leser/-innen mit der historischen Welt des Mittelalters vertraut machen und ihnen die problematischen, aber auch spannenden Seiten des Lebens in dieser Zeit nahebringen.

Dass das Thema „Zwangsverheiratung“ aktuell ist, ist nicht nur der medialen Berichterstattung zu entnehmen. Täglich werden weltweit mehr als 40 000 Mädchen unter 18 Jahren gegen ihren Willen mit ihnen völlig fremden Männern verheiratet. Junge Menschen dahingehend zu sensibilisieren, ist mir ein großes Anliegen.

Der wahre geschichtliche Kern bleibt in der Erzählung erhalten. Zur Veranschaulichung des Geschehens habe ich fiktive Elemente ergänzt. So entspringt die Gefühls- und Gedankenwelt des Brautpaars meiner eigenen Fantasie. Zudem sind einige Personen, die Falkenjagd, die Räuberszene und die Übernachtung in einem verlassenen Haus im Wald frei erfunden. Auch habe ich einige historische Bezeichnungen in abgewandelter Form wiedergegeben sowie baugeschichtliche Hintergründe vereinfacht.

Ein Anhang erweitert das Buch um zusätzliche Details: Epilog, historische und erfundene Figuren, Jadwigas Reiseroute, Worterklärungen, Verzeichnis der Aquarelle sowie Anna Links Nachwort. Hinzu kommen die Angaben der am häufigsten verwendeten Quellen. Um der Erzählung größtmögliche Authentizität zu verleihen, habe ich mich auch von mittelalterlichen Originaltexten wie z. B. dem „Nibelungenlied“ oder „Kudrun“ inspirieren lassen, die mich als Mediävistin sehr faszinieren.

Inspiriert für das Niederschreiben dieser Erzählung hat mich auch meine Jugendzeit. Als Schülerin des „Landshuter Gymnasiums der Schulstiftung Seligenthal“ haben meine Klassenkameraden und ich anlässlich eines bundesweiten Fremdsprachenwettbewerbs eine englischsprachige Zeitung zur „Landshuter Hochzeit“ verfasst und damit den ersten Preis gewonnen. Aus diesem Grund wurden wir vom Verein „Die Förderer e. V.“ auf die Ehrentribüne der nächtlichen Ritterspiele geladen, was mich damals sehr beeindruckte.

Zudem bot meine eigene Hochzeit im Oktober 2016 Anlass, mich mit dem Thema „Heiraten“ näher zu befassen. Ebenso wie Jadwiga fühlte ich mich auf einer Reise in eine noch unbekannte Zukunft. Parallel zu meinen eigenen Hochzeitsvorbereitungen entstand dieses Buch.

Zu guter Letzt möchte ich allen Leser/-innen einen Besuch in der Stadt Landshut ans Herz legen, denn diese Stadt hat nichts von ihrem mittelalterlichen Charme eingebüßt. Als eines der größten historischen Feste Europas lebt die „Landshuter Hochzeit“ durch den Verein „Die Förderer e. V.“ mit tausenden Mitwirkenden und Gästen aus aller Welt alle vier Jahre wieder auf!

Dank

Ganz herzlich möchte ich mich bei meiner Tante Anna Link für die wunderschönen Aquarelle bedanken, die sie diesem Buch beigesteuert hat. Meinem Onkel Manfred Link danke ich ebenso herzlich für die Übernahme der Typografie, der technisch-organisatorischen Herstellung des Buches sowie seine wertvollen Hinweise. Annika Hueppi bin ich sehr dankbar für Ihre Bereitschaft, dieses Buch zu lektorieren. Ebenso danke ich Herrn Dr. Rainer Ostermann für Satz- und Korrekturarbeiten sowie die Bildbearbeitung.

Auch meinen Eltern möchte ich Dank aussprechen für die zahlreichen inhaltlichen Anregungen und so vieles andere Wertvolle im Leben, das sie mir mit auf den Weg gegeben haben, unter anderem die Freude an der Literatur. Zu guter Letzt gilt mein besonderer Dank meinem Ehemann Dion Roes, der mich während der gesamten Phase der Entstehung des Buches liebevoll unterstützt hat.

Jadwiga und Georg zwischen Traum und Wirklichkeit – die Landshuter Hochzeiter von 1475

Jadwiga

Die Reise ging weiter und wir kamen unserem Ziel Landshut immer näher. Links und rechts des Wagens sah ich bunte Laubwälder, die Umrisse der Bäume verschwammen vor meinen Augen. Das laute Krähen eines Vogels ließ mich schaudern und meine Unsicherheit wuchs. Während unserer zweimonatigen Reise in Richtung Bayern war es Spätherbst geworden. Die Luft war deutlich abgekühlt, Nebelschwaden zogen durch die Auen. Die Isar, der Fluss, an dem wir nun entlangfuhren, war von wilden Strudeln durchsetzt. Herabhängende Äste der Bäume am Ufer verdeckten zeitweise meine Sicht auf das grünliche Wasser. Das Rauschen des Flusses sprach wie eine ferne Stimme zu mir: „Kehre um, kehre um!“ Doch dafür war es nun zu spät. Voller Wehmut dachte ich an meine Mutter und an meine Heimat, die mir unendlich fern erschienen. Warum hatte ich mich bloß auf diese Reise in eine neue Zukunft als Braut des Herzogs von Niederbayern eingelassen? Ich dachte an die Vergangenheit und daran, wie alles gekommen war.

An einem Abend vor zwei Jahren hatte mir mein Vater, König Kasimir IV. von Polen, eröffnet, dass er mich mit Herzog Georg von Bayern verheiraten wird. Damals war ich sechzehn Jahre alt.

„Vater, ich kann diesen Mann nicht heiraten!“, rief ich verzweifelt. Flehend sah ich ihn an.

Mein Vater stützte das Kinn in seine Hand und atmete schwer. Sein Hermelinmantel reichte ihm bis zu den Fußknöcheln, ein mit roten Rubinen besetzter Gürtel bedeckte seinen beachtlichen Bauch. „So sehr du mich auch darum bittest, Jadwiga, meine Entscheidung steht fest!“ Er wandte seinen Blick von mir ab.

Ich starrte ihn an und dachte, dass ich bald in Gefangenschaft leben würde – genau wie die Raubvögel auf der Burg meines Vaters. Eingesperrt – und noch dazu verheiratet mit einem Mann, von dem ich gerade einmal den Namen kannte. Ein Husten meines Vaters riss mich aus meinen düsteren Gedanken.

„Jadwiga, du weißt, dass ich keine andere Wahl habe. Ich muss dich mit Georg von Niederbayern verheiraten. Zwischen den Christen und den Osmanen im Fernen Osten herrscht Krieg. Diese eheliche Verbindung ist der einzige Weg für Polen und Niederbayern, sich im Kampf gegen das Osmanische Reich zu verbünden!“ Er sprach mit fester Stimme und sah mich durchdringend an.

Ich merkte, dass alles Bitten vergeblich war. Meiner Mutter und mir hatte mein Vater oft von seiner Sorge erzählt, die Osmanen könnten mit ihren Reiterscharen in Polen einfallen, ähnlich wie die Hunnen in das Land der Burgunden. Die Macht der Osmanen war in den letzten Jahren beständig gewachsen und nun drohte sie, zu einer ernsthaften Gefahr für die Christen zu werden. Mein Vater war nicht nur König von Polen, sondern auch Großfürst von Litauen, sein Reich erstreckte sich bis zur Krim.

Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ich sollte zum Schutzwall im Kampf gegen die Osmanen werden! Tiefer Groll und brennende Wut stiegen in mir auf. Was wäre, wenn ich in Bayern todunglücklich sein würde? „Vater, das kannst du mir nicht antun!“, brach es aus mir heraus. Tränen bahnten sich den Weg und ich rannte schluchzend in