Je stiller ich sitze - Catherine Strefford - E-Book

Je stiller ich sitze E-Book

Catherine Strefford

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Beschreibung

Fünf Kurzgeschichten – melancholisch schwer.

Die Erinnerung an jemand verlorenen, der Verlust eines geliebten Haustiers, von der Vergangenheit eingeholt, Angst vor der Gegenwart, Angst vor der Zukunft.

Fünf kurze Erzählungen die eines gemein haben: die Schwermütigkeit des Lebens.

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CATHERINE STREFFORD

JE STILLER ICH SITZE

KURZGESCHICHTEN

© 2021 Catherine Strefford

c/o Podologische Praxis Pliez, Talcenter

Oberweißbacher Straße 7, 12687 Berlin, Deutschland

1. Auflage

Cover und Buchsatz: Catherine Strefford, www.catherine-strefford.de

Lektorat: Thomas Podhostnik (i. A. Textmanufaktur)

Korrektorat: Claus R. Kullak, www.prepon.de

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ohne schriftliche Zustimmung ist unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Durch die linke Wand drückt sich eine Trompete. Oder ist es eine Posaune? Durch die rechte Wand brüllt sich ein Baby. Quäkige Tonleitern gegen wimmerndes Geschrei. Laut, trotz des Betonpuffers. Vor dem Fenster das Rauschen der Hauptstraße. Wenn man die Augen schließt, fast so entspannend wie das Meer. Leider nicht so schön.

Ich sitze vor der Wand, aus der keine Geräusche kommen. Keine Trompeten oder Posaunen, kein Babygebrüll und kein Autorauschen. Die stille Wand.

Genau in der Mitte auf dem Boden. So kann ich die Baumwipfel durchs Fenster sehen – und ein Stück vom Himmel. Den Rücken durchgedrückt, an die Wand gepresst. So gerade wie möglich. Die Beine ausgestreckt. Verschiedene Socken an den Füßen. Die eine blau-weiß-gestreift, die andere grün mit roten und orangen Punkten.

Ihre Stimme schleicht durch meinen Kopf. Flüstert vorsichtig. Versucht, die Trompete und das Baby zu übertönen. Traut sich nicht recht. Schafft es nicht ganz.

Ich bewege mich nicht.

Je stiller ich sitze, desto besser kann ich sie hören. Hören, was sie gesagt hat. Hören, was sie sagen würde.

Die Trompete jault auf. Unterbricht mich. Driftet dann wieder ab in das monotone Auf und Ab der Tonleitern.

Ich lasse meine Hände vom Schoß sinken. Die rechte Hand liegt nun auf dem Tagebuch. Weiches Leinen. Fast wie Haut.

Sie flüstert und flüstert. Viel zu leise. Wird immer leiser. Jeden Tag.

Ich halte den Atem an. Die einzige Geräuschquelle, die ich eliminieren kann. Es hilft nicht.

Ich verliere sie. Kann sie nicht verstehen. Schlage das Tagebuch auf. Hoffe, dass ihre Stimme wieder kräftiger wird. Ihre Schrift ist geschwungen und kraftvoll. Wogend wie Wellen eines Dorfbachs. Wie Wolken.

Ich starre die Buchstaben an. Stechend wie ein Kaktus. Schmerzhaft, bis man den Stachel entfernt.

Aber ich finde ihn einfach nicht.

Ich lese ihre Worte. Sie hallen in meinem Kopf wider. Mit meiner Stimme. Klingen falsch. Bringen ihre Stimme gänzlich zum Schweigen.

Ich drehe das Tagebuch auf sein Gesicht. Besser.

Ihr Flüstern wieder lauter.

Ein Motorrad brüllt vor dem Fenster vorbei.

Es ist hoffnungslos. Ich lege das Buch auf meinen Schoß. Meine Hand auf dem Leinenstoff wie auf ihrer Hand. Meine Augen geschlossen. So ist es leichter. Kein Buch, sondern ein Handrücken.

Im Haus knallt eine Tür. Dieses Haus voller Geräusche, die sie still werden lassen.

Trompetenquäken.

Babyjaulen.

---ENDE DER LESEPROBE---