Jerry Cotton 2848 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 2848 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

In New York gingen kurz hintereinander zwei Bomben hoch. Die eine im Kriminalgericht, die andere im Gebäude der Staatsanwaltschaft Manhattan Süd. Sofort kam der Verdacht auf einen terroristischen Anschlag auf, doch der erledigte sich schnell. Wir vom FBI standen mit leeren Händen da. Es dauerte lange, bis Phil und ich auf eine Spur stießen und die führte in die Vergangenheit ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Nicht wert ein Cop zu sein

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Film: »Murder of Crows«/ddp images

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-8387-1487-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Nicht wert ein Cop zu sein

»Greene, Greene! Es war Greene, der den Deal damals eingefädelt hat!«, stieß Damon Morris gehetzt und mit einem heulenden Unterton hervor. Sein Gesicht hatte sich in eine Maske aus Verzweiflung und Angst verwandelt.

»Ich sag ja alles … Sie können das verdammte Ding unter mir wegnehmen. Bitte!«, flehte er sein Gegenüber an. »Ich sag Ihnen alles, was Sie wissen wollen!«

Es waren weniger der mit einer Skimaske verhüllte Mann und die kleine Videokamera in seiner Hand, die Morris diese Furcht einjagten. Die größte Angst empfand er vor dem, was er nicht sah. Nicht sehen konnte, weil er nur noch den Kopf bewegen konnte.

Es lag genau unter ihm, unter der Sitzfläche, und war ein Klumpen aus einer grauen, plastilinen Masse, in der zwei Kabelkontakte steckten. Deren andere Enden führten in ein mit Kabelbinder daran befestigtes kleines, schwarzes Kästchen, in dem sich der Zünder befand. Es bedurfte nur noch eines winzigen Impulses, um den Plastiksprengstoff zur Explosion zu bringen. Und dieser Impuls würde von der Hand des Vermummten ausgelöst werden.

»Warum?«, fragte der Fremde mit ruhiger, gelassener Stimme. »Was hatte Greene davon?«

»Ich weiß es nicht, Mann«, beteuerte Morris. »Hat mich auch nicht interessiert.«

Die Hand mit dem Fernauslöser bewegte sich um eine Nuance auf die Bombe unter ihm zu.

»Das ist die Wahrheit! Wirklich! – Sie hätten mich damals wegen Körperverletzung drangekriegt. Das war mein drittes Mal. Ich wäre für zwanzig Jahre in den Bau gewandert. Da habe ich nicht lange gefragt. Das ist alles. Mehr weiß ich nicht. Jetzt nehmen Sie bitte, bitte dieses Scheißding unter mir weg.«

Der Vermummte zeigte keine Reaktion, hielt unverwandt die Kamera vors Gesicht. »Und es war so, wie ich es beschrieben habe?«

»Ja, ja. Genau so. Meine Aussage war erstunken und erlogen. In Wahrheit habe ich diesen Typen erst vor Gericht das erste Mal leibhaftig zu Gesicht bekommen.«

»Siehst du. Geht doch, du Ratte.« Der Vermummte ließ die Kamera sinken, legte sie auf den Boden und steckte die Fernbedienung in die Gesäßtasche.

Morris schnaufte erleichtert durch, was aber verfrüht war. Der Fremde trat an ihn heran, hob die Rolle mit dem Klebeband auf, trennte mittels eines Taschenmessers einen Streifen ab und ließ die Rolle wieder achtlos zu Boden fallen.

»Was soll das jetzt? Ich …« Der Rest von Morris’ Worten ging durch den Haftstreifen, der grob über seinen Mund geklebt wurde, in ein unverständliches Gebrabbel über.

Der Vermummte holte die Fernbedienung wieder hervor, hob den Daumen über den in das Gehäuse eingelassenen Knopf und senkte ihn langsam.

Der schmierige Dealer begann entsetzt zu kreischen, was aber lediglich als Winseln durch den Knebel drang. Er kreischte auch noch, als der Daumen den Knopf betätigt hatte, und benötigte dann noch einen Moment, um zu realisieren, dass daraufhin nichts geschehen war. Was er nicht sehen konnte, war, dass unter ihm die roten Digitalziffern einer Zeitschaltuhr angefangen hatten, von 03:30 an rückwärts zu zählen.

Der Fremde sammelte seine Utensilien zusammen, Klebeband und Kamera, und verließ mit zügigen Schritten das heruntergekommene Apartment.

Zwei Minuten später hatte er das abbruchreife Haus durch den Hintereingang verlassen und über einen vermüllten Hinterhof ungesehen die Rhinelander Avenue erreicht. Als er in einen alten schwarzen Ford Taurus Kombi eingestiegen war, zerplatzten zweihundert Yards hinter ihm zwei Fensterscheiben in der vierten Etage des Eckhauses an der Wallace Avenue. Dem Sprühregen aus Scherben folgte unmittelbar ein aufblühender, für einen Moment die Dunkelheit erhellender Flammenpilz. Ungerührt startete der Mann den Motor und fuhr los.

***

Der Bereitschaftsdienst hatte Phil und mir wieder mal eine kurze Nacht beschert. Immerhin hatten wir das vorangegangene lange Wochenende genießen können. Noch schöner wäre es gewesen, wenn wir den folgenden Feiertag, den Memorial Day, auch noch hätten anhängen können. Doch war uns das dank der beiden Explosionen in Lower Manhattan nicht gegönnt. Da der nicht unbegründete Verdacht nahelag, dass die Anschläge einen terroristischen Hintergrund besaßen, war von der Polizei sofort das FBI alarmiert worden. Und dessen Zentrale im Federal Building hatte nichts Eiligeres zu tun gehabt, als Phil und mich aus den Betten zu holen.

Viel war dem Tatort im Kriminalgericht nicht zu entnehmen – noch nicht. Lediglich dass ein Sprengsatz hochgegangen war, der sich im Männerwaschraum im Bereich der Empfangshalle befunden hatte. Was im Übrigen auch auf das Gebäude der Staatsanwaltschaft zutraf. Dies wussten wir ebenfalls schon. Zudem sagten uns der Augenschein und die vom zweiten Ort des Geschehens eingegangenen Informationen, dass die Bomben offenbar absichtlich so dimensioniert gewesen waren, dass sie keine wirklich großen Verwüstungen angerichtet hatten. Und noch etwas war auf Anhieb klar: Der Zeitpunkt der Explosionen war so gewählt worden, dass keine Menschen hatten zu Schaden kommen können.

Das Weitere musste sich aus den Untersuchungen der in Kompaniestärke angerückten Kriminaltechniker der SRD ergeben. In minuziöser Kleinarbeit und mit der Hilfe von sowohl elektronischen Schnüfflern als auch Dampfspürgeräten versuchten sie der Beschaffenheit der Bombe auf den Grund zu gehen. Doch ihre Hauptarbeit würde erst nach Abschluss der Tatortermittlungen beginnen – im Labor.

»Was denkst du?«, fragte mich Phil im Wagen. Wir fuhren das kurze Stück hinüber zur St. Andrews Plaza, um uns auch dort einen Eindruck zu verschaffen. »Wie auch immer geartete Terroristen? Selbstgemischter Wald- und Wiesensprengstoff, auf den die Detektoren in den Lobbys nicht angesprochen haben?«

»Bei beidem bin ich mir noch nicht so sicher«, antwortete ich, während ich den Jaguar bei Grün von der Worth Street nach rechts auf den nächtlich schwach frequentierten Broadway lenkte. Wohl wissend, was sich vor dem Gerichtsgebäude abspielte, hatte ich ihn in der Nebenstraße abseits des Trubels in einer Parklücke abgestellt, welche die zahlreichen, teils noch vor uns erschienenen Pressevertreter freigelassen hatten. »Ist noch was früh für eine Meinungsbildung. Fest steht aber: So einfach wird es nicht gewesen sein, die Sprengsätze in die gesicherten Gebäude zu schmuggeln und dort zu deponieren. Wer das hinkriegt, braucht für mich auch nicht auf Unkrautvernichtungsmittel oder Haushaltsreiniger als Sprengmittel zurückzugreifen. Auch wenn die Explosionen nur einigen überschaubaren Sachschaden verursacht haben, wäre von solchem Zeug schon eine größere Menge notwendig. Ein Gebäude ist kein Flugzeug. Nein, die Anschläge tragen eine andere Handschrift. Aber offensichtlich die gleiche.«

»Wohl wahr. Ich schätze ebenfalls, dass der- oder diejenigen professioneller vorgegangen sind. Will heißen, sie verwendeten vermutlich richtigen, modernen Sprengstoff, von dem sie auch eine größere Menge hätten einsetzen können, wenn sie es darauf angelegt hätten. Und sie wollen, dass wir das wissen. Sie waren auf einen symbolischen Akt aus. Nach dem Motto: Seht her! Wir hätten auch ganz anders gekonnt. Mit einem Gebäude voller Menschen und einer richtig satten Ladung.«

»Könnte sein«, stimmte ich meinem Partner zu und fädelte uns auf die Linksabbiegerspur zur Chambers Street ein. »Aber dann wird, dann muss noch eine Bekennermitteilung erfolgen. Wer ein solches Menetekel setzt, wird von einem Sendungsbewusstsein getrieben. Und davon will er die Welt wissen lassen.« Hundert Yards hinter der Kreuzung hatte ich einfach frech einen für Mitarbeiter des Bürgermeisters reservierten Stellplatz vor der City Hall requiriert. Um diese Zeit würde es niemanden stören. Für alle Fälle stellte ich das Rotlicht aufs Armaturenbrett und legte die FBI-Parkkarte dazu. Die paar Schritte bis zur Staatsanwaltschaft legten wir zu Fuß zurück.

»Also wie auch immer geartete Terroristen«, sagte Phil. »Aber wenn du mich fragst, keine islamistischen. Die hätten versucht, so viele Leben zu vernichten wie nur möglich.«

»Es sei denn, aus den vorgenannten Gründen ist es ihnen nicht gelungen, mehr von ihrem Sprengstoff hineinzuschaffen«, erwiderte ich. »Aber nein … Du hast recht. Islamisten hätten einen anderen Zeitpunkt für die Explosionen gewählt. – Rache wäre für mich auch noch ein Motiv. Die Rache eines gewöhnlichen Kriminellen.«

»Wer nur auf Rache aus ist, will ebenfalls mehr zerstören.«

»Siehe oben: Für mehr hat’s nicht gereicht beziehungsweise derjenige wollte gar nicht mehr, als ein Zeichen zu setzen.«

Phil zog skeptisch die Mundwinkel nach unten. »Das überzeugt mich nicht. Das ist doch dann keine richtige Rache.«

»Ich weiß nicht. Wenn es nur ein Sinnbild für seine Rache sein soll, finde ich das schon. Ein Angriff auf das verhasste Justizsystem, aber ohne dass Unschuldige zu Schaden kommen sollten.«

»Ist das der Fall, kann das nur der Auftakt gewesen sein. Der Täter – denn trifft das zu, kann es sich eigentlich nur um einen allein handeln –, beginnt mit den Monumenten seiner Hassobjekte, was von langer Hand und mit viel Geduld geplant sein muss.«

»Rache ist ein Gericht, das kalt genossen am besten schmeckt«, gelang es mir noch unbelauscht zu entgegnen. Denn auch auf der St. Andrews Plaza hatten sich viele Schaulustige und Pressevertreter eingefunden und drängten sich an das um den Rand des Platzes gespannte Absperrband. Da wir unsere dunkelblauen FBI-Windjacken trugen und die Dienstausweise an die Brusttaschen gehängt hatten, waren wir unschwer als Agents zu erkennen und sofort von einer aufgeregten Medienmeute umlagert, die uns mit ihren Kameras, Mikrofonen und Diktiergeräten und allen denkbaren und undenkbaren Fragen bestürmte.

Keineswegs grob, aber resolut bahnten wir uns einen Weg durch die Journalistenfront. Der Polizist an der Absperrung warf einen Blick auf unsere Ausweise und hob dann rasch das Band an, damit wir drunterher schlüpfen konnten. Aufatmend ließen wir die Pressemeute hinter uns zurück.

***

Auch an diesem Tatort waren die Forensiker bereits intensiv bei der Arbeit. Vor uns flammten an mehreren Stellen Blitzlichter auf. Wieder und wieder. Beinahe hätte man annehmen können, dass jede Glasscherbe einzeln fotografiert wurde. Auf dem Weg zum Gebäudeeingang mussten wir geradezu Slalom zwischen den aufgestellten gelben, durchnummerierten Beweisstellenmarkierungskarten laufen. Alles, was auch nur irgendwie Relevanz besitzen konnte, wurde erfasst, aus mehreren Perspektiven abgelichtet, gegebenenfalls eingetütet und ins Labor geschafft – auch ein Teil der Glasscherben, die eventuell Anhaftungen von Sprengstoffrückständen trugen.

Bob Ripley fanden wir in der verwüsteten Eingangshalle. Er war der Leiter einer der beiden hier eingesetzten Crime Scene Units. Aber als ranghöchster Kriminaltechniker war er gegenwärtig auch der Chef der anderen und die oberste erkennungsdienstliche Instanz dieses Tatorts. Wir kannten ihn schon lange und schätzten ihn nicht nur wegen seiner unaufgeregten, sachlichen Art, an die Dinge heranzugehen. Er hockte im Bereich des Zugangs zur Herrentoilette und hielt ein gezacktes, kleines, schwarzes Kunststoffteil mit einer langen Pinzette vor seine dicken Brillengläser.

»Hey, Bob«, begrüßte Phil ihn.

Der Kriminaltechniker sah sich zu uns um, und ein dünnes, spöttisches Lächeln stahl sich um seinen Mund. »Ah, die Herren von der Federal-Wellness-Abteilung. Tauchen immer erst auf, wenn andere schon fast eine komplette Schicht hinter sich haben. Musstet ihr erst euren Beautyschlaf zu Ende bringen, bevor ihr euch hierher bequemtet?«

»Freut mich auch, dich zu sehen, Bob«, sagte ich.

»Hi, Jerry.« Bob kam aus den Knien hoch und gab das Bruchstück in einen Beweismittelbeutel. »Wie hältst du’s nur die ganzen Jahre mit diesem Typen an deiner Seite aus?«

»Er sonnt sich in meinem Glanz und gedeiht darin«, kam es von Phil. »Denn im Gegensatz zu dir versprühe ich Glanz, Patina-Bob.«

»Wen willst du mit deinem Katzengold-Glanz denn noch blenden?«

»Was hast du da?«, fragte ich Bob.

»Das?«, hob Bob den Beutel. »Wir haben schon ein paar solcher Fragmente gefunden. Ich vermute, sie gehören zu einem Gehäuse, in dem sich der elektronische Zünder befunden hat.«

»Elektronischer Zünder?«, fragte Phil mit gehobenen Brauen nach.

»Ja«, antwortete Bob. »Auch dazu haben wir das eine oder andere noch größere Teilchen gefunden, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass die Detonation nicht gar so stark war. Ihr wisst, dass ich nicht zu voreiligen Schlüssen und Aussagen neige. Aber wir Forensiker sind uns einig, dass der Zünder höchstwahrscheinlich ein elektronischer war, ausgelöst von einer digitalen Zeitschaltuhr.«

»Das ist ja schon mal hochinteressant«, konstatierte ich und sah Phil an. »Professionelles Equipment. Hört sich nicht nach irgendwelchen Amateuren an.« Phil schüttelte leicht den Kopf. Ich blickte wieder Bob an. »Und sonst? Gibt es sonst noch was?«

»Außer Scherben im Grunde nichts. Das Dampfspürgerät und auch der Hund haben nicht angeschlagen. Trotzdem glaube ich nicht, dass es sich um einen aus frei erhältlichen Substanzen zusammengemischten Sprengstoff gehandelt hat.« Bob wies in den Toilettenraum. »Nach allem, was wir bereits sagen können, war die Ladung im Spülkasten einer Toilette.«

»Das verhält sich auch drüben am Broadway so«, warf Phil ein.

»Ich weiß«, nickte Bob. »Wir haben uns schon mit den Kollegen kurzgeschlossen. Entweder bestand sie aus einem neuartigen Sprengstoff, was ich nicht annehme, oder der Sprengstoff war unmarkiert, was ich eher annehme. Irgendwas Zusammengemischtes halte ich für ausgeschlossen. Das wäre in der erforderlichen Menge, zumal im Wasser, kaum unterzubringen gewesen. Aber für Genaueres werden wir das Labor abwarten müssen.«

Sollte sich die Verwendung eines handelsüblichen unmarkierten Sprengmittels bestätigen, war auch dies ein wichtiger Fingerzeig. Dann nämlich konnten wir zumindest zu einem Gutteil davon ausgehen, dass es nicht von einem Diebstahl aus irgendeinem Bergwerk stammte, sondern aus einer dunklen Quelle, die über Mittel und Wege verfügte, an derartiges Material heranzukommen. Gemäß dem Montreal-Abkommen musste in den allermeisten Staaten industriell gefertigter Sprengstoff mit Markierungsstoffen versetzt sein, die dessen Aufspüren durch Hunde und Detektoren ermöglichten.

»Lassen die Teile, die ihr von dem Zeitzünder entdeckt habt, einen Rückschluss zu, wie lange das Ding zu timen war?«, erkundigte sich Phil. Es lag auf der Hand, worauf er hinauswollte: Er hätte gern den Zeitrahmen eingegrenzt, in dem der Sprengsatz deponiert worden war.

Bob zog abwägend das Gesicht lang. »Eher nicht. Aber etliche Stunden werden es wohl gewesen sein. Allerdings schätze ich nicht, dass die Bombe lange vor dem Wochenende hinterlegt wurde. Auch wenn sie gut verpackt gewesen ist, wäre mir die Gefahr, sie tagelang dem Wasser auszusetzen, zu groß gewesen. Zu leicht hätten Kontakte korrodieren und die Elektronik beschädigt werden können, und die gesamte Mühe wäre für die Katz gewesen. Ich hätte sie so knapp wie es irgend ging vor dem beabsichtigten Explosionszeitpunkt reingebracht. Also möglichst erst gestern, am Montag.«

Auch an dieser Überlegung Bobs war etwas dran. Das fand auch Phil. »Betrachten wir die Sache mal weiter von der logischen Seite: Der oder die Täter hatten eine praktikable Möglichkeit gefunden, den Sprengsatz hineinzuschmuggeln, und das an zwei Orten zugleich. Dies bedeutet minutiöse und wahrscheinlich auch lange angelegte Vorbereitung. Da konnte der Termin der Hinterlegung quasi willkürlich nach Geschmack gewählt werden.«

»Haben wir es mit einer Gruppe von Tätern zu tun«, spann ich den Faden weiter, »muss also wenigstens einer darunter gewesen sein, der, ohne den Argwohn des Sicherheitsdienstes zu erregen, seit einer gewissen Zeit sowohl hier als auch im Kriminalgericht ein und aus ging.«

»Das sollte uns schon mal einen kleinen Schritt weiterhelfen«, sagte Phil.

»Auf jeden Fall könnte es uns beim obligatorischen nächsten Schritt einige Zeit ersparen«, sagte ich.

»Sonst noch was, was du uns an die Hand geben könntest?«, fragte Phil Bob.

Der Kriminaltechniker schüttelte den Kopf. »Im Augenblick nicht. Wie gesagt werden wir das Labor abwarten müssen.«

»Hätte mich auch gewundert, wenn von dir mal was Produktives gekommen wäre.«

Bob verzog den Mund zu einem Lächeln, wie man es auch unter Schmerzen hinbekam, wandte sich um und ging davon. Phil gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter mit. »Wo sind eigentlich Banks und Hale?«, fragte er dann.

»Ich weiß nicht. Ich habe sie noch nicht gesehen.«

Die jungen FBI-Kollegen hätten eigentlich vor uns eingetroffen sein sollen, noch während wir uns am Broadway befanden. Dort waren zu unserer Unterstützung und als Koordinierungskräfte die Agents Pereira, Rollins und Gorman eingesetzt. Ich folgte Bob, der nun dabei war, auf dem Tresen des Sicherheitsdienstes den Beweismittelbeutel zu beschriften, und fragte ihn nach den beiden.