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In Biloxi, Mississippi, war eine FBI-Agentin, die undercover in einem Spielcasino ermittelte, spurlos verschwunden. Da die Lage komplett unübersichtlich war und man annehmen musste, dass es im Field Office in Jackson undichte Stellen gab, schickte Mr High Phil und mich nach dorthin, um die Ermittlungen zu leiten. Die Lage wurde noch komplizierter, als eine der Spuren zu Bischof José Beltran führte, der sich dem Kampf gegen das organisierte Verbrechen verschrieben hatte ..
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Seitenzahl: 132
Cover
Impressum
Den Tod zu Gast
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BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: shutterstock/DM_Cherry
E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-1621-6
www.bastei-entertainment.de
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Den Tod zu Gast
Ellen Murray öffnete lautlos die Stahltür. Als FBI-Agentin im Undercover-Einsatz musste sie auf alles gefasst sein. Wenn sie erwischt wurde, dann war das ihr Ende. Ihr Pulsschlag beschleunigte sich, denn sie erkannte eine der Männerstimmen.
Ihr Verdacht bestätigte sich. Die junge Frau schlich näher. Noch konnte sie nicht verstehen, worüber die Verdächtigen sprachen. Sie musste sich Gewissheit verschaffen. Erst dann wollte sie ihre Vorgesetzten informieren, Verstärkung anfordern und …
Doch dazu kam es nicht mehr. Ellen Murray bewegte sich leise, aber ihr Angreifer tat das auch. Plötzlich spürte sie seinen heißen Atem an ihrem Ohr. Sie wollte sich umdrehen.
Aber da wurde sie bereits durch einen fürchterlichen Schlag auf den Hinterkopf niedergestreckt.
Ein eiskalter Wind wehte um das FBI Headquarter in Washington. Es war ein kühler Märztag, an dem Phil und ich von Assistant Director High einen neuen Auftrag bekamen. Eigentlich hätten wir uns freuen sollen, denn die Mission würde uns in den Süden führen, nach Mississippi. Das hatten wir jedenfalls von Dorothy Taylor gehört, als wir das Vorzimmer passiert hatten. Aber die Aussicht auf ein paar warme Tage in der Sonne wurde uns schnell verdorben. Denn nun kam Mr High direkt auf den Kern unserer Aufgabe zu sprechen.
»Eine Kollegin ist spurlos verschwunden.«
Ich hakte nach. »Was genau ist denn vorgefallen, Sir?«
Mr High senkte seinen Blick auf den Inhalt eines Schnellhefters, der nur wenige Blätter enthielt.
»Agent Ellen Murray vom Field Office Jacksonville befand sich seit einigen Wochen im Undercover-Einsatz. Sie arbeitete als Kellnerin getarnt in einem Spielkasino mit Hotel in Biloxi, genauer gesagt im Cuba Casino. Es besteht der Verdacht, dass dort in großem Stil Schwarzgeld des organisierten Verbrechens gewaschen wird. Das können Gelder aus dem Drogenhandel oder Prostitutionsgewinne sein, Schutzgelderpressung ist ebenfalls möglich. Die Transaktionen konnten stets clever verschleiert werden. Beweise gab es deshalb bisher nicht, daher der Undercover-Einsatz.«
»Biloxi hat als Glücksspielstadt gewaltig aufgeholt«, warf Phil ein. »Früher fiel den Leuten immer nur Atlantic City oder Las Vegas ein, wenn es um Roulette und Poker ging. Aber in Biloxi schießen die Kasinos seit einigen Jahren wie Pilze aus dem Boden, habe ich gehört. Daran konnten auch die Zerstörungen nach dem letzten Hurrikan nichts ändern.«
Der Chef nickte.
»So ist es, Phil. Jedenfalls hat Agent Murray unter ihrem Tarnnamen Deborah Perkins am 7. März um 18 Uhr mit ihrer Nachtschicht begonnen. Das wissen wir so genau, weil es in dem Kasino eine Stechuhr für die Angestellten gibt. Es fiel auf, dass sie am nächsten Morgen nicht ausgestempelt hatte. Theoretisch hätte sie also noch im Gebäude sein müssen. Der Hotelmanager Bruce Cole veranlasste eine Suche, aber angeblich fehlte jede Spur von unserer Kollegin. Daraufhin verständigte er die Cops, die wiederum uns kontaktierten. Dem Biloxi Police Department war bekannt, dass Agent Murray undercover arbeitete.«
»Wer wusste denn noch von ihrem Doppelleben, Sir? Wenn das Kasino wirklich eine Geldwaschanlage ist, dann hat der Manager gewiss seine Finger im Spiel. Und sie wird sich ihm gegenüber nicht als Agent zu erkennen gegeben haben.«
»Das denke ich auch nicht, Jerry. Deshalb möchte ich, dass Sie mit dem SR-Team nach Biloxi reisen. Die Kriminaltechniker sollen das Kasino genau unter die Lupe nehmen. Ein Mensch kann nicht spurlos verschwinden, das wissen Sie so gut wie ich.«
»Wie sieht es mit Überwachungskameras aus? Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man eine Person aus dem Kasino schaffen kann, ohne dass es bemerkt wird. Wenn die Sicherheitstechnik allerdings von diesem Bruce Cole oder seinen Leuten manipuliert wurde …« Phil beendete den Satz nicht. Das war auch nicht nötig. Mich beschäftigte vor allem die Frage, ob unsere Kollegin überhaupt noch lebte.
Der Assistant Director schob ein Foto zu uns herüber.
»Das ist Agent Ellen Murray. Die Aufnahme entstand am Tag ihres Abschlusses der FBI Academy. Sie ist seit drei Jahren im Dienst.«
Das Bild zeigte eine hübsche blonde Frau in einem taubengrauen Kostüm. Sie lächelte selbstbewusst in die Kamera. Phil schüttelte den Kopf.
»Die Gangster werden sie nicht getötet haben. Profi-Verbrecher legen sich ungern mit dem FBI an. Sie wissen, dass sie dann meist den Kürzeren ziehen. Außerdem ist eine Geisel immer ein gutes Druckmittel. Jedenfalls hoffen das die Verbrecher.«
»Das stimmt«, gab ich zurück. »Aber nur, wenn die Kriminellen kapiert haben, dass sie ein Agent ist.«
***
Der nächste Flug nach Gulfport/Biloxi ging noch am selben Nachmittag. Wir hatten also genug Zeit, um das SRT in Quantico zu mobilisieren.
Mr Highs Sekretärin Dorothy Taylor hatte bereits die Reiseabteilung gebeten, die Tickets für uns alle am Reagan National Airport deponieren zu lassen. Ich rief Dr. Willson an, um ihn über den neuen Auftrag zu informieren. Der temperamentvolle Texaner explodierte fast am Telefon, als er Einzelheiten hörte.
»Eine gekidnappte Kollegin? Verflucht, da müssen wir alle Register ziehen, um sie herauszuhauen! Das SR-Team wird pünktlich am Flughafen eintreffen, darauf können Sie sich verlassen.«
Dr. Willson beendete das Gespräch. Außer ihm selbst gehörten noch der Chemiker und Physiker Dr. Fortesque, unsere Informatikerin Dr. Mai-Lin Cha sowie die Finanzexpertin Concita Mendez zum Team.
Phil und ich nutzten die Zeit, um mit dem Field Office in Jacksonville Kontakt aufzunehmen. Im Handumdrehen hatte ich SAC Peter Brandon am Apparat. Er war ein glatzköpfiger Afroamerikaner, mit dem wir schon zusammengearbeitet hatten.
»Ich bin froh, dass wir Sie als Verstärkung bekommen, Inspektor Cotton. Es ist wirklich ein Worst Case, wenn ein Agent im Undercover-Einsatz verschwindet. Außerdem war es die erste Mission dieser Art für Ellen Murray. Ich mache mir Vorwürfe, weil ich sie in die Höhle des Löwen geschickt habe.«
»Das sollten Sie nicht tun, Agent Brandon. Es ist doch üblich, sich für solche Aufgaben freiwillig zu melden. Außerdem haben Sie es nicht mit einem unerfahrenen Teenager, sondern mit einer ausgebildeten Agentin zu tun. Ich wette, dass Ellen Murray sich auf ihre Mission sorgfältig vorbereitet hat.«
»Stimmt, das hat sie wirklich getan. Sie jobbte sogar stundenweise in einem Diner, um etwas Erfahrung im Bedienen zu sammeln. Als das Cuba Casino vor einiger Zeit eine neue Kellnerin suchte, haben wir die Chance genutzt. Ellen bewarb sich unter ihrem Tarnnamen Deborah Perkins und erhielt den Job. Wir verschafften ihr auch noch ein paar fiktive Empfehlungsschreiben. Sie ist jung und hübsch, das kommt bei den Kasinogästen gut an. Es macht mich ganz irre, dass sie in der Gewalt von irgendwelchen Kriminellen ist. Wenn diese Kidnapper ihr auch nur ein Haar krümmen, werde ich …«
Ich fiel Peter Brandon ins Wort. Auch ich sorgte mich um die Kollegin, aber das nützte ihr nichts. Unsere Gefühle mussten wir jetzt ausklammern. Wenn wir Ellen helfen wollten, brauchten wir mehr Fakten.
»Wie haben Sie den Kontakt zu Agent Murray gehalten?«
»Sie hatte ein Prepaid-Handy, mit dem sie ausschließlich mich kontaktierte. Auf der Arbeit hatte sie es nicht dabei, das war zu riskant. Es muss irgendwo in ihrem Apartment versteckt sein. Sie hat in Biloxi eine kleine Wohnung gemietet, in der Woodfield Lane.«
»Dort wird unser SR-Team natürlich auch nach Hinweisen suchen. Hat Agent Murray Ihnen von einer heißen Spur berichtet? Waren Transaktionen mit Schwarzgeld geplant? Hatte sie verdächtige Personen im Visier?«
»Ja, aber eine heiße Spur gibt es nicht. Agent Murray konnte heimlich Fotos von einigen Kasinogästen machen, die sie mir dann zukommen ließ. Es sind drei Verdächtige, die hier in den Südstaaten ihre Finger in dunklen Geschäften haben.«
»Gehören sie alle zu derselben Organisation?«
»Nein, Inspektor Cotton. Agent Murray konnte auch keine Hinweise darauf finden, dass die Kerle im Kasino Geld waschen ließen. Sie haben anscheinend nur gezockt.«
»Das wird sich zeigen. Hatte Agent Murray das Gefühl, verfolgt oder bedroht zu werden? Befürchtete sie, dass ihre Tarnung auffliegen könnte?«
»Nein, überhaupt nicht. Aber vielleicht hat sie die Gefahr einfach nicht erkannt, weil sie zu unerfahren war.«
»Haben Sie so wenig Vertrauen in Ihre Untergebene, Agent Brandon?«
Der SAC aus Jacksonville atmete tief durch, bevor er antwortete. Ich glaubte schon, ihn verärgert zu haben. Dabei war ich nur ehrlich gewesen. Als er gleich darauf aber wieder das Wort ergriff, hörte sich seine Stimme warm und freundschaftlich an.
»Danke, Inspektor Cotton. Sie haben mich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Es hätte nichts gebracht, Agent Ellen Murray in Watte zu packen. Sie kennt den Job und auch die Risiken, die damit verbunden sind. Wer das nicht aushält oder die Nerven verliert, ist bei uns leider fehl am Platz.«
»Das sehe ich ebenfalls so, Agent Brandon. Aber sie weiß auch, dass sie sich auf das gesamte FBI verlassen kann.«
***
Das SR-Team war pünktlich am Flughafen eingetroffen. Die vierstündige Reise von Washington zur Küstenregion von Mississippi verlief ohne Zwischenfälle. Gesprochen wurde nicht viel. Ich war mir sicher, dass jeder von uns mit den Gedanken bei der jungen Kollegin war.
Am Gulfport/Biloxi Airport warteten bereits zwei Agents auf uns. Ihre Namen waren Robert Dunn und Cliff Portman. SAC Peter Brandon hatte dafür gesorgt, dass sie uns abholten. Durch die Reiseabteilung waren für uns Zimmer in einem Motel am Stadtrand von Biloxi gebucht worden. Doch wir hatten uns darauf verständigt, dass wir zunächst das Kasino anschauen wollten. Es war zwar schon Abend, aber wir wollten uns wenigstens einen ersten Eindruck verschaffen.
Robert Dunn war ein junger blonder Agent, braungebrannt und durchtrainiert. Er chauffierte Phil und mich in einem Ford Interceptor. Das SR-Team wurde von seinem Kollegen Cliff Portman in einem Chevrolet Tahoe gefahren. Dunn begann sofort zu reden, nachdem wir uns gegenseitig vorgestellt hatten und er den Flughafen-Parkplatz Richtung Biloxi verließ.
»Wir freuen uns über die Verstärkung aus Washington. Die können wir jetzt wirklich gut gebrauchen. Sie haben doch bestimmt viel Erfahrung, wenn es um gekidnappte Agents geht?«
Robert Dunn warf mir einen hoffnungsvollen Blick zu.
»Diese Fälle können sehr unterschiedlich ausgehen«, dämpfte ich seine Erwartungen. »Viel hängt auch vom Entführungsopfer selbst ab. Aber solche Szenarien werden während der Ausbildung ja auch immer wieder und wieder geprobt, wie Sie wissen.«
Der junge Kollege nickte.
»Ja, und Ellen ist zäh. Sie lässt sich nicht unterkriegen. Solange sie auch nur die geringste Chance auf Befreiung sieht, wird sie nicht aufgeben. Außerdem hat sie ein großes Schauspieltalent. Sie wird auf jeden Fall versuchen, weiterhin die nichtsahnende Kellnerin zu spielen und ihre FBI-Identität nicht preisgeben.«
»Sie haben direkt mit Ellen Murray zusammengearbeitet, Agent Dunn? War sie Ihre Dienstpartnerin?«
»Das nicht, Inspektor Cotton. Aber wir gehörten zu einem größeren Team, waren monatelang hinter einem Menschenhändlerring her, haben Beweise gesammelt und Verdächtige beschattet. Ich konnte mich immer hundertprozentig auf Agent Murray verlassen. Schließlich wurde die Gangster-Organisation zerschlagen.«
»Könnte die Kollegin von Komplizen der Verhafteten gekidnappt worden sein, die sich rächen wollten?«
»Daran habe ich auch schon gedacht, Inspektor Cotton. Aber Ellen hat für den Undercover-Job ihr Aussehen verändert. Und außerdem wurde sie in Biloxi eingesetzt, wo sie sich zuvor noch nie aufgehalten hat. Die Bande, von der ich eben sprach, war mehr im Umfeld von New Orleans tätig. Eine Verbindung zur Unterwelt von Biloxi sehe ich nicht.«
Während des Gesprächs hatten wir die breite Uferstraße namens Beach Boulevard erreicht, an deren Rand sich ein Kasino an das andere reihte. Es gab auch schöne neue Restaurants und Hotels, der Strand war bei der Dunkelheit nur zu erahnen. Wir sahen die Positionslaternen von Schiffen, die den Hafen verließen. Ihr Licht spiegelte sich in der Wasserfläche des Golfs von Mexiko.
»Die Spielkasinos haben Wohlstand, aber auch mehr Kriminalität nach Biloxi gebracht«, meinte Agent Dunn. »Das geschieht wohl in allen Glücksspielstädten, nehme ich an.«
Er brachte unseren Dienstwagen nun vor einem großen Gebäude im Art-déco-Stil zum Stehen. Die Worte Cuba Casino leuchteten in roten Neonbuchstaben über dem Eingang. Mehrere Streifenwagen standen auf dem Parkplatz, uniformierte Cops verwehrten vergnügungshungrigen Gästen den Zutritt.
»Nachdem wir die Nachricht von Ellens Verschwinden bekamen, haben wir das Biloxi Police Department direkt um Hilfe gebeten«, erklärte Robert Dunn. »Es ist ja möglich, dass Ellen im Gebäude selbst gefangen gehalten wird. Das zum Kasino gehörende Hotel hat über zweihundert Zimmer. Die Cops durchsuchen jedes davon einzeln. Und das dauert natürlich seine Zeit.«
»Darüber wird der Kasinomanager wohl nicht erfreut sein«, mutmaßte Phil. Und so war es auch. Kaum waren wir ausgestiegen, als wir einen aufgebrachten Gentleman im Nadelstreifenanzug erblickten. Er redete wild gestikulierend auf einen baumlangen schwarzen Cop ein. Inzwischen waren wir so nahe herangekommen, dass wir den Wortwechsel hören konnten.
»Ich kann Ihnen auch nicht sagen, wie lange die Maßnahme dauern wird«, sagte der Officer. Er schaute sich hilfesuchend um und entdeckte uns. »Fragen Sie am besten die FBI-Agents.«
Er deutete auf Phil, Robert Dunn und mich. Wir hatten unsere Dienstmarken an unseren Revers befestigt und gingen auf den Wütenden zu.
»Wissen Sie eigentlich, wie viel Geld mich die Sperrung des Kasinos kostet?«, blaffte er uns an. »Ich werde das FBI verklagen, darauf können Sie sich verlassen!«
Ich warf ihm einen kalten Blick zu.
»Eine Kollegin von uns ist in diesem Gebäude spurlos verschwunden. Solange ihr Verbleib nicht feststeht, kann sie möglicherweise noch hier sein. Also wird jeder Winkel des Kasinos durchsucht. Mein Name ist übrigens Inspektor Jerry Cotton. Das sind Inspektor Phil Decker und Agent Robert Dunn. Ich nehme an, Ihr Name ist Bruce Cole?«
Der Gentleman blinzelte irritiert. Seine Verblüffung war größer als sein Zorn, jedenfalls in diesem Moment. Ihm fehlten die Worte, aber dann brachte er doch eine gestammelte Erwiderung hervor.
»Ja, ich bin der Manager … eine Kollegin von Ihnen, sagten Sie? Ich dachte, es ging um meine Kellnerin Deborah Perkins.«
Ich nickte.
»Das stimmt, aber dieser Name ist frei erfunden. Deborah Perkins heißt in Wirklichkeit Ellen Murray und ist FBI-Agentin.«
Bruce Cole wirkte erstaunt. Ich hätte schwören können, dass er die Tarnung unserer jungen Kollegin nicht durchschaut hatte. Oder war er nur ein erstklassiger Schauspieler?
***
Robert Dunn überließ uns den Dienstwagen, damit wir später zum Motel fahren konnten. Er selbst wollte mit anderen Kollegen nach Jacksonville zurückkehren. Momentan schloss er sich den Einsatzkräften an, die das Kasino und die dazugehörigen Hotelzimmer durchsuchten. Das war eine Menge Arbeit, die erledigt werden musste.
»Inspektor Decker und ich würden gern in Ihrem Büro mit Ihnen sprechen«, sagte ich zu dem Kasinomanager. »Warten Sie bitte dort auf uns, wir kommen gleich nach.«
»Ja, selbstverständlich«, murmelte Bruce Cole. Er schien immer noch nicht glauben zu können, dass eine FBI-Agentin undercover im Cuba Casino gearbeitet hatte. Er trottete davon.
Inzwischen war auch das SR-Team eingetroffen. Ich wandte mich an Fortesque.
»Schauen Sie sich bitte im Gebäude nach Indizien um, FGF. Womöglich ist eine Tür gewaltsam geöffnet worden. Oder Sie finden Kampfspuren.«
»Und was sollen wir tun?«, fragte Mai-Lin.
»Sie checken bitte die Überwachungskameras im öffentlichen Raum«, sagte ich und deutete auf die nahe gelegene Uferstraße. »Der Kasinomanager kann die Kameras auf seinem Grundstück manipulieren lassen, aber nicht die Sicherheitssysteme der Stadt Biloxi. Falls Ellen Murray fortgeschafft wurde, geschah das wahrscheinlich in einem Van. Möglicherweise auch im Kofferraum einer größeren Limousine.«
Die Informatikerin nickte. Das FBI hat in Biloxi selbst kein Field Office, aber wir konnten Räume im Police Headquarter nutzen. Das hatte SAC Peter Brandon schon veranlasst. Mai-Lin durfte auch auf die lokalen Polizeinetzwerke zugreifen.
»Und ich soll vermutlich die Finanzströme des Cuba Casino unter die Lupe nehmen?«, wollte unsere Wirtschaftsexpertin Concita Mendez wissen. Ich bejahte.
»Da kann ich ja nur hoffen, dass ich erst einmal beschäftigungslos bleibe«, brummte Willson. »Ich möchte nämlich nicht die Leiche unserer Kollegin obduzieren müssen.«
Natürlich besaß der bärbeißige Texaner als Mediziner noch viel mehr Fähigkeiten, die zur Aufklärung des Falles beitragen konnten. Sein schwarzer Humor half ihm dabei, seine manchmal grauenvollen Arbeiten zu verrichten.