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Anke Precht

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Beschreibung

Krisen sind die ultimativen Wachstumsbeschleuniger. Wenn gefühlt alles zusammenbricht, verändert sich der Horizont schlagartig. Wie jetzt in der Corona-Krise. Die renommierte Psychologin Anke Precht zeigt, wie man es schafft, aus dem Schockzustand hochkreativ zu werden, um nicht nur zu überleben, sondern sogar in der Krise stark zu werden. Das Buch dient als sicherer Wegweiser durch die Krise: Wie geht man richtig mit der aufkeimenden Angst um? Wie schafft man es, sich weder ins Schneckenhaus zu verziehen, noch sich in Aktionismus zu verlieren? Wie findet man wieder ins Vertrauen? Hier gibt's die besten Übungen, Strategien und vor allem konstruktive Perspektiven. Ein großartiger Reiseführer durch Corona und andere Katastrophen.

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Seitenzahl: 195

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Impressum

© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2020

© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2020

Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung und öffentliche Zugänglichmachung, auch auszugsweise, sowie die Verbreitung durch Film und Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlags.

Projektleitung: Anja Schmidt

Lektorat: Sylvie Hinderberger

Covergestaltung: independent Medien-Design, Horst Moser, München

eBook-Herstellung: Lena-Maria Stahl

ISBN 978-3-8338-7765-0

1. Auflage 2020

Bildnachweis

Coverabbildung: Stocksy

Illustrationen: Andreas Precht

Syndication: www.seasons.agency

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GRÄFE UND UNZER VERLAG LeserservicePostfach 86 03 1381630 MünchenE-Mail: [email protected]

Telefon: 00800 / 72 37 33 33*Telefax: 00800 / 50 12 05 44*Mo-Do: 9.00 – 17.00 Uhr

Meinen Kindern Linus, Cornelius und Yuna Grete. Corona ist die erste große Krise, die ihr bewusst erlebt. Möget ihr stark und aufrecht sein für alle weiteren und an ihnen wachsen!

Jetzt stark werden! Die Corona - Krise als Wachstumsbeschleuniger

Kein Leben ohne Krisen. Warum eigentlich? Könnte man nicht auch ohne Krisen leben und sollte nicht unser Bestreben sein, Krisen so weit wie möglich abzuschaffen? Der Wunsch liegt nah. Krisen tun weh, in Krisen geht viel kaputt, um uns herum, aber auch in uns drin. Wir haben Angst, wenn wir in eine Krise geraten, und Krisen verändern das Leben immer radikal.

Trotzdem kommen in einem Leben ziemlich viele Krisen zusammen. Die Versuche der meisten Menschen, Krisen zu vermeiden, fruchten nicht. Selbst wenn es ihnen gelungen ist, das Leben jahrzehntelang störungsfrei zu verbringen, fallen sie spätestens mit Mitte fünfzig in die Midlife-Crisis. Dazu kommen die uneingeladenen Krisen: Auch wenn ein Mensch in perfekter Balance lebt und alles unter Kontrolle zu haben scheint, kann das Schicksal jemanden aus seinem Leben reißen. Plötzlich liegt dann alles in Scherben und die Krise ist da. Oder es macht sich, wie dieses Jahr, ein Virus aus einer fernen Stadt in China auf seinen Weg durch die Welt und stellt sie komplett auf den Kopf. Ohne Vorwarnung. Niemand kann sich dagegen absichern, niemand darauf vorbereiten – und so sind wir alle, mehr oder weniger, auf ganz unterschiedliche Weise plötzlich gefordert, uns an Umstände anzupassen, die wir uns nie gewünscht haben, und mit Herausforderungen fertigzuwerden, für die es keine Anleitung und keine Vorlage gibt.

Krisen gehören zu jedem Leben. Obwohl das so ist, wurde bisher nur sehr wenig über sie geschrieben. Unternehmen beschäftigen sich mit der Frage, wie sie Krisen bewältigen können, Militärs beschäftigen sich mit Krisen und Staaten entwerfen Krisenpläne. Aber Individuen? Menschen wie du und ich? Wir leben meistens, als gäbe es Krisen nur in Ausnahmefällen und als seien sie vermeidbare Pannen in einem sonst geglätteten und angenehmen Leben. Wir beschäftigen uns stattdessen viel mit der Frage, wie wir am besten mit Stress umgehen. Aber mal ehrlich: Im Angesicht einer echten Krise, die das ganze Leben auf den Kopf stellt, ist der tägliche Stress doch eher banal. Mag sein, er führt in eine Krise, weil uns bewusst wird, dass wir im Leben etwas falsch gemacht haben, wenn wir ständig unter Strom stehen. Aber wenn die Krise da ist? Spielt er dann wirklich noch eine Rolle?

Ganz ehrlich betrachtet ist es doch so: Krisen begleiten uns durch das Leben. Sie wirbeln immer wieder alles durcheinander, werfen uns aus Komfortzonen, markieren die wichtigen Wendepunkte, lassen uns reifen, oft wider Willen, und letztlich machen sie uns stark. Kennst du einen beeindruckenden Menschen, der ein Leben ohne Krisen hatte?

Wenn aber klar ist, dass Krisen Teil des Lebens sind, und keiner von uns an ihnen vorbeikommt, sollte es an der Zeit sein, uns für sie zu interessieren, damit sie uns nicht komplett unvorbereitet treffen. So können wir wenigstens die aktuelle Krise leichter bewältigen und ihr volles Potential nutzen.

Die Krise als Chance

Als unvermittelt die Corona-Krise über uns hereinbrach, hat sich auch mein Leben innerhalb einer Woche komplett verändert. War ich vorher drei Tage pro Woche in ganz Deutschland unterwegs, hielt Seminare und Vorträge und unterstützte Unternehmen und Leistungssportler, stand plötzlich alles still. Die Volleyball-Bundesliga, in der ich ein Team coachte, wurde abgebrochen, Veranstaltungen auf Monate hinaus abgesagt und viele meiner Freunde, die selbstständig sind, kämpften plötzlich um ihre wirtschaftliche Existenz. Meine Mitarbeiterin war von einem Tag auf den anderen im Homeoffice, die Kinder mussten sich Mathe selbst beibringen und konnten ihre Freunde nicht mehr sehen. Die Tapete, die sich schon länger von der Wand im Badezimmer ablöst, ging uns allen plötzlich richtig auf die Nerven. Wir machten uns Sorgen um meine Mutter, die nach einer schweren Herzoperation noch nicht wieder richtig fit war, sagten unseren Urlaub ab und krempelten stattdessen die Ärmel hoch, um zu überlegen, wie wir uns am besten aus den unerwarteten Widernissen befreien konnten. Einer meiner Söhne lag wegen einer ganz anderen Erkrankung im Krankenhaus und von einem Tag auf den anderen durfte ihn niemand mehr besuchen. Plötzlich war er auf sich allein gestellt, musste selbst den Ärzten alle wichtigen Fragen stellen und uns informieren, weil wir telefonisch kaum an Auskünfte kamen.

Auf einmal war das Thema »Krise« für alle Menschen um mich herum brisant, weil alle mehr oder weniger davon betroffen waren. Und ich überlegte mir: Warum nicht jetzt gleich, mitten in der Krise, genau darüber schreiben? Um genau jetzt zu zeigen, was wir aus Krisen machen können? Denn Krisen sind nicht nur schlimm, sie sind auch psychologische Entwicklungsbeschleuniger. Nichts lässt uns schneller wachsen als eine Krise. Dabei ist relativ egal, um was für eine Krise es sich handelt: Je gravierender sie das Leben betrifft, je mehr sie es aus den Fugen hebt, umso dringlicher zwingt sie uns, über uns selbst hinauszuwachsen. Krisen sind, so sehr wir sie zum Teufel wünschen, für die menschliche Entwicklung ein Segen. Ohne Krisen würden wir unser Leben in geraden und langweiligen Bahnen verbringen. Krisen zwingen uns, wichtige Entscheidungen zu treffen, manchmal große Risiken einzugehen und Dinge zu wagen, die wir uns bisher nie zugetraut hätten. Wahrscheinlich würden wir ohne Krisen immer noch auf den Bäumen leben.

Gewappnet für die Krise

Was genau aber ist eigentlich eine Krise? Und welche Arten von Krisen gibt es überhaupt? Worin unterscheiden sie sich? Und was macht die Corona-Krise so besonders? Diesen Fragen gehen wir im ersten Kapitel dieses Buches nach.

Im zweiten schauen wir uns die Psychologie der Krise genauer an. Was passiert in der Krise, aber auch vorher und nachher mit uns? Warum setzt eine Krise so enorm viel Energie frei? Wie schafft sie es, uns so kreativ zu machen? Und warum hat sich schon nach mancher Krise der Freundeskreis verändert? Warum verfluchen wir Krisen zuerst und sind danach häufig dankbar für sie? Und was steht psychologisch dabei auf dem Spiel? Dabei hilft ein neues Modell zu tieferem Verständnis: der Krisenzirkel. Du wirst dich an vielen Stellen wiedererkennen und begreifen, warum Krisen eigentlich ein Segen sind, wenn du sie sinnvoll nutzt und ihr Potenzial ausschöpfst. Du erfährst von der tiefen transformatorischen Kraft der Krisen – auch der aktuellen.

Was ist aber ganz konkret zu tun, wenn du mitten in der Krise steckst, wie es vielleicht gerade jetzt der Fall ist? Das erfährst du im dritten Kapitel. Zuerst wird es darum gehen, aus Gefühlen von Angst und Ohnmacht auszusteigen, damit du handlungsfähig wirst. Wie du anschließend herausfinden kannst, was die Krise von dir will, und was du nun am besten tust, kannst du mithilfe verschiedener, ganz praktischer Techniken und Übungen entdecken. Es geht dann nämlich darum, aktiv zu werden. Das Kapitel leitet dich sicher durch alle Schritte und gibt dir Unterstützung darin, die Entscheidungen zu treffen, die für dich dran sind.

Weil die aktuelle Krise leider und zum Glück nicht die letzte gewesen sein wird, widmet sich das vierte Kapitel deiner mentalen Stärke, damit du auch künftig gut auf Krisen vorbereitet bist. Dabei geht es nicht darum, die nächste Krise zu verhindern. Schließlich sind Krisen zwar schrecklich, aber wertvoll. Sie bringen dich weiter. Du erfährst also stattdessen, wie du deine Psyche so stärkst, dass dich künftige Krisen nicht umwerfen und du sie gut und sicher bewältigst. Dafür lernst du eine Menge über Resilienz, die Wunderwaffe gegen alle Herausforderungen, die einem das Leben vor die Füße wirft, und die verschiedenen Fähigkeiten, aus denen sie sich zusammensetzt. Und ich zeige dir ganz praktisch, wie du genau diese Fähigkeiten auf Dauer trainieren kannst.

Dieses Buch soll ein Leitfaden durch Krisen sein, durch die schwierigsten Phasen deines Lebens. Der Kompass, der dich auf einer Expedition in unbekanntes Land begleitet und der dich sicher führt. Du lernst darin, wie du dich in einer akuten Krise einfangen und stabilisieren kannst, damit du die Herausforderungen erfolgreich bewältigst – zum Beispiel jetzt in der Zeit von Corona, aber auch in allen anderen Krisen. Denn alle Krisen folgen den gleichen Gesetzen.

Nach der Lektüre wirst du Krisen künftig anders begegnen und weniger an ihnen leiden, weil du weißt: Sie sind wichtig, sie bringen dich weiter, du wirst an ihnen wachsen und Ziele erreichen, die du ohne sie niemals erreicht hättest. Das sind manchmal äußere Ziele. Noch häufiger aber solche im Innern – neue Stärken und Fähigkeiten, über die du nach der Krise verfügst. Krisen bringen dich tiefer in Verbindung mit dir selbst und deinen inneren Schätzen. Diese Schätze sind riesig!

Schon beim Lesen wirst du immer klarer spüren, wie es möglich ist, an Krisen zu wachsen. Das Buch soll dir Mut machen. Es ist der Beweis dafür, dass jeder Mensch in einer Krise an seine tiefen Kraftquellen herankommen kann – ganz egal, wie schlimm es vielleicht gerade ist.

Als Psychologin habe ich in den letzten zwanzig Jahren Hunderte von Menschen durch die unterschiedlichsten Krisen begleitet. Ich habe immer wieder erlebt, was für eine befreiende Kraft sie haben – ohne Ausnahme. Denn Verzweiflung und vielleicht sogar Hoffnungslosigkeit sind genauso wie Angst Teil dessen, was in jeder Krise passiert. Sie sind aber zugleich bereits Teil der Bewältigung. Sie helfen dir in die nächsten Schritte zu mehr Lebendigkeit, mehr Freude und mehr menschlicher Tiefe.

Auch ich bin schon durch viele Krisen gegangen. Keine davon habe ich mir freiwillig ausgesucht, keine gewünscht, jede war schmerzhaft und jede war wichtig. Das sehe ich von heute aus so und ich weiß: Bei der nächsten wird es mir genauso gehen. Und das ist in Ordnung. Eine Krise ist wie eine Geburt. Sie tut weh. Sie lohnt sich. Und du bist dabei nicht allein.

Mach dich mit mir gemeinsam auf die Reise zu der besonderen Kraft der Krisen! Lass sie uns zu dem machen, was sie wirklich sind: Ganz entscheidende und befreiende Phasen des Lebens, die alte Muster wegsprengen und das Leben nachhaltig reicher machen. Und stell dir vor, wie gleichzeitig mit dir viele andere Menschen diesen Weg gehen – hin zu mehr Kraft, mehr Tiefe und mehr Menschlichkeit. Denn genau das passiert, wenn wir uns auf die befreiende Kraft von Krisen einlassen: Sie bringen uns näher zu uns selbst und machen uns damit auch offener für die Beziehung zu anderen.

Ich wünsche dir alles Gute für diese spannende Reise. Sei mutig, sei neugierig, sei offen! Sei dir bewusst, dass du Gegenden in dir entdecken wirst, die du noch nicht kanntest, und Fähigkeiten, die du nie in dir vermutet hättest. Mach dich bereit, dich neu zu entdecken und das Glück des Lebens immer intensiver zu spüren: mehr bei dir, mehr im Hier und Jetzt, freier und tiefer. Ich weiß: Es ist manchmal ein steiniger oder steiler Weg. Aber weil er fantastische Ausblicke ermöglicht, lohnt sich jeder Schritt. Lass uns Seite an Seite durch diese Krise gehen.

Deine Anke Precht

Was ist eine Krise?

In diesem Kapitel geht es darum, welche Arten von Krisen es gibt und warum nicht alle gleich sind. Gleichzeitig erfährst du, worin sich Krisen von allen anderen Erfahrungen im Leben unterscheiden – und was gerade die Corona-Krise so besonders macht.

Eine Krise ist ein Wendepunkt – meistens ein dramatischer

Eine Krise ist ein Punkt im Leben, der ein »Vorher« von einem »Nachher« trennt. Nach der Krise ist alles anders als vor der Krise und es gibt kein Zurück mehr.

Eine Krise kann innerhalb weniger Momente, Tage oder Wochen die Lebensumstände so radikal verändern, dass das Leben danach komplett neu ist. Krisen sind also keine quantitativen Veränderungen: Etwas ist hinterher ein bisschen besser oder schlechter als vorher, jemand ist ein bisschen reicher oder ärmer als vorher oder fühlt sich etwas mehr oder weniger geliebt. Eine Krise verändert grundlegend. Du bist danach nicht mehr derselbe Mensch wie davor.

Viele Krisen sind von außen gut sichtbar. Da gerät zum Beispiel eine Beziehung in eine Krise, eine Trennung findet statt. Ein politisches System verändert sich innerhalb kürzester Zeit, die Gesellschaft ist nicht mehr die gleiche wie vorher. Eine Währung gerät in eine Krise und mit dem Gegenwert für das verkaufte Haus bekommt man gerade einmal die Kinder eine Woche lang satt.

Andere Krisen finden im Innern statt, ohne dass es irgendeinen sichtbaren äußeren Anlass für sie gibt. Das gilt vor allem für die sogenannten Bilanzkrisen. Da kann ein Mittvierziger plötzlich nachts nicht mehr gut schlafen, wird von Tag zu Tag unzufriedener und beginnt, sein ganzes bisheriges Leben infrage zu stellen, obwohl von außen gesehen alles in Ordnung scheint: Die Kinder sind gesund, die Partnerschaft ist harmonisch, die Raten für das Haus gesichert, der Job stabil. Trotzdem bahnt sich die Krise an.

INFO: Der Begriff »Krise«

Das Wort »Krise« leitet sich aus dem Altgriechischen ab. Dort bedeutete das Substantiv κρίσις (krísis) im Ursprung Meinung, Beurteilung oder Entscheidung. Darin zeigt sich bereits der trennende und unterscheidende Charakter der Krise, der später immer mehr im Zusammenhang mit einer Zuspitzung verwendet wird.

Im Deutschen taucht das lateinische Wort »crisis« ab dem 16. Jahrhundert in medizinischen Zusammenhängen auf. Als crisis wird der Moment einer Infektion bezeichnet, in der das Fieber am höchsten ist. Bei einem unglücklichen Verlauf stirbt der Patient im Anschluss an die crisis. Bei einem glücklichen Verlauf sinkt danach das Fieber stark ab und der Patient kann genesen.

In diesem Zusammenhang wird der existenzielle Aspekt der Krise klar sichtbar. Sie ist nicht nur ein Wendepunkt: In ihr entscheidet sich auch, wie und ob das Leben überhaupt weitergeht. Sie ist der Entscheidungspunkt und bei dieser Entscheidung geht es immer um etwas Grundlegendes. Außerdem gibt es ein klares Vorher und ein klares Nachher. Gefühlt geht es dabei fast immer um Leben und Tod – und manchmal, bei einer schweren Krankheit zum Beispiel, geht es auch wirklich darum. Krisen treffen uns ins Mark.

Wir verwenden heute den Begriff der Krise für alle existenziellen Momente, in denen sich das Leben von einem Zustand in einen ganz neuen verändert. Sagt also jemand beim Vorbereiten einer Gartenparty: »Ich kriege die Krise«, wenn plötzlich schwere Gewitterwolken heranziehen und unklar ist, ob die Party ins Wasser fällt, mag das in diesem Moment zwar belastend sein. Im Sinn der Definition ist das aber keine Krise. In einer Krise geht es immer ums Ganze.

Es geht um alles

Krisen sind Situationen, die nicht nur schwer sind, sondern in denen alles auf dem Spiel steht und sich alles zuspitzt. Krisen sind zudem immer von einer extremen Spannung begleitet. Innerhalb kürzester Zeit verändert sich, was wichtig ist, und Dinge, für die wir vielleicht jahrelang gekämpft haben, spielen plötzlich keine Rolle mehr.

In der Regel sind Krisen zeitlich sehr begrenzt, auch wenn die Zuspitzung manchmal bereits lange vorher begonnen hat. Bei politischen Krisen lässt sich im Nachhinein häufig gut erkennen, wann der Wendepunkt hin zur Krise war. Auch in Partnerschaften gibt es oft einen solchen Moment. Doch den Beteiligten ist oft nicht bewusst, dass sich die Situation mehr und mehr zuspitzt, weshalb sie die Entwicklung manchmal lange gar nicht bemerken. Die Krise dagegen spüren sie mit voller Wucht. Wenn sie erst einmal da ist, lässt sie sich nicht mehr wegreden. Alle Zeichen stehen plötzlich auf Alarm. Die Krise dominiert dann das gesamte Leben. Die Zuspitzung hat ihren höchsten Punkt erreicht, alles steht auf der Kippe und man hat keine Ahnung, wohin sich das Leben entwickeln wird.

In der Krise hast du keine Kontrolle mehr

Wir alle suchen nach Sicherheit und im Optimalfall verfügen wir über die tiefe innere Überzeugung, dass wir, was auch immer passiert, damit klarkommen – selbst wenn es das Schlimmste ist. Allerdingsbesitzen diese tiefe innere Sicherheit nur wenige Menschen. Die meisten versuchen sich das Gefühl von Sicherheit durch die Illusion zu verschaffen, sie hätten ihr Leben und die Umstände unter Kontrolle. Verlieren diese Menschen das Gefühl von Sicherheit, zum Beispiel weil sie sich auf jemand oder etwas Falsches eingelassen oder etwas getan haben, das nicht klappt, versuchen sie noch mehr, die äußere Kontrolle zurückzuerlangen. Das ist der Grund, weshalb Menschen ihren Partnern nachspionieren und heimlich deren WhatsApp-Nachrichten lesen. Es ist auch der Grund, wieso die einen mehrmals überprüfen, ob sie den Herd ausgestellt haben, und die anderen einen Text wieder und wieder durchlesen, obwohl schon lang kein einziger Rechtschreibfehler mehr darin zu finden ist. Und es ist der Grund, warum einige Arbeitgeber ihre Mitarbeiter übermäßig kontrollieren, selbst wenn diese ihre Zuverlässigkeit und Loyalität schon seit Jahren bewiesen haben. Wer sich nicht sicher fühlt, kontrolliert. Manchmal kehrt dadurch das Gefühl von Sicherheit zurück – manchmal auch nicht. Doch spätestens in der Krise ist klar: Die Kontrolle ist weg – und wenn man sich auf den Kopf stellt. Was verloren ist, kann nicht zurückgewonnen werden. Es ist ein für alle Mal futsch! Der Partner ist weg, die blendende Gesundheit verloren, die Existenz vernichtet. Es gibt keine äußere Sicherheit mehr. Stattdessen braucht es ganz neue Fähigkeiten, Kreativität, Mut und vor allem eine innere Sicherheit, die in unsicherer Situation die innere Stabilität zurückbringt.

Die Krise ist schmerzhaft

Krisen bringen uns an die Grenze unserer emotionalen Belastbarkeit. Sie sind immer extrem schmerzhaft. Anders gesagt:Wenn es nicht richtig wehtut, ist es keine Krise.

Das ist auch der Grund, warum so viele Menschen bereit sind, fast alles zu tun, um Krisen zu vermeiden. Die dafür am häufigsten genutzte psychologische Strategie ist die Verdrängung: Man macht sich so lange wie möglich vor, dass alles gut ist. Manchmal geht das so weit, dass man sogar das Offensichtlichste nicht sieht und sich einredet, dass das, was man sieht, nicht wahr sei. Dass man es sofort wieder vergisst und auch nicht nachforscht – ganz im Gegenteil. Oder dass man es zwar sieht, sich aber einredet, alles hätte einen ganz anderen Hintergrund – einen guten. So wägt man sich weiterhin in Sicherheit.

Es gibt Menschen, und zwar nicht wenige, die jahrelang nicht mitbekommen, dass ihr Partner ein Doppelleben führt. Nicht, weil es keine Hinweise dafür gäbe – die gibt es immer! Sondern weil sie diese übersehen und ihr Unbewusstes sie mit allen Mitteln vor der schmerzhaften Wahrheit (und den vielleicht notwendigen Erkenntnissen und Konsequenzen) zu beschützen versucht. Das geht häufig sogar so weit, dass der Kontakt zu warnenden Freunden abgebrochen wird, bevor diese zu überzeugend werden und das mit Mühe verteidigte rosarote Weltbild ins Wanken bringen.

Andere merken lange nicht, dass sie weit über ihre Verhältnisse leben. Sie finden immer wieder neue Möglichkeiten, sich selbst und den Menschen in ihrer Umgebung vorzumachen, dass alles im grünen Bereich sei. Bis das Kartenhaus irgendwann in sich zusammenbricht.

Auch Süchtige sind Weltmeister darin, sich ihr Weltbild rosarot zu malen. Selten sehen sie die wahrscheinlichen Konsequenzen ihres Verhaltens so klar, wie sie es sind. Das ist der Grund, warum viele den Punkt verpassen, an dem es möglich wäre, das Rad noch zurückzudrehen. Und dann gibt es noch diejenigen Menschen, die Zeichen einer körperlichen Schwäche oder Krankheit lange übersehen. Die Liste ließe sich noch schier unendlich fortsetzen.

Neben den verschiedenen Ausprägungen von Verdrängung ist Gewalt ein Versuch, sich anbahnende Krisen zu verhindern: Man spürt, dass man die Kontrolle verliert oder die Dinge sich nicht wie gewollt entwickeln, und versucht sie daraufhin zu erzwingen, durch Drohungen, Druck, Erpressung (auch moralische) oder körperliche Gewalt. In den schlimmsten Fällen hören oder lesen wir davon als »Familientragödie« in den Medien.

Es liegt auf der Hand, dass weder Verdrängung noch Gewalt langfristig erfolgreich sind. Früher oder später kommt die Wahrheit ans Licht, das Kartenhaus fällt in sich zusammen und es ist nichts mehr da, das man kontrollieren könnte. Je später das passiert, umso schmerzhafter und weitreichender ist auch die Krise.

Wie lange dauert die Krise?

Der Moment der Entscheidung, in dem das Leben eine neue Richtung nimmt und das Alte verloren ist, dauert manchmal nur wenige Momente – zum Beispiel wenn man mit einer gravierenden medizinischen Diagnose konfrontiert wird, mit einem Todesfall oder mit der Nachricht, dass der Partner oder die Partnerin einen verlässt. Trotzdem erleben ganz viele Menschen eine Krise als lang. Das liegt daran, dass sich die Dinge vorher oft schon eine Weile zuspitzen. Es kann im Vorfeld viele Versuche geben, eine Krise zu verhindern. Auch wenn sie sich im Nachhinein als erfolglos herausstellen, wird diese Zeit häufig bereits als sehr belastend erlebt. Der Druck steigt und damit auch die Not und die Angst, weshalb die Versuche, die Veränderung abzuwenden, immer verzweifelter werden.