Wenn dir das Leben in den Arsch tritt, nutze den Schwung - Anke Precht - E-Book
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Wenn dir das Leben in den Arsch tritt, nutze den Schwung E-Book

Anke Precht

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Beschreibung

Lebenskrisen als Chance! Wenn das Leben dir so richtig zusetzt und gefühlt die ganze Welt zusammenbricht, tut das wahnsinnig weh. Sich jetzt ins Schneckenhaus zurückzuziehen wäre schade. Nutze den Arschtritt stattdessen, um richtig Tempo aufzunehmen. Die renommierte Psychologin und Mentaltrainerin Anke Precht zeigt, wie das funktioniert: nicht nur zu überleben, sondern sogar stärker aus einer Krise hervorzugehen. Das Buch ist ein Wegweiser durch Midlife-Crisis, berufliche Umbrüche und Liebeskummer, bei schwerer Krankheit, dem Verlust eines geliebten Menschen oder der Existenz und allen anderen Katastrophen, die das Leben mitbringen kann. Wie umgehen mit aufkeimender Angst? Wie schafft man es, sich weder ins Schneckenhaus zu verziehen noch sich in Aktionismus zu verlieren? Wie findet man wieder Vertrauen? Hier gibt es die besten Übungen, Strategien und vor allem konstruktive Perspektiven. Für die Situationen im Leben, wenn mal was nicht so läuft, wie man sich das vorgestellt hat.

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Seitenzahl: 201

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Impressum

© eBook: 2021 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2021 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

Gräfe und Unzer ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, www.gu.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Projektleitung: Anja Schmidt, Stella Schossow

Lektorat: Sylvie Hinderberger

Covergestaltung: ki36 Editorial Design, Sabine Krohberger; independent Medien-Design, Horst Moser, München

eBook-Herstellung: Lea Stroetmann

ISBN 978-3-8338-8090-2

1. Auflage 2021

Bildnachweis

Coverabbildung: ki36 Editorial Design, Bettina Stickel

Illustrationen: ki36 Editorial Design, Bettina Stickel

Autorenfoto: Markus Dietze

Syndication: www.seasons.agency

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RESILIENZKANN MAN LERNEN

Katastrophen sind nicht zu vermeiden. Die gute Nachricht aber ist: Sie lassen sich als ultimative Wachstumsbeschleuniger nutzen, um das eigene Leben auf eine neue Ebene zu heben. Die renommierte Psychologin und Mentaltrainerin Anke Precht zeigt, wie das funktioniert: nicht nur zu überleben, sondern sogar stärker aus einer Krise hervorzugehen.

Das Buch ist ein Wegweiser durch Midlife-Crisis, berufliche Umbrüche und Liebeskummer, bei schwerer Krankheit, dem Verlust eines geliebten Menschen oder der Existenz und allen anderen Katastrophen, die das Leben mitbringen kann. Wie umgehen mit aufkeimender Angst? Wie schafft man es, sich weder ins Schneckenhaus zu verziehen noch sich in Aktionismus zu verlieren? Wie findet man wieder Vertrauen? Hier gibt es die besten Übungen, Strategien und vor allem konstruktive Perspektiven. Für die Situationen im Leben, wenn mal was nicht so läuft, wie man sich das vorgestellt hat.

NICHT SCHON WIEDER …

Oh no! Kaum glaubt man sich auf der sicheren Seite, alles unter Kontrolle, alles im Plan, macht irgendetwas einen Strich durch die Rechnung. Das Leben gibt einem einen Arschtritt. Supergemein! Und irgendwie hört es auch nie auf.

Warum eigentlich? Könnte man nicht auch ohne Arschtritte leben? Wäre es nicht besser, wir würden sie einfach vermeiden? Uns da aufhalten, wo das Leben freundlich ist und sich in Sachen Gemeinheiten ein bisschen zurückhält?

Ganz ehrlich? Ich fände das super! Kaum etwas hasse ich mehr als diese miesen Stolperfallen, die meistens genau dann kommen, wenn ich am wenigsten damit gerechnet habe. Alles gut, alles unter Kontrolle. Und dann macht es »Peng!«. Alles liegt in Trümmern und ich stehe mittendrin und reibe mir die Augen. Das kann doch nicht sein! Aber genau so ist es.

Arschtritte des Lebens kann man etwa so gut vermeiden wie die Nacht nach dem Tag. Sie kommen zwar nicht ganz so vorhersehbar, aber doch sehr zuverlässig immer mal wieder vorbei und heben dann das gewohnte Leben aus den Angeln. Mit Macht werfen sie uns aus allen Komfortzonen. Auch wenn wir es überhaupt nicht verdient haben. Sie erwischen uns meistens da, wo wir am verwundbarsten sind. Krisen der unterschiedlichsten Art. Ich hasse diese Momente. Und würde viel geben, sie zu umgehen. Nur: Es geht nicht.

Aber von vorne. Ich bin Psychologin. Ich sollte mich mit so was eigentlich gut auskennen. Aber in sieben Jahren Studium habe ich so gut wie nichts über Krisen gelernt. Nicht, dass sie überhaupt kein Thema gewesen wären. Aber eher am Rand, als unglückliche Ausnahmefälle, in die manche Menschen reinrutschen können. Wie in Unfälle, die man durch eine vorsichtige Fahrweise aber eigentlich vermeiden sollte. Genauso denken immer noch sehr viele Psychologen und beschäftigen sich deshalb damit, wie man das Leben vorhersehbar gestalten und so planen kann, dass möglichst alles glattläuft.

Psychologen sind eben auch nur ganz normale Menschen. Auch sie haben Angst davor, ihr Leben nicht mehr im Griff zu haben. Auch sie möchten gern daran glauben, dass man die schlimmsten Widernisse verhindern kann, indem man alles richtig macht. Also verbringen sie viel Zeit mit der Frage, wie man eine Krise künftig verhindern kann. Als wäre das möglich. Und als wäre das die entscheidende Frage.

Ich glaube inzwischen, dass das gar nicht die entscheidende Frage ist. Daher wird es in diesem Buch auch nicht um diese Frage gehen. Solltest du also hoffen, hier das Rezept zu finden, wie du allen Arschtritten des Lebens ausweichen kannst, muss ich dich enttäuschen. Ich weiß: Das klingt hart und kann ziemlich desillusionierend sein. Aber so ist es und es wäre doch blöd, wir würden uns auf Dauer etwas vormachen, oder? Denn dann investieren wir unsere Energie falsch: ins Vermeiden statt in die Frage, was wir tun können, wenn es so weit ist. Und ob in so einem Unglück nicht vielleicht eine besondere Chance oder sogar richtig viel Power liegt.

Als Psychologin sage ich: ja! Eine ganze Menge sogar. Krisen sind toll. Sie wirken wie ein Wachstumsbooster und ohne sie bleiben wir dumpfe Wesen, die sich im Lauf eines langen Lebens kaum entwickeln. Steinzeitmenschen sozusagen, auf die grundlegenden Genüsse des Lebens fixiert: essen, trinken, schlafen, vögeln und möglichst viel Genuss in einer möglichst großen Komfortzone. Menschen, die zwar älter, aber nicht wirklich weiser werden. Menschen, die ihr Potenzial nicht entfalten. Das entfaltet sich nämlich leider meistens nicht von selbst. Es braucht Erschütterungen und Widernisse. Auch wenn wir von Natur aus alle bequem und auf möglichst viel Sicherheit bedacht sind.

Als Mensch sage ich: Was für ein Quatsch! Was soll schon falsch sein an Sicherheit und Komfort? Entwicklung geht auch so. Aber das hat damit zu tun, dass ich wie jeder andere keinen Spaß an Schmerzen habe – auch nicht an seelischen. Tief in mir hoffe ich daher nach jeder Krise, dass das nun die letzte war. Ich lüge mir also genauso in die Tasche wie jeder andere auch, wenn es um mich ganz persönlich geht. Und um diejenigen, die mir am Herzen liegen, meine Kinder zum Beispiel. Auch für sie wünsche ich mir ein krisenfreies Leben und leide mit, wenn sie einen Tritt bekommen.

Im Rückblick ist man bekanntlich immer schlauer. Aus dieser Perspektive erkenne ich, dass jede Krise zu irgendetwas gut war, vorausgesetzt, ich habe wirklich aus ihr gelernt und ihre Energie genutzt. Und wo mir das nicht gelungen ist, hat mir das Leben mit absoluter Zuverlässigkeit mindestens noch eine zweite Chance beschert.

KENNST DU EINEN STARKEN MENSCHEN, DER EIN EINFACHES LEBEN HATTE?

In meinen jungen Jahren habe ich Bücher über positives Denken geradezu verschlungen – auch noch während meines Studiums. Die Aussicht, mit der Kraft meiner Gedanken genau das Leben zu erreichen, das ich mir wünsche, hat mich beflügelt und ich habe viel Zeit dafür verwendet, auf meine Gedanken zu achten. Ich habe meine Ziele aufgeschrieben, positive Affirmationen gesprochen, mich mithilfe von Visualisierungen in eine fantastische Zukunft geträumt und fest daran geglaubt, dass ich mein Schicksal damit selbst in der Hand habe. Unzählige Autoren haben das versprochen und bestätigt. Absolut glaubhaft. Sie berichteten von zahlreichen Beispielen, die das zu beweisen scheinen. Sie hatten ihren Traumpartner oder ihre Traumpartnerin gefunden, entzückende Zwillinge geboren, waren reich geworden und erfolgreich und wurden von allen geliebt. Wer möchte das nicht? Da wäre man ja schön blöd, wenn man nicht mitmachen würde, und am Ende wäre man selbst schuld, wenn man ein klägliches Leben führt. Falsch gedacht heißt schon verloren. Wer dagegen richtig denkt, dem geht es gut.

Zwischen damals und heute liegen inzwischen ein paar Jahrzehnte. Ich habe schmerzhaft gelernt, dass dem Leben leider oft vollkommen egal ist, was ich mir wünsche. Viele der Autoren, die damals über die Macht der Gedanken geschrieben haben, sind heute tot, verunglückt oder an Krebs gestorben und ein Teil der entzückenden Kinder hat einen wenig erfreulichen Weg eingeschlagen. Mir ist klar geworden: Mit der Überzeugung, das Leben sei steuerbar, durch Planung oder positives Denken, sind leider die meisten an die Wand gefahren. In den 1990er-Jahren war einer der häufigsten Sätze, die man sich gegenseitig sagte: »Sieh es doch positiv!« Ich habe gehört, es gibt Leute, die sagen das heute immer noch. Was beweist, dass die Menschheit nur langsam lernt.

In meinem Job habe ich inzwischen viele Menschen kennengelernt, die überhaupt kein Glück hatten und immer wieder vom Leben oder in Vertretung von ihren Mitmenschen immer dann in den Arsch getreten wurden, wenn sie es am wenigsten gebraucht haben und am verletzlichsten waren. Nicht wenige von ihnen haben bis dahin an das positive Denken geglaubt und es fleißig praktiziert. Manche haben sich sogar selbst die schrecklichsten Vorwürfe gemacht, weil sie sicher waren, beim Denken eben doch nicht positiv genug gewesen zu sein und damit das Unglück heraufbeschworen zu haben. Und nicht wenige haben versucht, aus der Krise zu kommen, indem sie noch mehr Zeit und Energie in das positive Denken gesteckt haben als bisher. In der Regel ohne Erfolg – sonst wären sie ja nicht früher oder später zu mir in die Praxis gekommen.

Die Überzeugung, positives Denken könne uns auf die Sonnenseite des Lebens beamen und uns vor allen Stürmen bewahren, ist ein klassisches Beispiel dafür, wie wir uns selbst in die Tasche lügen. Daran ist nichts Verwerfliches: Wir lügen uns ständig selbst in die Tasche. Das ist zutiefst menschlich. Wir machen uns vor, der neue Partner, die neue Partnerin sei perfekt, treu und liebenswert und würde uns für immer glücklich machen. Bis der Taumel der ersten Monate vorbei ist und wir bemerken, dass er/sie eben auch ein ganz normaler Mensch ist mit wundervollen Seiten, aber auch mit solchen, die uns zur Weißglut treiben. Ich habe diese Story trotzdem jedes Mal von Neuem geglaubt, wenn ich mich verliebt habe. Der jeweils aktuelle Mann war genau jener, auf den ich schon immer gewartet habe, und ich war überzeugt, dass die Zeit der Tränen für immer vorbei wäre. Und sage jetzt nicht, das wäre dir noch nie passiert.

Vielleicht merkst du, dass sich bei dir Widerstand regt, wenn du das liest. Das ist normal. Es zeigt, dass du zu deinen Überzeugungen stehst und sie nicht einfach über den Haufen wirfst. Außerdem ist es kurzfristig eine gesunde Reaktion deiner Psyche. Sie schützt dich vor unangenehmen Gefühlen. Das ist einer ihrer Aufgaben. Dass sie damit kurzfristig erfolgreich ist, reicht ihr in der Regel. Langfristige Schäden nimmt sie dafür manchmal in Kauf. Und es gibt gute Gründe dafür. Denn die Vorstellung, dass das Leben unberechenbar ist und uns früher oder später der nächste kräftige Arschtritt bevorsteht, macht Angst. Viel Angst sogar! Angst aber ist ein sehr unangenehmes Gefühl und genau deshalb tun wir eine Menge, um sie zu vermeiden. Wir lügen uns zum Beispiel selbst in die Tasche und alle um uns herum belügen wir gleich mit.

Es ist also in Ordnung, wenn du nicht gerade riesige Lust spürst, dich mit den fiesen Seiten des Lebens zu versöhnen. Trotzdem hast du genau diese Seiten sicher schon einige Male erlebt. Und wirst sie noch öfter erleben. Ich wünsche es dir nicht, ich weiß nur: Es wird passieren.

Wie kann ich mir so sicher sein? Nimm dir einen Moment Zeit, das Leben als Ganzes zu betrachten. Von Beginn an, als du als hilfloses Bündelchen Mensch auf die Welt gekommen bist. Ich weiß nicht, ob deine Familie diejenige ist oder war, die du dir auch freiwillig ausgesucht hättest – jedenfalls ist oder war es die, die du hast/hattest, und du hast gelernt, mit ihr auszukommen. Möglichst gut. Wahrscheinlich hast du schon in deiner Kindheit die ersten Schrammen abbekommen und vielleicht sind sie noch nicht alle geheilt. Niemand verdient das, aber es ist so. Es ist der Preis des Lebens.

Nun bist du mehr oder weniger selbstständig und stehst auf eigenen Beinen. Du lebst dein Leben, so gut es geht. Du hast dir Menschen gesucht, die dir wichtig sind. Vielleicht hast du Kinder, einen Partner oder eine Partnerin, vielleicht auch verschiedene, ich weiß es nicht. Du versuchst, mit dem Leben klarzukommen, und genau das ist richtig. Vielleicht sehnst du dich manchmal nach einer Zeit, die noch besser ist als die aktuelle. Vielleicht hast du es gerade schwer, vielleicht hast du sogar gerade einen Arschtritt abbekommen und wünschst dir nichts sehnlicher, als dein Leben mit jemandem zu tauschen, der mehr Glück hat als du. Wenn du aber nach vorne schaust, in die Zukunft, die nahe, in der du Neues erleben wirst, aber auch in die ferne Zukunft, dann weißt du: Auch wenn du es im Alltag sicher meistens verdrängst, wie fast jeder das macht, wirst du eines Tages nicht mehr da sein. Dann wirst du alles und jeden verloren haben, der dir am Herzen liegt. Entweder weil du diese Dinge oder diese Menschen verlieren wirst, während du lebst – oder weil du gehst und deine Liebsten noch da sind. Das Einzige, was im Leben sicher ist, in deinem und in meinem, ist, dass wir alles verlieren, was uns wichtig ist. Früher oder später. Ist es dann nicht eigentlich albern, dass wir uns ständig vormachen, genau das verhindern zu können? Und uns deswegen jahre-, womöglich jahrzehntelang mit positivem Denken und anderem zu beschäftigen, um eine sorgenfreie Zukunft zu haben? Wäre es dann nicht besser, das Leben so zu nehmen und manchmal auch zu genießen, wie es ist? Und zwar genau jetzt? Mit allen Ecken und Kanten, Katastrophen und Unzulänglichkeiten?

OHNE SCHMERZ KEIN FORTSCHRITT

Das Leben ist nicht immer leicht. Aber gerade deshalb ist es gut. Ich weiß: Wir wünschen uns das nicht. Ich nicht und du nicht. Aber trotzdem ist es gut. Ohne die Krisen, die Zeiten, in denen wir das Leben verfluchen, uns selbst leidtun, leiden und vielleicht sogar verzweifelt sind, wachsen wir nicht. Ohne Schmerz gäbe es keinen wirklichen Fortschritt.

Wäre nicht irgendwann der Wald abgebrannt oder die Bananenernte wegen eines Unwetters ausgefallen, würden wir heute immer noch auf den Bäumen sitzen. Wäre es nicht bitterkalt gewesen und wären nicht einige von uns im Winter in den Höhlen erfroren oder hätten wir das rohe Essen immer bestens vertragen, hätten wir uns nicht die Mühe gemacht zu lernen, wie man ein Feuer entfacht und es hütet. Viele grandiose Ärzte und Forscher haben als Kind einen geliebten Menschen an eine schwere Krankheit verloren. Hätte mich mein Statistikprofessor an der Uni nicht vor dem ganzen Semester bloßgestellt und mir geraten, doch lieber ins Schwimmbad zu gehen, anstatt mich mit Statistik herumzuplagen, wo bei mir doch Hopfen und Malz verloren sei, hätte ich niemals die Entschlossenheit aufgebracht, mit meiner Überzeugung zu brechen, dass ich mathematisch vollkommen unbegabt sei. Erst war ich zutiefst gekränkt, dann versank ich in Selbstmitleid. Wie gemein der war. So was macht man nicht. Warum gerade ich? Ich habe mich doch immer angestrengt. Ich hätte mein Studium fast hingeschmissen. Aber dann kam die Wut und ich dachte: Dem zeige ich es! Von dem lass ich mich nicht unterkriegen! Ich werde mich doch von diesem Arschloch nicht aus dem Studium kicken lassen! Und das habe ich auch umgesetzt. Es war schlimm. Ich habe noch nie im Leben so hart gearbeitet, so viele Tränen über einem Stoff vergossen, tagelang an Aufgaben getüftelt und mich durch Zahlen gearbeitet, die mir erst völlig unverständlich schienen, sich aber wie durch ein Wunder nach und nach erschlossen. Meine Prüfung schaffte ich mit Bravour und sie rettete mich durch das Jahr an meiner französischen Uni, wo über die Hälfte der Studenten durchfiel. Heute bin ich diesem Professor dankbar. Er hat mir die Wahrheit ungeschönt gesagt. Das war meine Rettung.

WAS DU ERWARTEN KANNST

Als ich damit angefangen habe, dieses Buch zu schreiben, war gerade Corona über unser Leben hereingebrochen. Die Megakrise! Unvermittelt war alles, was bisher stabil schien, ins Wanken gekommen. Mein Leben hatte sich mit dem ersten Lockdown innerhalb von einer Woche komplett verändert. War ich vorher drei Tage pro Woche in ganz Deutschland unterwegs, hielt Seminare und Vorträge und unterstützte Unternehmen und Leistungssportler, stand plötzlich alles still. Die Volleyballbundesliga, in der ich ein Team coachte, wurde abgebrochen, Veranstaltungen auf Monate hinaus abgesagt und viele meiner Freunde, die selbstständig sind, kämpften plötzlich um ihre wirtschaftliche Existenz. Meine Mitarbeiterin war im Homeoffice, die Kinder mussten sich Mathe selbst beibringen, mehr schlecht als recht, und vermissten ihre Freunde. Die Tapete, die sich schon länger von der Wand im Badezimmer ablöste, ging uns allen plötzlich richtig auf die Nerven. Wir machten uns Sorgen um meine Mutter, die nach einer schweren Herzoperation noch nicht wieder richtig fit war, sagten unseren Urlaub ab und krempelten stattdessen die Ärmel hoch, um zu überlegen, wie wir uns am besten aus den unerwarteten Widernissen befreien konnten. Mein ältester Sohn war im Krankenhaus und von einem Tag auf den anderen durfte ihn niemand mehr besuchen. Plötzlich war er auf sich allein gestellt und musste innerhalb von einer Stunde groß werden.

Aber nicht nur ich und meine Familie hatten einen Arschtritt bekommen. Ganz vielen Menschen um mich herum ging es so, wenn auch auf ganz unterschiedliche Weise. Freunde mussten ihr Leben neu organisieren, Beziehungen brachen zusammen, in meiner Praxis reihte sich Krise an Krise und viele alte Themen kamen im Gefolge bei den Menschen wieder hoch. Wann, wenn nicht jetzt darüber schreiben, dachte ich mir. Jetzt ist alles aktuell, die Krise ist da, live, und ich legte los …

Du wirst davon lesen, was du aus Krisen machen kannst – und warum die Arschtritte des Lebens dazu genutzt werden können, richtig Tempo zu bekommen, auch wenn sie erst einmal gehörig wehtun. Zeiten, in denen dir dein Leben um die Ohren fliegt, sind die Zeiten, in denen Entwicklungen extrem schnell gehen. Wir haben das in den letzten Monaten schon in vielen Unternehmen erlebt: Wo schon seit Jahren über Homeoffice diskutiert wurde, ist es jetzt plötzlich Normalität. Wir sehen es aber auch bei ganz vielen Menschen, die genau jetzt mutig wurden und sich entschieden haben, einen uralten Traum auszugraben und anzugehen.

Ich werde in diesem Buch immer wieder Geschichten von Menschen erzählen, die ich kennengelernt habe, weil wir von den Erfahrungen anderer wunderbar lernen können – und weil mich viele dieser Geschichten sehr tief berührt haben. Natürlich habe ich Namen und persönliche Angaben so weit verändert, dass die Anonymität gewahrt bleibt.

Nichts lässt dich schneller wachsen als eine Krise. Je gravierender sie dein Leben umwirft, je mehr sie es aus den Fugen hebt, umso dringlicher zwingt sie dich, über dich selbst hinauszuwachsen. Krisen sind, so sehr du sie zum Teufel wünschst, für die Entwicklung ein Segen. Du wirst gezwungen, wichtige Entscheidungen zu treffen, Risiken einzugehen und Dinge zu wagen, die du dir bisher nicht zugetraut hast. Weil du nichts mehr zu verlieren hast.

Du findest in diesem Buch eine Anleitung, wie du mit den Arschtritten des Lebens umgehen kannst. Wie du sie am besten überstehst, wie du dich verarztest und wie du es schaffst, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Du findest Rezepte gegen die Angst, aber auch ganz viele Checklisten und Tricks, die dir dabei helfen, dich zu entwickeln und zu verstehen, wohin das Leben dich katapultieren will. Außerdem lernst du, wie du dich stabilisierst. Das Ziel ist nicht, künftige Katastrophen generell zu vermeiden, denn das geht nicht – sondern gestärkt und zuversichtlicher mit den Arschtritten der Zukunft umzugehen.

GEWAPPNET FÜR DAS UNWETTER

Im nächsten Kapitel schauen wir uns genauer an, was so einen gewaltigen Arschtritt, eine echte Krise überhaupt ausmacht. Welche Arten von Krisen gibt es? Wie unterscheiden sie sich?

Dann beschäftigen wir uns genauer mit der Psychologie der Krise. Was passiert währenddessen, aber auch schon vorher und nachher? Warum setzen diese Momente so unglaublich viel Energie frei? Wie kommt es, dass wir so kreativ werden und uns manchmal über Nacht ganz neu fühlen, wo kurz vorher noch die Welt zusammengebrochen ist? Du wirst dich bestimmt an vielen Stellen wiedererkennen und dich an Situationen aus deinem Leben erinnern, die dich geprägt haben. Du erfährst mehr über die tiefe transformatorische Kraft von Krisen. Sie verändern dich ganzheitlich.

Was ist aber ganz konkret zu tun, wenn du mitten in der Krise steckst? Vielleicht ist das ja gerade jetzt der Fall. Ab > erfährst du dann, wie du aus Angst und Ohnmacht aussteigst und wieder handlungsfähig wirst. Du entdeckst dort viele praktische Techniken und lernst, was die Krise von dir will. Das ist wichtig, damit du sie nicht in ein paar Monaten oder Jahren ein zweites Mal serviert bekommst. Du erhältst Unterstützung dabei, die Entscheidungen zu treffen, die für dich dran sind.

Im letzten Kapitel zeige ich dir, wie du mentale Stärke gewinnst – für die Zukunft. Je mehr du davon besitzt, umso weniger hauen die Arschtritte dich um. Du landest vielleicht erst einmal auf dem Boden, rappelst dich aber schneller wieder auf und kannst daran gehen, dein Leben neu zu ordnen. Eine starke Psyche verhindert keine Katastrophen. Du erinnerst dich: Das Leben ist nicht fair. Ganz im Gegenteil! Du weißt aber, dass du besser mit Sidekicks zurechtkommen wirst. Wie ein Seefahrer, der ein richtig stabiles Schiff und eine gut trainierte Mannschaft hat. Auch er wird in Stürme kommen, vielleicht sogar mal lecklaufen. Aber er ist besser vorbereitet als der Kollege, der jahrelang am Strand gechillt und seine Matrosen in der erstbesten Spelunke rekrutiert hat. Du kannst mentale Stärke trainieren. Wie das geht, lernst du Schritt für Schritt.

Benutzte dieses Buch wie einen Kompass, der dich auf einer Expedition begleitet und dich sicher führt. Du kannst auch große Herausforderungen gut bewältigen. Zu wissen, dass es sie immer wieder geben wird, kann den Blick verändern, damit du sie künftig ein bisschen besser vorbereitet empfangen kannst. Auch dann, wenn du sie nicht bestellt hast.

Du bist nicht allein. Es geht jedem so. Sogar den Menschen in den Hochglanzmagazinen, die es niemals zugeben würden. Es ist einfach normal und egal, wo und wie du lebst: Du kommst nicht drum herum. Also krempele lieber die Ärmel hoch und hisse die Segel. Denn schon Aristoteles soll gesagt haben: Du kannst den Wind nicht ändern. Aber du kannst die Segel anders setzen. Dann wird das Leben wieder zu einem wagemutigen Abenteuer. Zu einer Reise zu deiner tiefen inneren Kraft und zu deinem ureigenen Potenzial!

Ich gehe einfach ein Stück mit dir mit. Ich habe viele Krisen überstanden und weiß: Wenn sie da sind, tun sie weh. Und lohnen sich trotzdem. Lass uns lossegeln!

Deine Anke

ARSCHTRITTE SIND KRISEN – ABER WAS BEDEUTET DAS ÜBERHAUPT?

In diesem Kapitel geht es darum, welche Arten von Krisen es gibt und worin sie sich unterscheiden. Gleichzeitig erfährst du, warum das Leben in Krisen komplett anders ist als sonst – und du wirst einige Déjà-vus erleben.

EINE KRISE IST EIN WENDEPUNKT – MEISTENS EIN DRAMATISCHER

Unter einem Sidekick des Lebens verstehe ich nicht den Moment, in dem mir der schöne Parkplatz von diesem arroganten Typen geklaut wird. Klar, das nervt. Aber es tut nicht wirklich weh. Ich kann einen anderen Parkplatz suchen und außer einer Minute Zeit verliere ich nichts. Wer schon solche Situationen einen Arschtritt nennt, hat ein echtes Luxusproblem. In diesem Fall wäre es wichtig, Gelassenheit zu üben. Denn sich bei jeder kleinen Widrigkeit aufzuregen ist pure Energieverschwendung. Das ist, wie beim Schwimmen im Meer zu erwarten, dass es keine Wellen gibt. Unmöglich. Eine Strategie, sich selbst unglücklich zu machen. Aber nicht unser Thema.

Wir sprechen von Krisen. Von Einschnitten im Leben, die ein »Vorher« von einem »Nachher« trennen. Nach einer Krise ist alles anders als vor der Krise. Es gibt kein Zurück mehr.

Eine Krise kann innerhalb weniger Momente, Tage oder Wochen die Lebensumstände so radikal verändern, dass das Leben danach komplett neu ist. Krisen sind also keine quantitativen Veränderungen: Etwas ist hinterher ein bisschen besser oder schlechter als vorher, jemand ist ein bisschen reicher oder ärmer als vorher, er muss ein paar Meter mehr oder weniger bis zum Parkplatz laufen oder fühlt sich etwas mehr oder weniger geliebt. Eine Krise verändert das Leben grundlegend. Du bist danach ein anderer Mensch.