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"Nenn mir deinen Preis!" Darcy ist schockiert von der Forderung des exzentrischen Milliardärs Max Fonseca. Zwar ist sie als seine Sekretärin an seine Launen gewöhnt. Aber dass er sie jetzt zwingt, seine Verlobte zu spielen, geht zu weit! Auch wenn sie sich insgeheim seit Langem nach ihm verzehrt. Doch sie weiß, dass er sie nur an seiner Seite braucht, damit er das Geschäft seines Lebens abschließen kann. Und eine derart berechnende Beziehung kommt für Darcy auf keinen Fall infrage! Bis Max sie mit einem zärtlichen Kuss überrascht, der sie gegen ihren Willen dahinschmelzen lässt … JULIA 122016
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Seitenzahl: 207
Veröffentlichungsjahr: 2016
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2015 by Abby Green Originaltitel: „The Bride Fonseca Needs“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIABand 2235 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Petra Pfänder
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 06/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733706784
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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„Na, sieh mal einer an. Das ist ja interessant. Die kleine Darcy Lennox, in meinem Büro, auf Jobsuche.“
Darcy unterdrückte einen Anflug von Ärger bei seiner Anspielung auf ihre Größe. Sie war überhaupt nicht richtig klein. Vor allem aber versuchte sie, den Aufruhr all ihrer Sinne in seiner Nähe zu unterdrücken. Nur der breite Schreibtisch trennte sie von Maximiliano Fonseca Roselli.
Er war schlicht und einfach umwerfend. Das war er immer schon gewesen, aber jetzt war er es mehr denn je. Er war ein Mann geworden, nicht mehr der siebzehnjährige Junge aus ihrer Erinnerung. Erotische Anziehung umgab ihn wie ein berauschender Duft.
Eine Woche später hatte Darcy sich immer noch nicht mit dem Gedanken angefreundet, Max am nächsten Abend zu dem Dinner mit den Montgomerys zu begleiten. Es war albern, sich so zu sträuben. Viele Sekretärinnen begleiteten ihre Chefs zu Geschäftsessen.
Also warum schlug ihr Herz schneller bei dem Gedanken, Max außerhalb des Büros zu treffen?
Weil sie ein Dummkopf war! Darcy schnitt sich selbst eine Grimasse. Sie zuckte zusammen, als Max aus seinem Büro ihren Namen brüllte. Statt über das Essen sollte sie sich lieber Gedanken darüber machen, warum er seit Tagen so kurz angebunden war.
Während sie in sein Büro eilte, bemühte sie sich um eine ausdruckslose Miene. Wie immer, wenn sie ihn anschaute, klopfte ihr Herz schneller. Max lief hinter dem Schreibtisch auf und ab, und sie konnte seinen Ärger fast körperlich spüren. Darcy seufzte im Stillen. Langsam zerrte der Kampf um diesen Auftrag auch an ihren Nerven.
Sie setzte sich und wartete geduldig, doch Max starrte sie so finster an, dass sich ihre Augen vor Schreck weiteten. „Was habe ich getan?“
Er sah zur Seite. „Nichts. Es hat nichts mit dir zu tun. Es ist …“
„Montgomery.“
Er sah sie nur an, und sein Schweigen bestätigte ihre Annahme. „Du musst heute Abend länger arbeiten“, sagte er schließlich. „Ich will ihm morgen nicht den geringsten Grund liefern, an meiner Kompetenz zu zweifeln.“
Darcy zuckte mit den Schultern. „Kein Problem.“
„Gut. Ich will jedes Detail noch einmal genau mit dir durchgehen.“
Viel später an diesem Abend bewegte Darcy in Max’ Büro ihre schmerzenden Schultern. Die Schuhe hatte sie schon vor Stunden ausgezogen, und zum Abendessen hatten sie etwas bei einem Lieferservice bestellt.
„Ich denke, wir haben es geschafft“, erklärte Max schließlich kurz vor Mitternacht. „Wir sind alles durchgegangen, jedes Schreiben, jede Notiz. Seine gesamte Biografie und sein Unternehmen.“
Darcy lächelte trocken. „Ich würde sagen, mittlerweile könnten wir eine ausführliche Biografie über Montgomery schreiben.“
Er antwortete nicht, und sie sah zu ihm auf. Er stand hinter seinem Schreibtisch. Sein Hemd war am Hals geöffnet, die Ärmel aufgekrempelt. Dennoch wirkte er immer noch frisch und makellos – während Darcy sich nur nach einem langen entspannenden Bad sehnte.
In seinen Augen flackerte ein seltsamer Ausdruck auf, und plötzlich wurde Darcy sich bewusst, dass sie sich gerade wie eine Katze geräkelt hatte. Doch Max sagte nichts, sondern stand auf, ging zu einem Schrank und füllte zwei Gläser mit einer dunkelgoldenen Flüssigkeit. Er kam zurück und reichte ihr eines der Gläser.
Wie die Farbe seiner Augen, war ihr erster Gedanke.
„Schottischer Whisky, passend zum Abend“, sagte er in Anspielung auf Montgomerys Heimat.
Darcy erwiderte sein Lächeln und stieß mit ihm an. „Sláinte.“
Während sie einen Schluck tranken, hielten ihre Blicke einander fest. Der Whisky lief wie Feuer durch Darcys Kehle. Sie wandte sich ab und setzte sich auf das Sofa in der Nähe seines Schreibtisches. Wieder musste sie ihn ansehen. Er stand am Fenster. Ohne nachzudenken fragte sie: „Die Narbe – wie hast du sie bekommen?“
Max erstarrte. Er presste die Lippen aufeinander und sah an ihr vorbei. „Erstaunlich, wie faszinierend Menschen eine Narbe finden. Vor allem Frauen.“
Sofort fühlte Darcy sich bloßgestellt. „Tut mir leid, das geht mich nichts an“, erwiderte sie steif.
Jetzt sah er sie an. „Nein, das tut es nicht.“
Beim Blick ihrer blauen Augen durchfuhr ihn die Erinnerung mit solcher Wucht, dass er fast zusammengezuckt wäre. Eine viel jüngere Darcy, aber mit demselben herzförmigen Gesicht. Sie hatte sich zwischen ihn und die anderen Jungen gedrängt, die dabei waren, ihn brutal zusammenzuschlagen. Während in ihm die vertraute hilflose Wut und Demütigung brannten, hatte sie dagestanden wie eine winzige, feurige Rachegöttin. Als die Jungen verschwunden waren, wandte sie sich ihm zu und sah ihn besorgt an. Ohne sich bewusst zu sein, was er tat, hatte er die Hand ausgestreckt und ihr Gesicht berührt. „Sie ist klein, aber eine Kämpferin“, sagte er leise, fast wie zu sich selbst. Darcy errötete. Sie hatte sich auf dem Absatz umgedreht und war gegangen.
Selbst heute begriff Max immer noch nicht, warum in aller Welt er damals ausgerechnet Shakespeare zitiert hatte.
Jetzt beugte Darcy sich vor, stellte ihr Glas auf dem Schreibtisch ab und stand auf. Offenbar wollte sie gehen. Kein Wunder, nachdem er ihr so über den Mund gefahren war.
„Es ist auf der Straße passiert“, sagte er spontan. „Hier in Rom, als ich obdachlos war.“
Darcy erstarrte. Sie drehte sich zu ihm um. „Obdachlos?“
Max bemühte sich, ihren Blick ruhig zu erwidern. Seltsamerweise bereute er nicht, dass er ihr sein Geheimnis anvertraut hatte. Er nickte. „Nachdem ich in Boissy rausgeworfen wurde, habe ich einige Jahre auf der Straße gelebt.“
„Ich erinnere mich noch an das Blut im Schnee“, sagte Darcy.
Max unterdrückte ein Aufstöhnen. Und wie er sich erinnerte. Manchmal erwachte er nachts mit der Erinnerung, schweißgebadet. Damals hatte er sich geschworen, nie wieder die Kontrolle über sich zu verlieren. „Ein Junge war bewusstlos und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden.“
Sie schüttelte den Kopf. „Warum haben sie dich nicht in Ruhe gelassen?“
Er verzog den Mund. „Der Vater von einem von ihnen war der Liebhaber meiner Mutter. Er hat meine Schulgebühren bezahlt. Das hat ihnen nicht so gut gefallen.“
Darcy erinnerte sich schwach an eine unglaublich schöne und glamouröse Frau, die einmal in einer Limousine mit Chauffeur vorgefahren war.
Sie hatte vergessen, dass sie eigentlich gehen wollte. „Und warum warst du danach obdachlos?“
In dem schwachen Licht wirkte Max’ Gesicht wie gemeißelt. „Meine Mutter hatte vergessen, mir mitzuteilen, dass sie mit ihrem neuen Liebhaber nach Amerika gezogen war. Sie hatte auch keine Adresse hinterlassen. Man könnte wohl sagen, sie war nicht gerade die fürsorglichste aller Mütter.“
„Und … dein Vater?“
Seine Miene war so ausdruckslos, dass ihr kalt wurde. „Damals lebte er noch, in Brasilien, zusammen mit meinem Bruder. Zu ihnen konnte ich nicht gehen. Als meine Mutter mich nach der Scheidung mit nach Italien genommen hat, hat er deutlich gemacht, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte.“
„Aber du warst damals doch gerade erst …“
„Siebzehn.“
„Und die Narbe?“ Darcy unterdrückte den Impuls, die Hand auszustrecken und sie zu berühren.
Max sah auf das Glas in seiner Hand. „Ich habe gesehen, wie ein Mann überfallen wurde und bin dem Kerl hinterhergelaufen. Erst als er sich zu mir umdrehte, habe ich gemerkt, dass er ein Junkie mit einem Messer war. Ich habe es gerade noch geschafft, ihm das Portemonnaie abzunehmen“ Er grinste schief. „Um ehrlich zu sein, habe ich einen Moment lang daran gedacht, selbst damit wegzulaufen – aber ich habe es nicht getan.“
Max zuckte mit den Schultern, als wäre es das Natürlichste der Welt, Junkies mit Messern hinterherzulaufen. „Der Besitzer war so dankbar, als ich ihm das Portemonnaie zurückgegeben habe, dass er darauf bestand, mich ins Krankenhaus zu bringen. Er hat lange mit mir geredet, und es stellte sich heraus, dass er Chef eines privaten Kreditinstituts war. Er hat mir einen Job als Praktikant angeboten. Ich wusste, dass es meine einzige Chance war …“
„Man kann wohl sagen, dass du die Gelegenheit genutzt hast“, erwiderte Darcy trocken. „Er muss ein ganz besonderer Mann gewesen sein.“
„Das war er“, sagte Max mit ungewohnter Weichheit in seiner Stimme. „Einer der wenigen Menschen, denen ich voll und ganz vertraut habe. Er ist vor einigen Jahren gestorben.“
Darcy war, als würde sie träumen. Nicht in einer Million Jahren hätte sie gedacht, dass sie jemals ein solches Gespräch mit Max führen würde. „Du vertraust nicht leicht?“
Max verzog sein Gesicht. „Ich habe gelernt, auf mich selbst aufzupassen. Anderen zu vertrauen, ist eine Schwäche.“
„Was für eine zynische Sichtweise.“
Er trat einen Schritt auf sie zu. Sein frischer, maskuliner Duft stieg ihr in die Nase. Abschätzend betrachtete er sie. „Und was ist mit dir, Darcy? Willst du mir erzählen, nach der Scheidung deiner Eltern wärst du nicht auch zynisch geworden?“
Sie wich seinem intensiven Blick aus. Damals war ihre Welt zerbrochen. Sie hatte es sich zur Regel gemacht, nicht in Selbstmitleid zu versinken. „Ich würde es eher realistisch nennen.“ Darcy bemühte sich um einen leichten Tonfall.
Sein Mund zuckte. War er noch näher gekommen? „Gut, einigen wir uns auf einen realistischen Zynismus. Willst du behaupten, du würdest nicht von einem hübschen Häuschen mit Garten und zweieinhalb Kindern träumen, die wiedergutmachen können, was deine Eltern dir angetan haben?“
Sein Scharfsinn ließ sie nach Luft schnappen. Er hatte ihren wunden Punkt getroffen. Sie sehnte sich verzweifelt nach einem Heim, aber das würde sie sich nicht anmerken lassen! Nicht nachdem er sich so zynisch darüber lustig gemacht hatte. „Wirke ich wirklich wie jemand, der sich nach der häuslichen Idylle sehnt?“
Max sah sie an. Er stand so nah bei ihr, dass sie sehen konnte, wie lang seine Wimpern waren. „Nein“, sagte er. „Du kommst mir eher wie jemand vor, der sich auf seine Karriere konzentriert. Vielleicht eine Einzelgängerin?“
Das tat weh. Darcy hatte durchaus Freunde, aber wegen ihrer Arbeit sah sie diese nur, wenn sie in Großbritannien war. Konnte es sein, dass sie nicht nur romantischen Beziehungen aus dem Weg ging, sondern sogar Freundschaften?
Sofort ärgerte sie sich über ihre Reaktion. Sie war einfach nur müde und etwas benebelt von dem Whisky. Sie richtete sich auf, aber dadurch kam sie Max nur noch näher. „Es ist spät. Wenn du nicht willst, dass ich morgen beim Abendessen einschlafe, sollte ich jetzt nach Hause gehen.“
„Ja. Das ist wahrscheinlich das Vernünftigste.“
Darcy musste sich zwingen, sich abzuwenden und zur Tür zu gehen. Heftig stieß sie dabei mit der Hüfte gegen eine Ecke des Schreibtisches. Vor Schmerz schnappte sie nach Luft.
Max griff nach ihrem Arm. „Hast du dir wehgetan?“
Durch den Stoff ihrer Bluse spürte sie seine Finger, stark und warm. Ihr Atem ging schneller. Er drehte sie zu sich herum, und sie konnte seinem Blick nicht länger ausweichen. „Ich … nichts passiert.“ Bei dem Blick in seine Augen vergaß sie jeden Schmerz. Plötzlich schien die Luft zwischen ihnen zu vibrieren.
Alles in ihr schrie danach wegzulaufen, so schnell ihre Beine sie trugen. Aber seltsamerweise wollte sie bleiben.
Er zog sie näher, doch sein Griff war leicht genug, dass sie ihren Arm jederzeit hätte losmachen können. „Was tust du?“, flüsterte sie.
Seine Augen glitten von ihrem Mund zu ihren Augen, und die Zeit stand still. Max legte seine Hand um ihre Taille und zog sie an sich. „Ich konnte nur noch daran denken, wie es sein würde.“
„Wie was sein würde?“
„Das …“
Bevor Darcy begriff, was geschah, beugte er sich über sie und bedeckte ihren Mund mit seinen Lippen. Ohne zu zögern, schmiegte sie sich an seinen Körper und erwiderte seinen Kuss. Seine Zunge erkundete sanft und sinnlich ihren Mund, lockte und reizte sie. Erregung rieselte durch ihren Bauch. Kaum nahm sie wahr, wie er sie anhob, bis sie auf dem Schreibtisch saß, wie er sich näher an sie drängte, bis er zwischen ihren Schenkeln stand. Sie spürte seinen harten Körper an ihrem, und alles in ihr schrie danach, ihn zu fühlen, ihn zu schmecken, ihn an sich zu pressen, nach seinen Liebkosungen, nach seinen leidenschaftlichen Küssen, unter denen sich jeder klare Gedanke auflöste. Als er sie noch enger an sich zog, spürte sie seine harte Männlichkeit an ihrem Bauch.
Erst in diesem Moment wurde ihr bewusst, wie weit sie schon gegangen waren.
Viel zu weit. Ihr war, als würde plötzlich ein eiskalter Hauch ihre glühende Haut streifen.
Sie zuckte zurück und sah in seine Augen. Nie im Leben würde Max Fonseca Roselli mich begehren, schoss ihr durch den Kopf. Er spielt nur mit mir.
Sie machte sich abrupt von ihm los und sprang von der Schreibtischplatte. Unwillkürlich ließ er sie gehen. Ihr Herz raste, als wäre sie gerade einen Marathon gelaufen. Ganz langsam kehrte ihr Verstand zurück, und die Scham ließ ihr das Blut in die Wangen steigen.
In der einen Minute redeten sie noch über den Geschäftsabschluss, in der nächsten nippte sie an teurem Whisky, und Max erzählte ihr intime Details aus seinem Privatleben.
Und dann hatte sie sich ihm an den Hals geworfen. In ihrem ganzen Leben hatte sie sich noch nie so unprofessionell verhalten. Fassungslos und wütend auf sich selbst, versuchte sie mit aller Kraft zu verdrängen, dass sie nichts lieber wollte als sich augenblicklich wieder in seine Arme werfen.
Max sah aus wie die Verkörperung des enttäuschten Playboys. Sein Haar war zerrauft, er beobachtete sie lauernd wie ein Raubtier seine Beute.
Oh Gott! Sie hatte ihre Hände in diesem Haar vergraben, sich an ihn geklammert wie ein sexhungriges Groupie. Als sie wieder in der Lage war zu sprechen, sagte sie anklagend: „Das hätte nicht passieren dürfen!“
Ihr Haar löste sich aus dem Knoten, und sie hob die Hände, um ihre Frisur zu richten. Als sie sah, wie Max’ Blick sich auf ihre Brüste senkte, fühlte sie sich fast erniedrigt. Hätten sie nicht im letzten Moment aufgehört … Hastig verdrängte sie die Vorstellung davon, was sie jetzt stattdessen tun würden.
Sex auf dem Schreibtisch? Wie in einem Pornofilm …
Ihr wurde übel. Als sie ihre Haare wieder festgesteckt hatte, ließ sie die Hände sinken und sah Max an. Er schien ihr Entsetzen nicht zu teilen.
Scheinbar gleichmütig erwiderte er ihren Blick. „Das ist aber passiert. Und das wäre es früher oder später sowieso.“
„Sei nicht albern!“, fuhr sie ihn an und versuchte, ihr Entsetzen zu verbergen. Hatte er etwa bemerkt, wie faszinierend sie ihn fand? Ihre Beine zitterten. „Du willst mich nicht.“
Max verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich küsse keine Frauen, die ich nicht will.“
„Du willst ernsthaft behaupten, du begehrst mich? Ha!“ Sie begann, nach ihren Schuhen zu suchen. „Erwartest du, dass ich dir das glaube? Der Kuss war nicht mehr als ein Aussetzer. Eine lange Nacht, Müdigkeit, Nähe …“ Hektisch zog sie ihre Schuhe an, die von ihren Füßen geglitten waren, als sie und Max …. „Das hätte nicht passieren dürfen. Es war durch und durch unprofessionell.“
„Nähe und Müdigkeit?“
Sein scharfer Tonfall ließ sie innehalten. Widerstrebend sah sie ihn an.
„Das war Chemie – schlicht und einfach. Wir wollten einander, und glaub mir, selbst wenn wir hellwach und durch eine meterdicke Mauer getrennt gewesen wären, hätte ich dich gewollt.“
In der Stille, die seinen Worten folgte, hörte Darcy ihren eigenen Herzschlag. Er wollte sie? Unmöglich. Sie schüttelte den Kopf. „Morgen früh gebe ich dir meine Kündigung.“
„Du wirst nichts Derartiges tun!“
Darcys Herz raste, als wollte es aus der Brust springen. „Aber wir können nicht länger zusammenarbeiten! Du hast selbst gesagt, dass du keine Sekretärin willst, die ihre Grenzen überschreitet.“
Er runzelte die Stirn. „Was gerade passiert ist, ging von uns beiden aus. Damit habe ich kein Problem – ich trage mindestens so viel Verantwortung daran wie du. Mehr sogar, immerhin bin ich dein Chef.“
„Ganz genau“, stimmte sie zu. „Umso mehr ein Grund, warum ich nicht länger für dich arbeiten kann. Wir sind zu weit gegangen.“
Vom Kopf her war Max vollkommen klar, dass Darcy mit jedem Wort recht hatte. Noch nie in seinem Leben hatte er dermaßen die Kontrolle verloren. Er war alles andere als ein Unschuldsengel, aber bisher hatte er immer eine strikte Grenze zwischen Arbeit und Vergnügen gezogen. Wie hatte ihm so etwas passieren können?
Als hättest du eine Wahl gehabt, sagte eine spöttische Stimme in seinem Inneren. Seit sie heute Morgen ins Büro gekommen war, hatte er kaum seine Augen von ihr abwenden können. Er wollte nur ihre Haare aus dem strengen Knoten lösen und ihre weichen Lippen schmecken. Den ganzen Tag lang hatte er gegen sein unangemessenes Verlangen angekämpft und sich immer wieder gesagt, wie lächerlich er war.
Dann hatten sie sich Essen kommen lassen. Darcy hatte ihm mit gekreuzten Beinen auf dem Boden gegenübergesessen und Sushi mit Stäbchen aus dem Pappkarton gegessen. Selbst in einem Sterne-Restaurant hatte Max keine Mahlzeit jemals so gut geschmeckt. Als sie dann ihre Schuhe abstreifte und auf Knien die Papiere auf dem Boden ausbreitete, um sie besser sortieren zu könnend, konnte er sich kaum noch beherrschen.
Dio.
Und jetzt wollte sie kündigen – weil er die Beherrschung verloren hatte. Sein Inneres krampfte sich zusammen. „Du wirst diesen Job nicht aufgeben, Darcy.“
Sie presste die Lippen zusammen. Max konnte kaum den Blick abwenden. Allein die Erinnerung an ihren Kuss ließ ihn fast schon wieder die Beherrschung verlieren.
„Ich denke, diese Entscheidung liegt nicht bei dir“, erwiderte sie kühl.
Bei ihrem Tonfall durchströmte ihn eine vertraute Härte. „Oh doch, das tut sie – jedenfalls, wenn dir etwas an deiner beruflichen Zukunft liegt.“
Darcy wurde blass, und Max spürte ein sehr unvertrautes Gefühl. Reue. Er schob es beiseite.
„Ich bleibe nicht in einem Job, in dem die professionellen Grenzen überschritten wurden.“
Seine wachsende Verzweiflung gefiel ihm gar nicht. „Es war nur ein Kuss, Darcy.“ Ungeduldig fuhr er sich mit einer Hand durchs Haar. „Du hast recht, es hätte nicht passieren dürfen, aber das ist es nun mal.“ Er suchte nach weiteren Argumenten, um sie zum Bleiben zu überreden. Plötzlich wurde ihm klar, dass er sein eigentliches Ziel ganz vergessen hatte. „Ich brauche dich für den Abschluss mit Montgomery, Darcy. In der jetzigen Situation kann ich mir nicht leisten, meine Chefsekretärin zu verlieren. Du bist mitten im Thema, und um eine Nachfolgerin einzuarbeiten, haben wir nicht genug Zeit.“
Max sah, wie sie sich auf die Lippen biss, weiße Zähne auf rosiger Haut. Um ein Haar hätte er ausgerufen, dass sie vielleicht recht hatte. Sie hatten eine Grenze überschritten, vielleicht war es besser, wenn sie ging – aber etwas hielt ihn davon ab. Das alles entscheidende Geschäft, sagte er sich.
Darcy wandte ihm den Rücken zu und sah aus dem Fenster. Er ertappte sich dabei, wie er auf ihre schmale Taille starrte. Ihre Bluse hing unordentlich aus dem Rock. Er hatte das getan. Er erinnerte sich genau, wie verzweifelt er sich danach gesehnt hatte, ihre Haut zu berühren.
Was war nur los mit ihm? Er hatte die erotischsten Frauen der Welt geliebt, doch nichts hatte ihn jemals so erregt, wie der Anblick einer billigen Kunstseidenbluse.
Darcy drehte sich um. „Ich weiß, wie wichtig dieses Geschäft für dich ist“, sagte sie leise.
„Ja. Das ist es.“ Sie konnte nicht ahnen, wie wichtig.
Dieser Auftrag würde ihm nicht nur sehr viel Geld einbringen, sondern vor allem Respekt. Endlich würde er das Gefühl der Demütigung hinter sich lassen, das ihn sein Leben lang begleitete.
Schließlich sagte sie: „Also gut, ich werde bleiben – aber nur bis nach dem Abschluss mit Montgomery. Und nur, wenn sich der Vorfall von heute Abend nicht wiederholt.“ Sie sah ihn an und wartete auf seine Antwort. Er konnte ihr Widerstreben fast körperlich spüren.
Wenn Max etwas wollte, bekam er es. Und er wollte Darcy. Zum ersten Mal in seinem Leben wurde ihm klar, dass er vielleicht nicht alles haben konnte. Das Geschäft mit Montgomery war wichtiger, als Darcy ins Bett zu bekommen. Aber auf keinen Fall durfte sie mitbekommen, wie schwer es ihm fiel, sich zurückzuhalten, wenn er sie doch nur wieder in seine Arme ziehen wollte.
Er brauchte seine ganze Kraft, um leichthin zu erwidern: „Natürlich wird es nicht wieder passieren. Geh nach Hause, Darcy. Morgen haben wir wieder einen langen Tag vor uns. Und vergiss nicht, dir Kleidung für das Essen mit den Montgomerys mitzubringen. Du musst dich hier umziehen. Wir gehen direkt vom Büro aus zu dem Treffen.“
Darcy erwiderte nichts. Sie drehte sich um und ließ ihn allein. Leise fiel die Tür hinter ihr zu.
Max ging zum Fenster und sah hinaus. Nach wenigen Minuten trat sie aus dem Gebäude. Mit raschen Schritten entfernte sie sich, bis sie mit den Menschen auf der Straße verschmolz.
Als er sie nicht länger sehen konnte, entspannte er sich. Keine Frau war es wert, ihretwegen ein Geschäft zu ruinieren, und ganz sicher nicht die kleine Darcy Lennox mit ihren aufregenden Kurven.
Er wandte sich um. Als sein Blick auf die Unterlagen auf dem Boden fiel, seufzte er tief. Anstatt auch nach Hause zu gehen, füllte er sein Glas nach, dann setzte er sich, nahm einen Stapel Papiere auf und verdrängte Darcy entschlossen aus seinen Gedanken.
Etwas später in der Nacht wälzte Darcy sich in ihrem Bett hin und her. Sie war zu aufgewühlt, um einzuschlafen. Schon bei dem bloßen Gedanken an Max schlug ihr Herz schneller. Noch immer konnte sie seinen harten Körper an ihrem spüren.
Alles war so rasend schnell gegangen, dass es sich immer noch ganz unwirklich anfühlte. Hatte sie wirklich kündigen wollen? Und hatte er ihr wirklich gedroht, er würde ihre Karriere ruinieren, wenn sie ging? Sie erschauerte. Das konnte sie sich gut vorstellen. In den vergangenen Wochen hatte sie oft genug miterlebt, wie skrupellos er sein konnte.
Natürlich nahm er lieber eine peinliche Atmosphäre zwischen ihnen in Kauf, als sein Geschäft mit Montgomery zu gefährden. Ganz gleich, was er gesagt hatte, war sie fest davon überzeugt, dass das Ganze nur aus einer Mischung von Müdigkeit und der Intimität der Situation entstanden war.
Noch immer konnte sie kaum glauben, dass er auf der Straße gelebt hatte. Kein anderer Schüler von Boissy hätte das auch nur zwei Tage überlebt. Aber Max hatte nicht nur überlebt, er war in ungeahnte Höhen aufgestiegen.
Er hatte seinen Bruder und seinen Vater erwähnt. Die Scheidung seiner Eltern. Mit seinen Enthüllungen hatte er sie nur noch neugieriger gemacht. Trotz ihrer Müdigkeit setzte sie sich auf, knipste die Nachttischlampe an und schaltete ihr Notebook ein.
Max Fonseca Roselli Familie, tippte sie in die Internet-Suchmaschine. Sofort öffneten sich zahlreiche Bilder. Mit angehaltenem Atem arbeitete Darcy sich durch die Seiten. Es gab ein Foto von einem großen, athletischen Mann, so umwerfend attraktiv wie Max, aber dabei ein dunkler Typ. Auf vielen Bildern sah man eine atemberaubend schöne Blondine an seiner Seite, Fotos von ihrer Hochzeit.
War auch Max auf der Hochzeit gewesen? Darcy wollte schon weitersuchen, als ihr bewusst wurde, was sie da tat. Sie schloss die Browser-Fenster und klappte ihr Notebook zu.
Noch immer ärgerlich auf sich selbst, schaltete sie die Lampe aus und legte sich wieder hin. Sie hatte einen winzigen, höchst unprofessionellen Moment der Leidenschaft mit diesem Mann geteilt. Ihr einziges Interesse an Max sollte der bevorstehende Geschäftsabschluss sein. Danach konnte sie endlich von hier verschwinden und in Ruhe ihr Leben weiterleben.
Darcy betrachtete sich kritisch im Spiegel der Damentoilette neben ihrem Büro, aber sie konnte sich nicht auf ihren Anblick konzentrieren. Den ganzen Tag lang war Max fast schon übertrieben höflich gewesen, ohne die winzigste Anspielung auf den gestrigen Abend. Darauf, dass sie fast auf seinem Schreibtisch Sex gehabt hätten.
Sie war eben kurz davor gewesen, ihn anzuschreien, er sollte sich endlich wieder normal verhalten, herumbrüllen und kommandieren, wie er es sonst auch immer tat.
Aber vor allem versuchte sie, nicht daran zu denken, wie hemmungslos sie mit Max gewesen war. Sie hatte Sex bisher nie anders als in einer Beziehung erlebt. Aber irgendwas hatte ihr immer gefehlt. Und sie hatte bisher jede Beziehung deswegen beendet.